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Autor Thema: Grass bei der Waffen-SS  (Gelesen 9520 mal)

Kenaz

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #30 am: 18 August 2006, 12:48:29 »

Zitat von: "colourize"
Wenn man die Implikationen des Kapitalismus mit neoliberaler Prägung logisch zu Ende denkt, ist jede konsumfördernde Maßnahme legitim.
[...]
"Erfolgreich sein" bedeutet, dem herrschenden Diskurs nicht nur Folge zu leisten, sondern seine Prinzipien so zu verinnerlichen, dass man sie verkörpert. Genau das tut Grass, und er scheint ein Meister darin zu sein. 8)


- Da hast Du zweifelsohne recht, wir wollen dabei allerdings eins nicht vergessen: Die Gesetze des Erfolges sind nicht die der Moral - die orientiert sich ausschließlich am Sollen und nicht am Sein, m. a. W.: denkt man die "Implikationen des Kapitalismus mit neoliberaler Prägung logisch zu Ende", so hat das mit den moralischen Prinzipien, die Grass stets beschworen hat, rein gar nichts zu tun. Dass der Mann ein überaus erfolgreich-schlawinerhafter Ökonom und in eigener Sache ein wahrer PR-Hecht ist, bestreite ich mit keiner Silbe. - Das ändert jedoch nichts an dem Umstand, dass ein "Geständnis" zu PR-Zwecken in moralischer Hinsicht an Schäbigkeit schwerlich zu überbieten ist.

Herr Grass mag ein guter Schriftsteller (ich persönlich halte ihn auch in dieser Hinsicht für maßlos überbewertet, aber das ist eine andere Baustelle), ein grandioser Geschäftsmann und ein Schlitzohr vor dem Herrn sein: als die "moralische Instanz", als die er sich so überaus gerne geriert hat, ist er in meinen Augen restlos diskreditiert und ausrangiert - und zwar rückwirkend.

P.S.: Nein, mir ist die zarte Ironie in Deinen Zeilen nicht entgangen, ich wollte das hier trotzdem noch mal ausgesprochen haben.
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Eisbär

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #31 am: 18 August 2006, 16:34:09 »

Es gibt ja zwei Dinge an der vorherrschenden Meinung und Argumentation, das ganze wäre nur eine PR-Sache, die mich stören:

1. ist diese Annahme und die Begründung zu einfach. Es liegt zu nahe. Und die Dinge sind selten einfach.
2. Wofür sollte es Grass wirklich ums Geld gehen? Der hat a) eh ausgesorgt und ist b) 78 Jahre alt, lebt also eh nicht mehr lang genug um das auszugeben.

Vor diesem Hintergrund denke ich, daß es für ihn eher so eine Art Vermächtnis ist, er will der Nachwelt sein Leben in Form dieser Biographie hinterlassen und will eben, daß eben jene möglichst viele Menschen lesen.
Also mehr so eine Art Kombination aus Wunsch nach Ruhm und tatsächlicher Gewissenserleichterung. Wobei ich nicht verstehe, wofür er sein Gewissen erleichtern muß, wenn er als 17jähriger eingezogen wurde und in der Zeit nicht mal einen Schuß abgab.
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colourize

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #32 am: 18 August 2006, 16:58:57 »

Zitat von: "Eisbär"
Wofür sollte es Grass wirklich ums Geld gehen? Der hat a) eh ausgesorgt und ist b) 78 Jahre alt, lebt also eh nicht mehr lang genug um das auszugeben.

Das würde aber eher für eine sehr tiefe Verinnerlichung der Logik des Kapitalismus (und damit des herrschenden Diskurses) sprechen, als dagegen.
2006: Geld scheffeln - egal zu welchem Zweck.
1975: Altnazis outen - egal zu welchem Zweck.
1955: Den Dummen die Demokratie beibringen - egal zu welchem Zweck.
1942: Juden ermorden - egal zu welchem Zweck.

Zitat von: "Eisbär"
obei ich nicht verstehe, wofür er sein Gewissen erleichtern muß, wenn er als 17jähriger eingezogen wurde und in der Zeit nicht mal einen Schuß abgab.

Zur Waffen-SS wird man nicht "eingezogen". Da muss man das schon ernst nehmen, so die Sache mit dem Endsieg, der Treue zum Führer und der Endlösung..
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Thomas

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #33 am: 18 August 2006, 17:12:46 »

Zitat von: "Eisbär"

2. Wofür sollte es Grass wirklich ums Geld gehen? Der hat a) eh ausgesorgt und ist b) 78 Jahre alt, lebt also eh nicht mehr lang genug um das auszugeben.

