Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Grass bei der Waffen-SS  (Gelesen 9551 mal)

Der Uhu

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Grass bei der Waffen-SS
« am: 15 August 2006, 11:40:25 »

Lech Walesa fordert, Günther Grass solle seine Ehrenbürgerschaft von Danzig zurückgeben, deutsche Politiker fordern das selbe für den Nobelpreis. Nun ja, er war als siebzehnjähriger bei der Waffen-SS, aber reagieren die da nicht über? Es ist schliesslich Günther Grass von dem wir reden! Der sollte doch mittlerweile unter Beweis getellt haben, dass er kein Nazi ist. Auf der anderen Seite ist es ein sensibles Thema und die Waffen-SS nicht gerade der Zentralverband der Quäker. Verjährt die Mitgliedschaft in der Mördertruppe oder denkt ihr, Grass hat damit eine bis heute nachwirkende Schuld auf sich geladen?
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~noise~druide~

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #1 am: 15 August 2006, 11:44:10 »

der typ wird viel zu hoch bewertet.
das was er schreibt und so wie er auftritt. pfui!

ich habe ihn mal persönlich getroffen und kann nur eins sagen, der typ glaubt er habe den heiligen gral gefunden.
wat für ein arsch.
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Nevyn

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #2 am: 15 August 2006, 11:46:32 »

Er hat keine "Schuld auf sich geladen"...
Was hat er denn bei der Truppe gemacht, dass wäre doch die Frage.
Hat er Leute vermöbelt oder nur im Büro gesessen?

Es gab nahezu niemanden, der nicht bei der HJ, beim BdM oder sonst in irgendeiner Vereinigung war, besonders zu Anfang nicht.
Da waren ja selbst die meisten jüdischen Kinder mit drin, bevor es zum Holocaust kam!
Man bekam ohne Parteimitgliedschaft ja nichteinmal einen Job.
Und wo sind sie heute, die Massen, die "Heil!"-schreiend am Strassenrand gestanden haben, die Männer, Frauen, Kinder, von denen heute noch eine ganze Menge leben dürften ?
Ich finde so etwas einfach nur albern, der nächste Schritt wäre, jeden als Nazi zu bezeichnen, der damals in D geblieben und nicht ausgewandert ist...
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Mentallo

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #3 am: 15 August 2006, 11:53:44 »

wenn jemand auf die idee käme, ich solle mich dafür rechtfertigen, was ich mit 17 getan hätte...
also, solange es bloss um die mitgliedschaft geht, sollen die ihn bloss in ruhe lassen. skandalmacher, sommerloch-stopfer...
wenn man ihm keine verbrechen nachweisen kann (schon peinlich genug, dass ein promi wie er sich erst outen muss und noch niemand zuvor selber über diese story gestolpert ist), hat er offensichtlich keine schuld auf sich geladen, fertig.
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Kenaz

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #4 am: 15 August 2006, 12:09:10 »

Das Problem bei Grass ist, dass er jahrzehntelang das integre "Gewissen der Nation" gegeben hat und unbarmherzig jeden an den Pranger gestellt hat, der zwischen '33 und '45 ein NSDAP-Parteibuch hatte oder sonstwie in die Institutionen des Regimes verstrickt war. Da kannte der gute Günther kein Pardon, und insofern finde ich's nur recht und billig, wenn er nun an seinen eigenen übersteigerten moralischen Maßstäben gemessen wird. - Ginge es nämlich nicht um ihn selbst, er wäre der erste, der die Hatz mit großem Halali anpfeifen würde.

Was ich im übrigen besonders bezeichnend finde: Dies Geständnis kommt just vor Veröffentlichung seiner Autobiographie "Beim Häuten der Zwiebel" und dürfte deren Verkaufszahlen merklich in die Höhe treiben ... - Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ... :mrgreen:

Ach, es ist schon herzerfrischend, wie selbsternannte Moralapostel am Ende selber in dem Pfuhl landen, über den sie lauthals wettern ... - irgendwie weckt das Ganze wohlige Erinnerungen an die Affäre "Michel Friedmann/Paolo Pinkel" bei mir, wenngleich Meister Pinkel sich auch nicht selbst geoutet hat ... aber er hatte damals ja auch kein neues Buch in der Schublade liegen, das es zu vermarkten galt.
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Mietze

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #5 am: 15 August 2006, 12:14:55 »

Zitat von: "Nevyn"
Es gab nahezu niemanden, der nicht bei der HJ, beim BdM oder sonst in irgendeiner Vereinigung war

Richtig, da stimme ich dir vollkommen zu, es wäre hochgradig blödsinnig jemanden dafür zu verurteilen.

Aber -bitte klärt mich auf, wenn ich mich irre!- war die Waffen-SS nicht etwas vollkommen anderes?

Was mich stutzen lässt ist, dass er siebzehn war.  (dass man in dem Alter noch kein denkender Mensch ist haben wirja schon häufig genug festgestellt... :P /Ironie)
Außerdem: Was hat er da gesucht? War es menschlich gesehen möglich ohne entsprechendes Gedankengut beizutreten?

