Ich denke, sowas ist mit ziemlicher Sicherheit auch bei uns in Deutschland möglich.Das Aggressionspotential gerade unter Jugendlichen anderer Nationalitäten ist doch sehr hoch, so dass nur ein Funken genügt, um es zum Ausbrechen zu bringen. Gerade die sozialen Probleme in den sog. Ghettos sind erheblich, Ausgrenzung schon allein dadurch, dass viele der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Anpassung über Generationen nicht erfolgt ist, Vorurteile, die immer wieder ein Grund für, wenn auch im Moment nur kleinere, Auseinandersetzungen sind...
Inzwischen gibt es auch schon in zahlreichen anderen französischen Städten brennende Autos, selbst Strasbourg hat es schon erreicht - und das liegt schon recht nah an der deutschen Grenze. Trotzdem halte ich es für unwahrscheinlich das die Unruhen direkt von Frankreich auf Deutschlad übergreifen werden.
Und ja, ich glaube, dass das auch hier passieren kann. In Veddel, Dulsberg, etc. hätten manche Leute durchaus Grund zu randalieren und wenn der Zündfunken irgendwann kommt, dann wird es hier ähnlich losgehen. Auch wenn einige Politiker behaupten, dass es Ghettos in solchem Ausmaß in Deutschland nicht gäbe.
Möglicherweise wird diese, auch in D vorhanden Unterschicht, auch unbequem, wenn die Sozialleistungen weiter gekürzt werden (und das werden sie irgendwann).Vermutlich wird man den Rest der Gesellschaft mit Gewalt vor diesen Schichten schützen müssen (...)
Was ich mich als Architektur-interessierte auch frage ist eine auf den ersten Blick total naive und kindliche Frage:Hat auch die Architektur was damit zu tun?
Aber die Plattenbau alleine reicht nicht zur sozialem Brennpunkt: ich habe selbst in Moskau in Plattenbau gewonnt, die einem btrieb angehörte. Zu dieser Zeit waren Plattenbaus sehr angesagt, und man kannte sich gegenseitig, weil fast alle in einem Betrieb gearbeitet haben. Dort wohnten Ärzte, Ingeneuren u.s.w. Es war ganz nett, aber auch manchmal nervig, wenn die Nachbaren mich beim Rauchen erwischten, wussten meine Eltern sofort Bescheid.
Das war ja in der DDR ähnlich, daß es in den Plattenbauten keine so starke Entmischung wie heute gab, d.h. wenn auch Ingenieure mit Bauarbeitern im selben Gebäude wohnen, reguliert sich das Wohnklima von selber.In dem Haus, in dem ich zuletzt gewohnt habe, sind z.B. immer mehr Chaoten eingezogen, bis das Wohnklima "gekippt" ist, und bin dann ausgezogen.
Würdest du in Mümmelmannsberg, etc. wohnen, wenn du problemlos in eine andere Wohngegend ziehen könntest ? Das sind doch alles Gegenden, in die freiwillig fast niemand mehr zieht, der sich was besseres leisten kann. Zurück bleibt halt die arme Unterschicht, und wer ist das ? Arbeitslose, Ausländer, Gesellschaftsverlierer. Die Idee mit der Mischbewohnung so wie früher in der DDR-Platte scheitert verständlicherweise aus obengenannten Gründen.Oder meinst du, der Arzt, Rechtsanwalt, ingenieur, etc. zieht mit seiner Familie nach Steilshoop&Co.
Längst ist es nicht mehr ein Ausdruck von Frustration, sondern es geht nur noch ums zerstören, in Brand stecken und randalieren.
Glückshormone beim Fackelzug? Wenn man sich nachts beim Randalieren "besser" fühlt als tagsüber, tja, was wird man wohl tun?
...und da Franzosen im Gegensatz zu Deutschen schneller auf die Barrikaden gehen (und auch immerhin vernünftigerweise schneller und effektiver streiken oder Demos organisiert bekommen)...
Zitat von: "Thomas"Möglicherweise wird diese, auch in D vorhanden Unterschicht, auch unbequem, wenn die Sozialleistungen weiter gekürzt werden (und das werden sie irgendwann).Vermutlich wird man den Rest der Gesellschaft mit Gewalt vor diesen Schichten schützen müssen (...)Ja, das sehe ich im Prinzip genauso, nur ziehe ich - wer hätte das gedacht? - gänzlich andere Schlüsse daraus.Der wirksamste und beste Schutz gegen diese potentiell gewalttätige Unterschicht ist m.E. nicht das "freiwillige" Einmauern der Mittel- und Oberschicht in gated communities mit privater Sicherheitsarmee vor den Eingangstoren, sondern eine Partizipation der Unterschicht an der Gesellschaft. Gebt Ihnen, was sie am liebsten haben wollen: Arbeit und die Illusion, den sozialen Aufstieg schaffen zu können. Dadurch bekommen sie Geld zum Konsumieren und können sich tolle überflüssige Waren kaufen und damit rumprotzen. Dazu brauchen die Leute Kultur. Natürlich keine "Hochkultur", das will da Keiner. Volkskultur ist wichtig. Fußballstadion, Vereinsleben, Kirmes. Mit einem Wort: Panem et Circenses, dann ist Ruhe beim Plebs. Keine neue Erkenntnis, das wussten schon die alten Römer.
