Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Unruhen in Frankreich  (Gelesen 22194 mal)

colourize

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #45 am: 07 November 2005, 22:03:17 »

Zitat von: "wishingwell"
Ich denke, sowas ist mit ziemlicher Sicherheit auch bei uns in Deutschland möglich.
Das Aggressionspotential gerade unter Jugendlichen anderer Nationalitäten ist doch sehr hoch, so dass nur ein Funken genügt, um es zum Ausbrechen zu bringen. Gerade die sozialen Probleme in den sog. Ghettos sind erheblich, Ausgrenzung schon allein dadurch, dass viele der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Anpassung über Generationen nicht erfolgt ist, Vorurteile, die immer wieder ein Grund für, wenn auch im Moment nur kleinere, Auseinandersetzungen sind...

Das Ding ist ja, dass die Täter zumeist sehr gut franzöisch sprechen.

Ich denke, dass die soziale Kontrolle bei Gruppen mit Migrationshintergrund bei uns viel höher ist als in den Vorstädten französischer Großstädte. Daher vermute ich nicht, dass derartiges bei uns von  "Jugendlichen anderer Nationalitäten" ausgehen könnte.
Je nachdem wie sich die sozialen Gegensätze von Arm und Reich in den nächsten Jahren verschärfen werden halte ich auch in der brd derartige Bilder für möglich. Ich vermute aber eher, dass es bei uns die Deutschen sein werden die die Ausländer abfackeln, als dass es die Ausländer sind, die bei uns die Autos abfackeln. ;)

Zitat von: "kleiner Vampir"
Inzwischen gibt es auch schon in zahlreichen anderen französischen Städten brennende Autos, selbst Strasbourg hat es schon erreicht  - und das liegt schon recht nah an der deutschen Grenze.
Trotzdem halte ich es für unwahrscheinlich das die Unruhen direkt von Frankreich auf Deutschlad übergreifen werden.

LOL
Wegen den guten Grenzkontrollen oder was? :P

Mal im Ernst: Die Verbreitung von Gewalt erfolgt nicht über räumliche Ähnlichkeit, sondern über soziale Ähnlichkeit.

Zitat von: "Theodemer"
Und ja, ich glaube, dass das auch hier passieren kann. In Veddel, Dulsberg, etc. hätten manche Leute durchaus Grund zu randalieren und wenn der Zündfunken irgendwann kommt, dann wird es hier ähnlich losgehen. Auch wenn einige Politiker behaupten, dass es Ghettos in solchem Ausmaß in Deutschland nicht gäbe.

Äh.. Dulsberg?
Ich habe da noch nie auch nur annähernd Ähnliches beobachten.
In Veddel war ich noch nicht.

Zitat von: "Thomas"
Möglicherweise wird diese, auch in D vorhanden Unterschicht, auch unbequem, wenn die Sozialleistungen weiter gekürzt werden (und das werden sie irgendwann).Vermutlich wird man den Rest der Gesellschaft mit Gewalt vor diesen Schichten schützen müssen (...)

Ja, das sehe ich im Prinzip genauso, nur ziehe ich - wer hätte das gedacht? :P - gänzlich andere Schlüsse daraus.

Der wirksamste und beste Schutz gegen diese potentiell gewalttätige Unterschicht ist m.E. nicht das "freiwillige" Einmauern der Mittel- und Oberschicht in gated communities mit privater Sicherheitsarmee vor den Eingangstoren, sondern eine Partizipation der Unterschicht an der Gesellschaft. Gebt Ihnen, was sie am liebsten haben wollen: Arbeit und die Illusion, den sozialen Aufstieg schaffen zu können. Dadurch bekommen sie Geld zum Konsumieren und können sich tolle überflüssige Waren kaufen und damit rumprotzen. Dazu brauchen die Leute Kultur. Natürlich keine "Hochkultur", das will da Keiner. Volkskultur ist wichtig. Fußballstadion, Vereinsleben, Kirmes.
Mit einem Wort: Panem et Circenses, dann ist Ruhe beim Plebs.
Keine neue Erkenntnis, das wussten schon die alten Römer.

Zitat von: "K-Ninchen"
Was ich mich als Architektur-interessierte auch frage ist eine auf den ersten Blick total naive und kindliche Frage:
Hat auch die Architektur was damit zu tun?

Jein.
Großwohnsiedlungen sind ein Problem, aber weniger wegen ihrer Architektur, sondern wegen der sozialen Segregation, die eine Folge tristen Städtebaus ist: Da die Wohnungen für sozial Bessergestellte und weite Teile der Mittelschicht nicht attraktiv sind, "muss" die Unterschicht, die keinen anderen Wohnraum findet weil sie auf dem freien Wohnungsmarkt kapitalmäßig unterlegen ist, dort "alleine" (segregiert) wohnen. Dadurch verschärft sich aber die soziale Benachteiligung, da die Bewohner aufgrund ihres Wohnortes wiederum stigmatisiert und ausgegrenzt sind. "Wo kommst Du her? Aus Osdorfer Born..?!"

Das Problem ist also der "freie Wohnungsmarkt", der soziale Randgruppen noch weiter benachteiligt. Ein guter Indikator dafür, dass das marktwirtschaftliche Prinzip die Segregation (Ghettobildung) fördert, ist die Tatsache, dass es in planwirtschaftlichen Systemen andres ist als in marktwirtschaftlichen. Siehe Augenzeugenbericht hier:
Zitat von: "Black Russian"
Aber die Plattenbau alleine reicht nicht zur sozialem Brennpunkt: ich habe selbst in Moskau in Plattenbau gewonnt, die einem btrieb angehörte. Zu dieser Zeit waren Plattenbaus sehr angesagt, und man kannte sich gegenseitig, weil fast alle in einem Betrieb gearbeitet haben. Dort wohnten Ärzte, Ingeneuren u.s.w. Es war ganz nett, aber auch manchmal nervig, wenn die Nachbaren mich beim Rauchen erwischten, wussten meine Eltern sofort Bescheid.


Bei der Transformation von Plan- zur Marktwirtschaft kommt es dann zur sozialen und räumlichen Entmischung der Bevölkerung:
Zitat von: "K-Ninchen"
Das war ja in der DDR ähnlich, daß es in den Plattenbauten keine so starke Entmischung wie heute gab, d.h. wenn auch Ingenieure mit Bauarbeitern im selben Gebäude wohnen, reguliert sich das Wohnklima von selber.

In dem Haus, in dem ich zuletzt gewohnt habe, sind z.B. immer mehr Chaoten eingezogen, bis das Wohnklima "gekippt" ist, und bin dann ausgezogen.


Zitat von: "Thomas"
Würdest du in Mümmelmannsberg, etc. wohnen, wenn du problemlos in eine andere Wohngegend ziehen könntest ? Das sind doch alles Gegenden, in die freiwillig fast niemand mehr zieht, der sich was besseres leisten kann.
Zurück bleibt halt die arme Unterschicht, und wer ist das ? Arbeitslose, Ausländer, Gesellschaftsverlierer.

Die Idee mit der Mischbewohnung so wie früher in der DDR-Platte scheitert verständlicherweise aus obengenannten Gründen.Oder meinst du, der Arzt, Rechtsanwalt, ingenieur, etc. zieht mit seiner Familie nach Steilshoop&Co.

So ist es.
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Lobo

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #46 am: 07 November 2005, 22:13:27 »

Ich dachte Massenhysterie ist ein Fall für Amerika, aber das es jetzt auch noch Nachahmer hier in Deutschland gibt ist im Grunde ein Armutszeugnis (Nachmachen kann ja jeder! :wink: )

Aber mal im Ernst: Etwas erschreckend ist das schon. Man hat das Gefühl bein Nacht schalten die ihr Hirn aus und die Autos an.
Längst ist es nicht mehr ein Ausdruck von Frustration, sondern es geht nur noch ums zerstören, in Brand stecken und randalieren.
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colourize

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #47 am: 07 November 2005, 22:47:09 »

Zitat von: "Lobo"
Längst ist es nicht mehr ein Ausdruck von Frustration, sondern es geht nur noch ums zerstören, in Brand stecken und randalieren.

Genau. Und das jetzt nicht mehr als Ausdruck von Frustration, sondern "aus Spass an d'r Freud", wie der Kölner sagt. Oder eben einfach, weil die Autos so schön brennen.
Die machen das bestimmt auch einfach so aus Gewohnheit weiter, auch wenn sie nächsten Montag ne Lehrstelle bei der Bank antreten. Bis 9 bis 18 Uhr am Schalter, danach aus Gewohnheit ein paar Karren abfackeln. Der guten alten Zeiten wegen.
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phaylon

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #48 am: 07 November 2005, 22:56:29 »

Glückshormone beim Fackelzug? Wenn man sich nachts beim Randalieren "besser" fühlt als tagsüber, tja, was wird man wohl tun? :)
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colourize

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #49 am: 07 November 2005, 23:07:00 »

Zitat von: "phaylon"
Glückshormone beim Fackelzug? Wenn man sich nachts beim Randalieren "besser" fühlt als tagsüber, tja, was wird man wohl tun? :)

Das, wofür man mehr bzw. leichter Anerkennung bei seiner Peer-Group bekommt.
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Thomas

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #50 am: 08 November 2005, 09:25:09 »

Zitat von: "messie"
...und da Franzosen im Gegensatz zu Deutschen schneller auf die Barrikaden gehen (und auch immerhin vernünftigerweise schneller und effektiver streiken oder Demos organisiert bekommen)...
Super Standortvorteil.Wenn die dann in "Friedenszeiten" auch genauso schnell und effektiv arbeiten würden, wär's ja OK, aber je weiter südlich man kommt umso effektiver drückt man sich vor der Arbeit.Siehe z.B. Spanien, erst mal ein paar Stunden Siesta um die Mittagszeit einschieben, das kurbelt die Wirtschaft an  :roll:

Zitat von: "colourize"
Zitat von: "Thomas"
Möglicherweise wird diese, auch in D vorhanden Unterschicht, auch unbequem, wenn die Sozialleistungen weiter gekürzt werden (und das werden sie irgendwann).Vermutlich wird man den Rest der Gesellschaft mit Gewalt vor diesen Schichten schützen müssen (...)

Ja, das sehe ich im Prinzip genauso, nur ziehe ich - wer hätte das gedacht? :P - gänzlich andere Schlüsse daraus.

Der wirksamste und beste Schutz gegen diese potentiell gewalttätige Unterschicht ist m.E. nicht das "freiwillige" Einmauern der Mittel- und Oberschicht in gated communities mit privater Sicherheitsarmee vor den Eingangstoren, sondern eine Partizipation der Unterschicht an der Gesellschaft. Gebt Ihnen, was sie am liebsten haben wollen: Arbeit und die Illusion, den sozialen Aufstieg schaffen zu können. Dadurch bekommen sie Geld zum Konsumieren und können sich tolle überflüssige Waren kaufen und damit rumprotzen. Dazu brauchen die Leute Kultur. Natürlich keine "Hochkultur", das will da Keiner. Volkskultur ist wichtig. Fußballstadion, Vereinsleben, Kirmes.
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Ich dachte eher an mehr oder weniger freiwilliges einmauern der Unterschicht  :P
Aber im Prinzip hast du natürlich recht, stellt sich nur wieder die leidige Frage, woher die Arbeit bzw. das Geld für das ganze kommen soll.Aber mit dieser Frage dürfte sich ganze Diskussion wieder in der Unendlichkeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verlieren  :wink:

Zitat von: "colourize"
Das Problem ist also der "freie Wohnungsmarkt", der soziale Randgruppen noch weiter benachteiligt. Ein guter Indikator dafür, dass das marktwirtschaftliche Prinzip die Segregation (Ghettobildung) fördert, ist die Tatsache, dass es in planwirtschaftlichen Systemen andres ist als in marktwirtschaftlichen. Siehe Augenzeugenbericht hier:
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Aber die Plattenbau alleine reicht nicht zur sozialem Brennpunkt: ich habe selbst in Moskau in Plattenbau gewonnt, die einem btrieb angehörte. Zu dieser Zeit waren Plattenbaus sehr angesagt, und man kannte sich gegenseitig, weil fast alle in einem Betrieb gearbeitet haben. Dort wohnten Ärzte, Ingeneuren u.s.w. Es war ganz nett, aber auch manchmal nervig, wenn die Nachbaren mich beim Rauchen erwischten, wussten meine Eltern sofort Bescheid.


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Das war ja in der DDR ähnlich, daß es in den Plattenbauten keine so starke Entmischung wie heute gab, d.h. wenn auch Ingenieure mit Bauarbeitern im selben Gebäude wohnen, reguliert sich das Wohnklima von selber.

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So ist es.

Ich wüßte aber nicht, was man dagegen tun kann, außer in großem Maße in den freien Wohnungmarkt einzugreifen, und von letzterem halte ich nicht viel, wenn es dahingehend geschieht, das die Schichten quasi mit Druck zusammengeführt werden.
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Nevyn

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #51 am: 08 November 2005, 09:29:06 »

Bah, ich will doch nicht mit irgendwelchen Assis in einem Plattenbau zusammenleben !
Wozu gehe ich denn arbeiten, wenn nicht dazu, mir eine gute Wohnung leisten zu können...
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Ich bin die Axt im Wald, Du dummer Baum!

Theodemer

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #52 am: 08 November 2005, 10:03:30 »

Zitat von: "colourize"

Äh.. Dulsberg?
Ich habe da noch nie auch nur annähernd Ähnliches beobachten.
In Veddel war ich noch nicht.

In Veddel ist die von dir beschriebene soziale Segregation schon enorm fortgeschritten. Was Dulsberg angeht, von da hab ich immer nur entsprechendes gehört, selbst gesehen allerdings noch nicht.

Zitat von: "colourize"

Zitat von: "Thomas"
Möglicherweise wird diese, auch in D vorhanden Unterschicht, auch unbequem, wenn die Sozialleistungen weiter gekürzt werden (und das werden sie irgendwann).Vermutlich wird man den Rest der Gesellschaft mit Gewalt vor diesen Schichten schützen müssen (...)

Ja, das sehe ich im Prinzip genauso, nur ziehe ich - wer hätte das gedacht? :P - gänzlich andere Schlüsse daraus.

Der wirksamste und beste Schutz gegen diese potentiell gewalttätige Unterschicht ist m.E. nicht das "freiwillige" Einmauern der Mittel- und Oberschicht in gated communities mit privater Sicherheitsarmee vor den Eingangstoren, sondern eine Partizipation der Unterschicht an der Gesellschaft. Gebt Ihnen, was sie am liebsten haben wollen: Arbeit und die Illusion, den sozialen Aufstieg schaffen zu können. Dadurch bekommen sie Geld zum Konsumieren und können sich tolle überflüssige Waren kaufen und damit rumprotzen. Dazu brauchen die Leute Kultur. Natürlich keine "Hochkultur", das will da Keiner. Volkskultur ist wichtig. Fußballstadion, Vereinsleben, Kirmes.
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Dito.
Der Hauptantieb der Krawalle in Frankreich ist doch das Gefühl der Hilfslosigkeit. Keiner der Randalierer glaubt das sich seine Lage in Zukunft verbessern wird und die bevorzugte Reaktion bei Hilflosigkeit/Perspektivlosigkeit ist nunmal Gewalt. Deshalb ist die Illusion von einem "besseren" Leben unbedingt nötig.
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Nevyn

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #53 am: 08 November 2005, 10:11:10 »

Genau !
Und wenn es mir scheiße geht, warum sollte es anderen besser gehen ?

(Mal abgesehen davon, dass die anderen arbeiten gehen, sich bemühen und anstrengen, keine Drogen nehmen, nicht schon 20x aus eigenem Verschulden heraus vorbestraft sind und ihr Leben im Griff haben...)

Von daher zünde ich natürlich auch das Auto des Familienvaters von nebenan an un freue mich, wie sein mühsam Erspartes in Rauch aufgeht!
Daran, dass das wegräumen der Trümmer und das raparieren der Straße den Staat Geld kostet, dass er dann nicht für eine Verbesserung meiner Situation ausgeben kann, daran denke ich natürlich nicht...
Wozu auch ?
Denn wenn ich schonmal aus meinen Drogenfantasien aufwache, dann will ich mich voll auf den realen Schwachsinn konzentrieren und mache mir doch keine Gedanken darüber, wie man die Situation verbessern könnte.
Mir reicht es, mich zu beschweren...

Von daher : Lehnt Euch zurück, und genießt die Show !
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Jinx

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #54 am: 08 November 2005, 11:59:02 »

Zitat von: "Nevyn"
Genau !
Und wenn es mir scheiße geht, warum sollte es anderen besser gehen ?

(Mal abgesehen davon, dass die anderen arbeiten gehen, sich bemühen und anstrengen, keine Drogen nehmen, nicht schon 20x aus eigenem Verschulden heraus vorbestraft sind und ihr Leben im Griff haben...)

Von daher zünde ich natürlich auch das Auto des Familienvaters von nebenan an un freue mich, wie sein mühsam Erspartes in Rauch aufgeht!
Daran, dass das wegräumen der Trümmer und das raparieren der Straße den Staat Geld kostet, dass er dann nicht für eine Verbesserung meiner Situation ausgeben kann, daran denke ich natürlich nicht...
Wozu auch ?
Denn wenn ich schonmal aus meinen Drogenfantasien aufwache, dann will ich mich voll auf den realen Schwachsinn konzentrieren und mache mir doch keine Gedanken darüber, wie man die Situation verbessern könnte.
Mir reicht es, mich zu beschweren...

Von daher : Lehnt Euch zurück, und genießt die Show !


Da gratuliere ich doch mal ganz herzlich zu diesem hervorragenden Beispiel an differenzierter Betrachtungsweise, Übersicht, Informiertheit und Kenntnis der Ausgangssituation. Du warst noch nie in Frankreich, nicht wahr?
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Unruhen in Frankreich
« Antwort #55 am: 08 November 2005, 12:06:44 »

scnr:
ich war auch noch nicht in frankreich, aber wenn ich mich da je einmal hinbewege, würde ich über holland und belgien einreisen, um die tradition zu wahren.
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Thomas

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Unruhen in Frankreich
« Antwort #56 am: 08 November 2005, 12:24:57 »

BTW:
Mir ist ziemlich wurst, ob das in Frankreich deutlich anders ist als hier oder nicht.Wenn ich aber lese, das irgendwelche Assis aus den Ghettos versuchen, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser anzuzünden, hält sich mein Verständnis für diese Typen, gelinde gesagt, in Grenzen.

Und wenn ein französischer Politiker diese Leute als Gesindel bezeichnet, hat er damit absolut recht (es ist strategisch nur nicht sonderlich vorteilhaft, das in seiner Position öffentlich zu äußern).
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Unruhen in Frankreich
« Antwort #57 am: 08 November 2005, 12:38:58 »

Zitat von: "Jinx"
Da gratuliere ich doch mal ganz herzlich zu diesem hervorragenden Beispiel an differenzierter Betrachtungsweise, Übersicht, Informiertheit und Kenntnis der Ausgangssituation. Du warst noch nie in Frankreich, nicht wahr?


Doch, mehrfach, wieso ?
Einmal für 6 Wochen und dann halt ab und zu mal für eine Woche etc.
Zuletzt im Juli und wie es der Zufall will, in Paris, allerdings nicht im Touristenviertel sondern bei Bekannten, die da leben (und arbeiten)
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Unruhen in Frankreich
« Antwort #58 am: 08 November 2005, 13:30:03 »

Vielleicht gehört es auch dazu, sich abzugrenzen, wenn man in ein anderes Land geht. Man kennt das ja, je fremder die Kultur ist desto schwieriger ist es, sich einzufügen und je eher trifft man sich mit seinesgleichen. Ich hätte keinerlei Probleme, mich in Australien in die Gesellschaft einzufügen, aber in Pakistan würde mir das vermutlich nicht gelingen und ich würde über kurz oder lang eher mit anderen Europäern oder Amis abhängen als mit Pakistanis. Wie kann man erwarten, daß das bei Arabern, die weder für ihre Toleranz anders denkenden gegenüber noch für ihre Friedfertigkeit bekannt sind erwarten, daß es anders ist. Frankreich ist auch ein Beispiel dafür, das die Sprache auch nicht hilft. Diese Leute sprechen französisch, oft schon in ihren Heimatländern, und die Integration will dennoch nicht so recht gelingen.
Andererseits ist der Staat auch ein wenig überlastet, ein so schwieriges Projekt der Integration einer so unterschiedlichen und schwierigen Volksgruppe wie den Arabern zu organisieren. Integration von Immigranten ist ein sehr kostspieliges Vorhaben und erfordert sehr viel Zeit und Geduld. Dafür müssen also große Geldmittel und Personal zur Verfügung gestellt werden und dafür ist wiederum erheblicher politischer Wille erforderlich. Zudem ist nicht jeder begeistert, wenn Asylbewerber oder Immigranten in seinem Wohnviertel angesiedelt werden. Das liegt nicht immer an Rassismus, sondern weil er weiss, daß mit diesen Leuten die sozialen Probleme im Schlepptau gleich mitgeliefert werden. Niemand hat da Bock drauf in seiner Nachbarschaft.

Meiner Meinung nach ist es auch nicht gerade verantwortungsbewusst, die Einreise- und Einbürgerungsbestimmungen so einfach zu gestalten, daß es eigentlich kein großes Problem darstellt, sich in Frankreich anzusiedeln. Die Industrie schreit nach billigen Arbeitskräften und darum lassen wir jeden rein der zwei gesunde Hände hat und jeden anderen auch. Ich halte es für nicht verwerflich, wenn ein Staat sorgfältiger auswählt. Ich gehe sogar weiter und halte es für die Pflicht eines Staates dies zu tun und seine Grenzen zu schützen. Die Französische Regierung ist nun mal in erster Linie den Franzosen verpflichtet und nicht den Arabern oder sonst wem. Wenn sie allerdings Leute ins Land lassen und in ihrem Land ansiedeln, dann haben sie auch die Verantwortung für diese Leute und dürfen sie nicht abwertend behandeln. Da müssen sie sich entscheiden.

Nebenbei bemerkt: Wo soll eigentlich der französische Staat die Arbeitsplätze für die Jugendlichen herzaubern? Ich meine, schon französische Jugendliche haben doch schon ein Probleme einen Ausbildungsplatz zu finden.
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Unruhen in Frankreich
« Antwort #59 am: 08 November 2005, 13:53:44 »

Zitat von: "Thomas"
Und wenn ein französischer Politiker diese Leute als Gesindel bezeichnet, hat er damit absolut recht (es ist strategisch nur nicht sonderlich vorteilhaft, das in seiner Position öffentlich zu äußern).

was denn?! alle welt schreit doch nach ehrlichen politikern!
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