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Autor Thema: Sex-Zensur?  (Gelesen 60210 mal)

Simplicissimus1668

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #120 am: 04 Juli 2007, 05:58:09 »

Zitat
Im Fall des Zusammenhangs von "Kinder kriegen" und "arm sein, weil nicht berufstätig" gibts allerdings einen deutlichen kausalen Zusammenhang. Kinder haben ist - insbesondere für Alleinerziehende - das größte Armutsrisiko, was es überhaupt in unserer Gesellschaft gibt. Alleinerziehende Mütter können kapazitär bestenfalls einige Stunden am Tag arbeiten, der Job muss in der Nähe von Kinderbetreuung und/oder Wohnung liegen, darüber hinaus muss es erstmal einen Arbeitgeber geben, der eine alleinerziehende Mutter einstellt. Die Standardfrage lautet nämlich: "Was machen Sie denn, wenn Ihre Kinder krank sind? Kommen Sie dann nicht zur Arbeit?"

Das ist wahrscheinlich richtig so. Aber was ist denn bitte die Loesung? Mutterschaftsgehalt? Mehr Kindergeld? Mehr Betreuungsmoeglichkeiten? Ich verwehre mich auf jeden Fall strikt dagegen Kinder zu einer Einkommensquelle zu machen.
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colourize

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #121 am: 04 Juli 2007, 09:15:30 »

Zitat
Im Fall des Zusammenhangs von "Kinder kriegen" und "arm sein, weil nicht berufstätig" gibts allerdings einen deutlichen kausalen Zusammenhang. Kinder haben ist - insbesondere für Alleinerziehende - das größte Armutsrisiko, was es überhaupt in unserer Gesellschaft gibt. Alleinerziehende Mütter können kapazitär bestenfalls einige Stunden am Tag arbeiten, der Job muss in der Nähe von Kinderbetreuung und/oder Wohnung liegen, darüber hinaus muss es erstmal einen Arbeitgeber geben, der eine alleinerziehende Mutter einstellt. Die Standardfrage lautet nämlich: "Was machen Sie denn, wenn Ihre Kinder krank sind? Kommen Sie dann nicht zur Arbeit?"

Das ist wahrscheinlich richtig so. Aber was ist denn bitte die Loesung? Mutterschaftsgehalt? Mehr Kindergeld? Mehr Betreuungsmoeglichkeiten? Ich verwehre mich auf jeden Fall strikt dagegen Kinder zu einer Einkommensquelle zu machen.
Wenn Kinder ein Armutsrisiko darstellen, aber sozialpolitisch gewollt sind, dann müssen die Förderanreize zielorientiert sein.

Als erstes müsste man untersuchen, warum Menschen im Vergleich zu früher weniger Kinder bekommen. Die Gründe dafür kenne ich im Einzelnen nicht, habe aber als verursachende Gründe folgende unter Verdacht (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

1.) Kinder als absolutes Armutsrisiko (insb. bei Alleinerziehenden, s.o.)
2.) Kinder als relatives Armutsrisiko ("Kinder kosten Geld")
3.) Kinder als Karrierebremse
4.) Kinder als "Verpflichtungspfand" für Beziehungen, da diese weniger leicht aufkündbar sind
5.) Kinder als Zeichen eines "bürgerlichen Lebensstils", den bestimmte Lebensstilgruppen für sich ablehnen.

zu 1.) Hier würde eine Verbesserung des Kinderbetreuungsangebotes nach schwedischem Vorbild von Nöten (insb. KiTa). Wenn man Frau von der Leyen beim Wort nimmt, wird dies massiv verstärkt werden. Die Frage ist aber, ob es sich um mehr als bloße Lippenbekenntnisse handelt, da es a) nicht die benötigte Menge an ausgebildeten KindergärtnerInnen und -pflegerInnen gibt, und b) die Mehrheit der Parteikollegen (ja, v.a. die männlichen) die Kinderbetreuung in rückwärtsgewandtem Traditionsglauben lieber innerhalb der Familien verankert sehen und sich gegen eine solche sozialpolitische Offensive sperren. Zum Nachteil der Alleinerziehenden und auf Kosten der Geburtenrate.

