Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Politisch aktiv werden  (Gelesen 12309 mal)

DarkAmbient

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Politisch aktiv werden
« Antwort #45 am: 24 Mai 2006, 17:03:17 »

Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Dark Ambient"
Eine Mehrheit ist nach Umfragen übrigens mit dem System unzufrieden -- aber das macht nichts, da diese Mehrheit es als alternativlos sieht.

Was ja wohl auch so ist.Ich sehe auf der Welt jedenfalls kein System, das besser wäre als z.B. das bundesrepublikanisch aktuelle.


Is doch klar: Nur Reaktionäre suchen nach dem Besseren in der Vergangenheit, nur Aussteiger suchen danach an einem anderen Ort. Beide Arten von Eskapismus werden den gegenwärtigen Notwendigkeiten nicht gerecht. Aber: Beides ist besser als der sesselpupsende Konservatismus, der die gegenwärtige Stasis ausmacht!

Zitat
Wenn du in der DDR den real existierenden Sozialismuß nur mit den überzeugtesten Politbüromitgliedern durchgezogen hättest, hätte er sicherlich auch funktioniert.Aber es gibt ja in allen Staaten nunmal noch ein paar mehr Leute, die mitunter auch deutlich andere Ansichten haben, als ein paar Idealisten.
Und die alle unter einen Hut zu kriegen und auf einem vernünftigen Level "bei Laune zu halten" ist schwierig genug.Und da sehe ich keinen Alternative zu dem aktuellen politischen System.


Warum weigerst Du Dich immer standhaft, den naheliegendstend Schluss aus Deinen manchmal garnicht so unzutreffenden Beobachtungen zu ziehen? Der Schluss hier wäre: Dann einfach nicht der Mehrheit die eigenen Ideale aufzwingen zu versuchen und damit diese Ideale im Zuge von Herrschaftsausübung zu korrumpieren.

Zitat
"Kitty ist (...) ein 68er-Opfer. Sie ist ein sogenanntes Kursbuch 17-Kind, an dem also alle revolutionären Erziehungsmethoden und Menschheitsneuschaffungsphantasien der Bewegung sich erbarmungslos ausgetobt haben. Kitty ist das alter Ego der Autorin, und wir glauben gern, dass eine solche antiautoritäre Kindheit in Lüchow-Dannenberg ein abgründiges Menschenexperiment gewesen sein muss"


Ach je! Die böse antiautoritäte Erziehung... Ich meine ja auch, dass körperliche Züchtigung an den Schulen wieder erlaubt werden sollte!  :twisted:

Gleich die erste Rezi:
Zitat
"Was für ein herrliches und wichtiges Buch hätte der Roman Sophie Dannenbergs werden können. Die Welt von '68 beschrieben aus der Perspektive ihrer Kinder. Eine Abrechnung. Eine neue Geschichte. Leider ist es ganz und gar mißlungen. Weil sie die Welt, gegen die sie kämpft, als lächerlichen Popanz aufbaut. Weil sie grotesk und in satirischer Absicht überzeichnet, was sie später mit heiligem Ernst niederrenen will. 1968 - Eine Dummheitsgeschichte. So wird das nichts mit der Bewältigung."
(Volker Weidermann in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.08.2004)


Ich kenne genügend Gegenbeispiele, in denen die betroffenen Kinder diese Erziehung -- im Vergleich mit der der Altersgenossen -- als positiv in Erinnerung haben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich niemanden kenne, die aus einer der ersten Psycho-Kommunen der 68er kommt.

Zitat
Ein weiterer Grund, deine Pläne abzulehnen.Mein PKW gehört mir, und wer ihn mir wegnehmen will, der möchte meine individuelle Bewegunsfreiheit einschränken, und das werde ich ganz sicher nicht unterstützen.


Meine Pläne? Hä? Was meinst Du? Ich habe nur mal versucht Deinen Horizont zu erweitern, genauer: die anderen vermeintlichen Systemzufriedenen, mit denen Du Dich so solidarisch gibst, auf einige Entwicklungsländer zu erweitern. Es ist mir schon klar, dass Du die Schutzgrenzen dieser Nation aktiv verteidigen würdest inklusive allen Reichtums, den sie beschützen. Es ist von da nur ein kleiner Schritt zu dem, was früher einmal Imperialismus genannt wurde und was heute in Gestalt des Irak-Kriegs eine Renaissance erlebt. Das Gegenprogramm wäre, zu versuchen eine gerechtere globale Welt hinzubekommen, in der der Unterschied nicht derart groß wäre. Dass das beinhaltet, dass eine Minderheit mit weniger auskommen muss, nehme ich dabei sicher gern in Kauf.

