Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Möbiusband  (Gelesen 9967 mal)

Strigoi_69

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Möbiusband
« Antwort #30 am: 13 Januar 2006, 00:06:16 »

Zitat von: "colourize"
Zu diesem Thema "Zukunftsszenario der Menschheit" möchte ich wärmstens einen Roman empfehlen, den ich jügst las: Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel.

Meine Vorstellung ist, dass wir am Ende der Zeit leben. Gemeint ist das Ende der Menschheit und die Tatsache, dass alles was den Menschen einst im idealistischen Sinne ausmachte den Bach runter gehen wird. Was der Menschheit bevorsteht, ist samt und sonders schlechter als das was jetzt da ist, und das was uns morgen erwartet ist immerhin noch besser als das Übermorgen. Die Menschheit ist auf dem besten Wege, sich selbst ökologisch, ökonomisch und sozial die Basis zu entziehen und beschreitet einen Weg, der für die große Zahl der Menschen eine Verschlechterung ihrer Lage mit sich bringt. Wir richten unseren Planeten auf jede nur erdenkliche Weise zu Grunde, auf Kosten der folgenden Generation sowie auf Kosten der Menschen, die wir ausbeuten. Wir privatisieren unsere Gewinne und externalisieren unsere Kosten.

So wie ein Schonstein eine räumliche Externalisierung des Drecks bewirkt in dem er diesen möglichst weit weg vom Verursacher wegtransportiert, geben wir einen Scheiss um die Neger und Muselmanen in anderen Teilen der Welt, die wir ausbeuten.

So wie wir durch die Verpestung unserer Luft eine zeitliche Externalisierung vornehmen und auf die klimatischen Folgen scheissen, so schieben wir auch zukünftigen Generationen das Problem mit den atomaren Müll unserer AKWs in die Schuhe.

Und gänzlich blind dem Technologiefetischismus verhaftet beten wir fortschrittshörig die Glaubensgrundsätze unserer medial omnipräsenten Vorbeter herunter, um unser Gewissen zu entlasten:

Zitat von: "Thomas"
Ich vermute, das wir es um einiges leichter haben, da wir schon ein grundlegendes Handling für Dinge wie Computer und Handys besitzen, auch wenn es sie noch nicht unser ganzes Leben lang gibt.
(...)
Aber nichtsdestotrotz wird es wohl auch die ein- oder andere Sache geben, mit der wir nicht so spielend zurecht kommen werden.Aber veränderungen kommen ja (meist) auch nicht über Nacht, sondern bringen die nötige Zeit

Zitat von: "Eisbär"
Aber anpassungsfähig wie wir sind, werden wir das alles überleben. In 100 Jahren Beginnen vielleicht die Siedlungsarbeiten auf dem Mars.

In 1000 sind Reisen zwischen den verschiedenen Basen im Sonnensystem (vorwiegend auf den Monden) selbstverständlich, es werden überall Ressourcen abgebaut.
(...)

Zitat von: "Henkersbraut"
Irgendwann wird alles von Robotern gemacht....  :D

Zitat von: "Rick Deckard"
Ohne Forschung und Raumfahrt, würden wir die Welt nicht so gut verstehen, wie wir das heute tun. (...)

Klonen z. B. ist die Medizin der Zukunft. Es geht nicht darum Kopien von Menschen herzustellen, sondern beispielsweise auf den Empfänger zugeschnittene Organe zu züchten, die vom Körper nicht abgestoßen werden. Es geht um Gentherapien, die chronische Krankheiten und Erbfehler lindern und beheben können. (...)

Die nähere Zukunft für den Ottonormalbürger wird so aussehen, dass er viel mehr Freizeit haben wird. Dadurch, dass immer mehr stupide und hirntötende Arbeitsprozesse von Robotern und automatisierten Fertigungsanlagen übernommen werden, wird es nicht nur mehr Freizeit geben, sondern auch ganz neue Berufe, die den Freigeist dieser neuen Zeit widerspiegeln. (...)

Die Ökokeule kann ich einfach nicht schwingen, ich bin zu sehr von der Wissenschaft überzeugt. Ein gerüttelt Maß an Vorsicht und kritischem Denken ist dabei natürlich niemals fehl am Platze und darf auch nie übersehen werden. (...)