zu 2.) Wenn Kinder Geld kosten, dass die potentiellen Erzeuger nicht gewillt sind aufzubringen, Kinder aber politisch gewollt sind, dann gibt es keine andere Steuerungsgröße für den Staat als das Kinderaufziehen finanziell zu fördern. Zumindest in kapitalistischen Staaten, in denen das "große Mutterverdienstkreuz des sozialistischen Volkes" kein sonderlich adäquater Ausgleich wäre, ist das so.

zu 3.) Dieser Bereich greift tiefer in die Logik des Kapitalismus ein. "Karriere machen" ist das Höchste, was man in der Logik der kapitalistischen Gesellschaft erreichen kann. "Viele Kinder kriegen" ist genau das Gegenteil, da viele Kinder zu haben für Unterschicht steht. Wer mehr als zwei Kinder hat, wohlmöglich noch von unterschiedlichen PartnerInnen, gilt als Assi. Solange Karriere gesellschaftlich hochbewertet ist, viele Kinder zu haben aber niedrig, wird sich kaum eine talentierte Frau durch das Werfen viele Blagen ihren Erfolg kaputtmachen lassen. Hier kann nur ein langsames Umdenken etwas bewirken, was seinen Anfang in der Systemkritik hat.

zu 4.) Die Ursache für dieses Problem ist, dass das Fördern von Kindern in unserem Staate gleichgesetzt wird mit dem Fördern von Familien. Diese heteronormative Politik verhindert, dass Menschen ohne Trauschein Kinder bekommen. Und wer sich nicht sicher ist, ob er es mit dem jetzigen Partner die nächsten 20 Jahre aushält, entscheidet sich auch gegen Kinder. Lösung: Familienbild in der CDU (und z.T. in der SPD) überdenken, zielorientiert fördern.

zu 5.) Auch hier: Solange die KollegInnen der CDU "Kinder" als Synonym für "Familie" verstehen, wird sich hier nichts ändern können.

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #122 am: 04 Juli 2007, 10:28:05 »

coourize:
Du wolltest keine Kinder, weil Du keinen Bock auf die Verantwortung und Vrerpflichtungen hattest und sie Dir zu viele Freiheiten ("Party machen" etc.) einschränken würden, wenn ich mich recht erinnere.

Ist nicht diese Form des Egoismusses (mir fällt leider kein anderes, wertneutraleres Wort ein) nicht auch ein Hauptursache? Und wahrscheinlich eine häufigere als die anderen fünf?
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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #123 am: 04 Juli 2007, 12:27:52 »

zu 3.) (...) Solange Karriere gesellschaftlich hochbewertet ist, viele Kinder zu haben aber niedrig, wird sich kaum eine talentierte Frau durch das Werfen viele Blagen ihren Erfolg kaputtmachen lassen. Hier kann nur ein langsames Umdenken etwas bewirken, was seinen Anfang in der Systemkritik hat.

Umdenken kann seinen Anfang in der Systemkritik haben, muss es aber nicht. Der Anfang kann auch einfach in der Systemignoranz und darin liegen, dass man seine eigenen Werte hat und sich nicht von einer Gesellschaft vordiktieren lässt, was man selbst hoch bewertet und was nicht. Dazu ist keine Kritik am System nötig, nur eine völlig autonome Persönlichkeit, die auf ihre eigene Meinung mehr gibt, als auf das, was andere denken. ;)
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colourize

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #124 am: 04 Juli 2007, 12:29:18 »

coourize:
Du wolltest keine Kinder, weil Du keinen Bock auf die Verantwortung und Vrerpflichtungen hattest und sie Dir zu viele Freiheiten ("Party machen" etc.) einschränken würden, wenn ich mich recht erinnere.
Das fällt am ehesten unter Punkt 5.

Allerdings treffen auch die Punkte 2 bis 4 auf mich zu.

