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Autor Thema: Die olympischen Spiele in China  (Gelesen 13797 mal)

colourize

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #15 am: 09 April 2008, 09:50:51 »


Diese Tibetnummer sehe ich allerdings etwas zwiespältig. Es kann ja wohl kaum das Ziel sein, die chinesische Kolonialmacht aus Tibet zu vertreiben und stattdessen ein bereits abgesetztes religiöses Unterdrückerregime wieder einzusetzen. Wo ist denn da bitte der Gewinn?
"Free Tibet" wird derzeit als Wiedereinsetzung des Dalai Lama als Staatschef verkauft. Das halte ich für keinen großen Fortschritt im Sinne von Demokratie, Menschenrechte und der ganzen damit verbundenen Ethik.


Aber ist das nicht die innere Angelegenheit von Tibetern, welche Regime sie nach den Vertreibung von Chinesen wählen?
Nein, weil die Wahl wohl kaum nach unseren Maßstäben als "frei" wird gelten können.


wenn man davon ausgeht, dann sollte Zimbabwe immer noch Rhodesien bleiben. Sie haben auch keine freie Wahlen
Ich habe nicht behauptet, dass die Chinesen weiterhin Kolonialmacht in Tibet bleiben sollten, sondern nur dass die Lösung nicht die Wiedereinführung eines feudalistischen Herrschaftssystems sein kann. Dieses naive "der Dalai Lama ist der Gute", das im Westen so gerne vorgetragen wird, verstellt den Blick darauf, dass die Mönchskaste in Tibet ganz klar ein Unterdrückungssystem gegen die Bevölkerung angeführt hat bevor die Chinesen kamen.
Wie gesagt, die Chinsen sind für die Tibeter sicher nicht die Ideallösung. Die Mönche aber auch nicht, und das wird bei der hier so beliebten Verklärung des Dalai Lama gern übersehen.

Mir ist eine Diktatur unter einem Friedensnobelpreisträger wie Tenzin Gyatso jedenfalls lieber als eine Demokratie und einem Kriegspräsidenten wie G.W. Bush...
1. Bei aller Sympathie für den alten Mann: Ein politisches Herrschaftsystem besteht aus mehr Personen als einer Symbolfigur.

2. Mit demselben Argument hätte man Jassir Arafat auch zum Präsidenten Israels machen können.




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Eisbär

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #16 am: 09 April 2008, 10:23:25 »

Mir ist eine Diktatur unter einem Friedensnobelpreisträger wie Tenzin Gyatso jedenfalls lieber als eine Demokratie und einem Kriegspräsidenten wie G.W. Bush...
1. Bei aller Sympathie für den alten Mann: Ein politisches Herrschaftsystem besteht aus mehr Personen als einer Symbolfigur.
Das ist wohl wahr.
Aber fast jedes Herrschaftssystem, hat eine Position, die die Richtung vorgibt.

Zitat
2. Mit demselben Argument hätte man Jassir Arafat auch zum Präsidenten Israels machen können.
Nein.

1. ist Jassir Arafat nicht Tenzin Gyatso.
2. hatte Arafat keinen Friedensnobelpreis für sich, sondern den zusammen mit Schimon Peres und Jitzhak Rabin
3. letzterer war in Israel in oben genannter Position.
4. Arafat hätte zum Zeitpunkt des Friedensprozesses gerne auch Präsident Palestinas werden können.




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olli

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #17 am: 09 April 2008, 11:58:59 »


mal so richtig ganz ganz ehrlich: interessiert uns das alles wirklich? die menschrechte in china/tibet und so?

wenn ja: boykottieren wir dann auch den ganzen import-krams von da? die günstigen töpfe, bei deren herstellung jährlich hunderte (ohne quellenangabe) menschen aufgrund höchstgiftiger dämpfe sterben? den knoblauch in diesen lustigen flechtkörbchen, bei dessen ernte sich die bauern durch abartig konterminiertes erdreich fressen? die süssen hello kitty-stoffaufnäher, die (viel zu eng geschnittenen) h&m-klamotten, den hammerharten granit, die todschicke premium-kosmetik, wattestäbchen, müllbeutel, verlängerungskabel,...

eher nicht, oder?

warum also ausgerechnet ein sportevent boykottieren, das zumindest die chance bietet, das land weiter in unsere sicht von menschenrechten zu öffnen?
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Bombe

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #18 am: 09 April 2008, 12:01:39 »

Oh nein, Olli hat uns alle als Heuchler enttarnt! /o\
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

Thomas

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #19 am: 09 April 2008, 13:44:11 »

Zitat von: olli
warum also ausgerechnet ein sportevent boykottieren, das zumindest die chance bietet, das land weiter in unsere sicht von menschenrechten zu öffnen?
Weil so ein Event wesentlich mehr Symbolkraft bündeln kann (eben auch bei Gegenaktionen), als wenn wir mal etwas weniger China-Billigprodukte kaufen.Dieses Event namens Olympia ist halt eine gute Gelegenheit, die sich bietet.

