Schwarzes Hamburg

  • 26 Dezember 2024, 18:05:53
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Autor Thema: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern  (Gelesen 48909 mal)

Kallisti

  • Gast


Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?

Klinik Falkenried, ambulante Therapie

--- lustig, da hab ich früher schräg gegenüber gewohnt. Aber meines Wissens arbeiten dort nur Psychotherapeuten, keine Fachärzte für Psychiatrie? Und ist BPS nicht eine psychiatrische Erkrankung? - Da kann uns aber sicher in Bälde Dr. Spambot weiterhelfen. ;)


bevor man dort eine ambulante DBT beginnt, wird man auch von einem Psychiater untersucht.

Und: ich wohnte schon mal in die Nähe von DASA, aber das macht mich nicht automatisch zu AIRBUS-Spezialistin ;)


Ich hatte auch nicht damit zum Ausdruck bringen wollen, ich verfügte über Gedankenübertragung oder Ähnliches. Ich erwähnte nur, dass ich da gegenüber wohnte. Weil es einfach so war und mir in dem Moment einfiel, als ich dein post las bzw. als ich "Falkenried" las.  ::)
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schwarze Katze

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Falkenried ist schon lange nach Barmbek (in die Nähe von Kampnagel) umgezogen
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messie

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Zitat
Aber davon ab: warum soll ich mit meinem Kind Ergo machen, wenn es das Ziel doch ohne genauso erreicht (hat), erreichen kann!?

Weil es eben nicht sicher ist, dass es das alleine schafft. Gib's zu, auch du hast damals lediglich gehofft dass es sich geben wird, aber nicht wirklich gewusst. Man kann nun einmal nicht hellsehen. ;)

Ich denke, man sollte zwischen Maßnahmen unterscheiden, die das Selbstbewusstsein und die Selbstverantwortlichkeit zu stärken suchen und solchen, die dem Menschen ebendieses absprechen.
Ergotherapie zähle ich da zu Ersterem. Eine Nur-Behandlung mit Ritalin zu Zweiterem: Letzteres suggeriert ja geradezu ein "ohne Medikamente bist du gestört, also nimm das jetzt bitte". Das tut eine Ergotherapie nicht, sie vermittelt ein "du kannst mehr als du denkst, ich zeige dir wie du es hinkriegst, damit du es kannst".

Es ist die Herangehensweise, die sich hier unterscheidet: Es ist kein "Hilfe, mein Kind ist krank, macht es bitte wieder gesund!", sondern ein "Oha, das Kind hängt in der Entwicklung hinterher, wie kann ich es unterstützen, damit es die anderen schneller wieder einholt?"
Das Erste zielt auf ein Defizit ab, das zweite glaubt von vorneherein daran, dass diverse vorübergehende Defizite völlig normal sein können, es nur darum geht, eine gesunde Entwicklung zu unterstützen.

Wenn du ein Kind zum Schwimmen schickst, förderst du ja auch die Motorik des Kindes. Wenn das Schwimmenlernen unter Anleitung geschieht, könnte man das, so gesehen, auch "Schwimmtherapie" nennen ;)
Nicht jede Förderung eines Kindes, auch nicht solche, wo mal irgendwann das Wort "Therapie" draufgepappt wurde, fällt unter "Therapierungswahn". Einiges davon ist sehr wohl einfach nur normale, gesunde Förderung.
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Kallisti

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Falkenried ist schon lange nach Barmbek (in die Nähe von Kampnagel) umgezogen

Und warum teilst du das nun mit?? - Ich bin auch schon lange von Hamburg nach Heidelberg gezogen und davor noch innerhalb Hamburgs umgezogen (von Hoheluft: Falkenried nach Hummelsbüttel). - Un nu?
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Kallisti

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messie

... nein, ich habe es nicht "gehofft", ich habe einfach darauf vertraut (!), dass mein Kind sich ganz natürlich von selbst entwickelt - in seinem Tempo. Ja, das ist ein Unterschied.  ;) Und ja, ich hatte "Anhaltspunkte" dafür, dass das genau so sein würde.

Eben: man kann sein Kind mit ganz "normalen" Dingen "fördern" bzw. ihm Sachen anbieten und es unterstützen - es einfach: normal, gut, gesund aufwachsen lassen (immer halt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten). Und dann eben: darauf vertrauen und dem Kind genau das auch "mitteilen", es das spüren lassen: dass man darauf vertraut (ihm, sich selbst), dass es das schafft. Und das ist wichtig - für das Kind, aber auch für einen selbst als Eltern: gelassener, entspannter zu sein - mit sich selbst und dem Kind. Der Natur, der Entwicklung ihren Lauf, dem Kind seine Zeit zu lassen und es einfach dabei zu unterstützten: mit normalen, alltäglichen Dingen, Unternehmungen, Aktivitäten, Verhaltensweisen/Umgang miteinander, mit dem Kind.

