Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: McKinsey neoliberaler Thinktank  (Gelesen 6386 mal)

Trakl

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McKinsey neoliberaler Thinktank
« Antwort #45 am: 08 Juni 2006, 09:09:35 »

Ich mach mal jeden Satz neu und versuche ihn verständlich zu machen. OHNE etwas wegzulassen.


"W h o i s w h o. -- DIe schmeichelhafte Überzeugung von der Naivetät und Reinheit des Künstlers oder Gelehrten lebt fort in seiner Neigung, Schwierigkeiten mit der verschlagenen Interessiertheit, dem praktisch berechnenden Geist der Kontrahenten zu erklären. "

- Wenn ein Künstler oder Gelehrter auf Schwierigkeiten in der Gesellschaft stößt, so erklärt er es sich immer mehr wohlwollend damit, dass er selbst naiv und "reinen Gewissens" ist, während seine Gegner böse Buben mit berechnendem Geist sind.


"Aber wie jede Konstruktion, in der man sich recht und der Welt unrecht gibt, jedes Bestehen auf dem eigenen Titel dahin tendiert, gerade der Welt in einem selber recht zu geben, so steht es auch um die Antithese von reinem Willen und Schlauheit."

- "Das sollte wohl klar sein!)

"Reflektiert, von tausend politischen und taktischen Erwägungen geleitet, vorsichtig und argwöhnisch verhält sich heute gerade der intellektuelle Außenseiter, der weiß, was zu gewärtigen ist."

- Wer heute noch unabhängig, als Außenseiter denken und leben will, muss eine Menge von gesellschaftlichen Strukturen, verschiedenen Gruppen etc. berücksichtigen und sein Verhalten anpassen, aufpassen was er sagt und tut, weil er weiß, wie die in der Gesellschaft ihn dann behandeln.

"Die Einverstandenen aber, deren Reich längst über die Parteigrenzen hinweg zum Lebensraum zusammenschoss, haben die Berechnung, deren man sie für fähig hielt, nicht mehr nötig."

- Die Angepassten, egal welcher Richtung, sind sich im Prinzip einig - sie haben taktisches, berechnendes Denken - das was man ihnen nachsagt - nicht mehr nötig.


"Sie sind so zuverlässig auf die Spielregeln der Vernunft verpflichtet, ihre Interessenlagen haben so selbstverständlich in ihrem Denken sich sedimentiert, dass sie wieder harmlos geworden sind."

- Sie haben sich so sehr in die Abläufe der Gesellschaft integriert, ihr Denken ist so angepasst, dass sie harmlos geworden sind.

"Forscht man nach ihren dunklen Plänen, so urteilt man zwar metaphysisch wahr, weil sie dem finsteren Weltlauf verwandt sind, psychologisch aber falsch: man gerät selber in den objektiv anwachsenden Verfolgungswahn."

- Wenn sie harmlos sind, woher kommt dann das "Böse"? Dass sie innerhalb der Gesellschaft eben unbewusst böses tun macht sie "metaphysisch" also aus übergeordneter Sicht "böse". Sie selbst sind psychologisch gesehen aber nicht bewusst böse. Weil man das merkt und gleichzeitig aber ständig böses geschieht, gerät man in den Verfolgungswahn, der tatsächlich größer wird.

"Die ihrer Funktion nach Verrat und Gemeinheit begehen und der Macht sich und ihre Freunde verkaufen, bedürfen dazu keiner List und keines Hintergedankens, keiner planenden Veranstaltungen des Ichs, sondern müssen sich umgekehrt nur ihren Reaktionen überlassen und der Forderung des Augenblicks bedenkenlos Genüge tun, um spielend zu vollbringen, was andere einzig durch abgründige Überlegungen leisten können."

- Die Angepassten begehen in ihrer gesellschaftlichen Funktion "böses" (z.b. McKinseyberater, die 1000 Mitarbeiter entlassen wollen, weil das doch "vernünftig" sei) und sie verkaufen ihre Freunde, damit sie weiter oben sein können (man muss ja von was leben!). Das geschieht aber nicht bewusst "böse", sondern aus der Anpassung heraus, eben "weil es nicht anders geht".  Das geht schon automatisch, unbewusst. Abgründige, böse Pläne zu schmieden, das passt nur zu Leuten, die diese Angepasstheit NICHT haben.

"Sie erwecken Vertrauen, indem sie es bekunden."

- Sie sagen ständig JA! zur Gesellschaft ("Der Markt regelt das! Alles gut"). Dadurch wirken sie sicher und vertrauenswürdig.

"Sie sehen, was für sie abfällt, leben von der Hand in den Mund und empfehlen sich als unegoistisch zugleich und als Subskribenten eines Zustands, der es ihnen schon an nichts fehlen lassen wird."

