Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Alter; Versagen  (Gelesen 12768 mal)

Kallisti

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #45 am: 14 Juli 2011, 23:38:26 »

Zitat
Auch ist mit einem Kind auch nicht die Jugend oder Postadoleszenz vorbei, wie einige zu denken scheinen. Mit Kind wird man nicht "erwachsener", wenn man es nicht selber so will (einzig der Schlafmangel etc. beschleunigen unter Umständen den Alterungsprozess ;D). Hier wird man nur mit dem sozialen Altern konfrontiert, wenn eigene Eltern und Gesellschaft Erwartungen in die Elternschaft legen, die mit einem selber nix zu tun haben und wer sich den Schuh anzieht, ist selber schuld. Klar, wer ne Partymaus ist und nicht nach 4 Monaten abstillen mag (wehe ...), hat unter Umständen Probleme, aber es ist durchaus möglich, noch auf Parties zu gehen.
(Simia)


Oh, das seh ich aber anders. - Es ist nur dann "durchaus möglich", wenn es andere Menschen gibt (Bezugspersonen - tralalalala ;) ), die sich dann um das Kind kümmern.
Ganz ehrlich hatte ich z.B. auch selbst noch gar nicht das Bedürfnis, mein Baby "abzugeben" (für bspw. Party) als es erst vier Monate alt war - da war die "Symbiose" einfach noch viel zu ausgeprägt. ;)

Und dann finde ich aber schon, dass man ein anderes Leben lebt - mit Kind. Wie ich ja in "Familie" schon umfangreich beschrieben habe ... ;)  Dass man durchaus verantwortungsvoller/-bewusster sein, sich verhalten muss - als man das im selben Alter ohne Kind vlt. täte (vor allem, wenn man unter um die 25 ist).




Multivac

... ich sag(t)e ja nicht, dass Demenz grundsätzlich und allumfassend ein Segen ist. - Ich denke aber, dass Menschen im Alter vergesslich werden oder eben "sehr vergesslich" ... - hat auch seine "natürlichen" Gründe, die für mich nachvollziehbar sind - wenn man sich an alles erinnerte, das man im Laufe eines 70 oder 80 oder 90 -jährigen Lebens erlebt, erfahren (und auch: erlitten) hat - das würde jeden Menschen überfordern, denke ich. (Erinnerungen verändern sich ja sowieso kontinuierlich - jedes Mal, wenn sie abgerufen werden - ohne, dass uns das immer so bewusst/präsent oder manchen überhaupt bekannt ist.)

Demenz ist vor allem aber doch wohl für die Umgebenden schwierig, die ALLES ja bewusst und "ständig wach/klar" mitvollziehen, miterleben ...
Und sicher ist auch eine entscheidende Sache, in welchem Alter jemand wie stark dement ist/wird.
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Multivac

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #46 am: 14 Juli 2011, 23:45:32 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:45:19 von Multivac »
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Simia

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #47 am: 15 Juli 2011, 00:04:20 »

(Simia)


Oh, das seh ich aber anders. - Es ist nur dann "durchaus möglich", wenn es andere Menschen gibt (Bezugspersonen - tralalalala ;) ), die sich dann um das Kind kümmern.

Dann meinen wir das Gleiche. Sagen wir, es ist generell nicht unmöglich. Klar muss es Personen geben, die sich dann darum kümmern (wem sagst Du das ...).

Ganz ehrlich hatte ich z.B. auch selbst noch gar nicht das Bedürfnis, mein Baby "abzugeben" (für bspw. Party) als es erst vier Monate alt war - da war die "Symbiose" einfach noch viel zu ausgeprägt. ;)

Wir auch nicht, aber ich kenne solche Fälle (genau so ... nach 4 Monaten etc.). Wir sind auch keine Partymäuse und die erste gemeinsame Party im Sinne von "auf Piste gehen" steht nach über anderthalb Jahren auch noch aus.

