Nur weil ein paar Philosophen zu viel Zeit hatten, darüber nachzudenken, ohne eine psychologische oder psychiatrische Vorbildung zu haben, heißt das nicht, daß ich deren Meinung teilen muß. Meines Erachtens nach hat die Philosophie nach Kant auch nichts vernünftiges mehr Zustande gebracht. Liegt vielleicht daran, daß sie ihr Tätigkeitsbereich durch die anderen Wissenschaften immer mehr zusammenschrumpfte, daß statt herumzuphilosophieren eben mehr empririsch gesammelte Fakten zählten.
Was z.B. die Sache mit dem Unterbewußtsein angeht... schon mal was von Sigmund Freud gehört? Spätestens seit seinem Wirken weiß man, wie wenig das Bewußtsein doch zu melden hat. Aber die Philosophie... die diskutiert einfach erstmal weiter.
Das Unbewusste bei Freud [Bearbeiten]Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, stellte zwei verschiedene und nicht ganz deckungsgleiche Modelle des psychischen Apparats auf: Zuerst das Modell Bewusstes/Vorbewusstes/Unbewusstes (topographisches Modell), später das Modell Ich/Es/Über-Ich (Strukturmodell der Psyche).Bewusstes, Vorbewusstes und Unbewusstes [Bearbeiten]Freud kam auf der Grundlage der Erfahrungen, die er mit seinen Patienten machte, zunächst zu einer quasi räumlichen Unterscheidung dreier psychischer Bereiche der menschlichen Seele: 1. Das Bewusste: Seine verschiedenen Inhalte können nach Belieben in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und beiseite gelegt werden (Vorstellungen, Gedanken und Wahrnehmungen). 2. Das Vorbewusste: Dies sind seelische Inhalte, auf die das Bewusstsein nicht sofort zugreifen kann, die jedoch durch Suchen nach Zusammenhängen auftauchen oder einem „einfallen“ (wie der Name eines länger nicht gesehenen Bekannten, den man auf der Straße trifft). Diese Inhalte sind relativ leicht zugängliche Gedächtnisinhalte. 3. Das Unbewusste: Trotz willentlicher Anstrengung kann ein seelischer Inhalt nicht direkt bewusst gemacht werden; es bedarf hierzu des Handwerkszeugs bestimmter Methoden wie der psychoanalytischen Technik oder auch der, in der Freud'schen Psychoanalyse jedoch nicht mehr praktizierten, Hypnose. Nach Freud ist das Unbewusste des erwachsenen Menschen ein System, das vor allem aus verdrängten oder abgewehrten Bewusstseinsinhalten besteht. Das Unbewusste beinhaltet insbesondere die Triebe bzw. genauer deren psychische Vorstellungsrepräsentationen („Triebrepräsentanzen“). Diese unterliegen, so Freud, einer „Urverdrängung“, sind aber dennoch, auch ohne bewusstes Wissen der Individuen, handlungswirksam, indem sie sich dem Bewusstsein (Ich) in den Träumen symbolisch mitteilen und im Alltag u.a. durch die sog. Freud'schen Fehlleistungen durchzusetzen versuchen.
Das Bewußtsein ist eigentlich nur dazu da, die Entscheidungen des Unterbewußtseins zu rechtfertigen.
Nochmal: es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, warum sich ein gesunder Mensch selbst töten sollte. Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter: Es gibt keinerlei vernünftigen Grund, überhaupt einen Menschen zu töten, als nicht nur sich selbst, sondern auch andere.
Und gerade heute braucht es Philosophie, Philosophen
Zitat von: Kallisti am 27 August 2011, 15:05:34Und gerade heute braucht es Philosophie, PhilosophenJa, in der Samstagsausgabe vom Abendblatt sind immer zig Stellenanzeigen "Philosophen gesucht"
ZitatZum nicht heimisch werden...das kenne ich auch. Aber halt echt nur phasenweise, wo ich denke, du und die Welt, dat wird nix mehr. Ich denke wirklich, wenn der Wunsch nach dem Tod darauf basiert, ist das nicht (unbedingt) pathologisch. Und wenn das die Grundlage, der Grundgedanke von einem Leben ist, kann ich den Sterbewunsch nachvollziehen.(Ansichtssache)Das hat man wohl mal zeitweise und es vergeht wieder, dann ist alles ok. Aber wenn dieses Gefühl, dieser Zustand halt dauerhaft besteht und nicht wieder verschwindet, dann führt das zu all diesen Gedanken, Empfindungen, Eindrücken, Erlebnissen, Erfahrungen: die ich oben in zahlreichen Textauszügen, Gedichten etc. wiedergegeben habe.
Zum nicht heimisch werden...das kenne ich auch. Aber halt echt nur phasenweise, wo ich denke, du und die Welt, dat wird nix mehr. Ich denke wirklich, wenn der Wunsch nach dem Tod darauf basiert, ist das nicht (unbedingt) pathologisch. Und wenn das die Grundlage, der Grundgedanke von einem Leben ist, kann ich den Sterbewunsch nachvollziehen.
Grundsätzlich habe ich ein Problem mit meiner "Identität" - das hatte ich an anderen Stellen schon mehrmals angesprochen. Also mit einer gewissen (nicht vorhandenen bzw. <-so empfundenen) "Ich-Kontinuität". Was anderes fällt mir grad nicht ein, um es zu beschreiben.
Tja...selbst wenn ich mir mal theoretisch vorstelle, Selbstmord zu begehen, fühle ich mich in dem Moment meinen Liebsten sehr nahe und stelle mir vor, dass ich sie hier zurücklasse, nie wieder sehe....das ist furchtbar, grauenvoll. Selbst wenn es nach dem Tod keine Rolle mehr spielt, daran kann ich aber jetzt nicht denken. Ich verstehe nicht, wie man das so rational sehen kann, sozusagen eine Bilanz zieht...
Was mir noch durch den Kopf geht...angenommen es gäbe diese Gesellschaft, in der Suizid möglich ist, suizidale Personen nicht unter allen Umständen stigmatisiert und pathologisiert werden. Wenn man damit aufwächst und Suizid ein Bestandteil des Lebens ist, wäre es wahrscheinlich auch nicht so traumatisierend und verstörend für die Angehörigen. Einen großen Anteil daran haben meiner Meinung nach die Schuldzuweisungen, die auch durch die Gesellschaft gegeben sind.
Quote from: Kallisti on 26 August 2011, 12:13:25 Grundsätzlich habe ich ein Problem mit meiner "Identität" - das hatte ich an anderen Stellen schon mehrmals angesprochen. Also mit einer gewissen (nicht vorhandenen bzw. <-so empfundenen) "Ich-Kontinuität". Was anderes fällt mir grad nicht ein, um es zu beschreiben.Was meinst du in dem Zusammenhang mit "Ich-Kontinuität"? Das ist mir nicht so klar...
Du ziehst aber in Deiner "Argumentation derartig viele Fehlschlüsse bzw. läßt soviele wesentliche Dinge aus, daß es schon echt dämlich wird.
Wenn jemand im Alter von 50 Jahren, körperlich gesund, zu dem Schluß kommt, daß sein Leben keinen Sinn mehr macht und er deswegen nicht mehr weiterleben will, ist er entweder depressiv oder zu dämlich, um eigene Entscheidungen zu treffen. Denn üblicherweise hat er dann noch ca. 30 Jahre vor sich, die er überhaupt nicht überschauen kann, was für ein Sinn, was für positives etc. da noch vor ihm liegt.
Davon ab empfinde ich Deine Argumentation eine absolute Respektlosigkeit gegenüber allen, die wirklich den Tod vor Augen haben aufgrund unheilbarer Leiden, die trotzdem um jeden Tag kämpfen, um ihren Leben einen Sinn zu geben.
Kallisti, wenn Philosophen wirklich so denken würden wie Du, könnte man die Philosophie wirklich getrost zu Grabe tragen und ich würde es nicht bedauern.
Das Leben ist zu kurz, um in diesen Threads zu posten.
Boah, ist jetzt bald mal gut? Wie wäre es, wenn ihr beide einfach mal einen Moment innehaltet und vielleicht einen netten Waldspaziergang macht? Mal davon ab, dass auch dieses Thema wieder mit "es kommt darauf an" umfassend abgeschlossen werden kann: mir gehen sowohl diese aggressive Art als auch die Überanzahl von Ausrufe/Fragezeichen gerade kräftigst auf die Nerven. Rest des Postings präventiv-lösch-editiert. Das Leben ist zu kurz, um in diesen Threads zu posten.
Ich persönlich kann den Gedanken nicht nachvollziehen, daß ein körperlich und psychisch gesunder Mensch einen ausgeprägten Todeswunsch hat. Dennoch akzeptiere ich es, daß ein anderer Mensch da anderer Ansicht ist.(snip)Ich möchte, daß man meine Meinung als solche akzeptiert, deswegen akzeptiere ich auch, daß andere Menschen eben anderer Meinung sind. Auch wenn ich diese nicht nachvollziehen kann.Und damit bin ich raus aus dem Thema...
Naja, ein Identitätsgefühl vielleicht. - Einen "roten Faden", eine "Schnur", die alle Erlebnisse und alle Gefühle des "Ich" verbindet und zusammenhält. Mir kommt es eher vor, als sei "ich" immer verschiedene Leute gewesen, auch, als hätte ich manches vlt. gar nicht wirklich erlebt, sondern mir nur "eingebildet" - naja, ich weiß schon, dass ich es erlebt habe - habe ja Erinnerungen, gibt auch Fotos oder Briefe aus den Zeiten ... - aber letztlich ist es doch überwiegend oder manches auch nur in meinem Kopf (meiner Erinnerung) - daher sind mir ja die "alten Leute" (siehe Facebook-thread) auch so wichtig - weil sie mir durchaus bestätigen könn(t)en, dass es "mich" damals "so und so" gab, dass ich "so und so" war, dass dies und jenes war, man es erlebte ... - dass es also nicht bloß meine Einbildung oder mein "Hirngespinst" ist.Nee, ich bin nich "persönlichkeitsgespalten". Es gab einfach diverse Wechsel, Änderungen, Umbrüche ... und jedes Mal waren auch die zum entsprechenden Zeitabschnitt/Lebensabschnitt (??) zugehörigen/beteiligten Leute dann "weg". Also es fehlt an einer Kontinuität - normalerweise ist das ja oft doch Familie - Eltern, Geschwister - die im Grunde ja "von Anfang an" miterlebten (wie man war, wie man aufwuchs, wie man sich entwickelte, veränderte, was man erlebte ...), dabei waren und normalerweise auch "da" bleiben/sind (jedenfalls noch eine Zeit lang, wenn man bereits erwachsen bzw. volljährig oder "älter" ist). Klar wissen die Eltern/Herkunfts-Familie nicht alles - aber so den grobe Rahmen - sie können es zumindest doch zeitweise "beobachten", wenn sie auch nicht an allem selber teilgenommen haben ... - sie sind halt "im Hintergrund" - eine Art "Basisstation". Auch, wenn es eine räumlich entfernte ist.Also jedenfalls habe ich das Gefühl, dass ich irgendwie immer jemand anderes war/bin - so die Jahre hindurch. Nicht jeden Tag oder Monat oder Jahr - aber immer phasenweise - so rückblickend.Was mich dann zu der Frage führt, wer ich eigentlich "wirklich" bin, was mich "ausmacht", welches "mein roter Faden" ist, worin der besteht bzw. ob es den überhaupt gibt. Und: wie ich all diese Erlebnisse, Erinnerungen unter einen Hut unter ein "Ich-Dach" bringen kann - die lassen sich nämlich irgendwie nicht "vereinbaren", vereinigen, zusammenbringen. Jo, klingt nach therapiebedürftig - keine Sorge: hab ich dreimal versucht, ohne Erfolg.
Jemand, der körperlich und geistig gesund ist, hat keinen Todeswunsch. Und glücklicherweise sehen das Psychologen und Psychiater genauso. Was irgendwelche Literaten mit zuviel Phantasie darüber schrieben, geht mir am Arsch vorbei, es geht Dir doch um die Realität, nicht um Phantasiewelten. Logisch ist ein Todeswunsch nur, wenn man in Kürze eh unter Qualen stirbt.Jemand, der noch Jahre oder Jahrzehnte vor sich hat und zu sterben wünscht, weil es ihm just in diesem Moment nicht gut geht, hat einen Knall. Denn er hat keine Ahnung, wie es ihm morgen geht, wie es ihm in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt geht.Er weiß nicht, ob er morgen verhindert, daß ein Kind, vom Bus überfahren wird, ob er selber vom von einem Bus überfahren wird oder ob er in 10 Jahren Busfahrer ist.Eben weil wir die Zukunft nicht kennen und nicht kennen können, ist die Entscheidung zur Selbsttötung aufgrund der aktuellen und vergangenen Situation niemals vernünftig. Und jemand der nicht in der Lage ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen und deswegen zur Gefahr für sich selbst wird, muß behandelt werden.