Nichts anderes wäre in der Ergotherapie erfolgt. Aber wie gesagt: wenn ich das als Mutter/Eltern mit den Kindern selbst/ohne Ergo so machen kann und das Kind einfach in dieser Zeit sich ja entwickelt (in der "Zwischenzeit", in dieser Zeitspanne, in der es Ergo hätte), wozu dann Ergo? Oder eben: alle Kinder müssten dann Ergo bekommen! (Weil es dann ja für alle gleichermaßen zuträglich/förderlich ... wäre.)

?
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Kallisti

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Was ich noch sagen wollte @Multivac

zumindest in den 3sat Sendungen wurde ja deutlich, dass es (vermeintliches ADHS oder auch ohne H) nicht die Schuld der Eltern, diese nicht dafür verursachend, verantwortlich waren. Denn was den dort gezeigten Kindern ja half (allen drei "Kleinen"), war vor allem das Absetzen von Ritalin und die Schulwechsel. Ab da besserte sich die Situation bzw. wurde einfach gut. Und in Folge die Eltern dann sicher auch erleichtert. Aber bei den Kindern zu Hause änderte sich ja nichts (die Eltern, die anderen Familienangehörigen - Geschwister z.B.). Nur das Umfeld, das vorher von Druck und Verunsichern geprägt war (Druck also vonseiten der Lehrenden, der Ärzte, des persönlichen Umfeldes: Bekannte, Verwandte ... - also: der Gesellschaft ;) ), hatte sich geändert zu einem, in dem es nun keine Therapie(empfehlungen) mehr gab, keine Medikation mehr, stattdessen Verständnis, Gelassenheit, Vertrauen und positive Unterstützung - nur eben nicht mehr ausschließlich von den Eltern alleine, sondern auch von den anderen/neuen Lehrern und Mitschülern der Kinder.

Bei den beiden Großen kam jede Hilfe zu spät.  :D (Spambot:  ;) !) - Sie hatten es viele Jahre lang bekommen, genommen (Ritalin) und sich erst dann davon verabschiedet (selbstbestimmt), als sie volljährig waren.  :-\ Und beide sagten ja aber auch, sie fanden es nicht gut, es habe ihnen nicht geholfen, sie würden es ihren eigenen Kindern nicht geben. Und vor allem: sie haben beide eigene, andere Wege gefunden, die für ihr "psychisches Wohlergehen" sorgen (interessante Ausbildung, Hobbies wurden da genannt).
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Simia

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Kaffeebohne - ich sagte nicht, Osteopathie helfe grundsätzlich nicht. Ich schrieb: ich hatte damit bei meinen beiden Kindern drei Mal negative Erfahrungen gemacht. Grade bei Osteopathen ist es wichtig, an wen man gerät ...(Qualifikation und vor allem: Erfahrung) - und das ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes.  :(

Stimmt leider. Qualifikation, Erfahrung und Geld. Es gibt wie so oft solche und solche, die z.B. glauben alles mit Kraniosakraltherapie geraderücken zu können oder die nur parietal arbeiten (Muskeln, Bewegungsapparat etc.). Wobei Kinder-Osteopathie ein besonders heikles Feld ist, an das sich sogar einer meiner Ausbilder (ich lerne nebenbei Osteopath), von dem ich absolut überzeugt bin, nur bedingt rantraut.
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Wenn du feststellst, dass das Pferd das du reitest tot ist, steig ab.

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Multivac

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Ich hab neulich einen Artikel in der FAZ drüber gelesen, und da sagte ein Berliner Arzt, es kamen viele Eltern zu ihm, die eine Diagnose ADHS für ihr Kind wünschten. Er hat sie immer zu Spezialisten geschickt (Psychologne, Neurologen), und alle, ausnahmslos ALLE, kamen wieder mit dieser Diagnose.

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schwarze Katze

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Ich hab neulich einen Artikel in der FAZ drüber gelesen, und da sagte ein Berliner Arzt, es kamen viele Eltern zu ihm, die eine Diagnose ADHS für ihr Kind wünschten. Er hat sie immer zu Spezialisten geschickt (Psychologne, Neurologen), und alle, ausnahmslos ALLE, kamen wieder mit dieser Diagnose.

Wenn du eine psychische Diagnose wünschst, bekommst du sie auch, so einfach ist es.
Bei Psychiatrie gibt es keine Röntgen und Bluttests, der Arzt muss sich auf deine Aussagen verlassen können.

Deswegen ist für jemanden, der wirklich an einer verlässlicher Diagnose interessiert ist, eine Klinik ratsam - dort sieht man den Verhalten 24 Stunden pro Tag. Nun sind gerade im ADHS/ADS Bereich die Wartezeiten auf einen Klinikplatz sehr lang (1 Jahr für Erwachsene im Bad Bramstedt zum Beispiel)

Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
« Letzte Änderung: 22 Februar 2012, 12:51:32 von Black Russian »
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Habt Ihr mal "Mount Misery" von Samuel Shem gelesen?

