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Sollte Holokaust leugnen unter Strafe stehen?

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Autor Thema: Holokaust leugner  (Gelesen 20067 mal)

Simplicissimus1668

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Holokaust leugner
« am: 08 August 2007, 05:24:15 »

Dieser Artikel hat mich mal wieder zum nachdenken gebracht, was Redefreiheit angeht. Wieso steht das Holokaust leugnen eigentlich unter Strafe? Sonst hindert mich ja auch niemand daran totalen Bullshit zu erzaehlen. Oder es ist wenigstens nicht Strafbar. Dass man die Sache unterschiedlich sehen kann zeigt ja, dass ausser Deutschland die wenigsten Laender (zumindest solche, die Redefreiheit gelten lassen) derartige Aeusserungen unter Strafe stellen. Nicht, dass ich fuer derartige Aussagen irgendwelche Sympathien uebrig haette, aber ich sehe nicht, warum diese strafrechtlich relevant sein sollten. Waere es nicht besser, eine offene Debatte zu fuehren und fuehren zu koennen, anstatt diesen Leuten die Moeglichkeit zu geben zu ihrem Volk zu predigen "Die wollen nicht mit uns debatieren, die haben also was zu verbergen."?

P.S.: Ich dachte ich mach das mal zum Poll, um einen Ueberblick ueber die allgemeine Stimmungslage zu bekommen.

Edited to add:

Die Resultate werden erst nach dem Vote angezeigt. Vielleicht bekommt man ja so mehr Leute dazu ihre Stimme abzugeben.
« Letzte Änderung: 08 August 2007, 05:26:02 von Simplicissimus1668 »
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DarkestMatter

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #1 am: 08 August 2007, 06:17:32 »

mit wem sollte man jetzt öffentlich eine Diskussion worüber führen?
mit den Nazis über den Holocaust?

ich glaub, das is nich soooo früchtetragend  ::)

und überhaupt - seit wann interessieren in den Rechtssprechung andere staaten?
in einigen Teilen der USA gibts die Todesstrafe. auch ein vorbild?
im Iran wird augenscheinlich auch des öfteren gern mal der Holocaust geleugnet. auch ein vorbild?
China nimmts mit den menschenrechten nicht so ganz genau.. vorbild?
Türkei und Armenier.. vorbild?

ich bin froh, nicht allenthalben irgendwelche kruden theorien darüber lesen zu müssen, wie die allierten es geschafft haben, all die "lügen" der KZs in die welt zu setzen. hm...
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(http://www.world-of-smilies.com/wos_Schilder2/imsmilin.gif)Aus der "Lingener Tagespost": "Auch im aktuellen Fall führt eine Spur in die deutsch-bayerische Grenzregion."

Thomas

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #2 am: 08 August 2007, 09:27:20 »

Wieso steht das Holokaust leugnen eigentlich unter Strafe? Sonst hindert mich ja auch niemand daran totalen Bullshit zu erzaehlen.
Sehe ich ähnlich.Allerdings ist Deutschland bei dieser Thematik auch direkter betroffen als andere Länder, von daher kann ich die Ursache für besagtes Verbot zumindest nachvollziehen.

Aber eine plausible Erklärung, warum in einem Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht, ausgerechnet diese Meinungsäußerung (oder wie man das nennen möchte) verboten sein soll, gibt es wohl scheinbar nicht.

Zitat von: DarkestMatter
ich bin froh, nicht allenthalben irgendwelche kruden theorien darüber lesen zu müssen, wie die allierten es geschafft haben, all die "lügen" der KZs in die welt zu setzen. hm...
Was ist das denn für eine Logik ? Zum einen würde man ohne dieses Verbot wohl kaum in jedere zweiten Zeile einer Zeitung irgendwelche Holokaustleugnungen lesen können, zum anderen wird man in den Medien auch so mit so viel Schwachsinn zugeballert (wenn man nicht selektiert), da würde das bischen mehr auch nichts ausmachen.
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DarkestMatter

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #3 am: 08 August 2007, 09:39:20 »

