Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: wann sterben?  (Gelesen 89002 mal)

*Alex*

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Re: wann sterben?
« Antwort #225 am: 03 Oktober 2011, 12:33:11 »

Sehr interessantes Thema... wenn cih mal so frei sein darf mich hier auch einaml zu äußern. Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt bin ich von Beruf Physiotherapeut und habe mit den verschiedensten Ausprägungen von Krankheiten zu tun. Von Bagatellverletzungen über existenzbedrohende bishin zu Krankheiten, die ich/man nur palliativ behandeln kann. Bevor es bezüglcih meiner Begrifflichkeit "Krankheit" wieder zu einem Disput kommen sollte.
Grob gesagt ist Krankheit nunmal die Abwesenheit von Gesundheit. Laut WHO: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ Also kann man von vorne herein sagen, dass schonmal ein nur geringer Teil der Weltbevölkerung "gesund" ist.
Sehr interessant finde ich hier auch die Spaltung von körperlichen und seelichen Störungen, die ich persönlich und aus Erfahrung nicht nachvollziehen kann. Meiner Meinung nach bedingt das eine das andere. Was ist denn die "geistige/seelische" Krankheit/Gesundheit?
Ist sie nicht nur die Projektion unseres Gehirns, seine Art Dinge und Gegebenheiten zu verarbeiten zu interpretieren und einzuordnen? Das Gehirn ist nunmal der Sitz unseres Bewusstseins, wenn man das Ganze mal aus der medizinischen Sicht sieht. Das Problem an der ganzen Geschichte, warum hier getrennt wird liegt meines Erachtens nach darin, dass der "Geist" einfach als eigenständig gesehen wird. - Dummerweise/Glücklicherweise, wenn ich wieder auf das Gehirn zu sprechen kommen darf, Sitzt es nunmal in unserem Körper... Mit der Annahme, dass dort auch unser Geist sitzt kann man eine Verbindung mit dem Körper nicht mehr leugnen. Gehe ich mal weiter in meinen Gedanken, so ist der Körper ein faszinierender Organismus, wo alles miteinander interagiert um zu "funktionieren". Kommt es nun zu einer Einschränkung, aus welchem Grund auch immer, muss damit zwangsläufig auch der andere Teil betroffen sein. Die Psyche kann somit körperliche leiden auslösen, sowie körperliche Leiden auch "seelische".
Beispiel: Ich habe Stress "psychisch" der Körper reagiert reflecktorisch mit Magenverstimmung o.ä.. Anderherum genauso, wenn ich z.B. einen Schlaganfall hatte wird meine Psyche dadurch auch angegriffen.

So viel erstmal dazu, damit ihr meinen Gedankengang dazu auch nachvollziehen könnt. Das Problem an Therapeuten und Ärzten im Allgemeinen ist, dass sie zu sehr auf ihre Seite der Medallie interagieren ohne die Zusammenhänge mal genau zu betrachten. (Das gilt bei weitem nicht für alle, aber bei vielen habe ich dies leider schon festgestellt). Ich sehe ebenso ein, dass es Krankheiten gibt, seien sie nun seelisch oder körperlich, die nicht einfach therapiert werden können. Aber und dass ist der springende punkt meines Erachtens, man MUSS und KANN sich bewusst entscheiden etwas dagenen zu unternehmen - oder eben nicht. Wenn ich ein Problem habe, dann rede ich gerne drüber, dass tut mir persönlich gut. Wenn ich ein körperliches Gebrechen haben sollte, so würde ich es therapieren. Aber das ist MEINE Entscheidung. Andere entscheiden sich evt. für gegenteiliges, aus welchem Grund auch immer (Ärzte sind alle Pfuscher, die Welt geht eh bald unter,...) dagegen etwas zu tun. Es wird nun schlimmer und das Grund wird gesucht. Es baut sich langsam ein Teufelskreis auf, der irgendwann nur noch mit absolutem Willen zu durchbrechen ist.
Nicht jeder Krebspatient, den ich geshen und auch behandelt habe ist gleich ein emotionales Wrack, dass sich nur umbringen will.... Ebenso ist wohl nicht jeder seelisch vertimmte Mensch körperlich eingeschränkt. Das ist eine Entsheidung die man auf Grund seiner Erfahrungen, Weltanschauung und Denkweise für sich selber treffen muss. Eine Therapie ist immer möglich (Umfang/Dauer egal) man muss sich nur dazu entschließen etwas zu tun, um sein Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken und vor allem auch Hilfe anzunehmen. Ich weiß meine Meinung wird hier wohl auch dem einen oder anderem sauer aufstoßen, das Risiko gehe ich einfach mal ein ;)

