Die gesellschaftliche Anerkennung von Prostitution als Normalität, ja gar als Notwendigkeit in Deutschland wurde nicht zuletzt durch eine liberale, verharmlosende Berichterstattung in den Medien begünstigt. Raus aus der Schmuddelecke, rein ins Vorabendprogramm. Sex gegen Geld ist salonfähig, eine saubere Sache, eine normale Dienstleistung. Kritiker werden als spießig und Moralapostel diskreditiert.
Kaum eine Prostituierte spricht offen über die Begleitumstände ihres Berufes. Statt dessen geben die Damen in vermeintlich »investigativen Reportagen« die toughe Überlebenskünstlerin, die freiwillig ihren Körper verkauft, dies auch keineswegs als entwürdigend empfindet, sondern vielmehr Spaß daran hat. Alles easy, alles einvernehmlich, alles gelogen. Reine Promotion, um das Geschäft am Laufen zu halten.
Viele Freier wollen einfach glauben, dass die Dame der Wahl den Job macht, weil sie Spaß daran hat. Der Gedanke hilft gegen Schuldgefühle und moralische Zweifel. Genau hier setzt das Kundenbindungsprogramm erfahrener Prostituierten an!Von 600 befragten Freiern beschreiben fast alle ihre Stamm-Prostituierte als »klug, charmant, offen und selbstbewusst«, sprechen gar von »emotionalen Bindungen« und einer »echten, vertrauensvollen Beziehung«. Das beweist, wie gut die Show funktioniert. Denn selbstverständlich existiert diese emotionale Bindung nur im Kopf des Freiers. Eine Prostituierte, die ihren Job hauptberuflich länger als ein paar Wochen macht, geht ebensowenig eine emotionale Bindung zu ihren Freiern ein wie Käptn Iglo zu seinen Fischstäbchen.Warum halten viele Männer dennoch an der Vorstellung von persönlicher Nähe beim käuflichen Sex fest? Vielleicht, weil sie einer idealisierten Vorstellung von Frauen folgen, die sie im realen Leben nicht finden. Die toughe Überfrau mit sensationellem Sex-Know-How und einer starken Schulter zum Anlehnen ist ein Wunschbild, nach dem sich fast jeder Mann ab und zu sehnt. Also wird projiziert. Heftig. Prostituierte bilden eine ideale Projektionsfläche, weil »Mann« keinen Alltag mit ihnen teilt, sondern nur kurze, diskrete Begegnungen gegen Cash. Eine kluge Prostituierte befeuert die Illusion von emotionaler Nähe mit scheinbar exklusiven Zuwendungen (»Du bist so ein toller Mann. Du schaffst es, dass ich komme, wenn du mich fickst, das passiert mir bei keinem anderen Kunden. In dich könnt' ich mich verlieben. Ich glaube, in einem anderen Leben wären wir ein Paar...«), die jedem Freier das Gefühl vermitteln, er sei der Größte. Kundenservice ist alles.Über Psychotricks, Abhängigkeitsverhältnisse, Zwangsprostitution, Drogen und Misshandlungen hinter den Kulissen tauschen sich die Damen nur heimlich untereinander aus, nach außen hin wird eisern geschwiegen. Prostituierte sind nämlich nicht nur professionelle Sexpartnerinnen, sondern auch gute Schauspielerinnen.
Die Anfängerinnenmasche haben sich geschäftstüchtige Prostituierte und Bordellbesitzer ausgedacht. Eine junge Prostituierte tauscht ihr Revier für ein paar Wochenenden mit einer Kollegin in einer anderen Stadt, wo sie noch unbekannt ist, setzt sich an den Tresen und wartet. Auf Freier mit viel Geld und vergleichsweise hohem moralischen Anspruch.Die mit mädchenhaftem Augenaufschlag vorgetragene Story: »Ich bin neu hier, studiere Architektur, kenne niemanden und brauche dringend Geld. Ich bin sooooo schüchtern, du bist mein allererster Kunde.« Wahlweise wird die Geschichte durch ein krankes Kind, einen bösen Ex-Mann oder eine pflegebedürftige Mami ergänzt. Und tatsächlich, die Freier schmelzen dahin und öffnen ihre Brieftasche. Die Illusion, keiner »Nutte«, sondern einer unverdorbenen Anfängerin zu begegnen, törnt ungeheuer an und weckt den Mann im Mann. Natürlich ist die Dame keineswegs unerfahren und läuft dank der »Hilfsbereitschaft« des Freiers in Minutenschnelle zu großartiger Form auf. Das rechnet sich: »Und wieviel nimmt man denn für sowas, ich kenn die Preise noch gar nicht«, fragt die vermeintliche Studentin unschuldig. Der Freier möchte nicht als knauserig gelten und bezahlt freiwillig mehr als nötig. Ist ja für den guten Zweck.