Vor diesem Hintergrund denke ich, daß es für ihn eher so eine Art Vermächtnis ist, er will der Nachwelt sein Leben in Form dieser Biographie hinterlassen und will eben, daß eben jene möglichst viele Menschen lesen.

Der Stern stellte in einem Vorwort die These auf, das er das noch zu Lebzeiten gerne loswerden wollte, damit es nicht erst nach seinem Ableben publik wird und dann nicht mehr kontrollierbar ist.

Zitat von: "Eisbär"
Wobei ich nicht verstehe, wofür er sein Gewissen erleichtern muß, wenn er als 17jähriger eingezogen wurde und in der Zeit nicht mal einen Schuß abgab.

Erleichtern nicht, aber von einem wie Grass erwarte ich einfach, das er so eine Mitgliedschaft bei Zeiten zugibt.Auch wenn Grass sicherlich bei der Waffen-SS keine überzeugter Sturmtruppler war (und das wird ihm auch wohl kaum jemand unterstellen wollen), ist eine dortige Mitlgiedschaft immer noch etwas anderes als die in einem Kaninchenzüchterverein.

Zitat von: "colourize"
Zur Waffen-SS wird man nicht "eingezogen". Da muss man das schon ernst nehmen, so die Sache mit dem Endsieg, der Treue zum Führer und der Endlösung..

Naja, gegen  Kriegsende dürften die da aber auch alles eingesetzt haben, was noch einigermaßen gesund  Husten konnte.So ähnlich wie mit den eisernen Kreuzen, die gegen 45 jeder Wachposten zugeschmissen bekam.

Wikipedia sagt dazu (wiederum aus dem Spiegel stammend) :

"...vermutlich am 10. November 1944 – nach Ableistung des Arbeitsdienstes zur 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen..."

Einberufen klingt nicht nach freiwillig gemeldet.Außerdem bleibt die Frage, wie Treu man Ende 1944 noch zu Volk, Führer und Vaterland stehen mußte, um zur SS zu kommen.
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Mentallo

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #34 am: 18 August 2006, 17:13:25 »

Zitat von: "colourize"
Zur Waffen-SS wird man nicht "eingezogen". Da muss man das schon ernst nehmen, so die Sache mit dem Endsieg, der Treue zum Führer und der Endlösung..


in der doku, die gestern im dritten lief (zum aktuellen thema; die waffen-ss), welche einer der erschütterndensten tv-dokus war, an die ich mich erinnern kann, schilderte ein ehemaliger ss-ler:
"meine güte, nach BERLIN kam man, und es gab sogar eine schicke uniform!"
mit 17 ist man noch sowas von grün, also wirklich.
hat denn irgendwer schon in erfahrung gebracht, was grass in seinen memoiren schreibt, was er da so alles erlebte oder eben nicht?
ggf ist die behauptung der aktiven beteiligung am holocaust ja doch ein wenig unsachlich.
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colourize

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #35 am: 18 August 2006, 17:16:37 »

Eine "aktive Beteiligung" von Grass am Holocaust hat ja auch niemand unterstellt; wohl aber eine ideelle.
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Thomas

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« Antwort #36 am: 18 August 2006, 17:18:41 »

Zitat von: "colourize"
Eine "aktive Beteiligung" von Grass am Holocaust hat ja auch niemand unterstellt; wohl aber eine ideelle.

Auch die kann ich mir nicht vorstellen.

Aber dazu müßte man wohl tatsächlich mal die Biographie gelesen haben, was wiederum die Unterstützung seiner kapitalistischen Interessen bedeuten würde, und das wollen wir ja nun alle nicht  8)
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Inverted

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #37 am: 18 August 2006, 18:15:40 »

Zitat von: "Kenaz"
Das Problem bei Grass ist, dass er jahrzehntelang das integre "Gewissen der Nation" gegeben hat und unbarmherzig jeden an den Pranger gestellt hat, der zwischen '33 und '45 ein NSDAP-Parteibuch hatte oder sonstwie in die Institutionen des Regimes verstrickt war.

 
Zitat von: "Volt Controller"
Ach ja? Kannst Du das irgendwie belegen?

Zitat von: "Kenaz"
- Dass Grass sich überaus selbstverliebt als "Gewissen der Nation" inszeniert hat, ist eine Binsenweisheit und sollte an und für sich jedem, der sich ein kleines bisschen mit der Entwicklung der bundesdeutschen Nachkriegsliteraturszene beschäftigt hat, bekannt sein. Gib bei google mal "Grass" und "Gewissen der Nation" ein und du wirst möglicherweise verstehen, was ich meine..

