Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Alter; Versagen  (Gelesen 13230 mal)

Multivac

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #60 am: 22 Juli 2011, 21:05:52 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:52:54 von Multivac »
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Kallisti

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #61 am: 22 Juli 2011, 22:48:30 »

Multivac

nun ja - wie es weiter vorne schon gesagt wurde, scheint für viele Versagen etwas mit den jeweils eigenen, individuellen Einstellungen, Erwartungen und "Ansprüchen" an sich selbst zu tun zu haben bzw. daran gemessen zu werden bzw. werden die eigenen Ansprüche, Erwartungen - aber auch wohl doch die der Gesellschaft oder zumindest des näheren/eigenen Umfeldes als Maßstab (an das eigene Leben oder Verhalten, die eigenen Umstände ...) angelegt.

Das war eben auch eingangs meine Frage - wer was aus welchen Gründen als "versagen" bezeichnet oder empfindet - worauf diese Einschätzung basiert ...

Für mich wäre da eben interessant, wieviel wirklich "nur" die eigenen Erwartungen an sich selbst eine Rolle spielen und/oder wieviel doch auch von den Erwartungshaltungen "der" Gesellschaft oder auch der Familie etc. an Gewicht in die Waagschale fällt; wieviel auch wirklich eigene Erwartungen sind und wieviele oder welche ggf. doch nur anerzogene, übernommene, aufgedrückte ...

Einerseits eben, was das eigene Leben betrifft, aber auch, was das (eventuelle oder vermeintliche) "Versagen" bzw. Versagthaben anderer Menschen betrifft.

Klar - man muss nicht unbedingt auf der ganzen Linie versagt haben, sondern vlt. "nur" in einzelnen "Teilbereichen" des Lebens.
Die Frage bleibt aber, wann man diese oder jene Situation, Umstände oder "Ergebnisse", Gegebenheiten als "versagen"/versagt haben bezeichnet (und warum so).

Gibt es da allgemeine Kriterien, die an ein Menschenleben angelegt werden (können) - oder ist der eigene Maßstab doch und wirklich (?) "nur" die eigene Zufriedenheit, das eigene Mit-sich-im-Reinen-Sein?

Und wenn man nicht "mit sich im Reinen ist" - wann bezeichnet man das dann nicht nur als vorübergehendes/augenblickliches "Tief" und wann als "Versagen" (so rundumschlagsmäßig ;) )?

Oder kann man das letztlich doch nur auf dem Sterbebett so entscheiden, bewerten (für sein eigenes Leben meine ich jetzt, klar)?


Noch ein paar Worte zu deinem Beispiel mit Obdachlosen.

Naja ... das ist so eine Sache. Viele wollen auch nicht "zurück in die Gesellschaft", in ein "bürgerliches" Leben, weil sie es nicht schaffen oder weil sie meinen, es nicht (dauerhaft!!) schaffen zu können.

Und da spielen auch die Ursachen für Obdachlosigkeit eine Rolle - warum die Leute in diese Situation gekommen sind.
Allgemeinhin wird da von äußeren Einflüssen gesprochen - von Schulden oder Problemen (in Familie ...) oder von Krankheiten oder Schicksalsschlägen ...

Aber ich denke, es ist bei gar nicht wenigen Obdachlosen auch noch eine andere Ursache: Es gibt Menschen, die sind schon als Kinder alkoholgeschädigt - so schon zur Welt gekommen. Nicht immer ist das rückführbar auf "Sucht" der Mutter und oft sind diese Menschen auch nicht sichtbar oder gleich erkennbar "behindert" - man sieht und merkt es ihnen nicht gleich an.
Diese so geschädigten Menschen "haben" FAS/FAE - siehe hier

http://www.fasworld.de/html/fas___uber_18.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Fetales_Alkoholsyndrom


Viele werden also jahre- und jahrzehntelang durch ihre Familie oder auch Partnerschaft, durch äußere (stabilisierende, hilfreiche) Faktoren, Situationen durch das Leben "begleitet" und "funktionieren" unter diesen Umständen auch mehr oder weniger so, wie es die Gesellschaft erwartet ...

Aber es kann dann Veränderungen geben - durch äußere Umstände, die sich verändern (Jobverlust, Partnerverlust, Krankheit ...) und die diese Menschen in ungleich größere Schwierigkeiten stürzen als "nicht geschädigte" Menschen (die mit solchen Situationen ja oft auch erst mal zurande kommen müssen).

Wenn da dann kein auffangendes "Netz" oder Hilfen rechtzeitig vorhanden sind, eingreifen, dann geht das mit dem "Abstieg" mitunter sehr schnell.

Und sehr viele (ich würde sogar sagen: die meisten!) Menschen, die FAS/FAE haben, wissen das von sich selbst gar nicht. Es kann auch sogar sein, dass selbst deren Familien (Eltern) es nicht wissen/wussten. Es wird dann den Kindern bpsw. Hyperaktivität oder AD(H)S diagnostiziert oder auch Anderes - aber eigentlich sind das nur "die Symptome" bzw. Manifestationen (von FAS/FAE) - die Ursache ist eben FAS/FAE.
Bei Ärzten ist das eine sehr unbeliebte Diagnose, da FAS (ich schreib jetzt mal nur FAS) sich ja nicht heilen lässt und auch nur bedingt medizinisch behandeln (je nach dem, welche Schädigungen der Mensch hat - ob es eher körperliche oder eher geistige/soziale sind).

Das Gehirn (und je nach Schädigung auch der Körper) ist dauerhaft und unwiderruflich - also: lebenslang - geschädigt (durch Alkohol, den der Embryo oder Fetus "abbekam" ...).

Es sind dafür auch oft schon geringe Mengen Alkohol (zur "falschen" Entwicklungszeit des Embryos oder Fetus oder auch kleinere Mengen, dafür aber kontinuierlich/regelmäßig ...) ausreichend.

Daher wird Schwangeren heute auch von jeglichem Alkohol - von seriösen Ärzten - abgeraten, wo man früher noch sagte, ein Gläschen ("Sekt für den Kreislauf" z.B.) ab und an schade nicht. Das sieht man heute anders.

Jedenfalls wollte ich nur sagen, dass ich denke, dass sehr viele von diesen Obdachlosen FAS/FAE haben (ohne es zu wissen). Und auch der Alkoholkonsum kam bei so manchen nicht erst durch die oder nach der Obdachlosigkeit, sondern war schon vorher da - nicht immer ist für Alkoholkrankheit FAS/FAE die Ursache, aber gerade FAS kann durchaus auch eine Ursache für Alkoholsucht sein!

« Letzte Änderung: 22 Juli 2011, 23:04:58 von Kallisti »
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Multivac

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #62 am: 23 Juli 2011, 10:46:34 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:53:00 von Multivac »
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Spambot

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #63 am: 23 Juli 2011, 11:50:42 »

Eine für alle Menschen gleichermaßen gültige Mindestmenge Alkohol für die Entstehung von FASD (einschließlich FAS, FAE, ARND und ARBD) konnte noch nicht identifiziert werden. Sicher ist nur, dass bereits moderate Mengen Alkohol (was auch immer darunter zu verstehen ist) mit FASD in Verbindung gebracht wurden und Binge Drinking das Risiko extrem erhöht. Alkohol kann die Plazenta mühelos passieren und wird in den ersten 8 Lebenswochen nur zu ca. 60% von der Leber biotransformiert. Dadurch wird der Blutalkoholspiegel deutlich langsamer gesenkt als bei der Mutter. Hinzu kommt das Problem, dass die Biosynthese bestimmter Lipide im zentralen Nervensystem gehemmt wird, die eine wichtige Rolle in der frühen Entwicklung des Gehirns (erstes Trimester) spielen (mehr ab S.171 oder mehr ab S.236).
Da sich die sichere Menge Alkohol für schwangere Frauen zur Verhinderung von FASD nicht bestimmen lässt, wird in der aktuellen, einschlägigen Lektüre immer eine vollständige Abstinenz empfohlen. Angesichts der drastischen Folgen von FASD, ist auch ein kaum zu bestimmendes, geringes Risiko völlig inakzeptabel. Unfassbar, dass es immernoch Ärzte gibt, die das anders sehen.
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Multivac

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #64 am: 23 Juli 2011, 11:55:26 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:53:04 von Multivac »
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messie

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #65 am: 23 Juli 2011, 20:36:08 »

Also, ich mag ja alte Menschen. :)

Ist schon komisch: Alle Leute machen sich ums Altern gedanken - nur nicht jene, die schon alt sind. ;)
Vielleicht ist das ja auch bereits das Geheimnis: Dass man sich nicht soo einen großen Kopp drum zu machen braucht wie es denn im Alter sein wird. Wird doch eh früh genug eintreffen!

