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Autor Thema: Liebe?  (Gelesen 86642 mal)

Kallisti

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Liebe?
« am: 21 August 2010, 23:02:13 »

Wir hatten "das mit der Liebe" sicher schon mehrmals als Thema im Forum. Es ist ja auch eine ausgetretene, abgelatschte, durchgenudelte, abgegriffene ... - man möchte fast sagen: verstaubte (altbackene?! ;) ) Banalität.

Dennoch ist Liebe das wohl doch gerade nicht - oder soll es zumindest nicht sein, weil Mensch will, dass Liebe etwas Besonderes ist.


Also zum Punkt: Ich möchte wissen, was/wie "Liebe" für euch ist - eure Definition von Liebe. ?


So ganz einfach lässt sich das wahrscheinlich nicht sagen. Gilt "die" Liebe ja auch als ein Mysterium. ? Und auch ein sogen. Abstraktum. Aber ist Liebe wirklich (nur) (so) abstrakt?

Lässt sich Liebe nur durch eine Aufzählung von anderen Begriffen erklären - als Summe dieser anderen Zustände, Verhältnisse, Gefühle?
So in etwa: Liebe beinhaltet (auch) Sympathie, Hingezogensein, Wertschätzung (von jemandem), Respekt, Akzeptanz, Toleranz, Humor, Verständnis, Verantwortung, Fürsorge bzw. Fürsorglichkeit, Zuwendung usw. - das ließe sich noch ziemlich lange so fortsetzen.

Und wie verhält es sich mit den unterschiedlichen "Arten" (??) von Liebe - Liebe zwischen Erwachsenen/Partner, Elternliebe, kindliche Liebe, Tierliebe, Naturliebe ... - was ist diesen verschiedenen Weisen/Arten zu lieben evtl. doch gemein/was haben diese Arten der Liebe gemeinsam?

Oder lässt sich Liebe eher durch Negation definieren - was sie also alles nicht ist oder nicht sein soll(te)?

Oder aber nur durch den Konjunktiv - was Liebe sein kann bzw. sein könnte?

Ist Liebe ("nur") ein Gefühl bzw. ein Zustand?

Was meinen Menschen genau, wenn sie zu jemand anderem sagen "Ich liebe dich"? - Beinhaltet dieser Satz nicht vielleicht auch ein Versprechen? Soll es (dieser Satz) nicht etwas "Verbindliches", zumindest aber Dauerndes, Verlässliches und nicht Beliebiges ausdrücken?


Ja, jetzt soll ich bestimmt wieder mit gutem und persönlichem Beispiel vorangehen ;) - aber wie soll ich, wenn es um eine (allgemeine/objektive - jajaja -wie immer!) Definition eines Begriffes geht, persönlich werden?

Eine sichere, unumstößliche Definition habe ich leider selber (noch?) nicht. Eine Idee, eine Vorstellung vielleicht. Wie so oft findet man diese schon anhand meiner obigen Fragen ein wenig (etwas verschüttet vielleicht).


Was ich aber habe, ist eine Motivation, einen Grund, zu fragen: Einfach, weil immer wieder überall davon die Rede ist - von Liebe. Weil so viele Menschen so oft und oft auch so leichtfertig diesen Satz (Ich liebe dich) über die Lippen bringen - und sich dabei offenbar doch so wenig fragen, so wenig (selbst) sicher sind, was genau er eigentlich bedeutet, aussagt, beinhaltet - was sie eigentlich damit meinen oder sagen wollen!

Das ist es, das mich - so oft - stört - dass man etwas sagt, über das man sich selbst nicht im Klaren ist - dass es so "selbstverständlich" ist, dabei aber doch so ungenau, undeutlich - eben: undefiniert.


Vielleicht sollte man noch anmerken, dass Liebe nicht zu allen Zeiten gleich verstanden wurde. Bei meiner Frage interessiert mich natürlich das heutige Verständnis von Liebe - von dieser "romantischen" Liebe, wie es sie eben noch nicht allzu lange gibt. Oder ist unser aktuelles Verständnis von Liebe gar kein romantisches mehr?!