Hat doch damit nichts zu tun. Du hast in keiner Weise belegt, dass Grass "unbarmherzig jeden an den Pranger gestellt hat, der zwischen '33 und '45 ein NSDAP-Parteibuch hatte oder sonstwie in die Institutionen des Regimes verstrickt war". Was für eine einfältige, undifferenzierte Behauptung.
Zitat
- Es ist nicht mein Problem, wenn du die Feuilleton-Seiten deiner Tages- oder Wochenzeitung (wenn sie überhaupt welche hat) geflissentlich zu überblättern pflegst, durch "besseres Wissen" glänzt Du jedenfalls nicht, dessen darf ich dich ebenso höflich wie bestimmt versichern.

Und dann selber in vermeintlich bester Grass-Manier seine eigene moralisch-intellektuelle Überlegenheit postulieren. Geht's noch?
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Thomas

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #38 am: 18 August 2006, 19:17:19 »

BTW:
Zitat von: "Volt Controller"

Und dann selber in vermeintlich bester Grass-Manier seine eigene moralisch-intellektuelle Überlegenheit postulieren. Geht's noch?

Das macht der Kenaz gerne mal.Aber man kann's ihm eigentlich nicht verübeln, er hat ja sonst nichts  :P
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colourize

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #39 am: 18 August 2006, 20:21:44 »

Moral kann ich da aber nicht so direkt erkennen.
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Lakastazar

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #40 am: 19 August 2006, 00:43:21 »

Wolln wir mal festhalten:

Dass Grass als das "Gewissen der Nation" sich äußerst spät outete, deswegen den Beigeschmack der Doppelmoral nun mit sich trägt und somit die Medienlandschaft, wie auch die Gemüter in Wallungen bringt, kann ich verstehen.

Mehr noch verstehe ich auch, dass nun einige wegen Günther Grass's Spielart, womöglich jetzt Kapital schlagen zu wollen, indem er durch stetige Verweise auf seine "Memoiren" die Verkaufszahlen ins Extremste steigern will, verärgert sind, wobei ich doch anmerken möchte, dass seine Intention wohl keinem hier endgültig bekannt sein dürfte.
Zu mal man ja auch dazu wahrscheinlich erst ein mal sein Werk gelesen haben oder zumind. auf objektive Reszensionen zurückgreifen sollte, um dies hinreichend beurteilen zu können.

Ich akzeptiere auch, dass Grass wohl zu denüberbewerteten Autroen gehört...
aber wenn ich mir den Stuss an Literatur so anschaue, der vor allem JETZT so auf dem Markt ist, möcht ich doch wissen, wer ist es nicht?

Einen Vergleich mit Britney Spears find ich allerdings extremst peinlich, um nicht zu sagen polemisch! (@Druide)

Jetzt aber zu all den Neuzeit-Moral-Aposteln hier:

Ich bin mir des Dilemmas um Grass's Biografie durchaus bewusst und möchte an dieser Stelle anmerken, dass auch ich die Umstände, womit sein Coming-Out geschieht, für bedenklich halte, aber ich maße mir nicht an, jetzt den selben Fehler zu machen und eben jenen Mann an den Pranger zu stellen!

Es dürfte wohl einen ziemlichen Unterschied gegeben haben, zwischen den Bonzen, die Mitglied bei der NSDAP waren und somit wirkliche dem politisch ideellen und opportunistisch pragmatischen Machtstrukturen angehörten, welche letztlich noch nach dem Krieg höhere Positionen bekleideten und womöglich noch immer dubiose Ansichten vertraten und deswegen wohl "zurecht" an den Pranger gestellt gehörten, und einem Jugendlichen, der quasi keine andere Wahl hatte und in die Waffen-SS eingezogen worden ist oder auch nur dem "Kulturtrieb" folgend dem damaligen Zeitgeist zum Opfer fiel.
Da geht es nicht um ideelle Verbundenheit, sondern um den pragmatischen Einsatz von Kanonenfutter auf der einen Seite und der soziale Zugzwang, der auf einen 17jährigen lastet, der nach 5 Jahren Krieg vermutlich keinen Draht zur Menschenkenntnis gehabt haben dürfte, wie unsereiner heute!!

Heute ist es einfacher, gegen etwas zu sein, da man die dafür nötige Informationslage und vorallem die Meinungsfreiheit hat, äußern zu dürfen, wonach einem ist, ohne Angst haben zu müssen, dafür erschossen zu werden.

Überhaupt!
Ich weiß nicht, wie es euch geht... aber es ist immer leichter und um längen bequemer aus einer Position mit guter Bildung und gutem Lebensstandard heraus jemanden anzuprangern, dessen Lebenshintergrund man nicht teilt bzw. kennt und deswegen nur schwerlichst nachzuvollziehen vermag.