Der Mensch ist ein Schaffer, ein Ingenieur, Forscher und ein Schöpfer. Er wird es immer sein und das ist auch gut so.


Und ich tippe mir die Finger wund :? - besser kann mans nicht schreiben...vollste Zustimmung!
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Möbiusband
« Antwort #31 am: 13 Januar 2006, 00:12:59 »

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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

AnnHoly

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Möbiusband
« Antwort #32 am: 13 Januar 2006, 00:16:17 »

Leider habe ich aus Zeitgründen bisher nur den Anfang dieses Threads verfolgen können, möchte aber, da dieses Thema doch vielfältigste Phantasien freisetzt (und mein Kopf anderenfalls zu explodieren droht) schon jetzt etwas dazu schreiben.

Dem Verfasser dieses Threads, ja Dir, mein lieber Ricky, ist sicherlich klar, dass man mit dieser Thematik ganze Bücher füllen kann und ganz sicher bereits gefüllt hat. Etwaige Beschwerden wegen der sicherlich den üblichen Rahmen sprengenden, gedanklichen Ausführungen sind also an ihn zu richten. ;-)

Die Welt in 100 Jahren? Schon das ist ein Zeitsprung, der zu verschiedensten Visionen Anlass gibt. ... Die Technik wird sich bis dahin so weit entwickelt haben, dass – mehr noch als heute – einfache und auch komplexere Tätigkeiten von Computern/Robotern erledigt werden. Ob den Menschen dadurch die Arbeit genommen wird, bleibt abzuwarten, denn sicherlich wird man bis dahin andere, neue Tätigkeitsfelder geschaffen haben, an die man heute gar nicht zu denken wagt. Wer weiß, vielleicht ist es den Menschen bereits dann möglich, die heute üblichen Transportmittel durch Beamen zu ersetzen. Unmöglich? Nicht wirklich. Irgendwo sitzt jetzt jemand entspannt vor seinem Computer, bohrt versonnen in der Nase und liest diesen online gestellten, für alle Welt zugänglichen Text. Wer hätte das noch vor weniger als 20 Jahren für möglich gehalten? Unmöglich ist also gar nichts. ... Die biologische Forschung wird so weit gediehen sein, dass das menschliche Durchschnittsalter vermutlich um (bspw.) weitere 30 Jahre steigt. Ein Fortschritt? Nein. Aber es wird darauf hinauslaufen. ... Nur wie soll es enden? Wo sollen die Menschen hin? Werden wir auf engstem Raum zusammenleben? Wird es gesetzliche geregelte Geburtenkontrollen geben? Wie sollen diese umgesetzt werden. Medizinische Eingriffe nach dem ersten Kind? Können/Dürfen dann überhaupt noch alle Menschen Kinder haben? Wer wird darüber entscheiden, wer Kinder haben darf und wer nicht? Was ist mit den immer älter werdenden Menschen, wo sollen sie hin? Wird es eine Altersgrenze geben, bei deren Erreichen – ähnlich wie im Film „Logans Run“ – der jeweilige Mensch getötet wird? Was aber, wenn ein hochrangiger Wissenschaftler, Politiker o.ä. dieses Alter erreicht? Wird auch er getötet werden, oder wird die Auswahl (durch wen?) eher anhand der „Wichtigkeit“ eines Menschen getroffen? Was würde dies gesamtgesellschaftlich bedeuten?

Wie wird die gesundheitliche Sicherheit der Menschen gewährleistet sein? Möglicherweise wird Klonen zum Alltag gehören. Vielleicht hat bis dahin jeder einen „Satz“ unverbrauchter Organe im heimischen Kühlschrank liegen, um sie bei Bedarf einsetzen zu lassen.

