Stimmen insgesamt: 41
Umfrage geschlossen: 02 August 2004, 17:30:53
Besonders Adorno hat für die schwarze Szene einiges zu bieten: von selbstmitleidiger autobiographischer Prosa in Minima Moralia bis zu theoretisch-methodischen Geschichten in der Negativen Dialektik. Tatsächlich kenne ich mehr als ein Mitglied der schwarzen Szene, das man Adorno-Fan nennen kann. Wie kommt der also in den Güllepfuhl?
Leider hab ich mein Rechnerhocklimit nun echt erreicht, Du wirst es mir also nachsehen, wenn ich Deine Entgegnung morgen bzw. - wohl eher - übermorgen (morgen komm' ich wohl nicht dazu, da hab' ich zu viel an den Hacken ...) ausführlicher kommentiere ...
E i n e n Kommentar auf die Schnelle kann ich mir allerdings beim besten Willen nicht verkneifen:Genau deswegen landet Adorno bei mir stante pede im Güllepfuhl! Mir geht dieses verschwurbelte, selbstmitleidige und sozialromantische Gejammer schlichtweg auf die Nerven!
Vielleicht sollte ich - nachdem ich den Bodensatz schon benannt habe - kurz erwähnen, wer die Spitzenpositionen meines philosophischen Rankings belegt, um diese Haltung zu illustrieren: Kierkegaard (- und um hier einem eventuellen Einwand gleich vorzugreifen: Ungeachtet seiner überwiegend eher trostlosen Buchtitel ist Kierkegaard keineswegs ein philosophischer Tränensack!), Wittgenstein und an vorderster Front selbstredend Nietzsche (über dessen Moralkritik ich - mit überbordender Begeisterung übrigens - unlängst auch meine Magisterarbeit geschrieben habe); der antiken Philosophie - insbesondere einigen Vertretern der Vorsokratiker und der Stoa, auch der Neuplatonismus weiß mein Herz zu erfreuen :wink: - fühle ich mich ebenfalls sehr verbunden. Wird Dir meine Abneigung gegen Adorno nun etwas plausibler? - Letztlich ist ja auch Philosophie nur eine Frage des Geschmacks ...
P.S. Was das "Heimprogramm" betrifft, so haben wir da anscheinend was gemeinsam. Nonplusultra des Genres ist meiner bescheidenen Meinung nach ja unverändert der Godfather der Bewegung: Lustmord! - Kennst Du schon "Carbon/Core"? Ein Traum! Gerade nach dem billigen Dreck, den er in den letzten zwei Jahren so abgeliefert hat ...
"Es wird immer deutlicher, dass von Seele zu sprechen nur einen Sinn hat, wenn wir damit etwas überidividuelles meinen." - Ob das allerdings dann so zu sehen ist, daß dieses überindividuelle Zentrum aus der "Gesamtheit der Erfahrungen und Handlungen der Individuen" zusammengesetzt ist (ich verstehe Dich doch richtig, daß Du quasi auf ein Konglomerat aus den Erfahrungen ALLER jemals existenter Wesen hinauswillst), bleibt die Frage.
Besteht das Problem vielleicht darin, dass das menschliche Gehirn "Nichts" (und somit eben auch "Tod") nicht denken kann ?!??
"Ego" und "Selbst" sind m.A. nach zwei Begriffe, die sich letztlich doch auf das Selbe "Ding" beziehen.
"Seele"/"Psyche" ist an (unser) Bewusstsein gekoppelt bzw. Teil dessen bzw. Konstrukt dessen (unseres Denkens). Aber ein notwendiges Konstrukt.
Zu Epikur: kann ich ihm nicht zustimmen, denn: der Tod geht uns sehr wohl schon zu Lebzeiten an, da wir um unsere Endlichkeit/Vergänglichkeit/unseren Tod wissen (als Menschen) und er geht uns auch als Tod Anderer an, betrifft uns (in zweifacher Hinsicht).
Ich finde es sogar ganz entscheidend, sich seiner Endlichkeit wirklich bewusst zu sein, da man dann doch anders durch´s Leben geht...
Wieso es nur Sinn macht, von "Seele" zu sprechen, wenn man damit "was Überindividuelles" meint, leuchtet mir nicht ein.
Was soll denn dieses "Überindividuelle" wiederum sein - was, woher, woraus "beschaffen", wie entstanden, wie äußert/zeigt es sich...:
Da mit unserem definitiven körperlichen Tod auch unser Bewusstsein "erlischt"/endet/"stirbt"
kann es "nach dem Tod" (dieses Gestorbenen) nichts mehr geben (für diesen Menschen) - zumindest nicht für ihn: als Individuum, als "Ganzes", als PERSON
Womit ich mich allerdings auch schwertue, ist der Begriff des "Nichts": Was ist (das) "Nichts"
Doch dann lag ich jahrhundertelang allein in einer Höhle aus Erde und Wurzelwerk und sah staunend meinem Körper zu, der langsam zu pflanzlicher Natur wurde.
