Kallisti: ich werde nicht, weil es besser in Deine "Argumentation" oder Dein Weltbild paßt, Euphemismen verwenden. Selbstmord hat sehr wohl etwas mit Mord zu tun: ein Mensch wird von einem Menschen vorsätzlich umgebracht. Nur weil Du das anders siehst und anders bewertest, muß ich das nicht tun.
In Deutschland liegt die rechtliche Grundlage für den Mordbegriff im Strafgesetzbuch.Wortlaut im Gesetz [Bearbeiten]§ 211 des Strafgesetzbuches (StGB) lautet: (1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. (2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.
Außerdem wird die Bezeichnung einer Handlung als Mord in politischen Auseinandersetzungen über seine juristische Bedeutung hinaus genutzt, um besondere Missachtung zum Ausdruck zu bringen. Beispielsweise bezeichnen Abtreibungsgegner, Tierschützer, Pazifisten, Gegner der Todesstrafe und Kritiker rücksichtslosen Verkehrsverhaltens[1] die beanstandeten Tötungen mitunter als „Mord“, um damit die ihrer Meinung nach bestehende, besondere Verwerflichkeit herauszuheben. In christlichen Lehren wird der Suizid als schwere Sünde angesehen und daher traditionell als Selbstmord bezeichnet.
Zitat von: Kallisti am 07 Oktober 2011, 12:47:39Übrigens Alex - erschließt sich mir nicht, weshalb suizidale Menschen "eine Gefahr für andere darstellen", wie du schriebst? ??Je nach gewählter Selbsttötungsmethode kann durchaus eine (gesundheitliche) Gefahr für andere auftreten. Die Menschen, die einen Suizid miterleben und die Hinterbliebenen, denen ein nahestehender Mensch so genommen wird, müssen dieses Erlebnis auch erstmal verarbeiten.
Übrigens Alex - erschließt sich mir nicht, weshalb suizidale Menschen "eine Gefahr für andere darstellen", wie du schriebst? ??
ZitatUnd doch, man kann eine Depression ja schon einigermaßen symptomatisch erkennen und von einer depressiven Verstimmung unterscheiden, messie (das zu deiner Frage, wo Depression "anfängt" ...). Ich meine es anders.Gerade weil eine Depression keine "depressive Verstimmung" ist sondern etwas Tiefergehendes, gerade weil auch Glücksmomente existieren können, gerade weil sich nicht klar eingrenzen lässt ob die Depression in Augenblick x gerade in dem Menschen "aktiv" ist oder nicht, ist es so schwierig zu entscheiden, inwieweit ein Sterbewunsch Substanz hat oder nicht, also wo die Krankheit hier das Sagen hat und wo nicht. Eine Begleiterscheinung einer Depression können auch heftige Hormonschübe sein die für unerwartete Stimmungsschwankungen in beide (aktive wie passive) Richtungen ausschlagen können.Wer mag da denn dann von außen zuverlässig beurteilen, ob da nun etwas "nur" aufgrund solch eines Schubes gelebt und gesagt wird, oder ob es unabhängig davon geschieht?Kaffeebohne hat recht, ich hab's n bisschen arg vereinfacht dargestellt. Auch hier gibt es in alle möglichen Richtungen Verhaltensmuster. Darum ist eben auch hier das Problem: Ist der Todeswunsch etwas Akutes das wieder weggehen wird weil nur gerade ein akuter Schub stattfindet, oder ist es ein in diesem Menschen wirklich sitzender Wunsch?Willst du wirklich die Verantwortung tragen wollen, Kallisti, das zu entscheiden ob jemand nur affektiv, krankheitsbedingt diesen Wunsch äußert, dann die Giftspritze zu setzen und mit dem Zweifel leben wollen, ob der Sterbewunsch vielleicht doch gar nicht vorhanden war, es am nächsten Morgen diesem Menschen selbst so weit weg erscheint, als hätte es ihn nie gegeben?Ich beschäftige mich seit kurzem intensiver mit dem Phänomen Demenz.Da kann es auch vorkommen, dass Menschen einen Sterbewunsch äußern und ihn in diesem Moment absolut ernst meinen. Teils auch mit der Begründung, dass sie diese Krankheit nicht mehr ertragen können.Dummerweise ist Demenz keine geradlinige, sich zwingend stetig verschlechternde Krankheit (wie deren Untergruppe Alzheimer). Es kann also passieren, dass der Grund für den Sterbewunsch ein paar Tage später komplett wegfällt, weil sich der Zustand so sehr gebessert hat, dass die Person selbst es dann wieder als erträglich empfindet.Nur - und da liegt das Problem - man weiß es nicht! Man weiß nicht ob sich der Zustand bessert.Wäre es in dem Fall dann besser dem Sterbewunsch (da selbstbestimmt) nachzukommen? Aber was, wenn dieser wie beschrieben nur kurzfristig vorhanden sein könnte? Man hat damit einem Menschen möglicherweise noch Jahre guten Lebens verwehrt, den Kindern die Mutter, den Enkeln die Oma vorzeitig gestohlen, denen sie noch wertvolle Lebenshilfe hätte geben können.Es ist wirklich nicht einfach. Ich beneide jene Menschen, die das zu entscheiden haben, nicht um ihre Aufgabe.*edit* Schlechtschreibfehler behoben ...
