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Autor Thema: wann sterben?  (Gelesen 90283 mal)

Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #255 am: 07 Oktober 2011, 17:27:44 »

Kallisti: ich werde nicht, weil es besser in Deine "Argumentation" oder Dein Weltbild paßt, Euphemismen verwenden. Selbstmord hat sehr wohl etwas mit Mord zu tun: ein Mensch wird von einem Menschen vorsätzlich umgebracht.

Nur weil Du das anders siehst und anders bewertest, muß ich das nicht tun.

Eisbär, du kannst ja zu allen möglichen Sachverhalten deine eigenen Theorien und Bewertungen (er-)finden, nur hat das mit der Realität und den Fakten zuweilen kaum bis gar nichts zu tun - so auch hier:


Zitat
In Deutschland liegt die rechtliche Grundlage für den Mordbegriff im Strafgesetzbuch.
Wortlaut im Gesetz [Bearbeiten]

§ 211 des Strafgesetzbuches (StGB) lautet:

    (1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
    (2) Mörder ist, wer

        aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
        heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
        um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,

    einen Menschen tötet.



und


Zitat
Außerdem wird die Bezeichnung einer Handlung als Mord in politischen Auseinandersetzungen über seine juristische Bedeutung hinaus genutzt, um besondere Missachtung zum Ausdruck zu bringen. Beispielsweise bezeichnen Abtreibungsgegner, Tierschützer, Pazifisten, Gegner der Todesstrafe und Kritiker rücksichtslosen Verkehrsverhaltens[1] die beanstandeten Tötungen mitunter als „Mord“, um damit die ihrer Meinung nach bestehende, besondere Verwerflichkeit herauszuheben. In christlichen Lehren wird der Suizid als schwere Sünde angesehen und daher traditionell als Selbstmord bezeichnet.


http://de.wikipedia.org/wiki/Mord


Ich denke, damit können wir dieses absurde "Missverständnis" (Suizid sei Mord "an sich selbst") (deinerseits) ziemlich schnell und unproblematisch aus der Welt schaffen? Eisbär? Was sagst du dazu?   ;D
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Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #256 am: 07 Oktober 2011, 18:17:23 »

Übrigens Alex - erschließt sich mir nicht, weshalb suizidale Menschen "eine Gefahr für andere darstellen", wie du schriebst? ??
Je nach gewählter Selbsttötungsmethode kann durchaus eine (gesundheitliche) Gefahr für andere auftreten. Die Menschen, die einen Suizid miterleben und die Hinterbliebenen, denen ein nahestehender Mensch so genommen wird, müssen dieses Erlebnis auch erstmal verarbeiten.

Ja, je nach Methode - aber das sollte man dann doch einschränkend mit erwähnen - es kann demzufolge nicht behauptet werden, suizidale bzw. sich suizidierende Menschen gefährdeten grundsätzlich oder "im Allgemeinen" oder "mehrheitlich" andere Menschen.

Und da kommen wir ja auch wieder zu meinem Punkt, meinem Wunsch und meiner Forderung: nach der Möglichkeit eines humanen, würdevollen, sicheren, gewaltfreien Freitodes! Wenn es diese Möglichkeit gäbe, würden ganz gewiss weit weniger "Unbeteiligte" miteinbezogen werden - denn es gäbe ja eine sehr viel "bessere", sichere(re) und weniger schmerz-/qualvolle, gewaltfreie Methode - eben die, die in der aktiven Sterbehilfe angewandt wird (bspw. bei Exit).

Also: an den Sterbewilligen liegt es nicht - ich hatte ja oben schon gesagt, dass sie aber ja zu solchen harten Methoden gezwungen werden: weil es keine "sanfte" Alternative gibt - die anderen "sanften" Methoden führen in vielen Fällen eben nicht zum gewünschten, gewollten Ziel (zum eigenen Tod) - aus Gründen, die ich auch schon mehrfach nannte. ;)

Ermöglichte man ihnen, eine absolut sichere und dabei "sanfte" Methode zu wählen, anwenden zu können, zu dürfen, so würden andere Menschen durch die sich Suizidierenden also nicht (mehr) gefährdet!