Dies hat aber auch nichts mit emotionaler oder geistiger Armut zu tun, manchmal kommt es mir auch wie eine Generalausrede vor. "Das ist halt so, weil ich bin ja Depressiv/what ever" Damit kann man sich selbst aus allem schön raushalten, Verantwortung abgeben UND anderen die Schuld geben. "Ich bin nicht krank, die Welt ist eben schlecht". Wenn sich jemand bewusst für einen Suizid entscheidet, dann schadet er/sie damit nur den Personen, denen die suizidierte Person wichtig war/ist. Ich kann das wohl auch nicht so nachempfinden wie Betroffene - will ich auch garnicht-

Was mich an dieser Stelle mal interessieren würde, warum sträuben sich einige gegen einen Versuch der Therapie und gehen damit generell um, als würde alles nichts mehr bringen? -Wohl gemerkt ohne jemals den Versuch gemacht zu haben- 

Jeder hat sein laster zu tragen, s.o. Definition. Jeder geht damit anders um, doch steht nun eiin Mal die bewusste Entscheidung im Vordergrund. 
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Re: wann sterben?
« Antwort #226 am: 04 Oktober 2011, 09:14:18 »

Sehr interessanter Beitrag, *Alex*, und schön geschrieben!  :)
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Re: wann sterben?
« Antwort #227 am: 04 Oktober 2011, 10:17:29 »

Sehr interessanter Beitrag, *Alex*, und schön geschrieben!  :)
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #228 am: 05 Oktober 2011, 00:10:15 »

Zitat
Mit der Annahme, dass dort auch unser Geist sitzt kann man eine Verbindung mit dem Körper nicht mehr leugnen. Gehe ich mal weiter in meinen Gedanken, so ist der Körper ein faszinierender Organismus, wo alles miteinander interagiert um zu "funktionieren". Kommt es nun zu einer Einschränkung, aus welchem Grund auch immer, muss damit zwangsläufig auch der andere Teil betroffen sein. Die Psyche kann somit körperliche leiden auslösen, sowie körperliche Leiden auch "seelische".

Alex - das hatten wir weiter vorne allerdings schon. ;)  So gesehen sind alle Krankheiten "psychosomatisch".


Zitat
Damit kann man sich selbst aus allem schön raushalten, Verantwortung abgeben UND anderen die Schuld geben. "Ich bin nicht krank, die Welt ist eben schlecht". Wenn sich jemand bewusst für einen Suizid entscheidet, dann schadet er/sie damit nur den Personen, denen die suizidierte Person wichtig war/ist. Ich kann das wohl auch nicht so nachempfinden wie Betroffene - will ich auch garnicht-
(Alex)

Dazu hatte ich mich weiter vorne ja nun auch mehrfach und ausführlich geäußert - wohl nicht gelesen, schade. Werde es nicht nochmal wiederholen - nur so viel: wer sich suizidiert, gibt ganz und gar nicht pauschal anderen die Schuld oder Verantwortung ab - bei nicht Wenigen ist das Gegenteil der Fall!! Und man will auch niemanden "bestrafen" oder verletzen (das gibt es auch, ist aber nicht die Mehrheit, soweit ich darüber informiert bin), sondern man will einfach eine unerträgliche Last "von sich nehmen", sie beenden - und man ist oft schon diverse Wege gegangen und natürlich hat man oft mehrere Methoden versucht (diese Last auf andere Weise "in den Griff zu bekommen" - als: sich zu suizidieren). Der Suizid ist immer der letzte, der allerletzte Weg - wenn alle anderen nicht mehr gangbar (geworden!) sind.