Zitat
Abgesehen davon wäre das der erste Schritt zur Enteignung und hin zum Steinzeitkommunismus, und sowas ist schon aus Prinzip abzulehnen, da solche Systeme noch nie etwas sinnvolles hervorgebracht haben.


Och, Enteignung ist ja durch das GG positiv sanktioniert, denn Privateigentum soll dem Gemeinwohl dienen. Steht da wirklich! Aber ich kann Dich beruhigen: Der Wahn von zig-Millionen Privat-KFZ wäre wohl kaum sinnvoll durch Enteignung einem besseren Gemeinwohl dienlich, das wäre wohl nur die Verschrottung... Aber das ist jetzt ein anderes Thema.

Zitat von: "Lakastazar"
Solltest deinen "Tonfall" mal etwas bremsen... und vllt. mal allmählich merken, dass man einen Begriff im Kontext sehen sollte...


Hupsa! Ich arbeite ständig daran, meinen Tonfall am höchstem diplomatischem Niveau zu orientieren. Bitte mach mal konkret, wo Du Dich zu offensiv angegangen fühlst, damit ich mich bessern kann.

Apropos "allmählich merken": Darf ich Dich darauf hinweisen, dass Du damit angefangen hast (nach Deiner Bemerkung, dass Du über Kommunen bescheid weißt, ja offensichtlich mutwillig) den Begriff Kommune außerhalb des thematisch naheliegenden Kontextes zu verstehen?

Zitat
Es gab nie, es gibt nie und es wird nie eine eindeutige allgemeingültige Definition eines Begriffes über einen bestimmten Zeitraum hinweg geben!!
So einfach is das!


Worauf willst Du hinaus? Doch nicht, dass wir in Zukunft auf Begriffe verzichten. Es wäre einfach hilfreich gewesen, gleich den für unser Thema relevanten Wiki-Artikel zu verlinken. So war es für mich einfach irreführend.
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Thomas

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« Antwort #46 am: 24 Mai 2006, 19:35:36 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Is doch klar: Nur Reaktionäre suchen nach dem Besseren in der Vergangenheit, nur Aussteiger suchen danach an einem anderen Ort. Beide Arten von Eskapismus werden den gegenwärtigen Notwendigkeiten nicht gerecht. Aber: Beides ist besser als der sesselpupsende Konservatismus, der die gegenwärtige Stasis ausmacht!

Also ich komme mit letzterem wunderbar klar, und ich bin damit weißgott nicht alleine.

Zitat von: "DarkAmbient"
Warum weigerst Du Dich immer standhaft, den naheliegendstend Schluss aus Deinen manchmal garnicht so unzutreffenden Beobachtungen zu ziehen? Der Schluss hier wäre: Dann einfach nicht der Mehrheit die eigenen Ideale aufzwingen zu versuchen und damit diese Ideale im Zuge von Herrschaftsausübung zu korrumpieren.

Weil ich deine "Mehrheit" nicht sehe, nicht mal Ansatzweise.Die große Mehrheit in diesem Land dürfte, von kleinen Macken abgesehen, mit dem aktuellen System recht zufrieden sein, weil es eben abseits von dem üblichen gemecker gar nicht mal so übel ist.
Wer ist denn hier für Revolution in deinem Sinne außer einer handvoll Soziologiestudenten und ein paar arbeitsscheuen Proleten ?

Zitat von: "DarkAmbient"
Dass das beinhaltet, dass eine Minderheit mit weniger auskommen muss, nehme ich dabei sicher gern in Kauf.

Das glaube ich dir gerne, da du zu denen gehören dürftest, die eh' nicht viel zu verlieren haben.Wenn ich nichts habe, ist es für mich auch besonders einfach, den Reichtum der anderen mit dem Rest der Welt zu teilen.