Was die Zurückbleibenden (Trauernden) betrifft - auch dazu hatte ich mich vorne bereits geäußert - und ja, ich denke, ich kann das durchaus ganz gut beurteilen (wie es sich mit den Zurückbleibenden so verhält) ... ;)

Jeder geht mit Tod, Sterben und Trauer aber auch individuell unterschiedlich um! Und ein Suizid kann auch Vorteile gegenüber "plötzlichem" oder "ungewolltem" "normalen" Sterben/Tod haben: man kann sich nämlich vorher (!) verabschieden und die anderen sich auch - man kann sich erklären, man kann noch Fragen beantworten ... - WENN man darüber reden kann und will (was wiederum aber oft deshalb nicht passiert, weil die sich Suizidierenden selbst - durch unsere Gesellschaft, unsere Moral, die allgemeine eher deutlich negative Haltung der Mehrheit zum Suizid! - "schämen", es ihnen peinlich ist oder sie nicht bemitleidet werden und eben auch nicht Gefahr laufen wollen, von ihrem Vorhaben zur Not mit Zwang abgebracht zu werden -> Stichwort (Zwangs-)Therapie, Psychiatrie-Einweisung ...!!!).

Der Anfang muss ganz klar in der Gesellschaft gemacht werden - wie immer. Es muss hier ein Umdenken stattfinden, anders mit Sterbewilligen, mit Freitod umzugehen und in Folge also auch die Sterbewilligen dann anders mit ihrem Freitodwunsch, ihren Freitodabsichten und letztlich ihrer Freitodumsetzung umgehen, sich "outen" können!!!



Und letztlich kann ich mich nur wiederholen:

Es hat meiner Ansicht nach mit Respekt und nicht zuletzt auch mit Liebe zu tun, wenn ich einen nahestehenden Menschen "loslassen" bzw. gehen lassen kann und: lasse! Auch wenn es mir selbst natürlich extrem schwerfällt bzw. mich "sehr schmerzt" (mal ganz ganz vorsichtig, zurückhaltend formuliert).

Es kommt aber auch immer auf das jeweilige Verhältnis an: Es ist eine Sache, ob bspw. ein Elternteil sich das Leben nimmt und also Kinder zurücklässt - die diesen Mensch "noch" "eine Weile" gebraucht ... hätten, die Anrecht auf dessen Sorge, Fürsorglichkeit, Verantwortung, Begleitung ... gehabt hätten bzw. haben!

Ja, in diesen Fällen ist es sehr sehr schwer - für alle! AUCH und gerade für den sich suizidierenden Mensch! ! ! ! ! ! !  - Ich kann es nur immer wiederholen: Niemandem fällt es leicht, sich das Leben zu nehmen (mit allen Konsequenzen, die das nun mal hat und dessen sich auch der Suizident absolut bewusst ist - in den meisten Fällen jedenfalls!) - niemand macht das "gerne" oder "mal eben so" - NIEMAND!

(Wie ich auch vorne nur einschränkend schon anmerkte, kann man es sich ein wenig erleichtern (?), indem man Drogen anwendet - allerdngs hatte ich da auch schon gesagt, dass man da sehr aufpassen muss, was man in welcher Dosis (und ggf. Mischung) konsumiert - denn das Vorhaben soll ja "gelingen", was es nicht mehr wird, wenn man zu benebelt ... ist. Aber selbst dann fällt es nicht leicht - denn der Entschluss muss ja vorher erst mal gefasst werden und man ist sich dennoch bewusst, dass man sich jetzt für immer "auslöscht" ... ! NIEMANDEM FÄLLT DAS LEICHT! Auch wenn es letztlich aber die einzig mögliche "Befreiung" ist - siehe, was ich zu "Freiheit zum Tode" etc. alles vorne schon schrieb.)

Ich bin nach wie vor eher der gegenteiligen Überzeugung: Es fällt der Mehrzahl der Menschen weit leichter, auch in "schweren" Lebensumständen (trotz Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Leid ...) weiterzuleben bzw. weiterzuexistieren als das eigene Leben wirklich und tatsächlich zu beenden!


Sich selbst zu töten, ist ein unglaublich schwerer Schritt, eine extrem schwere "Handlung" - auch für den sicher Sterbewilligen! Gleichzeitig gibt es für ihn aber keine andere Option, keine Alternative(n) (mehr) - daher wird er es tun, daher "tut" er es.



Zitat
Und doch, man kann eine Depression ja schon einigermaßen symptomatisch erkennen und von einer depressiven Verstimmung unterscheiden, messie (das zu deiner Frage, wo Depression "anfängt" ...).

