Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: wann sterben?  (Gelesen 83414 mal)

Multivac

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #270 am: 11 Oktober 2011, 10:37:16 »

Im Prinzip ist eine Therapie, zumindest wenn der Therapeut ein Guter ist, nichts anderes als eine Massage für die Seele, die psychische Verspannungen löst.
Nicht mehr und nicht weniger.
doch ! natürlich kann und im bedarfsfall soll eine psychotherapie auch mehr sein als nur jemanden zum reden zu haben und psychische verspannungen zu lösen ! es gibt im leben von vielen menschen einschneidende erlebnisse, an die man sich nicht erinnert, weil sie einem unwichtig vorkamen, oder weil man noch kind war, oder weil man eine dissoziative amnesie davon hat, oder die man garnicht als negativ wahrgenommen hat. wie sollen solche menschen herausfinden, was mit ihnen nicht stimmt, wenn sie einfach nur ein bischen reden ? ein psychologe hat eine fundierte ausbildung und im glücksfall noch einen gesunden menschenverstand und interesse an seiner arbeit, dann kann er das ganze leben eines patienten auseinandernehmen und analysieren, bis die verstrickungen der gedanken/erinnerungen/traumata gelöst und in richtige bahnen gelenkt werden können. das ist harte arbeit für psychotherapeut und patient, das ist mehr als nur ein bischen reden.
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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #271 am: 11 Oktober 2011, 10:51:45 »

Ich sage ja auch nicht, dass es "nur ein bisschen reden" ist. Da hast du mich falsch verstanden, Multivac.
Der Punkt ist aber doch, dass es nicht darum geht, mit einer Therapie einem die Freunde wegzunehmen oder sie zu ersetzen, sondern der Therapeut dort ansetzt, wo Freunde nicht hinkommen. Das Ideal ist, dass man den Therapeuten anschließend nicht mehr braucht und das, was vielleicht anschließend noch hochkommen mag (weil erinnert und Blockaden gelöst) man selbst, mithilfe der Freunde, Familie & Co., selbst zu bewältigen in der Lage ist.

Zitat
(...) bis die verstrickungen der gedanken/erinnerungen/traumata gelöst und in richtige bahnen gelenkt werden können

Nichts anderes meinte ich weiter oben mit "Blockaden lösen". :)
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Multivac

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Re: wann sterben?
« Antwort #272 am: 11 Oktober 2011, 11:03:29 »

na vielleicht reden wir von unterschiedlichen dingen. du klingst eher nach ner verhaltenstherapie. ich rede von tiefenpsychologisch fundierter psychoanalyse. das kann kein freund oder familie.
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #273 am: 11 Oktober 2011, 11:13:51 »

na vielleicht reden wir von unterschiedlichen dingen. du klingst eher nach ner verhaltenstherapie. ich rede von tiefenpsychologisch fundierter psychoanalyse. das kann kein freund oder familie.
Tja, aber die tiefenpsychologoische Analyse und die Psychoanalyse sind bei Depressionen eher cotraindiziert, da empfiehlt sich eher eine Verhaltenstherapie, kombiniert mit medikamentöser Behandlung gegen die akuten Symptome afair.
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Multivac

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Re: wann sterben?
« Antwort #274 am: 11 Oktober 2011, 11:25:35 »

ja, stimmt. ich nahm bezug auf die allgemeine aussage von messie.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #275 am: 11 Oktober 2011, 13:07:41 »

Ja Leute - so viel zur grauen Theorie und den Binsenwahrheiten, die wir alle kennen und nachlesen können - wann welche Therapieart angeblich wobei/wogegen am besten "indiziert ist", welche Psychosmarties man wann wie und wie oft und in welchen Farben zu welchen Tageszeiten am besten einwirft, dass eine Therapie "den Leidensdruck" nehmen oder zumindest verringern (können) soll, dass eine Therapie manchmal viele Jahre dauern kann (Analyse) oder auch schon nach drei bis sechs Monaten erste merkliche Veränderungen, "Erfolge" zeigen soll (Verhaltenstherapie) usw. usf.

messie - wie ich schon mehrmals in diesem Forum offenbarte, habe ich drei Mal Therapie hinter mir (in unterschiedlichem Alter jeweils und von unterschiedlicher Dauer - die längste über zwei Jahre - "Gesprächstherapie", davon bei zwei Frauen und einem Mann).

