Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Bedingungsloses Grundeinkommen  (Gelesen 50582 mal)

nightnurse

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #165 am: 04 Dezember 2011, 12:25:48 »

Ja...auf Tide gibt es immer mal wieder ein schweizer Video zum Thema, in dem zwar gesagt wird, wie man das Grundeinkommen finanzieren wird...aber dabei werden so winzige Kleinigkeiten vergessen wie der Umstand, dass oft die Gesamtheit der Einnahmen einer Person nicht der Gesamtheit der Ausgaben der Person entspricht. Bei einigen anderen Sachen habe ich das Gefühl, dass sich da in die Tasche gelogen wird, aber dazu müsste ich´s nochmal ganz am Stück sehen.
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Eisbär

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #166 am: 04 Dezember 2011, 13:40:18 »

Ich rechne das immer ganz simpel und bis jetzt konnte mir das keiner plausibel widerlegen:

Wir sind 82 Mio. Menschen in Deutschland. Wenn jeder davon monatlich 1000€ bekommt, sind das 82 Mrd. pro Monat, also 984 Milliarden im Jahr. Ein knappe Billion. Das ist mehr als das dreifache des kompletten Bundeshaushalts. Um das nötige Geld reinzubekommen, soll man angeblich die Mehrwertssteuer aka Umsatzsteuer erhöhen. Diese brachte 2010 180 Mrd. Man müßte also die Umsatzsteuer ca. ver5,5fachen, hätte dann eine Steuer von 104,5% (vorausgesetzt, der Konsum bricht nicht ein bei den erhöhten Preisen), was den Preis so ziemlich aller Produkte und Dienstleistungen fast verdoppelt, so daß die 1000€ im Monat nur noch halb so viel wert sind. Man müßte diese dann also verdoppen, was wieder eine Verdopplung der Kosten und eine Verdopplung der Steuer und damit der Preise auf sich hätte.

Natürlich kann man die Sozialkosten streichen, aber die machen ca. die Hälfte des Haushaltes aus. An der Gesamtrechnung ändert das nur ein paar Zahlen, reichen tut es trotzdem vorne und hinten nicht.

Und genau darum funktioniert das nicht :(
« Letzte Änderung: 04 Dezember 2011, 13:42:07 von Eisbär »
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nightnurse

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #167 am: 04 Dezember 2011, 14:03:48 »

Das erwähnte Video baut (soweit ich mich erinnere) darauf, dass noch genug Leute arbeiten gehen, um etwas zusätzlich zum GE zu verdienen - was sie dann restlos ausgeben werden, wodurch ab einer bestimmten Zuverdienstschwelle alles ein Plus im Staatssäckel darstellt. Was natürlich noch nicht berücksichtigt, dass es z.B. Menschen geben soll, die auch mal sparen.
Ferner würde ja der ganze Apparat an Beamten im Sozialwesen und Arbeitsamt überflüssig, das spart Geld!
Dass die Einnahmen aus der Umsatzsteuer (es wurden 25% vorgeschlagen) kaum reichen dürften, die vielfältigen Ausgaben des Staates UND das GE zu finanzieren, scheint mir nicht vorgekommen zu sein.
Und in konkreten Zahlen, so wie Du, stellen sie das schon gar nicht dar.
Was aus Menschen werden soll, die ihren erhöhten Finanzbedarf eben nicht durch zusätzliche Arbeit decken können (Alte und Kranke), wurde mir da auch nicht klar (außer, dass es die vage Hoffnung gab, dass das GE bewirken würde, dass mehr Leute bereit wären, ihre Angehörigen zu pflegen oder sonstwie ehrenamtlich zu arbeiten)...

Naja, vielleicht sollte ich das Video mal zur Gänze ansehen, aber es ist so lang und so behäbig...


Also, schöne Idee, das, aber ich warte noch auf was Überzeugendes.
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seinschi

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #168 am: 04 Dezember 2011, 14:26:14 »

Von nix kommt halt nix, und sollte es soweit kommen, daß ich für irgendwelche Faultiere, die nicht das geringste Interesse haben, mit ihrer Tätigkeit etwas zum Geimeinwohl beizusteuern, auch nur nen Handschlag tun muss, würd ich entweder auch eines dieser Faultiere werden oder ganz einfach auswandern. "Da finden sich schon genug Idioten" , ist nicht ne wirklich funktionierende Argumentation.
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messie

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #169 am: 04 Dezember 2011, 16:24:07 »

Ich sehe an dem Konzept auch ein paar gravierende Haken.

