Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Trauer  (Gelesen 18109 mal)

Kallisti

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Trauer
« Antwort #45 am: 26 April 2005, 12:52:11 »

... und nochmal und wieder ist es Lyrik, die´s deutlicher und eindringlicher auszudrücken vermag!:


Zitat
Du warst nur kurze Tage mein Gefährte,
doch ist mein Wesen so von dir durchstrahlt,
und so dein Bild in meinem Tun gemalt,
als ob ein Leben deine Nähe währte.

So kann, ins Glas gesprüht, ein Tropfen Wein
des Wassers Nüchternheit in sich verschlingen
und es mit Süße, Farbe, Duft durchdringen,
dass keins vom andern je mehr zu entzwei'n.

So schwingen Sterne sich und aber Sterne
um eine Sonne, die sich nie enthüllt,
mit ihrer Kraft und ihrem Licht sie füllt,
und sie regiert aus unermessner Ferne.



Ricarda Huch

(Hervorhebungen von mir.)


und:



Zitat
Verhüte Gott, der mich dir schuf zum Knechte,
dass ich dich kontrollier auch nur im Stillen,
gar Rechenschaft verlange, mit dir rechte –
ich bin dein Knecht, in allem dir zu Willen.
Dass deine Freiheit mein Gefängnis ist,
will ich, weil du mein Leben bist, ertragen,
und wenn der Schmerz um dich mich auch zerfrisst,
will ich dich nie der Grausamkeit anklagen.

Sei, wo du willst; denn das bestimmst nur du,
mit wem und wie du deine Zeit verbringst;
tu, was du willst; nur dir allein steht's zu,
dir zu vergeben, wenn du dich vergingst.
Mein Teil ist Warten, wenn's auch die Hölle ist,
nicht Urteil'n, ob du gut, ob böse bist.



William Shakespeare, Sonett 58

(Hervorhebungen wiederum von mir.)


und:

Zitat
An dich!


Der du meine Wege mit mir gehst,
jede Laune meiner Wimper spürst,
meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst –
weißt du wohl, wie heiß du oft mich rührst?

Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern dir begegnen.
Und dich segnen.


Joachim Ringelnatz




... Mag sein, dass du, Laetitia, das peinlich, kitschig, rührselig, sentimental und pathetisch findest..., aber:

ja, mich "berührt" es und: mich rührt es zu Tränen - und dazu kann ich stehn. Einfach: weil ich das "nachempfinden" bzw. selbst empfinden kann - und das auch nicht missen möchte, selbst wenn es manchmal "unerträglich" scheint...
Aber "entscheiden" oder "kontrollieren" tu ich es nicht (zumindest nicht ständig) - zum Glück!

Darin liegt ja eben der Unterschied zwischen "Verstand" und "Gefühl"...
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Laetitia

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Trauer
« Antwort #46 am: 26 April 2005, 13:23:00 »

Wir haben schon begriffen, das du pathetische Lyrik magst. Ich denke aber nicht, daß das diskussionsfördernd ist.
Zitat von: "Kallisti"

Vor allem: es geht mir darum, dass ich Mensch (also auch mich) nicht als etwas sehe, das "programmierbar" (durch sich selbst oder andere) ist oder sein sollte  - mir scheint aber, dass du das so siehst...!?

Das sehe ich in der Tat so. Zumindest bezogen auf das "ist", nicht auf das "sein sollte".

Wenn dem nicht so wäre könnten wohl die meisten Psychoklempner einpacken, die sich damit beschäftigen, ihren Klienten zu helfen, nicht funktionierende Programmierungen aufzufinden.

Btw, vielleicht magst du einfach das Wort Programmierungen nicht, weil du nicht aufhören kannst, dabei an Automaten zu denken *g* Dann solltest du diese Konditionierung allerdings überdenken, bevor ich weiter meine Zeit verschwende und mich im konstruktiven Erklären versuch.

Wie kannst du einerseits darstellen, das der Mensch so an seiner Umwelt teilhat, mitleidet, liebt, jauchzt, whatsoever, und andrerseits sagen, er sei nicht programmierbar? Genau das ist sein Programm, Kallisti! Und, je weiter man sich von diesen Konditionierungen entfernt, die gesellschaftlich als Vorgabe dienen, umso einfacher ist es, auf die eigenen "Schaltkreise" Einfluss zu nehmen. Ich persönlich halte es auch nicht für sinnvoll, Emotionen gänzlich abzustellen, nur um das nochmal klarzustellen. Aber ich halte es durchaus für möglich.
Zitat
Und: "Wissenschaftler"?: aus welchem Bereich? Welche Wissenschaft(en)? Das interessiert mich ja nun doch sehr!

Geologie-Paläontologie. In ca 6 Wochen kommt noch ein "Dr rer nat" dazu, Fachrichtung Mineralogie.
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Black_Nightshade

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Re: Trauer
« Antwort #47 am: 26 April 2005, 13:44:29 »

Ich denke mal, jeder trauert auf seine Art und vor allem sollte das von anderen respektiert werden. Da gibt es meiner Meinung nach nicht viel zu diskutieren, denn das ist einfach mal so ne Sache, dass jeder anders mit dem Tod umgeht... man selber kann manches vielleicht nicht nachvollziehen, aber respektieren sollte man es trotzdem.
das ist doch so, wie wenn man sagt, man möchte nach dem Tod verbrannt werden... oder anonym beerdigt werden oder Seebestattung....

Meine Mutter ist vor nicht mal einem Jahr gestorben... und ich trauer immer noch und das wird sich wohl auch nciht ändern. Es fehlt einfach ein großer Teil in meinem Leben, ein großer Teil von mir. Aber trotzdem muss ich irgendwie weiter leben... Habe schon von vielen Seiten gehört, dass sie mich bewundern, wie ich damit umgehe, abere sagen, ich wäre gefühlskalt. Von denen kennt mich dann aber keiner gut genug... Ich kann mittlerweile über den Tod und die Krankheit meiner Mutter reden, auch sachlich... da denken vielleicht viele, dass ich keine Gefühle in der Hinsicht hätte, aber da liegt man dann absolut falsch, es gibt genug Nächte, in denen ich nciht schlafen kann, mich in den Schlaf weine, an bestimmten Orten von überglücklich zu total deprimiert wechsel, weil es mich so sehr an meine Mutter erinnert. Und ich sie so schrecklich vermisse....

Nur warum soll ich das jedem auf die Nase binden? vor allem Leuten, die mich kaum kennen... Und vor allem weiß ich, dass meine Mutter nicht gewollt hätte, dass ich nur deprimiert durch die Gegend laufe! Ich weiß ja, dass es irgendwie weiter gehen muss, nur hat sich das Leben dadurch sehr stark verändert.... und ich hab mich auch sehr dadurch verändert.

Ich denke übrigens nicht, dass es sehr sinnvoll ist den Schmerz zu verdrängen... denn früher oder später bricht es doch durch und ich glaube, dann ist es einfach noch viel schlimmer als vorher, wenn man erst alles so hinunter geschluckt hat.

Zitat von: "Kallisti"

Was hat euch persönlich (eventuell) geholfen, getröstet und was gar nicht?

Kallisti



Mir persönlich hat einfach der Gedanke an meine Mutter getröstet, der Gedanke daran, dass sie jetzt nicht mehr leiden muss. Und mein Vater! In der Zeit sind wir noch viel mehr zusammen gewachsen... auch schon allein aus dem Grund, dass wir hier in Deutschland ja sonst nciht so Familie haben. Aber auch, wenn meine Familie ne ganze Ecke weiter weg ist, haben auch die sehr geholfen, sind her geflogen, haben mit uns gelitten.
Was mir auch sehr geholfen hat, war, dass wir meine mutter 4 Tage nach ihrem Tod nochmal aufgebahrt gesehen haben... das mögen viele vielleicht als 'pervers' empfinden, aber das war für mich der Moment, wo ich verstanden hab, dass sie nicht mehr wiederkommen wird... die Tage davor hab ich nur neben  mir her gelebt und bin mit dem Gedanken aufgewacht, dass sie einfach im Urlaub ist. Aber danach hab ich es verstanden, dann brach alles aus mir herraus....
Mir hilft es auch sehr, dass ich weiß, dass sie jetzt gut aufgehoben ist, sie wurde nämlich bei den Eltern und der Schwester meines Vaters mit in Graz beerdigt. Gut, ich kann nicht zum Grab gehen, wann ich möchte, aber ich glaube, das ist auch ganz gut so, sonst wäre ich wohl ständig da.

Das ganze ist übrigens passiert, als ich kurz vor meiner Abschlußprüfung war, während der Berufsschulzeit... Aufgrund von zu vielen Fehlstunden wäre ich dann fast nicht zur Prüfung zugelassen worden und wurde von der Schule dazu verdonnert zu einem Psychologen zu gehen, um den Willen zu zeigen... Hab ich auch brav gemacht... ganze 3 mal.... und ich muss ehrlich sagen, mir hat das kein Stück geholfen, sondern eher ganz im Gegenteil. Aber das ist wohl auch so eine Sache, die jeder für sich ausmachen muss, für mich ist das jedenfalls nix....
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viking

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Trauer
« Antwort #48 am: 26 April 2005, 13:57:40 »

Jetzt meld ich mich auch mal zu dem Thema:

@ Kallisti:
Ich bin vollstens deiner Meinung. Ich finde es schon ziemlich dreißt von einige, die meine sie können Dich hier jetzt analysieren.

Trauer mit Egoismus bzw. Eog-Trip gleich zustellen, ist doch extrem weither geholt! Es stimmt, dass es eine Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person ist. Nun ist die Streitfrage, tut man dies aus Selbstzweck oder aus Mitgefühl?!

Ich bin der Meinung und auch der vollsten Überzeugung, dass trauern können eine positive Eigenschaft ist und man damit dem verlorenen Menschen nur Respekt zollt. Es ist doch vollkommen ligitim, wenn man um einen Verlust trauert. Viel schlimmer, und jetzt kommt es, egoistisch ist es, sich von seinen Mitmenschen abzuschneiden und keine Gefühle zu zulassen. Denn damit zeigt man nur, dass einem andere Menschen egal sind und man nur auf sich und seine "heile Welt schaut". Man fährt eben seinen Ego-Trip.

Und noch mal zu dem Punkt mit der Empathie: Empathie ist die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Die Empathie ist eine der fünf Fähigkeiten der interaktiven Kompetenz.
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Kallisti

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Trauer
« Antwort #49 am: 28 April 2005, 10:17:05 »

@viking

:)



@Black_Nightshade

Zitat
Was mir auch sehr geholfen hat, war, dass wir meine mutter 4 Tage nach ihrem Tod nochmal aufgebahrt gesehen haben...


... ja, denke auch, dass das "helfen" kann, es zu verstehen, es "zu glauben" und vielleicht auch (besser) zu akzeptieren.
Aber leider ist das nicht mehr üblich (in Deutschland?) und leider auch nicht immer möglich (z.B. wenn der Körper stark "verletzt" bzw. "entstellt" ... wurde...).


Dass heutzutage eher "heimlich", hinter verschlossenen (Krankenhaus- oder Pflegeheim-) Türen und möglichst steril "gestorben wird", das bedaure ich sehr!

Tod und Sterben werden eben tatsächlich in unserer Gesellschaft so weit nur irgend möglich verdrängt, ignoriert, ausgeblendet, weggedrückt...! Und ähnlich verfährt man (Viele) mit der Trauer, mit Verlust(en) (von Menschen) überhaupt!
Naja, und ich denke eben, dass das nicht so der gesunde oder hilfreiche Weg ist. Und man wird als selbst Trauernder auch nicht "angenommen"- oft ist es den Leuten peinlich, unangenehm, sie sind hilflos, wissen mit der Situation bzw. solchen Gefühlen (in ihrer Heftigkeit...) nicht umzugehen, verharmlosen Trauer deshalb, spielen es runter oder rationalisieren es und ermahnen gar, dass es ja auch inzwischen wohl mal genug sei oder eben eh nichts nützt/bringt (den Verstorbenen...).

Früher z.B. hatte schwarze Kleidung auch eine Schutzfunktion: Man behandelte diese Leute (die Schwarz zum Ausdruck ihrer Trauer(zeit) trugen) mit Respekt, Höflichkeit, Rücksicht, Anteilnahme...!

Das ist heute eben auch nicht mehr gegeben.
Ich habe selbst nie "Schwarz" getragen, um damit zu "demonstrieren", dass ich in Trauer bin, aber ich kann den ursprünglichen Sinn dahinter durchaus verstehen und grundsätzlich gutheißen.
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viking

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Trauer
« Antwort #50 am: 28 April 2005, 10:48:10 »

@Kallisti

:D

Zitat von: "Kallisti"

Zitat
Aber leider ist das nicht mehr üblich (in Deutschland?) und leider auch nicht immer möglich (z.B. wenn der Körper stark "verletzt" bzw. "entstellt" ... wurde...).


Das größer Probleme denke ich, ist in den Köpfen der Menschen. Denn da werden Ängste ausgelöst, die man verdrängen will. Daher ist es auch nicht üblich den Leichnam zu sich nach Hause zunehmen. Wobei es möglich ist und man da auch keine begrenzte Zeitenvorgabe hat. Während meiner Ausbildung hatte wir mal einen Bestatter im Untericht und der hat uns sein Arbeitsfeld näher gebracht. Es ist sogar möglich, jemanden stark verletzen bzw. entstellten wieder so zu prägarieren, dass er wie früher aussieht. Ausnahme ist natürlich wenn die Gliedmaßen abgetrennt wurden.

Zitat
Dass heutzutage eher "heimlich", hinter verschlossenen (Krankenhaus- oder Pflegeheim-) Türen und möglichst steril "gestorben wird", das bedaure ich sehr!


Das hast Du schön beschrieben. Viele Altenheime sehen aus wie ein Krankenhaus und es ist wirklich alles andere als heimisch. Aber auch da ist die Bewegung in Richtung "Alten-WG". Wohngruppen von 8 alten Mensch die zusammen leben, kochen, putzen, etc. und eine/zwei Pflegekräfte haben.

Zum Bereich Trauer zurück zu kommen. In vielen der sterilen Altenheime ist es auch üblich nach dem eintreffen des Todes den Verstorbenden sofort vom Bestatter durch den Hinterausgang wegkarren zulassen und alle Türen der anderen Bewohner werden geschlossen. Das kriegt dann auch jeder der Alten mit, und es herscht eine bedrückte, kalte Stimmung. Das muss man erlebt haben. Man kann sich bestimmt denken was in deren Köpfen abspielt.
Es gibt auch Pflegeeinrichtungen, die haben sowas wie einen Andachtsraum. Dort werden dann die Verstorbenen aufgebarrt und jeder der es möchte, kann sich von dem Menschen verabschieden.
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Kallisti

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Trauer
« Antwort #51 am: 28 April 2005, 10:57:14 »

@viking

Zitat
(...) Ausnahme ist natürlich wenn die Gliedmaßen abgetrennt wurden.


Ja...


Zitat
Aber auch da ist die Bewegung in Richtung "Alten-WG". Wohngruppen von 8 alten Mensch die zusammen leben, kochen, putzen, etc. und eine/zwei Pflegekräfte haben.


Hoffentlich gibt´s das bald ganz viel...!! Allerdings frage ich mich, ob das auch für alle offensteht, d.h.: bezahlbar ist!?? Oder sind das dann doch wieder nur diese "Residenzen" für gutbetuchte ältere "Herrschaften"??


Zitat
... sowas wie einen Andachtsraum. Dort werden dann die Verstorbenen aufgebarrt und jeder der es möchte, kann sich von dem Menschen verabschieden.


... ja: sehr wünschenswert! Und so

Zitat
Daher ist es auch nicht üblich den Leichnam zu sich nach Hause zunehmen.


wär´s mir am liebsten gewesen... (also: zu Hause aufbahren...)  aber: auch das kostet eben alles (viel!) Geld (Bestattungen überhaupt!). Und das finde ich auch krass - wie weit da teilweise die Preise auseinandergehen (für ähnliche "Leistung"), wie Trauernde bzw. Hinterbliebene da echt auch noch abgezogen werden...!
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viking

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Trauer
« Antwort #52 am: 28 April 2005, 11:30:17 »

Zitat von: "Kallisti"
@Kallisti

Zitat
Aber auch da ist die Bewegung in Richtung "Alten-WG". Wohngruppen von 8 alten Mensch die zusammen leben, kochen, putzen, etc. und eine/zwei Pflegekräfte haben.


Zitat
Hoffentlich gibt´s das bald ganz viel...!! Allerdings frage ich mich, ob das auch für alle offensteht, d.h.: bezahlbar ist!?? Oder sind das dann doch wieder nur diese "Residenzen" für gutbetuchte ältere "Herrschaften"??


Es soll für alle sein, in Berlin gibt es ein Altenheim, dass nach diesem Prinzip arbeitet und auch guten Zuspruch genießt. Nur soll dieses Altenheim geschlossen werden, da es für die Regierung nicht finanzierbar ist. Aber man nennt es die Pflege der Zukunft (Beziehungspflege). Ein Großteil Hamburgs "Residenzen" kosten nur scheine Kohle den Bewohnern, aber die Leichtungen sind oft unteres Niveau. Ich kenne viele, die sind richtig Schadflecke!

Zitat
wär´s mir am liebsten gewesen... (also: zu Hause aufbahren...)  aber: auch das kostet eben alles (viel!) Geld (Bestattungen überhaupt!). Und das finde ich auch krass - wie weit da teilweise die Preise auseinandergehen (für ähnliche "Leistung"), wie Trauernde bzw. Hinterbliebene da echt auch noch abgezogen werden...!


Den Leichnam zu Dir zu bringen wird günstiger, als einen Andachtsraum zu mieten. Dass sind in dem ganzen Komplex minimale Kosten, die man auf bringen kann. Und Bestatter sind auch nur Menschen, die wollen am Ende des Monats auch genügend Geld haben um sich ihr Brot bei Aldi kaufen zu können. Was ich da eher negativ betrachte, sind die ganzen Steuern die auf die Verbliebenen zu kommen, wenn jemand gestorben ist. Da heimst sich der Staat zusätzlich noch Geld in die Tasche. Erbschaftssteuer? Was ist das für ein Quatsch, da hat man sein ganzes Leben lang Steuern auf sein Hab und Gut bezehlt und muss dieses dann noch mal extra versteuern. Da finde ich liegt viel mehr der Hund begraben, als bei den Bestattungsunternehmen. Ist das gleiche wie mit dem Bäcker um die Ecke, der will auch Geld für die erbrachte Leistung haben. Wir wollen doch alle irgendwie leben.
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Kallisti

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Trauer
« Antwort #53 am: 28 April 2005, 11:46:10 »

@viking


... schon, aber die Preise variieren von Bestattungsunternehmen zu Bestattungsunternehmen doch erheblich (ist wohl auch je nach Ort nochmal unterschiedlich).
So eine Bestattung kann einige Tausend Euro kosten (ohne "Feier" und nur ganz einfach gehalten: Sarg, Grab..., Bestattungsart!). Was ist eigentlich, wenn die Hinterbliebenen das nicht aufbringen können? Springt dann "der Staat" ein oder "die Gemeinde"? Und muss man das dann wieder -wie hoch verzinst- (in Raten?) zurückzahlen?
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viking

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Trauer
« Antwort #54 am: 28 April 2005, 12:10:13 »

Zitat von: "Kallisti"
Was ist eigentlich, wenn die Hinterbliebenen das nicht aufbringen können? Springt dann "der Staat" ein oder "die Gemeinde"? Und muss man das dann wieder -wie hoch verzinst- (in Raten?) zurückzahlen?


Zu erst schaut der Staat, in der Familie, wer Geld hat. Ich weiß nicht wie es aussieht, wenn jemand ein Haus oder so hat....aber die Hinterbliebenen nicht zahlen können. Könnte mir wirklich vorstellen bei diesem Staat, dass das dann gepfändet wird. Und wenn dann geklärt ist springte die Gemeinde bzw. Sozialamt ein. Sobald die Hinterblieben Zahlungsfähig sind werden sie zur Kasse gebeten.
Und zu dem verzinsen, dass hängt ja wieder mit dem burokratischen Staat zusammen. Gibt dir eine Bank einen Kredit musste ihn ja auch wieder verzinst zurückzahlen.

Bestattungen sind schon teuer, da hast Du recht. Aber sie ist auch nur einmal im Leben. Für Grabplatz wird geht das Geld ausserdem an die Gemeind Kirche, damit hat der Bestatter nichts am Hut. Bestatter kriegen von dem Geld was zu zahl höchstens 1/3, der Rest geht für Steuern und so drauf.
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AnnHoly

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Trauer
« Antwort #55 am: 28 April 2005, 16:17:01 »

An dieser Stelle noch einmal ein - wenn auch verspäteter - Nachtrag zu meinen Posts:

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Trauer in den meisten Fällen egoistischer Natur ist. Allerdings sehe ich darin nichts Verwerfliches und scheue mich daher nicht, es auch einzugestehen. Wenn ich jemanden verliere, der mir sehr viel bedeutet hat, dann trauere ich. Nicht aus Anstand oder Respekt vor der Person (Vorsorglich: Was nicht heißt, dass ich nun keinen Respekt mehr vor dieser Person habe.), sondern weil sie mir fehlt und weil ein wichtiger Teil meines Lebens einfach nicht mehr da ist. Und das schmerzt.

Dieser Schmerz wird sicher auch nie vollständig verschwinden. Es wird immer Momente geben, in denen ich an diese Personen denken muss. Und wieder werden sie mir fehlen. Unangemessen? Verwerflich? Sicher nicht!

Bedenklich finde ich dagegen, wenn jemand seine Trauer exzessiv über Jahre hinweg geradezu zelebriert, sie seinen Alltag bestimmt. Das ist Einiges, aber sicher nicht gesund. Und genau an dem Punkt und in dieser Form macht Trauer für mich keinen Sinn. Mehr noch: Jemand, der nur noch für seine Trauer lebt, andere - selbstverständlich - ständig daran teilhaben lässt, trauert meiner Ansicht nach nicht um die verlorene Person, sondern ausschließlich um des Trauerns willen und gefällt sich in seinem eigenen Leid. Anders kann ich mir so ein Verhalten jedenfalls nicht erklären.

Begriffe wie "Treue" und "Liebe" sind dann ganz klar völlig fehl am Platze. Da passt der Ego-Trip doch sehr viel besser.

@ Kallisti:

Kurz noch etwas zum "Thema" Selbstmord:

Ich hoffe, aus meinem letzten Post ist deutlich geworden, dass ich nicht jeden Selbstmord pauschal aburteile. Tatsächlich steht mir ein solches Urteil - obgleich ich es mir mitunter nicht verkneifen kann - überhaupt nicht zu. Nichtsdestotrotz kann ich Selbsttötung nur in Fällen schwerster Erkrankung, verbunden mit ständigen Schmerzen nachvollziehen. Nicht nachvollziehen kann ich dagegen, dass sich jemand von einem Selbstmörder an ein Versprechen binden lässt, wonach der Zurückbleibende gefälligst zu trauern hat o.ä. (So habe ich es zumindest verstanden.) Das ist in meinen Augen - Und JA, jetzt urteile ich pauschal und nach dem spärlichen Kenntnisstand der näheren Umstände - schlichtweg dumm.
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Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden. (F.N.)

In diesem Sinne: Lernt schreiben!

Beavis

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« Antwort #56 am: 28 April 2005, 16:42:38 »

Zitat von: "Kallisti"
das kostet eben alles (viel!) Geld (Bestattungen überhaupt!). Und das finde ich auch krass - wie weit da teilweise die Preise auseinandergehen (für ähnliche "Leistung"), wie Trauernde bzw. Hinterbliebene da echt auch noch abgezogen werden...!


Willkommen in der Realität im 21. Jahrhundert! Gutgeschlafen, hä? Viel geträumt, was?  :D

Noch was: alles Jammen, alles Lamentieren, alles "Wie-es-eigentlich-sein-sollte" bringt

unterm Strich

NIX! ;)
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viking

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« Antwort #57 am: 28 April 2005, 17:13:24 »

Zitat von: "AnnHoly"
Bedenklich finde ich dagegen, wenn jemand seine Trauer exzessiv über Jahre hinweg geradezu zelebriert, sie seinen Alltag bestimmt. Das ist Einiges, aber sicher nicht gesund. Und genau an dem Punkt und in dieser Form macht Trauer für mich keinen Sinn. Mehr noch: Jemand, der nur noch für seine Trauer lebt, andere - selbstverständlich - ständig daran teilhaben lässt, trauert meiner Ansicht nach nicht um die verlorene Person, sondern ausschließlich um des Trauerns willen und gefällt sich in seinem eigenen Leid. Anders kann ich mir so ein Verhalten jedenfalls nicht erklären.

Begriffe wie "Treue" und "Liebe" sind dann ganz klar völlig fehl am Platze. Da passt der Ego-Trip doch sehr viel besser.


@AnnHoly
Ich kriege mit, wir müssen uns mal über den Unterschied zwischen Trauer und Drepression unterhalten. Was ist trauern? Was ist Depression?

Und was Du oben beschreibst ist der typische depressive. Wobei man hier auch diesen Menschen nicht verurteilen kann. Depressionen können eine psychotische bzw. neurotische Ursache haben. Psychosen sind erblichbedingt, diese Menschen tragen dieses Gefühl in sich. Sie können gar nicht anders. Sie machen es aber nicht, weil sie einen auf Ego machen wollen, nein, sie können nicht anders.
Die neuotische Depression ist auch wieder ein ganz anderer Schank, diese entsteht in der 2/3 kindlichen Entwicklungsphase. Das sind diese Leute denen man das Helfersyndrom zuspricht, findet man vermehrt in Pflegeberufen. Denn da können sie, wie Helfersyndrom schon sagt, anderen Menschen helfen. Sie sind schon hilfebereit, dass es einem vollkommend unangenehm wird. Frauen sind eher von dieser Neurose befallen als Männer. Die haben dafür eher den Hang zum schitzoiden, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Natürlich hat Trauer was mit einer Reaktion auf Verluste zu tun. Aber mal ganz im Ernst: Ist es verwerflich wenn jemand eine psychische Hygiene betreibt und seine Gefühle rausschwämmt?? Ist es verwerflich zu zeigen das ein anderer Mensch einem was bedeutet hat???? Und wenn, WARUM????

Was Du meinst ist glaube ich eher der Typ Schauspieler, in der Psychologie haben diese Menschen meistens eine Neurose die man hysteriker nennt. Diese Menschen haben "Angst vor Ordnung" und leben in einem totalen Chaos, psychisch, seelisch und physisch. Sie sind nicht in der Lage Beziehungen aufzubauen und verletzen ihre Umwelt. Sie spielen anderen gerne was vor. Sie befinden sich auf ihrem Ego-Trip.
Wobei diese Menschen auch nicht dafür zu verurteilen sind, sie haben bestimmt in ihrem Leben irgendwo eine herbe Enttäuschung hinnehmen müssen und haben es nie verkraftet.

Deswegen, bevor man jemanden verurteilt, sollte man sich objektiv mit diesem Menschen beschäfftigen und vielleicht kriegt man ja raus, warum dieser Mensch gerade so ist.

Ich sage es noch mal, wer trauern kann, wer weinen kann, wer schreien kann und wer lachen kann hat positive Eigenschaften und die sollte man sich bewahren. Wenn jemand trauert, muss man ihm die Hand reichen, ihn unterstützen und nicht aburteilen!
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Beavis

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Trauer
« Antwort #58 am: 28 April 2005, 17:21:27 »

Depression ist immer psychotisch und hat einen klinischen Grund, Trauer dagegen hat einen handfesten äußeren Grund, weicht aber mit der Zeit.
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viking

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Trauer
« Antwort #59 am: 28 April 2005, 17:24:44 »

Zitat von: "Beavis"
Depression ist immer psychotisch und hat einen klinischen Grund, Trauer dagegen hat einen handfesten äußeren Grund, weicht aber mit der Zeit.


Genau, Depressionen sind klinisch! Zu dem mit psychotisch: Solltest vielleicht mal von Fritz Riemann das Buch lesen:"Grundformen der Angst", bevor du das nur als Psychose abtust.  :wink:
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