Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Vampirismus - ja oder nein? :)  (Gelesen 15292 mal)

colourize

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #45 am: 12 August 2005, 11:18:52 »

Zitat von: "Katjinka"
Gibs eigendlich die Möglichkeit vom Vampir gebissen zu werden, ohne zu sterben oder Vampir zu werden?

Ja, siehe oben.
In der ersten Phase ist bis zur nächsten Vollmondnacht noch eine Umkehr möglich. Es ist aber ein steiniger Weg.
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Katjinka

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #46 am: 12 August 2005, 11:22:19 »

Dann muss man den Menschen das Blut halt mit ner Spritze abzapfen und dann trinken, dann sterben die Menschen wenigstens nicht aus und das Problem wäre schonmal gelöst!!!
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Transmission

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #47 am: 12 August 2005, 11:43:37 »

Vorsicht: "auf Provision arbeiten" (§ 84 HGB) ist in vielen Branchen üblich. Ich finde daran grundsätzlich auch nichts verwerflich. Schneeballsysteme funktionieren da etwas anders.

Beispiel H****** M*********. Über eine dritte Person wurde kürzlich an mich herangetragen, dass die einen Altersvorsorge-Experten suchen. Ich bin also dahin, habe mir ein Jobangeobt machen lassen und musste mich während des mehr als einstündigen Gesprächs doch sehr zusammenreißen...

Das Angebot sah so aus:
Ich steige als Newbie ein, lege erst mal 110,- EUR auf den Tisch und darf mir dafür zwei Tage lang im Schulungszentrum anhören, wie toll der Laden ist und wieviel Blut ich da saugen kann ("Reichtum, Glück, Spaß, nie wieder arbeiten müssen"). Nebenbei werden mir rudimentäre Produktkenntnisse beigebogen. Im Grunde wird mir aber nur mitgeteilt, wie man anderen Leuten eine Versicherung aufschwatzt und wie man bei wenig Arbeit richtig Asche machen kann.

Die Verträge sind hoch provisioniert. Anders als bei Aktienfonds, bei denen man z.B. bei jeder Einzahlung 3-5% Provision zahlt, werden bei Kapitallenbensversicherungen bzw. -rentenversicherungen die Provisionen i.d.R. nicht auf alle eingezahlten Beiträge verteilt. Man nennt das "Zillmerung". D.h. dass der Kunde z.B. die ersten zwei Jahre nur Provision abdrückt und erst die folgenden Zahlungen im eigentlich Sparprodukt landen. Kündigt der Kunde nach zwei Jahren den Vertrag, ist sein Versicherungswert = null. D.h. sein Geld ist weg.

Beispiel:
Ich kaufe jeden Monat für 100,- EUR Fondsanteile. Bei 5% Provision ("Ausgabeaufschlag") landen 95,- EUR im Sparvermögen. Bei der Versicherung landen die vollen 100,- EUR im Provisionstopf. Erst nach z.B. zwei Jahren landet Geld im Sparvermögen. Das wird dem Kunden natürlich verschwiegen. (Achtung! Das ist nicht bei allen Verträgen so! Ich will hier also nicht grundsätzlich die private Vorsorge mittels Versicherung schlechtreden.)

Jetzt kommt der Clou: der Newbie sieht von dieser Provisions-Kohle kaum etwas. Das können bei 30 Jahren Laufzeit und 100,- EUR im Monat Versicherungsprämie locker 1.500,- bis 2.000,- EUR sein, die der Kunde in den Provisionstopf wirft. Da der Newbie, um die "Probezeit" zu überstehen, mindestens sieben Verträge anschleppen muss, kommt da erst mal ganz nett Geld zusammen (sieben mal 1.500,- = 10.500,- EUR, bei hohen Abschlüssen auch deutlich darüber).

Das meiste Geld aus dem Provisionstopf landet bei der Führungskraft, die den Newbie rekrutiert hat und den Leuten, die in der Hierarchie darüber stehen. Der Newbie selbst bekommt nur einen relativ kleinen Teil davon.

Für den Newbie wird es finanziell erst dann interessant, wenn er sieben Verträge voll hat. Hat der Newbie diese Hürde genommen, darf er selbst Leute rekrutieren, die für ihn Verträge anschleppen, bei denen er dann anfängt abzusahnen. Es kommt ab diesem Zeitpunkt dann weniger darauf an, selbst bissig zu werden (Abschlüsse zu bringen), sondern möglichst viele neue Vampire zu rekrutieren, die selbst Verträge verkaufen. Kann einer der selbst rekrutierten Leute irgendwann neue Leute rekrutieren und tut er das auch, steigt man weiter auf: man hat dann schon zwei Hierarchie-Ebenen unter sich und verdient bei allen Verträgen, die "unten" abgeschlossen werden, fleißig mit, ohne selbst arbeiten zu müssen. Das klingt auf den ersten Blick natürlich attraktiv.

Wo kommen nun die Kunden her für die Verträge? Darum muss sich der Newbie selbst kümmern. "Kaltakquise" (d.h. ich rufe willkürlich Leute aus dem Telefonbuch an oder falle wildfremde Menschen auf der Straße an) ist eine Möglichkeit, allerdings nicht bei allen Gesellschaften erlaubt. Bleiben als Zielgruppe also Freunde, Verwandte, Arbeitskollegen, Sportskamerade etc. Da der Newbie unter Druck steht (er muss in möglichst kurzer Zeit neue Verträge bringen), werden erst mal alle neue Bekanntschaften auf die Möglichkeit eines Abschlusses hin gecheckt - was bleibt dem Newbie auch anderes übrig.

Wer viele Verträge oder Mitarbeiter bringt, wird belohnt: mit Geld aber auch mit Lustreisen. Bei obiger Gesellschaft z.B. in die Türkei. Vormittags ein bißchen Seminar (Verkaufstraining und wieder rudimentäre Produktkenntnisse, Ausbildung kann man das nicht nennen), abends dann Party und saufen mit den Kollegen.

Wer nicht genügend Verträge oder Mitarbeiter bringt, fliegt raus aus dem System. Das ist bei den meisten Leuten der Fall. D.h. sie schaffen es gar nicht, in die lukrativen Positionen zu kommen, weil sie nur drei oder vier Verträge verkaufen. Dadurch entsteht Druck für die Verbliebenen: ausgeschiedene Leute müssen ersetzt werden oder man muss wieder selbst Verträge verklingeln.

Das Ganze wird straff geführt: drei mal die Woche Teamsitzung, d.h. Rede u. Antwort stehen, was man geschafft hat. Für abgeschlossene Verträge gibt es Punkte. Dabei ist es egal, ob man selbst verkauft, oder ob man Leute rekrutiert, die verkaufen. Hauptsache, das Punktekonto stimmt. Für manche Leute hat das zur Folge, dass sie irgendwann ihr Leben darauf focussieren: d.h. alle sozialen Kontakte werden unter geschäftlichen Aspekten gesehen ("Vertrag verkaufen und / oder als Mitarbeiter rekrutieren" - am besten erst den Vertrag verklingeln, dann als Mitarbeiter verhaften). Die Kollegen, mit denen immer mehr Zeit verbracht wird, werden zum Familienersatz. Erfolgreiche Verkäufer werden vor versammelter Mannschaft geehrt. Sie bekommen Reisen mit anderen erfolgreichen Verkäufern geschenkt, erhalten Urkunden, Pokale aber natürlich auch Kohle. Die nicht erfolgreichen werden in den Teamsitzungen abgewatscht. So entsteht neuer sozialer Druck nach dem Prinzip Zuckerbrot oder Peitsche.
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Kallisti

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #48 am: 12 August 2005, 11:44:50 »

Zitat von: "colourize"
Ja, auf Sekten im klassischen Sinne kannst Du das genauso beziehen.

Ich sehe aber auch keinen wirklichen Unterschied zwischen Sekten im klassischen Sinn und sog. "Network-Marketing"-Systemen (Schneeballsystemen, Pyramidensystemen..).

Beide haben ein massives Interesse daran, neue Mitglieder anzuwerben.
Beide gehen mit psychischem Druck gegen potentielle neue Opfer, Neumitglieder oder Zweifeler vor.
Beide geben Heilsversprechungen, die nicht in dem Maße einlösbar sind, wie sie gegeben wurden.
Beide weisen eine starre Hierarchie unter den Mitgliedern auf.
Beide bieten "Seminare" zur Schulung an, mit denen sie ihren Mitgliedern das Geld aus der Tasche ziehen.
Beide bedienen den Wunsch der Menschen, die bei ihnen Mitglied werden, etwas anderes sein zu wollen als sie derzeit sind.
Beide bauen gezielt ein System psychischer Abhängigkeit auf, das zur Folge hat dass die Kontakte zu Nichtmitgliedern vor die Hunde gehen.

Es erscheint also sinnvoll, "Network-Marketing"-Systeme als kapitalistisch-säkulare Psychosekten zu betrachten.



... und ich naives Dummchen verstehe einfach und immer noch nicht, wie es überhaupt Menschen geben kann, die auf so einen Mist reinfallen!??? Ganz ehrlich: ich kann es nicht nachvollziehen!: Sind diese Leute so dumm/hohl oder so leichtgläubig oder so bequem und/oder feige oder lassen sie sich gerne bevormunden/anleiten ("führen"??) oder suchen sie in solchen "Strukturen" (vermeintliche?) "Sicherheit" oder "Zugehörigkeit" oder wie oder was - oder alles zusammen oder ganz was anderes???

Also: das geht mir einfach nicht rein - aber: mir geht ja das mit dem (religiösen) Glauben auch schon nicht rein.

 :roll:

Ich meine: erschreckend ist aber doch, dass all solche "Systeme" so immensen und dauerhaften Zulauf haben!!! (Ob das jetzt Sekten sind oder diese "Network-Marketing-Teile" is ja zweitrangig.)
Also wie kann das sein, woher kommt das, woraus resultiert das:
Sind die Leute (viele) so unkritisch, so naiv oder so geld-/erfolgsgeil oder so "leer" und verarmt (psychisch, nicht nur finanziell) - oder was ist der Grund???
Tut mir ja leid, wenn auch diese Frage und Denke (meine) naiv erscheinen mag, aber kann mich nur wiederholen: ich versteh´s halt einfach nicht.

 :?
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Kallisti

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #49 am: 12 August 2005, 11:52:11 »

@Transmission

... verstehe - und hab schon Antwort auf meine Frage:

Es liegt also an mangelnder Aufklärung! Und: danke für eben diese (siehe dein obiger Beitrag)!!
Also: werden die Leute hinreichend über all diese Umstände und "Fallstricke" von Anfang an (bei "Rekrutierung") aufgeklärt?
Wenn ja, dann versteh ich wieder nicht, wie man da freiwillig einsteigen kann!?
Wenn nein, dann isses ja Betrug, Beschiss, Manipulation - nee, mir fällt der passende Ausdruck nicht ein.

Also mir wär das echt zu stressig!: Da muss man ja irgendwann ein charakterloses Arsch werden - oder man kriegt irgendwann nen Herzinfarkt!

Das isses doch echt nicht wert - oder? Oder bin ich da wieder mal zu idealistisch/naiv (und zu wenig materialistisch denkend)?
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Transmission

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #50 am: 12 August 2005, 12:04:21 »

Am Anfang wird Dir natürlich nur erzählt:
- Du kannst hier richtig Kohle machen
- Du musst wenig arbeiten
- Wir haben hier richtig Spaß
- Das ist alles total easy
- Wir machen Dich erfolgreich

Als "Beweis" werden die erfolgreichen Verkäufer vorgeführt: Boss-Anzug, dickes Auto, teure Uhr am Handgelenk. Die erzählen dann, wie toll die letzte Lustreise war und wie super das alles ist.

Dann gibt es z.B. Läden, die Dich ruck-zwuck dazu bringen, im Haus der Zentrale einen Büroraum zu mieten, ein Labtop usw. Das musst Du natürlich aus eigener Tasche bezahlen. Dadurch entsteht neuer Verkaufsdruck. Wenn das nicht klappt, stellt sich natürlich die Frage: wieso bin ich nicht so, wie der Super-Verkäufer, der mir präsentiert wurde? Es gibt dann zwei Möglichkeiten:
1. So werden wie der und von den Kollegen und Vorgesetzten auch so geachtet werden - und soviel Kohle machen.
2. Aussteigen und von den anderen als "Versager" gebrandmarkt werden.

Wenn dann noch finanzieller Druck dazu kommt und die Persönlichkeit und das alte soziale Umfeld nicht so ganz stabil sind, wählen nicht wenige Menschen Variante 1.

Das System funktioniert aber auch noch aus einer anderen Richtung: es gibt genug Leute, die bei diesen Gesellschaften Verträge abschließen. Den Kunden wird dabei regelmäßig verschwiegen, wie hoch die Provision ist und was das Produkt wirklich kostet. Der Bund der Versichten hat das mal "legalen Betrug" genannt. Die Versicherungswirtschaft hat auf Unterlassung dieser Behauptung geklagt und den Prozess verloren (!). Vor kurzem gab es ein Gerichtsurteil, dass diese Verträge transparenter und damit verbraucherfreundlicher werden müssen. Ich bin sehr auf die Umsetzung gespannt...

Das Problem ist u.a., dass in Deutschland (anders als z.B. in den USA) niemand bereit ist, für eine vernünftige Beratung ein Honorar zu zahlen - ähnlich wie z.B. bei einem Besuch beim Arzt oder Anwalt. Den Kunden wird suggeriert, die Beratung sei kostenlos oder koste nur einen geringen Betrag (z.B. 50,- EUR). Die tatsächlichen Kosten werden verschwiegen. Es sind also letztlich die Kunden, die solche Systeme ermöglichen.
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Kallisti

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #51 am: 12 August 2005, 12:15:02 »

@Transmission

... na gut, aber dann isses doch so, dass die Leute zu unkritisch sind! Also wenn mir erstmal (fast) nur Positives/Angenehmes vorgeführt wird, dann werd ich da doch schon mal misstrauisch!!?

Und ja, finanzieller Druck und so... stimmt schon, dass man da auch mal unvernünftig sein/sich verhalten kann..., aber es gilt trotzdem, das Risiko, den Einsatz, die Ausstiegsmöglichkeiten etc. abzuwägen.

Will hier ja nicht die Besserwisserin raushängen lassen, aber is doch so: sach ich doch: man kann teilweise gar nicht misstrauisch oder zumindest skeptisch, kritisch, vorsichtig genug sein!!

Stichwort: Verbraucherfreundlichkeit/Verbraucherschutz -> aber hallo! ;)
Nee echt: das find ich aber auch, dass sich da so einiges wohl ändern muss (in verschiedenen Bereichen ja eigentlich)!

Nur was das mit der Kohle/Bezahlung für Beratung angeht: das is ja so (wie du´s schilderst) auch noch nicht "ausgereift", denn: nur weil die Leute dann Kohle hinblättern, garantiert das ja doch noch nicht auch die (gute!) Qualtität ... der Beratung! (Eben: siehe auch Anwalt oder Arzt...). Weiß nicht, ob man da dann sagen kann: (nur) deshalb is so was möglich (diese Abzocke, dieser "Vampirismus"...)!??
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PaleEmpress

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #52 am: 12 August 2005, 12:27:26 »

Mir hat mal eine ehemalige Schulfreundin von dem selben Laden, den Transmission angesprochen hat, vorgeschwärmt. Ich hab mir das damals auch mal angehört. Ich saß da vor einem jungen, dynamischen und offenbar recht erfolgreichen Fuzzi, der mir in den höchsten Tönen vorgeschwärmt hat, wie einfach doch damit das nebenbei dick Kohle machen wäre. Ich glaube, das funktioniert auch über diese Schiene gut. Man kennt ja meistens die, die man rekrutiert. Und die Newbies haben dann vielleicht ne Hemmschwelle, nein zu sagen, wollen dem anderen einen Gefallen tun, oder was auch immer. Ich habe damals gesagt, daß das nichts für mich wäre und die Freundschaft hat darunter gelitten. So in der Art funktioniert das ja recht oft, auch mit Kosmetikprodukten, Haushaltswaren etc. Ist nix für mich, und ich bin auch ganz froh, daß ich in so einem Verein nicht drinstecke.
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Transmission

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #53 am: 12 August 2005, 12:31:52 »

@Kallisti:
Du hast schon Recht: mit einer gesunden Fähigkeit zur kritischen Betrachtung sollte man diese Organisationen durchschauen können. Zumindest als Mitarbeiter. Dann ist es aber oft auch zu spät. Du musst Dir außerdem vergegenwärtigen, dass die Leute, die in diesen Strukturen Leute rekrutieren, i.d.R. begnadete Verkäufer sind. Der Begriff "Einwandbehandlung" ist eine feste Größe in deren Wortschatz...

Wieso ist ein Mensch wie Tom Cruise, der auch allein erfolgreich sein kann, genug Geld hat und wohl auch eine gewisse Intelligenz mitbringt, bei einem Laden wie Scientology...?

Zur Beratungsqualität: das ist natürlich auch ein Problem. Es gibt in Deutschland kein einheitliches Gütesiegel für gute Berater. In den USA gibt es z.B. den "Certified Financial Planer" (analog zum "Certified Financial Analyst"). Diese (englischsprachige) Ausbildung kann man auch in Deutschland machen. Sie ist aber:
- Extrem anspruchsvoll (Durchfallquote in allen drei Prüfungsstufen über 50% - und da treten nur Leute an, die i.d.R. schon einiges drauf haben)
- Sehr langwierig (mindestens drei Jahre Ausbildung, Prüfungsvoraussetzung ist außerdem eine mehrjährige Berufserfahrung)
- Sehr teuer
- Nicht auf die Spezifika des dt. Rechtssystems ausgelegt (z.B. Riester- und Rürup-Rente)

Die Dachorganisation, die die Prüfung macht, hat extrem strenge Prüfungskriterien und einen sehr hohen Berufsethos. Ethische Fragen ("korrektes Verhalten") nehmen einen breiten Raum in der Ausbildung ein und Verstöße werden sofort mit dem Entzug des Titels geahndet.

Der CFP ist allerdings in Deutschland kaum bekannt und die Honorarberatung wird wie gesagt von Markt auch nicht angenommen. In den Genuss einer wirklich guten Beratung kommen i.d.R. nur Leute, die mindestens 500.000 EUR oder mehr anlegen wollen. Und selbst in diesem Segment kommt es bei Qualitätstests immer wieder zu katastrophalen Ergebnissen...
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DarkAmbient

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« Antwort #54 am: 12 August 2005, 12:55:49 »

Zitat von: "Kallisti"
Wenn nein, dann isses ja Betrug, Beschiss, Manipulation - nee, mir fällt der passende Ausdruck nicht ein.

Also mir wär das echt zu stressig!: Da muss man ja irgendwann ein charakterloses Arsch werden - oder man kriegt irgendwann nen Herzinfarkt!

Das isses doch echt nicht wert - oder? Oder bin ich da wieder mal zu idealistisch/naiv (und zu wenig materialistisch denkend)?


Ha! Das wird es sein. :) Nein, das kann man auch als Idealistin durchschauen. Ich würde sagen, es funktioniert, weil an einer verbreiteten Vorstellung namens Individualismus angesetzt wird, was bedeutet, dass jedeR seines/ihres Glückes Schmied ist und wer tüchtig ist auch als Folge erfolgreich ist. Also, da Du Dich für tüchtig hälst, wirst Du sagen: Du schaffst das, weil ja nur die Faulen und Dummen es nicht packen. Versagen liegt so scheinbar in der Verantwortung des Individuums und erscheint nicht als massenhaft einkalkulierter Effekt des Systems.

Wie kürzlich woanders schon gesagt: Interessen, Manipulation, Verschwörungen mag es geben, aber eben nur weil eine inadäquate Vorstellung von den eigenen individuellen Perspektiven Verbreitung gefunden hat, die sich derart leicht ausnutzen lassen.
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sober

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« Antwort #55 am: 12 August 2005, 13:01:47 »

Zitat von: "Transmission"
Wieso ist ein Mensch wie Tom Cruise, der auch allein erfolgreich sein kann, genug Geld hat und wohl auch eine gewisse Intelligenz mitbringt, bei einem Laden wie Scientology...?


Scientology ist Wirtschafft und Macht... Jemand mit viel Einfluss und viel Geld wird sicherlich viel erreichen und viel dabei rausziehen. wieso sollte ein Cruise oder ein Travolta das nicht tun?
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Transmission

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« Antwort #56 am: 12 August 2005, 13:27:14 »

Eben. Das Versprechen in den Strukturvertrieben lautet: mit uns wirst Du erfolgreich. Hier kannst Du viel Geld verdienen und einen hohen sozialen Status erwerben. Das Klinkenputzen wird dabei verschwiegen. Tatsächlich wird der Job als total easy hingestellt und - wie Dark Ambient richtig festgestellt hat - den Leuten vermittelt wird, dass sie das schaffen, wenn sie sich nur genug anstrengen und dem vorgegebenen Muster folgen.

Das Prinzip bzw. Ziel ist also sehr ähnlich. Egal, ob es sich um T. Cruise handelt oder einen Einsteiger aus einfachen Verhältnissen. Leute wie Cruise werden dann gleichzeitig als die Vorbilder verkauft: so kannst Du auch werden.
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Thomas

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« Antwort #57 am: 12 August 2005, 13:30:15 »

Zitat
Scientology ist Wirtschafft und Macht... Jemand mit viel Einfluss und viel Geld wird sicherlich viel erreichen und viel dabei rausziehen. wieso sollte ein Cruise oder ein Travolta das nicht tun?
Die sind da sicherlich keine kleinen futzies, die Türklinken pollieren gehen müssen...

Cruise+Travolta sind halt völlig eingenommen von Scientology und ihrer Philosophie.Man kann sich darüber streiten, ob sie von sich aus dem ganzen etwas abgewinnen können, oder ob sie wilkommene Opfer für die Häscher der Sekte waren.

Da ja viele Promis ziemlich komische Charaktere sind, könnte ich mir die zweite Variante durchaus vorstellen.Der religiöse Wahn verklärt den Blick für die Realität halt nicht nur bei fanatischen Selbstmordattentätern.
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« Antwort #58 am: 12 August 2005, 16:27:46 »

Sorry, wenn ich mich hier nochmal offtopic reinquetschen muss, aber es liegt mir da noch was auf dem Herzen.

Zitat von: "Kallisti"
(...)Es wird heute meiner Ansicht nach (und wohl nicht nur meiner) viel zu wenig (wirklich) (...) gedacht!

@Kallisti:
Grundsätzlich kann ich dir da nicht widersprechen, jedoch sollte man auch beim Thema "Denken" die Fähigkeit haben zu differenzieren. Es gibt schließlich mehrere Arten und Bereiche des Denkens, die zum Teil untereinander nicht sehr kompatibel sind und sich ausschließlich, wie auch in anderen Bereichen, nach Talent und Wertesystem durch persönliche Gewichtung richten. So habe ich bei dir z. B. häufig das Gefühl, dass für dich nur die geisteswissenschaftliche "Denke" als "wirkliches" Denken zählt, während ich wiederum häufig das Gefühl habe, nur mit hirnlosen zu kommunizieren, wenn es um Naturwissenschaften geht. Also Vorsicht mit vorschnellen Urteilen. Das Ganze hat eben viel mit Wahrnehmung zu tun; man nimmt nur für "wahr", was einem selbst als wichtig genug erscheint. Und: Nur weil man jemanden - womöglich sogar aus eigenener Blindheit für die Materie - nicht arbeiten sieht, heißt das nicht, dass er es nicht trotzdem tut.

Zum Philosophieren: Das wird z. B. meiner Meinung nach viel zu viel und viel zu unqualifiziert. Die Philsophiererei neigt zuweilen sehr dazu, Dinge stark fehlzuinterpretieren. Das schätze ich nicht sehr!

Ontopic:
Sollte Colourize wirklich vorhaben, hier ein Soziogramm der Forenmitglieder zu erstellen, soll er das meinetwegen tun. Zum einen ist mir das egal, denn was will er schon damit anfangen. Zum anderen bin ich überzeugt, dass er es wohl kaum schaffen wird, die Vielschichtigkeit meiner Person auch nur ansatzweise aufgrund lächerlicher Internetposts zu erfassen. Das Ergebnis wäre reine Spekulation und höchstwahrscheinlich falsch!
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I am green today
I chirp with joy like a cricket song. (Kira Willey)

Offizielle Ausrichterin das Bavaria Hedge Shears Massakers.

Kallisti

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Vampirismus - ja oder nein? :)
« Antwort #59 am: 12 August 2005, 18:45:31 »

Zitat von: "DarkAmbient"
... Ich würde sagen, es funktioniert, weil an einer verbreiteten Vorstellung namens Individualismus angesetzt wird, was bedeutet, dass jedeR seines/ihres Glückes Schmied ist und wer tüchtig ist auch als Folge erfolgreich ist. Also, da Du Dich für tüchtig hälst, wirst Du sagen: Du schaffst das, weil ja nur die Faulen und Dummen es nicht packen. Versagen liegt so scheinbar in der Verantwortung des Individuums und erscheint nicht als massenhaft einkalkulierter Effekt des Systems.

Wie kürzlich woanders schon gesagt: Interessen, Manipulation, Verschwörungen mag es geben, aber eben nur weil eine inadäquate Vorstellung von den eigenen individuellen Perspektiven Verbreitung gefunden hat, die sich derart leicht ausnutzen lassen.



Das fällt bei mir unter "unkritisch sein" - also auch: nicht selbstkritisch (genug)!
Mir kann sowas ganz wirklich schon deshalb nicht passieren, weil ich mich von vorneherein nicht so übersteigert (positiv, erfolgreich, tüchtig oder was immer) sehe, sondern tendenziell eher "negativ" oder eben (selbst-)kritisch - sicher nicht immer und in allen Bereichen, aber grundsätzlich schon - deshalb mag ich ja eben Leute mit einem sehr ausgeprägten Selbstwertgefühl (wenn es das denn überhaupt ist) nicht... (sondern eher Leute, die an sich zweifeln, Dinge/Verhältnisse... hinterfragen usw.)! ;)


@Killerqueen

Zitat
... Es gibt schließlich mehrere Arten und Bereiche des Denkens, ...


Das habe ich nie bestritten, sondern im Gegenteil selbst schon mal so ähnlich (in irgendeinem anderen thread - weiß echt grad nicht wo) mal geschrieben.
Habe auch nie behauptet, dass die Naturwissenschaften weniger mit "Denken" zu tun hätten oder "minderwertiger" oder Ähnliches seien als "die" Geisteswissenschaften! ABER: Vermisse doch immer noch sehr: Interdisziplinarität und Austausch und schon: dass philosophische Erkenntnisse, Fragen, Gedanken... mehr in die Naturwissenschaften einbezogen werden.


Zitat
Das Ganze hat eben viel mit Wahrnehmung zu tun; man nimmt nur für "wahr", was einem selbst als wichtig genug erscheint.


Weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann - dann wäre man doch sehr "kurzsichtig" (wenn man sich so verhält)!


Zitat
Zum Philosophieren: Das wird z. B. meiner Meinung nach viel zu viel und viel zu unqualifiziert. Die Philsophiererei neigt zuweilen sehr dazu, Dinge stark fehlzuinterpretieren.


Da hätte ich dann doch gerne konkrete Beispiele, bitte! Wer "philosophiert" (?) wo bzw. worüber in welcher Weise "unqualifiziert" und was wird von wem an welchen Stellen... "fehlinterpretiert"?? Ich meine: Klar gibt es auch "Philosophaster" - und davon sicher nicht wenige, aber: das ist für mich dann ganz klar eben gerade nicht "philosophieren"!!! Da(s) muss man schon trennen/unterscheiden, statt gleich das Philosophieren als solches abzuurteilen.
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