Eben: der Punkt ist: so lange man das nicht nachempfinden kann und sogar auch nicht mal - versuchen - will (oder kann), sollte man mit Urteilen und Verurteilungen erst recht sehr sehr vorsichtig und zurückhaltend sein! - Aber das habe ich vorne alles längst ausführlich begründet, erläutert ...

Zitat
Eine Therapie ist immer möglich (Umfang/Dauer egal) man muss sich nur dazu entschließen etwas zu tun, um sein Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken und vor allem auch Hilfe anzunehmen.
(Alex)

Nein, eine Therapie ist nicht "immer möglich" - bspw. dann nicht - mehr - wenn man schon zahlreiche hinter sich hat. Bspw. auch dann, wenn man gar keine (sichere) Diagnose hat - und also die Ursache nicht kennt, die man demzufolge dann in logischer Konsequenz auch nicht beheben oder "behandeln", "therapieren", "heilen" kann (ausgenommen Symptombehandlung - die aber nicht immer bzw. meistens nicht dauerhaft zufriedenstellend ... ... ... ist!!).


Zitat
Was mich an dieser Stelle mal interessieren würde, warum sträuben sich einige gegen einen Versuch der Therapie und gehen damit generell um, als würde alles nichts mehr bringen? -Wohl gemerkt ohne jemals den Versuch gemacht zu haben- 
(Alex)

Keine Ahnung - solche Leute kenne ich nicht. Die ich kenne, haben Therapie(n) hinter sich (ich übrigens auch), haben also "den Versuch" (bwz. mehrere Versuche) gemacht und sich nicht "dagegen gesträubt". - Wie ich schon sagte: Suizid ist immer der absolut allerletzte (NOT-) Ausgang! Niemandem fällt es leicht, sich sein Leben selbst zu nehmen - NIEMANDEM, dessen kannst du versichert sein. - Darüber sollte man sich doch immer im Klaren sein, wenn/bevor man (ver-) urteilt.




Ja, ich beschäftige mich mit diesem "Thema" schon lange - seit nun 20 Jahren (mehr oder weniger "theoretisch" und "praktisch").
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #229 am: 05 Oktober 2011, 00:28:58 »

Bleiben wir doch mal realistisch:
die meisten Selbstmordversuche sind Rufe nach Aufmerksamkeit.
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Re: wann sterben?
« Antwort #230 am: 05 Oktober 2011, 08:10:23 »

Bleiben wir doch mal realistisch:
die meisten Selbstmordversuche sind Rufe nach Aufmerksamkeit.

Aber, das macht sie nicht weniger schlimm *find*
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #231 am: 05 Oktober 2011, 15:07:13 »

Bleiben wir doch mal realistisch:
die meisten Selbstmordversuche sind Rufe nach Aufmerksamkeit.

Aber, das macht sie nicht weniger schlimm *find*
Hab ich auch nicht behauptet.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #232 am: 06 Oktober 2011, 00:11:47 »

Vor allem, weil das mit der "Aufmerksamkeit" so seltsam klingt ... - "Hilferuf" würde eher passen.

Und dann - ich hatte es ja vorne schon ausführlich usw.  ;D  ::) - ist halt bitte doch zu unterscheiden zwischen Suiziden und Suizidversuchen!


Und wie ich auch schon erläutert und begründet habe, ist die Bezeichnung "Selbstmord" völlig unpassend bzw. falsch - aber aus diversen (auch manipulativen) Gründen natürlich immer wieder gerne benutzt - weil es mit "Mord" absolut gar nichts zu tun hat. Selbsttötung trifft es dann schon eher.

