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Autor Thema: wann sterben?  (Gelesen 89032 mal)

Kallisti

  • Gast
Re: wann sterben?
« Antwort #195 am: 27 August 2011, 15:05:34 »

Zitat
Nur weil ein paar Philosophen zu viel Zeit hatten, darüber nachzudenken, ohne eine psychologische oder psychiatrische Vorbildung zu haben, heißt das nicht, daß ich deren Meinung teilen muß. Meines Erachtens nach hat die Philosophie nach Kant auch nichts vernünftiges mehr Zustande gebracht. Liegt vielleicht daran, daß sie ihr Tätigkeitsbereich durch die anderen Wissenschaften immer mehr zusammenschrumpfte, daß statt herumzuphilosophieren eben mehr empririsch gesammelte Fakten zählten.

 :o

Eisbär - ok, dann wundert mich auch gar nix mehr!  ^^


Es zeigt nur wieder ein Mal mehr, wie wenig Ahnung die Leute von (akademischer) Philosophie haben. - Wir hatten das vor Jahren schon mal in einem thread mit dem Titel "Wozu Geisteswissenschaften" oder so ähnlich (nee, ich such den jetzt nicht raus, vlt. wann anders).

Und gerade heute braucht es Philosophie, Philosophen - insbesondere, weil die Einzelwissenschaften ("Naturwissenschaften") nicht immer und alleine zurande kommen mit ihren Forschungsergebnissen - es geht da bspw. um Begrifflichkeiten, um genaue Definitionen - und dazu braucht es nicht in erster Linie Linguisten, sondern Sprachphilosophie.

Dann auch, was Ethik anbelangt - ich weiß nicht, wie oft ich schon schrieb, dass Ethik ein Teilbereich (wissenschaftlicher) Philosophie ist - genau wie:

Ontologie, Ästhetik, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, Logik, Sprachphilosophie, Politische Philosophie und Metaphysik. Kann sein, dass ich was vergessen hab.

Also ohne Philosophie geht es gar nicht - nach wie vor nicht!

Bitte einfach mal hier informieren:

http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie

Zukünftig am Besten, bevor man irgendwelchen Unsinn vom Stapel lässt - mit dem man nur eines deutlich beweist: dass man keine Ahnung hat (von Philosophie z.B.).


Zitat
Was z.B. die Sache mit dem Unterbewußtsein angeht... schon mal was von Sigmund Freud gehört? Spätestens seit seinem Wirken weiß man, wie wenig das Bewußtsein doch zu melden hat. Aber die Philosophie... die diskutiert einfach erstmal weiter.

Eisbär - du merkst auch nicht, wenn du in deine eigenen Fettnäpfchen trittst ...   ::)  EBEN: genau bei Freud ist die Rede: nicht vom "Unterbewusstsein", sondern - wie ich bereits schrieb - vom Bewussten, Unbewussten und Vorbewussten.
Guckst du einfach auch mal bei wiki:

Zitat
Das Unbewusste bei Freud [Bearbeiten]

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, stellte zwei verschiedene und nicht ganz deckungsgleiche Modelle des psychischen Apparats auf: Zuerst das Modell Bewusstes/Vorbewusstes/Unbewusstes (topographisches Modell), später das Modell Ich/Es/Über-Ich (Strukturmodell der Psyche).
Bewusstes, Vorbewusstes und Unbewusstes [Bearbeiten]

Freud kam auf der Grundlage der Erfahrungen, die er mit seinen Patienten machte, zunächst zu einer quasi räumlichen Unterscheidung dreier psychischer Bereiche der menschlichen Seele:

   1. Das Bewusste: Seine verschiedenen Inhalte können nach Belieben in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und beiseite gelegt werden (Vorstellungen, Gedanken und Wahrnehmungen).
   2. Das Vorbewusste: Dies sind seelische Inhalte, auf die das Bewusstsein nicht sofort zugreifen kann, die jedoch durch Suchen nach Zusammenhängen auftauchen oder einem „einfallen“ (wie der Name eines länger nicht gesehenen Bekannten, den man auf der Straße trifft). Diese Inhalte sind relativ leicht zugängliche Gedächtnisinhalte.
   3. Das Unbewusste: Trotz willentlicher Anstrengung kann ein seelischer Inhalt nicht direkt bewusst gemacht werden; es bedarf hierzu des Handwerkszeugs bestimmter Methoden wie der psychoanalytischen Technik oder auch der, in der Freud'schen Psychoanalyse jedoch nicht mehr praktizierten, Hypnose. Nach Freud ist das Unbewusste des erwachsenen Menschen ein System, das vor allem aus verdrängten oder abgewehrten Bewusstseinsinhalten besteht. Das Unbewusste beinhaltet insbesondere die Triebe bzw. genauer deren psychische Vorstellungsrepräsentationen („Triebrepräsentanzen“). Diese unterliegen, so Freud, einer „Urverdrängung“, sind aber dennoch, auch ohne bewusstes Wissen der Individuen, handlungswirksam, indem sie sich dem Bewusstsein (Ich) in den Träumen symbolisch mitteilen und im Alltag u.a. durch die sog. Freud'schen Fehlleistungen durchzusetzen versuchen.





http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Unbewusste


Papa Freud hat heute allerdings auch nicht mehr (nur) das letzte Wort.

Und bitte zeige mir doch mal eine seriöse Quelle, der sich entnehmen ließe, dass "das Bewusstsein" nur noch wenig "zu melden hat" bzw. dass:

Zitat
Das Bewußtsein ist eigentlich nur dazu da, die Entscheidungen des Unterbewußtseins zu rechtfertigen.

(Eisbär)

... das ist einfach eine sehr gewagte (und falsche) Schlussfolgerung deinerseits - die so kein seriöser "Wissenschaftler" äußern würde - aus guten Gründen.


Zitat
Nochmal: es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, warum sich ein gesunder Mensch selbst töten sollte. Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter: Es gibt keinerlei vernünftigen Grund, überhaupt einen Menschen zu töten, als nicht nur sich selbst, sondern auch andere.
(Eisbär)


Alle Gründe, die ein Suizident anführt, entspringen nicht einem Trieb, sondern seinem Verstand, seiner Vernunft! Nur mit seiner Ratio kann er etwas begründen!

Und dann: Es ist absolut vollständig an der Sache vorbei, den Suizid mit Mord bzw. Tötung anderer in einem Atemzug zu nennen - da das Eine mit dem Anderen absolut gar nichts zu tun hat.

Wie ich oben schon schrieb: Ich habe - meiner Auffassung nach - das Recht, über mein Leben und meinen Körper selbst zu bestimmen - wer sonst außer mir dürfte je dieses Recht haben ? ! ? ? ?

Wenn ich dieses Recht aber habe, steht es mir daraus folgend auch zu, über meinen Körper und mein Leben so zu verfügen, wie ich es für richtig, angemessen halte - so lange ich damit anderen nicht gravierend wissentlich bzw. absichtlich Schaden zufüge (der sich ggf. vermeiden ließe, wenn ich mich anders verhielte: ohne mich dabei selbst dann zu schädigen, mir zu schaden) oder ihre Rechte verletze oder ihnen ihre Freiheit beschneide.

Das alles tut der Suizident nicht!

Sehr wohl aber der Mörder!

Schon deshalb sind Suizid und Mord nicht im Geringsten einander "ähnlich" oder vergleichbar.

An keiner Stelle habe ich für Mord gesprochen - niemals!  Wohl aber für den Suizid.


Aber klar - jemand, der Philosophie (heute und "alles nach Kant") für überflüssig und "unvernünftig" hält ---- mit so jemandem ernsthaft zu diskutieren ist in der Tat ein sinnloses Unterfangen.

Es gibt einfach Leute, die sind nicht in der Lage, ihren Horizont zu erweitern - entweder, weil sie es nicht wollen (sondern lieber selbstgerecht, selbstgefällig an ihren Vorurteilen und ihrem Un-/Halbwissen/Scheinwissen festhalten wollen - weil das bequemer ist) oder weil sie es nicht können.

Bei beiden hat Diskussion keinen Zweck - führt nirgendwohin.



Julya

... es geht eben gerade nicht (nur, auch, aber nicht nur) ums "Fühlen", sondern ums Denken! (Was den Freitod - auch den eigenen - betrifft.)   ;)


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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #196 am: 27 August 2011, 20:02:47 »

Und gerade heute braucht es Philosophie, Philosophen
Ja, in der Samstagsausgabe vom Abendblatt sind immer zig Stellenanzeigen "Philosophen gesucht" ::)
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #197 am: 27 August 2011, 23:28:42 »

Und gerade heute braucht es Philosophie, Philosophen
Ja, in der Samstagsausgabe vom Abendblatt sind immer zig Stellenanzeigen "Philosophen gesucht" ::)

Hilfe - ich kann nich mehr ....   :D   :o    :-\


Eisbär - ich hoffe, dass es ein Scherz sein sollte - aber der is auch sowas von miserabel, dass ich gar nich weiß, ob ich das noch lustich finden soll oder ob doch eher "Mitgefühl" angebracht is ... 
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Re: wann sterben?
« Antwort #198 am: 28 August 2011, 11:38:59 »

Zitat
Zum nicht heimisch werden...das kenne ich auch. Aber halt echt nur phasenweise, wo ich denke, du und die Welt, dat wird nix mehr. ;) Ich denke wirklich, wenn der Wunsch nach dem Tod darauf basiert, ist das nicht (unbedingt) pathologisch. Und wenn das die Grundlage, der Grundgedanke von einem Leben ist, kann ich den Sterbewunsch nachvollziehen.

(Ansichtssache)


Das hat man wohl mal zeitweise und es vergeht wieder, dann ist alles ok. Aber wenn dieses Gefühl, dieser Zustand halt dauerhaft besteht und nicht wieder verschwindet, dann führt das zu all diesen Gedanken, Empfindungen, Eindrücken, Erlebnissen, Erfahrungen: die ich oben in zahlreichen Textauszügen, Gedichten etc. wiedergegeben habe.  ;)

Tja...selbst wenn ich mir mal theoretisch vorstelle, Selbstmord zu begehen, fühle ich mich in dem Moment meinen Liebsten sehr nahe und stelle mir vor, dass ich sie hier zurücklasse, nie wieder sehe....das ist furchtbar, grauenvoll. Selbst wenn es nach dem Tod keine Rolle mehr spielt, daran kann ich aber jetzt nicht denken. Ich verstehe nicht, wie man das so rational sehen kann, sozusagen eine Bilanz zieht...

Grundsätzlich habe ich ein Problem mit meiner "Identität" - das hatte ich an anderen Stellen schon mehrmals angesprochen. Also mit einer gewissen (nicht vorhandenen bzw. <-so empfundenen) "Ich-Kontinuität". Was anderes fällt mir grad nicht ein, um es zu beschreiben.

Was meinst du in dem Zusammenhang mit "Ich-Kontinuität"? Das ist mir nicht so klar...


Was mir noch durch den Kopf geht...angenommen es gäbe diese Gesellschaft, in der Suizid möglich ist, suizidale Personen nicht unter allen Umständen stigmatisiert und pathologisiert werden. Wenn man damit aufwächst und Suizid ein Bestandteil des Lebens ist, wäre es wahrscheinlich auch nicht so traumatisierend und verstörend für die Angehörigen. Einen großen Anteil daran haben meiner Meinung nach die Schuldzuweisungen, die auch durch die Gesellschaft gegeben sind.
Obwohl das mit Kindern auch wieder was anderes ist, wenn sie ohne einen Elternteil aufwachsen müssen...


Und gerade heute braucht es Philosophie, Philosophen
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??
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #199 am: 28 August 2011, 13:21:03 »

Zitat
Tja...selbst wenn ich mir mal theoretisch vorstelle, Selbstmord zu begehen, fühle ich mich in dem Moment meinen Liebsten sehr nahe und stelle mir vor, dass ich sie hier zurücklasse, nie wieder sehe....das ist furchtbar, grauenvoll. Selbst wenn es nach dem Tod keine Rolle mehr spielt, daran kann ich aber jetzt nicht denken. Ich verstehe nicht, wie man das so rational sehen kann, sozusagen eine Bilanz zieht...

Ansichtssache

... man kann erst "gehen", wenn man das alles hinter sich lassen kann. Und dass das ja vielen Menschen nicht leicht fällt, schrieb ich ja schon ein paar mal. Es fällt auch dem Suizidenten nicht leicht, alles - ALLES - aufzugeben, "abzugeben", hinter sich zu lassen, LOSZULASSEN - für immer - bzw.: alles (gibt es dann): nie wieder. - Ich hatte das vorne schon mal ausführlicher dargestellt, deshalb hier jetzt nur so kurz.

Viele ringen da lange mit sich - deshalb versuchen einige eben auch, möglichst vieles vorher noch "ins Reine zu bringen".

Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem die (Lebens-) Last, die (innere) Not so groß ist - größer als der Lebenstrieb - und der Sterbewunsch stärker (geworden) ist als alles andere, das einem etwas bedeutet(e), das einen "im Leben gehalten hat" (also auch: Verantwortungsgefühle, Beziehungen, Bezüge, Ziele, Wünsche ...) und man dann gehen muss, gehen will, weil einem alles andere (also: weiterexistieren) unerträglich und/oder armselig, inkonsequent, feige (für/vor einem selbst) sein würde.

Das kann und wird kein Mensch verstehen, der nicht selbst schon mal - wirklich/"echt" (nicht nur "in der Vorstellung") - an genau diesem "Punkt" war, an genau diesem Abgrund gestanden hat.

( ... Und jedes Mal, wenn man von da doch noch, doch wieder zurückging, zurückkehrte, jedes Mal, wenn man nicht "gesprungen" ist, sondern sich weiter in der Pflicht des Lebens zu stehen fühlte/meinte ... - ist es ein fauler Kompromiss - und je mehr solche Kompromisse sich häufen, desto mehr verliert man die Achtung vor sich selbst ...)


Zitat
Was mir noch durch den Kopf geht...angenommen es gäbe diese Gesellschaft, in der Suizid möglich ist, suizidale Personen nicht unter allen Umständen stigmatisiert und pathologisiert werden. Wenn man damit aufwächst und Suizid ein Bestandteil des Lebens ist, wäre es wahrscheinlich auch nicht so traumatisierend und verstörend für die Angehörigen. Einen großen Anteil daran haben meiner Meinung nach die Schuldzuweisungen, die auch durch die Gesellschaft gegeben sind.

(Ansichtssache)


Danke für diesen schönen Gedanken! Ja, in alten Kulturen wurde das ja auch so ähnlich gehandhabt (bei den Inuit z.B., glaube ich?).

Eben, der Suizident gilt in unserer Gesellschaft immer noch als armer Schlucker, als feige, als schwach, als egoistisch, als krank, als "Selbstmörder". Und genau deshalb gilt der Freitod noch immer als "Schmach" ... als "unantständig", als verachtenswürdig oder als bemitleidenswert ...

Keine Spur von Respekt, von Toleranz, von Akzeptanz.


Zitat
Quote from: Kallisti on 26 August 2011, 12:13:25

    Grundsätzlich habe ich ein Problem mit meiner "Identität" - das hatte ich an anderen Stellen schon mehrmals angesprochen. Also mit einer gewissen (nicht vorhandenen bzw. <-so empfundenen) "Ich-Kontinuität". Was anderes fällt mir grad nicht ein, um es zu beschreiben.


Was meinst du in dem Zusammenhang mit "Ich-Kontinuität"? Das ist mir nicht so klar...
(Ansichtssache)


Naja, ein Identitätsgefühl vielleicht. - Einen "roten Faden", eine "Schnur", die alle Erlebnisse und alle Gefühle des "Ich" verbindet und zusammenhält.

Mir kommt es eher vor, als sei "ich" immer verschiedene Leute gewesen, auch, als hätte ich manches vlt. gar nicht wirklich erlebt, sondern mir nur "eingebildet" - naja, ich weiß schon, dass ich es erlebt habe - habe ja Erinnerungen, gibt auch Fotos oder Briefe aus den Zeiten ... - aber letztlich ist es doch überwiegend oder manches auch nur in meinem Kopf (meiner Erinnerung) - daher sind mir ja die "alten Leute" (siehe Facebook-thread) auch so wichtig - weil sie mir durchaus bestätigen könn(t)en, dass es "mich" damals "so und so" gab, dass ich "so und so" war, dass dies und jenes war, man es erlebte ... - dass es also nicht bloß meine Einbildung oder mein "Hirngespinst" ist.

Nee, ich bin nich "persönlichkeitsgespalten".
Es gab einfach diverse Wechsel, Änderungen, Umbrüche ... und jedes Mal waren auch die zum entsprechenden Zeitabschnitt/Lebensabschnitt (??) zugehörigen/beteiligten Leute dann "weg".

Also es fehlt an einer Kontinuität - normalerweise ist das ja oft doch Familie - Eltern, Geschwister - die im Grunde ja "von Anfang an" miterlebten (wie man war, wie man aufwuchs, wie man sich entwickelte, veränderte, was man erlebte ...), dabei waren und normalerweise auch "da" bleiben/sind (jedenfalls noch eine Zeit lang, wenn man bereits erwachsen bzw. volljährig oder "älter" ist).

Klar wissen die Eltern/Herkunfts-Familie nicht alles - aber so den grobe Rahmen - sie können es zumindest doch zeitweise "beobachten", wenn sie auch nicht an allem selber teilgenommen haben ... - sie sind halt "im Hintergrund" - eine Art "Basisstation". Auch, wenn es eine räumlich entfernte ist.


Also jedenfalls habe ich das Gefühl, dass ich irgendwie immer jemand anderes war/bin - so die Jahre hindurch. Nicht jeden Tag oder Monat oder Jahr - aber immer phasenweise - so rückblickend.

Was mich dann zu der Frage führt, wer ich eigentlich "wirklich" bin, was mich "ausmacht", welches "mein roter Faden" ist, worin der besteht bzw. ob es den überhaupt gibt.
Und: wie ich all diese Erlebnisse, Erinnerungen unter einen Hut unter ein "Ich-Dach" bringen kann - die lassen sich nämlich irgendwie nicht "vereinbaren", vereinigen, zusammenbringen.


Jo, klingt nach therapiebedürftig - keine Sorge: hab ich dreimal versucht, ohne Erfolg. 
« Letzte Änderung: 28 August 2011, 13:24:07 von Kallisti »
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #200 am: 28 August 2011, 16:03:20 »

Doch, Kallisti. Ich meine das völlig ernst. Jemand muß Dich mal auf den Boden der Realität zurückholen.

Gerade Philosophen versuchen doch Anhänger der Logik zu sein, Du ziehst aber in Deiner "Argumentation derartig viele Fehlschlüsse bzw. läßt soviele wesentliche Dinge aus, daß es schon echt dämlich wird.

Wenn jemand im Alter von 50 Jahren, körperlich gesund, zu dem Schluß kommt, daß sein Leben keinen Sinn mehr macht und er deswegen nicht mehr weiterleben will, ist er entweder depressiv oder zu dämlich, um eigene Entscheidungen zu treffen.  Denn üblicherweise hat er dann noch ca. 30 Jahre vor sich, die er überhaupt nicht überschauen kann, was für ein Sinn, was für positives etc. da noch vor ihm liegt.

Davon ab empfinde ich Deine Argumentation eine absolute Respektlosigkeit gegenüber allen, die wirklich den Tod vor Augen haben aufgrund unheilbarer Leiden, die trotzdem um jeden Tag kämpfen, um ihren Leben einen Sinn zu geben.
Mögen das prominente Autoren wie Terry Pratchett sein, der Alzheimer in einem Frühstadium hat und trotzdem weiter schreibt oder mein Vater, der mit seiner Lungenfibrose nur noch ein paar Wochen hnat und versucht, noch möglichst viel mit meiner Mutter und unserer Familie zu unternehmen.

Kallisti, wenn Philosophen wirklich so denken würden wie Du, könnte man die Philosophie wirklich getrost zu Grabe tragen und ich würde es nicht bedauern.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #201 am: 28 August 2011, 16:32:39 »

Eisbär

1. bezeichne ich mich nicht als "Philosophin". Ich habe eine Zeit lang Philosophie (Uni Hamburg) studiert, war aber bereits davor und bin auch danach an Philosophie interessiert.

2. Philosophen versuchen nicht "Anhänger der Logik" zu sein - Logik ist ein Teilgebiet wissenschaftlicher Philosophie - hat dort ihren Platz und auch ihren Ursprung.

3.
Zitat
Du ziehst aber in Deiner "Argumentation derartig viele Fehlschlüsse bzw. läßt soviele wesentliche Dinge aus, daß es schon echt dämlich wird.
(Eisbär)

statt dich immer herauszuwinden, wäre es angemessen, du würdest dich mal genau auf meine einzelnen Argumente beziehen, auf diese antworten, eingehen oder sie - mit Gegenargumenten (nicht mit Meinungen) widerlegen.

Darauf kann ich aber wahrscheinlich warten bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Welche meiner Argumente beinhalten aus welchen Gründen "Fehlschlüsse" ? ? ?

Und welche "wesentlichen Dinge" lasse ich aus ? ? ?


Mit diesem pauschalen Blabla kommen wir nicht weiter - das hat auch mit Diskussion nichts zu tun. Du müsstest dir schon die Mühe machen, statt mich nur zu "kritisieren" oder dumm anzumachen, Argumente bzw. Gegenargumente (zu meinen einzelnen Argumenten) anzuführen. Das hast du hier bisher kein einziges Mal getan.
Du verurteilst nur pauschal, was ich schrieb, versuchst, es abzuwerten, als "dämlich" ... hinzustellen. Ohne auf die einzelnen Argumente, Aussagen inhaltlich einzugehen, dich darauf zu beziehen - mit Gegenargumenten.

Zitat
Wenn jemand im Alter von 50 Jahren, körperlich gesund, zu dem Schluß kommt, daß sein Leben keinen Sinn mehr macht und er deswegen nicht mehr weiterleben will, ist er entweder depressiv oder zu dämlich, um eigene Entscheidungen zu treffen.  Denn üblicherweise hat er dann noch ca. 30 Jahre vor sich, die er überhaupt nicht überschauen kann, was für ein Sinn, was für positives etc. da noch vor ihm liegt.
(Eisbär)

Du bist einfach ein so unsensibler Klotz (ja, ich darf jetzt auch mal austeilen!), dass du offensichtlich nicht ansatzweise nachvollziehen kannst, warum es für einen Suizidenten keine Zukunft mehr gibt, geben kann. Du kannst einfach nicht nachvollziehen - nicht mal "theoretisch" - dass jemand aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen, seines bisherigen Lebens (!) keine (eigene) Zukunft mehr will ... !
Du hast offenbar nicht einen Satz aus Camus´ und/oder Amérys Feder verstanden - nicht einen.

Da ist nichts zu machen. Nur: du kannst nicht deine Sicht, deinen Lebenstrieb/-willen/-wunsch anderen Menschen aufzwingen - Menschen, die sich suizidieren wollen - und das dürfen sollten (human, selbstbestimmt, ohne Gewalt, ohne Schmerz, nicht heimlich usw.). Mit welchem Recht könntest du ihnen das aufzwingen (weiter existieren zu müssen, zu sollen) und sie andernfalls verurteilen (wenn sie das nicht tun/wollen) ? ? ?
Mit welcher moralischen Rechtfertigung, Begründung, Eisbär ? ? ?


Zitat
Davon ab empfinde ich Deine Argumentation eine absolute Respektlosigkeit gegenüber allen, die wirklich den Tod vor Augen haben aufgrund unheilbarer Leiden, die trotzdem um jeden Tag kämpfen, um ihren Leben einen Sinn zu geben.
(Eisbär)

So - und jetzt machst du mal nen Punkt und kommst mal wieder runter von deiner künstlichen Aufgeregtheit und Anmaßung!

Inwiefern soll meine Argumentation "respektlos" Sterbenden oder Totkranken gegenüber sein? Was daran ist weshalb respektlos?? Welche meiner Sätze, Argumente, Aussagen sind aus welchen Gründen respektlos?

Ja, es ist angemessen und respektvoll, wenn man genau so antwortet: wenn man Gründe angibt und Belege für seine (beleidigenden) Behauptungen - statt nur leere Behauptungen und Vorwürfe in den Raum zu stellen. Das ist nicht schwer, nicht wahr - das kann jeder mal eben schnell! Keine Kunst.


Ich kann absolut nicht den geringsten Zusammenhang sehen zwischen Respektlosigkeit Kranken (kranken Sterbenden) gegenüber und Menschen, die sich (aufgrund ihrer eigenen Not ...) suizidieren (wollen). 

Inwiefern sind Suizidenten anderen Sterbenden gegenüber "respektlos" ? ? ?



Zitat
Kallisti, wenn Philosophen wirklich so denken würden wie Du, könnte man die Philosophie wirklich getrost zu Grabe tragen und ich würde es nicht bedauern.

Eisbär - dass du null Ahnung von Philosophie (und Philosophen) hast, hast du doch mittlerweile zur Genüge bewiesen. Lass es gut sein - du blamierst dich nur unglaublich. Ehrlich.

Insbesondere, da du über etwas (Philosophie) zu urteilen, es abzuurteilen dir herausnimmst, das du offenkundig GAR NICHT kennst, womit du dich überhaupt nicht auseinandersetzt, beschäftigst, wovon du keine Kenntnis hast. - Das ist doch bloß arm für dich/von dir. - Merkst du auch das nicht (mal) ? 







« Letzte Änderung: 28 August 2011, 16:35:53 von Kallisti »
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Re: wann sterben?
« Antwort #202 am: 28 August 2011, 16:48:48 »

Boah, ist jetzt bald mal gut?

Wie wäre es, wenn ihr beide einfach mal einen Moment innehaltet und vielleicht einen netten Waldspaziergang macht? Mal davon ab, dass auch dieses Thema wieder mit "es kommt darauf an" umfassend abgeschlossen werden kann: mir gehen sowohl diese aggressive Art als auch die Überanzahl von Ausrufe/Fragezeichen gerade kräftigst auf die Nerven.

Rest des Postings präventiv-lösch-editiert. Das Leben ist zu kurz, um in diesen Threads zu posten.
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Re: wann sterben?
« Antwort #203 am: 28 August 2011, 16:54:06 »

Das Leben ist zu kurz, um in diesen Threads zu posten.

Dann lass es!

Boah, ist jetzt bald mal gut?

Wie wäre es, wenn ihr beide einfach mal einen Moment innehaltet und vielleicht einen netten Waldspaziergang macht? Mal davon ab, dass auch dieses Thema wieder mit "es kommt darauf an" umfassend abgeschlossen werden kann: mir gehen sowohl diese aggressive Art als auch die Überanzahl von Ausrufe/Fragezeichen gerade kräftigst auf die Nerven.

Rest des Postings präventiv-lösch-editiert. Das Leben ist zu kurz, um in diesen Threads zu posten.

Leute, die nur meckern und inhaltlich nichts beizutragen haben, gehen mir nämlich auf den Sack! Und zwar "kräftigst"  - nicht nur "gerade".
« Letzte Änderung: 28 August 2011, 16:55:43 von Kallisti »
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Re: wann sterben?
« Antwort #204 am: 28 August 2011, 17:20:07 »

Ich finde es schade, daß sich Menschen hier so angreifen (und nein, ich möchte jetzt keine Namen nennen und mit dem Finger auf Menschen zeigen).

Ich persönlich kann den Gedanken nicht nachvollziehen, daß ein körperlich und psychisch gesunder Mensch einen ausgeprägten Todeswunsch hat. Dennoch akzeptiere ich es, daß ein anderer Mensch da anderer Ansicht ist.

Meine Ansicht zu diesem Thema wurde durch Suizide geprägt, denen eine psychische Erkrankung zugrunde lag, und durch Gespräche mit Menschen, die Selbstmordgedanken zwar hatten, sie aber nicht umgesetzt haben. Eine persönliche und "eingeschränkte" Sicht also. Und schließlich mein persönliches Gefühl, daß ich mir nicht vorstellen kann, meinem eigenen Leben selbst ein Ende zu setzen.

Das ist aber nur meine MEINUNG dazu, da ich kein abgeschlossenes Psychologiestudium habe und mich auch sonst nicht so mit dem Thema auseinandergesetzt habe, daß ich denke, da mit wirklich fachlichem WISSEN aufwarten zu können. Ich möchte, daß man meine Meinung als solche akzeptiert, deswegen akzeptiere ich auch, daß andere Menschen eben anderer Meinung sind. Auch wenn ich diese nicht nachvollziehen kann.

Und damit bin ich raus aus dem Thema...
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Re: wann sterben?
« Antwort #205 am: 28 August 2011, 18:06:29 »

Kallisti: Ich kann durchaus Améry und Camus lesen und es trotzdem für Blödsinn halten. Und letztlich sind Deine "Argumente" genauso nur Meinungen, auch wenn irgendwelche prominenten Spinner dieselbe hatten. Also komm mal von Deinem Roß runter oder zieh Deinen "logischen" Schloß und spring von einer Brücke!

Jemand, der körperlich und geistig gesund ist, hat keinen Todeswunsch. Und glücklicherweise sehen das Psychologen und Psychiater genauso. Was irgendwelche Literaten mit zuviel Phantasie darüber schrieben, geht mir am Arsch vorbei, es geht Dir doch um die Realität, nicht um Phantasiewelten. Logisch ist ein Todeswunsch nur, wenn man in Kürze eh unter Qualen stirbt.
Jemand, der noch Jahre oder Jahrzehnte vor sich hat und zu sterben wünscht, weil es ihm just in diesem Moment nicht gut geht, hat einen Knall. Denn er hat keine Ahnung, wie es ihm morgen geht, wie es ihm in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt geht.
Er weiß nicht, ob er morgen verhindert, daß ein Kind, vom Bus überfahren wird, ob er selber vom von einem Bus überfahren wird oder ob er in 10 Jahren Busfahrer ist.
Eben weil wir die Zukunft nicht kennen und nicht kennen können, ist die Entscheidung zur Selbsttötung aufgrund der aktuellen und vergangenen Situation niemals vernünftig. Und jemand der nicht in der Lage ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen und deswegen zur Gefahr für sich selbst wird, muß behandelt werden.


Wenn Du das nicht verstehst, muß ich leider an Deiner Geistesleistung zweifeln.
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Re: wann sterben?
« Antwort #206 am: 28 August 2011, 18:22:18 »

Ich persönlich kann den Gedanken nicht nachvollziehen, daß ein körperlich und psychisch gesunder Mensch einen ausgeprägten Todeswunsch hat. Dennoch akzeptiere ich es, daß ein anderer Mensch da anderer Ansicht ist.
(snip)
Ich möchte, daß man meine Meinung als solche akzeptiert, deswegen akzeptiere ich auch, daß andere Menschen eben anderer Meinung sind. Auch wenn ich diese nicht nachvollziehen kann.

Und damit bin ich raus aus dem Thema...

Ich glaub, das unterschreib ich jetzt mal so. Und damit ist eigentlich auch alles gesagt. *find*
Ihr könnt euch aber gerne noch ein paar Seiten gegenseitig beschimpfen, wenn euch das Spaß macht.
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Re: wann sterben?
« Antwort #207 am: 28 August 2011, 23:26:14 »

Naja, ein Identitätsgefühl vielleicht. - Einen "roten Faden", eine "Schnur", die alle Erlebnisse und alle Gefühle des "Ich" verbindet und zusammenhält.

Mir kommt es eher vor, als sei "ich" immer verschiedene Leute gewesen, auch, als hätte ich manches vlt. gar nicht wirklich erlebt, sondern mir nur "eingebildet" - naja, ich weiß schon, dass ich es erlebt habe - habe ja Erinnerungen, gibt auch Fotos oder Briefe aus den Zeiten ... - aber letztlich ist es doch überwiegend oder manches auch nur in meinem Kopf (meiner Erinnerung) - daher sind mir ja die "alten Leute" (siehe Facebook-thread) auch so wichtig - weil sie mir durchaus bestätigen könn(t)en, dass es "mich" damals "so und so" gab, dass ich "so und so" war, dass dies und jenes war, man es erlebte ... - dass es also nicht bloß meine Einbildung oder mein "Hirngespinst" ist.

Nee, ich bin nich "persönlichkeitsgespalten".
Es gab einfach diverse Wechsel, Änderungen, Umbrüche ... und jedes Mal waren auch die zum entsprechenden Zeitabschnitt/Lebensabschnitt (??) zugehörigen/beteiligten Leute dann "weg".

Also es fehlt an einer Kontinuität - normalerweise ist das ja oft doch Familie - Eltern, Geschwister - die im Grunde ja "von Anfang an" miterlebten (wie man war, wie man aufwuchs, wie man sich entwickelte, veränderte, was man erlebte ...), dabei waren und normalerweise auch "da" bleiben/sind (jedenfalls noch eine Zeit lang, wenn man bereits erwachsen bzw. volljährig oder "älter" ist).

Klar wissen die Eltern/Herkunfts-Familie nicht alles - aber so den grobe Rahmen - sie können es zumindest doch zeitweise "beobachten", wenn sie auch nicht an allem selber teilgenommen haben ... - sie sind halt "im Hintergrund" - eine Art "Basisstation". Auch, wenn es eine räumlich entfernte ist.


Also jedenfalls habe ich das Gefühl, dass ich irgendwie immer jemand anderes war/bin - so die Jahre hindurch. Nicht jeden Tag oder Monat oder Jahr - aber immer phasenweise - so rückblickend.

Was mich dann zu der Frage führt, wer ich eigentlich "wirklich" bin, was mich "ausmacht", welches "mein roter Faden" ist, worin der besteht bzw. ob es den überhaupt gibt.
Und: wie ich all diese Erlebnisse, Erinnerungen unter einen Hut unter ein "Ich-Dach" bringen kann - die lassen sich nämlich irgendwie nicht "vereinbaren", vereinigen, zusammenbringen.


Jo, klingt nach therapiebedürftig - keine Sorge: hab ich dreimal versucht, ohne Erfolg.


Naja - das Identität wandelbar ist, ist zu einem Teil normal. Vor allem in der heutigen Gesellschaft, in der es so viele Freiheiten und kaum noch festgelegte Identitäten gibt, die man übernehmen kann. Und da die Identität auch von außen mitbestimmt wird, finde ich es nicht so verwunderlich, dass mit den "Umbrüchen" auch Freunde und Bekannte wechseln. Es gibt viele Situationen, nach/in denen man sich neu erfindet oder einen Wandel vollzieht, neue Werte und Normen für sich selber festlegt.