Ich meine es anders.
Gerade weil eine Depression keine "depressive Verstimmung" ist sondern etwas Tiefergehendes, gerade weil auch Glücksmomente existieren können, gerade weil sich nicht klar eingrenzen lässt ob die Depression in Augenblick x gerade in dem Menschen "aktiv" ist oder nicht, ist es so schwierig zu entscheiden, inwieweit ein Sterbewunsch Substanz hat oder nicht, also wo die Krankheit hier das Sagen hat und wo nicht. Eine Begleiterscheinung einer Depression können auch heftige Hormonschübe sein die für unerwartete Stimmungsschwankungen in beide (aktive wie passive) Richtungen ausschlagen können.

Wer mag da denn dann von außen zuverlässig beurteilen, ob da nun etwas "nur" aufgrund solch eines Schubes gelebt und gesagt wird, oder ob es unabhängig davon geschieht?

Kaffeebohne hat recht, ich hab's n bisschen arg vereinfacht dargestellt. Auch hier gibt es in alle möglichen Richtungen Verhaltensmuster. Darum ist eben auch hier das Problem: Ist der Todeswunsch etwas Akutes das wieder weggehen wird weil nur gerade ein akuter Schub stattfindet, oder ist es ein in diesem Menschen wirklich sitzender Wunsch?

Willst du wirklich die Verantwortung tragen wollen, Kallisti, das zu entscheiden ob jemand nur affektiv, krankheitsbedingt diesen Wunsch äußert, dann die Giftspritze zu setzen und mit dem Zweifel leben wollen, ob der Sterbewunsch vielleicht doch gar nicht vorhanden war, es am nächsten Morgen diesem Menschen selbst so weit weg erscheint, als hätte es ihn nie gegeben?

Ich beschäftige mich seit kurzem intensiver mit dem Phänomen Demenz.
Da kann es auch vorkommen, dass Menschen einen Sterbewunsch äußern und ihn in diesem Moment absolut ernst meinen. Teils auch mit der Begründung, dass sie diese Krankheit nicht mehr ertragen können.
Dummerweise ist Demenz keine geradlinige, sich zwingend stetig verschlechternde Krankheit (wie deren Untergruppe Alzheimer). Es kann also passieren, dass der Grund für den Sterbewunsch ein paar Tage später komplett wegfällt, weil sich der Zustand so sehr gebessert hat, dass die Person selbst es dann wieder als erträglich empfindet.

Nur - und da liegt das Problem - man weiß es nicht! Man weiß nicht ob sich der Zustand bessert.
Wäre es in dem Fall dann besser dem Sterbewunsch (da selbstbestimmt) nachzukommen? Aber was, wenn dieser wie beschrieben nur kurzfristig vorhanden sein könnte? Man hat damit einem Menschen möglicherweise noch Jahre guten Lebens verwehrt, den Kindern die Mutter, den Enkeln die Oma vorzeitig gestohlen, denen sie noch wertvolle Lebenshilfe hätte geben können.

Es ist wirklich nicht einfach. Ich beneide jene Menschen, die das zu entscheiden haben, nicht um ihre Aufgabe.




*edit* Schlechtschreibfehler behoben ...


Also doch, man kann eine "akute Phase" in Depression durchaus erkennen - auch die Betroffenen selbst (wenn sie damit schon einige Erfahrung haben). Und wie oben schon gesagt, geht es doch darum, dass "so jemand" dann in einer nicht akuten Phase durchaus beschließen, festsellen kann (für sich), dass er so nicht mehr weitermachen will - mit oder ohne Therapie - dass es für ihn so kein lebenswertes Leben (mehr) ist oder dass für ihn das Leid (trotz Therapien!!) überwiegt und er es nicht mehr tragen will und kann.


Und dann klingt es bei dir so, als sagte das jemand mal so dahin - ja, ich möchte mir das Leben nehmen - als sei das eine Laune wie andere "Launen", Stimmungen, die vorübergehen.

Ich bin mir sehr sicher, dass derjenige, der es wirklich ernst meint (mit seinem Sterbewunsch bzw. seinem Wunsch, seine Existenz zu beenden), das nicht einfach so sagt!!!

Und wenn ein Mensch das aber so sicher sagt (oder für sich denkt), dann wird er sehr wahrscheinlich zu diesem Schluss in seinem Leben noch öfter bzw. immer wieder kommen - das bestätigen die "Fälle" der Suizidenten - viele von ihnen hatten es zuvor schon mal versucht oder/und haben schon vor vielen Jahren und immer wieder daran gedacht, den Wunsch gehabt ... !