- Sie wissen wo es was zu holen gibt, und halten sich für wichtig, für das Wohl der Firma, der Wirtschaft etc. zu arbeiten. Und dafür erhalten sie ihren Lohn, weil das System wie sie sagen gut ist.

"Weil alle ohne Konflikt einzig dem Sonderinteresse nachhängen, erscheint es gerade wiederum als allgemein und gleichsam uninteressiert. Ihre Gesten sind freimütig, spontan, entwaffnend."

- Weil alle sich um ihre besonderen Tätigkeiten und Interessen kümmern, ohne drüber nachzudenken, vermutet man insgesamt bei keinem dieser Menschen Egoismus und Eigennutz. Sie wirken immer alle offen und spontan - und damit nehmen sie Kritikern leicht den Wind aus den Segeln.

"Sie sind nett und böse ihre Widersacher. Weil ihnen gar nicht mehr die Unabhängigkeit zu einer Handlung gelassen ist, die dem Interesse entgegengesetzt wäre, sind sie auf den guten Willen der anderen angewiesen und selber guten Willens."

- Klar, die Angepassten sind super drauf. Sie können sich schon gar nicht mehr vorstellen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die vielleicht gegen die Herrschende Meinung sich stellen könnten. Deswegen sind sie auf den guten Willen anderer angewiesen (könnte sich ja ändern) und selber sowieso guten Willens.

"Das ganz Vermittelte, das abstrakte Interesse, schafft eine zweite Unmittelbarkeit, während der noch nicht vollends Erfasste sich als unnatürlich kompromittiert."

Dieses Angepasste, das eigentlich unnatürlich ist, wird so verinnerlicht, dass es  irgendwann zur zweiten Natur wird, natürlich wirkt! Wer noch ein bisschen selbst denken kann, wirkt dann auf einmal unnatürlich und aufgesetzt.

"Um nicht unter die Räder zu kommen, muss er die Welt an Weltlichkeit überbieten und wird des ungeschickten Zuviel leicht überführt."

- Damit er nicht untergeht muss er so tun, als ob er angepasst wäre und das tut er meist besonders krampfhaft. (Schon mal 15jährige gesehn, die "auf cool machen"? Genau so.). Das sieht man sofort.

"Argwohn, Machtgier, Mangel an Kameradschaft, Falschheit, Eitelkeit und Inkonsequenz lassen sich zwingend ihm vorhalten."

- Wer nicht mitspielt ist für die anderen der Böse, der Kommunist, der Wehrkraftzersetzer etc.  und wenn er seine Thesen forsch und schlau vorbringt ist er auch noch eitel, elitär, und inkosequent, weil er immer zu einem Teil in der Gesellschaft steht.

"Gesellschaftliche Zauberei macht unausweichlich den, welcher nicht mitspielt, zum Eigennützigen, und der ohne Selbst dem Prinzip der Realität nachlebt, heißt selbstlos."

Das ist wohl klar.


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kasimir

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McKinsey neoliberaler Thinktank
« Antwort #46 am: 08 Juni 2006, 09:24:25 »

Ist mir zu geschraubt formuliert - nix gegen dich - so recht er haben mag  :?:
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olli

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« Antwort #47 am: 08 Juni 2006, 09:48:01 »

und da ergibt sich das nächste kommunikative problem - texte, auch philosophische, lassen sich so und so interpretieren.
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Thomas

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« Antwort #48 am: 08 Juni 2006, 09:53:14 »

Zitat von: "Trakl"
Ich mach mal jeden Satz neu und versuche ihn verständlich zu machen. OHNE etwas wegzulassen.
...
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Ich hab' jetzt nur mal ein paar Absätze durchgelesen, und muß sagen : Na also, es geht doch.Zwar ist der Text nicht kürzer, aber wesentlich verständlicher formuliert worden.

Zitat von: "olli"
und da ergibt sich das nächste kommunikative problem - texte, auch philosophische, lassen sich so und so interpretieren.

Das stimmt, was auch wieder für klar formulierte Texte spricht, da kann man nämlich wesentlich weniger interpretieren.
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Trakl

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« Antwort #49 am: 08 Juni 2006, 20:45:55 »

Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Trakl"
Ich mach mal jeden Satz neu und versuche ihn verständlich zu machen. OHNE etwas wegzulassen.
...
ALLES KLAR?[/i]

Ich hab' jetzt nur mal ein paar Absätze durchgelesen, und muß sagen : Na also, es geht doch.Zwar ist der Text nicht kürzer, aber wesentlich verständlicher formuliert worden.

