Ich find’s eigentlich gerade relativ unspannend, wie tyrannus das diffuse Konzept von „der Mensch ist schlecht“ als Totschlagargument benutzt, um das momentane System (welches erwiesenermaßen nicht funktioniert) um jeden Preis zu erhalten.
Boah, was für ein Blödsinn. Wer ist denn da jetzt besser gestellt? Die einzigen, die mehr bekommen als jetzt, sind die, die jetzt weniger bekommen als das BGE betragen wird. Und mit der Einführung des BGEs gibt es niemanden mehr, der weniger bekommt.Jetzt erkläre mir bitte, wo ein Neid her kommen soll, den es jetzt noch nicht gibt, der also explizit durch das BGE geschaffen wird.
Wie möchte man dann verhindern, dass in der einen oder anderen Branche qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, weil sich zuviele mit dem BGE zufriedengeben?
Zitat von: tyrannus am 24 Januar 2010, 22:38:56Wie möchte man dann verhindern, dass in der einen oder anderen Branche qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, weil sich zuviele mit dem BGE zufriedengeben?Die Arbeitsplätze attraktiver machen. Lohn erhöhen, besonders tolle Arbeitsverträge anbieten, etc.. Angebot und Nachfrage regeln bekanntlich die Bedingungen, und wenn ein Arbeitsplatzüberangebot da ist, dann wird den verhinderten Arbeitgebern schon was einfallen, um um die Arbeitskräfte zu konkurrieren.
Ich bin ein sehr fauler Bürger, ich konsumiere gerne. Ich esse und trinke gerne, ich gucke gerne Filme, ich lese gerne Bücher, ich spiele gerne Telespiele, evtl. möchte ich sogar mal einfach nur faul herumliegen und stelle somit eine Gefahr dar, weil ich mal 4h zusätzlich an einem Tag kein Geld ausgebe, was in den Staatshaushalt zurückfließt. So teuer kann man diese Produkte garnicht machen, bzw. so lange ist der Tag nicht, dass das BGE nicht ausreichen würde.
Und dann kommt die Zeit, in der einem die Decke auf den Kopf fällt, weil das Leben so einfach nicht erfüllend ist. Ich kann auch sehr fleißig sein, aber das bin ich am meisten bei Dingen, auf die ich gerade Lust habe, die mir Spass machen. Lust und Spass halten aber evtl. nur ein paar Tage an, dann habe ich auf was anderes Lust. Wo bleibt da die unternehmerische Planbarkeit für die Arbeitgeber?
Warum sollten also diese Leute, wenn sie die Wahl haben, mehr Zeit für ihr Hobby und den Rest der Zeit Konsum oder weiterarbeiten wie bisher, auch wenn sie nicht müssten, bzw. beruflich ihrem Interessengebiet nachgehen, dafür sich aber vielleicht ein geliebtes Hobby kaputtmachen, einer solchen Beschäftigung nachgehen wollen?
Eine tollere Kaffeemaschine und Dienstwagen für alle lockt da sicherlich nicht ausreichend Arbeitskräfte vom Sofa.
Was ist eigentlich, wenn ich mein BGE im Ausland verkonsumiere?
Zitat von: tyrannus am 24 Januar 2010, 23:17:02Und dann kommt die Zeit, in der einem die Decke auf den Kopf fällt, weil das Leben so einfach nicht erfüllend ist. Ich kann auch sehr fleißig sein, aber das bin ich am meisten bei Dingen, auf die ich gerade Lust habe, die mir Spass machen. Lust und Spass halten aber evtl. nur ein paar Tage an, dann habe ich auf was anderes Lust. Wo bleibt da die unternehmerische Planbarkeit für die Arbeitgeber?Das geht aber davon aus, dass der Arbeitgeber um jeden Preis Gewinn machen muss. Muss er aber gar nicht mehr, denn er verreckt ja nicht mehr, nur weil du nach zwei Monaten keine Lust mehr auf deinen Job hast und wieder kündigst. BGE ist für alle. „Jaja, OMG, wie sollen denn da große Konzerne noch Gewinne machen können?“ – wenn mit BGE wirklich die durchschnittliche Beschäftigungsdauer eines Arbeitnehmers sinken würde (und davon bin ich alles andere als überzeugt), muss der Arbeitgeber – wie gehabt – die Arbeitsplätze attraktiver machen und mehr Leute einstellen. Wenn die Leute auf der Straße gefragt werden, sagt doch jeder, „klar würde ich weiter arbeiten“. Und selbst wenn wirklich 60% der Leute mit BGE zuhause bleiben würden: Die Arbeitgeber hätten danach viel weniger Leute zu bezahlen und können es sich leisten, auch mal jemanden mit höherem Gehalt zu locken, wenn wirklich Not am Mann ist.