Und dann zeigt ja auch die Praxis in geschlossener Psychiatrie, dass selbst dort - also: unter/in THERAPIE ! ! ! - Menschen sich das Leben nehmen!


Ich habe einfach das Gefühl, man bringt hier oft durcheinander, was ein wirklicher Sterbewunsch/-wille ist und was eine "unglückliche Phase".

Ja, unglücklich sind wir alle immer wieder mal. So is das im Leben, genau. Und das geht auch oft wieder vorbei und kommt dann aber wieder.

ABER: Wer wie stark unter welchem Leid leidet, kann nur das Indivuduum jeweils selbst FÜR SICH entscheiden - und niemand anderer, weil niemand anderer denkt fühlt, lebt und gelebt hat (Erlebnisse, Erfahrungen gemacht hatte: solche) wie dieser eine andere Mensch - ich kann niemals fühlen, was und wie sich ein anderer fühlt - ich kann mich daran bestenfalls annähern, versuchen, es "nachzuempfinden" - aber es bleibt dabei IMMER NUR und doch: mein eigenes Empfinden, Fühlen, Denken ... !

Daher kann ich nicht wissen, wann es dem Anderen zu viel ist und ich kann ihm auch nicht vorschreiben, aus welchen Gründen es ihm nur zu viel sein darf - und aus welchen nicht!



messie - ich war in der Situation. Ich habe mir letztlich doch Vorwürfe gemacht, wohl wissend, dass es Unsinn ist. Ich habe viele viele Fragen (noch immer), die mir nie beantwortet werden (können), weil sie tatsächlich ja nur diese eine Person hätte beantworten können - weil niemand anderer wissen kann, was diese Person dachte, fühlte ...

Ich bin "zusammengeklappt" damals ... und es hat mich lange Zeit so "umgehauen" ... - aber ich würde niemals auf die Idee kommen, "ihm" daran, dafür die Schuld oder Verantwortung zu geben!

Und ich kann nur sagen: Ja, ich dachte, ich hätte mehr tun, versuchen müssen bzw.: mich ganz anders verhalten (damals ... - einen Tag vorher ... als er es mir sogar wörtlich sagte ... und ich ... naja, also ist ja alles sehr persönlich, aber was soll´s - bei diesem Thema ist es mir den "Seelenstriptease" (?!?!???) wert! - - also was wollte ich jetzt sagen - ja - es läuft halt der ganze Kram ab, der die meisten Zurückbleibenden dann beschäftigt (über Jahre nicht selten - über viele viele Jahre oft).

Aber ich habe auch immer wieder für mich festgestellt: Wenn er mir an diesem Tag nochmal ganz klar gesagt hätte, dass er es HEUTE (nochmal) versucht bzw. diesmal wirklich "macht" - und er mir gesagt hätte, dass er keinesfalls will, dass ich oder irgendjemand sonst ihn davon abbringen kann/wird/soll und er sich auch durch nichts abbringen lassen will - und wenn ich gewusst hätte, was ich erst nach seinem Tod alles erfuhr (ja, es gibt einen Brief von ihm und ich hatte/habe Kontakt zu seinen Angehörigen - leider erst "danach" ... )

also jedenfalls worauf ich hinaus will: ich hätte ihn nicht "aufgehalten" - ich hätte wahrscheinlich --- also ich wäre ziemlich "am Ende" gewesen und ich hätte das sehr "wahrscheinlich" nicht vor ihm verbergen können (und wollen, auch nicht versucht) -aber: ich hätte es akzeptiert - und meiner Ansicht nach: akzeptieren, respektieren müssen!

Eben wenn, weil ... usw. (ich hasse dieses Gesülze, aber is schon klar, denke ich).


Es kommt eben doch sehr auf das Verhältnis an, das man zueinander hatte oder wie es auch auf der jeweiligen Seite indivuduell erlebt, wahrgenommen wurde.

Ich weiß, dass ich letztlich im Grunde "ein Privileg" hatte - ja, da könnte ich noch vieles erklären, schreiben, "offenbaren" - aber das werde ich nun nicht tun.