Jedenfalls bin ich der Meinung, man sollte, bevor (!) man jemdandem diesen viel zitierten Satz sagt, doch erst einmal selbst genau wissen, was man da sagt, was man damit meint - was man selbst unter Liebe(n) eigentlich versteht! ??




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PlayingTheAngel

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Re: Liebe?
« Antwort #1 am: 22 August 2010, 02:38:58 »

Liebe ist das warme Gefühl im Herzen, wenn man an eine schöne oder lustige Situation, die man mit einem lieb gewonnen Menschen erlebt hat zurück denkt, oder an eine liebenswerte Eigenheit eines solchen Menschen denkt.

Liebe ist die Sicherheit die Einen im Leben vor dem Absturz in schwierigen Lebenslagen bewahrt, die Garantie für Hoffnung, daß es weiter geht. Liebe ist eine warme Decke in einer Welt in der manchmal ein eisiger Wind bläst.

Liebe ist das schöne Gefühl daß Jemand an Einen denkt.

Und vieles mehr :)

Warum so viele Menschen leichtfertig Ich liebe sich sagen ? Wahrscheinlich weil sie den Unterschied zwischen verknallt sein und wirklich verliebt sein nicht kennen, nicht selbst reflektiert genug sind, oder ihre Gefühle einfach nicht einordnen können.
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messie

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Re: Liebe?
« Antwort #2 am: 22 August 2010, 02:58:48 »

Ich habe mir mal einen Satz einer Zitatesammlung (das Zitat stammt von Unbekannt) gemerkt:

"Lieben heißt, nicht mehr zu vergleichen."

Was konkret bedeutet: Sobald du den Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, nicht mehr auch nur mit irgendwem vergleichst, auch nicht mit deinen vorigen Partnern, sondern ihn einfach so magst wie er ist, dann ist es Liebe. Also eine körperliche (!) Hingezogenheit zu einem Menschen in seiner Einzigartigkeit, und nicht in seinem "der hat die und die Eigenschaft, die ich an dem anderen auch so sehr mochte".

Weiterhin gibt's bei mir die Satzanfänge, die den Gegensatz zwischen Verliebtsein und Liebe für mich sehr schön klärten:

"Verliebt sein heißt jemanden zu begehren, weil."
"Lieben heißt jemanden zu begehren, trotzdem."

Mit "trotzdem" ist gemeint: Trotz der Fehler, die man alle entdeckt hat an dem anderen, nachdem die Verliebtheitsphase vorbei ist. Also nach der Erkenntnis (die zweifellos bitter ist!), dass man nicht den perfekten Menschen vor sich hat, sondern einen verdammt unperfekten - und man spürt, dass man ihn trotz allem weiterhin begehrt und mit im Idealfall den Rest seines Lebens (bzw. so lange der eigene Zukunftshorizont reicht) verbringen möchte.
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Kallisti

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Re: Liebe?
« Antwort #3 am: 22 August 2010, 09:24:48 »

@PlayingThe Angel und messie


... naja, dass (erwachsene) Menschen zwischen Verliebtsein und Liebe unterscheiden (können), habe ich mal stillschweigend vorausgesetzt/unterstellt! Das versteht sich doch eigentlich von selbst oder? - Ich unterscheide auch noch zwischen Verknalltsein, Verliebtsein und Schwärmen.


Klar, Liebe ist ... (lol) wenn man ohne Wenn und Aber zu jemandem "Ja" sagt - wenn man ihn auch mit seinen Schwächen annimmt (aber nicht unbedingt gerader wegen oder trotz dieser - das sehe ich anders). Aber erklärt das alleine (auch wenn das schon "viel ist") wirklich Liebe (allumfassend, vollständig)?

Und ist Liebe wirklich (so) bedingungslos? Das denke ich ganz und gar nicht! Die einzige Liebe, die bedingungslos sein sollte und im besten Fall auch ist, ist doch im Grunde die Elternliebe (die Liebe von Eltern zu ihren/für ihre Kinder).


Liebe hat nach meiner Auffassung vor allem aber doch mit Geben zu tun, damit, dass man jemandem gerne, aus einem Gefühl der Zuneigung, aus einem "Antrieb" heraus etwas gibt (damit ist logischerweise nicht nur oder überwiegend Materielles gemeint, klar). Dass man sich freut, wenn der andere Mensch sich freut, dass man (mit-) leidet, wenn der andere (geliebte?) Mensch leidet, es ihm schlecht geht, dass man dann auch das Bedürfnis hat, das Leid von ihm abzuwenden und es auch schon vorsorglich von ihm fernzuhalten, dass man seine Bedürfnisse nicht über, auch nicht unter, sondern "neben" die des Anderen stellt, dass man versucht, offen für den Anderen zu sein, zu bleiben - ihn nicht (irgendwann) aburteilt, in Schubladen packt - glaubt, alles über ihn zu wissen, ihn so "auswendig" zu kennen, dass keine Überraschungen mehr möglich sind bzw. man denkt, man könne den Anderen komplett einschätzen...

usw.

... aber eben: das sind alles doch nur Aufzählungen, einzelne Aspekte - die so für sich nicht "ausreichen", um von Liebe zu sprechen - oder? Oder ist es eben doch (nur) die Summe all dessen?

Oder liegt das (Definitions-) Problem einfach doch darin, dass man so hohe Ansprüche (und Erwartungen) an "die" Liebe hat - dass sie einfach so mystifiziert wird? !?

Und: Ist das Gegenteil von Liebe denn Hass - oder Gleichgültigkeit? Oder etwas ganz anderes? - Und warum lässt sich bspw. Hass so viel leichter definieren als Liebe (eben, weil Hass nicht mit hohen Erwartungen beladen und nicht mystifiziert ist/wird?)?


Und wie verhält es sich mit Freundschaft und Liebe - ist nicht die Basis jeder Liebe (auch) Freundschaft? !? - Dazu müsste man Freundschaft vlt. erst wieder definieren. ;)



Zitat
Sobald du den Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst, nicht mehr auch nur mit irgendwem vergleichst, auch nicht mit deinen vorigen Partnern, sondern ihn einfach so magst wie er ist, dann ist es Liebe. Also eine körperliche (!) Hingezogenheit zu einem Menschen in seiner Einzigartigkeit, und nicht in seinem "der hat die und die Eigenschaft, die ich an dem anderen auch so sehr mochte".
(messie)

Das verstehe ich nicht - wieso ist das, was du in diesem (dem ersten) Satz beschreibst, ausgerechnet eine körperliche Hingezogenheit??
« Letzte Änderung: 22 August 2010, 09:31:08 von Kallisti »
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messie

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Re: Liebe?
« Antwort #4 am: 22 August 2010, 10:48:37 »

Körperliche Hingezogenheit im Sinne von Begehren. Ohne körperliches Begehren ist es keine Liebe, sondern höchstens eine intensive Freundschaft, die da entsteht oder entstanden ist.
Ich rede da von der Liebe zwischen zwei Liebespartnern und nicht von der Liebe zwischen Eltern/Kindern, das ist 'was Anderes, aber da halte ich mich 'raus, weil ich kein Papa bin. ;)

Zitat von: Kallisti
... naja, dass (erwachsene) Menschen zwischen Verliebtsein und Liebe unterscheiden (können), habe ich mal stillschweigend vorausgesetzt/unterstellt!

Oh, täusche dich da mal nicht. Da die Grenzen zwischen beidem sehr fließend sind, will ich nicht beurteilen müssen, ob ein Pärchen noch in der Verliebtheitsphase ist oder schon weiter oder gar keins von beidem mehr da ist ...

Was ist die Basis einer Liebe? Ich sage es ganz kurz: Vertrauen, Respekt und Gemeinsamkeiten.

Wie wichtig alles drei ist, merkt man, wenn eines davon fehlt:
Ist Misstrauen geboren worden, dann ist das meist der Anfang vom Ende einer Beziehung.
Ist der Respekt voreinander nicht (mehr) da, dann lässt sich eine ebenso selten retten.
Und wenn keinerlei Gemeinsamkeiten herrschen, wenn man wirklich nichts außer der Liebe gemeinsam hat, dann habe ich es noch nie erlebt, dass sich eine Beziehung längerfristig hielt. Der Lebensrhythmus lässt sich so einfach nicht auf Dauer aufeinander abstimmen.
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Re: Liebe?
« Antwort #5 am: 22 August 2010, 13:17:02 »

messie

... Verliebtsein und Lieben unterscheide ich auch nicht hinsichtlich der Qualität (der Gefühle oder Zustände), sondern hinsichtlich der Art.

Verliebtsein ist nicht zwangsläufig zugleich auch Liebe (nach meinem Verständnis), aber Liebe, selbst langjährige!, schließt Verliebtsein eben keineswegs aus. Wobei das Verliebtsein kein lange andauernder und kein kontinuierlicher Zustand bzw. kein solches Gefühl ist, sondern ein zeitlich begrenztes, das aber immer wieder (mal) auftreten kann - auch dann, wenn man jemanden "liebt" (wobei wir das mit "der" Liebe ja noch nicht so ganz geklärt haben... ;).


Und das mit dem körperlichen Begehren sehe ich auch anders, denn ich suche quasi nach einer Definition für eine(einheitliche) Liebe - nicht für verschiedene "Lieben" (Liebesarten).

Die Frage ist eben (für mich): ob man diese unterschiedlichen "Arten zu lieben" (je nach "Liebesobjekt", Umständen...) doch vlt. zusammenfassen kann - ob es einen gemeinsamen Nenner gibt, ob sie sich nicht im Wesentlichen gleich sind. Ob es also eine "grundsätzliche" Liebe gibt. ?

Das lege ich einfach mal zu Grunde, da man ja auch manche andere Begriffe möglichst nicht stark aufzusplitten versucht (wenn man sie definiert, wenn man sie verstehen will - ihre Bedeutung, ihren Inhalt). (Man denke bspw. an "Wahrheit "- jaja, so ein ganz spezieller Kandidat von mir ;) .)

Daher denke ich, dass man nicht - wie du - sagen kann, es ist (zwischen Erwachsenen, in Beziehungen zwischen ihnen) nur dann Liebe, wenn auch die körperliche Ebene oder gar körperliches (sexuelles) Begehren hinzukommt/vorhanden ist - sonst sei es ("nur") Freundschaft. So lässt sich Liebe meiner Meinung nach nicht (auf-) fassen - das wird ihr nicht gerecht. Gibt es doch auch die sogen. "platonische Liebe"!


Ein weiterer bedeutsamer Aspekt in der Definition von Liebe scheint mir auch "Treue" zu sein - nicht im Sinne körperlicher bzw. sexueller Treue, sondern im Sinne von Verlässlichkeit und Loyalität.


Und auch Altruismus spielt eine Rolle.

Was die Gemeinsamkeiten angeht - ich denke, man kann niemanden lieben, der absolut gar nichts mit einem gemeinsam hat (außer der Tatsache, ein Mensch zu sein, wenn´s um Liebe zwischen Menschen geht). Denn: Wir lieben im Anderen auch immer mit uns selbst - das Ideal(bild) (das wir) von uns (haben).  - Ja, das ist ein neues Fass. ;)


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Eisbär

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Re: Liebe?
« Antwort #6 am: 22 August 2010, 14:26:18 »

Liebe ist für mich, jemanden durch und durch zu kennen und trotzdem den Rest seines Lebens mit ihm/ihr in einer Beziehung verbringen zu wollen.
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messie

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Re: Liebe?
« Antwort #7 am: 22 August 2010, 15:11:00 »

Eine allgemeingültige Definition von Liebe gibt es nicht und kann es nicht geben: Dazu sind die Bedeutungen des Wortes "Liebe" zu vielschichtig und zu mehrdeutig.