Zitat von: colourize
Ich habe nicht behauptet, dass die Chinesen weiterhin Kolonialmacht in Tibet bleiben sollten, sondern nur dass die Lösung nicht die Wiedereinführung eines feudalistischen Herrschaftssystems sein kann. Dieses naive "der Dalai Lama ist der Gute", das im Westen so gerne vorgetragen wird, verstellt den Blick darauf, dass die Mönchskaste in Tibet ganz klar ein Unterdrückungssystem gegen die Bevölkerung angeführt hat bevor die Chinesen kamen.
Wie gesagt, die Chinsen sind für die Tibeter sicher nicht die Ideallösung. Die Mönche aber auch nicht, und das wird bei der hier so beliebten Verklärung des Dalai Lama gern übersehen.
Naja, mir scheint aber, das die meisten Tibeter wesentlich mehr auf den Dalai Lama "abfahren" als auf die chinesischen Fremdherrscher.Von daher kann es für die Tibter mit dem Dalai Lama ja so oder so nur besser werden.Vor allem ist doch nicht gesagt, das nach einen möglichen Ende der chinesischen Besatzung politisch genau da weiter gemacht wird, wo vor X Jahrzehnten aufgehört wurde.

Und nebenbei scheint sich die Abneigung des Tibetischen Volkes gegen den Dalai Lama und seine Kaste arg in Grenzen zu halten, jedenfalls habe ich bisher nichts derartiges gehört.
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Eisbär

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #20 am: 09 April 2008, 14:28:28 »

Und nebenbei scheint sich die Abneigung des Tibetischen Volkes gegen den Dalai Lama und seine Kaste arg in Grenzen zu halten, jedenfalls habe ich bisher nichts derartiges gehört.
Naja, das hat nichts zu sagen... in den 30er Jahren wollten hier auch viele ihren Kaiser zurück.


Nichtsdestotrotz habe ich mich mal durch die Geschichte der Dalai und Panchen Lama geklickt und ich habe nicht den Eindruck, daß die in ihrer ca. 500jährigen Geschichte besonders unterdrückerisch vorgegangen wären.
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t_g

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #21 am: 09 April 2008, 17:37:34 »

warum also ausgerechnet ein sportevent boykottieren, das zumindest die chance bietet, das land weiter in unsere sicht von menschenrechten zu öffnen?
die Antwort hast du dir doch schon selbst gegeben. Ein totaler Boykott der China-Importware ist im normalen Alltag schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Und wie Thomas schon erwähnte, ein einmaliges Event zu blockieren, dass nun mal ausgerechnet n diesem Land statt finden soll ist sowohl realistisch durchführbar als auch effektiv. Die Nachricht "Ein Land, dass die Menschenrechte so mit Füßen tritt, wird durch uns keinerlei Tourismus-Einnahmen geniessen und soll sehen, dass wir der Einstellung Chinas gegenüber abgeneigt sind" lässt sich ganz vortrefflich mit solch einer Aktion vermitteln.
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olli

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #22 am: 09 April 2008, 18:14:09 »

warum also ausgerechnet ein sportevent boykottieren, das zumindest die chance bietet, das land weiter in unsere sicht von menschenrechten zu öffnen?
die Antwort hast du dir doch schon selbst gegeben. Ein totaler Boykott der China-Importware ist im normalen Alltag schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Und wie Thomas schon erwähnte, ein einmaliges Event zu blockieren, dass nun mal ausgerechnet n diesem Land statt finden soll ist sowohl realistisch durchführbar als auch effektiv. Die Nachricht "Ein Land, dass die Menschenrechte so mit Füßen tritt, wird durch uns keinerlei Tourismus-Einnahmen geniessen und soll sehen, dass wir der Einstellung Chinas gegenüber abgeneigt sind" lässt sich ganz vortrefflich mit solch einer Aktion vermitteln.

ach komm, "zu euren olympischen spielen gehen wir nicht, aber eure bettbezüge kaufen wir weiter" ist doch echt - albern.
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PaleEmpress

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #23 am: 09 April 2008, 18:22:29 »

warum also ausgerechnet ein sportevent boykottieren, das zumindest die chance bietet, das land weiter in unsere sicht von menschenrechten zu öffnen?
die Antwort hast du dir doch schon selbst gegeben. Ein totaler Boykott der China-Importware ist im normalen Alltag schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Und wie Thomas schon erwähnte, ein einmaliges Event zu blockieren, dass nun mal ausgerechnet n diesem Land statt finden soll ist sowohl realistisch durchführbar als auch effektiv. Die Nachricht "Ein Land, dass die Menschenrechte so mit Füßen tritt, wird durch uns keinerlei Tourismus-Einnahmen geniessen und soll sehen, dass wir der Einstellung Chinas gegenüber abgeneigt sind" lässt sich ganz vortrefflich mit solch einer Aktion vermitteln.