Und: es hört nicht auf. Es ist tatsächlich "weniger" geworden (man ist in seinen Alltag zurückgekehrt, es ist nicht mehr jede Minute jeden Tages präsent, es ist "abgeklungen" - was man damals nie für möglich gehalten hätte ...), aber: es geht nie weg und es kommt immer wieder - und: so soll es auch sein und bleiben! Die Erinnerung ist - für mich, aber offenbar auch für andere Zurückbleibende! - doch stark und unausweichlich mit Schmerz, mit Trauer verbunden. So ist das. Aber so ist das ja nach "normalem" Tod auch - nicht nur bei Suizid.


So - und wieder ein Mal mehr habe ich mein Innerstes in diesem Forum nach außen gekehrt und kann dafür auch gerne von manchen Selbstgerechten belächelt oder bedauert ... werden.  :-*


Ich wollte nur sagen - ohne mich zu "profilieren" - ich weiß wirklich, wovon ich hier spreche. Zwei der drei Menschen, die sich "in meinem Umfeld" suizidiert haben, standen mir sehr nahe.

Fragen bleiben. Trauer und Schmerz bleiben bzw. kommen immer wieder (so man sie lässt) (nicht nur wegen des Verlustes, den man selbst erlitten hat - durch den Tod des Anderen, sondern auch Schmerz und Trauer über sein Leiden ... ... ... ... ... ... - und dass man es nicht ändern, dass man nicht "helfen" ... konnte ...) - aber was auch bleibt: IST DER RESPEKT und bei mir auch eine Art "Bewunderung", Hochachtung - vor dieser schweren immens schweren "Tat" ! ! !









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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #257 am: 07 Oktober 2011, 18:24:51 »

"Absurdes Missverständniss"?
Die Definition von "Mord" ist ja das Eine.
Aber "Selbstmord" ist in unserer Sprache ein stehender Begriff, siehe

http://www.duden.de/rechtschreibung/Selbstmord

und auch

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstmord

Ich mein ja nur.
(Ich bin gerade an die Amis erinnert, die den Raps lieber "canola" nennen als "rape", denn wie klingt denn das  ::) . Same difference.)

Und jetzt weitermachen...
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #258 am: 07 Oktober 2011, 18:47:15 »

Ich denke, damit können wir dieses absurde "Missverständnis" (Suizid sei Mord "an sich selbst") (deinerseits) ziemlich schnell und unproblematisch aus der Welt schaffen? Eisbär? Was sagst du dazu?   ;D
Nein, können wir nicht.

In Deiner zweiten Quelle heißt es nämlich u.a. auch
Zitat
Die Umgangssprache unterscheidet nicht immer exakt zwischen Mord und Totschlag (§ 212) oder sonstigen Tötungsdelikten.
Davon abgesehen heißt es im von Dir zitierten Praragraphen ja auch:
Zitat
Mörder ist, wer
aus Mordlust oder... aus niedrigen Beweggründen... mit gemeingefährlichen Mitteln ...einen Menschen tötet.
Die ganzen "oder" hab ich mal ausgelassen.

Gemeingefährliche Mittel sind immer im Spiel. Ob es ein Strick, eine Waffe, Gift oder die Räder einer Lokomotive sind...
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #259 am: 07 Oktober 2011, 18:56:29 »

Ich denke, damit können wir dieses absurde "Missverständnis" (Suizid sei Mord "an sich selbst") (deinerseits) ziemlich schnell und unproblematisch aus der Welt schaffen? Eisbär? Was sagst du dazu?   ;D
Nein, können wir nicht.

In Deiner zweiten Quelle heißt es nämlich u.a. auch
Zitat
Die Umgangssprache unterscheidet nicht immer exakt zwischen Mord und Totschlag (§ 212) oder sonstigen Tötungsdelikten.
Davon abgesehen heißt es im von Dir zitierten Praragraphen ja auch:
Zitat
Mörder ist, wer
aus Mordlust oder... aus niedrigen Beweggründen... mit gemeingefährlichen Mitteln ...einen Menschen tötet.
Die ganzen "oder" hab ich mal ausgelassen.

Gemeingefährliche Mittel sind immer im Spiel. Ob es ein Strick, eine Waffe, Gift oder die Räder einer Lokomotive sind...