1. Was ist mit der Sparquote? Diese wird am laufenden Band totgeschwiegen. Dass die Binnennachfrage automatisch steigen wird wenn jeder mehr Geld zur Verfügung hat, halte ich noch lange nicht für ausgemacht. Wenn ich da an die 60+ Generation denke, will ich gar nicht wissen, was für Milliärdchen sich dann auf den Konten der Banken anhäufen ...

2. Die Gier der Menschen wird unterschätzt. Denn wenn jeder genug Geld zum Leben hat, bräuchte man ja theoretisch die Preise nicht über Gebühr erhöhen. Das wird aber passieren, weil so einige Menschen sich einfach am Gewinn den sie machen aufgeilen. Dass dies die Inflation fördert versteht sich von selbst, denn dann werden auf einmal 1000€ mit Armut beziffert sein und nicht die heutigen 800 - weil nun einmal das Brot dann auf einmal 10€ pro Laib kostet, mit der Begründung, dass es sich ja nun jeder leisten könne.

3. Wie sieht es mit Spekulationen aus? Auch heute wird schließlich an der Börse mit Geld gewettet, das gar nicht existiert. Wenn dies weiterhin möglich wäre, würde es auch weiterhin Menschen geben die trotzdem ihr ganzes Geld verlieren auf einen Schlag und sich in Schulden stürzen. Ist zwar schön 1000€ aufm Konto monatlich zu haben, wenn das aber gleich wieder gepfändet wird, sodass man unter heutiges HartzIV-Niveau fällt, hat man erneut jene Armut im Land, die man doch eigentlich ausrotten wollte.

Das sind jetzt nur drei Punkte, die mir spontan dazu einfielen. Ich bin mir sicher, man kann ein ganzes Dutzend davon zusammenstellen und wird feststellen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen zuviele Gleichungen enthält, die damit nicht gelöst werden können. Gier kann man nun einmal nicht wegkonzeptionieren.

Richtig und wichtig hingegen finde ich einen generellen Mindestlohn. Diese Ausbeutungen heutzutage, Stichworte Aufstocker und Kombilohn, gibt es schon viel zu lange.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #170 am: 04 Dezember 2011, 18:30:21 »

Mir gefiele sowieso viel besser, eine bedingungslose Grundversorgung mit Gütern sicherzustellen. Also Wohnung, Mobilität, Grundnahrungsmittel etc. alles kostenlos. Aber dann heißts wieder IEEH KOMMUNISMUS.
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nightnurse

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #171 am: 04 Dezember 2011, 19:02:00 »

Vielleicht kann mir mal jemand das erklären:

Die „ersten“ 1500 € zahlt immer der Staat. Wenn dein Arbeitgeber dir also 2000 € zahlen würde, kostet ihn das nur 500 €. Du (als Arbeitnehmer) kommst deinen Chef dadurch billiger als ohne BGE. Was das für die Preise für den Endkunden heißt, liegt auf der Hand. :)
... Die Produktionskosten in Deutschland würden nicht steigen, sondern sinken, weil die Firmen weniger Gehälter zahlen; es fallen ja für jeden Arbeitnehmer 1500 € (oder wieviel immer das BGE auch betragen wird) weg, und auch Sozialabgaben gibt’s dann ja nicht mehr, die kamen ja auch immer noch auf’s Gehalt drauf.

 :o
Das klingt jetzt aber eher wie´n Modell vom Bundesverband der Arbeitgeber?
Grundeinkommen nach dem 1€-Job-Prinzip?
Es heisst doch "bedingungsloses Grundeinkommen", das bekomme ich (nicht mein Arbeitgeber), und zwar ohne Arbeit.
Die Idee kann ja wohl kaum sein, dass ich, wenn ich etwas zusätzlich verdienen möchte, quasi für nen Dumpinglohn arbeite - wenn ich 500€ mehr brauche, geh ich ca. Vollzeit arbeiten und mein Arbeitgeber zahlt mir nur 3€/Stunde, denn ich brauche ja nicht mehr??
Oder wie verstehe ich das?
Unter solchen Bedingungen hielte ich ja nicht mehr für wahrscheinlich, dass das