Vor allem zeigt hier einer mal wieder, wie wenig er sich mit der "Sache" befasst hat, wie wenig er darüber weiß ... - nicht wahr, Eisbär?
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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #233 am: 06 Oktober 2011, 00:20:00 »

Zitat
Suiziden und Suizidversuchen!

Hö?
Ein Suizid ist oft nur eine Untermenge eines Suizidversuchs, wobei aber nicht jedem Suizid ein Suizidversuch vorausgeht.
Viele Suizidversuche mögen nicht ernstgemeint sein, aber auch die nicht ernstgemeinten können ja im Suizid gipfeln. So genau kann man das später nicht mehr unterscheiden.

Bei Rex Gildo nimmt man im allgemeinen an, dass er sich im Afffekt aus dem Fenster aus dem dritten Stock gestürzt hat. Dabei ist er umgekommen.
War das nun ein Suizid, ein Suizidversuch oder keins von beidem?  ;)
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #234 am: 06 Oktober 2011, 00:32:12 »

Naja, ich hab das doch alles vorne schon ... ... ...   ;D


Doch, es gibt Versuche, mit Selbstötungsabsicht, die dann aber scheitert (die Selbsttötung). Aber wie also vorne schon gesagt:

Wenn jemand ganz sicher gehen will (also ganz ganz ganz unbedingt sicher/wirklich sterben will), wird er/sie eine der "sicheren" Methoden "wählen", durchführen (die sogenannten "harten", siehe vorne ...). Und er wird auch bemüht sein, sich nicht "noch irgendwie" "vorher" finden oder "retten" zu lassen ...

Von daher kann man schon einigermaßen unterscheiden zwischen Versuchen und tatsächlicher Selbsttötung(sabsicht).

Die einen wollen eigentlich "gerettet" werden bzw. wollen, dass ihre Not erkannt, verstanden und ihnen (bestenfalls) auch geholfen wird ...

Die anderen wollen das alles nicht - die wollen nur noch "weg sein", nicht mehr existieren - 100% nicht (mehr).


Von Rex Gildo weiß ich nix.

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Re: wann sterben?
« Antwort #235 am: 06 Oktober 2011, 01:11:14 »

Tja, grade Rex Gildo ist aber ein interessantes Beispiel. Gerade angesichts dessen, dass das Thema "Selbstmord", "Selbsttötung", "Hilferufe" und der ganze Strauß der damit zusammenhängt in den Medien angesichts seines Falles auf einmal sehr präsent war.

Als die Meldung seines Todes kam, wirkte alles ziemlich eindeutig: "Rex Gildo hat sich aus dem Fenster gestürzt und ist dabei umgekommen."
Wie die Medien so sind, möchten sie natürlich als allererste zur heißen Meldung auch Hintergrundberichte geben, Geschichten, eben Dinge die Leser anzieht und interessieren könnte. Völlig logisch, ist schließlich deren Job. ;)

Also ging man davon aus dass er sich umbringen wollte. Man forschte nach, fand einiges was in seinem Leben nicht zusammenpasste, fand sofort auch einige die bestätigten, dass er zum Schluss seines Lebens nicht mehr glücklich war.
Damit waren dann mit heißer Nadel all die Berichte gestrickt die aussagten "Gildo war todunglücklich und wollte deswegen sterben."

Tja, das Leben und dummerweise auch der Tod sind aber nun einmal nicht so einfach.  8)
Erst stellte dann doch in den Medien mal jemand laut die Frage "moment mal, es war der dritte Stock. Wer hat denn vor sich umzubringen und versucht es aus dem dritten Stock? Das macht doch überhaupt keinen Sinn! Dass er dabei umgekommen ist, grenzt eher an ein (makabres) Wunder."

Tja, und schwupps! wurde daraus - was auch sonst? ;) - gestrickt, dass er sich ja gar nicht umbringen wollte, sondern es nur ein Suizidversuch war, der eigentlich scheitern sollte. Hilferuf halt, Wunsch nach Aufmerksamkeit, gehört zu werden, von wem auch immer.