Und nicht eine davon hat mir geholfen, hat etwas in mir, meinem Denken, meinem Leben verändert oder gar verbessert.

Es war im Grunde immer absolut durchschaubar, vorhersehbar, was der Therapeut/die Therapeutin sagen wird bzw. wohin sie/er "will" - es waren einfach die üblichen bekannten Schubladen - und das alleine hat mich schon dermaßen angekotzt ... !

Ähnliches hat eine frühere Freundin von ihrer Therapie berichtet (sie war bei einer Therapeutin).

Allerdings waren meine drei keine tiefenpsychologischen oder psychoanalytischen Therapien.


Und tatsächlich habe ich mit verschiedenen Menschen im Lauf meines Lebens weit bessere Kontakte, Gespräche gehabt, erlebt, die mich zum Nachdenken brachten, die etwas in mir bewegt haben, wo ich mich "erkannt", verstanden fühlte oder eben auch "kritisiert", "angeschoben" ... ... ...

Man sollte vlt. auch unterscheiden, was "vorliegt" - ob es eine Sache eher für psychotherapeutische oder psychiatrische "Hilfe" ist - auch wenn es da Überschneidungen gibt - so gibt es auch Unterschiede - eben: vor allem was den Einsatz (die Notwendigkeit???) von Psychopharmaka angeht.


Ich kann nur von meinen Erfahrungen mit (drei) Psychotherapeuten sprechen - und die sind negativ. Hingegen ist ein alter Freund von mir Psychiater und mit ihm hatte ich schon viele sehr gute, sehr informative ... Gespräche (allerdings: privat - als Freunde, nicht als Patientin und Arzt).

Und wenn ich dann eben "In Treatment" sehe, kann ich mich nur wundern - ob es einen solchen Therapeuten(typ) in Wirklichkeit gibt, geben kann? ?? - Ja, bei "so einem" würd ich es dann tatsächlich auch noch ein Mal versuchen.   :D


Vor allem: grade Gina und Paul - da sieht man, was ich meine, am deutlichsten: sie ist die für mich ganz typische "Psychologin" bzw. Therapeutin (!). - Er dagegen ist mehr "Mensch", Persönlichkeit - viel "echter", lebendiger, ehrlicher, offener - und eben GENAU DADURCH mir so sympathisch - eben auch, wenn er selbst als Therapeut auftritt - er macht ja teilweise auch Sachen, die Therapeuten nicht machen dürfen ("trösten" durch bspw. körperlichen Kontakt - Umarmung, Halt geben: körperlich ...).

Und er hat gerade mit seiner "professionellen" Distanz zu seinen Patienten ja auch immer wieder Probleme und stellt sich selbst als Therapeut und als "Helfender" extrem in Frage ... - also: man muss das einfach sehen, damit man versteht, was ich meine, denke ich.  ;)

Es gibt immer wieder mal auch ein paar etwas langweiligere, klischeehaftere Folgen - aber meistens sind sie absolut sehenswert ... !  :)
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #276 am: 11 Oktober 2011, 14:22:34 »

Sorry für Werbung, aber bin halt echt angetan von der Serie, deshalb bisschen Info (hab ich aber glaub ich an irgendeiner anderen Stelle schon mal eingestellt  8) )

http://de.wikipedia.org/wiki/In_Treatment_%E2%80%93_Der_Therapeut


http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,677505,00.html
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #277 am: 11 Oktober 2011, 15:48:00 »