Ich empfinde es nun als unausgesprochen unappetitlich, dass jetzt die sonst in letzter Zeit so schweigsame Elite dieses Forums - Denn die Qualität eurer Beiträge möcht ich sonst nich in Frage gestellt wissen - sich geschlossen einer Meinung aufhängt, um einen Autoren, zu dessen Werken man wahrscheinlich zur Schulzeit von den Lehrern zu lesen und verinnerlichen gezwungen wurde, jetzt eins auswischt!

Ich möchte wissen, wie ihr gehandelt hättet, wenn ihr einige Jahre eures Daseins unter ideologisch fehlgleiteter, logistisch ausgebauter kultureller Selektion aufgewachsen worden wärd!

Wie ich zu Anfangs sagte... Eure Positionen sind verständlich und weitestgehend nachvollziehbar, aber die gehässigen Rückschlüsse weit unter eurem Kaliber!

Ich habe wesentlich mehr Diskurs von euch erwartet und bin ein wenig enttäuscht, dass ihr lediglich unreflektiert eure Meinung hier quasi einstimmig gibt... dazu hättet ihr nicht mal so schön formulierte Posts benötigt, sondern hättet euch genauso gut den Reigen polemischer Hetze anschließen können...


Ich persönlich habe keine absolute Meinung dazu und empfinde es meinerseits unangenehm den "Mut" aufbringen zu müssen etwas dagegenhalten zu "müssen", um eure Aussagen nicht einfach so unkommentiert stehen zu lassen:

Ich finde lediglich eine Person glaubwürdiger, die selbst mal Täter gewesen ist, als jedes Opfer und jeder Unbeteiligte, der nun keinerlei Schwierigkeiten haben dürfte, die Täter von damals mit dem nackten Fingerzeig der "Gerechtigkeit" aburteilen zu können!

Das einzige, was mich an Grass Coming Out stört und wo ich mich auch der Kritik anderer anschließen möchte, ist lediglich sein langes Schweigen...
Allerdings denke ich auch, dass das hier jeder nachvollziehen kann!
Was würdet ihr mit den Schatten eurer Vergangenheit machen?
Viele, auch ich, würden jetzt SAGEN, natürlich dazu stehen!
Aber schon mal darüber nachgedacht, dass es in der Praxis dann doch anders aussieht, besonders bei solch prekärer Lage und Brisanz?

Wäre er so berühmt wirkungsreich geworden, wenn er denn schon damals dazu gestanden hätte?
Aus unserer heutigen Sicht mag man meinen, JA!
Aber der Zeitgeist war damals ein anderer! Und die Massen sind stets polemisierend!

Ich denke, dass jetzt hier wieder mehr Hype gemacht wird, als wirklich relevant ist.
Wer nämlich der Meinung ist, dass Grass überbewertet ist, dient hier lediglich dem Tokyo-Hotel-Prinzip, wenn er sich nun darüber negativ auslässt. ;)

Den Vorwurf, er würde seine Verkaufszahlen nun steigern wollen, lasse ich eher umkommentiert stehen...
Wenn ich etwas zu einem Thema geschrieben hätte, in dem dann alles drin steht, was es zu diesem Thema zu wissen gilt, weil eben da in weitreichendem Zusammenhang alles in einem Zug nachvollziehbar ist, würd ich ebenfalls drauf hinweisen, egal, ob man es nun kauft, leiht, oder sich ausm Inet zieht!

P.S: NEIN, ich bin kein Grass-Fan, aber ich halte seine Werke für nicht schlecht!
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Thomas

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #41 am: 19 August 2006, 10:20:37 »

@Lakastazar : Da müßtest du das "ihr" (die Forumselite) schon mal ein wenig ausdifferenzieren, denn es gab in diesem Tread bisher ja doch recht vielfältige Meinungen zu dem Thema.

Ich z.B. maße mir mal an, mich in diesem Fall auch mit "Forumselite" angesprochen zu fühlen, und meine Beiträge sind in etwa deckungsgleich mit deinen Ansichten.

Und zum Thema Verkaufszahlen steigern hier nochmal einer meiner Beiträge :

Zitat von: "Thomas"
Die Vermutung ist allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen.In einem Interview, das er letztens irgendwo im Fernsehen gab, hat er selber sinngemäß soetwas gesagt wie :
"Ja, ich war dann und dann Mitglied der Waffen-SS, und den Rest können sie in meinem jetzt erscheinenden neuen Buch nachlesen"


Klingt schon ein bischen komisch, oder ?
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Kenaz

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #42 am: 19 August 2006, 15:36:25 »

Zitat von: "Colt Vontroller"
Und dann selber in vermeintlich bester Grass-Manier seine eigene moralisch-intellektuelle Überlegenheit postulieren. Geht's noch?