Natürlich gibt es da noch das andere Freier-Klientel. Unscheinbare Herren, denen mitnichten an einer romantischen Sexbegegnung liegt, sondern am Gegenteil. Auch das ist Alltag in deutschen Bordellen: Männer, die eine Frau erniedrigen und benutzen, ohne sich mit den emotionalen Konsequenzen befassen zu müssen. Hier geht es um Macht, nicht um Sex. Besonders dramatisch ist diese Situation im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, wo z.T. per Zwangsprostitution »all inclusive« angeboten wird, d.h. alle Praktiken und Altersklassen. Die Hilfsorganisation Karo e.V. prangert diese Menschenrechtsverletzungen an. Doch öffentliche Diskussionen darüber sind nicht erwünscht, weil schlecht fürs Geschäft. Sex gegen Geld, lautet der Deal. Und harte, frauenverachtende Unterwerfungspraktiken gehören dabei ebenso zum Standard wie die freundliche rein-raus-Nummer.
Ein ungepudertes, unparfümiertes Fazit: Die mannstolle, zufriedene Profi-Hure, die aus lauter Nettigkeit freundschaftliche Kontakte zu Freiern unterhält, ist eine Illusion. Eine Begegnung zwischen Freier und Hure ist eine zweckbezogene Gewaltbeziehung. Bezahlte Gewalt zwar, nicht strafbar gem. StGB und dank allerlei schönfärbender Mythen gesellschaftlich akzeptiert, aber es bleibt Gewalt gegen Frauen.
Liebe BlackRussianwer mir mit anderen Meinungen als der meinen kommt und ernsthaft sagt, das es anders sein könne als ich denke, wie soll ich so jemanden ernst nehmen können - auf Augenhöhe ... ?
Zitat von: Kallisti am 25 März 2012, 21:16:14Liebe BlackRussianwer mir mit anderen Meinungen als der meinen kommt und ernsthaft sagt, das es anders sein könne als ich denke, wie soll ich so jemanden ernst nehmen können - auf Augenhöhe ... ?fixed!
banquowie wir hier feststellen konnten, gehen die Meinungen zum Thema Prostitution doch deutlich auseinander. Auch wenn sich dir das wieder nicht erschließt. Was soll ich beim Weißen Ring? Ich stellte hier die Frage nach (wozu, für wen, warum) "benötigter", gar "nützlicher" oder notwendiger Prostitution.
Es geht mir in erster Linie mal nicht um die Seite der Frauen - ja, es herrscht längst und ohne darüber eigentlich reden zu müssen, Konsens mit den Forderungen, Wünschen der Prostituierten
Noch einen netten Artikel gefundenhttp://www.seitensprung-fibel.de/prostitution_sex-als-ware.phpZitatDie gesellschaftliche Anerkennung von Prostitution als Normalität, ja gar als Notwendigkeit in Deutschland wurde nicht zuletzt durch eine liberale, verharmlosende Berichterstattung in den Medien begünstigt. Raus aus der Schmuddelecke, rein ins Vorabendprogramm. Sex gegen Geld ist salonfähig, eine saubere Sache, eine normale Dienstleistung. Kritiker werden als spießig und Moralapostel diskreditiert. ZitatKaum eine Prostituierte spricht offen über die Begleitumstände ihres Berufes. Statt dessen geben die Damen in vermeintlich »investigativen Reportagen« die toughe Überlebenskünstlerin, die freiwillig ihren Körper verkauft, dies auch keineswegs als entwürdigend empfindet, sondern vielmehr Spaß daran hat. Alles easy, alles einvernehmlich, alles gelogen. Reine Promotion, um das Geschäft am Laufen zu halten.