Für Berufe, die qualifiziertes Personal brauchen, wird es weiterhin das qualifizierte Personal geben; die meisten Qualifikationen werden ja erworben, weil die Leute Bock auf das haben, was man mit dieser Qualifikation machen kann.

in signifikantem Umfang der Fall sein würde.
(Sonst heisst es ja immer, die Lohnkosten sänken bei Einführung eines GE durch Wegfall der Sozialabgaben, und jetzt sollen auch noch die Löhne größtenteils wegfallen? Ich kann die FDP-Klientel sabbern hören)


Das BGE finanziert sich ganz simpel aus einer einzigen Steuer, einer Konsumsteuer. Die entspricht in etwa der Mehrwertsteuer und wird immer erst dann fällig, wenn eine Ware oder Dienstleistung den Besitzer wechselt oder in Anspruch genommen wird. ... Es fallen ja an keiner Stelle mehr Steuern für Löhne und andere Ausgaben an!

Ach so: "Das BGE finanziert sich...", und schon fallen keine weiteren Steuern mehr an? Polizei, Straßenbeleuchtung, Schulen, woher kommt das Geld für solche Kinkerlitzchen?

Ein ebenso beträchtlicher Teil wird das komplette BGE auf den Kopf hauen, und zusätzlich noch das, was er noch selbst dazu verdient. Die Rechnung ist einfach: Wer 1500 € BGE bekommt, 1500 € dazu verdient, und alles davon ausgibt, hat 1500 € an Konsumsteuer bezahlt. Damit hat er sich selbst finanziert. Wer mehr verdient (und ausgibt), finanziert auch noch andere mit.

Pardon, aber wenn ich für nur (um im Beispiel zu bleiben) 500€ Mehrverdienst einen Stellenanteil arbeiten soll, der in der Gegenwart mit 2000€ bezahlt wird - wie soll ich wohl noch mehr arbeiten?
Außerdem ist da wieder das Wörtchen "wenn". Wenn man alles ausgibt...

Das ist der Film, von dem ich bisher Bruchstücke kenne, hatte heute noch keine Lu...Zeit, den zu gucken:http://www.youtube.com/watch?v=ufBsZOxHbyE (war hier schonmal irgendwo verlinkt)
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #172 am: 04 Dezember 2011, 22:42:11 »

Will kein Spielverderber sein, aber beim BGE würde das Geld anderer Leute noch schneller ausgehen als es das ohnehin jetzt schon tut. Und übers Gelddrucken finanziert käme es zur Hyperinflation, was letztlich aufs Gleiche hinausliefe.

Wobei aber abzusehen ist, dass sich das nach dem finalen Euro-Crash mit dem ausufernden Wohlfahrtsstaat sowieso erst einmal bis auf weiteres erledigt haben dürfte.

Der Ansatz, Lohnsteuern und Sozialabgaben komplett zu streichen, ist jedoch völlig richtig.
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nightnurse

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #173 am: 06 Januar 2012, 11:44:24 »

Und noch mal ein FAQ-Interview. http://www.freiewelt.net/nachricht-3577/ralph-boes:-1000-euro-bedingungsloses-grundeinkommen.html

Ähm...Oo.
Verstehe ich das richtig.
Da steht unter anderem: Der Staat könne sich das BGE u.a. deshalb leisten, weil er ja dann an jedem Beamten- und Politikergehalt 1000€ (Herrn Boes Rechengröße) sparen würde.
Mal abgesehen davon, dass mir (immer noch) nicht klar wird, warum bei Einführung eines BGE die Löhne und Gehälter um die Summe des BGE sinken sollten (oder wird davon ausgegangen, dass alle Arbeitenden ihre Arbeitszeit um den Gegenwert dieser Summe verkürzen? Wenn nicht, sind wir wieder beim Mega-Super-Duper-Geschenk an die Arbeitgeber)...
abgesehen davon also ist das ja wohl ein klassischer Fall von Selbstbetrug, denn "der Staat" zahlt ja nicht nur die Beamtenbezüge, sondern auch das BGE und spart mithin überhaupt nichts.

Dann kommt der "Familienvater mit, sagen wir: Netto Gehalt 10000€". Nach Einführung eines BGE nach Herrn Boes Vorstellungen bräuchte der nur noch 6800€, um auf ein Gesamteinkommen von 10000 zu kommen, während ein Single 9000€ einfordern müsste ("einfordern"? Wir hatten mal Tarife.)

