Stimmen insgesamt: 41
Umfrage geschlossen: 02 August 2004, 17:30:53
Damit, daß wir an verschiedenen Ufern stehen, hast Du zweifellos recht. Der Vergleich mit der Brücke hinkt allerdings insofern ein bißchen, als ich die Brücke sehr wohl sehe - ich hab' aber kein Interesse, meine Seite des Flusses mit Deiner zu vertauschen ... Wink
Den hier find' ich übrigens bemerkenswert:Kallisti hat folgendes geschrieben:Zum Buddhismus (ja, gibt da auch versch. Richtungen...):ja, das ist die einzige Religion und Philosophie, der ich "was abgewinnen" kann!! Aber habe mich noch nicht eingehend damit beschäftigt.
4. Wieso es nur Sinn macht, von "Seele" zu sprechen, wenn man damit "was Überindividuelles" meint, leuchtet mir nicht ein.Wo hier gerade der Buddhismus so in Mode ist, der hält das 'Ich' für eine Illusion. Es ist ein möglicher Ansatz, dass wenn man die Illusion des Ich zerstören will, man beim Überindividuellen suchen muss.
Vielleicht die Menge aller Symbole und mit ihnen verbundenen Bedeutungen, bzw. der Differenzen zwischen ihnen. Sie sind kulturell-geschichtliches Produkt und formen die Individuen. Wir sind alle Sklaven dieser Produkte und des dadurch hervorgerufenen identifizierenden/unterscheidenden Denkens, an dem das Individuum kaum etwas ändern kann, auch wenn es sich mit noch so abgefahrener Philosophie beschäftigt, denn um sich als scheinbar freies Subjekt denken (identifizieren/unterscheiden) zu können, muss man sich dem 'Weltgeist' erst einmal unterwerfen. (Übrigens nichts gegen Hegel: Der war mehr Materialsit als man gemeinhin denkt!)Aus psychologischer Sicht wäre der Begriff Über-Ich vielleicht eine Brücke.
Zitat:Und: ja, ich würde schon (auch) sagen, dass "Seele" ein Gebilde ist, das durch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und deren Verarbeitung und Veränderung(en) in unserem Bewusstsein - oder: durch dieses- entsteht.Da würde ich Dich gern wörtlich nehmen wollen, und zwar was den Plural 'in unserem Bewusstsein' angeht. Ich glaube aber Du meinst das eher rhetorisch und denkst das, was ich eher als die Ich-Illusion, die aus der Subjektwerdeung entsteht, verstehe -- auch weil Du Die Eigentumsform benutzt (aus materialistischer Sicht ein guter Indikator für idealistische Verfehlungen Smile ). Wenn Seele als etwas, das in irgendeinerweise als den Tod überdauernd gedacht werden soll, dann doch nur so, dass sie nicht einfach veränderlich, also nicht durch individuelle Erfahrungen beeinflusst (verdammt/selig) werden kann.Das ist nun wirklich tiefstes Mittelalter, Leute damit zu schrecken, dass sie ihre eigene Seele durch ihre Taten oder ihren Glauben beeinflussen können und so ein paar Jahre weniger in der Verdammnis weilen müssen. Glaubhafter ist da schon die Vorstellung, dass jedes Wort, das ich schreibe oder spreche, jede symbolische Handlung, auch Werke, mehr oder weniger wieder in einen Kreislauf fließen, der nicht einfach nur eine banale kollektive Seele ist, sondern sich durch unglaubliche Vielfalt auszeichnet und einem ewigen Prozess der ständigen Veränderung unterworfen ist -- wie das Leben eben.
Dass das ein möglicher Ansatz ist, mag sein, aber: eine andere Sache ist, davon zu sprechen, dass es nur Sinn mache, von Seele zu sprechen, wenn... (siehe oben!)!!(Mit dem "nur" tu ich mich schwer...!)
Ja, das mit den Symbolen und Denkinhalten....: klar: das ist eben der "Input" ohne den sowieso mal gar nichts geht (denktechnisch).
Aber: Wissen und Information und Symbolik zusammenzunehmen und daraus eine Art "Einheit" zu basteln und das dann "Weltgeist" zu nennen: das ist wieder ein selbstgestricktes Konstrukt - sicher: als Denkhilfe... (wieder mal...), aber: deshalb noch lange nicht unbedingt "wahr"/"richtig", sondern auch falsifizierbar und hinterfragbar sowieso...