Eisbär


Zitat
Das Wort „Suizid“ wird in der modernen Wissenschaftssprache bevorzugt, während der sprachlich häufiger gebrauchte Ausdruck „Selbstmord“ als Lehnübersetzung bereits im 17. Jahrhundert ebenfalls aus „suicidium“ entstand.[gd 1] Die Bezeichnung „Selbstmord“ ist jedoch aus juristischer Sicht inkorrekt, da eine Selbsttötung nicht die heutigen juristischen Kriterien eines Mordes erfüllt.


http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid
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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #260 am: 07 Oktober 2011, 19:04:26 »

Womöglich müssen wir, je nach Situation, auch noch den Selbsttotschlag abspalten.
Aus juristischer Sicht könnte das relevant sein.

 ::)
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Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #261 am: 07 Oktober 2011, 19:05:59 »

Sorry, aber - finde ich grade total unpassend, nightnurse.
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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #262 am: 07 Oktober 2011, 19:24:40 »

Das dachte ich mir, also muss ich wohl länger ausführen, was ich meine...

Wie oben schon erwähnt, "Selbstmord" ist in unserer Sprache ein stehender und allgemeinverständlicher Begriff, siehe Duden und Wikipedia, ungeachtet dessen, was "Mord" nun aus juristischer Sicht bedeutet.
(btw: Aus juristischer Sicht sind auch weitere im Duden aufgeführte Verwendungen des Wortes "Mord" unsinnig. )

Wenn wir nun alle "Selbsttötung" sagen, bewegen wir uns - meiner Ansicht nach- auf Euphemismen Marke "anders begabt" für "behindert" zu; nicht, dass "Selbsttötung" jetzt unverständlich oder irreführend wäre, aber ich (ganz persönlich) bezweifle einfach, dass mit einer Änderung des weitverbreiteten Standardbegriffes eine weitreichende Einstellungsänderung in Deinem Sinne zu erreichen wäre.

Wer Suizid generell pathologisch findet, wird das auch dann noch tun, wenn er es als "Selbsttötung" übersetzt.

(Erinnere Dich mal um die Debatte neulich, ob Deutschland sich im "Krieg" befände, das war ähnlich)


(edit for Tippfehler)
« Letzte Änderung: 07 Oktober 2011, 19:28:45 von nightnurse »
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Ansichtssache

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #263 am: 07 Oktober 2011, 19:52:42 »

?!?

Die gängige Verwendung eines Begriffes macht ihn nicht korrekter.
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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #264 am: 07 Oktober 2011, 20:10:18 »

"Selbstmord" wird offenbar seit über 300 Jahren als Übersetzung für "suicidum" benutzt. Mir ist klar, dass das ein argument from antiquity (wie sagt man auf Deutsch?) und somit nicht valide ist, aber es ist eben der geläufige Ausdruck, der aus juristischer Sicht inkorrekt ist.
Womit ich aber auch nicht für erwiesen halte, dass seine Verwendung in der Umgangssprache "falsch" ist, denn wir benutzen in unserer Alltagssprache ziemlich viele Ausdrücke, die in irgendjemandes Fachsprache und -verständnis "inkorrekt" und anders belegt sind (es müsste bestimmt "Butter an die Fische" heissen und aus juristischer Sicht befindet sich die BW in Afghanistan auch nicht im "Krieg").
Aber das ist auch gar nicht, worum s mir hier geht.

Was ich ausdrücken wollte, ist und war:

Zitat
Wer Suizid generell pathologisch findet, wird das auch dann noch tun, wenn er es als "Selbsttötung" übersetzt.

Ganz einfach.
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Ansichtssache

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #265 am: 07 Oktober 2011, 21:15:41 »

Und wie soll sich in den Köpfen der Menschen etwas verändern, wenn nicht einmal der Begriff verändert werden kann? Damit fängt Pathologisierung doch schon an. Ich bin nicht für die überkorrekte Verwendung von Begriffen, das driftet schnell mal ins Lächerliche ab. Aber in diesem Fall kann ich es verstehen.

Und wieder raus....
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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #266 am: 07 Oktober 2011, 21:29:25 »

*schulterzuckt* ich sag ja auch nur, dass ich bezweifle, dass es für Leute, die prinzipiell dagegen sind, dass sich Menschen selbst töten, etwas ändern wird, wenn eines Tages im Duden steht "Selbstmord, der - Selbsttötung (veraltet)".
(Es gibt beispielsweise auch Menschen, die glauben, die Welt würde schwulenfreundlicher, wenn homosexuelle Männer aufhören würden, sich als "schwul" zu bezeichnen und stattdessen "gay" sagten oder irgendwas Nettes. Ich bezweifle auch das.)