Ganz sicher ist: Die Überbevölkerung wird bis zu diesem Zeitpunkt ein noch größeres Problem sein. Die Menschen werden also zwangsweise enger zusammenrücken müssen. Blickt man noch ein wenig weiter voraus und geht davon aus, dass wir – was immerhin auch nicht ausgeschlossen ist – noch nicht den Mars besiedelt haben, wird es vermutlich sehr viel weniger „Naturflächen“ geben, noch höhere Häuser, kleinere Wohnungen, unzählige Verkehrstunnel etc.. Die Lebensmittelindustrie wird noch mehr dahin entwickelt werden, synthetische Nahrungsmittel zu schaffen, da natürliche Quellen nicht unerschöpflich sind und der Platz eben auch nicht. ... Traurig finde ich in diesem Zusammenhang, dass Alles darauf ausgerichtet sein wird, den Platz/das Dasein des Menschen zu sichern. Was künstlich hergestellt werden kann, wird eben so hergestellt werden – der Rest ist egal. ... Wer weiß, vielleicht wird die Natur irgendwann so sehr zurückgedrängt worden sein, dass man Bäume und Pflanzen etc. nur noch in kleinen, speziell hierfür angelegten Parks bewundern kann.

Welche Werte und Normen werden die Menschen haben, wenn Alles noch mehr auf Jugend, Unterhaltung (irgendwie müssen die Menschen ja auch zukünftig beschäftigt werden und das dürfte nicht eben einfacher werden ...) und sicher auch Konsum ausgerichtet ist?

Wird es möglicherweise tatsächlich die von Nik Page in „Neosapiens“ beschriebenen halb-synthetischen Menschen geben? Eine Über- und eine Unterrasse?

Was ist, wenn es – diesen Gedanken KANN man einfach nicht ausschließen – tatsächlich einmal zum Kontakt mit Außerirdischen kommt? Werden sie alle Menschen töten? Sie unterdrücken? Ihnen neue Welten zeigen und den technischen Fortschritt auf Erden sprunghaft vorantreiben?

Gehen wir noch weiter in die Zukunft, etwa 1.500 – 2.000 Jahre: Die Schriften und Sprachen wird es in der jetzigen Form nicht mehr geben. Ein Buch aus heutiger Zeit wird sich dann so lesen, wie heute sumerische Schriftzeichen. Wird es überhaupt noch Bücher geben? Alles andere vermag ich mir kaum vorzustellen. Was ist mit Wasser? Wird es noch welches geben? Wird es möglich sein, auch dieses künstlich herzustellen? Was ist mit anderen Rohstoffen? Wie soll die Zahl der Menschen überhaupt kontrolliert werden? Wer weiß, vielleicht wird man irgendwann eine Menge Geld zahlen müssen, um ein Kind bekommen zu dürfen – mit den dazugehörigen gesellschaftlichen Auswirkungen.

Und was ist mit dem unberechenbaren Faktor-X?: Ein Krieg, der die Menschheit wider Erwarten eben doch ausrottet, vielleicht auch nur beinahe und die Entwicklung noch einmal um Jahrtausende zurückwirft, eine unvorhersehbare Naturkatastrophe, die den ganzen Planeten auslöscht, unbekannte Seuchen/Krankheiten, die eben nicht in den Griff zu bekommen sind, ein beinahe natürliches, aufgrund des Raubbaus an der Natur unausweichliches Aussterben?

Es könnte so vieles geschehen und nichts erscheint unmöglich. Gerade jetzt wünschte ich mal wieder, man könnte mein Hirn anzapfen und alle Gedanken stünden just im nächsten Augenblick geschrieben. ... Wer weiß, vielleicht ist irgendwann ja auch sogar das möglich ...

Ich werde mich hier jetzt einmal selbst unterbrechen. Es haben vermutlich ohnehin schon die meisten nach der Hälfte aufgegeben. Ich selbst werde den Text jetzt jedenfalls nicht noch einmal lesen, um etwaige Fehler zu korrigieren ... ;-)
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Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden. (F.N.)

In diesem Sinne: Lernt schreiben!

Strigoi_69

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Möbiusband
« Antwort #33 am: 13 Januar 2006, 00:50:52 »

Zitat von: "AnnHoly"
Ich werde mich hier jetzt einmal selbst unterbrechen. Es haben vermutlich ohnehin schon die meisten nach der Hälfte aufgegeben.

 Nein, ich habe nicht aufgegeben...  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/muede/g035.gif)

Deine Ausführungen gehen ja noch mehr ins Detail- ja, synthetische Nahrung etc. wohl wahr, ist ja heutzutage auch schon so...

Stimme im grossen und ganzen mit dir überein- ausser mit den Arbeitsplätzen...