- Bestens geht's! Im übrigen bleibt mir ziemlich unersichtlich, wie du auf den abstrusen Gedanken kommst, ich habe im Vorangegangenen meine "moralisch intellektuelle Überlegenheit postuliert"; - vor allem: wem gegenüber überhaupt? Dir? Grass? - Aber soll ich dir was sagen? Im Grunde ist mir das eigentlich völlig schnuppe.

Ach ja: Solltest Du den offensiven Berufs-Antifaschismus inklusive chronisch erhobenem Moralzeigefinger des Günther Grass - speziell in den 70er und 80er Jahren - gerne weiter in Frage stellen, so wünsch' ich dir viel Spaß dabei. Jeder legt sich die Welt eben so zurecht, wie sie ihm am besten in den Kram passt. - Ich habe leider, oder besser: gottseidank wichtigeres zu tun, als für dich in einer Angelegenheit Quellenforschung zu betreiben, die der common sense längst im von mir dargestellten Sinne ad acta gelegt hat.
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KainVampir

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #43 am: 19 August 2006, 16:29:42 »

ich hab zwar nicht alles durchgelesen aber zum thema, dass er es gerade jetzt bekannt macht, dass er in der waffen-ss war.

wahrscheinlich hat grass während der arbeit an seiner (auto?-)biographie über sein leben reflektiert, wodurch lange verdrängte/verschwiegene sachen wieder in sein bewusstsein geraten sein könnten  :?:

wie lakastazar schon sagte, früher wäre das geständnis wahrscheinlich sein gesellschaftlicher tod gewesen und man hätte ihn weniger nach seinem werk beurteilt als nach dieser tatsache. heutzutage ist er genug etabliert und die gesellschaftliche stimmung ist eine andere.

wenn wir nun davon ausgehen, dass er es eh gestehen wollte, was ist so schlimm daran es zum günstigsten zeitpunkt zu tun? sollte er es vielleicht nach dem erscheinen seiner biographie sagen? hätten nicht dann alle aufgeschrien, das er es heimlich in seiner biographie nur für insider kenntlich machen wollte? oder den fakt einfach weglassen, obwohl man sein leben ohne dessen kenntnis eigentlich nicht verstehen kann? oder sollte er die biographie deswegen ein jahr später veröffentlichen? sorry ich drifte ab in polemiken  :roll:

seien wir doch froh, dass...
-er uns mal wieder zum denken angeregt hat
-jeder die geschichte nachlesen kann, nicht nur eine "bild" seite
-gemeinschaftssinn gestärkt wurde, da wir nun auf ihm rumhacken können
-das thema nazizeit mal wieder in ein paar köpfen bewusst wurde
-wir, oh wunder, trotzdem noch am leben sind...

eigentlich wollte ich doch nur schreiben: "wayne..."
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s sind nur die allzu naiven Menschen, welche glauben können, daß die Natur des Menschen in eine rein logische verwandelt werden könnte. - Auch der vernünftigste Mensch bedarf von Zeit zu Zeit wieder der Natur, das heißt seiner unlogischen Grundstellung zu allen Dingen.
- Friedrich Nietzsche

Thomas

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Grass bei der Waffen-SS
« Antwort #44 am: 19 August 2006, 18:53:59 »

Zitat von: "KainVampir"

wie lakastazar schon sagte, früher wäre das geständnis wahrscheinlich sein gesellschaftlicher tod gewesen und man hätte ihn weniger nach seinem werk beurteilt als nach dieser tatsache. heutzutage ist er genug etabliert und die gesellschaftliche stimmung ist eine andere.

Selbst wenn es so gewesen sein sollte, halte ich das für moralisch äußerst fragwürdig.Einer wie Günter Grass, dem eigentlich wie selbstverständlich unterstellt wird, das es ihm immer nur um die Sache geht, unabhängig von den Konsequenzen, stellt sich die Frage :"Das kannst du jetzt nicht schreiben/zugeben, sonst beachtet dich keiner mehr" ? Kann ich mir nicht vorstellen.

Zitat von: "KainVampir"
wenn wir nun davon ausgehen, dass er es eh gestehen wollte, was ist so schlimm daran es zum günstigsten zeitpunkt zu tun?

Weil so eine Berechnung für einen derartigen Moralisten unmoralisch wäre ?
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