Schönes Beispiel, Kallisti, jenes der platonischen Liebe. Das sehe ich nicht als eine Form von Liebe an, sondern als eine Form von intensiver Freundschaft, im Idealfall Seelenverwandtschaft. Die Phrase "platonische Liebe" hat sich zwar schön eingebürgert, aber mit der Kernbedeutung von Liebe, die eine partnerschaftliche Liebe meint, hat sie nicht im Geringsten etwas zu tun.

Ebenso sehe ich nicht, wie sich die Mutter-Kind-Liebe mit einer partnerschaftlichen Liebe vergleichen lässt. Das Wort ist dasselbe, das Verhältnis zueinander nach innen wie nach außen aber grundverschieden. Ein Kleinkind liebt seine Mutter automatisch, egal wie schlecht diese es behandelt. Alleine dieser Automatismus existiert bei einer partnerschaftlichen Liebe nicht, weil Liebe dort erst entstehen muss und nicht vom ersten Augenblick an da ist (ja, ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick, sondern nur auf Zuneigung auf den ersten Blick).
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Re: Liebe?
« Antwort #8 am: 22 August 2010, 21:09:31 »

Zitat von: messie
[...]
In diesem Fall stimme ich mit messi 100%ig überein. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. :)
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Kallisti

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Re: Liebe?
« Antwort #9 am: 22 August 2010, 22:30:41 »

messie

eben darum geht es mir aber ja - etwas, eine "Essenz" - herauszufiltern, herauszufinden - die alle "Arten von Liebe" gemeinsam haben. Denn ich denke eben, dass es doch "eine" einheitliche Liebe gibt bzw. eine Definition davon geben muss - dass der Urgrund der Liebe immer derselbe ist, ja sein muss: da man sonst gerade nicht von Liebe (allgemein/grundsätzlich) sprechen kann, sondern nur von einzelnen verschiedenen Gefühlen/Gefühlszuständen oder Verhältnissen.

Andernfalls (gäbe es keine einheitliche Liebe, allgemein "verbindliche" Definition des Begriffes) wäre es ja eben nicht möglich, sich über Liebe auszutauschen, zu verständigen - wenn jeder etwas irgendwie doch anderes damit assoziiert, darunter versteht! Um diese Ungereimtheiten, diese Ambiguitäten und Vagheiten, die mit dem Begriff Liebe (leider) einher gehen, auszuräumen, möchte ich also eine "allgemein gültige" Definition des Begriffes finden.


Um nochmal auf deine Sache mit dem körperlichen/sexuellen Aspekt zu kommen - das ist doch auch deshalb Unsinn, weil die Liebe zwischen "Partnern" (Beziehungspartnern) dann ja keine mehr wäre, wenn die körperliche oder sexuelle Ebene wegfällt. Man denke an gesundheitliche Beeinträchtigungen, Unfälle etc., die Sexualität vlt. nicht mehr möglich machen. Hört deiner Meinung nach die Liebe zu diesem "versehrten" Partner bzw. Mensch dann also auf - bzw. ist es dann plötzlich einfach keine Liebe mehr, nur weil der eine Aspekt, nämlich der körperliche bzw. sexuelle (um den es dir ja für die Definition ging) wegfällt? !?


Und platonische Liebe ist meiner Ansicht nach sehr wohl Liebe (wenn es nicht so dahingelabert ist, wenn es nicht als Floskel gemeint ist) - denn wie ich oben schon schrieb, ist Freundschaft eine wichtige Komponente bzw. meiner Ansicht nach eine Art Basis von (beziehungspartnerschaftlicher) Liebe.