Zitat von: tyrannus am 24 Januar 2010, 23:17:02Warum sollten also diese Leute, wenn sie die Wahl haben, mehr Zeit für ihr Hobby und den Rest der Zeit Konsum oder weiterarbeiten wie bisher, auch wenn sie nicht müssten, bzw. beruflich ihrem Interessengebiet nachgehen, dafür sich aber vielleicht ein geliebtes Hobby kaputtmachen, einer solchen Beschäftigung nachgehen wollen?Die Frage hab ich jetzt nicht verstanden. Warum sollten Leute arbeiten, weil sie nicht oder Hobby nachgehen, obwohl sie nicht aber nicht müssen, kaputt machen, wie weiterarbeiten wie bisher?
Zitat von: tyrannus am 24 Januar 2010, 23:17:02Eine tollere Kaffeemaschine und Dienstwagen für alle lockt da sicherlich nicht ausreichend Arbeitskräfte vom Sofa.Dann fällt der Arbeitsplatz halt eben weg, entweder weil der Arbeitgeber sich verkleinert, weil er es nicht schafft, sich an die geänderten Rahmenbedingungen (keiner reißt sich mehr um seinen Kackjob) anzupassen, oder weil der Arbeitsplatz halt durch Maschinen belegt wird. Das ist so eine Art natürliche Selektion für Jobs.
Zitat von: tyrannus am 24 Januar 2010, 23:17:02Was ist eigentlich, wenn ich mein BGE im Ausland verkonsumiere?Was soll damit sein? Dann hast du dein BGE halt im Ausland ausgegeben. Das ist genau so, wie wenn du dein BGE zuhause in der Spardose lässt.
1.Mehr Zeit für Ihr Hobby und den Rest der Zeit zur freien Verfügung für reinen Konsum, da sie sich ein solches Leben ohne Arbeit leisten könnten.2.Weitermachen wie bisher. Arbeiten, auch wenn sie es finanziell nicht nötig haben.3.Weil sie nicht vom Arbeitslohn abhängig sind, können sie von Zwängen/Ängsten befreit einer beruflichen Tätigkeit in einem Spezialgebiet nachgehen, die stärker ihren Neigungen entspricht. Ein Hobby zum Beruf machen, mit dem Risiko, das Interesse/den Spaß an dem einst geliebten Hobby zu verlieren, da es nun etliche Stunden an mehreren Tagen in der Woche praktiziert wird, anstatt sporadisch das eine oder andere Stündchen nach Feierabend.Da man sich den wenigsten Zwängen unterwerfen müsste, würde ich die 1. Möglichkeit vorziehen. Ich stelle mir vor, dass diese Wahl viele andere faule Menschen auch treffen würden und es so zu dem beschrieben Mangel an noch nötigen Arbeitskräften führen könnte.[...]Wenn jetzt ein beträchtlicher Teil BGE Empfänger sich entscheidet, dass man eigentlich gerade alles hat, was man so zum Leben braucht und die nächsten 5 Jahre erstmal allen Überschuß in den Sparstrumpf steckt, vermisse ich an der Idee noch irgenwie den Weg, durch den sich das ganze im worst case verlässlich finanzieren lassen kann. Neue Steuern, höhere Steuern?
Also verstehe ich das richtig: Du moechtest ungehindert Deinen Hobbies nachgehen, den Rest der Zeit hemmungslos konsumieren und den Ueberschuss erstmal in den Sparstrumpf stecken.
Ich hab nicht aufgepasst, von wieviel Geld im Monat reden wir nochmal?
Aber würden hierdurch nicht für international auftretende Unternehmen die Konditionen in den Nachbarländern attraktiver werden, wo sie zu finanziell günstigeren Konditionen und ebenfalls mit geringer sozialer Verantwortung Produkte produzieren und Gewinne erwirtschaften können. Würde bei einer Insellösung, BGE in Deutschland, dieses Land nicht zu einem überwiegenden Importland werden?
Oder im positiven Fall: Würden dann nicht alle Menschen in das "gelobte" Land kommten, zwar Fähigkeiten und KnowHow mitbringen, gleichzeitig aber Fabriken und Infrastuktur auf den anderen Märkten zurücklassen und somit breite Teile der Weltwirtschaft zumindest übergangsweise zum Erliegen bringen?