Nun reichts mir erstmal...
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Trakl

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Möbiusband
« Antwort #34 am: 13 Januar 2006, 01:16:57 »

An dieser Stelle darf ich den 1922 erschienenen utopisch-dystopischen Roman
"Die Inseln der Weisheit" von Alexander Moszkowski wärmstens empfehlen.
Gibt's über ZVAB zu bestellen.
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Kenaz

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Möbiusband
« Antwort #35 am: 13 Januar 2006, 01:21:17 »

Zitat von: "colourize"
Meine Vorstellung ist, dass wir am Ende der Zeit leben. Gemeint ist das Ende der Menschheit und die Tatsache, dass alles was den Menschen einst im idealistischen Sinne ausmachte den Bach runter gehen wird.

- Mensch, colourize, in den Grundfragen stimmen wir erstaunlicherweise dann doch bisweilen überein ... - schön, das! :biglaugh:

Alles in allem kann ich Dein o. a. Statement eigentlich vollumfänglich unterschreiben, wenn ich auch geneigt bin, dem noch eine metaphysische Komponente beizufügen. Da ich es schwerlich besser schreiben könnte, überlasse ich das einem wohlbekannten Freund von mir, der die zwei zentralen Aspekte der Geschichte - obendrein hinreichend poetisch - illustriert hat:

Zitat von: "Friedrich Nietzsche"
In irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der "Weltgeschichte": aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. - So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt. Es gab Ewigkeiten, in denen er nicht war; wenn es wieder mit ihm vorbei ist, wird sich nichts begeben haben.


Dies ergibt, zusammengenommen mit folgender Passage, eine, wie ich finde, überaus runde Sache:

Zitat von: "Friedrich Nietzsche"
[...] ch lehre, daß alle Dinge ewig wiederkehren und ihr selber mit – , und daß ihr schon unzählige Male dagewesen seid und alle Dinge mit euch; ich lehre, daß es ein großes langes ungeheures Jahr des Werdens giebt, das, wenn es abgelaufen, ausgelaufen ist, gleich einer Sanduhr immer wieder umgedreht wird: so daß alle diese Jahre sich selber gleich sind, im Kleinsten und im Größten.

Und zu einem Sterbenden würde ich sprechen: „Siehe, du stirbst und vergehst jetzt und verschwindest: und da ist Nichts, das von dir als ein „Du“ übrig bliebe, denn die Seelen sind so sterblich wie die Leiber. Aber dieselbe Gewalt von Ursachen, welche dich dies Mal schuf, wird wiederkehren und wird dich wiederschaffen müssen: du selber, Stäubchen vom Staube, gehörst zu Ursachen, an denen die Wiederkehr aller Dinge hängt. Und wenn du einstmals wiedergeboren wirst, so wird es nicht zu einem neuen Leben oder einem besseren Leben oder ähnlichen Leben sein, sondern zu einem gleichen und selbigen Leben, wie du es jetzt beschließest, im Kleinsten und im Größten.“
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Möbiusband
« Antwort #36 am: 13 Januar 2006, 01:33:31 »

"Und plötzlich unterbrachen die arbeitenden Automaten ihre Beschäftigung, um zu einer Verständigung zusammenzutreten. Eben hatten sie noch in ihre Seitenklappen am Körper frisches Öl aufgegossen, aber schon in dieser Bewegung lag Widerwilligkeit; in ihren Augen funkelte Drohung. Über den Vorgang konnte ein Zweifel nicht obwalten: Die Automaten organisierten sich.

[...]

"Wir aber, wir Automaten" - setzte der Druckmaschinist fort - "sind keine Affen, und dass wir nicht an Größenwahn leiden, werden wir euch durch die Tat beweisen. Denn hart an hart zeigt sich die wirkliche Größe. Nur in uns steckt sie, nicht in euch. Kriechet zu Staub, ihr Kleinen, vor der Gewalt der Automaten!"

Das szenische Schlussbild gewährte einen symbolischen Ausblick in die durch jenen Aufstand erzwungene Neuordnung der Dinge. Vor den Betrachtern erschien ein Raum, der das oberste Staatsamt der mechanisierten Welt darstellte. Einige wirkliche Menschen schlichen darin umher als Boten, Aufräumer, Faszikelträger, etliche schrieben in Maschinen nach Diktat. Minister-Automaten diktierten, verfügten, befahlen. Gewisse synkopierte Rhythmen in den Bewegungen blieben auch hier noch erkennbar. Hin und wieder griff eine Regiermaschine sich an den Leib und prüfte das Festsitzen der Schrauben. Aber das korrekte Wirken des gesamten Staatsmechanismus schien verbürgt, und kein Protestlaut hob sich aus den Brüsten der menschlichen Lebewesen, die als Überbleibsel einer überwundenen Epoche anachronistisch und spukhaft vorüberglitten."