Und dann finde ich aber schon, dass man ein anderes Leben lebt - mit Kind. Wie ich ja in "Familie" schon umfangreich beschrieben habe ... ;)  Dass man durchaus verantwortungsvoller/-bewusster sein, sich verhalten muss - als man das im selben Alter ohne Kind vlt. täte (vor allem, wenn man unter um die 25 ist).

Auch da liegt der Teufel in der Formulierung. Klar muss man sich anders verhalten (ist Verantwortung eine Frage des Alters?), es ist irgendwo ein anderes Leben. Aber ich kann nicht sagen, dass "der Spaß jetzt vorbei ist". Es zeigt sich deutlicher, was wichtig im Leben ist und das beinhaltet auch Pflicht. Aber es ist nicht so, dass ich mich "erwachsener" fühle. Im Kopf ja, im Herzen nein. Auch wurde das Leben nicht "schwerer", unbefangener oder so und es kam vorher Geld rein und es kommt jetzt Geld rein.
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Kallisti

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #48 am: 15 Juli 2011, 00:15:54 »

Zitat
Aber es ist nicht so, dass ich mich "erwachsener" fühle. Im Kopf ja, im Herzen nein.
(Simia)

Das ist natürlich ein ganz besonderes Detail! -> Im Kopf ja, im Herzen nein.  :)  - Klar, "das innere Kind" (jetzt mal ganz von Büchern mit ähnlichem Titel absehend ;) ) - also ja, das Kind in einem, das bleibt wohl "für immer" (Kind!). ?


Zitat
Auch wurde das Leben nicht "schwerer", unbefangener oder so
(Simia)

Hm, naja, das wird wohl individuell wieder verschieden sein ... - je nach Lebenssituation und so ... ;)
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #49 am: 15 Juli 2011, 00:17:15 »

Vor einigen Jahren rief ich meinen besten Freund in Köln an, "ich komm übermorgen vorbei, ich MUSS nach Köln zum Konzert!". Sagt er:"Du hast die doch erst gestern in Berlin gesehen, werd endlich erwachsen."
Öh..nee, doch nicht so.
Zum Vergleich habe ich Freunde in GB, die es nicht im Geringsten ungewöhnlich finden, wenn ich da aufschlage mit dem Hauptziel, ein Konzert zu sehen, Musik - sowas hat bei denen trotz Haus-Heirat-Karriere-Kinder immer noch nen hohen Stellenwert.
Ich sage auch gar nichts gegen Häuserkauf und Kinder, zumal ich gar nicht komplett ausschliesse, dass ich nicht selber irgendwann in diese Kategorie gehöre. Aber ich möchte darüber nicht alles vergessen müssen, was mich sonst ausmacht. Ich möchte nicht nur dafür leben, ein Haus zu haben und den Nachbarn mit meinem tollen Auto zu imponieren. Daher finde ich solche Beispiele wie das deiner Freunde in GB schön. Wenn es eben noch Anderes gibt, was gelebt wird, was wichtig ist. Das andere Beispiel ist eher traurig. Was hat Spontaneität mit Erwachsensein zu tun? Es wäre etwas Anderes wenn du zwei kleine Kinder hättest, die du alleine lässt, um auf ein Konzert zu fahren oder wenn du deine Arbeit dadurch komplett vernachlässigst. Aber ich bezweifle, dass das der Fall ist.

Manchmal glaube ich, das ist so eine Art genetische Zeitbombe ... Da kann man höchstens mit Bewusstwerdung gegensteuern.
Hm, irgendwie werden quotes im quote nicht zitiert, dadurch steht der Satz etwas nackt da. Jedenfalls glaube ich das auch, dass wir so "Anpassungstendenzen" in uns haben, manche mehr, manche weniger, aber eben auch, dass man sich aus diesem Grund immer mal wieder hinterfragen sollte.

Das Sterben, der Tod ist weniger (m)ein Problem - naja. Schon.
Mir ging es da jetzt wirklich um den Tod geliebter Menschen, den ich lieber verdränge. Mit dem eigenen befasse ich mich durchaus von Zeit zu Zeit, der macht mir aber weniger Angst. Vielleicht weil er noch zu wenig fassbar ist, zu theoretisch.