Damit genug der Wortklaubereien von mir.

Und auch ab.
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Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #267 am: 07 Oktober 2011, 23:47:59 »

nightnurse - ah ok, verstehe schon ... - ja, aber ich denke auch eher ähnlich wie Ansichtssache, dass es doch eine Menge ausmacht: Sprache! Dass man dadurch doch viel "transportieren" kann - über einzelne Ausdrücke alleine also schon - auch "unterschwellig", suggestiv und eben auch manipulativ, dass man viel mitschwingen lassen kann - deine Beispiele verdeutlichen das ja auch.

Und eben deshalb hat der Ausdruck "Selbstmord" etwas von Verachtung, Verurteilung, etwas Abfälliges - also: der ganze Respekt (um den es mir ja letztlich geht ;) ) geht dabei natürlich sofort und total flöten. Und genau das soll ja mit eben diesem Ausdruck, dieser Bezeichnung, diesem "Stempel" auch bezweckt werden (von denen, die ihn benutzen).

Ich finde auch, man kann das mit "schwul" nicht vergleichen - denn da schwingt zwar sicher was mit (bei verschiedenen Leuten aber eben Verschiedenes - durchaus also auch Positives möglich -> kann ja auch "liebevoll" gemeint sein und empfunden werden oder mit "nettem, herzlichem Zwinkern" - also nicht aus Überheblichkeit, nicht um abzuwerten), aber es ist doch ein Unterschied zu einem Ausdruck, der einen ganz eigenen und sehr stark negativ belegten Begriff enthält, nämlich "Mord".


Und gerade deshalb sollte man mit solcherlei Begriffen sehr vorsichtig sein, finde ich. Ja, auch mit dem Begriff "Krieg". Zumindest, was die Verwendung "im Alltag" betrifft. Weil eben viel impliziert wird, werden kann, viel "transportiert" und assoziiert (->"Negatives" ...).


Eben deshalb spreche ich ja auch grundsätzlich nicht von "Selbstmord", sondern von Suizid oder Selbsttötung oder (am liebsten ;) ) von "Freitod" (ja klar, auch da "möchte ich was mitschwingen lassen" bzw. von meiner Seite aus zum Ausdruck bringen/deutlich machen - is klar ;) ).


Und dann: entspricht es ja auch einfach nicht den Tatsachen, jemand der sich selbst tötet, ermordet sich nicht selbst - er tötet sich selbst.



Außerdem und zuletzt das Übliche: hab ich ja in der Philosophie gelernt, es mit Begriffen doch bitte genau zu nehmen ... ;)
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Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #268 am: 11 Oktober 2011, 01:12:50 »

... Ich würde mir überhaupt wünschen (nee, würde ich nich nur, wünsche ich tatsächlich *g*), dass all diese Psychotherapeuten und Psychiater in ihrem Beruf viel mehr sich selbst als Menschen, als Persönlichkeiten einbringen bzw. das "transparenter"  ;)  lol  durchscheinen lassen!

Daher steh ich ja so auf die Serie "In Treatment" (3sat mit Gabriel Byrne :) ). Weil bei ihm einfach immer seine Persönlichkeit ganz deutlich miteinfließt - nicht "unprofessionell", sondern eher bewusst so - das wird ja in seiner Supervision (mit "Gina") immer wieder thematisiert ...

Und am Ende der ersten Staffel sagte er ja auch zu ihr, er sei nicht sicher, ob das, was seinen Patienten geholfen hat, wirklich die Therapie war, sondern eher seine Beziehung zu diesen Menschen als Mensch (als "er")!
Dieser Satz war wie ein kleiner Triumph für mich - denn genau so sehe ich das ja schon seit langem (dass es um Beziehung(en) geht - und dafür zumeist bzw. eigentlich nicht immer oder unbedingt ein Therapeut nötig ist bzw. wäre, sondern eigentlich andere Menschen ... !).

Es werden ja viele Themen und Problematiken in der Serie thematisiert und einmal war sie auch Gesprächsgegenstand bei scobel. :)


Ich warte aber noch auf Folgen zur Sterbehilfe bzw. viel mehr noch: zu Suizid!!  - Und bin schon sehr gespannt, wie das da behandelt wird ... (man dar ja nicht vergessen, dass es eine us-amerikanische Serie ist - ich sollte meine Erwartungen also doch vlt. nicht allzu hoch ansiedeln).


Bingo! - Heute war es Thema!! Leider aber bloß ganz ganz kurz. (Sind eh mit die besten Folgen: immer dann, wenn er - "Paul" - selbst bei Gina in Therapie/zur Supervision is!)

War heute wieder große Klasse (inhaltlich/thematisch vor allem ...)! - So unrealistisch es vlt. sein mag (isses aber gar nicht - siehe die scobel-Sendung zur Serie "In Treatment") - wenn ich mir wünschen/aussuchen/wählen könnte, würde ich mir genau so einen Therapeuten wünschen!!! - Nee, nicht nur, weil Gabriel Byrne "Paul" spielt. ;)  - Einfach: weil das ein Therapeut "aus Fleisch und Blut", "mit Herz und Seele" ist - mit all seinen (Selbst-!!) Zweifeln, all seinen Unsicherheiten, Verletzlichkeiten, dabei aber trotzdem unglaublich seriös, professionell, souverän, beherrscht - und dann eben wieder überhaupt nicht, sondern: einfach auch nur Mensch - mit Gefühlen, mit viel Sensibilität und Empathie und Selbstkritik und Ambivalenzen ... ... ... - einfach total echt, authentisch!! -> GROSSARTIG! :)  :)  :)

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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #269 am: 11 Oktober 2011, 10:20:01 »

Also, ich weiß ja nicht für was du eine Therapie hältst, Kallisti, so wie du sie immer verteufelst ...  :o
Eine Therapie ist in erster Linie eine Hilfe zur Selbsthilfe. Nichts weiter. Sie hat die Aufgabe dass man die Wurzeln dessen, wo man nicht weiterkommt, zu finden und dann Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten (mal selbst, mal mit dem Therapeuten zusammen, je nach Therapierform), mithilfe derer man sein Leben wieder "normal", ohne den Leidensdruck, wegen dem man in die Therapie ging, weiterführen zu können.

Natürlich sind Freunde die viel "bessere" Therapie! Nur bringt das einem wenig, wenn diese einen nicht mehr erreichen.
Eine Therapie soll diese nicht ersetzen, sondern -im Gegenteil- dafür sorgen, dass sie einen wieder erreichen. Dass man sich wieder öffnet, die Verstopfungen in einem selbst, die Blockaden wieder zu lösen.

Im Prinzip ist eine Therapie, zumindest wenn der Therapeut ein Guter ist, nichts anderes als eine Massage für die Seele, die psychische Verspannungen löst.
Nicht mehr und nicht weniger. :)

In dem Zusammenhang fand ich eine Sendung bei Peter Hahne sehr gut: Hier war es zum Thema "Burnout", mit Sven Hannawald und dem Psychiater Manfred Lütz.
Von Lütz halte ich spätestens nach dieser Sendung eine ganze Menge! Weil der zwei wichtige Dinge ansprach: Krankheiten wie Burnout oder auch eine Depression sind erstens welche die nicht immer von außen spürbar sind, zweitens ist aber noch lange nicht alles, was man dazu erklärt, auch wirklich Burnout oder eine Depression. Nur weil man zwischendurch immer wieder mal schlecht drauf ist, ist man noch lange nicht krank. :)

Er vertritt die Meinung, dass diese Krankheiten oft, aber nicht immer heilbar sind. Dabei muss man aber auch von phasenhaften Depressionen und dauerhaften unterscheiden: Enke hatte eine phasenhafte Depression, will heißen dass sie in Wellen kommt, mal da ist, mal nicht, wenn sie aber da ist, dann umso intensiver und lebensbedrohlicher.

Das passt auch zu dem, was ich weiter oben zum Thema sagte: Wenn jemand so eine phasenhafte Depression hat, wie ist dann mit seinem Sterbewunsch umzugehen? Das ist für die Person selbst ja auch nicht einfach. Schließlich weiß sie, dass die nächste Phase so sicher kommt wie das Amen in der Kirche, auf der anderen Seite geht es ihr in der nichtdepressiven Phase absolut gut. Nicht mehr leben wollen, wegen der nicht zu ertragenden schlimmen Phase oder doch leben wollen, wegen der glückverheißenden nichtdepressiven Phase?
Enke hat sich für Ersteres entschieden. Hat er sich richtig entschieden? Das kann niemand wissen.
Vermutlich wüsste er, wenn er auf diese Frage antworten könnte, es nicht einmal selbst.
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