Und ich kann nicht sonderlich viel mit Kindern anfangen, aber das ist recht individuell und kaum gesellschaftlich zu lösen.
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Thomas

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #125 am: 04 Juli 2007, 12:33:19 »

Zitat von: colourize
zu 1.) Hier würde eine Verbesserung des Kinderbetreuungsangebotes nach schwedischem Vorbild von Nöten (insb. KiTa). Wenn man Frau von der Leyen beim Wort nimmt, wird dies massiv verstärkt werden. Die Frage ist aber, ob es sich um mehr als bloße Lippenbekenntnisse handelt, da es a) nicht die benötigte Menge an ausgebildeten KindergärtnerInnen und -pflegerInnen gibt, und b) die Mehrheit der Parteikollegen (ja, v.a. die männlichen) die Kinderbetreuung in rückwärtsgewandtem Traditionsglauben lieber innerhalb der Familien verankert sehen und sich gegen eine solche sozialpolitische Offensive sperren. Zum Nachteil der Alleinerziehenden und auf Kosten der Geburtenrate.
Glaub ich kaum.Das Modell von von der Leyen wird kommen, da wird es mittelfristig auch keinen Wiederstand mehr geben, eben auch weil die bösen CDU-Stammtischbrüder keine Alternative präsentieren können, um die Leute anderweitig zum Kinderkriegen anregen zu können.

Ausgebildete Kindergärtner/innen gibt es übrigens mehr als Genug, das ist also das geringste Problem.

Zitat von: colourize
5.) Kinder als Zeichen eines "bürgerlichen Lebensstils", den bestimmte Lebensstilgruppen für sich ablehnen.

zu 5.) Auch hier: Solange die KollegInnen der CDU "Kinder" als Synonym für "Familie" verstehen, wird sich hier nichts ändern können.
Das ist nun linker "Systemkritik um jeden Preis"-Mumpitz.Wer eigentlich Kinder möchte, dies aber nicht umsetzt, weil das nicht in das Bild, das man von seinem Lifestyle hat passt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.Daran hat auch die böse CDU keine Schuld, eher im Gegenteil, die ganzen Berufsrevoluzzer sollten sich lieber fragen, ob ihre "Kinder ? Wie Spiessig."-Mentalität nicht ihren Teil zum Geburtenrückgang beiträgt.

Zitat von: Killerqueen
Umdenken kann seinen Anfang in der Systemkritik haben, muss es aber nicht. Der Anfang kann auch einfach in der Systemignoranz und darin liegen, dass man seine eigenen Werte hat und sich nicht von einer Gesellschaft vordiktieren lässt, was man selbst hoch bewertet und was nicht. Dazu ist keine Kritik am System nötig, nur eine völlig autonome Persönlichkeit, die auf ihre eigene Meinung mehr gibt, als auf das, was andere denken
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colourize

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #126 am: 04 Juli 2007, 13:31:25 »

Zitat von: colourize
5.) Kinder als Zeichen eines "bürgerlichen Lebensstils", den bestimmte Lebensstilgruppen für sich ablehnen.

zu 5.) Auch hier: Solange die KollegInnen der CDU "Kinder" als Synonym für "Familie" verstehen, wird sich hier nichts ändern können.
Das ist nun linker "Systemkritik um jeden Preis"-Mumpitz.Wer eigentlich Kinder möchte, dies aber nicht umsetzt, weil das nicht in das Bild, das man von seinem Lifestyle hat passt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.Daran hat auch die böse CDU keine Schuld, eher im Gegenteil, die ganzen Berufsrevoluzzer sollten sich lieber fragen, ob ihre "Kinder ? Wie Spiessig."-Mentalität nicht ihren Teil zum Geburtenrückgang beiträgt.
...womit wir bei einem anderen Thema wären.
Die Antwort lautet: Nein, die Mentalität Einzelner ist nicht die zentrale Ursache für den demographischen Wandel und die damit verbundene Überalterung der Gesellschaft. Kinderlose gab es nämlich schon immer. Die zentralen Ursachen für die Überalterung sind folgende:

1.) Die Tendenz zur Kleinfamilie (max. zwei Kinder) bei denjenigen, die Familien gründen.
2.) Die Generationenfolge ist länger als zur Zeit vor Beginn des demographischen Wandels.