Kallisti:
jede Therapie, nicht nur physische, auch und gerade psychische, brauchen die Bereitschaft des Patienten, sich therapieren zu lassen. Da Du Dir grundsätzlich von niemanden was sagen läßt, egal wieviel mehr Ahnung die Leute haben als Du, wundert mich nicht, daß Dir keine Therapie helfen konnte.
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Spambot

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Re: wann sterben?
« Antwort #278 am: 11 Oktober 2011, 17:55:04 »

Kallisti:
jede Therapie, nicht nur physische, auch und gerade psychische, brauchen die Bereitschaft des Patienten, sich therapieren zu lassen. Da Du Dir grundsätzlich von niemanden was sagen läßt, egal wieviel mehr Ahnung die Leute haben als Du, wundert mich nicht, daß Dir keine Therapie helfen konnte.

Es gibt auch einen anderen Ansatz, der nur einen minimalen Willen zur Änderung voraussetzt: Motivational Interviewing (Der Wiki Artikel ist leider etwas veraltet). Diese Methode ist zunehmend auch in Deutschland zu finden und wird oft mit kompatiblen konventionellen Therapieformen (z.B. Verhaltenstherapie oder Pharmakotherapie) kombiniert. Funktioniert allerdings nicht bei allen psychischen Störungen und wird vorzugsweise in der psychosozialen Beratung (Ebene unterhalb der Therapie) eingesetzt. Das Ganze basiert auf der Erkenntnis, dass Konfrontation und Expertenrat bei einigen Menschen zu starkem Abwehrverhalten führen. Daher wird komplett auf Konfrontation und Psychoedukation verzichtet. Hier erklärt der Erfinder der Methode, wie es funktioniert.
« Letzte Änderung: 11 Oktober 2011, 20:30:19 von Spambot »
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #279 am: 11 Oktober 2011, 22:56:41 »

Eisbär - wie niedlich ...

Vor allem frage ich mich, woher du weißt, von wem, der mehr Ahnung hat als ich (ja, diese Pauschalisierungen sind auch immer ganz groß), ich mir nichts sagen lasse - kennen wir uns persönlich, Eisbär - da müsste ich aber unter schwerer Amnesie leiden. ^^

Und hier im Forum - ja, wer hat da denn bei welchen Themen genau "mehr Ahnung" als ich und worin zeigt/äußert sich diese bzw. woraus wird das ersichtlich??

Wann immer ich jemanden (oder etwas - eine "Meinung" ... ;) )"widerlegt" habe, lässt man(n) es dann einfach im Sande verlaufen - da kommt dann auch kein Wort des Einsehens oder Zugeständnisses ... - bloß nicht!  ;D


Von Leuten, die "Ahnung haben", lasse ich mir eine Menge sagen - da höre ich auch mit Freuden zu und nehme das gerne auf/an ... (daher ja auch meine Vorliebe für Sendungen wie scobel oder Quarks & Co. oder Report ... - da sind Leute, die haben viiiieeeel "Ahnung" - zu vielen Themen, Lebensbereichen und viiiiieeeeel mehr "Ahnung" als ich - aber ganz zweifellos auch mehr als du, Eisbärchen).

Nur geht es da halt auch immer um Fakten, Forschung(sergebnisse), Erkenntnisse, Fragen ... - und nicht um Meinungen oder bloßen Erfahrungsaustausch. 


Btw - ich hätte erst gar keine Therapie angefangen, wenn ich keine "Bereitschaft" dazu mitgebracht hätte - schon gar nicht drei Mal! Und dann ist es so, dass man sich in einer Gesprächstherapie auch nicht einfach nur "was sagen lassen" soll, muss ..., sondern dass da auch Fragen gestellt werden (sollten - auf die "passende" Weise und die "richtigen" Fragen).


Spambot - auch ganz süß - und so vorhersehbar  8) - dass da wieder was kommt "von oben" -> wie man "Störungen" beheben kann - mit welchen Methoden, Mitteln ...  ;D


Hach ja - nach einer Weile kennt man seine Pappenheimer halt (fast) wie seine Westentasche.  :D


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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #280 am: 11 Oktober 2011, 23:18:31 »

... Und was ich noch loswerden wollte - ich weiß ja auch ganz genau, warum mir dieser "Paul" (aus In Treatment) so sympathisch ist - weil mir immer die Menschen die für mich interessantesten, anziehendsten, liebsten sind, die mit sich selbst ("immer wieder") ringen, die gerade nicht ihrer Selbst absolut sicher und selbstgerecht sind - oder: so tun als seien sie es.  :)

Sondern die, die zweifeln, sich in Frage stellen/hinterfragen, suchen, reflektieren (u.a. und entscheidend über sich selbst), sich selbst "auseinandernehmen", kritisieren, mit sich ins Gericht gehen ... ... ... ! GENAU DIE!  :)
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*Alex*

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Re: wann sterben?
« Antwort #281 am: 12 Oktober 2011, 00:14:52 »

Von Leuten, die "Ahnung haben", lasse ich mir eine Menge sagen - da höre ich auch mit Freuden zu und nehme das gerne auf/an ... (daher ja auch meine Vorliebe für Sendungen wie scobel oder Quarks & Co. oder Report ... - da sind Leute, die haben viiiieeeel "Ahnung" - zu vielen Themen, Lebensbereichen und viiiiieeeeel mehr "Ahnung" als ich - aber ganz zweifellos auch mehr als du, Eisbärchen).

Würde ich so pauschal ehrlich gesagt nicht zustimmen. Manchmal ists doch besser kritisch zu hinterfragen. Gerade bei der von dir genannten Sendung Quarks & Co mögen die Leute viel oberflächliche Ahnungen haben, aber von Fachwissen sind die noch weit entfernt. 
- Hat jetzt nichts mit Psychosen zu tun, aber ich habe da mal eine Sendung gesehen über Knieoperationen und deren Nachbehandlung, welcher Sport am wenigsten belastet und so weiter... Ich hoffe alle die das gesehen haben befolgen den Mist nicht, sonst komme ich mit meiner Arbeit garnicht mehr hinterher.  ;D

Ist auch nichts gegen dich Kalisti, ich hoffe du verstehst das jetzt nicht falsch, aber wenn meine Patienten mir sagen, dass sie dieses und jenes gehört, gelesen oder was auch immer haben, so ist es nicht verkehrt das zu hinterfragen. Schau dir alleine die Apothekenbild oder das Magazin an, k.A. wie das jetzt genau heißt. Ich muss das Monat für Monat lesen um meinen Patienten den größten Stuß der da drin steht wieder auszureden. Ich will nicht sagen, dass alles falsch ist, aber fundiertes fachliches Wissen findest du auch sehr wenig in solchen "Fachblättern" Sie recherchieren gut, keine Frage, aber eben nicht alles was die Medien uns weis machen wollen ist richtig.
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"Ich glaube nicht an Zufälle. Ich glaube vielmehr, das es für alles, was scheinbar zufällig passiert, es einen Plan gibt."

messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #282 am: 12 Oktober 2011, 00:22:56 »

Zitat
Es war im Grunde immer absolut durchschaubar, vorhersehbar, was der Therapeut/die Therapeutin sagen wird bzw. wohin sie/er "will" - es waren einfach die üblichen bekannten Schubladen - und das alleine hat mich schon dermaßen angekotzt ... !

Soso, war es das? Du hattest also mehr Ahnung als der Therapeut, wusstest genauuu worauf der hinauswill, ja?
Fragst du dich immer noch, wen Eisbär gemeint haben könnte, wer da "mehr Ahnung" hat? ;)

Wenn du dich so über den Therapeuten stellst, indem du ihm von vorneherein "Schubladendenken" attestierst, dann ist es doch kein Wunder, dass die Zusammenarbeit schiefgeht. Dass es beim Fragen auch einfach mal um die Reaktion und gar nicht um die konkrete Antwort geht, auf die Idee kamst du natürlich nicht. Wie auch, deine Schublade vom schubladendenkenden Therapeuten war ja schon fertig.