Zitat von: DarkestMatter
ich bin froh, nicht allenthalben irgendwelche kruden theorien darüber lesen zu müssen, wie die allierten es geschafft haben, all die "lügen" der KZs in die welt zu setzen. hm...
Was ist das denn für eine Logik ? Zum einen würde man ohne dieses Verbot wohl kaum in jedere zweiten Zeile einer Zeitung irgendwelche Holokaustleugnungen lesen können, zum anderen wird man in den Medien auch so mit so viel Schwachsinn zugeballert (wenn man nicht selektiert), da würde das bischen mehr auch nichts ausmachen.

wer redet denn von zeitungen?!

wenns nicht unter strafe stünde, könnten all die netten organisationen, die sich für die aufklärung des teutschen volkes zuständig fühlen, ihren kram endlich auch wieder auf teutschen servern hosten...
von den suchmaschinen würden einige seiten dann vermutlich nicht mehr indiziert werden und bei der suche könnte einem schon das ein oder andere forum in der ergebnisliste sauer aufstoßen ;)
klar, ich muss es ja dann immer noch nicht lesen. aber das "man muss es nicht lesen" hält hier doch auch den ein oder anderen nutzer nicht davon ab, bestimmte threads als "das nervt!" zu klassifizieren  ::)
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Re: Holokaust leugner
« Antwort #4 am: 08 August 2007, 09:48:18 »

Zitat von: DarkestMatter
wer redet denn von zeitungen?!

wenns nicht unter strafe stünde, könnten all die netten organisationen, die sich für die aufklärung des teutschen volkes zuständig fühlen, ihren kram endlich auch wieder auf teutschen servern hosten...
von den suchmaschinen würden einige seiten dann vermutlich nicht mehr indiziert werden und bei der suche könnte einem schon das ein oder andere forum in der ergebnisliste sauer aufstoßen ;)
Jo, und heute ist das kaum anders, nur das der Mist auf ausländischen Servern liegt und ein wenig gefiltert wird.Also wo ist der phänomenale Unterschied ? Außerdem : Nach was suchst du bitte bei Google&Co, wenn du Angst hast, über derartige Ergebnisse zu stolpern ?  8)

Zitat von: DarkestMatter
klar, ich muss es ja dann immer noch nicht lesen. aber das "man muss es nicht lesen" hält hier doch auch den ein oder anderen nutzer nicht davon ab, bestimmte threads als "das nervt!" zu klassifizieren  ::)
Wer macht denn sowas ?  ;D

Außerdem kannst du ja solche Leugern-Suchergebnisse dann auch gerne als "Das nervt !" klassifizieren, nur ist das alles irgendwie kein triftiger Grund, weswegen das Holokaust-Leugnen nun unbedingt unter Strafe zu stehen hat.
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Jinx

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #5 am: 08 August 2007, 10:06:11 »

Ich halte das "Leugnungsverbot" für ebenso schwierig wie die Leugnung selbst. Dass es einmal aufgestellt wurde, beweist die große Emotionalität, mit der das Thema hierzulande belastet ist. Man darf auch die Zeit nicht vergessen, in der das Gesetz erlassen wurde, denn zu diesem Zeitpunkt war das deutsche Volk nicht willens, sich der eigenen (jungen) Vergangenheit zu stellen, wohingegen Schriften die den Holocaust leugneten, ab 1945 kursierten. Dass das Leugnen bzw. Beschönigen (weniger Tote, keine Gaskammern, keine Planung) nur hierzulande unter Strafe steht, ist übrigens unrichtig, es gibt diverse Länder, wo Holocaustleugnung ein Straftatbestand ist.

Das Leugnen des Holocaust ist fast schon ein Unikum, vergleichbar fast nur mit der Armenierfrage in der Türkei. Niemand, der bei Verstand ist, leugnet beispielsweise den Ersten oder Zweiten Weltkrieg oder die Tatsache, dass zwei plus zwei vier ergibt. Wer das tut, wird nicht ernst genommen. Mit der historischen Tatsache Holocaust sieht das anders aus, denn nicht nur Neofaschischen oder Alt- bzw. Neonazis leugnen diesen (oder den Umfang), sondern auch eine relativ große Zahl "normaler" Menschen, die keiner exremen Richtung angehören. Der Holocaust wird auch nicht nur von Nachkommen der Täter geleugnet oder von der Tätergeneration selbst, sondern von Angehörigen aller Schichten, allerdingt mit unterschiedlichem Engagement. Würde nun das Verbot aufgehoben. wäre es diesen Menschen problemlos möglich, ihre verfälschte Version der Geschichte in jeder Form, die sie für richtig halten, zu verbreiten. Und da wird es problematisch: Wenn jemand eine Seite ins Web stellt, auf der der Erste Weltkrieg als große Lüge und als etwas größeres Geländespiel zweier Jugendgruppen dargestellt würde, nähme das niemand ernst und es gäbe einen einhelligen Konsens der Leser, dass es sich um einen Spinner handeln muss. Bei einer vergleichbaren Behandlung des Holocausts würden viele Leser diese (dann legale) Version dankbar entgegennehmen, weitertragen und noch mehr verinnerlichen.
Niemand der jüngeren Generationen ist für den Holocaust verantwortlich, auch viele der älteren Generationen sind es nicht. Aber dennoch war das Naziregime und seine Folgen ein kollektiver Fehler der Deutschen die zur Nazizeit in Deutschland lebten, die im rechten Moment kollektiv nicht "nein" gesagt haben und auch überwiegend das Nachdenken einer kruden Führungsschicht überließen. Die Konsequenzen dieser Zeit zu leugnen heißt auch, partiell die Zeit selbst zu beschönigen und das bedeutet wiederum, Anfängen nicht recht wehren zu können und derartige Tendenzen nicht zu erkennen.

Es gibt einen sehr treffenden Satz, ich weiß leider nicht mehr, wer ihn gesagt hat: Die Deutschen werden den Juden den Holocaust niemals verzeihen. Da ist schon was dran. Anders ist auch die Vehemenz, mit der der Holocaust bzw. dessen Tragweite geleugnet wird, nicht zu erklären, ebenso der Mythos der "Kollektivschuld", der angeblich alle Deutschen bis heute belastet (nur interessanterweise können die Vertreter dieser hochinteressanten These niemanden benennen, der das in dieser Form gesagt hat)

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #6 am: 08 August 2007, 10:11:15 »

Leute, die Meinungsfreiheit ist an ganz verschiedenen Stellen eingeschränkt und kann das auch! Es ist ja nicht so ein Grundrecht, wie die Menschenwürde, auch wenn es laut dem BVerfG für die Demokratie als "schlechthin konstituierend" angesehen wird. Eine weitere Einschränkung findet sich z.B. beim öffentlichen Gutheißen bestimmter Straftaten. Deshalb darf man z.B. eine etwaig vorhandene Freude über den 11.September oder ähnliches nicht öffentlich (!) äußern! Oder nehmen wir die Volksverhetzung. Genau genommen handelt es sich also um die Meinungsäußerungsfreiheit   ;)

Es geht ja auch darum, einen gewissen sozialen Frieden zu wahren. Wenn da jeder Hans und Franz überall und immer sagen dürfte, was er wollte, dann gäbe das einige Reibereien. Und ohne Strafandrohung würde das genau so ablaufen.
Die eigentlich weit schwerwiegendere Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit ist m.E. immer dann zu sehen, wenn es um Demonstrationen um Veranstaltungsorte geht. Heiligendamm war das beste Beispiel dafür. Aber auch kleinere Veranstaltungen, bei denen die Meinungsäußerer schlicht außerhalb der Sicht- und Reichweite gehalten werden. Öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr zum Beispiel.

Übrigens hat das BVerfG entschieden:

Zitat
Am 13. April 1994 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass das Leugnen des Holocausts nicht unter das Grundrecht der Meinungsfreiheit nach Artikel 5, Absatz 1 Grundgesetz falle (Az. 1 BvR 23/94, veröffentlicht in BVerfGE 90, 241). Dabei handele es sich vielmehr

    "um eine Tatsachenbehauptung, die nach ungezählten Augenzeugenberichten und Dokumenten, den Feststellungen der Gerichte in zahlreichen Strafverfahren und den Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft erwiesen unwahr ist. Für sich genommen genießt eine Behauptung dieses Inhalts daher nicht den Schutz der Meinungsfreiheit."

Und privat kann man soviel leugnen, wie man will. Es geht nur um die öffentliche Äußerung, die alledings zugegeben für eine Meinungsbildung ja relativ entscheidend ist  ;D
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Simplicissimus1668

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #7 am: 08 August 2007, 10:20:47 »

Zitat
mit wem sollte man jetzt öffentlich eine Diskussion worüber führen?
mit den Nazis über den Holocaust?

Sicherlich. Wie weit das Freuchte traegt sei mal dahin gestellt, aber die Holocaustleugner, koennen ja wohl ausser kruden Verschwoerungstheorien wenig vorbringen, oder? Was gaebe es also zu verlieren, wenn es schon nicht viel zu gewinnen gibt?

Zitat
und überhaupt - seit wann interessieren in den Rechtssprechung andere staaten?
in einigen Teilen der USA gibts die Todesstrafe. auch ein vorbild?
im Iran wird augenscheinlich auch des öfteren gern mal der Holocaust geleugnet. auch ein vorbild?
China nimmts mit den menschenrechten nicht so ganz genau.. vorbild?
Türkei und Armenier.. vorbild?

Ich sagte nicht, dass das unbedingt in allen belangen Vorbilder sind, sondern dass man darueber sinnvoll streiten kann. Und ueber die Todesstrafe kann man meines erachtens sinnvoll streiten. (Auch wenn meine Ueberzeugung aus wie ich denke guten Gruenden kategorisch ablehnend ist.) Aber gratuliere, du hast erfolgreich einen Strohmann erlegt.

Zitat
ich bin froh, nicht allenthalben irgendwelche kruden theorien darüber lesen zu müssen, wie die allierten es geschafft haben, all die "lügen" der KZs in die welt zu setzen. hm...

Auch mich wuerde es nerven, diese Dinge die ganze Zeit lesen zu muessen, Aber dazu nur zwei Bemerkungen:
1. Wie Thomas schon bemerkt hat, wuerde wohl nicht jede Zeitung oder sonstige Medien ueber nix anderes mehr berichten.
2. Nur weil du (oder ich) etwas nicht lesen moechte, weil es ihn nervt, heisst das noch nicht, dass derjenige der es veroeffentlicht nicht veroeffentlichen duerfen sollte. Nur weil irgendein christlicher Fanatiker der Meinung ist, dass Witze schlecht seien und er sie nicht hoeren/lesen moechte, kann doch keine Begruendung dafuer sein Witze zu verbieten, oder?

Also, wieso ist ausgerechnet diese Dummheit strafrechtlich relevant? Wenn ich Behaupte, dass Muenchen nicht existiert oder der 30jaehrige Krieg nicht stattgefunden hat mach ich mich doch auch nur zum Deppen und nicht strafbar. Und die Kirchen duerfen ja auch allerlei unbewiesene und vermutlich falsche Aussagen nutzen, um ihr Weltbild zu verbreiten.

Zitat
Würde nun das Verbot aufgehoben. wäre es diesen Menschen problemlos möglich, ihre verfälschte Version der Geschichte in jeder Form, die sie für richtig halten, zu verbreiten. Und da wird es problematisch: Wenn jemand eine Seite ins Web stellt, auf der der Erste Weltkrieg als große Lüge und als etwas größeres Geländespiel zweier Jugendgruppen dargestellt würde, nähme das niemand ernst und es gäbe einen einhelligen Konsens der Leser, dass es sich um einen Spinner handeln muss. Bei einer vergleichbaren Behandlung des Holocausts würden viele Leser diese (dann legale) Version dankbar entgegennehmen, weitertragen und noch mehr verinnerlichen.

Gut, dann wuerde es eben nicht sofort auffallen, dass es kruder Schwachsinn ist, aber ich denke nach wie vor, dass Schwachsinn zu verbreiten nicht strafbar sein sollte. Selbst wenn es diese weitgehende Leugnung geben wuerde, was eigentlich nicht denke. Ich sehe einfach den Schaden nicht, der irgendwem durch Holocaustleugnung entsteht. Und das ist meiner Ansicht nach der einzige Grund die Meinungs- und Redefreiheit einzuschraenken.