Und doch, man kann eine Depression ja schon einigermaßen symptomatisch erkennen und von einer depressiven Verstimmung unterscheiden, messie (das zu deiner Frage, wo Depression "anfängt" ...).
Ich denke, damit können wir dieses absurde "Missverständnis" (Suizid sei Mord "an sich selbst") (deinerseits) ziemlich schnell und unproblematisch aus der Welt schaffen? Eisbär? Was sagst du dazu?
Die Umgangssprache unterscheidet nicht immer exakt zwischen Mord und Totschlag (§ 212) oder sonstigen Tötungsdelikten.
Mörder ist, weraus Mordlust oder... aus niedrigen Beweggründen... mit gemeingefährlichen Mitteln ...einen Menschen tötet.
Zitat von: Kallisti am 07 Oktober 2011, 17:27:44Ich denke, damit können wir dieses absurde "Missverständnis" (Suizid sei Mord "an sich selbst") (deinerseits) ziemlich schnell und unproblematisch aus der Welt schaffen? Eisbär? Was sagst du dazu? Nein, können wir nicht.In Deiner zweiten Quelle heißt es nämlich u.a. auchZitatDie Umgangssprache unterscheidet nicht immer exakt zwischen Mord und Totschlag (§ 212) oder sonstigen Tötungsdelikten.Davon abgesehen heißt es im von Dir zitierten Praragraphen ja auch: ZitatMörder ist, weraus Mordlust oder... aus niedrigen Beweggründen... mit gemeingefährlichen Mitteln ...einen Menschen tötet.Die ganzen "oder" hab ich mal ausgelassen.Gemeingefährliche Mittel sind immer im Spiel. Ob es ein Strick, eine Waffe, Gift oder die Räder einer Lokomotive sind...
Das Wort „Suizid“ wird in der modernen Wissenschaftssprache bevorzugt, während der sprachlich häufiger gebrauchte Ausdruck „Selbstmord“ als Lehnübersetzung bereits im 17. Jahrhundert ebenfalls aus „suicidium“ entstand.[gd 1] Die Bezeichnung „Selbstmord“ ist jedoch aus juristischer Sicht inkorrekt, da eine Selbsttötung nicht die heutigen juristischen Kriterien eines Mordes erfüllt.
Wer Suizid generell pathologisch findet, wird das auch dann noch tun, wenn er es als "Selbsttötung" übersetzt.
... Ich würde mir überhaupt wünschen (nee, würde ich nich nur, wünsche ich tatsächlich *g*), dass all diese Psychotherapeuten und Psychiater in ihrem Beruf viel mehr sich selbst als Menschen, als Persönlichkeiten einbringen bzw. das "transparenter" lol durchscheinen lassen!Daher steh ich ja so auf die Serie "In Treatment" (3sat mit Gabriel Byrne ). Weil bei ihm einfach immer seine Persönlichkeit ganz deutlich miteinfließt - nicht "unprofessionell", sondern eher bewusst so - das wird ja in seiner Supervision (mit "Gina") immer wieder thematisiert ...Und am Ende der ersten Staffel sagte er ja auch zu ihr, er sei nicht sicher, ob das, was seinen Patienten geholfen hat, wirklich die Therapie war, sondern eher seine Beziehung zu diesen Menschen als Mensch (als "er")!Dieser Satz war wie ein kleiner Triumph für mich - denn genau so sehe ich das ja schon seit langem (dass es um Beziehung(en) geht - und dafür zumeist bzw. eigentlich nicht immer oder unbedingt ein Therapeut nötig ist bzw. wäre, sondern eigentlich andere Menschen ... !).Es werden ja viele Themen und Problematiken in der Serie thematisiert und einmal war sie auch Gesprächsgegenstand bei scobel. Ich warte aber noch auf Folgen zur Sterbehilfe bzw. viel mehr noch: zu Suizid!! - Und bin schon sehr gespannt, wie das da behandelt wird ... (man dar ja nicht vergessen, dass es eine us-amerikanische Serie ist - ich sollte meine Erwartungen also doch vlt. nicht allzu hoch ansiedeln).