Ich glaube, was mich am meisten an diesem Essay-Kram stört, ist die stillschweigend voraus gesetzte Grundannahme, dass man eine so heterogene Gruppe wie "Menschen männlichen Geschlechts" auf irgend eine Weise so verallgemeinern kann, dass man sinnvolle Ratschläge ohne Ansehen der Person geben könnte. Was für den einen genau richtig ist, kann für den nächsten schon wieder grundfalsch sein. Die unsicheren Indierockjungs und die frustrierten Powerfrauen sind alle komplexe und individuelle Personen, und es ist ziemlich anmassend zu behaupten, die wären alle soundso. Mal davon ab, dass ein weiteres Mal Schwule und Lesben vermutlich ein eigenes, nicht weiter erwähnenswertes Geschlecht bilden in dem Artikel. Und mal davon ab dass es natürlich auch nur eine Form von allgemeingültiger Zweierbeziehung gibt, die von Frauen gewünscht und von Männern gefürchtet wird. gah. ich könnte mich schon wieder aufregen.
Zitat von: banquo am 26 Januar 2012, 17:38:34Ich glaube, was mich am meisten an diesem Essay-Kram stört, ist die stillschweigend voraus gesetzte Grundannahme, dass man eine so heterogene Gruppe wie "Menschen männlichen Geschlechts" auf irgend eine Weise so verallgemeinern kann, dass man sinnvolle Ratschläge ohne Ansehen der Person geben könnte. Was für den einen genau richtig ist, kann für den nächsten schon wieder grundfalsch sein. Die unsicheren Indierockjungs und die frustrierten Powerfrauen sind alle komplexe und individuelle Personen, und es ist ziemlich anmassend zu behaupten, die wären alle soundso. Mal davon ab, dass ein weiteres Mal Schwule und Lesben vermutlich ein eigenes, nicht weiter erwähnenswertes Geschlecht bilden in dem Artikel. Und mal davon ab dass es natürlich auch nur eine Form von allgemeingültiger Zweierbeziehung gibt, die von Frauen gewünscht und von Männern gefürchtet wird. gah. ich könnte mich schon wieder aufregen.Warum denn aufregen?Zeig mir irgend einen Artikel, irgendeines online Portals, der individuell auf jeden eingeht, der es eventuell lesen könnte. Aber es ist doch jemand selbstständig denkendem Menschen selbst überlassen, was er aus so einem Artikel für sich mit nimmt.Und wenn du so dagegen bist, dich mit irgendeiner Rolle auseinander zu setzen, wann warst du das letzte mal im Kleid oder mit Rock bei der Arbeit? Hosen sind ja schließlich nicht der Höhepunkt der Bequemlichkeit. Spielt nicht jeder immer irgendwo eine Rolle?
Zitat von: PlumBum am 26 Januar 2012, 18:58:04Zitat von: banquo am 26 Januar 2012, 17:38:34Ich glaube, was mich am meisten an diesem Essay-Kram stört, ist die stillschweigend voraus gesetzte Grundannahme, dass man eine so heterogene Gruppe wie "Menschen männlichen Geschlechts" auf irgend eine Weise so verallgemeinern kann, dass man sinnvolle Ratschläge ohne Ansehen der Person geben könnte. Was für den einen genau richtig ist, kann für den nächsten schon wieder grundfalsch sein. Die unsicheren Indierockjungs und die frustrierten Powerfrauen sind alle komplexe und individuelle Personen, und es ist ziemlich anmassend zu behaupten, die wären alle soundso. Mal davon ab, dass ein weiteres Mal Schwule und Lesben vermutlich ein eigenes, nicht weiter erwähnenswertes Geschlecht bilden in dem Artikel. Und mal davon ab dass es natürlich auch nur eine Form von allgemeingültiger Zweierbeziehung gibt, die von Frauen gewünscht und von Männern gefürchtet wird. gah. ich könnte mich schon wieder aufregen.Warum denn aufregen?Zeig mir irgend einen Artikel, irgendeines online Portals, der individuell auf jeden eingeht, der es eventuell lesen könnte. Aber es ist doch jemand selbstständig denkendem Menschen selbst überlassen, was er aus so einem Artikel für sich mit nimmt.Und wenn du so dagegen bist, dich mit irgendeiner Rolle auseinander zu setzen, wann warst du das letzte mal im Kleid oder mit Rock bei der Arbeit? Hosen sind ja schließlich nicht der Höhepunkt der Bequemlichkeit. Spielt nicht jeder immer irgendwo eine Rolle?Sicher ist man je nach Situation immer in einer unterschiedlichen Rolle. Das ist aber nicht die Frage, da diese Rollen nie auch nur annähernd durch "Mann sein" (bzw. bei Frauen: "Frau sein") zu erfassen sind. Genau das behaupten aber diese journalistischen Ergüsse, die die "Männer zwischen ca. 25 und 35 von heute" beschreiben wollen. Diese Verallgemeinerung übergeht den Unterschied zwischen den verschiedenen Werten, Lebensentwürfen und Kulturen komplett. Ich frage mich schon, worin zum Beispiel der gemeinsame "Männlichkeitsentwurf" eines Familiengründers in der Vorstadt, eines Nazis im ländlichen Raum, eines materiell orientierten Karrierefuzzis, eines stylischen Schanzenwerbers, eines alternativen Lebenskünstlers, eines Ghettobewohners mit Migrationshintergrund, eines testosterongepumpten Sixpackers, eines Motorradrockers, eines modeaffinen Schwulen aus der Langen Reihe, eines stechschritttanzenden EBM'er auf dem Front-Konzert oder eines Anwärters auf das Priesteramt sein soll. Klar, auch dies sind nur Schubladen und auch innerhalb dieser Stereotype ist die Bandbreite jeweils hoch. Aber über die alle als "Männer von heute" zu schreiben ist doch kompletter Bullshit.
Das moderne Beziehungsideal, die frei gewählte, auf romantischen Gefühlen basierende, aber in der Form reziproke Partnerschaft führt zwei zusammen, die es als »Lebensgefährten« im Wirrwarr der komplexen Welt versuchen wollen. Sowohl die Gleichheit als auch die Ungleichheit der Geschlechter finden in dieser Idee der Liebe ihren Platz, die neuen Eigenschaften wie die alten. Als Partner wissen beide ihre Gefühle zu reflektieren und auf Augenhöhe zu kommunizieren, das Zusammenleben ist ein respektvoller Aushandlungsprozess, und nur der kleine Rest, das eben, was das Geschlechtsneutrale aus dem Team-Gedanken vertreibt, beruht auf Komplementarität. Anziehungskraft kommt erst durch Unterschied. Flirten, Umwerben, Erobern ist nichts für die Metaebene.Doch genau an diesem letzten Punkt ist der junge Mann falsch abgebogen. Er weiß nicht mehr, wann es Zeit ist zu kommen. Statt fordernd zu flirten, gibt er sich als einfühlsamer Freund. Schüchtern in einer Baumwollstrickjacke hinter einer Hornbrille versteckt, steht er in dunklen Großstadtbars und hält sich an einem Bier fest. Als Gefährte ist er vielleicht ein bisschen grüblerisch, aber man kann gut mit ihm reden. Er achtet auf sich, ist höflich, lieb, immer gepflegt und gewaschen, benutzt Parfums und Cremes, macht Diäten und hört wunderbar melancholische Mädchenmusik. Nur wenn der entscheidende move gefragt ist, er sich herüberbeugen und die junge Frau endlich küssen sollte, fängt sein Kopfkino an. Vielleicht möchte die junge Frau gar nicht geküsst werden? Vielleicht würde sie sonst selber den ersten Schritt tun? Vielleicht sollte man die Beziehung lieber doch nicht auf die gefährliche Ebene der Erotik ziehen, sondern platonisch belassen? »Ich gebe zu, dass ich dich mag«, singt es schließlich vom Mixtape, das er seiner Angebeteten aufnimmt, anstatt den ersten Schritt zu wagen. Schön klingt es, ungelenk kommt es an.
Ohne diesen Zeitungsmeinungskram noch mit einem Kommentar aufwerten zu wollen, das hier fand ich doch recht passend, besonders der letzte Satz:http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/frauenversteher-welcher-mann-darf-s-sein-11629573.html'nuff said.
(...)Vielleicht ist es dann für Frau eben auch mal attraktiv einen Mann erobern zu müssen und nicht immer nur den "einfachen Weg" gehen zu können.