@Dalai_Wese

Was das BVerfG sagt ist denke ich in diesem Fall relativ unbedeutend. Ich kann doch Tatsachen leugnen so viel ich will. Bochum existiert nicht. Es geht ja nur um diese eine Tatsache, um die so viel aufhebens gemacht wird. Und die Tatsache, dass an anderen Stellen die Meinungsfreiheit ebenfalls beschnitten wird aendert eigentlich auch nix, weil man auch da lediglich eine Aussage ueber positives Recht trifft und nicht die Frage beantwortet, wie weit dieses Recht auch legitim ist (und nicht nur legal).
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Thomas

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #8 am: 08 August 2007, 10:34:56 »

Jinx hat die dahintersteckende Problematik schon recht treffend beschrieben, allerdings sehe ich trotzdem keinen zwingenden Grund für ein Leugnungsverbot.Außerdem bezweifel ich, das so viele nicht extrem gesinnte Menschen irgendwelchen Holocaust-Verharmlosungs-Theorien anhängen, ich denke eher das es die meisten einfach nicht interessiert.

Denn mal angenommen, das Leugnen des Holokaust wäre nicht (mehr) Strafbar, einige würden ihre Kruden Theorien nun auch in Deutschland veröffentlich, und wieder einige einfache Gemüter würden diesen Theorien glauben schenken : So what ? Wird dann plötzlich die NSDAP neu gegründet und von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt, weil "Damals ja alles ganz anders war, wie man jetzt weiß" ? Wohl kaum.Ich kann ja auch straffrei behaupten, das die Dolchstoß-Legende der Wahrheit entspricht und das die Kommunisten tatsächlich damals den Reichsttag angesteckt habe, vermutlich würde ich dann auch einige Leute finden, die mir das glauben würden (oder sowas bereits glauben), aber auch dadurch wird die Demokratie nicht plötzlich gecancelt.

Zitat von: Dalai_Wese
Es geht ja auch darum, einen gewissen sozialen Frieden zu wahren. Wenn da jeder Hans und Franz überall und immer sagen dürfte, was er wollte, dann gäbe das einige Reibereien. Und ohne Strafandrohung würde das genau so ablaufen.
Solche Begründungen sind mir zu schwammig, einfach weil man noch viel zu viel Blödsinn in div. Bereichen öffentlich äußern darf, ohne das das Strafrechtlich relevant ist (und meistens auch ohne Untergang der Zivilisation).Wenn man also den sozialen Frieden als Grund für das Leugnungsverbot nimmt, müßte man theoretisch noch viel mehr Themengebiet von der Möglichkeit öffentlicher Meinungsäußerung ausnehmen, und das dürfte wohl kaum das Ziel sein.

Simplicissimus hat es, wie ich finde, sehr treffend auf einen Punkt gebracht :

Zitat von: Simplicissimus1668
Ich sehe einfach den Schaden nicht, der irgendwem durch Holocaustleugnung entsteht. Und das ist meiner Ansicht nach der einzige Grund die Meinungs- und Redefreiheit einzuschraenken.
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colourize

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #9 am: 08 August 2007, 11:20:33 »

Ich möchte an dieser Stelle feststellen: Adolf Hitler war eine ehrliche Haut. Er hat vor Beginn des Holocaust ziemlich genau seine Vorstellungen offengelegt, was die NSDAP mit Juden, Kommunisten, Homosexuellen, Sinti und Roma zu tun gedenkt. Wer Hitler unterstützt hat, kann sich nachher kaum auf "dumm" stellen und behaupten, dass er davon nichts gewusst habe. Die Menschen in Deutschland haben ein menschenverachtendes System wissentlich unterstützt. Die Auseinandersetzung mit "Mein Kampf", das in nahezu jedem Haushalt stand, hat gereicht um zu wissen, mit wem man es hier zu tun hat.

Umgekehrt bedeutet dies, dass die heutigen Holocaustleugner ihre Demagogie nur zu einem Zweck einsetzen: Da in heutigen Zeiten das organisierte Ermorden von Minderheiten in Deutschland bei den meisten Menschen weniger gut ankommt, geht es den Holocaustleugnern darum, diese Geschichte rückwirkend umzuschreiben, umzudeuten und den Nationalsozialismus heute hoffähig zu machen. Denn die Nazis von heute wissen genau, dass in heutigen Zeiten (Individualismus, Menschenrechte und so'n Zeugs) die Schuld an einem bis ins Detail organisierten Massenmord von zig Millionen Menschen eine relativ schlechte Ausgangsposition ist, wenn man um Unterstützung der Menschen in Deutschland werben möchte. Genau *deshalb* wollen die Nazis die Geschichte umschreiben und verbreiten ihre kruden Vorstellungen von der Nichtexistenz der Massenvernichtung von Minderheiten. Das bedeutet: Sie werben mit unlauteren Mitteln für sich.

So wie Unternehmen abgemahnt werden, die mit falschen Tatsachen für ihre Produkte werben, müssen meines Erachtens auch die Nazis dafür sanktioniert werden, wenn sie mit Unwahrheiten für ihre Weltsicht werben wollen.

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Thomas

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #10 am: 08 August 2007, 12:17:02 »

Ich möchte an dieser Stelle feststellen: Adolf Hitler war eine ehrliche Haut. Er hat vor Beginn des Holocaust ziemlich genau seine Vorstellungen offengelegt, was die NSDAP mit Juden, Kommunisten, Homosexuellen, Sinti und Roma zu tun gedenkt. Wer Hitler unterstützt hat, kann sich nachher kaum auf "dumm" stellen und behaupten, dass er davon nichts gewusst habe. Die Menschen in Deutschland haben ein menschenverachtendes System wissentlich unterstützt. Die Auseinandersetzung mit "Mein Kampf", das in nahezu jedem Haushalt stand, hat gereicht um zu wissen, mit wem man es hier zu tun hat.
Sehe ich anders.Wie viele Leute haben denn "Mein Kampf" wirklich gelesen ? Das Teil stand doch bei den meisten nur im Schrank, weil man sonst evtl. schief angeguckt wurde.Du wärmst hier nur mal wieder die alte Kollektivschuld-Geschichte ein weiteres Mal auf *gähn*.
Genau genommen bin ich der Meinung, das Leute mit deinen Ansichten eine Mitschuld daran tragen, das sich mancher rein aus Trotz an Gestalten klammert, die genau das Gegenteil der deutschen Schuld proklamieren, weil sie das ewige "Deutscher, du warst und bist so böse" nicht mehr hören können.

Zitat von: colourize
Umgekehrt bedeutet dies, dass die heutigen Holocaustleugner ihre Demagogie nur zu einem Zweck einsetzen: Da in heutigen Zeiten das organisierte Ermorden von Minderheiten in Deutschland bei den meisten Menschen weniger gut ankommt, geht es den Holocaustleugnern darum, diese Geschichte rückwirkend umzuschreiben, umzudeuten und den Nationalsozialismus heute hoffähig zu machen. Denn die Nazis von heute wissen genau, dass in heutigen Zeiten (Individualismus, Menschenrechte und so'n Zeugs) die Schuld an einem bis ins Detail organisierten Massenmord von zig Millionen Menschen eine relativ schlechte Ausgangsposition ist, wenn man um Unterstützung der Menschen in Deutschland werben möchte. Genau *deshalb* wollen die Nazis die Geschichte umschreiben und verbreiten ihre kruden Vorstellungen von der Nichtexistenz der Massenvernichtung von Minderheiten.
Wie ich schon schrieb : Wen sollte es kümmern ? Meinst du wirklich, das die Massen auf einmal die NS-Zeit ganz toll finden, wenn die NPD irgendwann mal straffrei behaupten darf "Holocaust hat doch nicht stattgefunden" ?