Ich schlage das Ei auf, und es wird die Frau und es wird der Mann geboren. Und zusammenwerden sie leben und sterben. Aber sie werden neu geboren.Und nach ihrer Wiedergeburt werden sie von neuem sterben und von neuem geboren werden. Und immer wieder kommt es zu ihrer Wiedergeburt, denn der Tod ist eine Lüge.Eduardo Galeano
Hier stellt sich wieder die Frage, wer oder was das eigentlich ist, der oder das da denkt. Freilich: Der empiristisch gesonnene Materialist wird sagen: "Unser Gehirn" - und fertig. Das ist aber wieder nix anderes als ein Postulat, da wir eben diese Information, ein materieller, in Raum und Zeit ausgedehnter Fleischbatzen sei genuin für (unser) Bewußtsein verantwortlich (in dem Sinne, daß er es erzeugt und quasi aus dem leeren Hut zaubert), wiederum nur durch unser Bewußtsein hervorbringen/erzeugen. - Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den ollen Descartes, der - wie ich finde - den fundamentalen Dualismus zwischen Materie und Geist insofern sehr hübsch aufgezeigt hat, als er ihn auf den essentiellen Antagonismus zwischen ausgedehnten (Materie) und nicht ausgedehnten (Geist) Substanzen reduzierte.
- Ich wollte die fraglichen Ausführungen auf diverse traditionelle religiöse Konzepte bezogen wissen, wie z. B. den Hinduismus, der sehr wohl zwischen "Ich" und "Selbst" unterscheidet: Ersteres bezeichnet sozusagen den, von allerlei Informationsballast verkleisterten Haufen, der sich durch alle möglichen Vorlieben und Abneigungen, Ängste und Nöte, Wehwehchen, Psychosen und Neurosen definiert, zweiteres hingegen bezeichnet den Kern, der im Zentrum all dessen steht und gerade NICHT durch irgendwelche Attribute definiert werden kann ... - kann man sich vielleicht noch am besten anhand der Analogie eines Kreismittelpunktes vorstellen, den ich mit einem Filzschreiber kenntlich mache: Der sichtbare Farbfleck "ist" nicht der Punkt, denn der ist ausdehnungslos, ergo nicht bzw. nur symbolisch, d. h. nicht wesentlich faßbar zu machen und existiert nichtsdestotrotz als ideales Zentrum des Kreises.
- Epikurs Diktum bezieht sich ja gerade auf den Tod des lebenden, denkenden Subjektes, d. h. es geht um den Tod desjenigen, der sich da gerade über den Tod Gedanken macht. Dein Tod - im traditionellen Verständnis "Tod=totales Ende, Nichts" geht Dich nach Epikur insofern "nichts an", als - auch hier sei wieder auf Descartes verwiesen - gerade der Umstand fundamental und wesentlich für "Dich" ist, daß Du bist - ergo: So lange du bist, ist der Tod nicht; wenn der Tod - nämlich Deiner - eingetreten ist, bist Du nicht mehr.
Es geht vielmehr darum, den Tod im traditionellen Verständnis eines totalen Endes allen Seins, welches nichtsdestotrotz für das Sein in irgendeiner Form Bedeutung beanspruchen zu können behauptet, in Frage zu stellen.
4. Wieso es nur Sinn macht, von "Seele" zu sprechen, wenn man damit "was Überindividuelles" meint, leuchtet mir nicht ein.
Und: ja, ich würde schon (auch) sagen, dass "Seele" ein Gebilde ist, das durch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und deren Verarbeitung und Veränderung(en) in unserem Bewusstsein - oder: durch dieses- entsteht.
6. Womit ich mich allerdings auch schwertue, ist der Begriff des "Nichts": Was ist (das) "Nichts" (<-siehe: "Die Unendliche Geschichte" :wink: ) ??Ja, auch ein Konstrukt, ein Abstraktum: Eine "Krücke" (des Denkens)??Also: mit der Erklärung: Nichts ist (<-"ist": prädikativ gebraucht und im Sinne von Identität!?!) "nicht Etwas" kann ich nix (!!) anfangen.Oder viel mehr: eine solche Scheindefinition reicht mir nicht aus, befriedigt nicht mein Fragen...
Und: nur weil der Kreis ein Zentrum hat, hat "das Ich" (und/oder "Selbst") ein solches eben noch lange nicht - wieso auch: ?!??
Zum Buddhismus (ja, gibt da auch versch. Richtungen...):ja, das ist die einzige Religion und Philosophie, der ich "was abgewinnen" kann!! Aber habe mich noch nicht eingehend damit beschäftigt.
A DREAM WITHIN A DREAMby Edgar Allan Poe1827Take this kiss upon the brow!And, in parting from you now,Thus much let me avow-You are not wrong, who deemThat my days have been a dream;Yet if hope has flown awayIn a night, or in a day,In a vision, or in none,Is it therefore the less gone?All that we see or seemIs but a dream within a dream.I stand amid the roarOf a surf-tormented shore,And I hold within my handGrains of the golden sand-How few! yet how they creepThrough my fingers to the deep,While I weep–while I weep!O God! can I not graspThem with a tighter clasp?O God! can I not saveOne from the pitiless wave?Is all that we see or seemBut a dream within a dream?