Zitat
Anders verhält es sich dann tatsächlich mit den Klamotten. - Ich frage mich auch oft, ob ich nicht altersangemessener (= ?) angezogen sein sollte. Einerseits verändert sich auch der eigene Geschmack (leider passt der Geldbeutel nur nicht so dazu =/ - nicht nur was Klamotten angeht ... =(  ) - andererseits ist es nicht nur der Gedanke an die Erwartungen der Anderen, der Gesellschaft, sondern dass man sich selbst ja auch fragt, ob man mit dem Outfit, das man schon mit 20 trug, nicht mit 40 oder 50 ... zur Witzfigur wird. - Und dann auch, was einem wichtiger ist: praktische, bequeme, pflegeleichte Kleidung (die möglichst aber gefällt, einem selbst meine ich erst mal) - oder ob man doch mal "irgendwann" mehr Wert auf Eleganz, auf Qualität legt ... - so man es sich leisten kann.
Tröstlich, dass es auch anderen so geht. Letzteres frage ich mich manchmal auch, zumal ich merke, dass sich mein Kleidungsgeschmack durchaus verändert hat, vielleicht sogar angepasster geworden ist, oder doch einfach nur etwas anders? Schwierig zu entscheiden. Ich freue mich aber immernoch über Menschen, egal welchen Alters, die diesbezüglich aus dem Rahmen fallen. Die schon etwas ältere, grauhaarige Frau, die eine gerade geschnittene Jeans und Chucks dazu trug, ist mir noch in guter Erinnerung. Und es sah nicht unpassend für ihr Alter aus in meinen Augen, es hat einfach zu ihr gepasst. Vielleicht ist es so wie Simia schreibt, dass es eben einfach passt, wenn man hinter seiner Kleidung steht und sich wohl fühlt darin.

ich bin jetzt mit 36 schon froh, vieles vergessen zu haben.
Ja, manchmal ist Vergessen eindeutig eine gute Sache. Andererseits stimmt es mich schon nachdenklich, wenn ich mich an gewisse Sachen einfach nicht erinnern kann, egal wie oft ich es versuche.
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aber es hilft.

Kallisti

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #50 am: 15 Juli 2011, 00:22:03 »

Zitat
Ja, manchmal ist Vergessen eindeutig eine gute Sache. Andererseits stimmt es mich schon nachdenklich, wenn ich mich an gewisse Sachen einfach nicht erinnern kann, egal wie oft ich es versuche.
(Sapor Vitae)

Ja, das ist natürlich auch wieder wahr - das ist manchmal auch traurig. (Wenn man sich gerade an verstorbene "nahesgestandene" Menschen bzw. an Erlebnnisse mit ihnen nicht mehr so gut erinnern kann, wenn es verblasst ... - aber z.B. auch, wenn ich mich schon auch an Dinge meine Kinder betreffend nicht mehr erinnern kann - man kann nicht alles aufschreiben oder auf Fotos ... bannen. =( )
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #51 am: 15 Juli 2011, 00:25:00 »

aber z.B. auch, wenn ich mich schon auch an Dinge meine Kinder betreffend nicht mehr erinnern kann - man kann nicht alles aufschreiben oder auf Fotos ... bannen. =( )

Sowas ärgert mich auch. Andererseits will ich gar nicht ständig meine Kamera danebenliegen haben. Das wäre sonst bald wie der Typ damals in Spanien, der mit der Kamera vor dem Auge die Tür zum wunderschönen Innenhof öffnete, die Empore hochstieg, wieder runter und den Innenhof verließ. Er blickte nicht einmal auf.

Hab sowieso schon das Gefühl, dass mein Sohn sich schon in den ersten Wochen wie ein Paparazzo-Opfer fühlte bei dem ganzen Blitzlicht.
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #52 am: 15 Juli 2011, 07:15:17 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:50:36 von Multivac »
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #53 am: 15 Juli 2011, 09:20:21 »

Demenz ist wirklich eine grausame Krankheit, kein "sanftes Vergessen". Die Betroffenen merken ja vor allem an den Reaktionen ihres Umfelds, daß sie jetzt "anders" sind. Ich habe mal einen Mann erlebt, der sein Leben lang gern Auto gefahren ist, und dem man jetzt beibringen mußte, daß er dazu nicht mehr fähig ist.