Zitat
Da stellt sich die Frage, ob der Arbeitgeber nicht lieber auf den Familienvater zurückgreift als auf den Single, weil der ihn nur 6800 statt 9000 Euro kostet.
In Wirklichkeit werden sich die Preise nivellieren, d.h. es wird am Ende ein Gehalt zwischen den 6800 Euro des Familienvaters und den 9000 Euro des Singles herauskommen.
Das arithmetische Mittel würde bei 7900 Euro liegen, so dass jetzt sowohl der Familienvater als auch der Single 7900 Euro erhalten würden.
An Ende stünde der Familienvater mit 7900 Zuverdienst plus 3200 Euro Grundeinkommen - das wären 11100 Euro Gesamteinkommen - also etwas besser da als heute, während der Single mit 7900 Arbeitseinkommen plus 1000 Euro Grundeinkommen - das wären 8900 Euro Gesamteinkommen - etwas verliert.

Warum wäre der Familienvater für den Arbeitgeber billiger? Weil es jetzt unterschiedliche Gehälter für gleiche Arbeit gibt, weil das BGE  mit dem Arbeitslohn verrechnet wird? Warum muss der Familienvater die ganze Familie abziehen? Wie wirkt sich das aus, wenn eins seiner Kinder mal nen Ferienjob annehmen möchte, für´s erste Auto oder so? Vielleicht möchte der Familienvater genau wie der Single weiterhin 10000€ verdienen, zusätzlich zum BGE? Müssen die dann mehr als 100% arbeiten?
(Im weiteren wird ausgeführt, der Unterschied würde sich in der Mitte nivellieren, so dass der Familienvater, BGE eingerechnet, nachher 11100€ bekommt und der Single "etwas weniger", noch ganze 8900€ - \o/, alle Singles springen hoooooch wg Lohnkürzung um 11%!)

Zitat
Hinter der „Lohn“-debatte steckt ja immer die Frage: „Was BRAUCHST Du an Geld?“ – oder schärfer gesagt: „Mit wie viel – oder wenig -  Geld kann ich dich abspeisen, damit Du morgen wieder bei mir arbeiten kommen kannst?“

Tut mir leid, aber mir leuchtet nicht ein, inwiefern diese Variante BGE das verändert.
Im folgenden McD-Beispiel sagt McD dann nämlich übersetzt, "ach, arbeiten willste, na, 1000€ kriegste ja schon, früher haste bei uns für 800€ gearbeitet...wir wolln mal nicht so sein, was hältst Du von 600€?".
Und dann zahlt ein milliardenschweres Unternehmen 600€ für ne Vollzeitstelle. \o/
 

...Sie merken es schon, ganz abgesehen von der Finanzierung ist es das, was mir an dem Modell ü-ber-haupt-nicht gefallen will: Dass der Wert der Arbeit (der ja angeblich steigen soll, weil keiner mehr arbeiten muss)(also, vorausgesetzt er kommt mit 1000€ aus) ins Bodenlose fällt und dass mir bislang nicht klar ist, warum ich das toll finden soll.

Aber vielleicht erklärt mir das noch jemand?
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #174 am: 08 Januar 2012, 16:16:06 »

Vielleicht kann mir mal jemand das erklären:

Ein ebenso beträchtlicher Teil wird das komplette BGE auf den Kopf hauen, und zusätzlich noch das, was er noch selbst dazu verdient. Die Rechnung ist einfach: Wer 1500 € BGE bekommt, 1500 € dazu verdient, und alles davon ausgibt, hat 1500 € an Konsumsteuer bezahlt. Damit hat er sich selbst finanziert. Wer mehr verdient (und ausgibt), finanziert auch noch andere mit.

Pardon, aber wenn ich für nur (um im Beispiel zu bleiben) 500€ Mehrverdienst einen Stellenanteil arbeiten soll, der in der Gegenwart mit 2000€ bezahlt wird - wie soll ich wohl noch mehr arbeiten?
Außerdem ist da wieder das Wörtchen "wenn". Wenn man alles ausgibt...