Das Problem ist also der "freie Wohnungsmarkt", der soziale Randgruppen noch weiter benachteiligt. Ein guter Indikator dafür, dass das marktwirtschaftliche Prinzip die Segregation (Ghettobildung) fördert, ist die Tatsache, dass es in planwirtschaftlichen Systemen andres ist als in marktwirtschaftlichen. Siehe Augenzeugenbericht hier:Zitat von: "Black Russian"Aber die Plattenbau alleine reicht nicht zur sozialem Brennpunkt: ich habe selbst in Moskau in Plattenbau gewonnt, die einem btrieb angehörte. Zu dieser Zeit waren Plattenbaus sehr angesagt, und man kannte sich gegenseitig, weil fast alle in einem Betrieb gearbeitet haben. Dort wohnten Ärzte, Ingeneuren u.s.w. Es war ganz nett, aber auch manchmal nervig, wenn die Nachbaren mich beim Rauchen erwischten, wussten meine Eltern sofort Bescheid.Bei der Transformation von Plan- zur Marktwirtschaft kommt es dann zur sozialen und räumlichen Entmischung der Bevölkerung:Zitat von: "K-Ninchen"Das war ja in der DDR ähnlich, daß es in den Plattenbauten keine so starke Entmischung wie heute gab, d.h. wenn auch Ingenieure mit Bauarbeitern im selben Gebäude wohnen, reguliert sich das Wohnklima von selber.In dem Haus, in dem ich zuletzt gewohnt habe, sind z.B. immer mehr Chaoten eingezogen, bis das Wohnklima "gekippt" ist, und bin dann ausgezogen.Zitat von: "Thomas"Würdest du in Mümmelmannsberg, etc. wohnen, wenn du problemlos in eine andere Wohngegend ziehen könntest ? Das sind doch alles Gegenden, in die freiwillig fast niemand mehr zieht, der sich was besseres leisten kann. Zurück bleibt halt die arme Unterschicht, und wer ist das ? Arbeitslose, Ausländer, Gesellschaftsverlierer. Die Idee mit der Mischbewohnung so wie früher in der DDR-Platte scheitert verständlicherweise aus obengenannten Gründen.Oder meinst du, der Arzt, Rechtsanwalt, ingenieur, etc. zieht mit seiner Familie nach Steilshoop&Co.So ist es.
Äh.. Dulsberg? Ich habe da noch nie auch nur annähernd Ähnliches beobachten.In Veddel war ich noch nicht.
Genau !Und wenn es mir scheiße geht, warum sollte es anderen besser gehen ?(Mal abgesehen davon, dass die anderen arbeiten gehen, sich bemühen und anstrengen, keine Drogen nehmen, nicht schon 20x aus eigenem Verschulden heraus vorbestraft sind und ihr Leben im Griff haben...)Von daher zünde ich natürlich auch das Auto des Familienvaters von nebenan an un freue mich, wie sein mühsam Erspartes in Rauch aufgeht!Daran, dass das wegräumen der Trümmer und das raparieren der Straße den Staat Geld kostet, dass er dann nicht für eine Verbesserung meiner Situation ausgeben kann, daran denke ich natürlich nicht...Wozu auch ?Denn wenn ich schonmal aus meinen Drogenfantasien aufwache, dann will ich mich voll auf den realen Schwachsinn konzentrieren und mache mir doch keine Gedanken darüber, wie man die Situation verbessern könnte.Mir reicht es, mich zu beschweren...Von daher : Lehnt Euch zurück, und genießt die Show !
Da gratuliere ich doch mal ganz herzlich zu diesem hervorragenden Beispiel an differenzierter Betrachtungsweise, Übersicht, Informiertheit und Kenntnis der Ausgangssituation. Du warst noch nie in Frankreich, nicht wahr?
Und wenn ein französischer Politiker diese Leute als Gesindel bezeichnet, hat er damit absolut recht (es ist strategisch nur nicht sonderlich vorteilhaft, das in seiner Position öffentlich zu äußern).