Von Demenz mal abgesehen, habe ich auch bei anderen älteren Menschen erlebt, daß sie darunter gelitten haben, vieles zu vergessen. Man wird mit diesen Dingen ja auch konfrontiert. So vorsichtig kann sich das komplette Umfeld nicht verhalten, daß man sie davor bewahrt.
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #54 am: 15 Juli 2011, 13:31:15 »

Ich ärgere mich zuweilen wahnsinnig darüber, dass Kindheitserinnerungen, die ich als Teenager noch hatte und die mir wichtig waren, inzwischen verschollen sind.
Und dass ich zeitliche Abläuf nicht mehr zuverlässig rekonstruieren kann, wenn sie nicht an dramatische Ereignisse wie, ach, z.B. Mauerfall gebunden .
Und die Dinge, die ich gerne vergessen würde - die bleiben zuverlässig im Gedächtnis  :P


Ich find's allerdings auch angenehm, wie man sich mit den Jahren von seinen selbstgestrickten Rollen freimacht, z.B. erkennt, dass man kein Rudeltier (z.B. subkulturell) sein muss, dass einen das im Gegenteil oft sogar von sich selber wegbringt. Kulissen werden unwichtig, weil man die Dinge im Herzen und im Kopf hat, sie sich aber gerade nicht im "Erwachsenwerden" oder wie man es nennen will (also in neuen Rollen) auflösen, sondern adaptierbar und gerade authentischer werden und man viel freier sein eigenes Süppchen kochen kann (Disclaimer: Ich distanziere mich allerdings vehement von diesem heuchlerischen Böse-Schubladen-Geheule).

Ja, darüber freue ich mich sozusagen auch. Trueness kann mir sowas von egal sein.
Allerdings gibt es im Hinterkopf noch die fiese kleine Stimme, die immer mal fragt "ey, macht man das als Grufti?"
 :)
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #55 am: 15 Juli 2011, 13:58:49 »

Ja, darüber freue ich mich sozusagen auch. Trueness kann mir sowas von egal sein.
Allerdings gibt es im Hinterkopf noch die fiese kleine Stimme, die immer mal fragt "ey, macht man das als Grufti?"
 :)

Das ist ja auch ok, solange man das mit sich selber ausmacht und sein Wollen, Handeln und Sehnen nicht in eine Gruppierung projiziert (die "damit" im Zweifelsfall schon gar nichts mehr zu tun hat).
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Re: Alter; Versagen
« Antwort #56 am: 15 Juli 2011, 14:04:55 »

Das ist ja auch ok, solange man das mit sich selber ausmacht und sein Wollen, Handeln und Sehnen nicht in eine Gruppierung projiziert (die "damit" im Zweifelsfall schon gar nichts mehr zu tun hat).

Ich glaube, das hab ich noch nie getan...aber darüber denke ich nochmal nach, wg. vergesslich.
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Kallisti

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #57 am: 16 Juli 2011, 23:05:45 »

hat mal einer "the final cut" gesehen ?


Das is eine der (fünf?) DVD´s, die ich bei mir rumstehen hab. :)  Allerdings war es damals mehr ein Zufallskauf.
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Multivac

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #58 am: 20 Juli 2011, 14:50:46 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:50:48 von Multivac »
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Kallisti

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #59 am: 21 Juli 2011, 01:51:53 »

Zitat
(...) wer bei existenziellen dingen zu einem schluß käme, versagt zu haben, müßte eigentlich gleich selbstmord begehen oder in tiefe depressionen verfallen. wie soll er bereits geschehene dinge wieder richtigrücken ? nicht umsonst ist unsere erinnerung an die vergangenheit schöner als die realität. mit soviel negativen erinnerungen leben zu müssen würde uns traurig und handlungsunfähig machen.


... eben. -> So ist es.    ;) 
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