Das ist der Film, von dem ich bisher Bruchstücke kenne, hatte heute noch keine Lu...Zeit, den zu gucken:http://www.youtube.com/watch?v=ufBsZOxHbyE (war hier schonmal irgendwo verlinkt)

Wahrscheinlich würde man aber mehr verdienen als vorher (also - besserer Stundenlohn), denn - je weniger Leute arbeiten, desto mehr wäre die Arbeit wert, desto besser wäre sie bezahlt, oder sehe ich das falsch (wenn man für wer weiß wie viele Leute allerdings das BGE noch mitfinanzieren müsste, weil die Rechnung vom Staat sonst nicht aufgeht....bleibt wieder nichts übrig).

Oh der Film...da habe ich jetzt echt auch keine Lu....äh, Zeit.


Von nix kommt halt nix, und sollte es soweit kommen, daß ich für irgendwelche Faultiere, die nicht das geringste Interesse haben, mit ihrer Tätigkeit etwas zum Geimeinwohl beizusteuern, auch nur nen Handschlag tun muss, würd ich entweder auch eines dieser Faultiere werden oder ganz einfach auswandern. "Da finden sich schon genug Idioten" , ist nicht ne wirklich funktionierende Argumentation.
Also: Grundeinkommen nein, Grundsicherung ja

Sehe ich genau so. Ich würde auch zum Faultier werden. ;D
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #175 am: 08 Januar 2012, 16:28:00 »

Hmm, ob wirklich jeder zum Faultier werden würde? Hier in Deutschland? Dazu arbeiten viel zu viele doch viel zu gerne ...
Arbeiten hat ja auch nicht immer was mit Malochen zu tun, sondern auch mit Sozialkontaktpflege. Alleine rumsitzen ist auf Dauer dann ja doch was langweilig, oder nicht? ;)

Vorteil des BGE wäre zweifellos, dass man auch zu niedrigen Stundenlöhnen arbeiten kann, weil der Rest ja vom Staat kommt. Das Argument "ja, genau SIE können wir brauchen, aber wir können Ihnen leider nicht genug bezahlen ..." fiele damit bei vielen Arbeitgebern von vorneherein flach. Man würde aus Deutschland ein Aufstockerland machen. Wenn es flächendeckend geschieht wäre das ein eindeutiger Vorteil im Vergleich zu jetzt, da die Armen arm bleiben und die Reichen noch reicher werden.

Gesamtwirtschaftlich gesehen werden aber trotzdem eine Menge Fragen aufgeworfen: Da vor allem zu Anfang nie im Leben eine entsprechende Wertschöpfung für das Geld, das der Staat jedem ausschüttet, erwirtschaftet werden kann, ist Inflation nicht weit. Zudem, und das ist meine Hauptsorge, ist es zwar schön zu sagen dass Arbeitgeber, Vermieter, etc. theoretisch keine übermäßigen Mehrgewinne anhäufen sollten damit das System funktioniert, sie es aber, fürchte ich, nicht machen werden.

Kurz gesagt: Wenn jeder z.B. 1500€ Grundeinkommen vom Staat erhält, was hält einen Vermieter davon ab, seine 40m²-Wohnung plötzlich für das Doppelte, beispielsweise 800 statt 400€, anzubieten? Eigentlich gar nichts, bezahlen würden es die Mieter ja können. Da der Mietenspiegel sich nicht nach den tatsächlich vermieteten Wohnungen, sondern nur den Mietpreisen selbst richtet, passt der sich ruckzuck nach oben an, selbst wenn vorübergehend so teure Wohnungen noch nicht gleich weg sind.

Genauso die Arbeitgeber: Was hält diese davon ab, nicht trotzdem Dumpinglöhne zu bezahlen? Also noch weniger als die Arbeit es eigentlich wert ist, mit dem Verweis "Sie haben ja eh genug Geld, also arbeiten Sie gefälligst für nahezu umsonst oder gehen Sie."
Tja, und wenn die Arbeitnehmer das nicht mitmachen sollten: Was geschieht, wenn dann in diversen Branchen tatsächlich niemand mehr arbeitet, weil die Arbeit halt doch so anstrengend ist dass man sich zweimal überlegt, den Job weiterzumachen? Stichwort Pflegekräfte, Spargelstecher, Fernfahrer, Schichtarbeiter ... sobald auch nur in einer einzigen Branche sich da alle einig sind, dann sieht es in nullkommanix finster aus. Und dann wären wir sehr schnell wieder dabei, eine Art "Arbeitszwang" einzuführen, weil es anders sonst einfach nicht ginge.