Zitat von: "olli"
und da ergibt sich das nächste kommunikative problem - texte, auch philosophische, lassen sich so und so interpretieren.

Das stimmt, was auch wieder für klar formulierte Texte spricht, da kann man nämlich wesentlich weniger interpretieren.


Aha. Also ist ein kurzer Text nicht unbedingt verständlicher. Aber Ihr habt doch gesehen: wenn Ihr mitgedacht hättet, wärt Ihr auch selber drauf gekommen. Ihr wollt eben nicht.

Olli: das mit dem so oder so interpretieren ist eine Pseudo-Weisheit. Das ist einfach zu erklären: je oberflächlicher man einen Text liest, desto offener wird er für die Interpretation.
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olli

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« Antwort #50 am: 08 Juni 2006, 21:10:57 »

Zitat von: "Trakl"
Olli: das mit dem so oder so interpretieren ist eine Pseudo-Weisheit. Das ist einfach zu erklären: je oberflächlicher man einen Text liest, desto offener wird er für die Interpretation.

nein.
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Thomas

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« Antwort #51 am: 09 Juni 2006, 08:33:48 »

Zitat von: "Trakl"


Aha. Also ist ein kurzer Text nicht unbedingt verständlicher. Aber Ihr habt doch gesehen: wenn Ihr mitgedacht hättet, wärt Ihr auch selber drauf gekommen. Ihr wollt eben nicht.

Hat ja auch niemand behauptet, das man nicht selbst drauf kommen könnte.Es ging darum, das man anderen Leuten ja nicht immer die Mühe des "drauf kommen" machen muß.Denn es ist für einen flüssigen Gedankenaustausch nicht unbedingt förderlich, wenn die hälfte der Beteiligten sich erst mal eine halbe Ewigkeit lang darüber klar werden müssen, was der Verfasser eines bestimmten Textes nun eigentlich sagen will.

Aber ich glaube, das gerade unter Philosophen gerne der Sport betrieben wird, von der Sachdiskussion fließend in eine Diskussion um die Texte und deren (vermutete) Aussage abzugleiten.
Hat natürlich den Vorteil, das man sich nicht mit schöden Sachthemen herumärgern muß, von denen diese entrückten Menschen meist eh' nur bedingt Ahnung haben  :wink:

Zitat von: "Trakl"

Olli: das mit dem so oder so interpretieren ist eine Pseudo-Weisheit. Das ist einfach zu erklären: je oberflächlicher man einen Text liest, desto offener wird er für die Interpretation.

Unabhängig davon : Je verschnörkelter ein Text geschrieben ist, um so höher die wahrscheinlichkeit, das er misinterpretiert wird.
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Trakl

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« Antwort #52 am: 09 Juni 2006, 09:02:59 »

Zitat
Aber ich glaube, das gerade unter Philosophen gerne der Sport betrieben wird, von der Sachdiskussion fließend in eine Diskussion um die Texte und deren (vermutete) Aussage abzugleiten.
Hat natürlich den Vorteil, das man sich nicht mit schöden Sachthemen herumärgern muß, von denen diese entrückten Menschen meist eh' nur bedingt Ahnung haben Wink


Hmmm soweit ich mich erinnern kann, kam die Diskussion über den TEXT von EUCH. Ich wollte eigentlich bei der Sache bleiben.
Zitat
Unabhängig davon : Je verschnörkelter ein Text geschrieben ist, um so höher die wahrscheinlichkeit, das er misinterpretiert wird.


Mein Text ist verschnörkelt. Der von Adorno ist schnörkellos. Man beachte die Konstruktion mit Nebensätzen usw.
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Thomas

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« Antwort #53 am: 09 Juni 2006, 10:18:19 »

Zitat von: "Trakl"

Hmmm soweit ich mich erinnern kann, kam die Diskussion über den TEXT von EUCH.

Notwendigerweise, da hier verhältnismäßige Einigkeit darüber herrschte, das man solche nicht leicht verständlichen Texte nicht unbedingt in einer Sachdiskussion benutzen sollte.
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Kenaz

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« Antwort #54 am: 15 Juni 2006, 12:31:34 »

@ Trakl

Sag mal, Du kämpfst gerne gegen Windmühlen, kann das sein? :wink:
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colourize

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« Antwort #55 am: 15 Juni 2006, 15:41:23 »

Hihi, das Bild von Trakl als Ritter von der traurigen Gestalt finde ich irgendwie nicht gänzlich unpassend. 8)
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Trakl

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« Antwort #56 am: 18 Juni 2006, 23:22:08 »

Zitat von: "Kenaz"
@ Trakl

Sag mal, Du kämpfst gerne gegen Windmühlen, kann das sein? :wink:


Holländer?? WO???
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