So sind eben auch Freuds "Ich - Es - Über-Ich" - Begriffe (und zugrunde liegende Definitionen, Interpretationen...) Konstrukte, Denkmodelle! Da kann man mitgehen, muss man aber nicht, weil sie nicht zwingend (wahr, richtig) sind - auch nicht "zwingend einleuchtend" ...
Und inwiefern Hegel "Materialist" war: das erkläre mir bitte genauer! Danke schon mal.
Was meinst du mit der "Eigentumsform als Indikator für idealistische Verfehlungen"...bezülgich meines Zitats, klar :
Und aus meinem Verständnis überdauert da eben auch nicht eine "Seele" (oder wie auch immer man es nennen möchte) den (eigenen) Tod, da mit dem (eigenen) Tod auch sämtliche Hirnprozesse zum absoluten und endgültigen, unwiderruflichen Stillstand/Aus kommen - und SOMIT eben auch das (eigene) Bewusstsein (und damit wiederum "die" Seele): zum "Stillstand" kommt!!!
Einfacher: Ohne Gehirnaktivität (und da: ganz spezieller, vielfältiger, komplexer!) - kein Bewusstsein; ohne Bewusstsein - keine "Seele".
Da mit dem Tod die Gehirntätigkeit aufhört (unumkehrbar), kann es auch keine "unsterbliche Seele" geben.
Deshalb verstehe ich also nicht, weshalb du in diesem Zusammenhang (mich zitierend) diesen (katholisch-christlich-) religiösen Seelenbegriff/-vorstellung (und entsprechenden Missbrauch der Angst der Menschen hinsichtlich "Fegefeuer" und Ablass usw.) einbrachtest ->
Das mit dem "Todestrieb" würde mich allerdings schon nochmal genauer interessieren: kannst du dazu nochmal was sagen?? (Ich nenne es ja "Todesneigung" - nicht euphemistisch, sondern "realistischer" )
Hm, mit Spiritualität habe ich wie schon erwähnt so meine Schwierigkeiten...
...nee, man kann sich aber auf ner Brücke immerhin treffen - "entgegenkommen" - wenn du weißt, was ich meine...Man muss deswegen nicht gleich das Ufer wechseln - obwohl auch das oft mal ganz sinnvoll/hilfreich wäre, aber eben schwierig...!!
Wieso findste den "bemerkenswert" - wie ist das zu verstehen?Weil ich mich für Buddhismus erwärmen kann??Oder weil ich schrieb, dass ich das kann: ohne mich damit eingehend beschäftigt zu haben?
Das wäre mal eine echte kopernikanische Wende der Spiritualität: Nicht irgendeinen metaphysischen Mumpitz in das Seelenheil des Individuums hineinzudeuteln, sondern zu schauen, wie sich das Individuum 'objektiviert', welche Spuren es in der Welt hinterlässt, und meinentwegen wie diese Spuren zu anderen Individuen führen. Wenn es nicht anders geht sogar als Negation der 'Genealogie der Moral' von Nietzsche.
Die Philosophen haben Geist nur unterschiedlich erklärt, es kömmt darauf an, ihn materialistisch aufzuheben! (Um Kenaz ein bisschen zu ärgern )
Die Greuel, die im Verlauf der menschlichen Geschichte aus dem Topos Religion erwachsen sind, rühren meiner bescheidenen Ansicht nach im wesentlichen daher, daß der Mensch dazu neigt, über der Maske bzw. Verkleidung den "Inhalt" zu vergessen (wie überhaupt die großen Dissensstiftungen der Menschheit sich primär an Form- und nicht an Inhaltsfragen festmachen) ...
- Hört sich hochinteressant an. Ich wäre Dir allerdings ernsthaft dankbar, wenn Du das mit der "Negation der 'Genealogie der Moral' von Nietzsche" noch etwas genauer ausführen könntest: Ich ahne zwar dunkel, wie Du das und was Du da meinen könntest, bin mir aber keineswegs sicher, ob ich Dich in dieser dunklen Ahnung richtig interpretiere; und gerade dieses Statement finde ich schon aus rein fachlichem Engagement überaus spannend.
Allerdings: Meine Erfahrung mit Wissen, das mir erstmal seltsam vorkommt, ist dass es gerade dort lohnt, einen zweiten Blick drauf zu werfen. Seltsam erscheint das Wissen oft nur, weil es mal, überspitzt ausgedrückt, nicht das ist (oder dazu passt) was ich eigentlich ja schon immer wusste.