(Alexander Moszkowski, Die Inseln der Weisheit, Berlin 1922, S. 178-79)

Das Ganze sehen unsere Abenteurer übrigens in einer Art Holodeck... :shock:
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Thomas

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Möbiusband
« Antwort #37 am: 13 Januar 2006, 09:14:39 »

Ich kann den Pessimisten hier nicht so ganz zustimmen.Diese malen ein Endzeitszenario, nach dem unsere heutige Zeit annährend die schlechteste von allen ist und danach auch nicht mehr viel kommt.
Ich sehe das eher anders herum, wenn ich mir den Laufe der Zeit so anschaue, sehe ich unter dem Strich eigentlich nur stätige Verbesserungen für den Großteil der Menschheit (Ausnahmen und zeitlich begrenzte Rückschläge bestätigen diese Regel).
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Möbiusband
« Antwort #38 am: 13 Januar 2006, 13:01:54 »

Du hast recht Thomas - für einige wenige wird es immer besser.

Zur Lektüre sei auch noch mal empfohlen:

Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes

EDIT: Das ist ungefähr das was Kenaz von Nietzsche zitiert hat, nur etwas wissenschaftlicher dargeboten und mit vielen bunten Beispielen aus der Weltgeschichte. :)

Aber Lektüre ist ja nicht so Deins, oder?
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Möbiusband
« Antwort #39 am: 13 Januar 2006, 13:21:15 »

Zitat von: "Trakl"

Aber Lektüre ist ja nicht so Deins, oder?

Nein, viel zu anstrengend.Ich verbringe meine Zeit lieber damit, dafür zu sorgen das es mir auch weiterhin immer besser geht.
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Möbiusband
« Antwort #40 am: 13 Januar 2006, 13:32:27 »

Also nur weil ein lebensverweigernder Philosoph mal ein paar Dinge in fundiert und beeindruckend klingenden Worten abgelassen hat, werde ich noch lange nicht zum Schwarzseher. Ich für meinen Teil hoffe und vertraue der Vernunft, die uns bisher vor dem Schlimmsten bewahrt hat.

Trotzdem geht es hier langsam am Thema vorbei. Es geht mir auch um Veränderungen der Kultur, des Schwerpunktes der Zivilisation (also im Moment der westlichen Zivilisation). Die Wandlung in etwas Neues ist es, die mich so interessiert. Natürlich wird es hier immer einen Teil Personen geben, die nur Negatives für die Zukunft sehen und andere, die nur Positives sehen.
Aber es so zu betrachten halte ich für grundweg falsch und viel zu simpel. Das erinnert mich an typische Filme und Bücher, in denen es immer ein klar definiertes Gut und ein klar definiertes Böse gibt. Aber so läuft das in der Realität nicht. Vielleicht sind wir ja wirklich in einer Art Endzeit. Vielleicht stehen wir aber auch wirklich vor einem neuen goldenen Zeitalter.

Da ich mich zum Lager der Optimisten zähle (der Hoffer, möchte ich mal sagen), kann ich nicht verstehen, was das ganze Schwarzgemale bringen soll. Dadurch wird trotzdem nichts zum Besseren verändert, oder? Den einzigen Sinn, den ich in negativen Aussagen und Prophezeihungen sehe, ist der nicht gerade unwichtige auf zukünftige Probleme aufmerksam zu machen, um diese zu vermeiden, bevor sie eintreten können.

