Schwarzes Hamburg

  • 27 Dezember 2024, 08:36:50
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Autor Thema: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern  (Gelesen 48928 mal)

schwarze Katze

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Ich kann mir gut vorstellen, dass der Realitätsschock nach einer Klinik auch größer ist als erwartet: In der Klinik wirkt alles so einfach, gibt's möglicherweise massig Erfolgserlebnisse, tolle Angebote, hastenichtgesehn. Da ist es dann leicht erstmal zu denken "ha, ich hab's geschafft!"

Dass so eine Klinik aber auch einem Menschen eine Struktur gibt die es zuhause nun einmal nicht gibt (feste Aufstehzeiten, ebenso bei den Mahlzeiten, Sportangebote immer zur selben Zeit, etc. pp.), das übersieht man dann eben auch mal gerne. Da wartet dann ein Loch, das es vorher so nicht gab, weil man sich zuvor in dieser "Nichtstruktur" ja auch irgendwo eingerichtet hat.
Tja, wenn man Pech hat, ist die "Hausstruktur" dann auch baden gegangen, und dann hat erst recht das Chaos ein Zimmer im Hirn gemietet ...

stimmt,
und dann landet der Mensch wieder in Notaufnahme einer Klinik.
Und bei jedem Aufenthalt kommen die neuen Diagnosen dazu
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nightnurse

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Zu meiner Zeit (tm) gab es ja noch sowas wie Belastungserprobung, bevor man aus der Klinik gewor...entlassen wurde - etwa nicht mehr?
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misery. complaint. self-pity. injustice.

schwarze Katze

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Zu meiner Zeit (tm) gab es ja noch sowas wie Belastungserprobung, bevor man aus der Klinik gewor...entlassen wurde - etwa nicht mehr?

Ich selbst war nie in einer Klinik, aber soweit ich es mitbekommen habe, gibt es die Belastungserprobungen längst nicht in jeder Klinik.

Bei ambulante Therapie habe ich aber selbst schon erlebt, dass einem die vermeintlich leichte Lösungen angeboten werden, welche aber einen nicht weiter bringen:
Ich hatte z. B damals Ansgt von Briefkasten, d. h. Angst, dort schlimme Rechnungen zu entdecken. Entsatnd dieser Angst  dadurch, dass ich einen betrügerischen Mitbewohner hätte, welcher Kosten verursacht hat und nicht gezahlt. Ich schmiess ihn raus, aber die Kosten blieben und dann kam diese Panik vom Briefkasten, ich holte mein Post sehr selten, höchstens zwei mal wöchentlich und hatte zwiswchendurch immer wieder Panik, dass im Briefkasten was liegt. Mittelreweile war die Vorstellung davon, was im Briefkasten alles sein kann, richtig dramatisch und reichlich realitätsfern
Gerade zu dieser Zeit habe ich Diagnose Borderline bekommen und meine Therapie angefangen.
Im Gespräch mit meiner Therapeutin damals erzählte ich von dieser Angst und davon, dass ich manchmal daran denke, solchen unangenehme Sachen könnte auch eine Betruerin für mich machen.
Die Reaktion meiner Therapeutin war, dass sie meinte, wenn ich es will, kann man es mit Betreuhung organiesieren. Ich war baff...und wütend.
Ich habe erhofft, man gibt mir einen sanften Popo-tritt, damit ich es mit der Post endlich angehe udn stattdessen gab sie mir Tips, wie ich mich davon drucken kann. Man nennt doch sowas "Vermeidungsstrategie" und laut Psychologen ist solche Verhalten krankhaft.

Ende vom Lied: ich holte mir moralische Unterstutzung von einem Selbsthilfeforum, trank mir ein bißchen Mut zu und dackelte zum Briefkasten. Und so schlimm war das gar nicht, um jeden Fall nicht so schlimm, dass ich davon laufen musste.
Von Ansgt kann man eh nicht laufen, je schneller man läuft, umso schneller rennt der Angst hinterher.



Das sind eben meine persönliche Erfahrungen
« Letzte Änderung: 22 Februar 2012, 19:27:41 von Black Russian »
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Multivac

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Au ja, Briefkasten. Ganz heikle Kiste. Ich geh zwar gern hin, aber wenn ein Brief drinliegt, denk ich jedesmal erst, es ist was schlimmes. Ich weiß auch nicht, warum. Komisch...  :o
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Kenaz

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Meiner Ansicht nach ist der Krankheitsbegriff ohnehin eins der größten - hausgemachten - Probleme, wenn's um die Behandlung von Drogen-, Alkohol- oder Sonstwasabhängigen geht: Nahezu alle, die ich kenne, die im Laufe ihrer Suchtgeschichte in die Mühlen der "professionellen" Drogentherapeutik geraten sind, vermochten sich nie nachhaltig aus ihrem Sumpf herauszuarbeiten. Und das liegt m.E. tatsächlich an der dort betriebenen Delegierung von Verantwortung in Richtung irgendwelcher externer Mechanismen/Strukturen/Impulse; eben genau so, wie der Grippekranke seine bejammernswerte Verfassung auf das konspirative Treiben fieser kleiner Viren zurückführt, deren Opfer er lediglich ist: und dafür kann er nichts.

Genau da liegt aber der Denkfehler im System: Abhängigkeit ist keine Grippe. Schon William S. Burroughs - und der muss es nun wirklich wissen  :) - hat in seinem Buch "Junkie" - btw. das Buch zum Thema, ich zumindest kenne keine bessere "Innenansicht" des Phänomens Heroinabhängigkeit, als diese - darauf hingewiesen, dass es sich mitnichten so verhält, als ob man etwa nach dem ersten "Druck" bereits abhängig sei. Faktisch ist das ein relativ gemächlicher Prozess, in dessen Verlauf man durchaus immer wieder die Möglichkeit hat, zu begreifen, was da gerade geschieht bzw. was man da gerade tut, und auf Basis dieser Einsicht Einfluss darauf nehmen kann. Dafür ist es allerdings von zentraler Bedeutung, klar in den Blick zu bekommen, dass man selbst es ist, der agiert und so den eigenen Zustand höchstselbst  formt. - Hat der Süchtige hingegen erstmal den Begriff der Suchtkrankheit in Hinblick auf seine Situation verinnerlicht, ist es meistens vorbei, denn dann hat er die Verantwortung aus der Hand gegeben: er ist eben krank. - Und damit beginnt dann die gute, alte "So bin ich eben, ich kann nicht anders"-Nummer. Am Ende vom Lied wird die eine Sucht meistens durch eine andere substituiert, bei Junkies läuft das dann meistens auf die Trias Heroin -> Cannabis -> Alkohol hinaus.

Bezeichnenderweise haben im Unterschied dazu all denjenigen meiner Bekannten, die ihre Heroinabhängigkeit dauerhaft bewältigt haben, niemals eine "professionelle" Drogentherapie in Anspruch genommen, sondern die Dinge selbst in die Hand genommen. Doch freilich: dem muss ein Erkenntnisprozess vorausgehen. Deshalb glaube ich auch, dass eine solide Dosis Grips im Kampf gegen Abhängigkeit immer von enormem Nutzen ist. Je dümmer, desto hoffnungsloser meistens der Fall. Klingt bitter, ist aber so.

Mit keinem Wort möchte ich übrigens in Abrede stellen, dass es selbstverständlich auch einen Grad der Abhängigkeit gibt - zumal, wenn sie bereits schwer körperlich ist -, den man mit Fug & Recht als "krank" bezeichnen kann. Dass eine solche Person alleine nicht mehr auf die Beine kommt, versteht sich von selbst. Doch bis man an diesem Punkt angekommen ist, ist es ein ziemlich langer Weg.
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CubistVowel

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Hat der Süchtige hingegen erstmal den Begriff der Suchtkrankheit in Hinblick auf seine Situation verinnerlicht, ist es meistens vorbei, denn dann hat er die Verantwortung aus der Hand gegeben: er ist eben krank. - Und damit beginnt dann die gute, alte "So bin ich eben, ich kann nicht anders"-Nummer.

Das kann ich genau so bestätigen. Bei einem meiner besten Freunde hieß das Liedchen allerdings: "Ich tendiere eben zu Suchtverhalten, ich bin ein Suchtmensch." Bei ihm hatte ich später aber eher das Gefühl, er benutzte es als Vorwand, um nichts aktiv an seiner Situation ändern zu müssen.
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"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

Kallisti

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Kenaz

... im Grunde sehe ich es ähnlich wie du (oben ausführtest). Mit einer Einschränkung - es ist nicht immer ein so "gemächlicher Prozess", der in eine Sucht führt und nicht immer hat ein Mensch da (genug oder überhaupt) Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist).

Ganz übel sind bspw. die Kinder alkoholabhängiger Mütter dran, genau FAS/FAE.

Aber vor allem ist das Hauptproblem ja eben eigentlich gerade nicht die physische, sondern die psychische Abhängigkeit - bei so ziemlich jeder Sucht, meine ich.

Zitat
Mit keinem Wort möchte ich übrigens in Abrede stellen, dass es selbstverständlich auch einen Grad der Abhängigkeit gibt - zumal, wenn sie bereits schwer körperlich ist -, den man mit Fug & Recht als "krank" bezeichnen kann.
(Kenaz)

Das eigentliche, wirkliche Problem liegt also doch in der psychischen Abhängigkeit. Und es ist ja einfach bekannt, dass Drogenkonsum (je nach Intensität, Dauer, Regelmäßigkeit und aber auch Art der Droge bzw. Substanz) das Gehirn dauerhaft und z.T. irreversibel nicht nur verändern, sondern auch massiv schädigen kann. Ja, das ist dann der physische Aspekt, der sich aber so offensichtlich gar nicht unbedingt gleich bemerkbar macht oder ersichtlich ist (es sei denn, man macht z.B. eine CT - gerade bei Alkoholabhängigkeit nimmt ja z.B. die Hirnsubstanz deutlich ab - nicht bloß einzelne "Nervenzellen", die da "absterben" ...).

Sicher, wenn der Körper in Folge (!) der/einer (Substanz-) Abhängigkeit (der langen Dauer) stark geschädigt bzw. also dann: krank ist (innere Organe bspw. ...), dann ist es auch fast schon zu spät. Das aber macht ja die körperliche Abhängigkeit nicht aus, sondern ist wie gesagt (Spät-) Folge derselben.

Und wenn also mehrere "ungünstige Faktoren" in jemandes Lebenslauf zusammenkommen und es dann noch u.U. eine genetische Prädisposition gibt oder eben gleich eine Schädigung von Geburt an (FAS z.B.), dann hat so jemand es immens schwer, aus seiner Abhängigkeit herauszukommen - egal ob mit oder ohne "Therapie".

Übrigens gab es grade bei Alkoholismus ja eine "neue" vielversprechende, sogar erfolgreiche (!) Methode, die aber nicht mehr weiter gefördert/unterstützt wird ... (und genau: ambulant!, nicht stationär):


http://www.alita-olita.de/de/index_de.html


« Letzte Änderung: 22 Februar 2012, 23:31:48 von Kallisti »
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Kenaz

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... im Grunde sehe ich es ähnlich wie du (oben ausführtest).

- Wow!!  :)

Mit einer Einschränkung [...]

- Na, immerhin: beinahe hätte ich begonnen, mir Sorgen um Dich zu machen.  ;)

[...] - es ist nicht immer ein so "gemächlicher Prozess", der in eine Sucht führt und nicht immer hat ein Mensch da (genug oder überhaupt) Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist).

- Die Rede vom "gemächlichen" Weg in die Abhängigkeit wollte ich zuerst mal im speziellen auf die Opiatabhängigkeit bezogen wissen. Klar: Bei Crack oder Meth geht's noch 'nen Tick schneller. Der einmalige Konsum, der sofort und unumkehrbar eine Abhängigkeit zur Folge hat, ist nichtsdestoweniger ein Mythos ohne jede Substanz, der denjenigen, die nicht die Eier in der Hose haben, um eigene Initiative zu ergreifen, in die Hände spielt. So einfach ist das.

Denn da widerspreche ich Dir mit aller Entschiedenheit: Jeder Mensch - so er eine gewisse Hardwarebestückung im Kopf nicht unterschreitet - hat "Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist)" - er muss nur die Augen aufmachen und dem Bild, das sich ihm beim Blick in den Spiegel bietet, entschlossen ins Gesicht sehen. Dummerweise tun das die wenigsten ...
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schwarze Katze

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Bei einem meiner besten Freunde hieß das Liedchen allerdings: "Ich tendiere eben zu Suchtverhalten, ich bin ein Suchtmensch." Bei ihm hatte ich später aber eher das Gefühl, er benutzte es als Vorwand, um nichts aktiv an seiner Situation ändern zu müssen.

Die dummste Ausrede, die ich je gehört habe.
Gerade wenn jemand weisst, dass er ein Suchtmensch ist, soll er besonders auf sich achten ggf. auch vollkommen substanz-abstinent leben.

Ich kenne auch Borderliner, die sagen "Ich bin Bordi und kann meine Ausraster deswegen nicht konntrollieren", vollkommene Quatsch. Ein Borderliner neigt zu extremen Emotionen und verliert schnell die Glecihgewicht, aber es gibt Skills, die einem helfen, das Verhalten mindestens in Öffentlichkeit im Zaum zu halten (vorausgesetzt, man ist kein schwerer Borderliner an die Grenze zu Psychose, aber von denen rede ich nicht)
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Simia

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Das ist ein Phänomen, das mich auch außerhalb von Psycho-Themen ziemlich ärgern kann. Da sagen sie "Ich bin nun mal nicht dieses und jenes" und haben in Wirklichkeit keine Lust oder Angst, sich mit sich selber auseinanderzusetzen oder wollen einfach nicht kapieren, dass allein der Versuch - Scheitern natürlich möglich - oft schon die halbe Miete ist. Oder Bequemlichkeit, man gewöhnt sich ja an alles, Hauptsache man hat es "sicher". Der Weg zur Veränderung dagegen ist ja oft so schrecklich ungemütlich und das können ja eigentlich auch andere für einen machen.

Ärgern ist untertrieben, mir drückt der Gallensaft von innen gegen die Schneidezähne.  ;)

Wie heißt das so schön ... Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.
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schwarze Katze

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Wie heißt das so schön ... Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.

Die Opferrolle ist nämlich eine ziemlich bequeme Rolle: man ist für nix verantwortlich zu machen, nicht "ich habe dies oder dies getan oder unterlassen und deswegen ist dies oder das passiert", sondern "mir ist das passiert".
Nicht "ich bin stark übergewichtig und habe Diabetes Typ II, weil ich nie auf meine Ernährung geachtet habe, obwohl ich weiss, dass ich erblich vorbelastet bin" sondern "ich habe Diabetes und Übergewicht, weil ich schlechte Gene habe"

Mit Opferrolle meine ich nicht die Menschen, die Opfer von z. B. einem Straftat geworden sind, viele von denen kämpfen stark, um aus diese Opferrolle rauszukommen. Nein, ich meine damit die Menschen, die sich gerne als Opfer von Umständen sehen
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Simia

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Opferrolle, ganz genau!

Das Beispiel mit dem Diabetes und Übergewicht hatte ich so ähnlich auch im Kopf. :)

Ich frage mich auch, was denn das für ein Selbstwertgefühl gibt, wenn einem immer andere raushelfen. Aber vermutlich ist das der Knackpunkt der gesamten Angelegenheit, wo sich die Katze in den Schwanz beißt.
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Kallisti

  • Gast

Also Moment, meine sehr verehrten Damen und Herren - bei Diabetes muss dann doch zwischen Typ 1 und 2 unterschieden werden! Wer damit schon auf die Welt kommt, hat das faktisch nicht, aber auch gar nicht selbst verschuldet! - Das mal nur so nebenbei.

Und ähnlich verhält es sich bei FAS-Kindern übrigens, wie ich meine.

Und dann ist doch die Frage, Kenaz - nehmen wir Alkoholabhängigkeit:

Wenn das deiner Auffassung nach eigentlich letztlich nur eine Frage der eigenen "Willensstärke" ist, wie (anders) müssten dann aber doch längst Therapien verlaufen bzw. "beschaffen sein" (mir fehlt grade wieder der richtige Begriff, wie so oft), damit genau hier etwas zum Positiven verändert/bewirkt bzw. erwirkt werden kann (im Sinne des Abhängigen)?!? - Warum wird hier dann also nicht angesetzt - so überhaupt gar nicht, wie mir scheinen will!^^ ?!?

Ist es nicht viel mehr so, dass - zumindest was Alkoholismus betrifft - es einfach zu komplex ist - der jeweils individuelle Weg in die Sucht, der ganze Komplex von Vorläufen, Hintergründen (persönlichen, familiären etc.) und Erfahrungen und dann hinzukommt, wie dieser Mensch "ist" (Wesensart bzw. Charakter, aber auch: wie er geprägt, erzogen wurde ...) und in welche Gesellschaft er mit diesem mitbringenden Paket gerät und vor allem auch: wie und wann er wie stark mit der Substanz (in diesem Falle: Alkohol) in "Berührung" ... kommt!?!?

Ich z.B. denke, dass es ganz ganz viele bspw. Obdachlose gibt, die aus genau diesem Grund "dahin" gekommen sind: viele von ihnen sind/waren FAS-Kinder - und hatten somit (!) eigentlich schon ein ganzes Leben lang "Schwierigkeiten" (mit sich bzw. ihren Mitmenschen, ihrem Leben ...) - und das kann dann, wenn die Umstände sich schlecht "entwickeln", ergeben (also: äußere Faktoren), genau dahin führen (in die Obdachlosigkeit).


Ich glaube nicht mehr an das Mantra der "Willenskraft". Die alleine ist es nicht. Sie geht immer einher mit auch äußeren Faktoren, ich meine damit: Vorbedingungen (die gegeben sein müssen - positiv, damit "Willenskraft" überhaupt möglich ist, sich entwickelt ...): ob es Anlass zu begründeter/berechtigter Perspektive gibt, ob es Motivation(sursachen/-gründe) gibt, wie tief der Mensch schon gefallen ist (umso schwerer wird das mit der Willenskraft - weil: umso geringer dann noch auch die realistischen Perspektiven, Möglichkeiten, Chancen ...), welchen Menschen jemand wann begegnet, in welcher Gesellschaft und auch Kultur, also auch Zeit er lebt usw.!

Und letztlich ist viel entscheidender als einfach nur der "Wille", warum dieser besteht, wofür - also: DIE MOTIVATION, die vorhanden sein muss! Ohne diese: passiert gar nix. Und eine Art Motivation kann natürlich unerträglicher Leidensdruck sein - nur dann ist es wie gesagt umso schwerer, wieder "hochzukommen": auf eigene Beine, mit ihnen (ohne Krücken) selbständig zu laufen (es wieder zu lernen oder: ÜBERHAUPT je zum ersten Mal wirklich!!! und: das überhaupt auch erst mal zu wünschen! bevor man es "will"!).

Es gibt andere Arten der Motivation. Das muss aber jeder individuell für sich herausfinden: WAS ihn so stark motiviert, die Sucht ... ... ... (also auch alles, das damit verbunden ist!, also auch die vermeintliche Sicherheit und die Bequemlichkeit, vor allem: DIE ANGST!!!) zu überwinden.

Und warum wird sowas in Therapien (Reha bei Alkoholismus bspw.) nicht "praktiziert", nicht gefördert, nicht unterstützt, nicht: ermöglicht?!?

Andernfalls gäbe es doch nicht eine so hohe Rückfallquote ... bzw. so wenig wirklich dauerhaft "trockene Alkoholiker"!


 >:(
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Also Moment, meine sehr verehrten Damen und Herren - bei Diabetes muss dann doch zwischen Typ 1 und 2 unterschieden werden! Wer damit schon auf die Welt kommt, hat das faktisch nicht, aber auch gar nicht selbst verschuldet! - Das mal nur so nebenbei.


Nicht "ich bin stark übergewichtig und habe Diabetes Typ II, weil ich nie auf meine Ernährung geachtet habe, obwohl ich weiss, dass ich erblich vorbelastet bin" sondern "ich habe Diabetes und Übergewicht, weil ich schlechte Gene habe"


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Kallisti

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Ich danke dir vielmals für deinen freundlichen Hinweis, BlackRussian.  :)

Das Lesen bin ich noch am Üben. Schreiben auch. Aber ... es kann nur besser werden.  :P
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