Diese Leute stünden vor der Wahl:1.Mehr Zeit für Ihr Hobby und den Rest der Zeit zur freien Verfügung für reinen Konsum, da sie sich ein solches Leben ohne Arbeit leisten könnten.2.Weitermachen wie bisher. Arbeiten, auch wenn sie es finanziell nicht nötig haben.3.Weil sie nicht vom Arbeitslohn abhängig sind, können sie von Zwängen/Ängsten befreit einer beruflichen Tätigkeit in einem Spezialgebiet nachgehen, die stärker ihren Neigungen entspricht. Ein Hobby zum Beruf machen, mit dem Risiko, das Interesse/den Spaß an dem einst geliebten Hobby zu verlieren, da es nun etliche Stunden an mehreren Tagen in der Woche praktiziert wird, anstatt sporadisch das eine oder andere Stündchen nach Feierabend.
Da man sich den wenigsten Zwängen unterwerfen müsste, würde ich die 1. Möglichkeit vorziehen. Ich stelle mir vor, dass diese Wahl viele andere faule Menschen auch treffen würden und es so zu dem beschrieben Mangel an noch nötigen Arbeitskräften führen könnte.
Das kann ich mir auf einem abgeschlossenen Markt schon vorstellen, genauso, wenn alle Staaten einen solchen Weg bestreiten würden. In der derzeitigen globalen Ausrichtung vieler Branchen erwarte ich hier aber eine gewinnorientierte Abwanderung der Unternehmen ins Ausland und, wie oben genannt, eine Entwicklung hin zum Importland, zumindest solange wie die Köpfe dort noch mehr verdienen können, als es ihnen unter den Bedingungen, durch das BGE verursacht, in Deutschland vielleicht möglich wäre. Sie können den Mund halt nicht voll genug bekommen.
Soll sich ein System mit BGE dann z.B. von hohen Einfuhrzöllen finanzieren oder wie stellst Du Dir das vor?
Im einen wie im anderen Fall wird in der Finanzierung der regelmäßigen Zahlung von BGE sicherlich auch eine Refinanzierung durch den Rückfluss der Gelder, mittels Konsum durch die Bürger einkalkuliert sein.
Wenn jetzt ein beträchtlicher Teil BGE Empfänger sich entscheidet, dass man eigentlich gerade alles hat, was man so zum Leben braucht und die nächsten 5 Jahre erstmal allen Überschuß in den Sparstrumpf steckt, vermisse ich an der Idee noch irgenwie den Weg, durch den sich das ganze im worst case verlässlich finanzieren lassen kann. Neue Steuern, höhere Steuern?
Ich weiß spontan nicht, was ich dazu sagen soll. „Breite Teile der Weltwirtschaft“? Wollen dann plötzlich mehrere Milliarden Menschen nach Deutschland einwandern?
Wahrscheinlich würde ich aber mehrere Jahre erstmal „zuhause“ bleiben, da ich jemand bin, der sich ganz gut selbst beschäftigen kann, und als Open Source Programmierer gibt es immer irgendwelche Baustellen, um die man sich kümmern kann.
Das Suchen nach wirtschaftlichen Argumenten, warum das BGE niemals funktionieren kann, erinnert mich an Leute, die unbedingt Haare in ihrer Suppe finden wollen.
Zitat von: Bombe am 25 Januar 2010, 12:26:05Ich weiß spontan nicht, was ich dazu sagen soll. „Breite Teile der Weltwirtschaft“? Wollen dann plötzlich mehrere Milliarden Menschen nach Deutschland einwandern?Wenn das System funktioniert, so klingen die Möglichkeiten, wie Du sie ja auch beschreibst, sehr verlockend. Es werden wohl nicht Milliarden sein, z.B. wird ein Feldarbeiter in einem Land der dritten Welt nicht die Möglichkeiten haben zeitnah, die Information zu erhalten, seine Möglichkeiten erkennen und die Reise antreten (können), ebenso werden auch Senioren, die von einer ausreichenden Altervorsorge leben können nicht unbedingt das gewohnte Umfeld verlassen wollen. Für z.B. einen jungen Vorarbeiter in einer Fabrik eines Schwellenlandes und viele Bürger der anderen Industienationen, wird diese Reise in vielen Fällen sicherlich erschwinglich und erstrebenswert sein wobei sprachliche und kulturelle Barrieren vernachlässigbar scheinen, da man ausreichend Zeit hat sich mit seinem neuen Umfeld zu beschäftigen, dies aber nichtmal unbedingt muss.
Nochmal kurz weils grad so reinpasst zu Vorurteilen gegenüber "Hartzies":http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/die-vorurteilsmaschine/