Zitat:Einfacher: Ohne Gehirnaktivität (und da: ganz spezieller, vielfältiger, komplexer!) - kein Bewusstsein; ohne Bewusstsein - keine "Seele".Ehrlich gesagt ist mir das zu mechanistisch.Zitat:Da mit dem Tod die Gehirntätigkeit aufhört (unumkehrbar), kann es auch keine "unsterbliche Seele" geben.Das auch. Wie gesagt, wenn man nur aufs Individum schaut, scheint das schlüssig. Aber das Individuum ist selbst nur produziert. Es käme darauf an, die Prozesse zu verstehen, die es erschaffen, und wie Individuen wiederum in diesen Prozessen funktionieren. Deshalb meine Überzeugung, wenn man am Begriff einer (unsterblichen!) Seele festhalten will, muss man auf diese überindividuelle Ebene schauen.
...wie sich das Individuum 'objektiviert', welche Spuren es in der Welt hinterlässt, und meinentwegen wie diese Spuren zu anderen Individuen führen.
Jaja, das war, weil für mich der Begriff Seele einfach nur Sinn macht, wenn er etwas unabhängig vom (individuellen) Körper ist. Dafür sind solche Dualismen (Körper-Seele) eben nunmal da...
Im "psychischen Apparat" ist es das der Libido, dem Lustprinzip, entgegengesetzte Prinzip. Freud meint damit eine Art Destruktivität der Psyche, die sich zunächst mal gegen sich selbst richtet, aber weil das auf Dauer (oder in letzter Instanz) zu schädlich ist, wird dieser Trieb nach außen umgelenkt (sublimiert).
Du meinst mit dem, was Du Dir mit Spiritualität zurechtkonstruierst Smile oder pauschal das, was einem von der Bewusstseinsindustrie versucht wird zu verkaufen?
Das hab ich wieder mal nicht gepeilt - kannst du mir das noch genauer/anders erläutern, bitte?Was meinst du mit "das Individuum objektiviert sich"? Und welche "Spuren" meinst du - im Hinblick auf "Seele" und "Überindividuelles" ?
Oder vielleicht kannst du mir auch den Begriff "Überindividuelles" noch mal genau definieren: wie du ihn verstehst (also: mit Freud wohl - wenn ich das richtig verstanden habe? Aber: was genau heißt das: für dich??)
Ja schon, aber: vielleicht haben diese Dualismen (insbesondere dieser: Leib-Seele) einfach keine Rechtfertigungs-/Begründungsgrundlage mehr?
Und was meinst DU mit "Spiritualität" genau ??
quote wars \o/
Vielleicht aber auch doch. Die Unterteilung in Hardware und Software halte ich bis auf Weiteres für nützlich. Die Neigung diesen Unterschied zu nivellieren ist mir bisher nur vom radikalen Konstruktivismus (z.B. Maturana, wo wir gerade bei Hirnforschung waren) und vom naiven Materialismus bekannt.Wieso meinst Du, dass die Unterscheidung ausgedient hätte?
Mir geht es um eine Verschiebung des Ausgangspunkts. Der Schlüssel bei der Fragestellung 'Licht oder Nichts' ist, meine ich, Subjektivität nicht als dem Individuum immanent zu denken, sondern etwas das Individuum Übersteigendes, nichtsdestotrotz völlig Unmetaphysisches, Materielles zu denken.
Das individuelle Bedürfnis, erklären zu wollen, weshalb man ein Bewusstsein, eine Psyche, Seele, einen Geist oder wieimmermanesauchnennenmag hat und was das bedeutet.
Aber: deinen Subjektivitäts- und somit Subjektbegriff finde ich schon sehr eigenwillig und schwierig (für/als gemeinsame Verständigungsbasis), denn: du definierst bzw. verstehst, deutest "Subjekt(ivität)" eben völlig anders als es gemeinhin (und meiner Meinung nach auch: berechtigt) geschieht.
Das was du meinst ("... nicht als dem Individuum immanent ...") kann doch nicht mehr als "Subjektivität" bezeichnet werden?!?Das ist doch eher genau das Gegenteil davon!!
Ja, eben im Nichtdifferenzieren dieser Begriffe liegt das Problem -denn wie wir festgestellt haben, sind sie mit unterschiedlichen Bedeutungen (allgemeinen und zusätzlich auch noch individuellen) belegt.Bewusstsein ist nicht dasselbe wie "Seele/Psyche" und/oder "Geist" , sondern (nach meinem Verständnis, das ein materialistisches ist, ja) Bewusstsein bringt diese Konstrukte ("Seele", "Geist", "Ich") hervor - und dies geschieht durch "Materie" (elektrische Impulse, Neurotransmitter, Neuronen, Hormone... - im Gehirn und im Wechselspiel des Gehirns mit dem gesamten Körper wie auch der Umwelt).
