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Autor Thema: Politisch aktiv werden  (Gelesen 12502 mal)

Thomas

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« Antwort #15 am: 17 Mai 2006, 21:06:46 »

Zitat von: "Bombe"
Was haben denn Demonstrationen mit Politik zu tun? Demonstrationen sind so ziemlich das deutlichste Eingeständnis von "ach ja, ich hätte ja seinerseits aktiv mitgestalten können, aber ICH PROTESTIER LIEBER". Macht ja auch mehr Spaß, klar.

Zum einen sind Demonstrationen eine Form von Meinungsäußerung, und das kann bekanntermaßen auch politisch sein.Zum anderen kann man auch gegen Dinge demonstrieren, auf die man wenig oder keinen Einfluß hatte bzw. deren Entstehung vor der eigenen Zeit stattfanden.
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colourize

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« Antwort #16 am: 18 Mai 2006, 00:50:18 »

"Mitgestalten" kann man nur, wenn man sich "im System" bewegt und glaubt, durch Reformation etwas verändern zu können (s. auch das Posting von Dark Ambient.). Wenn man aber (wie ich z.B.) der Überzeugung ist, dass ein Wandel nur durch Revolution, aber niemals durch Reformation eingeleitet werden kann, erscheint auch jede Form des "Mitgestaltens" als müßig.
Der offene Protest (z.B. auf Demonstrationen) ist dann das Ventil, dem Unmut über die Verhältnisse Luft zu machen, ohne dabei dem System grundsätzlich den Krieg zu erklären.
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Bombe

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« Antwort #17 am: 18 Mai 2006, 01:04:37 »

Genau. Jede antiimperialistische Gruppierung wie die unsere muss eine solche Interessendivergenz innerhalb ihrer Machtbasis reflektieren! - Einverstanden. Francis? - Ja, ich denke, Judiths Gesichtspunkt ist sehr stichhaltig.
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

DarkAmbient

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« Antwort #18 am: 18 Mai 2006, 01:20:43 »

Zitat von: "colourize"
"Mitgestalten" kann man nur, wenn man sich "im System" bewegt und glaubt, durch Reformation etwas verändern zu können (s. auch das Posting von Dark Ambient.). Wenn man aber (wie ich z.B.) der Überzeugung ist, dass ein Wandel nur durch Revolution, aber niemals durch Reformation eingeleitet werden kann, erscheint auch jede Form des "Mitgestaltens" als müßig.


Nanu!? Ich dachte Du wärst ein professioneller Mitgestalter...

Die Frage, die mich quält, ist: Wo versteckt sich die Revolution? Muss man sie in der Zeit suchen (einfach abwarten, bis die Zeit günstig ist, und dann umstürzeln) oder an einem anderen Ort (auswandern, oder -- wie schon erwähnt -- in einer Kommune radikal neu anfangen)? Der Nachteil, wenn man das Politische auf 'die Gründung' oder 'den Umsturz' beschränkt, ist dass man es doch sehr in den Himmel hebt, wo man kaum jemals anlangt.

Zitat
Der offene Protest (z.B. auf Demonstrationen) ist dann das Ventil, dem Unmut über die Verhältnisse Luft zu machen, ohne dabei dem System grundsätzlich den Krieg zu erklären.


Ja. Demonstrationen (ab einer gewissen Größenordnung) wohnt auch das symbolische Moment inne, dass sie potenziell außer Kontrolle geraten kann und eine Eigendynamik entfalten kann, die einen verfassten unangefochtenen Herrschaftsanspruch erschüttern lässt. Aber dort hat diese Form ihre Grenze. Geht es weiter und verscheucht man die Machthaber, muss man damit leben, dass dafür einfach neue kommen, womit selten was gewonnen ist. Ausnahmen, wie der Fall der DDR, bestätigen die Regel.
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DarkAmbient

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« Antwort #19 am: 18 Mai 2006, 01:23:30 »

Zitat von: "Bombe"
Genau. Jede antiimperialistische Gruppierung wie die unsere muss eine solche Interessendivergenz innerhalb ihrer Machtbasis reflektieren! - Einverstanden. Francis? - Ja, ich denke, Judiths Gesichtspunkt ist sehr stichhaltig.


Diese Karrikatur ist ein sehr schönes Beispiel für die Haltung, die bei einer Demonstration eingenommen wird... :)
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Thomas

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« Antwort #20 am: 18 Mai 2006, 08:53:56 »

Zitat von: "DarkAmbient"

Die Frage, die mich quält, ist: Wo versteckt sich die Revolution?

Vieleicht hat sie einfach (zumindest hierzulande) nur zu wenig Sympathisanten, und man muß sie daher mit der Lupe suchen ?`

Zitat von: "DarkAmbient"
oder -- wie schon erwähnt -- in einer Kommune radikal neu anfangen)?

Das hat doch rückblickend schon '68 alles nicht wirklich funktioniert.
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MurMur

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« Antwort #21 am: 18 Mai 2006, 11:48:10 »

Naja zuhause herumzusitzen, mit seinen Freunden zu diskutieren und ansonsten gar nichts zu machen bringt auf jedenfalls Überhauptnichts, wer etwas ändern will muss auch etwas dafür machen und seine Meinung öffentlich vertreten mit Wort und Tat.
Demonstrationen und Handelsboykotte sind die einfachsten Mittel die man in einer Demokratie anwenden kann und die auch schon oft zu erfolgen geführt haben.
Es ist immer noch besser etwas erfolglos zu bekämpfen als es erst gar nicht zu versuchen.
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Bombe

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« Antwort #22 am: 18 Mai 2006, 11:54:25 »

Zitat von: "MurMur"
Demonstrationen und Handelsboykotte sind die einfachsten Mittel die man in einer Demokratie anwenden kann und die auch schon oft zu erfolgen geführt haben.

Aha, da landen wir beim Kern der Sache: Es muss einfach sein!

Mädels, Demokratie ist NICHT einfach. Demokratie ist ein Höllenjob. Wer denkt, er kann sich alle zwei Jahre mal auf die Straße stellen, damit die Demokratie funktioniert, ist massivst auf dem Holzweg.
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MurMur

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« Antwort #23 am: 18 Mai 2006, 12:06:19 »

Zitat von: "Bombe"
Mädels, Demokratie ist NICHT einfach. Demokratie ist ein Höllenjob. Wer denkt, er kann sich alle zwei Jahre mal auf die Straße stellen, damit die Demokratie funktioniert, ist massivst auf dem Holzweg.


Wer denkt das er etwas erreicht ohne etwas zu dafür zu machen aber auch.
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Lakastazar

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« Antwort #24 am: 18 Mai 2006, 13:44:02 »

Zitat von: "Thomas"

Zitat von: "DarkAmbient"
oder -- wie schon erwähnt -- in einer Kommune radikal neu anfangen)?

Das hat doch rückblickend schon '68 alles nicht wirklich funktioniert.


Kurzschlussassoziation mein Freund...
Nicht jede Kommune muss nach 68er Vorbild arbeiten...

Auch konservativere oder religiöse Kreise ziehen sich zurück und bilden kleine Gemeinschaften oder sonstiges.

Ob es Genossenschaften, Kibuzim, Kolchosen, Zirkel, Räte, Gemeinden oder was auch immer sind...
Kommunen sindse alle, egal welcher politischer/religiöser Colouer...

Dass die 68er net funzten lag einfach an der inkonsequent anti-authoritären Art, die nichts mit dem wahren Kern der 68er zu tun hatte...
Narzistische Mitläufer halt, die die Ideologie als Deckmotiv für ihre Faulheit und Lässigkeit herhalten ließen...
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DarkAmbient

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« Antwort #25 am: 18 Mai 2006, 13:48:34 »

Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "DarkAmbient"
oder -- wie schon erwähnt -- in einer Kommune radikal neu anfangen)?

Das hat doch rückblickend schon '68 alles nicht wirklich funktioniert.


Nun, das Datum '68 assoziiere ich eher mit APO. Es gibt allein in Deutschland hunderte funktionierender Kommunen. Dass man nichts von ihnen hört liegt wohl eher daran, dass sie ziemlich außerhalb stehen. Aber daraus zu folgern, dass sie nicht funktionieren ist einfach ein Fehlschluss. Oder woraus schließt Du das jetzt?
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colourize

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« Antwort #26 am: 18 Mai 2006, 14:22:34 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "colourize"
"Mitgestalten" kann man nur, wenn man sich "im System" bewegt und glaubt, durch Reformation etwas verändern zu können (s. auch das Posting von Dark Ambient.). Wenn man aber (wie ich z.B.) der Überzeugung ist, dass ein Wandel nur durch Revolution, aber niemals durch Reformation eingeleitet werden kann, erscheint auch jede Form des "Mitgestaltens" als müßig.


Nanu!? Ich dachte Du wärst ein professioneller Mitgestalter...

Wie kommst Du denn darauf? Bloß weil ich Gewerkschaftsmitglied bin..? 8)
Ich habe kein Amt oder so etwas inne...

Indes: Ich bin sicherlich alles andere als ein Revolutionär, sondern arrangiere mich mit den bestehenden Verhältnissen. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass ein Wandel nur durch Revolution möglich ist.
Das heißt aber nicht, dass ich derjenige bin, der bereit ist einen Wandel zu forcieren. Ganz im Gegenteil: ich habe schon viel zu viel in das bestehende System investiert, als dass sich eine Revolution für mich irgendwie lohnen könnte (Investitionswert der bestehenden Ordnung). Jedenfalls ist das Risiko, dass es mir nach einer Revolution nicht besser geht als vorher, entschieden zu hoch. (Ich weiss, ich bin käuflich.. ;) )
Naja, sollte es mir eines Tages entschieden schlechter gehen, könnte es sein dass ich mich nochmal umentscheide. Aber solange ich genug Geld habe (für das ich mir auch etwas kaufen kann), sorglos auf die Straße gehen kann ohne dass Irgendwer mich bedroht und ich einen Lebensstil leben kann der mir genug Freiraum und Luft zum atmen lässt - solange nehme ich die strukturelle Gewalt die das System auf mich ausübt billigend in Kauf.

Zitat von: "DarkAmbient"
Die Frage, die mich quält, ist: Wo versteckt sich die Revolution? Muss man sie in der Zeit suchen (einfach abwarten, bis die Zeit günstig ist, und dann umstürzeln) oder an einem anderen Ort (auswandern, oder -- wie schon erwähnt -- in einer Kommune radikal neu anfangen)? Der Nachteil, wenn man das Politische auf 'die Gründung' oder 'den Umsturz' beschränkt, ist dass man es doch sehr in den Himmel hebt, wo man kaum jemals anlangt.

Revolution kann m.E. nur entstehen, wenn es zu einer starken Diskrepanz von Regulationsweise und Akkumulationsregime kommt, z.B. in Folge technischer Innovation. So verstehe ich die gesellschaftlichen und politischen Revolutionen des 19. und beginnenden 20. Jhd., die zu einer neuen Form der Regulation führten, als eine Folge der industriellen Revolution, die seinerzeit eine neue Form der Akkumulation von Kapital hervorbrachte. Der Kommunismus ist in diesem Sinne eine der möglichen politisch-regulativen Antworten auf den Fordismus.

Ich halte eine erneute gesellschaftlich/politische Revolution als Folge der postfordistischen Akkumulation durchaus für denkbar. Erste Ansätze sieht man man derzeit in einigen Staaten Lateinamerikas. Die Frage ist, wie weit die soziale Schere sich auch hier bei uns öffnen wird.
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DarkAmbient

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« Antwort #27 am: 18 Mai 2006, 14:55:07 »

Auf

Zitat von: "colourize"
Aber solange ich genug Geld habe (für das ich mir auch etwas kaufen kann), sorglos auf die Straße gehen kann ohne dass Irgendwer mich bedroht und ich einen Lebensstil leben kann der mir genug Freiraum und Luft zum atmen lässt - solange nehme ich die strukturelle Gewalt die das System auf mich ausübt billigend in Kauf.


und

Zitat
Ich halte eine erneute gesellschaftlich/politische Revolution als Folge der postfordistischen Akkumulation durchaus für denkbar. Erste Ansätze sieht man man derzeit in einigen Staaten Lateinamerikas. Die Frage ist, wie weit die soziale Schere sich auch hier bei uns öffnen wird.


Daraus folgt, dass Du am ehesten zum Revolutionär werden würdest, wenn Du zu der Kaste gehörst, die unter dem neuen Akkumulationsregime (oder auch Produktivkräften) arbeitet und Du unter der gegenwärtigen Regulationsweise (oder auch den Produktionsverhältnissen) am meisten leidest. Stimmt das, wenn man sich heute das postfordistische Volk so anschaut? Du sprachst von Lateinamerika...
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colourize

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« Antwort #28 am: 18 Mai 2006, 15:29:36 »

Die Folgen der Globalisierung treten in Lateinamerika am deutlichsten zu Tage, daher scheint dort derzeit das revolutionäre Potential einfach größer zu sein.
Ich glaube, uns hier im Westen geht es einfach (noch?) viel zu gut.
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lisseth

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« Antwort #29 am: 18 Mai 2006, 15:49:20 »

Zitat von: "Thomas"

Ja, du müßtest in der Anrede soetwas wie "Sehr geehrter Herr Doktor Kohl..." schreiben, weil du mit Helli nich per Du bist, aber den Rest vom Brief würdest du doch auch ungefähr so schreiben wie ich, oder ?  :P


:P:P:P:P:P
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