Auch Psycho-Diagnosen unterliegen halt Modeströmungen; heutzutage ist Hysterie out, dafür gibt es ADHS oder Burnout oder....
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Multivac

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Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
Vielleicht liegt es daran, daß man sich, wenn man auf sich allein gestellt ist, zusammenreißt, um zu funktionieren. Mit der Diagnose ist es vielleicht einfacher zu sagen: 'Ich bin krank. Ich schaffe das alles nicht mehr. Tut es jemand anderes bitte für mich, nimm mich jemand an die Hand!' Je mehr man in ein soziales/therapeutisches Netz fällt, das einen auffängt und alles für einen regelt, umso mehr kann man sich in seiner Krankheit gehen lassen. Ist übrigens mit Alkohol- bzw. Drogenkonsum ähnlich.
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Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
Vielleicht liegt es daran, daß man sich, wenn man auf sich allein gestellt ist, zusammenreißt, um zu funktionieren. Mit der Diagnose ist es vielleicht einfacher zu sagen: 'Ich bin krank. Ich schaffe das alles nicht mehr. Tut es jemand anderes bitte für mich, nimm mich jemand an die Hand!' Je mehr man in ein soziales/therapeutisches Netz fällt, das einen auffängt und alles für einen regelt, umso mehr kann man sich in seiner Krankheit gehen lassen. Ist übrigens mit Alkohol- bzw. Drogenkonsum ähnlich.

Aus eigene Erfahrung kann ich auch sagen, die Therapeuten machen es einem extrem leicht, aufzugeben und sich bequem in einem Hängematte zu legen. 
Übrigens da ist die Unterscheid zu einer Drogen- oder Alkoholtherapie, wo man den Patienten dazu bringen will, selbständig zu sein und sich seinen Problemen selbst zu stellen
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Multivac

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Übrigens da ist die Unterscheid zu einer Drogen- oder Alkoholtherapie, wo man den Patienten dazu bringen will, selbständig zu sein und sich seinen Problemen selbst zu stellen
nun, mir haben ex-alkohol- und drogenabhängige bekannte gesagt, daß sie die kurve erst bekommen haben bzw. sich in eine therapie begaben, als niemand mehr für sie da war, keine familie und keine freunde. das meinte ich damit.

um nochmal den vergleich zu verdeutlichen:
- alkohol/drogen: fallenlassen in die hilfe, die immernoch von freunden, familie kommt (geld, alkohol) -> keine erkenntnis, selbst etwas tun zu müssen, in eine therapie bspw. zu gehen
- psychische erkrankung: fallenlassen in die hilfe, in medikamente, therapeuten, ins kranksein -> keine erkenntnis, sich selbst mit motivieren und engagieren zu müssen (wie es tagtäglich millionen von menschen tun, denen keiner hilft)
« Letzte Änderung: 22 Februar 2012, 13:25:01 von Multivac »
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schwarze Katze

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nun, mir haben ex-alkohol- und drogenabhängige bekannte gesagt, daß sie die kurve erst bekommen haben bzw. sich in eine therapie begaben, als niemand mehr für sie da war, keine familie und keine freunde. das meinte ich damit.

um nochmal den vergleich zu verdeutlichen:
- alkohol/drogen: fallenlassen in die hilfe, die immernoch von freunden, familie kommt (geld, alkohol) -> keine erkenntnis, selbst etwas tun zu müssen, in eine therapie bspw. zu gehen
- psychische erkrankung: fallenlassen in die hilfe, in medikamente, therapeuten, ins kranksein -> keine erkenntnis, sich selbst mit motivieren und engagieren zu müssen (wie es tagtäglich millionen von menschen tun, denen keiner hilft)

Ich rede nicht von Co-Abhängigkeiten , sondern von Verhalten in Therapie.
Und da sieht es so aus: in eineer Suchttherapie versuchen die Therapeuten, die soziale Kompetenzen soweit wieder herzustellen, dass der Patient einigemassen wieder selbstverantwortlich leben kann. Arbeitstherapie gehört übrigens dazu.

Bei einigen Kliniken, die psychisch Erkrankte therapieren,  ist es nicht der Fall da wird dem Patienten gerne alles abgenohmen.


P.S
wie gesagt, ich selbst habe keine Erfahrungen mit Suchtherapie, kenne den Verlauf aber von jemanden anderen.


« Letzte Änderung: 22 Februar 2012, 17:29:51 von Black Russian »
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Bei einigen Kliniken, die psychisch Erkrankte therapieren,  ist es nicht der Fall da wird dem Patienten gerne alles abgenohmen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Realitätsschock nach einer Klinik auch größer ist als erwartet: In der Klinik wirkt alles so einfach, gibt's möglicherweise massig Erfolgserlebnisse, tolle Angebote, hastenichtgesehn. Da ist es dann leicht erstmal zu denken "ha, ich hab's geschafft!"

Dass so eine Klinik aber auch einem Menschen eine Struktur gibt die es zuhause nun einmal nicht gibt (feste Aufstehzeiten, ebenso bei den Mahlzeiten, Sportangebote immer zur selben Zeit, etc. pp.), das übersieht man dann eben auch mal gerne. Da wartet dann ein Loch, das es vorher so nicht gab, weil man sich zuvor in dieser "Nichtstruktur" ja auch irgendwo eingerichtet hat.
Tja, wenn man Pech hat, ist die "Hausstruktur" dann auch baden gegangen, und dann hat erst recht das Chaos ein Zimmer im Hirn gemietet ...
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