Wenn ich Fotos von vor 10 Jahren anschaue, denke ich auch, das ist ein anderer Mensch. Auch innerlich. Gut, bei mir mag es am Alter liegen, mit 15 war ich noch nicht wirklich erwachsen. ;) Aber von dem einstigen Kind ist da auch nicht mehr viel übrig.
Vielleicht bist du ein sehr vielseitiger und wandelbarer Mensch, an dieser Tatsache ist zumindest nichts Schlechtes. Und das, was du gerade empfindest und denkst, macht dich ja (auch) aus.
« Letzte Änderung: 28 August 2011, 23:38:49 von Ansichtssache »
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Sapor Vitae

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Re: wann sterben?
« Antwort #208 am: 29 August 2011, 12:01:10 »



Jemand, der körperlich und geistig gesund ist, hat keinen Todeswunsch. Und glücklicherweise sehen das Psychologen und Psychiater genauso. Was irgendwelche Literaten mit zuviel Phantasie darüber schrieben, geht mir am Arsch vorbei, es geht Dir doch um die Realität, nicht um Phantasiewelten. Logisch ist ein Todeswunsch nur, wenn man in Kürze eh unter Qualen stirbt.
Jemand, der noch Jahre oder Jahrzehnte vor sich hat und zu sterben wünscht, weil es ihm just in diesem Moment nicht gut geht, hat einen Knall. Denn er hat keine Ahnung, wie es ihm morgen geht, wie es ihm in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt geht.
Er weiß nicht, ob er morgen verhindert, daß ein Kind, vom Bus überfahren wird, ob er selber vom von einem Bus überfahren wird oder ob er in 10 Jahren Busfahrer ist.
Eben weil wir die Zukunft nicht kennen und nicht kennen können, ist die Entscheidung zur Selbsttötung aufgrund der aktuellen und vergangenen Situation niemals vernünftig. Und jemand der nicht in der Lage ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen und deswegen zur Gefahr für sich selbst wird, muß behandelt werden.
Fallschirmspringen ist für mich auch absolut unvernünftig, aber deswegen würde ich jemandem, der das machen will, bestimmt nicht therapieren wollen. Vernunft unterliegt meiner Meinung nach ebenso wie die Moral dem Zeitgeist. Nicht jeder bewertet automatisch gleich, was vernünftig und was nicht ist und über die Zeit gesehen ändert sich das bestimmt auch. Abgesehen davon wird längst nicht alles im Leben von der Vernunft diktiert, sollte es meiner Meinung auch nicht, was spricht dann dagegen, dass man es im Hinblick auf den Tod anders handhaben müsste?

Über das hätte, wäre, könnte zu spekulieren, wenn jemand nicht mehr da ist, ist doch reichlich sinnlos. Vielleicht hätte er das Kind gerettet, vielleicht wäre er aber auch zum Attentäter geworden oder einfach am nächsten Tag überfahren worden oder hätte im Alter eine furchtbare Krankheit bekommen und sich dann - vermutlich mit deinem Einverständnis - Sterbehilfe gewünscht.

Ich bin an sich auch der Meinung, dass wir einen (Über-)lebenswillen haben. Anders wäre es wohl auch nicht erklärbar, wie manche Menschen unglaublich widrige Lebensumstände überstehen können und wollen. Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die nicht mehr leben wollen. Nicht nur körperlich kranke Menschen. Ein Beispiel: Jemand, der anders denkt, anders fühlt als seine Zeitgenossen, vielleicht seiner Zeit voraus ist, sein Leben lang gegen Windmühlen gekämpft hat ohne Erfolg. Muss der weiterleben, obwohl er die Hoffnung aufgegeben hat, dass sich zu seinen Lebzeiten etwas ändert? Wenn das Leben nur noch ein Kampf ist? Hat er nicht das recht zu entscheiden, dass er genug gekämpft hat? Genug gelitten?
Gehst du davon aus, Eisbär, dass im Gegensatz zu den körperlichen Leiden, die geistigen / seelischen Probleme alle einfach behoben werden können? Vielleicht tut es eben auch da eine Pille nicht?

Ich plädiere hier nicht für den Freitod um jeden Preis, zumal er die Angehörigen, wenn sie komplett im Dunkeln gelassen werden, vor eine unglaublich schwierige Situation stellt und ich selber auch nicht wüsste, wie ich so etwas verarbeiten würde, ob ich es überhaupt könnte. Ich glaube auch, dass es durchaus "Selbstmordkandidaten" gibt, denen geholfen werden kann, in ein gutes Leben zurückzufinden. Aber den Freitod gab es und wird es geben und da ist es doch durchaus gerechtfertigt, sich etwas differenzierter damit auseinanderzusetzen und eben auch andere Meinungen anzuerkennen.
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Es ist nicht notwendig, verrückt zu sein,
aber es hilft.

Multivac

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Re: wann sterben?
« Antwort #209 am: 29 August 2011, 12:56:23 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 11:27:59 von Multivac »
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