Dann der Punkt, das sei alles freiwillig. Du bist meiner Frage ausgewichen: Glaubst du, die Mehrheit der sich prostituierenden Frauen weltweit macht das freiwillig? ? ? ? Und glaubst du nicht auch, dass dadurch, dass Prostitution als "normal" gilt und Freiertum (nicht also: Prostitution, nicht das Angebot, sondern: die Nachfrage, die das Angebot erst schafft!) nicht "strafbar" ist bzw. nicht "geächtet wird" (!), Menschenhandel und Kinderprostitution Vorschub geleistet wird? ? ! ?Dabei ist es irrelevant, ob das Freiertum "legal" oder illegal ist - erst mal!: Es geht darum, ob/dass es überhaupt ja als "selbstverständlich" gilt, dass es also gerade nicht geächtet wird! Dass dafür "Verständnis aufgebracht" wird - wie von dir bspw.: genau so! ... !
Deine Aggressivität geht mir schon wieder auf die Nerven. Zumal sich mir auch der Sinn wieder nicht erschließt: Menschenhandel ist schlecht, Vergewaltigung und Nötigung sind schlecht,Ausnutzung von Menschen in Notsituationen ist schlecht.Das wissen alle hier, das sieht keiner anders. Du musst also niemanden überzeugen. Beruhige dich. Denk an was schönes. Wenn es dich so sehr bewegt, engagiere dich beim weißen Ring oder bei Hydra. Was du hier tust ist - erneut - unproduktiv.http://www.weisser-ring.de/ www.hydra-berlin.de/
Und wie kannst du das mit solcher Gewissheit behaupten? ?!? Warst du schon mal eine Hure?
messie schrieb auch, er kenne eine Prostituierte, die das nebenbei macht (wenn ich das richtig erinnere?).
Die feministische Diskussion über Prostitution ist so alt wie die Bewegung selbst. Die eingenommenen Positionen reichen dabei von der Forderung, Prostitution rigoros zu verbieten, bis zu dem Standpunkt, Prostitution als ‚Sexarbeit’ müsse als Beruf wie jeder andere anerkannt werden. sul serio hat zwei profilierte Feministinnen gefragt, wie sie die Situation der Prostituierten in Deutschland einschätzen und was sie sich an Verbesserungen wünschen.Fünf Fragen an Emilija Mitrovicsul serio: Was sind die Vor- und Nachteile einer Anerkennung von Sexarbeit als ‚normalem’ Beruf?Emilija Mitrovic: Es ist nicht notwendig, Sexarbeit als ‚normalen’ Beruf anzuerkennen, sondern den Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, die ‚normalen’ Arbeitsrechte zu gewähren. Diese Sichtweise entspricht auch, kurz gefasst, der gewerkschaftlichen Position, wie sie etwa von ver.di vertreten wird.
Auch muss die Situation der MigrantInnen in diesem Bereich dringend verbessert werden. Sie müssen entkriminalisiert werden und alle Rechte bekommen, die sie brauchen, um hier sicher und selbständig als SexarbeiterInnen tätig zu sein. Dazu gehört natürlich ein gesicherter Aufenthaltsstatus. Solche Maßnahmen wären auch die einzige Methode, um wirksam gegen Zwangsprostitution und Frauenhandel vorzugehen. Denn je mehr Rechte die Frauen haben, desto besser können sie sich gegen Gewalt und Ausbeutung zur Wehr setzen.
Ist eine Gesellschaft ohne Sexarbeit denkbar/wünschenswert?Tja, das ist eine sehr utopische Frage. In einer kapitalistischen Gesellschaft wird es Sexarbeit immer geben, und auch im Realsozialismus gab es sie – wenn auch tabuisiert und versteckt. Es würde erst dann keine Prostitution mehr geben, wenn es auch keine Ausbeutungsverhältnisse mehr gäbe, wenn tatsächlich Gleichheit der Menschen und der Geschlechter herrschte und die patriarchale Verlogenheit, die noch immer im Umgang mit Sexarbeit vorherrschend ist, keinen Bestand mehr hätte. Auch die Ehe müsste dann abgeschafft sein.Wünschenswert wäre, wenn Menschen ihre Sexualität frei ausleben und ohne Ausbeutung selbst gestalten könnten.Emilija Mitrovic ist Sozialwissenschaftlerin und Dozentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg für den Themenbereich Prostitution und Frauenhandel, Mitglied im Bundesvorstand des BdWi und Mit-Initiatorin des Ratschlags Prostitution in Hamburg.