Zitat von: "DarkAmbient"
Och, Enteignung ist ja durch das GG positiv sanktioniert, denn Privateigentum soll dem Gemeinwohl dienen. Steht da wirklich!

Was hat denn "Eigentum verpflichtet" mit Enteignung zu tun ?
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DarkAmbient

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« Antwort #47 am: 25 Mai 2006, 00:26:25 »

Zitat von: "Thomas"

Also ich komme mit letzterem wunderbar klar, und ich bin damit weißgott nicht alleine.


Was noch kein Qualitätskriterium ist.

Zitat von: "Thomas"
Wer ist denn hier für Revolution in deinem Sinne außer einer handvoll Soziologiestudenten und ein paar arbeitsscheuen Proleten ?


Wie gesagt: Revolution funktioniert anders.

Zitat von: "Thomas"
Das glaube ich dir gerne, da du zu denen gehören dürftest, die eh' nicht viel zu verlieren haben.Wenn ich nichts habe, ist es für mich auch besonders einfach, den Reichtum der anderen mit dem Rest der Welt zu teilen.


Da irrst Du Dich.

Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "DarkAmbient"
Och, Enteignung ist ja durch das GG positiv sanktioniert, denn Privateigentum soll dem Gemeinwohl dienen. Steht da wirklich!

Was hat denn "Eigentum verpflichtet" mit Enteignung zu tun ?


Ähhh, nun ja....

Zitat
Artikel 14
Eigentum, Erbrecht, Enteignung
   
(1)       

Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
      
(2)       

Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
      
(3)       

Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerech­ter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Betei­ligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.
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Lakastazar

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« Antwort #48 am: 25 Mai 2006, 19:05:46 »

Zitat von: "DarkAmbient"

Zitat von: "Lakastazar"
Solltest deinen "Tonfall" mal etwas bremsen... und vllt. mal allmählich merken, dass man einen Begriff im Kontext sehen sollte...


Hupsa! Ich arbeite ständig daran, meinen Tonfall am höchstem diplomatischem Niveau zu orientieren. Bitte mach mal konkret, wo Du Dich zu offensiv angegangen fühlst, damit ich mich bessern kann.


Zum Beispiel von jemanden anhand eines Links bekritelt zu werden und dann zusammenhangslos zurechtgewiesen zu werden, weil man den Vorstellungen des Kritikers nach offtopic war

Zitat
Also keine Kegelclubs oder bürokratische Gebietskörperschaften im Zusammenhang mit dem Thread "politisch aktiv werden", Lakasazar.


obwohl der Artikel weitaus mehr enthielt, hast du explizit das rausgesucht, was deiner Meinung natürlich am wenigsten passte und mir unter die Nase gehalten... als wäre es das, worauf ich es am meisten angelegt hätte...
damit reduzierst du meine Intention auf den "Kegelclub", obwohl mein Anliegen war, Thomas den Begriff Kommune mal von seinen Hippie-Assoziation zu entkoppeln...

Stattdessen suchst du darin einen Vorwand mich maßregeln zu können...
gewöhn dir das ab!

Zitat
Apropos "allmählich merken": Darf ich Dich darauf hinweisen, dass Du damit angefangen hast (nach Deiner Bemerkung, dass Du über Kommunen bescheid weißt, ja offensichtlich mutwillig) den Begriff Kommune außerhalb des thematisch naheliegenden Kontextes zu verstehen?


Angefangen? Willst du anfangen mir auf Kindergarten-Niveau zu kommen!?
Der Link diente zur Gegenzeichnung von Thomas assoziativ begrenzt gezeichnetem Klischee-Bild einer Hippie-Kommune und sollte zugleich den Begriff einer Kommune mal von postmarxistischer Vereinnahmung befreien!

Denn der Begriff existierte bereits im Mittelalter und war auch unter damaligen Ketzern eine von imperialistischen Zügen abgeschiedene Lebensweise...

(Mehr Regionalität, weniger Zentralismus:
Prinzipielle Ähnlichkeiten mit den Kriterien einer Lebensgemeinschaft sind kein Zufall)

Deswegen hat der Begriff Kommune nich zwangsläufig mit 68ern zu tun und so lässt sich politische Aktivität durch Abgeschiedenheit in einer selbstverwalteten Kommune nicht auf das Phänomen der 68er reduzieren!!