Und was die Elternliebe, Partnerliebe, Tierliebe, Naturliebe ... eben doch gemeinsam haben, schrieb ich auch oben schon - und du selbst auch: Respekt, Toleranz, Wertschätzung, Zuwendung, Fürsorglichkeit (Umsorgen im Sinne von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit), Mitgefühl (Empathie - also Mitleiden, aber auch "Mitfreuen"...), Hingezogensein - vlt. auch Aufgehobensein (Geborgenheit, Sicherheit) und Angekommensein - das alles kann man gegenüber einem "Partner"/einem erwachsenen Menschen empfinden, ihm entgegenbringen, wie auch einem Kind oder einem Tier oder der Natur.


Ich möchte mich bei der Definition von Liebe halt eben gerade nicht auf diese romantische "Liebe" (Liebe ?! ??) beschränken, deren Ideal die monogame (Zweier-) Beziehung darstellen soll. Genau bzw. ausschließlich diese aber scheinst du zu meinen, messie. ?


Warum sollte es bei Liebe so viel anders sein als bei anderen (definierten) Begriffen - wie Wahrheit, Freiheit ... ? So "außerirdisch" oder "überirdisch" ist Liebe dann doch nicht.

Eine (einheitliche, allgemein gültige) Definition (ALS VERSTÄNDIGUNGSBASIS !) ist vlt. schwierig, aber wird nicht unmöglich sein.






« Letzte Änderung: 22 August 2010, 22:47:30 von Kallisti »
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messie

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Re: Liebe?
« Antwort #10 am: 22 August 2010, 23:23:21 »

Zitat
Um nochmal auf deine Sache mit dem körperlichen/sexuellen Aspekt zu kommen - das ist doch auch deshalb Unsinn, weil die Liebe zwischen "Partnern" (Beziehungspartnern) dann ja keine mehr wäre, wenn die körperliche oder sexuelle Ebene wegfällt.

Nee, ist es nicht, weil es tatsächlich so ist. Du hast da nämlich n bisschen viel reininterpretiert in meine Zeilen, schäm dich  :P
Ich redete nur von körperlichem Begehren, nicht mehr. Und das funktioniert sehr wohl ohne jeglichen Sex! Also das Bedürfnis, den Partner zu küssen, ihn zu berühren, intim mit ihm zu sein.
Ist dieses Bedürfnis beiderseits nicht mehr da, dann mag man vielleicht noch ein tolles harmonisches Paar abgeben, von Liebe rede ich da aber besser nicht mehr. ;)

Zitat
Und platonische Liebe ist meiner Ansicht nach sehr wohl Liebe (...)

Tja, meiner Ansicht nach halt nicht. *schulterzuck*
Ich würde meiner besten Freundin nie im Leben "ich liebe dich" sagen. Wohl aber, dass es eine Seelenverwandtschaft ist, eine intensive Freundschaft. "Nur" Freundschaft wäre in dem Zusammenhang zu wenig.
Sagst du wirklich zu einem platonischen Freund "ich liebe dich"?  :o

Zitat
Und was die Elternliebe, Partnerliebe, Tierliebe, Naturliebe ... eben doch gemeinsam haben, schrieb ich auch oben schon - und du selbst auch: Respekt, Toleranz, Wertschätzung, Zuwendung, Fürsorglichkeit (Umsorgen im Sinne von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit), Mitgefühl (Empathie - also Mitleiden, aber auch "Mitfreuen"...), Hingezogensein - vlt. auch Aufgehobensein (Geborgenheit, Sicherheit) und Angekommensein - das alles kann man gegenüber einem "Partner"/einem erwachsenen Menschen empfinden, ihm entgegenbringen, wie auch einem Kind oder einem Tier oder der Natur.

Das sind aber keine exklusiven Eigenschaften der Liebe. Alles was du hier aufzähltst, ist auch für jede Freundschaft wichtig. Selbst alle diese Eigenschaften zusammengezählt ergeben keine exklusive "Lex Liebe", weil sie auch eine "Lex Freundschaft" sein könnte oder auch eine "Lex Familie".