Wie definieren Sie ‚freiwillige Sexarbeit’?Wenn eine Frau beschließt, als professionelle Prostituierte zu arbeiten oder sich dadurch etwas dazu zu verdienen, tut sie es ‚freiwillig’ – sofern sie über ihre Arbeitszeiten und -plätze selbst bestimmen kann und das Geld, das sie einnimmt, nicht an einen Zuhälter abgibt.Die Grenzen sind allerdings fließend. Auch heroinabhängige Frauen gehen anschaffen und tun dies ‚freiwillig’ in dem Sinne, dass kein anderer Mensch sie dazu zwingt. Sie werden jedoch von der Sucht dazu gezwungen. Wenn sie Beschaffungskriminalität meiden wollen und damit die Gefahr, dass sie selbst oder ihr Freund (wieder) in den Knast kommen, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig, als auf den Strich zu gehen. Wirklich freiwillig ist das also nicht.Man sollte auch auf keinen Fall freiwillig mit gerne verwechseln. Auch professionelle Prostituierte machen den Job nicht gerne, viele würden ihn lieber heute als morgen hinschmeißen, wenn sie eine andere Möglichkeit sähen, sich (und die Familie) zu finanzieren.
Welche Gründe haben Menschen, sich für Sexarbeit als Erwerbsquelle zu entscheiden?Die Frauen, mit denen ich in mittlerweile 30 Jahren gesprochen habe, hatten vor allem zwei Gründe. Grund eins: Akuter oder chronischer Geldmangel. Unter diesen Grund fällt auch die Beschaffungsprostitution, allerdings in verschärftem Maße, denn auf neue Kleider, Essen, etc. kann mensch zur Not mal verzichten, nicht aber – als Süchtige – auf den Stoff. Grund zwei: Ein Mann hat sie überredet oder gezwungen oder auch beides. Zusammen mit dem Geldmangel hält der Zwang durch den oder die ‚Liebe’ zum Zuhälter die Sache am Laufen. Viele haben auch die Haltung internalisiert, eine Frau könne ‚zur Not immer die Beine breit machen’.Den Begriff Sexarbeit finde ich verharmlosend. Er suggeriert, Prostitution sei eine Arbeit wie jede andere auch. Das ist sie aber nicht. Die Frau verkauft ihren Körper und damit ein Stück von sich selbst. Das gängige Argument, mit Prostitution verdiene eine Frau in kurzer Zeit viel mehr Geld, als wenn sie für einen Billiglohn putzt, kellnert oder im Frisiersalon steht, verkennt die konkrete Realität. Es ist etwas völlig anderes, ob ich einen Boden wische oder jemandem die Haare schneide, oder ob ich fremde Penisse in mich eindringen lasse und in den Mund nehme. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Geist. Was mit dem Körper geschieht, hat immer Auswirkungen auf den Geist, die Gefühle, das Selbstverständnis.
Ist eine Gesellschaft ohne Sexarbeit denkbar/wünschenswert?Ja, unbedingt. Sexualität ist ein Grundbedürfnis des Menschen, und gelebte Sexualität verschafft Lustgefühle, Wohlbefinden, Glück. In einer idealen Gesellschaft werden Menschen nicht zu Waren degradiert, sondern respektieren einander als gleichwertige Wesen. Dann wäre Sexualität etwas, das nicht mit einer Dienstleistung oder einer Ware verwechselt wird, sondern etwas, das sich zwischen zwei gleichermaßen beteiligten und sich gleichermaßen begehrenden menschlichen Wesen abspielt und beide gleichermaßen beglückt.Ich denke allerdings, es wird immer Menschen (vorzugsweise Männer) geben, die auch sexuell den Ego-Kick und die Entfremdung der/des Anderen brauchen. Ideal wäre eine Gesellschaft für mich dann, wenn niemand auf Grund von Armut, Ausbeutung oder der Notwendigkeit, sich Geld für teure – weil illegale – Drogen zu beschaffen, dazu gezwungen ist oder sich gezwungen fühlt, andere sexuell zu bedienen. Ingrid Strobl lebt als freie Autorin in Köln. Sie arbeitet für Print, Hörfunk und Fernsehen. Zuletzt erschien von ihr Es macht die Seele kaputt. Junkiefrauen auf dem Strich (Orlando-Verlag, 2006). www.ingrid-strobl.de
Wenn mann einer Illusion aufsitzen will oder zu blöd (oder egoistisch oder bequem oder gleichgültig ...) ist, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen, is das sein (des Mannes) Problem.
Dann gaukle dir weiterhin die heile Sex-gegen-Geld-Welt vor, banquo. Wird seine Gründe haben.
Liebe BlackRussianwer mir mit "Kastration" kommt und ernsthaft sagt, anders könne man die Nachfrage nicht steuern, wie soll ich so jemanden ernst nehmen können - auf Augenhöhe ... ?