Das ging in den Medien auch eine Weile gut.
Bis man vom Streit mit seinem Lebensgefährten erfuhr, der dem Sprung direkt voranging.

Seitdem ist sich niemand mehr sicher, ob es wirklich ein Selbstmordversuch war: Dem Versuch geht ja eine Absicht voraus. Vielleicht war er aber in dem Augenblick so erregt, dass er nicht konkret darüber nachdachte, was er da gerade tut? Ein im Affekt gedachter Gedanke "nur weg hier" und mehr nicht? Kein Suizidversuch, sondern nur ein Fluchtreflex, der darin gipfelte dass er leider den verkehrten Ausgang wählte, auch wenn er der kürzeste war?

Das nur mal so als kleines Beispiel, wie kompliziert es von außen ist zu beurteilen, ob jemand wirklich sterben will oder nicht. Man weiß es einfach nicht!


--------------------------


Demzufolge weiß man auch nicht, wird man es nie wissen bevor man die genauen individuellen Umstände kennt, ob ein Suizidversuch nun ein Hilferuf war, ob er ernst gemeint war oder ob er einfach nur 'ne Schnapsidee war, die beinahe tödlich endete.

Dieses "wer es wirklich vor hat macht es richtig" macht die Dinge auch zu einfach. So einfach ist das Leben aber eben dummerweise nicht! Jemand kann z.B. auch einfach nur zu doof sein und glauben dass die Selbsttötungsmethode idiotensicher ist, um dann festzustellen, dass er/sie sich in dieser Einschätzung geirrt hat.
War halt doch "idiotensicher" in Sachen Leben erhalten, öhh ...  8)

Oder auch umgekehrt, jemand stellt etwas an, denkt sich "ach, so schlimm wird's schon nicht sein" und überlebt das Ganze nur knapp oder gar nicht. Darwin Awards lassen grüßen ...
Selbst dieses "wer sich wirklich umbringen will sorgt dafür dass er nicht gefunden wird" ist nicht immer realistisch: Dazu muss man erstens mal davon ausgehen dass derjenige sich dessen bewusst ist dass er vorzeitig gefunden werden könnte (Beispiel Pulsadern / Badewanne, soll angeblich Stunden dauern, und wenn die Person nun denkt dass nach 10 Minuten alles vorbei ist und das dann ja reichlich früher wäre als jene/r, der/die nach Hause kommt?), und zweitens muss das Zeitgefühl intakt sein. Gerade im Angesicht des Todes bin ich mir da mal so gar nicht sicher, ob das dann auch wirklich der Fall ist.

Es bleibt übrig: Ob es jemand ernsthaft vor hat oder nicht kann man niemals wissen.
Es gibt Mutmaßungen, Hinweise die den Verdacht bestärken könnten.
Mehr aber auch nicht.

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Re: wann sterben?
« Antwort #236 am: 06 Oktober 2011, 01:27:33 »

messie

wie ich auch schon erwähnte  ::)  ist es zumeist so, dass die (wirklich "Sterbewilligen") das eine ganze Weile mit sich rumschleppen - da passiert eher selten was "im Affekt". Es ist dann aber letztlich so, dass es einen durchaus "aktuellen Auslöser" gibt (zumeist), der letztlich dann zur Selbsttötung führt - anders gesagt: der Wunsch, der Wille, die Gedanken ... sind schon längerfristig vorhanden (nicht selten einige bis viele Jahre zuvor schon!), aber es gibt meist (eigentlich: immer) einen bestimmten "akuten" Auslöser, der letztlich dazu führt, dass es also "dann" passiert bzw. ausgeführt wird (die Selbsttötung).

Das passt ja dann auch auf Rex Gildo so - wenn es sich so verhielt bei ihm, wie du beschreibst. (War das mit dem Fenster nicht auch ähnlich bei -- wie hieß sie gleich - die Blonde - ja: Jennifer Nitsch? - Naja, das interessiert mich aber eigentlich nicht so wirklich.  - Weder Rex Gildo noch Jennifer Nitsch.)