Zitat
Ich möchte mich bei der Definition von Liebe halt eben gerade nicht auf diese romantische "Liebe" (Liebe ?! ??) beschränken, deren Ideal die monogame (Zweier-) Beziehung darstellen soll. Genau bzw. ausschließlich diese aber scheinst du zu meinen, messie. ?

Warum machst du eigentlich bei einer Frage so häufig ein Fragezeichen und einen Punkt? Irgendwie ist das ... schräg.  :D

Zum Thema: Nein, meine ich nicht. Ich meine nur, dass sich für die Komplexe partnerschaftliche Liebe - Mutter/Kind-Liebe - Geschwisterliebe etc. keine übergeordnete Gemeinsamkeit finden lässt, weil es völlig unterschiedliche Emotionen sind. Dass dies alles mit dem Wort "Liebe" beschrieben wurde ist historisch gewachsen, aber genau genommen überhaupt nicht logisch erklärbar. Man hat einfach für den Zustand "starke emotionale Hingezogenheit zu jemandem/etwas plus irgendein Extra dazu" das Wort "Liebe" ausgeliehen, ohne das aber jemals klar genug abgegrenzt zu haben.
Rein sprachlich gesehen waren die Leute einfach nur zu faul, um sich einen genaueren Begriff für die einzelnen Zustände auszudenken. Und so wurde beispielsweise das Wort "Geschwisterliebe" geboren, obwohl sie z.B. rein sexuell gesehen das genaue Gegenteil darstellt wie die partnerschaftliche Liebe: Bei partnerschaftlicher Liebe wird davon ausgegangen, dass beide Sex miteinander haben, bei Geschwisterliebe wird Sex explizit ausgeschlossen.
Das merkst du sofort, wenn du sagst "ich liebe ihn wie einen Bruder", das sagt ganz klar aus, dass du mit ihm KEINEN Sex haben willst und hast. Sagst du hingegen "ich liebe ihn", dann wird stillschweigend davon ausgegangen, dass du Sex mit ihm haben willst und idealerweise hast.

Es würde mich nicht wundern, wenn es in irgend einer Sprache für diese unterschiedlichen Zustände auch unterschiedliche Worte gäbe. Gäbe es sie in der deutschen ebenfalls, würdest du vielleicht auch nicht mehr so auf die Idee kommen, dass es da zwingend einen gemeinsamen Nenner dafür geben muss.

In der deutschen Gebärdensprache gibt es beispielsweise zwei verschiedene Gebärden für "Freund/Freundin". Das ist sehr praktisch, weil es so einige Schwulitäten erfolgreich umschifft: Man muss nicht mehr mit "das ist meine Freundin, ähhh, platonische Freundin natürlich *hüstel*" rumjonglieren, sondern man nimmt entweder die Gebärde für "Freundin (platonisch)" oder "Freundin (Partnerin)".
Es wird im Deutschen dann zwar wieder mit "Freundin" übersetzt, in der Gebärdensprache aber sind das zwei völlig verschiedene Sachen. Im Gegenteil, es ist eher widersinnig, so etwas Unterschiedliches mit demselben Wort zu übersetzen, aber eine so genaue Unterscheidung gibt's halt in der deutschen Lautsprache nicht. ;)

Es wäre praktisch, wenn man bei obigem Beispiel sagen könnte
"ich liebe ihn" (Partner) und (von mir jetzt ausgedacht)
"ich liefreunde ihn" (Liebe wie ein Bruder).

Dann gäbe es da keinerlei Missverständnisse und auch nicht die Verwechslung, dass man für beides eine übergeordnete Definition finden könnte.



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Re: Liebe?
« Antwort #11 am: 23 August 2010, 08:01:16 »

Liebe ist: Schön.

Damals als es noch kein SHH Forum gab, zu Zeiten der Yahoo-
Group gab es diese "Was ist Liebe" Diskussion auch. Wurde dann irgendwann sogar auf einen persönlichen Diskussionsabend ausgeweitet, der sehr interessant war. "Liebe ist schön." ist das Fazit dieser Diskussion als auch vieler weiterer Diskussionen (egal ob pers.oder in Foren) denn: Es war immer die einzige Aussage der alle zugestimmt haben. Eine sonstige "gemeinsame Essenz" scheint es nicht zu geben, da Liebe für jeden was anderes ist, jeder sie anders empfindet und anders definiert. Ja, anders erlebt. Das Wort "Liebe" kann man ja auch schon, wie Messie schrieb,, auf so viel verschiedenes anwenden.

Wenn man wirklich eine "gemeinsame Essenz" möchte, muss man sich bei der Diskussion wohl eher von Emotionen verabschieden und hin zur Wissenschaft gehen. "Liebe ist ein Ablaufen chemischer Reaktionen in unserem Gehirn/Körper".
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Re: Liebe?
« Antwort #12 am: 23 August 2010, 10:11:20 »

Puh! Eine einheitliche Definition? Ich habe eine für mich, würde aber nicht davon ausgehen, die auch allen anderen aufdrücken zu können ...

Für mich heißt Liebe bzw. jemanden lieben ihn in vollem Bewusstsein all seiner Macken anzunehmen und jeder Zeit bereit zu sein alles was möglich ist für diesen Menschen zu tun. Wenn das erwidert wird würde ich von gegenseitiger, sonst eben nur von einseitiger Liebe sprechen - was aber meinen Gefühlen keinen Abbruch tut. Liebe ist für mich erwartungslos.
Und ja, ich sage auch meiner besten Freundin das ich sie liebe. Denn für sie würde ich alles tun damit es ihr gut bzw. besser geht.
Eine körperliche Komponente gibt es durchaus auch - allerdings nicht in dem von Messie beschriebenen Sinne. Menschen, die ich liebe habe ich gern in meiner Nähe, auch im körperlichen Sinne. Z.B. als Umarmungen oder auch Kuscheln. Das muß nicht zwangsläufig eine sexuelle Anziehung sein, kann es aber durchaus.
@Messie: nach deiner Definition wären Asexuelle dann Menschen, die nicht lieben können. Oder habe ich da jetzt zuviel interpretiert?
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Re: Liebe?
« Antwort #13 am: 23 August 2010, 10:15:16 »

Eine körperliche Komponente gibt es durchaus auch - allerdings nicht in dem von Messie beschriebenen Sinne. Menschen, die ich liebe habe ich gern in meiner Nähe, auch im körperlichen Sinne. Z.B. als Umarmungen oder auch Kuscheln. Das muß nicht zwangsläufig eine sexuelle Anziehung sein, kann es aber durchaus.
Ich glaube da hast du Messie komplett falsch verstanden, da er im Grunde genau dass von dir geschriebene selbst schon gesagt hat.
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Re: Liebe?
« Antwort #14 am: 23 August 2010, 10:51:39 »

Eine körperliche Komponente gibt es durchaus auch - allerdings nicht in dem von Messie beschriebenen Sinne. Menschen, die ich liebe habe ich gern in meiner Nähe, auch im körperlichen Sinne. Z.B. als Umarmungen oder auch Kuscheln. Das muß nicht zwangsläufig eine sexuelle Anziehung sein, kann es aber durchaus.
Ich glaube da hast du Messie komplett falsch verstanden, da er im Grunde genau dass von dir geschriebene selbst schon gesagt hat.

Exakt. Ich meine es exakt genauso, dass ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe inklusive Berühren und Berührtwerden besteht, das aber nicht zwingend ein sexuelles Bedürfnis sein muss.
Immerhin lässt sich damit die Mutter/Kind-Liebe ebenfalls damit unter einen Hut kriegen. Mütter und ihre Kinder, vor allem noch im Kleinkindalter, suchen fast instinktiv die Nähe des/der Anderen.
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