Das sind jetzt so spontan mal meine Gedanken dazu. Sind, zugegeben, garantiert nicht zu Ende gedacht, aber das sind jene Befürchtungen, die mir spontan ins Hirn springen, wenn ich übers BGE nachdenke.
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nightnurse

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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #176 am: 08 Januar 2012, 16:58:20 »

Und eine weitere Frage, die mich die letzten Tage beschäftigt: Woher wohl die Gewissheit kommt, dass die Preise gesenkt würden, wenn die Lohnkosten sänken?
Wie billig sind denn, nur mal zum Beispiel, die Klamotten von Puma und Adidas geworden, seit sie in Fernost gefertigt werden und der Lohnkostenanteil pro Klamotte nur noch in Bruchteilen von € besteht?
"Die Preise müssen sinken, sonst verkauft man hierzulandenichts mehr"? Hahaha. Fragt mal in Bangladesh.



Wahrscheinlich würde man aber mehr verdienen als vorher (also - besserer Stundenlohn), denn - je weniger Leute arbeiten, desto mehr wäre die Arbeit wert, desto besser wäre sie bezahlt, oder sehe ich das falsch

Jaja, das ist wohl die Idee, aber dann kommt dieser Herr Boes aus meinem vorigen Post und erläutert uns, wie die Arbeit mehr wert wird, indem die Arbeitgeber sich den für sie billigsten Arbeitnehmer aussuchen können...und dem konnte ich, wie gesagt, nicht folgen.
Außerdem ist ja noch gar nicht erwiesen, dass wirklich signifikant weniger Leute arbeiten würden als jetzt. Will ja nicht jeder das "einfache" Leben.

(Weitere Fragen zu Herrn Boes, wenn die Frau des Familienvaters auch arbeiten möchte, wird dann bei ihr auch das gesamte BGE der Familie angerechnet, obwohl damit schon das Gehalt des Familienvaters gedumped wurde? Wird, in der Logik bleibend, der Umstand, dass ihr Mann schon bezahlte Arbeit verrichtet, auch noch auf ihr Gehalt angerechnet, sie "braucht" dann ja nicht mehr so viel?)


Und mal ganz ehrlich...es gibt soviel Kuddelmuddel in Sachen Bedingungsloses Grundeinkommen, das ich zuversichtlich bin, dass es in Deutschland nie eingeführt werden wird. Und falls doch, setzen "wir" die Sache gründlich in den Sand, da bin ich sicher.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #177 am: 08 Januar 2012, 16:59:28 »

Hmm, ob wirklich jeder zum Faultier werden würde? Hier in Deutschland? Dazu arbeiten viel zu viele doch viel zu gerne ...
Arbeiten hat ja auch nicht immer was mit Malochen zu tun, sondern auch mit Sozialkontaktpflege. Alleine rumsitzen ist auf Dauer dann ja doch was langweilig, oder nicht? ;)

Tja, mit dem Menschenbild steht und fällt die Idee. Leider weiß ich wirklich nicht, wieviel ich der Menschheit diesbezüglich zutrauen würde. Ich persönlich habe in meinem Freundes-/Bekanntenkreis fast ausschließlich Leute, die unzufrieden mit ihrem Job sind und ihn im Falle eines BGE sicherlich nicht fortführen würden. Allerdings muss ich sagen, bin ich zur Zeit durch meine Arbeit auch etwas negativ geprägt.

@nightnurse: Auf das Posting mit Hernn Boes habe ich doch gar nicht geantwortet...Da steige ich auch nicht durch.

Edit:
Zitat
Und mal ganz ehrlich...es gibt soviel Kuddelmuddel in Sachen Bedingungsloses Grundeinkommen, das ich zuversichtlich bin, dass es in Deutschland nie eingeführt werden wird. Und falls doch, setzen "wir" die Sache gründlich in den Sand, da bin ich sicher.

Haha.
Ich denke auch, es ist eher eine linke Spinnerei....(tschuldigung). Obwohl ich der Idee an sich schon was abgewinnen kann, wenn es denn so funktionieren würde.
« Letzte Änderung: 08 Januar 2012, 17:25:04 von Ansichtssache »
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #178 am: 08 Januar 2012, 17:41:18 »

Na, das Hauptgegenargument gegen das BGE ist, global gesprochen, dass es vom Guten im Menschen ausgeht, davon dass man auf Fairness pocht.

