Ansichtssache... naja, klar - also Angstgefühl(e) werden natürlich nicht vollständig, dauerhaft und unwiederbringlich gelöscht - das ist ja nicht im Sinne des Anwenders bzw. will ja keiner.
Es geht, wie ich das verstehe, um diese speziellen Emotionen, Angstgefühle, Gefühle der Bedrohung, Ohnmacht, Gefahr, Belastung ..., die an ein oder mehrere erlebte/erfahrene Ereignisse gekoppelt sind - dass man also diese Ereignisse selbst noch erinnert, aber sie eben ohne diese negativen, belastenden Emotionen erinnern kann (können wird/soll).
Also Spambot - was hat das mit Konditionierung zu tun??
To determine whether the effect of propranolol requires active retrieval of the fear memory, we administered propranolol to another fear-conditioned group (n = 20) without memory reactivation. Omission of memory reactivation after propranolol intake yielded normal fear responses and a return of fear 48 h after acquisition. Analysis of variance showed a different pattern for the contingency learning data, with no effects of propranolol.
Quote from: Kallisti on Today at 10:54:09 Also Spambot - was hat das mit Konditionierung zu tun??Wenn das nicht als Witz gemeint war, würde es erklären, weshalb du die von dir zitierten Quellen nicht vollständig verstehst.
Ich habe mal die von dir genannte Studie (Kindt et al., 2009) heraus gesucht (ist nicht öffentlich zugänglich) und durchgelesen.
[...]Warum die Angst aus der Erinnerung verschwindet, erklären die Wissenschaftler mit der Wirkung von Propranolol im Gehirn: Das Medikament senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz, indem es in den Körperzellen bestimmte Rezeptoren für das Stresshormon Adrenalin blockiert. Solche Rezeptoren gibt es praktisch in allen Organen, auch in Herz, Lunge, Niere und Muskulatur. Man bezeichnet sie als Beta-Rezeptoren, weshalb entsprechende Medikamente auch als Betablocker bekannt sind. Der Betablocker Propranolol gelangt aber mit dem Blut auch ins Gehirn, wo es in der Region, die die Gefühle steuert, ebenfalls Beta-Rezeptoren gibt. Wenn sie von Propranolol besetzt werden, können Stressbotenstoffe wie Noradrenalin nicht andocken. Folge: Das Angstzentrum kann für einige Zeit nicht in Erregung versetzt werden. Passiert das, während eine Erinnerung gerade aktiviert und in ihrer sensiblen Phase ist, verändert das ihren Inhalt: Die Erinnerung wird nun ohne Angst neu abgespeichert. Die alte Verknüpfung ist gelöscht.[...]
Der Betablocker zeigt nur dann eine Wirkung, wenn das Individuum sich aktiv mit der konditionierten Situation auseinandersetzt:
Der Begriff Löschung wird hier vermutlich im Sinne der operanten Konditionierung (Extinction) verwendet. Damit ist eigentlich nur gemeint, dass ein unerwünschtes, belastendes Verhalten durch ein funktionales Verhalten ersetzt wird. Dabei werden natürliche Lernprozesse genutzt.
Das Angstzentrum kann für einige Zeit nicht in Erregung versetzt werden. Passiert das, während eine Erinnerung gerade aktiviert und in ihrer sensiblen Phase ist, verändert das ihren Inhalt: Die Erinnerung wird nun ohne Angst neu abgespeichert. Die alte Verknüpfung ist gelöscht.
Der Betablocker Propranolol gelangt aber mit dem Blut auch ins Gehirn, wo es in der Region, die die Gefühle steuert, ebenfalls Beta-Rezeptoren gibt. Wenn sie von Propranolol besetzt werden, können Stressbotenstoffe wie Noradrenalin nicht andocken. Folge: Das Angstzentrum kann für einige Zeit nicht in Erregung versetzt werden. Passiert das, während eine Erinnerung gerade aktiviert und in ihrer sensiblen Phase ist, verändert das ihren Inhalt: Die Erinnerung wird nun ohne Angst neu abgespeichert. Die alte Verknüpfung ist gelöscht.