Weder von dir in positiver Vereinnahmung noch durch Thomas in negativer Distanzierung!
So weit die Klarstellung... Im Prinzip kann eine Kommune alles mögliche sein... staatlich verwaltet oder nicht... ihr merkmal:

"Gemeinsamkeit von Lebenszusammenhängen und Interessen verweist"-wiki

Das is Tatsache und is im Sinne mit dem Thema "politische Aktivität" in so fern interessant, als dass es Denkende dazu inspirieren könnte über solche Verwaltungszweigstellen/Körperschaften mehr Möglichkeiten für Bürger zu sehen, anstatt den Begriff ers ma auf misslungene Modelle der 68er  oder auf bürokratische Verwaltungsinstanzen abzuwälzen!

Zitat
Es wäre einfach hilfreich gewesen, gleich den für unser Thema relevanten Wiki-Artikel zu verlinken. So war es für mich einfach irreführend.


Was für dich für das "Thema" relevant is, is es noch lange nich im Kontext, in dem dieser Link zu Geltung kam!
LESEN, LESEN und noch mal LESEN, bis es weh tut!
Es war eine Entgegnung auf Thomas`Behauptung...
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DarkAmbient

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« Antwort #49 am: 26 Mai 2006, 00:51:32 »

Meine harsche Kritik bezog sich rein auf die Leerstelle des Artikels und habe ich doch sofort nach Entdeckung des Hinweises revidiert. Es lag nicht in meiner Absicht Dich zu bekriteln. Wenn dass so rübergekommen ist, dann entschuldige bitte.

Sicher ist Deine Absicht, auf die Ursprünge des Begriffs hinzuweisen, ehrenwert gemeint gewesen.
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Thomas

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« Antwort #50 am: 28 Mai 2006, 10:15:21 »

Zitat von: "DarkAmbient"


Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "DarkAmbient"
Och, Enteignung ist ja durch das GG positiv sanktioniert, denn Privateigentum soll dem Gemeinwohl dienen. Steht da wirklich!

Was hat denn "Eigentum verpflichtet" mit Enteignung zu tun ?


Ähhh, nun ja....

Zitat
Artikel 14
Eigentum, Erbrecht, Enteignung
   
(1)       

Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
      
(2)       

Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
      
(3)       

Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerech­ter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Betei­ligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.

Wie du den dritten Absatz in deinem Sinne uminterpretierst ist echt schon eine Form von Kunst.Du scheinst da wirklich die Grundlage für eine Robin-Hood-artige Umverteilung des Vermögens herauszulesen.Ich glaube, das man soetwas nur kann, wenn man über einen extremen linken Tunnelblick verfügt.

Obiges Zitat ist ein wunderbares Beispiel für dein permanentes Falschverstehen von fast allem.Solltes du irgendwann mal eine Revolution in Gange setzten, bin ich davon überzeugt, das sich später herausstellen wird, das die Gründe dafür deinerseits nur eine riesengroßes  Missverständniss waren =)
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« Antwort #51 am: 28 Mai 2006, 22:50:11 »

A propos Tunnelblick, lieber Thomas:

Hättest Du nur ansatzweise Kenntnis von der Entstehungsgeschichte des Staats, in dem Du lebst, wüsstest Du, dass das durchaus nicht nur die Interpretation eines unverbesserlichen linken Spinners ist. Damals im verfassungsgebenden Prozess wurde dieser Artikel auch von Konservativen breit mitgetragen. Theoretisch ist das Grundgesetz sehr offen für eine Ausformung des Staats, der als sozialistisch bezeichnet werden könnte.

Nun, ich kann nachvollziehen, dass jemand, der stark im gegenwärtigen common sense aufgeht, das für einen schlechten Scherz hält. (Und ich verstehe, dass Du jede Abweichung von diesem common sense als Missverstehen missverstehst, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf!) Aber ich kann Dich beruhigen: Jener Zeitgeist verhindert effektiv, dass von Art. 14 auch nur im Ansatz Gebrach gemacht wird.