---

Aaaber jetzt mal zu was gaaanz anderem - dem Topic ;)
Gerade vorhin hatte ich mich mit jemandem zum Thema unterhalten: Derjenige hat eine Tochter, die vor gar nicht so langer Zeit einen intensiven Todeswunsch, bedingt durch Liebeskummer, hatte. Das war auch nicht ohne, neben der Emotionalität die da drinsteckte war sie aber auch erschreckend nüchtern und logisch dabei, sie fragte: "Könnt ihr mir versprechen, dass es diesen Schmerz niemals wieder geben wird?", worauf jeder der ehrlich ist mit "nein" antworten muss, woraufhin die Schlussfolgerung "dann macht es keinen Sinn mehr weiterzuleben, weil das schlimmer ist als alles was davor jemals kommen könnte": Zweimal könnte es sie nicht durchmachen, also wäre es besser das Leben zu beenden, denn alles was nach dem Leben kommen könnte, kann nur besser sein als das jetzt.

Was sagt man so einem Mädchen? "Ach, werd älter, dann wirst du sehen dass es nicht ganz so schlimm nächstes Mal ist"? - "Das verwächst sich"? - "Aber erinnere dich doch an das Glück vom Anfang, willst du das auch nicht erleben?"?

Die Frage des "selbstbestimmten Sterbens", so wie von dir gefordert, Kallisti, ist in solch einem Augenblick leider alles andere als irgendein theoretisches, ethisches Konstrukt mehr. Da geht es auf einmal um die eigene Tochter - die genau das einfordert!
Soviel dazu, Kallisti, stell dir das mal bei deinem eigenen Kind vor - ob du dann immer noch genauso drüber denkst? Ich habe Zweifel ...

Ihre Eltern griffen übrigens zu einem sehr riskanten Plan - sie sagten ebenso nüchtern (nachdem sie merkten, dass ihr Entschluss definitiv unverrückbar feststand, es ging nur noch ums Wann und Wie, nicht ums Ob für sie), dass sie mitten im Schuljahr aber eine Menge Probleme hätten wenn sie es sofort tun würde, Schulgeld wäre schon bezahlt, etc. pp. ... also baten sie sie aus dem Grund, doch ein halbes Jahr zu warten, im Sommer könne sie es ja immer noch machen, dann aber hätten sie (die Eltern) keine Probleme mehr.
Tja, es ging gut! Tochter stimmte zu, merkte nach zwei Monaten bereits wie der Schmerz ging und ... nach besagtem halben Jahr war sie schon längst erneut liiert und wollte noch jede Menge vom Leben haben. ;)

Ich sitze hier grade und frage mich, ob ich genauso abgebrüht gewesen wäre, wäre ich der Vater gewesen. Ich kann es wirklich nicht sagen.
Was ich aber jetzt sagen kann ist, dass mir durch diese Geschichte jetzt erstmal bewusst wurde, was für ein theoretisches weltfernes Geblubber dieses Gelabere vom "selbstbestimmten Sterben" Kallistis ist, was mich deswegen just genau in diesem Augenblick hier mächtig annervt.

Wollte es nur mal gesagt haben.  >:(
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #283 am: 12 Oktober 2011, 00:56:30 »

messie

... um die Schublade(n) insbesondere meines letzten Therapeuten näher bestimmen, "öffnen" zu können, müsste ich Genaueres darüber mitteilen (um was es ging, wie ein Gespräch bei bestimmtem Thema bspw. verlief etc.) - was ich nachvollziehbarer Weise hier nicht tun werde (ja, auch meine Offenheit hat dann doch Grenzen).

Man(n) kommt hier auch nicht auf die Idee, dass es einfach auch miserable Therapeuten gibt - wie es in jedem Beruf fehlplazierte Leute gibt, fähige und weniger befähigte ...
Und man(n) kommt auch nicht auf die Idee, dass der absolut entscheidende Aspekt ist, dass/ob es passt zwischen Therapeut und Patient (die viel zitierte "Chemie" stimmt).

Aber genau das ist das überhaupt Ausschlaggebendste (meiner MEINUNG  ;D  ;D  ;D) nach - zweitrangig ist dann (danach, darauf bezogen, damit verglichen) die Art der Therapie!

Und worum geht es bei dieser "Chemie" - es geht um den zwischenmenschlichen Kontakt - um die Art der BEZIEHUNG ! ! ! - Denn am Fachlichen alleine liegt es ja also nicht, das ist nicht das, das allein oder vor allem zum Erfolg führt, sondern: die Beziehung zwischen Patient und Therapeut - diese muss die tragfähige Basis sein, damit Therapie "was bringt", "wirken" kann!


Und dann hat jeder ja auch noch so seine "fachlichen" Vorlieben und Abneigungen ... und dabei kommt es eben auch darauf an, ob das jeweils zu einem Patienten passt oder nicht - was man ja aber nicht gleich feststellt, sondern erst nach einiger Zeit (daher sind die Probesitzungen auch zu wenige).


Was dein Beispiel angeht - zunächst müsste man wissen, wie alt das Mädchen war - denn ja: in der Pubertät ist das Gehirn gravierenden Veränderungen, "Umgestaltungen" "unterworfen" - man kennt daher ja auch pubertäre "Stimmungswechsel" ... ... ...

Dann bin ich mir sicher, dass es nicht ausschließlich um Liebeskummer (?) ging, sondern das Mädchen noch andere "Probleme" hat, die es beschäftigen, bewegen, belasten - und die die Eltern u.U. gar nicht kennen, nichts davon wissen - das wäre übrigens beileibe keine Seltenheit!!!

Und letztlich kann ich dazu aus meiner Sicht, meiner Überzeugung wieder nur sagen:

Wenn ein Mensch wirklich so sicher ist, sterben zu wollen und das auch zu vollziehen beabsichtigt (so, dass es keine "Rettung" mehr gibt), dann wird ein solcher Mensch sehr sehr sehr wahrscheinlich in seinem (späteren) Leben noch öfter an genau diese "Schwelle" kommen ...

Bei dem Mädchen, von dem man hier viel zu wenig weiß, von dem du viel zu wenig erzähltest (weil du es ja offenbar selbst nicht weißt: mehr, Genaueres) - man müsste bedeutend mehr "Hintergrundinfo" zu ihrer Situation, ihrem Leben ... haben, um sich überhaupt ein Bild machen zu können (geschweige denn ein Urteil bilden zu können) - bei ihr kann es sich auch gut um eher diese Art "Hilferuf" gehandelt haben - kann. Aber das weiß man so aus der Ferne natürlich nicht. Dazu müsste man sie erleben, sehen, hören, kennen.

Aber ich wiederhole mich: Die Menschen, die überzeugt (!) davon sind, ihre Existenz definitiv beenden zu "wollen", werden an diesen Punkt sehr wahrscheinlich bzw.: sicher noch öfter kommen - und entweder, sie vollziehen es dann eines Tages eben doch - oder es gibt "Hindernisse", die es ihnen nicht ermöglichen oder durch die sie sich selbst abhalten oder abgehalten werden!

Ich bin mir sicher, dass es etwas mit der Art zu Denken und zu Fühlen zu tun hat - und ja, da kann man mit Psychopillen in einigen (aber nicht allen!!!) Fällen manipulativ (und nicht "regulierend"  >:( ) eingreifen. Das kann man. Aber: man verändert dadurch etwas, man verändert auch ein Stück weit den Menschen selbst, als solchen, seine Persönlichkeit - zu der diese Art zu Denken, zu Fühlen eben gehören - ja, so sehe ich das.

Ich sehe auch Depression nicht ausschließlich oder überwiegend als "Krankheit" - sondern als eine Art zu Empfinden, zu Denken, zu Fühlen, die Welt zu erleben, mit ihr "wechselzuwirken" ... ... ... !
Es ist ein Teil dieses Menschen, dieser Persönlichkeit. Und das steigt eben zuweilen stärker an und kann dann auch wieder abebben - je nach Individuum verhält es sich dabei aber unterschiedlich - und kommt dann auch wieder auf das jeweils Erlebte an (und wie es dann also individuell gesehen, bewertet, empfunden, überdacht ... wird).


Sicher, bei den eigenen Kindern ist es IMMER "schwer", grausam ... ... ..., wenn sie vor einem sterben!
Aber da spielen die Umstände doch eine Rolle, finde ich - es käme bspw. darauf an, ob mein Kind dann auch mit mir offen darüber sprechen, sich mir anvertrauen würde - über seinen Sterbewunsch und über seine Gründe dafür ...

Und bei Eltern kommt dann logischerweise auch immer die Frage "Habe ich etwas falsch gemacht - was habe ich falsch gemacht ...?", die zusätzlich extrem belastet.

Ich finde allerdings, messie - es war schon "Herausforderung" genug, dass ich durch deren Freitod einmal meine langjährige beste Kindheitsfreundin "verloren" habe (als wir beide 17 waren - und uns schon seit wir sechs waren kannten, auch Nachbarinnen waren und in der Grundschule vier Jahre lang nebeneinander saßen und uns auch später durch Umzüge und andere Veränderungen nicht aus den Augen verloren ... .... ... - bis ich dann diese Nachricht erhielt ... und noch dachte, die wollen mich vera... - die erlauben sich einen extrem üblen "Scherz" mit mir - weil ich es einfach nicht glauben konnte, wollte ... ... ...).

Und "das andere Mal" einen Mensch, in den ich sehr verliebt war, dem ich mich sehr verbunden, verwandt ... fühlte ... - und der mich auch noch an seinem letzten Lebenstag sehen wollte, dafür eine andere ihm wichtige Verabredung (mit einem bestimmten Familienmitglied) absagte ... und so weiter  - also nein, irgendwo is auch gut. Ich muss mich auch hier nicht rechtfertigen oder an den Pranger stellen lassen - ob meiner Überzeugung(en) - ich war jedenfalls drei Mal mit Suizid "konfrontiert" - davon zwei Mal wie gesagt sehr "dicht" und sehr "dramatisch" (für mich so).

Und beiden mache ich keinen Vorwurf - beide vermisse ich, bei beiden finde ich es "zu früh" (17 und 21) - beiden hätte ich gerne "mehr gegeben", dafür hätte ich aber auch von beiden doch mehr wissen müssen (was ihre Suizidabsichten und die Hintergründe dafür) anging ... - und ja, da könnte ich auch viel zu meiner "Position" dabei sagen - nein, ich habe keine "Schuldgefühle" im eigentlichen Sinne (mehr), aber Fragen - viele Fragen und auch Selbstkritik, auf jeden Fall. Andererseits: konnte ich einiges nicht wissen, wusste es zum damaligen Zeitpunkt einfach nicht - erfuhr es erst "danach" ... (weil ich dann auch "hinter her" war - weil ich ANTWORTEN brauchte ... also suchte - bei anderen Menschen, Familien ... ... ...).

Wie gesagt - ich hab keinen Bock, mich hier weiter auszuziehen, denn diesmal empfinde ich es tatsächlich mal so. Geht dann auch mir doch mal zu weit.

