Stimmen insgesamt: 41
Umfrage geschlossen: 02 August 2004, 17:30:53
... aber ich denke, dass in dem Moment des Todes viele kleine Teile dieser Seele auseinanderspringen und dort unterkommen, wo sie in dem Moment gerade gebraucht werden.
Kurzum: Der Tod ist Quatsch. Selbstredend geht es weiter.
Wenn die Frage an sich wohl zweifellos die umstrittenste und am leidenschaftlichsten diskutierte ist, mit der Mensch sich beschäftigt, seit er auf zwei Beinen stehen kann, so hängt sie fast untrennbar mit einer anderen zusammen, die er sich wohl stellt, seit er sich in seinen Ausdrucksmöglichkeiten über das Niveau primitiver Grunzlaute erhoben hat; es ist die nach dem Verhältnis, in dem das erlebende, wahrnehmende Individuum zur von ihm erlebten und wahrgenommenen Welt steht.
Von daher scheint es also recht sinnvoll, zwei Dinge voneinander zu trennen, was ich ja oben bereits angedeutet habe oder wenigstens angedeutet wissen wollte: auf der einen Seite das Ego - das sich über allerlei Attribuierungen definiert -, auf der anderen Seite das Selbst - und das Selbst ist es, das ich mit dem besagten "Zentrum" meinte und mit dem ausdehnungslosen Kreismittelpunkt verglichen habe.
Dieses Selbst ist es, das meiner Ansicht nach keinen Tod kennt, da es weder Raum noch Zeit kennt und, um mit Kant zu sprechen, apriorische Bedingung allen Seins und aller Erfahrung ist. - Und insofern ist Dir nur zuzustimmen, wenn Du sagst: "Es wird immer deutlicher, dass von Seele zu sprechen nur einen Sinn hat, wenn wir damit etwas überidividuelles meinen." - Ob das allerdings dann so zu sehen ist, daß dieses überindividuelle Zentrum aus der "Gesamtheit der Erfahrungen und Handlungen der Individuen" zusammengesetzt ist (ich verstehe Dich doch richtig, daß Du quasi auf ein Konglomerat aus den Erfahrungen ALLER jemals existenter Wesen hinauswillst), bleibt die Frage.
Ich persönlich halte dafür, daß man diese zweifellos gigantische Summe mit einem Bruch mit immens gigantischem Zähler und ebenso immens gigantischem Nenner vergleichen kann, den man letztlich auf 1/1=1 zusammenkürzen kann. Und daß 1 von einer mystischen Warte aus betrachtet =0 ist, finde ich in diesem Kontext eine recht possierliche Pointe ... :wink:
Nun zu Teil 2: Alter, mit Karl Marx hast Du in meiner persönlichen philosophische Hitliste ja nun wirklich zielgenau in den hinterletzten Güllepfuhl gegriffen - danach kommen eigentlich nur noch Adorno und Horkheimer ... - aber gut, persönliche Vorlieben können ja kaum argumentatives Gewicht beanspruchen, insofern also in medias res.
- Ich muß dem alten Kalle dann auch insofern schon gleich im ersten Satz widersprechen, als "die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme" sehr wohl eine theoretische ist, das hat rein gar nichts mit scholastischer Spiegelfechterei zu tun:
anders sieht es freilich hinsichtlich der Frage aus, wie hoch man den Status ansetzen will, dem eine Antwort auf diese Frage zukommt; daß nun freilich der Erfinder des "historischen Materialismus" nichts von solchermaßen theoretischen Erwägungen hält, ist nur konsequent und sei ihm unbenommen. Nichtsdestotrotz sind auch die folgenden drei Sätze keine Argumente, sondern lediglich Behauptungen, denn wer bitteschön sagt das denn mit welcher argumentativen Legitimation? Karl Marx. Na und? Kant sagt was anderes. Nietzsche auch. Wer hat recht? Und warum?
Besonders bemerkenswert finde ich, daß Marx einerseits zwar in leicht abschätzigem Tonfall feststellt, "die Philosophen [hätten]die Welt nur verschieden interpretiert", andererseits aber, wenn er dann im Nachsatz postuliert, es käme vielmehr "darauf an, sie zu verändern", selbst klammheimlich auf eine Interpretation der Welt rekurriert (und sich damit genau jener metaphysischen Postulate bedient, die er eigentlich ablehnt): nämlich der, daß ihr objektive Realität zukomme und alles weitere nur "Hirngespinste" seien.
Auch in dieser Frage gibt's 'ne Menge kluger Köpfe, die da fundamental anderer Meinung sind und waren.
Und ich persönlich vertrete die Auffassung, daß die marxistische Interpretation des Menschen als eines Bündels an materieller Bedürftigkeit, das, ist diese erst einmal gestillt, von ganz alleine in die Glückseligkeit hinübersegelt, reichlich kurz greift.
Guck dich um! Im Vergleich zum Arbeiter des frühen 19. Jahrhunderts lebt selbst der Sozialhilfeempfänger unserer heutigen Gesellschaft in Saus und Braus. Und wo bitteschön ist sie, die Glückseligkeit der werktätigen Bevölkerung?! -
Und vor allen Dingen: Was h e i ß t "Veränderung" denn eigentlich bitteschön? Fängt die etwa nicht in den Köpfen an?
Marx hat die Welt auch "nur" durch Bücher verändert, den Barrikadenkampf hat er anderen überlassen.
Und ob die Welt sich durch Marxens Bücher zu ihrem Segen oder ihrem Fluch verändert hat, das sei einmal dahingestellt ...
P.S.: En passant noch ganz was anderes: Ist Dein Nick eigentlich (musikalisches) Programm?
<edit> ähh.. Quatsch.. ich meinte nicht DarkAmbient, sondern Kenaz.. in der Zeile verrutscht :oops: