Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Studiengebühren???  (Gelesen 61006 mal)

colourize

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Studiengebühren???
« Antwort #105 am: 02 Februar 2005, 20:55:16 »

Universitäten sind nicht gegründet worden, um Humankapital zu produzieren bzw. die "Ressource Mensch" möglichst optimal für den Arbeitsmarkt in Wert zu setzen.
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phaylon

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Studiengebühren???
« Antwort #106 am: 02 Februar 2005, 21:04:47 »

Zitat von: "colourize"
Universitäten sind nicht gegründet worden, um Humankapital zu produzieren bzw. die "Ressource Mensch" möglichst optimal für den Arbeitsmarkt in Wert zu setzen.

Und das Internet wurde nicht für das konzipiert, wofür es heute verwendet wird. Vielleicht sollte man ab und zu umdenken?


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Apostat

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« Antwort #107 am: 02 Februar 2005, 22:41:18 »

Zitat von: "colourize"
Universitäten sind nicht gegründet worden, um Humankapital zu produzieren bzw. die "Ressource Mensch" möglichst optimal für den Arbeitsmarkt in Wert zu setzen.


Humankapital zu bilden ist in meinen Augen die ureigenste Aufgabe der Universitäten.  Die direkte Umsetzung in einen unmittelbaren Nutzen für den Arbeitsmarkt nicht (primär).
Eine freiheitliche Gesellschaft, die vielfältige Bildung als essentielle Grundlage erkennt, schafft es auch, aus dieser Bildung einen "am Markt verwertbaren" Nutzen zu ziehen.

Platt gesagt, ohne Jäger und Sammler kann der Philosoph nicht existieren - die Jäger und Sammler werden ohne den Philosophen allerdings auch nur eins: existieren/überleben!
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Die Religion der Herren, die sich als Herren verewigen, streitet mit der der Sklaven, die sich im Sklavenstand auf Dauer einrichten, um den Lorbeer der Dummheit und des Aberglaubens."

Andre Glucksmann

colourize

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Studiengebühren???
« Antwort #108 am: 02 Februar 2005, 22:59:23 »

Zitat von: "phaylon"
Zitat von: "colourize"
Universitäten sind nicht gegründet worden, um Humankapital zu produzieren bzw. die "Ressource Mensch" möglichst optimal für den Arbeitsmarkt in Wert zu setzen.

Und das Internet wurde nicht für das konzipiert, wofür es heute verwendet wird. Vielleicht sollte man ab und zu umdenken?

Gegen Umdenken hab ich ja garnichts, gegen AOL-Daus im Inet schon eher... *g*
Ne, im Ernst: Zur Zeit leben wir in einer Welt, in der jegliche Phänomene im Hinblick auf ihre ökonomische Verwertbarkeit beurteilt werden. Alles unter das Primat des Ökonomischen zu stellen halte ich für ziemlich dumm und kurzsichtig. Mit Universitätsstudiengängen wird zur Zeit nach dem Prinzip verfahren: "Wenn Jemand dafür bereit ist Geld zu bezahlen, dann hat es eine Daseinsberechtigung - ansonsten kann es auch wegrationalisiert werden."

Ökonomische Verwertbarkeit ist schlicht und einfach ein ungeeignetes Qualitätskriterium. Dafür unzählige Beispiele zu finden dürfte leicht sein: Van Gogh hatte zu Lebzeiten überhaupt keinen ökonomischen Erfolg - lebte er heute wäre er wohl HartzIV-Fall.
Die Bücher von Dieter Bohlen verkaufen sich dagegen auch zu Lebzeiten des "Autors" ganz hervorragend. Der gesellschaftliche Nutzen ist dagegen doch eher fragwürdig...
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colourize

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« Antwort #109 am: 02 Februar 2005, 23:09:23 »

Zitat von: "Apostat"

Humankapital zu bilden ist in meinen Augen die ureigenste Aufgabe der Universitäten.  Die direkte Umsetzung in einen unmittelbaren Nutzen für den Arbeitsmarkt nicht (primär).

Das Wort "Humankapital" ist nicht zuletzt deshalb zum "Unwort des Jahres" gekürt worden, weil es Menschen auf ihre ökonomische Verwertbarkeit reduziert. Siehe hier.

Zitat von: "Apostat"

Eine freiheitliche Gesellschaft, die vielfältige Bildung als essentielle Grundlage erkennt, schafft es auch, aus dieser Bildung einen "am Markt verwertbaren" Nutzen zu ziehen.

Platt gesagt, ohne Jäger und Sammler kann der Philosoph nicht existieren - die Jäger und Sammler werden ohne den Philosophen allerdings auch nur eins: existieren/überleben!

Tja. Und zur Zeit sind wir eben in einer Phase, wo man auf die Philosophen verzichten will um Geld zu sparen. Das bloße "Existieren" scheint Vielen zu reichen - der Warenmarkt scheint genügend Identität zu stiften. Frei nach dem Motto "ich konsumiere, also bin ich" ist das Denken als eigenständiger Wert weitestgehend durch die Vergötterung der Ikonen des Kapitalismus abgelöst worden. - "Wie? Hat'te kein Handy!?"
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Thomas

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« Antwort #110 am: 03 Februar 2005, 10:11:28 »

Zitat
Frei nach dem Motto "ich konsumiere, also bin ich" ist das Denken als eigenständiger Wert weitestgehend durch die Vergötterung der Ikonen des Kapitalismus abgelöst worden. - "Wie? Hat'te kein Handy!?"

Das ist natürlich das Extrem, das es immer gab und immer geben wird.Ich möchte aber darauf hinweisen, das mit dem Wegfall jeglicher nicht-ökonomisch brauchbarer Studiengänge nicht automatisch auch diese Wissenschaften aussterben.Leute, die sich damit intensiv beschäftigen und diese Wissenschaften zu ihrem Lebensinhalt machen, wird es auch immer geben (zum Glück).Oder gibt es Leute, die sich nur deshalb für z.B. Philosophie interessieren, weil es dafür einen Studiengang gibt ?
Die Frage ist eher : Warum brauchen diese Menschen dafür eine Universität ?
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colourize

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« Antwort #111 am: 03 Februar 2005, 10:27:18 »

Du meinst es reicht aus, wenn auf der Volkshochschule Philosophiekurse angeboten werden?
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Kallisti

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Studiengebühren???
« Antwort #112 am: 03 Februar 2005, 11:07:47 »

Zitat
Ich möchte aber darauf hinweisen, das mit dem Wegfall jeglicher nicht-ökonomisch brauchbarer Studiengänge nicht automatisch auch diese Wissenschaften aussterben.Leute, die sich damit intensiv beschäftigen und diese Wissenschaften zu ihrem Lebensinhalt machen, wird es auch immer geben (zum Glück).Oder gibt es Leute, die sich nur deshalb für z.B. Philosophie interessieren, weil es dafür einen Studiengang gibt ?
Die Frage ist eher : Warum brauchen diese Menschen dafür eine Universität ?



... Alter Schwede Thomas!: Dann BITTE setz dich ein paar Mal in verschiedene Philo-Seminare und -Vorlesungen an der Uni!

Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich was hobbymäßig mache oder "wissenschaftlich" (methodisch...)!
Wenn du das nicht einsehen kannst oder willst: dann befolge meinen obigen Rat und überzeuge dich selbst davon!: Geht: als Gasthörer!


@colourize

Zitat
Ökonomische Verwertbarkeit ist schlicht und einfach ein ungeeignetes Qualitätskriterium. Dafür unzählige Beispiele zu finden dürfte leicht sein: Van Gogh hatte zu Lebzeiten überhaupt keinen ökonomischen Erfolg - lebte er heute wäre er wohl HartzIV-Fall.
Die Bücher von Dieter Bohlen verkaufen sich dagegen auch zu Lebzeiten des "Autors" ganz hervorragend. Der gesellschaftliche Nutzen ist dagegen doch eher fragwürdig...


danke!



Zitat
Tja. Und zur Zeit sind wir eben in einer Phase, wo man auf die Philosophen verzichten will um Geld zu sparen. Das bloße "Existieren" scheint Vielen zu reichen - der Warenmarkt scheint genügend Identität zu stiften. Frei nach dem Motto "ich konsumiere, also bin ich" ist das Denken als eigenständiger Wert weitestgehend durch die Vergötterung der Ikonen des Kapitalismus abgelöst worden. - "Wie? Hat'te kein Handy!?"


danke!


Zitat
Das Wort "Humankapital" ist nicht zuletzt deshalb zum "Unwort des Jahres" gekürt worden, weil es Menschen auf ihre ökonomische Verwertbarkeit reduziert.



und nochmal: danke!


 :twisted:    :)
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phaylon

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« Antwort #113 am: 03 Februar 2005, 14:53:04 »

Zitat von: "colourize"
Ökonomische Verwertbarkeit ist schlicht und einfach ein ungeeignetes Qualitätskriterium. Dafür unzählige Beispiele zu finden dürfte leicht sein: Van Gogh hatte zu Lebzeiten überhaupt keinen ökonomischen Erfolg - lebte er heute wäre er wohl HartzIV-Fall.
Die Bücher von Dieter Bohlen verkaufen sich dagegen auch zu Lebzeiten des "Autors" ganz hervorragend. Der gesellschaftliche Nutzen ist dagegen doch eher fragwürdig...

Nun, ich würde hier die ökonomische Seite vom Individuellen (Bohlen) zum Allgemeinen (Gesellschaft) umschlichten. Das Problem ist eben, dass die Welt, so wie sie läuft (bei uns jedenfalls) sehr teuer ist, und da muss man wohl eben einsparen. Natürlich sollte das gefördert werden, was am meisten weiterbringt, nicht finanziell sondern im Kontext des ganzheitlichen Fortschritts. Allerdings kann man wohl einfach nicht jedem Menschen seinen Lebensstil erfüllen, komme was wolle. Es müssen einfach Kompromisse gemacht werden.

Ich konnt' auch nie studieren. Find' ich zwar heute schade, aber inzwischen würd ich mich eh für andere Dinge entscheiden, als damals. Wenn mich etwas interessiert, kann ich es auch privat machen. Wenn ich da Jahre hineininvestiere, dann sollte das schon etwas mehr Sinn in meinem Leben haben, besonders wenn ich es mir bezahlen lasse.

Man könnte argumentieren, dass man ja auch Geld an den Staat bezahlt, und dieser einem auch etwas davon zurückgeben sollte. Nur funktioniert das so wohl nicht. Die Krankenkasse funktioniert auch dadurch, dass die Gesunden die Krankheiten der Kranken finanzieren. Und der Staat nimmt zwar für Bildung Geld, das heisst aber nicht, dass auch jeder die volle Bildung bis in die nächste Inkarnation bekommen muss oder kann. Ich hab' zwar keine Ahnung was ein Student den Staat so durchschnittlich kostet, aber ich hab das Gefühl, es sind mehr als 500 Euro pro Semester..


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schwarze Katze

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« Antwort #114 am: 03 Februar 2005, 15:24:18 »

Colourize hat geschrieben:
Zitat
Van Gogh hatte zu Lebzeiten überhaupt keinen ökonomischen Erfolg - lebte er heute wäre er wohl HartzIV-Fall.


stimmt nicht. Er wäre wegen Alkoholproblemen und psychische Verfassung für arbeitsunfähig gehalten und damit an die Grundsicherungsamt verwiesen. Also kein ALG-II-Fall
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Thomas

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« Antwort #115 am: 03 Februar 2005, 17:45:30 »

Zitat
... Alter Schwede Thomas!: Dann BITTE setz dich ein paar Mal in verschiedene Philo-Seminare und -Vorlesungen an der Uni!

Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich was hobbymäßig mache oder "wissenschaftlich" (methodisch...)!
Wenn du das nicht einsehen kannst oder willst: dann befolge meinen obigen Rat und überzeuge dich selbst davon!: Geht: als Gasthörer!

Habe ich leider keine Zeit für, muß arbeiten und Steuern zahlen, damit der Staat dir deine Philosophiestunden geben kann =)

Es gab in der Geschichte schon einige geachtete Philosophen, ich glaube nicht das die alle diesen Stand aufgrund ihres Studienganges bekommen haben.

Klar ist ein durchorganisierter Studiengang lehrreicher als eine Hobbybeschäftigung damit, aber erstens bekommt man das wissen, das man sucht normalerweise auch, wenn man sich Hobbymäßig intensiv genug damit beschäftigt und zweitens bleibt immer noch die Frage, welche Berechtigung ein kostenloser Philosophie-Studiengang hat ? Ich jedenfalls habe nichts davon, wenn du und viele andere die Uni als Staatlich geprüfte Philosophen verlassen.

Zitat
Ökonomische Verwertbarkeit ist schlicht und einfach ein ungeeignetes Qualitätskriterium.

Sehe ich nicht so.Kulturelle Dinge sind der Luxus einer Gesellschaft, die sie sich durch das Funktionieren eines Grundsystems leisten kann.Das Primärziel wird aber immer sein, dieses Grundsystem am Laufen zu halten, erst dann kann man sich "höheren" Dingen zuwenden.Und in einigen Fällen wird man sich fragen müssen, welche Teile dieses Luxus man sich noch leisten kann.
Und in Zeiten, in denen das Geld im tägliche Leben überall knapp ist (Renten, Gesundheit, allgemeine Schulen) sehe ich gar nicht ein, das (z.B.) Philosophiestudenten ein kostenloses Dauerstudium zur Verfügung gestellt werden muß, nur damit diese Erfüllung in ihrem Leben finden.

Zitat
Man könnte argumentieren, dass man ja auch Geld an den Staat bezahlt, und dieser einem auch etwas davon zurückgeben sollte. Nur funktioniert das so wohl nicht. Die Krankenkasse funktioniert auch dadurch, dass die Gesunden die Krankheiten der Kranken finanzieren. Und der Staat nimmt zwar für Bildung Geld, das heisst aber nicht, dass auch jeder die volle Bildung bis in die nächste Inkarnation bekommen muss oder kann. Ich hab' zwar keine Ahnung was ein Student den Staat so durchschnittlich kostet, aber ich hab das Gefühl, es sind mehr als 500 Euro pro Semester..

Vollste Zustimmung.Zumal es ja bekanntlich so ist, das einige mehr zahlen, wärend andere mehr nehmen.
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rincewind

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Studiengebühren???
« Antwort #116 am: 04 Februar 2005, 09:23:20 »

Fakt ist: es gibt keine sozialverträglichen Studiengebühren. Darlehen würden vielen Studierenden einen riesigen Schuldenberg nach dem Studium auftürmen. Wissenschaftlich belegt ist, daß dadurch gerade die sogenannten sozialen Randschichten vom Studieren abgeschreckt würden. Das in einem Land, das gerade bei der Bildung (Stichwort: PISA) dermaßen absackt, wie es bei uns der Fall ist, ist ein fatales Signal.
Zumal der Ruf der Firmen immer lauter wird, daß es viel zuwenig Uniabsolventen gibt, die qualifizierte Stellen besetzen könnten!
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teck deine Zunge niemals dorthin, wo du nicht auch deine Zahnbürste verstauen würdest! (Nanny Ogg)

Aber es war sinnlos, Mitteilungen von Menschen zu lesen - ihre Sprache diente nur dazu, über das hinwegzutäuschen, was sie dachten.
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Kallisti

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Studiengebühren???
« Antwort #117 am: 06 Februar 2005, 10:59:50 »

Also: Einige sind "Macher", andere sind "Denker/innen" und wieder anderen is eh alles egal...


Und: Ohne "Philosophen", die nun mal "Meister im Denken" sind, sähe es noch schlechter aus, als es das eh schon tut! Und gerade in diesem Land: mangelt es offenbar an "kompetenten" Denkern oder aber: sie kommen gar nicht mehr zu Wort oder trauen sich nicht mehr oder haben schon resigniert oder werden nicht gehört/finden keine (breite) Öffentlichkeit (mehr?) oder sind alle ausgewandert! ;)


So, das is zwar jetzt auch mal platt, aber musste sein!

Und: Moral bzw. Ethik ist und bleibt nun mal eins der beiden "Philosophie-Arten" (sogenannte theoretische und praktische, wobei die Ethik also zur "praktischen" gehört - wie auch politische Philosophie) - also:
All diese wichtigen Entscheidungen, Regelungen, Begriffsbestimmungen und noch vieles andere mehr wäre ohne Philosophinnen/Philosophen nicht denkbar oder: eine Katastrophe!


Denn: wenn nur noch/uneingeschränkt "die Wirtschaft" regiert, so trifft "Der Mensch ist dem Menschen Wolf" absolut zu ... !