Für mich persönlich ist wichtiger, was er jetzt ist und was in der Zwischenzeit in ihm abgelaufen ist.
Außerdem stimme ich DeLaGuerre zu, das Verschweigen des ganzen ist ein Problem!
Wer er ist, ist nur soweit interessant, dass wohl kaum Jedermann einen Nobelpreis bekommt.
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Mentallo

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #6 am: 15 August 2006, 12:27:46 »

http://de.wikipedia.org/wiki/Waffen-SS
;)

edit:

unter den "prominenten" mitgliedern ist auch günther grass erwähnt.
"Diese Seite wurde zuletzt geändert um 01:15, 15. Aug 2006."
seit heute nacht.

oh; und hanns-martin schleyer, welcher ja seinerzeit per vorbildlichem kollektivem linkem gewissen einer finalen läuterung unterzogen wurde.
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Mietze

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #7 am: 15 August 2006, 12:42:08 »

Sag ich doch! ;)
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Thomas

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #8 am: 15 August 2006, 13:06:11 »

Ich sehe die Schuld auch eher in seinem sehr späten "Coming-Out"  :wink:

Wenn er allerdings tatsächlich so sehr den moralischen Zeigefinder gegen jene erhoben hat, zu denen er jetzt auch zählt, kann ich ein wenig die Hatz auf Grass verstehen.
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colourize

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #9 am: 15 August 2006, 14:47:50 »

Mit 18 Jahren bei Kriegsende kann Grass wohl kaum mehr als ein "einfacher" SS-Mann ohne jegliche Befehlsgewalt gewesen sein. Ich würde da schon unterscheiden ob ein Jugendlicher im nationalsozialistischen Gehirnwäsche-Siegrausch Teil einer faschistischen Bewegung sein wollte oder ob eine wirkliche Befehlsgewalt oder sogar Entscheidungskompetenz hatte. Nicht jeder SS-Mann war Obersturmbannführer.

Forderungen á la "Nobelpreis zurückgeben" finde ich albern und unpassend. Grass hat den Nobelpreis für sein literarisches Werk erhalten - nicht für moralische Integrität.
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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #10 am: 15 August 2006, 15:07:12 »

Zitat von: "DeLaGuerre"
Ich empfehle einfach mal pauschal, sich über die "Gruppe 47" zu informieren, notfalls über Wikipedia. Wenn ihr mal nachschaut, wer dazugehört hat bzw. seine politische Breitenwirkung über diese Gruppe geltend gemacht hat, fällt euch evtl. euer Deutschunterricht ein (zumindest wenn ihr ein Gymnasium besucht habt).
Was ihr in dem Zusammenhang über die politisch korrekte Haltung zum Dritten Reich erfahren habt und über die (angebliche) Haltung der Nachkriegsgesellschaft, dürfte nämlich stark durch die Äußerungen dieser Szene bestimmt worden sein. Noch heute greift der Deutschunterricht ziemlich unkritisch auf diese deutschen Selbstdarstellungen zurück.

Man macht es sich also etwas leicht, wenn man meint, es beträfe einen nur ganz peripher, was ein Herr Grass gesagt und getan hat. Wir sind damit erzogen worden, und auf der Grundlage dieser Erziehung bilden wir uns heute unsere Meinung... das zeigen sehr schön einige Äußerungen hier.


nun gut     http://www.welt.de/data/2006/08/11/994986.html

als guter und vor allem überzeugter ehemaliger pionier und fdj-ler, kann ich seine beweggründe verstehen und auch das problem wie es sich ihm stellt nachvollziehen.

trotzdem wird dieser, mensch viel zu hoch gelobt und seine meinung als allgemeingültig stehengelassen. wird er dann mal kritisiert, erregt das die gemüter der meist derjeniger, die ihn noch nichtmal gelesen haben, sondern nur den namen kennen.

er ist ein arroganter eingebildeter schnösel. dazu stehe ich und bleibe bei der meinung.
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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #11 am: 15 August 2006, 15:33:21 »

Zitat von: "~noise~druide~"
er ist ein arroganter eingebildeter schnösel. dazu stehe ich und bleibe bei der meinung.

Kann ja sein.
Aber schmälert das sein literarisches Werk?
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~noise~druide~

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #12 am: 15 August 2006, 15:40:31 »

Zitat von: "colourize"
Zitat von: "~noise~druide~"
er ist ein arroganter eingebildeter schnösel. dazu stehe ich und bleibe bei der meinung.

Kann ja sein.
Aber schmälert das sein literarisches Werk?


nein er hat eine gute erzählweise, aber nur weil britney spears, oO(wie schreibt man das), eine gute bewegung zur musik macht, heißt es noch lange nicht das ich sie mag.

aber den nobelpreis hat er nicht verdient. jedoch ist es auch egal, denn er ist alt und ich bin jung, er ist bald tot und ich dann stumm.

juhu es lebe die freie meinung.
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colourize

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #13 am: 15 August 2006, 15:55:09 »

Zitat von: "~noise~druide~"
nein er hat eine gute erzählweise, aber nur weil britney spears, oO(wie schreibt man das), eine gute bewegung zur musik macht, heißt es noch lange nicht das ich sie mag.

Deswegen gibt es ja auch einen Unterschied zwischen "literarischem Werk" und "Literatur, die mir gefällt".
Oder, bezogen auf Britney Spears: Einen Unterschied zwischen "mag ich" und "würd ich ficken".
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