Zitat von: colourize
So wie Unternehmen abgemahnt werden, die mit falschen Tatsachen für ihre Produkte werben, müssen meines Erachtens auch die Nazis dafür sanktioniert werden, wenn sie mit Unwahrheiten für ihre Weltsicht werben wollen.
Auch wenn ich diese Parallele sehr konstruiert finde, da eine Weltsicht kein käuflich erwerbliches Produkt ist von dem man eine gewisse Leistung erwarten kann, ist genau das das Problem : Wenn man das so umsetzen würde, müßte man auch die Meinungsfreiheit von zig ander Einzelpersonen und Organisationen einschränken, von "Adolf Hitler lebt immernoch und ist Landwirt in Argentinien" über "Elvis lebt und verkauft Pommes in Uelzen" über "Ostzonensuppenwürfel machen Krebs" bis zu "Scientology hilf dir ein besserer Mensch zu werden".
Aber nein, in all diesen Fällen geht man davon aus, das halt jeder soviel Bullshit reden kann, wie er möchte.Auch im Umfeld von WW2 darf ja so ziemlich jede Propagandalüge ungestraft verbreitet werden, nur beim Holocaust ist das auf einmal strafbar.Sicherlich sind die Ausmaße des Holocaust eine Qualität für sich, und sicherlich ist Deutschland davon moralisch direkter betroffen als andere Länder, aber darf sich das auf die Strafbarkeit der Meinungsäußerung auswirken ? Und da fehlt mir irgendwie die Verhältnissmäßigkeit.

Allerdings könnte die Änderung der Gesetzeslage in diesem Punkt im Ausland durchaus gemischte Gefühle hervorrufen.
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Re: Holokaust leugner
« Antwort #11 am: 08 August 2007, 12:47:21 »

Ich bin gegen den Gesetzänderung, erstens darf dann wirklich jeder Honk seine wirre Theorien verbreiten, von Nazis bis Mulla-Anhänger. Es sind ja hierzulande haupsächlich Muslime, die Holokoust leugnen

Und zweitens, werden solche Publikationen dem Ansehen  Deutschlands in Ausland schaden, wo man sowieso ständig gegen den Nazi-Amage ankämpfen muss
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Jinx

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #12 am: 08 August 2007, 13:03:42 »

Ich bin gegen den Gesetzänderung, erstens darf dann wirklich jeder Honk seine wirre Theorien verbreiten, von Nazis bis Mulla-Anhänger. Es sind ja hierzulande haupsächlich Muslime, die Holokoust leugnen



Dies ist so nicht ganz richtig. Die Zahl der Deutschen, die den Holocaust pauschal als Lüge und nicht existent abtun, ist relativ gering, aber das macht ja die Holocaustleugnung nicht alleine aus. Wenn Du die Verharmlosungen dazuzählst (und sie gehören auch juristisch dazu), so ist es ein ziemlich großer Teil der Deutschen, der in der einen oder anderen Form den Holocaust leugnet. Dazu gehören Aussagen wie "Es wurden nicht 6 Mio. Juden getötet, sondern viel weniger", "das war das Werk weniger, Hitler o. a. haben davon nichts gewusst", "die Ermordung der Juden war planlos und nicht organisiert".

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #13 am: 08 August 2007, 13:07:57 »

Ich möchte an dieser Stelle feststellen: Adolf Hitler war eine ehrliche Haut. Er hat vor Beginn des Holocaust ziemlich genau seine Vorstellungen offengelegt, was die NSDAP mit Juden, Kommunisten, Homosexuellen, Sinti und Roma zu tun gedenkt. Wer Hitler unterstützt hat, kann sich nachher kaum auf "dumm" stellen und behaupten, dass er davon nichts gewusst habe. Die Menschen in Deutschland haben ein menschenverachtendes System wissentlich unterstützt. Die Auseinandersetzung mit "Mein Kampf", das in nahezu jedem Haushalt stand, hat gereicht um zu wissen, mit wem man es hier zu tun hat.
Sehe ich anders.Wie viele Leute haben denn "Mein Kampf" wirklich gelesen ?
Das spielt keine Rolle. Interessant ist, dass Hitler die Wahrheit über seine Absichten gesagt hat, während die heutigen Nazis ihre Absichten unter dem Deckmäntelchen des "braven Bürgers" verschleiern. Hilter nannte sich selbst gerne "Wolf". Das passte. Die Nazis von heute sind hingegen Wölfe im Schafspelz. Das ist unehrlich und schreit nach Aufklärung.