Was ich gut verstehen kann ist die Sorge darum, ob es einem später noch gut gehen wird, oder ob man "nicht mehr so kann".
Die habe ich auch. Hat sicher jeder. Spätestens ab 30 werden zunehmend immer mehr Dinge geschehen von denen man sich dann denkt "hey, das konnte ich früher aber doch noch alles locker, und heute ...?"
Tja, aber auch hier: Hey, mit 60 denkt man daran was man mit 40 konnte, mit 40 daran, was man mit 30 noch konnte, mit 30 was man mit 20 drauf hatte ... und vergisst völlig, dass man ja genau jetzt das alles noch kann, was man später vermissen wird.

Also warum sich um das früher einen Kopp machen? Jetzt klappt's noch, also los, raus aus dem Haus, Leben genießen und glücklich sein dass man es jetzt kann!

Ich sehe gar nicht ein, mich alt zu fühlen. Das kann ich immer noch wenn ich 80 bin.
Vielleicht ja auch erst mit 90, wer weiß? Ich werd's ja merken. ;)
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Kallisti

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #66 am: 24 Juli 2011, 00:16:45 »

Spambot

und was steht in deinem Beitrag nun - Neues, Anderes ? - das sich nicht auch so in den von mir oben bereits eingestellten Links (zu FAS/FAE)  finden/lesen lässt? 

Aber nett, dass wir uns inhaltlich mal einig sind.  ;)
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Kallisti

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #67 am: 24 Juli 2011, 00:23:09 »

Zitat
ich hab mir meine familie auch anders vorgestellt und bin seit 4 wochen nun doch alleinerziehend. lebensentwurf (temporär) gescheitert, ja - aber nicht ich.

Multivac - vielleicht besteht ein Unterschied, ob ein oder mehrere "Lebensentwürfe" nicht erst/nur seit vier Wochen gescheitert sind ... ;)


Und du hast nie das Gefühl - auch noch nie gehabt - dass du dich an anderer Leute Maßstäbe messen lässt bzw. misst? Dass man dich "aburteilt" oder dass du nicht nur deinen eigenen sondern auch anderer Leute Erwartungen oder Vorstellungen nicht entsprochen hast oder entsprichst (z.B. in Familie, aber auch im Bekannten - und sogar im Freundeskreis - wobei solche Freundschaften an solchen Punkten dann oft enden)?

Du hast nicht das Gefühl, dass du nicht nur deinen Erwartungen und Maßstäben gerecht zu werden versuchst, sondern auch denen "der" Gesellschaft, zumindest denen (der Menschen) deines (näheren) Umfeldes?


Zitat
übrigens hab ich noch nie jemanden kennengelernt, der sich selbst für gescheitert hält (schrieb ich glaube ich schon).
(Multivac)

Das ist doch schön für dich. Ich durchaus. - Ich denke, da gibt es auch nicht Wenige ...


Zitat
man muß doch klare ziele haben, um sich beim nichterreichen überhaupt als gescheitert empfinden zu können, oder ?
(Multivac)

Und solche (klaren) Ziele hast du nicht?
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Multivac

  • Gast
Re: Alter; Versagen
« Antwort #68 am: 25 Juli 2011, 15:44:09 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 10:53:22 von Multivac »
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Shadow Preacher

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Re: Alter; Versagen
« Antwort #69 am: 25 Juli 2011, 16:28:22 »

Meine Mutter lacht mich jedes Mal wieder aus, wenn ich erzähle, dass ich am Wochenende tanzen war - Ü40 und noch inne Disco, unmööööglich.

Das "altersgemäße" Anziehen ist jetzt zwar nicht so´n Problem bei mir...aber als ich die letzten Rangers gekauft hatte und überlegte, wie lange die halten, stellte sich mir schon die Frage, ob ich wohl mit Ü50 noch solche Botten tragen wollen werde  ;)

Lange habe ich gesagt "wir sind halt anders erwachsen als unsere Eltern", aber mit der Zeit zeigt sich: Viele aus meiner Generation werden doch so, sie lassen sich damit nur mehr Zeit.
Mal sehen, ob ich da auch noch hinkomme...

Das kenne ich auch so und volle Zustimmung


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