Und die andere Sache:

Wenn jemand ganz wirklich/sicher sterben will, wird er sich GARANTIERT vorher informieren: über möglichst sichere Methoden ... ! ! ! Und wird dann also sehr wahrscheinlich eine solche wählen (so möglich ... !!).

Da werden auch nicht selten eben Vorbereitungen und ggf. die nötigen Vorkehrungen getroffen - damit es "gelingt".


Und wer sich in irgendwelche lebensgefährlichen Situationen unbedacht bzw. aus Unüberlegtheit ... begibt, hat eher keinen wirklichen Todeswunsch/Sterbewillen.

Zitat
Es bleibt übrig: Ob es jemand ernsthaft vor hat oder nicht kann man niemals wissen.
Es gibt Mutmaßungen, Hinweise die den Verdacht bestärken könnten.
Mehr aber auch nicht.

messie - jemand, der sich erschießt, erhängt, aus großer Höhe in die Tiefe stürzt oder vom Zug überrollen lässt (insbesondere: Enthauptung durch Zug) - will ganz sicher und wirklich sein Leben "zweifelsfrei" und "sicher" beenden. Ich denke, da gibt es kaum etwas zu "mutmaßen" oder zu "verdächtigen" - was meinst du?
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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #237 am: 06 Oktober 2011, 01:37:38 »

Na gut, es gibt Fälle wo es doch offensichtlich ist. Dass Möllemann überleben wollte insgeheim glaubt eher niemand  ;D

Meine Kritik betrifft eher die Fälle bei denen man zu leichthin sagt "das war doch nur ein Hilferuf, mehr nicht, war eh nicht ernst gemeint".
Ab wann ist es denn ernst gemeint? Wenn es idiotensicher ist? ;)
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Re: wann sterben?
« Antwort #238 am: 06 Oktober 2011, 10:20:02 »

ich denke, wenn jemand erstmal den schritt gemacht hat, laut zu sagen, er will sich umbringen, dann ist der anfang auf dem weg zum möglichen finalen selbstmord bereits gemacht. wer würde sowas einfach so dahin sagen ?
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #239 am: 06 Oktober 2011, 11:18:04 »

Mh - naja, is so eine Sache - nicht immer, wenn jemand bspw. damit "droht", sich das Leben zu nehmen, wird er das auch tun - das hängt dann von vielen weiteren Umständen und dem weiteren "Fortgang" der Situation ... ab.

Dieses "Drohen" kann auch oft Ausdruck der Verzweiflung, Hilflosigkeit ... sein, hinter der aber eigentlich der Wunsch nach Hilfe ... steht.

Aber ja: andererseits ist es auch nicht selten so, dass die Leute es irgendwann "vorher" (vor ihrem Suizid) mal oder auch öfter angedeutet oder wirklich deutlich gesagt haben (z.B. auch, dass sie es schon mal versucht haben oder es versuchen wollten ... ... ...).

Wenn jemand sagt: Ich wollte mich "umbringen" oder was in der Richtung, sollte das immer ein "Alarmsignal" sein - nicht in dem Sinne, dass man die Person nun zwangseinweisen und -therapieren lässt ..., sondern: es ernst zu nehmen und - so einem selbst möglich - zu überlegen, was evtl. getan werden kann, das dem Anderen ggf. hilft - reden, fragen oder zuhören, gemeinsam nach (Aus-)Wegen, "Lösungen", Hilfe/Unterstützung suchen, Unterstützung anbieten (fragen, ob der Andere sie will oder wo er sie vlt. braucht - nach seiner eigenen Einschätzung ...).

Oder auch "nur" da sein. ...

Es kommt immer sehr darauf an, wie das Verhältnis zueinander ist - also auch: wie offen der Andere sein kann und will und wie wer jeweils über Suizid denkt (ob man sich dafür schämt, ob man Angst vor Vorwürfen hat oder mit Zwangs"hilfen" rechnet bzw. was man wem auch "zumuten" will oder nicht - ob man überhaupt darüber reden will und mit wem aus welchen Gründen ... ... ...).

LETZTLICH geht es (mir) aber darum, die Entscheidung und Selbstbestimmung des "Anderen" anzuerkennen! ! !

Es kam ja gestern Abend dazu was auf 3sat - hab ich LEIDER aber den ersten Film ("Tod nach Plan") nicht gesehen, nur die beiden "Dokus" (Debatte und den Film mit den Angehörigen) danach.

http://www.3sat.de/page/?source=/sfdrs/157253/index.html


Die Debatte verlief wie immer und wie nicht anders zu erwarten war (inhaltlich). Gähn. Schnarch. Das übliche Geseiere.

Was ich grundsätzlich einfach doch nochmal hervorheben möchte:

Ja, es mag oft Depression "dahinter stecken". Ja, es gibt die Möglichkeit der Therapie. Aber: das hilft nicht immer allen Menschen - und: wie ich auch schon sagte und man einfach weiß (Psychiater bspw.): wer einmal eine "klinische" Depression hat, wird sehr sehr sehr wahrscheinlich in seinem späteren Leben nochmal (oft: noch öfter) eine solche "erleben" ...

Wie man auch weiß: kann niemand, der wirklich "unbedingt" seine Existenz beenden will, davon abgehalten werden - letztlich nehmen sich auch in der geschlossenen Psychiatrie Menschen das Leben (allerdings müssen sie das dann dort leider unter sehr erschwerten Bedingungen - da sind wir wieder beim dann also leidvollen, nicht "würdevollen, humanen" (Frei-) Tod!!!).

Und offensichtlich gibt es auch nicht wenige Menschen, die trotz (sogar mehrmaliger bzw. jahrelanger) Therapien dennoch sterben "wollen" bzw. ihre Existenz beenden wollen.

"Krankheit" hin oder her - es geht hierbei entscheidend um die Frage nach dem Recht auf Selbstbestimmung - und GERADE auch um: Selbstbestimmung bei/TROTZ (vermeintlicher!!!) "Krankheit" (bpsw. also: Depression)!!!

Die Leute werden einfach mal für "nicht urteilsfähig" erklärt: sie sind ja (seelisch oder "geistig") "krank" ... Daher können sie ANGEBLICH nicht in vollem Umfang urteilsfähig ... (und entscheidungsfähig) sein. Und damit hat man einen geschlossenen Kreis - aus dem es kein Entweichen geben kann, soll, darf!

Ich wünsche mir, dass sich an dieser Sichtweise hoffentlich bitte ENDLICH bald etwas ändert!



Es muss die Entscheidung, wer was als unerträgliches Leid, als unerträgliche Belastung bzw. Existenz erlebt, empfindet, wer sein eigenes (!!!) Leben als (noch oder überhaupt) lebenswert empfindet, letztlich doch IMMER bei dem Einzelnen selbst verbleiben, gegeben sein dürfen!!!

Denn niemand anderer kann es letztlich wirklich beurteilen - weil man niemals der Andere sein kann, niemals wie er denkt, fühlt, dessen Leben, Erfahrungen, Gefühle, Gehirnchemie (so wie er) "hat" ... ... ... - mit welchem Recht (in ethisch-moralischem Sinne, nicht in juristischem - das nur vorsorglich @Eisbär  ::) ) aber darf man dann also über ihn entscheiden, über SEINE Entscheidung, seinen Wunsch hinweg gehen (indem man ihn einfach für "nicht urteilsfähig" erklärt und behauptet, ihn vor sich selbst/"in seinem Interesse" "schützen" zu müssen - also: zum Weiterleben ZU ZWINGEN!!!) ?

Ich finde, das ist ein unhaltbarer Zustand. Ich bin der Meinung, da muss sich was ändern - und das wird sehr wahrscheinlich noch einige Zeit dauern ... ... ...  :'(
« Letzte Änderung: 06 Oktober 2011, 11:20:03 von Kallisti »
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