Genau daran kann man aber eben nicht glauben.

In Deutschland wurde beispielsweise auf die Selbstverpflichtung der Wirtschaft gepocht, dass sie bei der Euroumstellung die Preise auch tatsächlich nur 1:1 umstellt. Passiert ist bekanntlich eine deutliche Preiserhöhung, von heute auf morgen. Warum? Weil sie's konnten.

Ja, und genau, die hohen Lohnkosten hierzulande: Da schert sich doch lange schon niemand mehr drum. Danke für diese Erinnerung, nightnurse, die Lohnkosten sind durch Auslagerung deutlich gesunken, die Preise für die dazugehörigen Artikel interessanterweise aber gestiegen. Sinkende Preise auf freiwilliger Basis der Unternehmen, um die Inflation aufzuhalten, wenn der BGE kommt? - Eher glaube ich an den Weihnachtsmann. ;)

Wie sieht's auf dem Bau aus? Da werden ja bereits heute jede Menge aus anderen Ländern geholt, teils sogar schwarz, nur um die Lohnkosten zu drücken. Das Argument "weil es niemand mehr nötig hat zu arbeiten müssen die Arbeitgeber den Arbeitnehmern höhere Löhne entrichten, damit es sich für die Menschen wieder lohnt zu arbeiten" ziehen da herzlich wenig - dann werden eben Leute aus Polen, Russland, sonstwoher angekarrt, damit die Gewinnmaximierung weiterhin funktioniert - auf dem Rücken der Arbeitnehmer selbstverständlich.

Was ist mit der Pharmaindustrie? Glaubt irgendwer, dass die hohen Medikamentenpreise sich auf Forschung+Herstellung zurückführen lassen? Ich las einmal, dass Deutschland hier die mit Abstand höchsten Preise weltweit hat. Die sollen also auf einmal sinken, weil die Löhne in der Herstellung sinken? Die Bayer-Vorstände werden diese Naivität herzlich begrüßen. ;)

Es lassen sich haufenweise solcher Ungereimtheiten finden. Fakt ist einfach, dass die Gier des Menschen (oder der Reichen?) grenzenlos ist und da auf eine Verpflichtung gegenüber dem Staat einfach mal geschissen wird. Hauptsache Gewinnmaximierung, das ist das Einzige, das zählt. Mehr Geld ist halt besser als Geld und so.
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
« Antwort #179 am: 12 Januar 2012, 12:59:24 »

Und da mich das Thema weiter beschäftigt...

Die BGE-Verfechter führen immer gerne an, nach Einführung eines BGE hätten die Menschen mehr Zeit für alles Mögliche - Kreativität, Ehrenamt, lalala -, weil sie ihre Arbeitszeit um den Wert des BGE kürzen könnten. Und die Arbeit würde sich besser verteilen, weil ja die, die Arbeit hätten, weniger Arbeit bräuchten und so Stellenanteile frei würden für die, die bisher keine Arbeit finden.

Das steht aber im Widerspruch zu den (u.a.) von Boes und Bombe geäußerten Gedanken, oder? In deren Modellen arbeitet jeder genausoviel wie vorher, nur, dass der Arbeitgeber weniger dafür bezahlt.

Und nochmal zu den bestimmt sinkenden Preisen...auch, wenn die Lohnkosten "nur" um die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungen gesenkt würden, wäre das eine derartige Gewinnsteigerung, dass zumindest den exportierenden Unternehmen der Wegfall eines Absatzmarktes in Deutschland womöglich egal sein könnte. Im Denkmodell von Boes & Co. ist das noch wahrscheinlicher.
Dann gibt es natürlich noch die Unternehmen, die den Binnenmarkt bedienen (müssen, weil sie ihre Waren und Dienstleistungen nicht exportieren könnten, selbst, wenn sie wollten)...aber was aus denen würde, wage ich nicht zu prognostizieren, das artet mir zu sehr in Kristallkugelguckerei aus.

Warum ich mich übrigens mit dem BGE beschäftige: Weil es gerade "in" ist, als Partei ein wie auch immer geartetes BGE-Modell im Programm zu haben und weil ich wissen möchte, ob ich Anlass habe, das ernst zu nehmen.
Bislang...finde ich keinen.
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