Nochmal: Der mit der Revolution war Colourize, nicht ich. Das Neue hat noch keine Namen. Und der Fehlschluss vieler Anhänger des status quo ist, dass es das deshalb nicht gibt bzw. geben kann.
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Thomas

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« Antwort #52 am: 29 Mai 2006, 08:39:13 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Damals im verfassungsgebenden Prozess wurde dieser Artikel auch von Konservativen breit mitgetragen. Theoretisch ist das Grundgesetz sehr offen für eine Ausformung des Staats, der als sozialistisch bezeichnet werden könnte

Auch wieder so ein Missverständniss : Dieser Artikel, so wie er im GG formuliert ist, wird auch heute noch von allen Fraktionen mitgetragen, lediglich das, was du aus diesem Artikel zu interpretieren versuchst, ist das, was in Richtung "unverbesserlicher linker Spinner" geht.

Dieser Artikel dient dazu, das in speziellen Einzelfällen Enteignungen möglich sind, wenn es für das Allgemeinwohl dringen erforderlich ist.

Das stehte nichts davon (und das ist damit auch nicht gemeint), das auf breiter Front die Besitztümer im sozialistischen Sinne umverteilt werden können, und das scheinst du ja aus diesem Artikel herauszulesen.

(Als Bremse ist in dem Artikel übrigens auch noch von angemessener Entschädigung die Rede, also ist mit Enteignung in Robin-Hood-Manier da eh' nichts zu machen)

Zitat von: "DarkAmbient"
Nun, ich kann nachvollziehen, dass jemand, der stark im gegenwärtigen common sense aufgeht, das für einen schlechten Scherz hält.

Deinen Interpretation diese Artikels dürften die meisten Realisten für einen schlechten Scherz halten.

Aber das ist nicht weiter verwunderlich : Wenn man z.B. durch die Sternschanze läuft, kann man gewisse politische Meinungen an allen Ecken auf Plakaten und Häuserwänden lesen, und da kommt man als Realist aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus.

Zitat von: "DarkAmbient"
Jener Zeitgeist verhindert effektiv, dass von Art. 14 auch nur im Ansatz Gebrach gemacht wird.

Das stimmt so nicht, in Einzelfällen wird von dem Artikel tatsächlich gebrauch gemacht, nur eben (zum Glück) nicht in revolutionärem Sinne und dann auch nur mit entsprechender Entschädigung.

Zitat von: "DarkAmbient"
Nochmal: Der mit der Revolution war Colourize, nicht ich. Das Neue hat noch keine Namen. Und der Fehlschluss vieler Anhänger des status quo ist, dass es das deshalb nicht gibt bzw. geben kann.

Aber du wärst einer Revolution im colourize'schem Sinne vermutlich nicht abgeneigt, oder ? Letztendlich hättet ihr doch die selben Ziele vor Augen.

(Außerdem : Nur das "das Neue" keinen Namen hat, ist für mich kein ausreichender Grund, das es das dann auch nicht geben kann.)
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colourize

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« Antwort #53 am: 29 Mai 2006, 10:31:28 »

Zitat von: "Thomas"
Aber du wärst einer Revolution im colourize'schem Sinne vermutlich nicht abgeneigt, oder ? Letztendlich hättet ihr doch die selben Ziele vor Augen.

Moment, moment. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich mir eine Revolution wünsche, sondern lediglich dass ein tiefgreifender sozialer Wandel nur durch Revolution zu stande kommen kann. Ich selbst verspreche mir keine Vorteile von einer Revolution für mich persönlich, s. hier:
Zitat von: "colourize"
ich habe schon viel zu viel in das bestehende System investiert, als dass sich eine Revolution für mich irgendwie lohnen könnte (Investitionswert der bestehenden Ordnung). Jedenfalls ist das Risiko, dass es mir nach einer Revolution nicht besser geht als vorher, entschieden zu hoch. (Ich weiss, ich bin käuflich.. ;) )
Naja, sollte es mir eines Tages entschieden schlechter gehen, könnte es sein dass ich mich nochmal umentscheide. Aber solange ich genug Geld habe (für das ich mir auch etwas kaufen kann), sorglos auf die Straße gehen kann ohne dass Irgendwer mich bedroht und ich einen Lebensstil leben kann der mir genug Freiraum und Luft zum atmen lässt - solange nehme ich die strukturelle Gewalt die das System auf mich ausübt billigend in Kauf.
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Thomas

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« Antwort #54 am: 29 Mai 2006, 11:46:13 »

Zitat von: "colourize"
Moment, moment. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich mir eine Revolution wünsche, sondern lediglich dass ein tiefgreifender sozialer Wandel nur durch Revolution zu stande kommen kann. Ich selbst verspreche mir keine Vorteile von einer Revolution für mich persönlich, s. hier:

Ich wollte auch nur verdeutlichen, das die Ziele , die ihr beiden euch von einer Revolution versprechen würdet (wenn sie denn stattfinden würde), die gleichen sind.