Gerade "Moralität" ist aber (unter anderem) etwas spezifisch Menschliches (und dabei: etwas Positives, Wichtiges)!!
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Thomas

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« Antwort #118 am: 06 Februar 2005, 12:09:22 »

@Kallisti

Du hast aber immer noch nicht gesagt, warum dieses Land (oder überhaupt ein Land) diese Denker braucht.Ich meine nicht, weil es kulturell ein Zierde wäre, sonder ich möchte gerne mal harte Fakten hören, wozu wir staatlich geprüfte Philosophen brauchen:

Zitat
Und: Ohne "Philosophen", die nun mal "Meister im Denken" sind, sähe es noch schlechter aus, als es das eh schon tut! Und gerade in diesem Land: mangelt es offenbar an "kompetenten" Denkern oder aber: sie kommen gar nicht mehr zu Wort


Kamen sie das jemals ? Philosophen (prinzipiell gesehen) waren doch nie an irgendwelchen Endscheidungsfindungen beteiligt, sie waren höchstens mal die Stimme aus dem Off, die sich gelegentlich mal in den Medien zu Wort meldet, mehr nicht.

Meiner Meinung nach brauchen wir ne ganze Menge Leute, die auch denken können : Fähige Politiker, Manager, Firmengründer, etc.Für Philosophen sehe ich keine zwingende Notwendigkeit.

Zitat
Und: Moral bzw. Ethik ist und bleibt nun mal eins der beiden "Philosophie-Arten" (sogenannte theoretische und praktische, wobei die Ethik also zur "praktischen" gehört - wie auch politische Philosophie) - also:
All diese wichtigen Entscheidungen, Regelungen, Begriffsbestimmungen und noch vieles andere mehr wäre ohne Philosophinnen/Philosophen nicht denkbar oder: eine Katastrophe!


Was heißt diese wichtigen Regelungen und Begriffsbestimmungen ? Was ist denn daran für die allgemeinheit Wichtig ?
Denken kann ich alleine, dafür brauch ich kein Philosophiestudium.Andere Leute können mir weitere interessante Denkanstöße vermitteln, auch die brauchen dazu kein Philosophiestudium.Moral und Ethik kann man im täglichen Leben auch walten lassen (so man denn möchte), man muß sich lediglich Gedanken über andere Menschen machen und sich überlegen, wie man sie anständig Behandelt, auch dafür ist wiederum keine Philosophiestudium nötig.

Mal ein Beispiel zu Moral&Ethik aus der Wirtschaft:
Wenn die deutsche Bank trotz Rekordgewinne 6000 Stellen streichen will, kommt auch keine Philosoph und hindert sie daran.Vieleicht meldet sich mancher in den Zeitungen zu Wort, nur bringen tut es nichts.Vieleicht wäre das anders, wenn Ackermann studierter Philosoph wäre, aber dann wäre er heute wohl kein Chefschlipsträger bei der Deutschen Bank.

Zitat
Gerade "Moralität" ist aber (unter anderem) etwas spezifisch Menschliches (und dabei: etwas Positives, Wichtiges)!!

Richtig:Aber wieder die Frage : Brauch ich (oder irgendjemand) dazu zwingend ein Philosophiestudium ? Ich weiß nicht, on man moralische Verhalten lernen kann, aber wenn, dann bin ich überzeugt, das man dafür keine Uni braucht.

Ich möchte ja niemanden seinen Wunsch zur Selbstverwirklichung ausreden, aber ich habe immer noch keinen Grund gefunden, um folgende Frage mit Ja zu beantworten:

Ist der Bedarf bzw. der Nutzen an/von Studierten Philosophen für die Allgemeinheit so groß, das man dafür kostenlose Studiengänge einrichten bzw. beibehalten muß ?
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Kallisti

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« Antwort #119 am: 06 Februar 2005, 13:50:40 »

@Thomas


ojeojeojeoje....


... schon mal was von Ethik-Kommission oder Nationalem Ethikrat gehört??

Stichworte: Sterbehilfe, Therapeutisches Klonen, Biopatentierung...

Ja, Mitglieder sind da neben Medizinern, Juristen, Biologen und (sogar!) Theologen auch: Philosophen!

Wie glaubst du, werden von welchen Leuten moralische Normen begründet?!?

Und wo werden sie wie angewandt/gebraucht?