Denn seit einigen Jahren ist aus Tierversuchen, aber auch aus Studien mit Menschen bekannt, dass sich Erinnerungen verändern lassen, wenn sie wieder aufgerufen werden. Das Gedächtnis scheint über einen Neubewertungs-Mechanismus zu verfügen, der automatisch einsetzt, wenn eine alte Erinnerung aufgerufen wird. Vor dem Wiederablegen im Gedächtnis ordnet das Gehirn die Fakten neu. Und an diesem Punkt wollten die Angstforscher aus Amsterdam eingreifen – Propranolol sollte auf die Erinnerung einwirken, indem es die Angst ausschaltet.Und das gelang: Im nächsten Versuchsdurchgang, als alle drei Gruppen wieder Spinnenbilder samt Ton präsentiert bekamen, zuckten diejenigen Probanden, die das Herzmedikament eingenommen und sich mit Hilfe der präsentierten Spinnenbilder zwischendurch erinnert hatten, nicht mehr mit den Augen. Sie erwarteten den Schrecken nicht mehr, die Angst war weg – ein signifikanter Unterschied zu der Gruppe, die eine wirkungslose Pille bekommen hatte, aber auch zu der, deren Erinnerung zwischendurch nicht aktiviert worden war.Die Ergebnisse zeigen, dass Propranolol offensichtlich den emotionalen Teil der Erinnerung verändert: Es entkoppelt die eigentliche Erinnerung von dem Gefühl der Angst. Denn durch Befragung stellten die Forscher zwischendurch fest, dass alle Versuchsteilnehmer genau wussten, dass sie früher einmal einen Stromschlag erhalten hatten. Das Gedächtnis als solches war also nicht beeinträchtigt, auch nicht bei denjenigen, die Propranolol bekommen hatten
Die Ergebnisse zeigen, dass Propranolol offensichtlich den emotionalen Teil der Erinnerung verändert: Es entkoppelt die eigentliche Erinnerung von dem Gefühl der Angst.
Wenn es hier um Konditionierung ginge, müsste auch "der Schrecken" bei den Kontrollgruppen ohne Propranolol wegzukriegen sein (können).
Selbstverständlich halfen die Forscher auch ihren tapferen Freiwilligen, die Angst wieder loszuwerden: Alle drei Gruppen sahen nach dem Versuch noch einige Zeit Spinnenbilder ohne Ton und ohne Stromschlag, bis sie ihren Schrecken ganz los waren.
"Propranolol bewirkt nicht, dass die Erinnerungen inhaltlich verändert werden, oder dass man nachher nicht mehr weiß, was geschehen ist. Aber das akute Gefühl, also die Angst, die vorher automatisch mit aufkommt, die wird gelöscht, dank der Neu-Bewertung der Erinnerung im Gedächtnis. Und das ist ein ganz natürlicher Mechanismus", so Merel Kindt, Leiterin der Forschungsgruppe: "Das Gedächtnis funktioniert von Natur aus so, dass es Erinnerungen immer wieder neu bewertet. Wir helfen nur dabei, belastende Anteile loszuwerden."
Wenn es so einfach wäre - mittels Konditionierung - warum hilft diese Methode dann gerade nicht bei PTBS?
Viele verhaltenstherapeutische Interventionen beruhen auf dem Prinzip der Konditionierung. Diese Methoden werden, oft in Kombination mit weiteren Verfahren wie EMDR oder kognitiven Verfahren, seit vielen Jahren mit gewissem Erfolg bei PTBS eingesetzt. Alternativ gibt es (besonders im deutschsprachigen Raum) auch noch einige tiefenpsychologische Behandlungsansätze.
Natürlich wirkt der Beta-Blocker auch ohne Konditionierung. Diese Wirkung wird aber nicht selektiv Erinnerungen löschen, sondern nur das Erregungsniveau herabsetzen. Der große Vorteil eine angstreduzierenden Beta-Blockers ist die vergleichsweise gute Verträglichkeit und die geringe Gefahr durch Nebenwirkung. Andere Angstlöser, wie Diazepam, sind für eine begleitende Pharmakotherapie in der Psychotherapie eher ungeeignet, da sie die Wahrnehmung und Persönlichkeit des Patienten verfälschen und auf Dauer süchtig machen.Die Ergebnisse aus Kanada (mit Google übersetzt) zur Forschung mit Propranolol, zeigen, dass immer eine Aktivierung der traumatischen Gedächtnisinhalte durch den Patienten nötig ist (also verhaltenstherapeutische Konfrontation / Exposition, z.B. durch Traumaskripte), um eine Rekonsolidierung der traumatischen Gedächtnisinhalte zu verhindern. Der Autor der kanadischen Studie sagt ausdrücklich, dass das Medikament keine Erinnerungen modifiziert (er nennt diese Annahme einen "misnomer" = Irrtum), sondern nur die Verknüpfung mit Emotionen während der Rekonsolidierung abschwächt.
Nachdem ich nun viel zu viel Zeit in die Auswertung der entsprechenden wissenschaftlichen Quellen investiert habe, kann ich mit Gewissheit sagen, dass entweder die Doku bei arte fehlerhaft war, oder du den Bericht falsch verstanden hast.
Oder dass der eine, der einen schlimmen Unfall oder bedrohliche Naturkatastrophe oder Überfall oder ... erlebte, damit eben "klarkommt", der andere aber daran "zerbricht"
Also jedenfalls: Können auch bei solchen extremen (mitunter langandauernden) Belastungen Menschen auf Grund von Resilienz (?) sowas "überwinden"?