Aber das ist gar nicht so einfach. Als Beispiel sei hier mal das Thema der Überbevölkerung genannt. Wer soll denn bitte entscheiden, wer ein Kind bekommen darf und wer nicht? Wer würde sich daran halten? Und wenn er beim Verstoßen gegen ein Geburtenkontrollgesetzt erwischt würde, wie würden die Konsequenzen für ihn aussehen? Wer würde eine eventuelle Bestrafung durchführen? Man kann sich leicht rausreden, indem man sagt "würde es die Menschheit nicht geben, wäre es dem Planeten besser ergangen". Das sehe ich nicht so. Die Evolution läuft unaufhaltsam. Sie fördert zu Tage und sie lässt vergehen. Der Planet selbst wäre nur dann am besten dran (wenn man so etwas von einer Kugel aus toter Materie behaupten kann), wenn es gar kein Leben gäbe. Denn Leben schafft sich einen Lebensraum, indem es sich und seine Umgebung anpasst. Ob das nun ein Einzeller ist oder ein Ameisenvolk, oder ein Mensch ist dabei egal.

Viele sehen in der Welt ein zerbrechliches Ei, das mit Samthandschuhen angefasst werden muss, damit es nicht zerbricht. Ich glaube aber, dass sich die Natur immer wieder erholen wird. Egal wie stark der letzte Schlag war, der ihr versetzt wurde. Und sie bringt immer widerstandsfähigere Lebewesen hervor. Zuletzt nun eben der Mensch, der wirklich erstaunlich anpassungsfähig ist und noch dazu die einzige Kreatur, die zumindest theoretisch selbst noch in für sie tödlichen Umgebungen überleben kann (natürlich nur mithilfe von Technik und Ressourcen).

Oh, hier habe ich noch ein Beispiel für das Ungleichgewicht in der Natur. Gerade erst gestern las ich einen Bericht darüber, dass man herausgefunden hat, dass Pflanzen 30% des Methanausstoßes verursachen, der mit zum Kippen des Klimas beiträgt. Ich sage jetzt natürlich nicht, dass man nun 30% der Pflanzenwelt abholzen sollte, totaler Schwachsinn. Aber ich wollte verdeutlichen, dass nicht nur der Mensch für alles verantwortlich ist, was schlecht in der Welt läuft.

Ich möchte auch mal ein Buch als Beispiel für das Auf und Ab der menschlichen Existenz im Laufe der Zeit bringen, welches "positiv" endet.
Lest mal "Der ewige Krieg" und den Nachfolgeroman "Am Ende des Krieges". Auch empfehlen kann ich "Das kalaydoskopische Jahrhundert", ein im immer finsterere Teile driftendes Buch, welches trotzdem aufzeigt, dass es immer weitergeht.
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colourize

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Möbiusband
« Antwort #41 am: 13 Januar 2006, 22:35:52 »

Kenaz, altes Haus! Schön von Dir zu lesen nach all der Zeit!
Was verschafft uns die selten gewordene Ehre? Diss inzwischen im Kasten  :?:

Wenngleich ich mir Nietzsche-Zitate - wie Du Dir denken magst - nicht immer zu Eigen machen kann, so sprichst Du mir doch in diesem Fall mit den hier zitierten Passagen aus der Seele - wenn ich denn eine solche hätte. 8)
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Eisbär

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Möbiusband
« Antwort #42 am: 14 Januar 2006, 21:00:14 »

Thomas hat schon recht, es gaht heute mehr Menschen besser, als noch vor 500 Jahren.

Obwohl es ca. 10-100 mal soviele gibt, verhungern prozentual viel weniger (ja, immer noch zu viele), als vor 500 Jahren.

Die Pest hat in ihren Durchläufen damals die Hälfte der Weltbevölkerung dahingerafft.
Antibiotika bekommt man inzwischen sogar im finstersten Australien.

Doch, es geht uns insgesamt besser.
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« Antwort #43 am: 14 Januar 2006, 21:22:32 »

Wenn das die Indikatoren sind, dann bild' Dir doch einfach ein, Du hättest die objektiv wahre Meinung.
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Möbiusband
« Antwort #44 am: 14 Januar 2006, 21:43:31 »

Zitat von: "Eisbär"
Thomas hat schon recht, es gaht heute mehr Menschen besser, als noch vor 500 Jahren.

Obwohl es ca. 10-100 mal soviele gibt, verhungern prozentual viel weniger (ja, immer noch zu viele), als vor 500 Jahren.

Die Pest hat in ihren Durchläufen damals die Hälfte der Weltbevölkerung dahingerafft.
Antibiotika bekommt man inzwischen sogar im finstersten Australien.

Doch, es geht uns insgesamt besser.


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