Ja, es ist ein Bruch. Wenn Massentauglichkeit und Stasis ein Qualitätskriterium für Begriffsbildung wäre, würde ich Dir Recht geben.
Also muss man die Perspektive verändern. Bsp. Ptolemäus -> Keppler.
Aber das erscheint mir ein bisschen widersprüchlich: Impulse, Neurotransmitter, Neuronen, Hormone sind keine Konstrukte des Bewusstseins, jedoch Seele, Geist, Ich...Das Materialistische an Deiner Bewusstseinsphilosophie springt mir nicht gerade ins Auge. Du arbeitest ständig mit Seinskategorien. Der einzige für mich denkbare Materialismus muss davon ausgehen, dass Begriffe, wie ausgefeilt sie aus sein mögen, niemals 'wahr' sind bzw. das Ding-an-sich treffen, jedoch ihre Nützlichkeit sich mit der Zeit (historisch) erweisen lässt, und zwar auf dialektische Weise. (Das gilt auch für den Begriff 'Bewusstsein'. Warum willst Du den davon ausnehmen?)Jeder Materialismus, der dahinter zurücksteht, ist notwendigerweise idealistisch infiziert.
Es geht nicht um Massentauglichkeit (was ist "Stasis"??), sondern um eine gemeinsame (sprachliche) Verständigungsbasis, ohne die (sprachliche) Kommunikation nicht funktionieren kann. Wenn jeder Begriffe nach seiner Fasson beliebig interpretiert und so auch verwendet - wie soll (sprachliche) Verständigung da noch möglich sein??
So seh ich das auch: wenn sich herausstellt (was m. A. nach eben sehr wahrscheinlich ist), dass das, was wir "Seele" und "Geist" nennen, eben doch letztlich alles nur "Materie" (siehe mein letzter Beitrag) ist, dann würde das unser Welt- bzw. Menschenbild erheblich verändern ...!
So wie es einst auch passierte, als der Mensch durch Darwin ... erkannte, dass er nicht "die Krone der Schöpfung" ist und durch Kopernikus, dass nicht die Erde der Mittelpunkt "der Welt" ist ... !!Anm.: Wieso eigentlich dein Hinweis auf Kepler ?? (Der entdeckte meines Wissens die Gesetze der Planetenbewegung, aber Begründer des heliozentrischen Weltsystems war Kopernikus - von Aristarchos von Samos mal abgesehen, der bereits im 3. Jhd. vor Chr. ein Weltbild entwickelt hatte, bei dem die Sonne im Mittelpunkt steht.)
Nein, Hormone, Neuronen ... (siehe meine Aufzählung) lassen sich - im Gegensatz zu "Seele" und "Geist" mit naturwissenschaftlichen Methoden "messen, beobachten, überprüfen" - also mittels Experimenten, sie entsprechen diesen naturwissenschaftl. Kriterien - abstrakte Begriffe nicht!Und zum Thema in welcher Beziehung Sprache, Begriffe und "Dinge", "Wirklichkeit"... zueinander stehen - da ist Wittgenstein wohl empfehlenswert (die "Philosophischen Untersuchungen" z.B.).
Nee, idealistisch finde ich diesen "Materialismus" keineswegs.
Das ist genau das, was ich meine: Die Bewusstwerdung, nicht auf dem Mittelpunkt der Welt zu stehen, ist nicht Werk oder Entdeckung eines Einzelnen, sondern Ergebnis einer historisch-dialektischen Praktik vieler, die keineswegs linear verlaufen ist.
Und in einem Punkt war die Kirche ironischer Weise sogar progressiver (im Sinne moderner Wissenschaft) als der Kopernikus-Epigon Galilei: In der Forderung, den Kopernikanismus als Hypothese zum Streiten zu benutzen, aber ihn nicht als wahr zu behaupten. (Nicht dass sie auch diese Haltung zur heiligen Schrift gehabt hätte.)
Oh je, jetzt hast Du mich! Gestatte mir zuvor noch einmal einen Blick in das Machwerk, bevor ich mir als Nicht-Nietzsche-Kenner die Finger verbrenne.
- Nicht daß Du denken tust, ich hätte Dich vergessen, näch ... :wink: ...?! - So langsam sollte die Lektüre eigentlich abgeschlossen sein, finde ich ... *hrhrhr* :biglaugh: