Warum ich welche Ausbildungen gemacht und abgebrochen habe und warum ich jetzt (Philosophie) studiere, das geht mir dann doch zu sehr in meinen Privatbereich! Nein, damit will ich mich nicht "aus der Affäre ziehen", sondern um das alles zu erklären, müsste ich doch (noch) mehr persönliche Hintergründe ... anführen, wozu ich hier in der Tat dann doch nicht bereit bin!
Michael Hartmann, Professor für Soziologie an der TU DarmstadtMit den Studiengebühren fließen nicht, wie viele denken, zwangsläufig zusätzliche Mittel an die Hochschulen. Bisher hat sich gezeigt, dass überall dort, wo Studiengebühren eingeführt wurden, also zum Beispiel in Australien, USA oder in Großbritannien, die staatlichen Mittel für Hochschulen im Gegenzug gestrichen wurden. Das Geld kommt zwar an die Unis, aber dieselbe Summe wird dann vom Staat auf der anderen Seite wieder abgezogen. Den Unis bleibt also nicht mehr Geld.Ein Beispiel: Wir haben an der TU Darmstadt ca. 17.000 Studierende. Wenn wir 500 Euro pro Semester kassierten, kämen wir nach zwei Semestern auf 17 Millionen Euro. Wir haben im letzten Jahr eine Kürzung der seitens des Landes Hessen zugesagten Mittel von ungefähr 20 Millionen hinnehmen müssen. Das heißt, wir könnten mit den Studiengebühren nicht einmal das wettmachen, was uns genommen wurde.Das zweite Argument halte ich für noch wichtiger: Studiengebühren werden dazu beitragen, dass die soziale Schieflage an den deutschen Hochschulen zunimmt. Das hat schon die Einführung der Gebühren für Langzeitstudierende gezeigt. Ich habe das in Hessen erlebt. Diejenigen, die besonders lange studieren, sind hauptsächlich Kinder aus den so genannten bildungsfernen Familien, die einfach Zeit brauchen, um sich an den Hochschulen einzugewöhnen. Außerdem muss ein deutlich höherer Prozentsatz von ihnen während des Studiums arbeiten.Wenn man in die USA guckt, die ja oft als Vorbild gelten, dann sieht man, dass an den ca. 150 Unis, die dort mit unseren vergleichbar sind, die untere Hälfte der Bevölkerung mit gerade einmal neun Prozent der Studierenden vertreten ist. Das heißt, die Zahl derer, die aus den unteren Schichten der Gesellschaft kommen, ist noch niedriger als in Deutschland. Gleichzeitig stammen 75 Prozent der Studierenden aus dem oberen Viertel der Gesellschaft, erheblich mehr als in Deutschland. An den führenden Universitäten kommen sogar 80 Prozent der Studierenden aus dem oberen Fünftel. Das hängt eng damit zusammen, dass die Studiengebühren an den bekannten privaten Hochschulen mit bis zu 50.000 Dollar sehr hoch sind und sie sich an den staatlichen Universitäten in den letzten sieben Jahren verdoppelt haben.Stand: 26.01.2005 07:05 UhrMerkzettel.drucken.versenden.
Schon jetzt suchen sich innovative Branchen lieber einen Firmensitz in der Schanze als in einer ostdeutschen Kleinstadt (obwohl es dort mehr Fördermittel für Startups gibt). Auf internationaler Ebene gilt das in ähnlicher Weise. Der Grund dafür ist vor allem das kreative Milieu, das nur durch eine kulturelle Vielfalt zu erzielen ist. Dort wo die kulturelle Vielfalt am Größten ist, ist der beste Standort. Kulturelle Vielfalt wird nicht durch eine Armada von Juristen und Betriebswirten erreicht, sondern auch und vor allem durch Künstler und generell im kulturellen Sektor tätige Personen. DAS ist heute der entscheidene Vorteil der (teureren) großstädtischen Standorte vor preiswerteren Regionen. Wenn diese geistige und kulturelle Vielfalt nicht gefördert wird, fallen diese Standortvorteile weg.
Und die "Arm-Reich-Schere" geht wieder ein bißchen weiter auf, und das nach PISA, und nachdem nachgewiesen wurde, dass die ärmeren Schichten kaum Chancen zu studieren haben.
Wunschdenken.Die "Kreativen Unternehemen" sind irgendwelche paar-mann-Unternehmen in Nischensektoren, deren Angestellte meist besonders cool und Hip sind, und die deshalb meinen, gut in die Schanze zu passen.Das sind weder Unternehmen, die großartig Arbeitplätze schaffen noch welche, die maßgeblich am Steueraufkommen beteiligt sind.Oder wo in der Schanze haben sich die Großunternehmen mit den unzähligen kreativen Arbeitsplätzen versteckt ?
Unternehmen, die quantitativ gesehen massig Arbeitsplätze schaffen, wirds eh immer weniger geben. Deutschland ist nunmal kein Standort für Schwerindustrie mehr.
Wenn hier irgendwas in Sachen Großunternehmen eine Zukunft hat, dann sind das F&E Abteilungen. Und deren Mitarbeiter stehen nunmal auf hippes Flair, ein umfassendes Kulturangebot oder auch modisches oder trendiges Umfeld.
Das stimmt wohl, wobei quantitativ viele Arbeitsplätze nicht unbedingt gleichbedeutend mit Schwerindustrie ist.Verkäuferinnen bei Aldi gibt es auch verdammt viele, genau so wie z.b. Unternehmensberater.Alles keine typischen Geisteswissenschaftler.
wo sind da die Geisteswissenschaftler ? Kann ja sein, das man da mal jemanden findet, der sowas studiert hat, aber es ist ja keine Voraussetzung für so einen Job.
Zitat von: "aloisius"Und die "Arm-Reich-Schere" geht wieder ein bißchen weiter auf, und das nach PISA, und nachdem nachgewiesen wurde, dass die ärmeren Schichten kaum Chancen zu studieren haben.Das wäre ja eine Erklärung... die Leute in ärmeren Schichten schaffen das eh nicht, also studieren nur reiche Leute und die können sich die Gebühren auch leisten.Klingt logisch oder etwa nicht :roll:
Fakt ist, dass all diese Personen, die ein attraktives und vielfältiges Klima in dieser Stadt hier produzieren weder Juristen noch Betriebswirte sind.
Was ist Arbeit letzlich für eine Tugend? Eine Sklaventugend. Wie konnte sie in der neueren Zeit - unmerklich - zur Ideologie, zur Moral, man kann getrost sagen: zu Gott werden? Was bedeutet das Wort überhaupt: Arbeit? Tun, Tätigsein - ist nicht Arbeit, auch nicht, wenn es mit Arbeit verbunden ist. Die Künstler der Frühzeit und der antike besispielsweise "arbeiteten" nicht in diesem Sinne, in dem , sagen wir, Dickens oder Zola usw. arbeiteten. Arbeit als Eroberung, als Dynamik, als Lebensform, sogar als Lebensanschauung - als das Gegenteil des schauenden und beschaulichen Lebens. Die Arbeit sieht sowohl in der Beschaulichkeit als auch in den höheren Formspielen des Lebens, im Aristokratischen, das Nutzlose, das Parasitäre. Ist das eine Revolution oder ein Wahnsinn? Vielleicht gar ein Bedürfnis? Die wissenschaftlich-technische Entwicklung kam durch Arbeit zustande; wenn es aber keine wissenschaftlich-technische Entwicklung gibt, bleibt das Bevölkerungswachstum aus, und bleibt das Bevölkerungswachstum aus, besteht die Notwendigkeit der wissenschaftlich-technischen Entwicklung nicht. Wie dem auch sei, Tatasache ist, daß Arbeit bislang alles niedergemetzelt und gerechtfertigt hat (Auschwitz und Sibirien, um die Extrembeispiele zu nennen). Die Arbeit ist der einzige funktionierende Gott, dem die Menschheit, verhohlen oder unverhohlen, einmütigt huldigt, wie einem neuen Moloch, und der iht moralisches Leben radikal durchdringt; die Moral der Arbeit hat jede andere Moral - selbst die Ethik der Arbeit - in den Hintergrund gedrängt, sie ist völlig an und für sich. Doch der sich aus der Arbeit entweickelnde Automatismus beschert der Gesellschaft bald eine ums Tätigsein - also um Gott - gebrachte Masse: Um ihr religiöses Leben fortsetzen zu können, nimmt sie nun die methodische Vernichtung in Angriff - denn schließlich ist auch Zerstörung Arbeit , wenn sich die Arbeitsmoral dazu findet. Das Sinken des menschlichen Niveaus setzte offenkundig mit dem Sieg des Gottes Arbeit, mit deren Erhebung zur allgemeinen moral ein: Aber was heisst menschliches Niveau - da sich das Niveau ja auch durch Arbeit herausgebildet hat und letztlich in die totale Arbeit eingegangen ist.
Ich bin froh, dass es gute Autoren gibt (von denen viele Geisteswissenschafter sind), dass es Philosophen gibt, dass es Kunst- und Kulturschaffende gibt, dass sich Menschen professionell mit unserer Geschichte beschäftigen oder unser Politisches System durchdenken. Ich bin froh, in einer Welt zu leben, wo sich Menschen über materielle Ziele hinausgehende Gedanken machen.
a propos ....