Das Teil stand doch bei den meisten nur im Schrank, weil man sonst evtl. schief angeguckt wurde.Du wärmst hier nur mal wieder die alte Kollektivschuld-Geschichte ein weiteres Mal auf *gähn*.
Nein, darum geht es mir nicht. Es geht darum, dass man Hitlers Absichten vorher hätte kennen können. Die NPD proklamiert zwar "Ausländer raus!", lässt aber offen wie dieses umgesetzt werden soll wenn die Ausländer dieser Aufforderung nicht nachkommen. Von "Endlösung" lese ich im Parteiprogramm der NPD jedenfalls nichts. Die NSDAP ließ hingegen wenig Zweifel an ihren Methoden.

Zitat
Wie ich schon schrieb : Wen sollte es kümmern ? Meinst du wirklich, das die Massen auf einmal die NS-Zeit ganz toll finden, wenn die NPD irgendwann mal straffrei behaupten darf "Holocaust hat doch nicht stattgefunden" ?
Wenn dies die Weltsicht einer nennenswerten Minderheit werden sollte: ja.


Zitat
So wie Unternehmen abgemahnt werden, die mit falschen Tatsachen für ihre Produkte werben, müssen meines Erachtens auch die Nazis dafür sanktioniert werden, wenn sie mit Unwahrheiten für ihre Weltsicht werben wollen.
Auch wenn ich diese Parallele sehr konstruiert finde, da eine Weltsicht kein käuflich erwerbliches Produkt ist von dem man eine gewisse Leistung erwarten kann, ist genau das das Problem : Wenn man das so umsetzen würde, müßte man auch die Meinungsfreiheit von zig ander Einzelpersonen und Organisationen einschränken, von "Adolf Hitler lebt immernoch und ist Landwirt in Argentinien" über "Elvis lebt und verkauft Pommes in Uelzen" über "Ostzonensuppenwürfel machen Krebs" bis zu "Scientology hilf dir ein besserer Mensch zu werden".
Aber nein, in all diesen Fällen geht man davon aus, das halt jeder soviel Bullshit reden kann, wie er möchte.
Das stimmt so nicht. Ob Hitler als Landwirt in Argentinien lebt oder nicht, ist keine Aussage die hinsichtlich einer Werbestrategie oder einer Propaganda in irgendeiner Weise von Bedeutung wäre. Mit Elvis verhält es sich genauso. Anders ist es im Fall der Ostzonensuppenwürfel, wenn dies Jemand ungerechtfertigter Weise behauptet, wird er vom Hersteller der Ostzonensuppenwürfel oder von der Verbraucherzentrale vermutlich verklagt und muss diese Äußerung zurückziehen. Welche Äußerungen Scientology über sich verbreiten darf und welche nicht, wird gerade intensiv geprüft. Wie Du sicher weisst soll Scientology genau wegen derartigen Falschaussagen verboten werden.
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Darksided

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Re: Holokaust leugner
« Antwort #14 am: 08 August 2007, 13:11:45 »

Ich finde auch, dass das Verbot in Ordnung geht. Genauso wie das Verbot zum Tragen von Hakenkreuzen. Wegen dem sozialem Frieden, Deutschlands "Sonderrolle" etc. siehe Argumente im Thread oben.

Bezgl. Kollektivschuld: Also die Deutschen haben den kollektiven Fehler gemacht, nicht "nein" zu sagen, haben aber keine Kollektivschuld ? Ich find schon dass man von einer Art Kollektivschuld reden kann. Es gab natürlich auch Ausnahmen (die Kommunisten mit Thälmann, Stauffenberg). Schlimm find ich die Kollektivunschuld die den Deutschen oft heutzutage in Dokus oder Politikerreden zugesprochen wird, nach dem Motto, die Nazis hätten die Deutschen verführt, bzw. den Deutschen Unheil gebracht. Als ob die Nazis keine Deutschen, sondern irgendwelche Aliens gewesen wären, die Dtld von 33 bis 45 annektiert haben..
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