Stichworte: Bioethik, Medizinethik, Wirtschaftsethik, Technikethik, Rechtsethik.


Und wie wird durch "wen" und welche Methode (!!) bestimmt, was aus welchen Gründen moralisch geboten, verboten oder erlaubt, was "richtig" und was "falsch" ist...?!??


Und da sind wir auch schon bei der sogen. Theoretischen Philosophie:

Was ist "seiend"?
Welche Aussagen sind "wahr" und warum und mit welcher Methode lässt sich das feststellen...?
Wie kann ich -wenn überhaupt- erkennen, wissen (was ist und wie es ist und warum es ist...)?
Und was brauche ich für all das ("Denken", Erkennen) ganz entscheidend: die Sprache!

Und mit all dem beschäftigt man sich "in" der Philosophie:

Ontologie, Sprachphilosophie, Logik (!->siehe z.B. was ist ein "echtes" Argument und woran erkennt man es...!!), Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Philosophie des Geistes, Ethik, Ästhetik.


Ach, Thomas, ich kann doch hier jetzt keinen Philosophie-Einführungskurs abhalten!
Also: bitte: setz dich mal rein in die Uni-Veranstaltungen (des Philosophischen Seminars)... oder lies entsprechende Lektüre zum Thema (Philo-Einführungen...), bin auch gerne bereit, dir da Tips zu geben - aber: erst dann wird das hier eine aufgeklärte, fruchtbare Diskussion!
Denn: dafür braucht´s halt nun mal eine angemessene Informationsbasis!

Und deinen Beiträgen entnehme ich, dass du nicht wirklich Ahnung von Philosophie hast - ihren "Gegenstandsbereichen", ihren Inhalten, Themen, Grundlagen...!

Aber: ich bin keine Dozentin, sondern selbst (erst/noch) Studentin.
Und deshalb verweise ich auf andere bzw. auf Literatur, da ich keine so umfassende und fundierte "Einführung" geben kann wie andere das eben können/tun.


Gerade in der Politik gibt es "Berater", die bei der Entscheidungsfindung beteiligt sind - das machen unsere (zumeist:) Herren Politiker schon lange nicht mehr (nur) mit ihren eigenen Köpfen/Gehirnen - es gibt dafür sogar einen Fachausdruck - kann mir da bitte mal eben jemand kurz auf die Sprünge helfen?, der is mir nämlich gerade nicht präsent (irgendwas mit "f"- ein englischer Ausdruck!).

Aber: ob die Leute aus Politik und Wirtschaft dann auch auf diesen Rat und diese Warnungen oder Richtungsweisungen... hören, das steht eben auf einem anderen Blatt.
Philosophen sind eben nicht "Politiker".

Schon mal was vom Club of Rome gehört?!??


http://www.clubofrome.de/


Und dass jeder "alleine denken kann" - naja, da zweifle ich inzwischen auch dran! Aber: mag sein, dass jede/r das kann, nur machen die wenigsten von dieser Fähigkeit auch wirklich Gebrauch, sondern lassen lieber für sich denken...!!

(Kleiner Hinweis auf Kant!...)


Und was Moralität angeht: Ja, die Basis wird wohl in der Erziehung gelegt, aber irgendwann ist man in einem Alter (beginnt mit Pubertätseintritt), in dem man tatsächlich selbständig zu denken anfangen sollte und es später fortsetzen, ausbauen (das eigenständige Denken) und dann braucht´s eben schon auch Orientierung und es tauchen Fragen auf ... und da kann ich nur immer wieder empfehlen: sich wirklich mit Philosophie zu beschäftigen!


Denn: Es würde so Manchem guttun, wenn er -gerade auch sich selbst, sein Denken, seine Überzeugungen, Werte...- in regelmäßigen Abständen selbst auf den Prüfstand stellte, hinterfragte, überdächte...!!


Ich sage nicht, dass Philosophie das Allein-Seligmachende ist! Aber: sie ist notwendig und wichtig und schließlich auch die Mutter aller Wissenschaften! :)


Und durch sie entsteht so etwas wie Zusammenhang, Ganzheit - frei von "Esoterik" und (Aber-) Glaube!


(@DarkAmbient und Kenaz: jez krieg ich bestimmt gleich wieder auf´s Dach!? ;))
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