Des weiteren hat DarkAmbient dich explizit als "der mit der Revolution" bezeichnet, nicht ich  :wink:
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DarkAmbient

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« Antwort #55 am: 29 Mai 2006, 12:35:58 »

Ach Thomas, es ging doch nur um die Frage "Was denn 'Eigentum verpflichtet' mit Enteignung zu tun hätte?". Wenn die Sozialbindung des Eigentums für Dich eine Einbildung ist und Du meinst, die beiden Sachen stehen nur zufällig im selben GG-Artikel, dann kann ich da wohl auch nichts dran machen.

Nochmal: Du musst nicht panisch werden. Eine Revolution ist soweit ich vom ZK informiert wurde für die nächste Zeit nicht geplant.

Mal im Ernst: Von einer Revolution, die stattfindet oder aber auch nicht stattfindet, zu sprechen halte ich für etwas sonderbar. Das hört sich so an, als ob es an irgendwelchen Revolutionären abhängt, die entweder Lust zur Revolution haben oder auch nicht. Und auch nicht von Leuten wie mir, die sich eine andere Welt vorstellen können.

Zitat von: "Colourize"
Moment, moment. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich mir eine Revolution wünsche, sondern lediglich dass ein tiefgreifender sozialer Wandel nur durch Revolution zu stande kommen kann. Ich selbst verspreche mir keine Vorteile von einer Revolution für mich persönlich, s. hier:


Daraus folgt ja, dass Du in der besten aller möglichen Welten lebst, so dass Wandel immer nur zu etwas Schlechterem führt!?
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« Antwort #56 am: 29 Mai 2006, 12:51:34 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Daraus folgt ja, dass Du in der besten aller möglichen Welten lebst, so dass Wandel immer nur zu etwas Schlechterem führt!?

Keineswegs. Allerdings schafft die Einsicht, dass die bestehende Ordnung ungerecht sind, noch keine Einsicht, welche neue Ordnung denn gerechter wäre. Natürlich könnte eine neue Ordnung nach einer Revolution auch für mich besser sein - allerdings ist dies keineswegs garantiert. Weil die Gewissheit, dass es nach der Revolution besser wird, nicht gegeben ist, ist die Revolution nur für diejenigen eine attraktive - weil: risikoarme - Option, die nichts zu verlieren haben.
Genau mit dieser Taktik schützt sich das System gegen Revolution: Divide et impera. Durch die gesellschaftliche Stratifizierung und die Belohnung für individuelle Investitionen in die Systemstabilität (z.B. durch den Erwerb von Bildungsabschlüssen oder den Kauf von Immobilien) werden Revolutionen trotz zunehmender sozialer Ungleichheit unwahrscheinlicher.
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« Antwort #57 am: 29 Mai 2006, 13:29:15 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Ach Thomas, es ging doch nur um die Frage "Was denn 'Eigentum verpflichtet' mit Enteignung zu tun hätte?". Wenn die Sozialbindung des Eigentums für Dich eine Einbildung ist und Du meinst, die beiden Sachen stehen nur zufällig im selben GG-Artikel, dann kann ich da wohl auch nichts dran machen.

Wie gesagt, diese Form der Sozialbindung des Eigentums, die du dir vorstellst, sehe ich anders, und deine Sichtweise ist wohl kaum in besagtem Artikel angesprochen.

Zitat von: "DarkAmbient"
Nochmal: Du musst nicht panisch werden. Eine Revolution ist soweit ich vom ZK informiert wurde für die nächste Zeit nicht geplant.

(Nicht genügend Geld in der Revolutionskasse vorhanden ? Kein Bock, nur wegen Revolution vor 12:00 Uhr aufzustehen ? =) )

Das freut mich zu hören, jedoch bedarfs es etwas mehr als ein paar verträumter Sozialromantiker, um mich diesbezüglich panisch werden zu lassen.

