Apropos Handlungsfähigkeit ... Ich frage mich schon lange, warum nicht jeder, der trotz Stimmenhörens noch einigermaßen beieinander ist, nicht sofort einen Arzt oder Beratungsstelle aufsucht. Das kann ich mir echt nur mit Scham (gegenüber Angehörigen etc.), einem "Ich schaff das schon irgendwie" oder der Angst vor einem endgültigen Weggeschlossenwerden erklären (wobei es sich doch eigentlich schon herumgesprochen haben sollte, dass die Zeiten von o. g. Herrn vorbei sind, wo man noch Lobotomie und Isolationshaft befürchten musste).
Also warum gehört die Welt nicht starken, im normalen Sinne intelligenten und total langweiligen Menschen?
...just another Übermenschentheorie. Die vor allem wrklich zu ignorieren scheint, dass eben nicht alle Aspies ohne Hilfe lebensfähig sind. ...Und zum Thema "Selbstdiagnose"...ich hab auch schonmal nen Asperger-Selbsttest gemacht, 75% aller möglichen Punkte, ich hab das auch, ich kann ex cathedra mitreden \o/ *augenroll* ("freiwilliger Autismus", komm, geh weg).
<Saschenbrecker: Es ist ein Defizit, das man "psychisch anders" oder "psychisch auffällig" mit "gefährlich" gleichsetzt. Dabei besteht diese Gefahr häufig gar nicht und es gibt keinen Grund dafür zu sagen, dass jemand anders sei oder gefährlich für die Allgemeinheit, nur weil er eine seelische Grunderkrankung hat.<<< Verletzung von GrundrechtenRechtsanwalt Eckart Wähner über ZwangsunterbringungEckart Wähner ist Rechtsanwalt in Berlin. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind unter anderem das Betreuungs- und Unterbringungsrecht. Er hat viele Mandanten vertreten, die sich durch Rechtsmittel bei Zwangseinweisungen und Eingriffen durch eine Klinikunterbringung zur Wehr gesetzt haben. ML sprach mit ihm über die Verletzungen von Grundrechten bei einer zwangsweisen Unterbringung etwa in der Psychiatrie.Interview:Wähner: Ohne Außenunterstützung, ohne anwaltschaftliche Begleitung sind sie hoffnungslos einer Maschinerie ausgesetzt, die sich über ihnen zusammen zieht. Zwar gibt es bestimmte Verfahrensgarantien, es gibt eine bestimmte Ausgestaltung wie Verfahrenspfleger, wie Betreuer, wie richterliche Anhörungen. Aber das sind alles Dinge, die den Bedürfnissen der Leute nicht gerecht werden und auch keine ausreichenden Garantien darstellen, um am entscheidenden Punkt zu intervenieren.Wähner: Der Betroffene wird bevormundet, von der Klinik, von der Psychiatrie, von der Justiz im Allgemeinen, von dem Richter, von dem Betreuer, von allen Verfahrensbeteiligten. Denn man sagt, weil jemand krank, dement oder auffällig ist, der muss eben befürsorgt werden, er muss beaufsichtigt und kontrolliert werden.<<
"Psychisch krank" bedeutet ja irgendwie, dass es so was geben muss wie "psychisch gesund". Mich würde interessieren, was letzteres sein soll und wie man sich so einen Menschen vorzustellen hat.
Die WHO definiert psychische Gesundheit folgendermaßen: „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungenbewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“.
Mit Realität, denke ich, ist so eine Sache: jeder hat seine, subjektive Realität.
Auszüge von der gleiche Seite: [...]
[...] wenn sie "magische gedanken" haben ('ich darf nicht auf diesen gullydeckel treten sonst passiert was schlimmes') usw.
- Haben wir dieselbe "erste Seite" gelesen? Ich zitier' mal eben kreuz & quer durch's Gemüsebeet:
- Ja witzig: meine auch! Könnte es sein, dass einer von uns beiden eine leicht verzerrte Wahrnehmung hat? Eventuell ... ein klitzekleines bisschen nur ... die Realität ... - ach, vergiss es.
(...) Wer bestimmt dann nach welchen Kriterien und vor allem: mit welcher Legitimation - was jene "Wirklichkeit" ist bzw. ausmacht, auf deren Grundlage dieser diffuse Zustand der "psychischen Gesundheit" stattfindet?Ich denke, bei der konstruktiven Suche nach einer Antwort auf die umrissene Fragestellung kommt man wohl am ehesten mit einer Fokussierung auf subjektiven Leidensdruck weiter, will heißen: psychische "Gesundheit" wäre zuerst einmal ein Zustand, der frei ist von (subjektivem) Leiden, wie das ja auch die von Kallisti gepostete WHO-Definition nahelegt. Dann allerdings wäre es für die Frage gänzlich irrelevant, ob ich etwa Stimmen hörte, die kein anderer hört, oder Männchen auf meiner Heizung sitzen sehe, wo gar keine sind. So lang ich meine "Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande [bin], etwas zu [m]einer Gemeinschaft beizutragen", wäre ich nach dieser Definition als psychisch gesund zu betrachten.Dass die beschriebenen Symptome mit der Zeit & mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem zu einem gewissen Knirschen im psychisch-emotionalen Gebälk führen können/werden, hängt primär mit wachsenden Störungen innerhalb des sozialen Umfeldes zusammen, das in aller Regel zunehmend irritiert auf die Bezugnahme des einzelnen auf Phänomene reagieren wird, die ganz offenkundig nur er wahrnimmt. - Ein Umstand, der wiederum zeigt und deutlich macht, dass der Begriff psychischer Gesundheit/Krankheit viel enger als andere - organische - Krankheitsbilder mit gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen verzahnt ist. Wen diese Problematik näher interessiert, dem sei eine Lektüre von Michel Foucaults "Wahnsinn und Gesellschaft" wärmstens ans Herz gelegt, ich will's jetzt aber nicht noch weiter vertiefen, um nicht gänzlich im off-topic-Bereich zu stranden.
Dann allerdings wäre es für die Frage gänzlich irrelevant, ob ich etwa Stimmen hörte, die kein anderer hört, oder Männchen auf meiner Heizung sitzen sehe, wo gar keine sind. So lang ich meine "Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande [bin], etwas zu [m]einer Gemeinschaft beizutragen", wäre ich nach dieser Definition als psychisch gesund zu betrachten.
Dass die beschriebenen Symptome mit der Zeit & mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem zu einem gewissen Knirschen im psychisch-emotionalen Gebälk führen können/werden, hängt primär mit wachsenden Störungen innerhalb des sozialen Umfeldes zusammen, das in aller Regel zunehmend irritiert auf die Bezugnahme des einzelnen auf Phänomene reagieren wird, die ganz offenkundig nur er wahrnimmt.
Höllers Installation, die auch den Einfluss von Drogen auf die Wahrnehmung thematisiert, bietet einen idealen Kontext, um nach Objektivität und ihren Grundlagen zu fragen. Was bedeutet es, unsere stets "subjektiven" Sinne in Richtung einer "objektiven Wahrnehmung" zu trainieren? Und fördert dieses gezielte Ausschalten der Subjektivität tatsächlich die Erkenntnis der Welt in der erhofften Weise?Begibt man sich auf die Suche nach den Wegen, dieses Ideal der Objektivität tatsächlich zu erreichen, zeigt sich bald, dass es keineswegs einheitliche Vorstellungen gibt. Was Objektivität ist, unterliegt ebenso dem historischen Wandel wie viele andere Prozesse.
[...]Ich denke, bei der konstruktiven Suche nach einer Antwort auf die umrissene Fragestellung kommt man wohl am ehesten mit einer Fokussierung auf subjektiven Leidensdruck weiter, will heißen: psychische "Gesundheit" wäre zuerst einmal ein Zustand, der frei ist von (subjektivem) Leiden, wie das ja auch die von Kallisti gepostete WHO-Definition nahelegt. Dann allerdings wäre es für die Frage gänzlich irrelevant, ob ich etwa Stimmen hörte, die kein anderer hört, oder Männchen auf meiner Heizung sitzen sehe, wo gar keine sind. So lang ich meine "Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande [bin], etwas zu [m]einer Gemeinschaft beizutragen", wäre ich nach dieser Definition als psychisch gesund zu betrachten.
Dass die beschriebenen Symptome mit der Zeit & mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem zu einem gewissen Knirschen im psychisch-emotionalen Gebälk führen können/werden, hängt primär mit wachsenden Störungen innerhalb des sozialen Umfeldes zusammen, das in aller Regel zunehmend irritiert auf die Bezugnahme des einzelnen auf Phänomene reagieren wird, die ganz offenkundig nur er wahrnimmt. - Ein Umstand, der wiederum zeigt und deutlich macht, dass der Begriff psychischer Gesundheit/Krankheit viel enger als andere - organische - Krankheitsbilder mit gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen verzahnt ist. Wen diese Problematik näher interessiert, dem sei eine Lektüre von Michel Foucaults "Wahnsinn und Gesellschaft" wärmstens ans Herz gelegt, ich will's jetzt aber nicht noch weiter vertiefen, um nicht gänzlich im off-topic-Bereich zu stranden.
Die Argumentation des Leidensdrucks ist m.E. hinreichend unspezifisch, um als nutzlos zu gelten. Haben psychisch gesunde Menschen keinen Leidensdruck? Entsteht der Leidensdruck von psychisch nicht gesunden Menschen nicht zu einem nicht geringen Teil aus dem Verhalten der gesunden den nicht gesunden gegenüber?
Da es jedoch offensichtlich ist, dass sich einige Menschen von den anderen deutlich unterscheiden, sei es durch Verhaltsweisen auf dem Autismusspektrum, dissoziatives Verhalten oder was auch immer, könnte eine Unterscheidung eben auch nur in Bezug auf diesen Unterschied erfolgen
(...) die Komplexität so hochzudrehen, dass nur noch eine Seite kapiert, was überhaupt gespielt wird ("if you can't convince them, confuse them!")...
"Neurodiversity is a controversial concept [that] ... regards atypical neurological development as a normal human difference."
Akzeptiert die Gesellschaft die Vielfalt und nutzt ihre Stärken, oder sollte man diese komischen Leute vielleicht doch lieber irgendwie ruhigstellen? Gesellschaften, die auf Konformität abfahren, weil sie autoritäre Strukturen haben, in der nur das Normale und Typische prosperieren soll, sind mit Andersartigen immer anders umgegangen als freie Gesellschaften.
freie Gesellschaften. Und im Wettstreit um den größten Platz in der Geschichte haben letztere oft vorn gelegen.
Es ist vielleicht, mal Fälle schweren Autismus', Schizophrenie o.ä. ausgenommen, in vielen Fällen mehr eine Frage, wie wir unser Miteinander organisieren und wieviel Toleranz gegenüber Andersartigkeit wir zulassen.
In der Tierwelt gibt es zahlreiche Arten, selbst unter Menschenaffen, die ihr Leben außerhalb der Paarungszeit weitgehend als Einzelgänger verbringen. Sie leben vor allem in Regionen, in denen Nahrung nicht üppig vorhanden ist und erst beharrliches Suchen oder Bejagen den Bauch füllt. Intensive soziale Kontakte und damit mehr Individuen pro Gebiet sind dabei eher von Nachteil.
Sowohl einzelgängerische Tiere als auch autistische Menschen, erklärt Reser, zeigen reduzierte Mimik und wenig Emotionen, sie meiden Augenkontakt sowie Geselligkeit und Sozialkontakte und benötigen weder Zuneigung noch Streicheleinheiten.
Der Forscher schließt aus seinen Untersuchungen, dass unterschiedliche Gruppengrößen bei den Frühmenschen in unterschiedlich reichhaltiger Natur im Laufe der Zeit die große Bandbreite sozialer Verhaltensweisen und Fähigkeiten beim Menschen hervorgebracht habe.
- Dazu gibt's 'ne herrliche Geschichte von Roald Dahl: "Der Wunsch" ... - da kann man sehr schön sehen, was genau da so alles Schlimmes passieren kann ...
RD
Zitat von: Kallisti am 01 Februar 2012, 19:28:03RD das heißt R2D2 !!!
Zitat von: Multivac am 01 Februar 2012, 21:12:21Zitat von: Kallisti am 01 Februar 2012, 19:28:03RD das heißt R2D2 !!!Fiepströt?
(...) Hat aber auch niemanden, der einem hilft oder mit einem teilt.Der einem Futter besorgt, wenn man verletzt oder krank ist.An dem man sich im Winter wärmen kann. (...)
Quote Sowohl einzelgängerische Tiere als auch autistische Menschen, erklärt Reser, zeigen reduzierte Mimik und wenig Emotionen, sie meiden Augenkontakt sowie Geselligkeit und Sozialkontakte und benötigen weder Zuneigung noch Streicheleinheiten.