Aber anders kann man sich da nicht erklären - ohne "persönlich", privat zu werden, ohne ins Detail zu gehen. Denn die ganze Zeit versuchte ich schon, es "allgemein" zu halten, es "neutral" zu erläutern (meine Sicht, meine Überzeugung, meine Wünsche auf das Thema bezogen) - aber es kommt einfach nicht (richtig) an.


Ich will niemanden "mal eben sterben lassen". Aber ich will auch niemanden zum Weiterexistieren zwingen, der eben nicht mehr existieren will und dafür SEINE ganz eigenen Gründe hat und auf diese ein Recht hat - auch wenn niemand anderer sie nachvollziehen kann ! ! !

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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #284 am: 12 Oktober 2011, 02:45:19 »

Nur kurz: Ok, ich sehe ein, dass es nicht nur theoretische Meinung von dir ist, Kallisti, sondern du dich damit -teils erzwungenermaßen- damit auseinandergesetzt hast, es auch musstest. Da war ich dann doch auf dem Holzweg - was ich natürlich auch nicht wissen konnte. Sorry dafür, dass du dann doch so dicht dran warst (und emotional vermutlich noch bist), das wusste ich nicht. :(

Dennoch kann ich nur sagen: Ein "selbstbestimmtes Sterben" zu fordern erscheint mir sehr weit weg, wenn ich eben daran denke, wenn es um die eigenen Kinder oder nächsten Verwandten ginge. Die erfahrene Geschichte hat in mir jedenfalls Eindruck hinterlassen, denn jeder weiß zwar, dass Kinder / Jugendliche (diejenige war übrigens 12, also irgendwas dazwischen) noch so emotional reagieren dass man ihre Urteilskraft noch nicht für vollmündig erklären kann bzw. sollte, aber wenn so ein Wunsch außerordentlich nüchtern an einen herangetragen wird, wie geht man damit um? Ich hätte wirklich keine Ahnung, und mich würde er erheblich schockieren, vielleicht gar lähmen ... ich weiß es nicht, wie ich dann drauf wäre.
Kalt lassen würde es mich jedenfalls nicht. (Tut es ja auch nicht, obwohl hier alles gut ausging)

Über die näheren Umstände weiß ich nichts. Stimmt.
Muss ich aber auch nicht! Denn das Thema hier ist "selbstbestimmtes Sterben", das lag hier vor. Aus welchem Grund (Hilferuf? Etc.) ist dann auch irrelevant! Wieso kratzt es einen warum jemand sterben möchte? Wenn er es möchte und vernünftig dabei klingt, wenn derjenige mit kalter, klarer Logik damit daherkommt, wieso interessiert hier dann noch das Warum?
Entweder man hat Gründe, warum diese Logik Unsinn ist - oder nicht.

Meiner ist: Wenn jemand in einem emotional sehr aufgewühlten Zustand einen Sterbewunsch äußert, dann sollte man so lange warten, bis er nicht mehr in diesem ist. Dies aus Schutz vor dem Menschen selbst, weil derjenige selbst erst dann für sich selbst sicher sein kann, dass der Wunsch auch objektiv Substanz hat.
Wenn der Zustand sich nicht verändert (also die emotionale Aufgewühltheit anhält) ... nun ja ... dazu kann ich momentan nichts weiter antworten. Ich weiß es schlicht nicht, was hier dann das Beste wäre.
Vor allem nicht, weil ich nicht wüsste, ab welchem Zeitpunkt dieser Umstand der Fall wäre: Ab wann kann man davon ausgehen, dass er sich nicht mehr verändert?
In der Psychologie geht man üblicherweise davon aus, dass etwas "chronischen Charakter" hat, also man davon nicht mehr ausgeht dass sich der derzeitige Zustand ändert, wenn es sechs Monate lang anhält.

Ist ein halbes Jahr genug, um es von außen beurteilen zu können, oder auch für sich selbst?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass ich besser niemals vor der Situation stehen möchte, ein Leben beenden zu müssen, ohne sicher zu wissen, ob es auch der dauerhafte (!) Wunsch des Patienten ist.
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