ach komm, "zu euren olympischen spielen gehen wir nicht, aber eure bettbezüge kaufen wir weiter" ist doch echt - albern.
Um mal bei dem Beispiel mit den Bettbezügen zu bleiben:

es ist bequem, die Konsumgüter Chinas nicht zu boykottieren. Olympia kann man - als Nicht-Sportler zumindest - ganz gut boykottieren. Würde man nun aber China den wirtschaftlichen Hahn abdrehen wollen, müßte man sich ja mal mit seinem Konsumverhalten auseinandersetzen und über Alternativen zu "Made in China" nachdenken. Und das ist vielen wohl zu anstrengend. Oder die Alternativen sind zu teuer. Oder oder oder... Gründe (oder Ausreden, oder auch Entschuldigungen) dafür, das man das nicht tut, wird man viele finden.
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messie

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #24 am: 09 April 2008, 18:28:51 »

Wirkungsvoller wäre in der Tat ein Boykott chinesischer Waren. Wenn man denn wüsste was alles von dort kommt - und wüsste wie man ohne das noch überleben könnte ... ;)
Es wäre zumindest spannend, wieviel alleine an Kleidung noch übrigbliebe, die nicht aus China kommt.

Dennoch: Nur weil das eine schwer realisierbar ist, das andere nicht thematisieren ist doch ebenso albern. Anhand der olympischen Spiele lässt sich verhältnismäßig leicht Protest organisieren. Schließlich möchte man ja ganz gerne dass die Regierung dort merkt dass da etwas aus dem Ruder läuft, und das bemerkt sie schon recht massiv wenn sie trotz aller Vereitelungs- und Schönredversuche ein Durchsickern des Protestes zu ihrem eigenen Volk nicht verhindern kann.
Es gibt noch einen zweiten wichtigen Aspekt dazu: Im Gegensatz zu nicht gekauften Waren ist hier deutlicher abgrenzbar dass man nicht per se gegen China oder alle Chinesen ist sondern sich der Protest primär gegen die chinesischen Machthaber richtet. Der Protest ist erheblich gezielter und damit auch wirkungsvoller.
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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #25 am: 09 April 2008, 18:31:27 »

Greenpeace Effekt - minimaler Aufwand - Löschen des olympischen Feuers mit maximaler Medienwirkung. Solltest Du als Werber doch wissen, Olli.  :)
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colourize

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #26 am: 09 April 2008, 18:37:59 »

Ich finde schon, dass die derzeitigen Proteste effektiv sind und etwas bewirken. Die breite Diskussion der Themen bleibt ja auch in China nicht ohne Folgen.

Ein Massenboykott der Waren ist kaum zu organisieren. Außerdem träfe ein solcher Boykott zuerst die "keinen Leute" in China, die ihre Arbeitsplätze verlieren. Mal ganz davon abgesehen, das etwa beim Kauf eines Elektrogerätes oder eines Autos vollkommen unklar ist, wie die Produktionsketten im einzelnen verlaufen. Was weiss ich wo die Bauteil produziert wurden, die auf der Platine verbaut sind, die in meinem Fernseher drin sind. Das kann man als Verbraucher doch gar nicht nachvollziehen.
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Shana

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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #27 am: 09 April 2008, 18:49:05 »


mal so richtig ganz ganz ehrlich: interessiert uns das alles wirklich? die menschrechte in china/tibet und so?

wenn ja: boykottieren wir dann auch den ganzen import-krams von da? die günstigen töpfe, bei deren herstellung jährlich hunderte (ohne quellenangabe) menschen aufgrund höchstgiftiger dämpfe sterben? den knoblauch in diesen lustigen flechtkörbchen, bei dessen ernte sich die bauern durch abartig konterminiertes erdreich fressen? die süssen hello kitty-stoffaufnäher, die (viel zu eng geschnittenen) h&m-klamotten, den hammerharten granit, die todschicke premium-kosmetik, wattestäbchen, müllbeutel, verlängerungskabel,...

eher nicht, oder?

Doch. Schon seit Jahren.
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Momentaner Punkte-Score:
1112 Punke
+ 1 Hafersack voll Punkte von olli (müssen noch gezählt werden)
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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #28 am: 09 April 2008, 19:19:54 »

Ich boykottiere China auch wo's geht. Und ich ärger sie richtig, indem ich das Zeug stattdessen aus Taiwan kaufe! ;D
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Re: Die olympischen Spiele in China
« Antwort #29 am: 09 April 2008, 20:03:59 »

ach komm, "zu euren olympischen spielen gehen wir nicht, aber eure bettbezüge kaufen wir weiter" ist doch echt - albern.
das Eine bringt Aufmerksamkeit und lenkt eine große Öffentlichkeit auf die Problematik. Das andere bringt....nix.
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