Zitat von: "DarkAmbient"
Mal im Ernst: Von einer Revolution, die stattfindet oder aber auch nicht stattfindet, zu sprechen halte ich für etwas sonderbar. Das hört sich so an, als ob es an irgendwelchen Revolutionären abhängt, die entweder Lust zur Revolution haben oder auch nicht. Und auch nicht von Leuten wie mir, die sich eine andere Welt vorstellen können.

Exakt das ist aber momentan, zumindest in der westlichen Welt, der Fall : Außer ein paar selbsternannter Revolutionäre hat nämlich gerade kaum einer "Lust" auf Umsturz.

Zitat von: "Colourize"
Genau mit dieser Taktik schützt sich das System gegen Revolution: Divide et impera. Durch die gesellschaftliche Stratifizierung und die Belohnung für individuelle Investitionen in die Systemstabilität (z.B. durch den Erwerb von Bildungsabschlüssen oder den Kauf von Immobilien) werden Revolutionen trotz zunehmender sozialer Ungleichheit unwahrscheinlicher.

Wenn man diese Tatsache mal ohne die unterstellte bösartige Taktik des Systems betrachtet, könnte man auch annehmen, das es den Leuten einfach nur gut (genug) geht, so das es keinen Grund für Revolution&Co. gibt.Es soll ja nicht wenige Leute geben, die vom Leben nicht mehr wollen als Bildung (somit vernünftige Jobs), Immobilienerwerb und ähnliches, und damit vollumfänglich zufrieden sind  :wink:
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« Antwort #58 am: 29 Mai 2006, 13:42:39 »

Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Colourize"
Genau mit dieser Taktik schützt sich das System gegen Revolution: Divide et impera. Durch die gesellschaftliche Stratifizierung und die Belohnung für individuelle Investitionen in die Systemstabilität (z.B. durch den Erwerb von Bildungsabschlüssen oder den Kauf von Immobilien) werden Revolutionen trotz zunehmender sozialer Ungleichheit unwahrscheinlicher.

Wenn man diese Tatsache mal ohne die unterstellte bösartige Taktik des Systems betrachtet, könnte man auch annehmen, das es den Leuten einfach nur gut (genug) geht, so das es keinen Grund für Revolution&Co. gibt.Es soll ja nicht wenige Leute geben, die vom Leben nicht mehr wollen als Bildung (somit vernünftige Jobs), Immobilienerwerb und ähnliches, und damit vollumfänglich zufrieden sind  :wink:

Ob die Taktik des Systems "bösartig" ist oder nicht will ich gar nicht bewerten. Ich halte diese Taktik eigentlich eher für eine systemimmanente Logik als für eine bösartige Absicht von irgendwem.

Ansonsten vollste Zustimmung: Den Menschen in der brd gehts zu gut für eine Revolution; genau das schrieb ich ja schon vor einigen Seiten. Dass viele Menschen mit wenig Inhalt im Leben zufrieden sind, ist sicherlich eine richtige - wenngleich keine neue - Erkenntnis.
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« Antwort #59 am: 29 Mai 2006, 13:56:11 »

Zitat von: "colourize"
Ob die Taktik des Systems "bösartig" ist oder nicht will ich gar nicht bewerten. Ich halte diese Taktik eigentlich eher für eine systemimmanente Logik als für eine bösartige Absicht von irgendwem.

Ich auch, deshalb wundert es mich auch immer, wenn es bei dir und anderen immer so klingt, als wenn das alles nur ein bei Laune halten des Volkes ausgehend von einem bösen, imperialistischen System wäre.

Zitat von: "colourize"
Dass viele Menschen mit wenig Inhalt im Leben zufrieden sind, ist sicherlich eine richtige - wenngleich keine neue - Erkenntnis.

Was Gehaltvoller Inhalt des Lebens ist, ist sicherlich Ansichtssache, aber wenn du Bildung, sicherer Job, angenehmes Leben im eigenen Haus und freie Meinungsäußerung als wenig Inhalt betrachtest, muß man schon fragen, was du denn noch willst ? Außer, das es dem Rest der Welt ähnlich geht, ist ja wohl nicht mehr viel von unserer diesseitigen Existenz zu verlangen, oder was vermisst du sonst noch ?
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