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Simplicissimus1668

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #127 am: 05 Juli 2007, 02:28:58 »


Das sind doch immerhin mal Vorschlaege.

zu 1.) Mehr Betreuungsplaetze werden voraussichtlich kommen. Um aber nochmal auf Kallisti zurueck zu kommen: sie hatte das ja abgelehnt, weil sie Zeit fuer ihr Kind haben will, was sich mit Kind in Betreuung geben in ihren Augen nicht vereinbaren laesst.

zu 2.) Und diesen finanziellen Anreiz gibt es ja bereits. Nennt sich Kindergeld. Ausserdem gibt es Mutterschutz und Erziehungszeiten, alles Anreize, die das finanzielle abmildern sollen. Wer aber wie ich mit Kindern nix anfangen kann, der laesst sich dadurch natuerlich nicht koedern. Ausserdem bleibt das bereits mehrfach angesprochene Problem, dass Kinder nicht zur Einkommensquelle werden sollten.

zu 3.) Kinder sind sicherlich eine Karrierebremse, insofern sie Zeit und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die dann nicht mehr dem Job gewidmet werden koennen. Aber da sollen ja auch die besseren Betreuungsmoeglichkeiten helfen mehr Vereinbarkeit von Kind und Job zu schaffen. Aber das ist und bleibt eine individuelle Entscheidung und bei den meisten Frauen, faellt die zu gunsten des Kindes aus, sonst haetten wir ja weibliche DAX-Vorstaende und eine wesentlich hoehere Frauenquote in Fuehrungspositionen. Der Mangel an Frauen in hohen Positionen kommt naemlich nicht daher, dass die boesen, boesen Maenner die Frauen nicht mitspielen lassen wollen sondern weil die meisten Frauen eben Luecken in ihrem beruflichen Lebenslauf haben, die den Maennern einen Vorteil verschaffen.

zu 4.) Hmm, das mag sein, aber Kinder sind auch an und fuer sich eine Verpflichtung. Weil noch mehr als an den Partner, an den man gar nicht so stark gebunden ist, weil es Scheidungen und Unterhaltspflicht gibt, ist man an das Kind gebunden. Und das Kinder arbeit machen und zwar nicht wenig ist glaub ich eines der wenigen Dinge auf die wir uns in diesem Thread einigen konnten.

zu 5.) Da muss ich Thomas recht geben (Hilfe, hab ich das jetzt wirklich geschrieben? So weit ist es schon gekommen.) das ist nun wirklich abslut Bullshit. Sicher mag es Leute geben, die einen buergerlichen Lebensstil ablehnen, aber deshalb auf Kinder verzichten, wenn man eigentlich welche haben moechte? Das glaubst du doch selbst nicht. Eher wollen die Leute Party machen, die Welt bereisen, Karriere machen ... und Kinder passen da nicht ins Bild, aber keine Kinder aus Ablehnung eines buergerlichen Lebensstils?
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Kallisti

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #128 am: 05 Juli 2007, 09:08:51 »

Also mich wundert, dass man (euch) das hier erst noch erklären muss - warum Leute immer seltener Kinder bekommen (wollen).

Ganz klar sind die Gründe

- Man hat weniger Geld für sich selbst zur Verfügung (ob man das nun gleich als "Armutsrisiko" bezeichnen muss, weiß ich nicht - wenn man vorher schon wenig Geld hat, dann sicherlich, aber die Oberschicht hat da eher weniger ein Problem mit dem Armutsrisiko durch Kinder, aber eben mit den anderen Gründen:)

- Karriere wird behindert bzw. fällt flach, wird aber mindestens unterbrochen (und ist damit ja auch schon so gut wie hinüber -> die Möglichkeiten, je nach Job halt auch...) - und zwar nicht nur dann unterbrochen, wenn frau vorübergehend den Job auf Eis legt, sondern auch dann, wenn sie z.B. nur weniger arbeitet (z.B. halbtags) - >auch dann ist "Karriere machen" schon nicht mehr drin (in den allermeisten Berufen ist das so).

- Einschränkungen der persönlichen Möglichkeiten, Freizeit/Zeit für sich selbst, also klar egoistischer Grund  - eben: "Party machen" is dann nich mehr so drin (vorläufig jedenfalls) und anderes geht auch nicht mehr einfach so und Verantwortung für andere (also Kinder) will auch nicht jeder tragen, da die meisten schon damit genug zu tun haben, mit sich selbst und ihrem eigenen Leben verantwortlich umzugehen.

Aber ich dachte, das sei alles allgemeinhin bekannt und klar.

Genauso

@Thomas

habe ich ja die ganze Zeit schon gesagt, dass es auch (aber nicht nur) um Bildung/Möglichkeit zum Bildungszugang (gleiche Möglichkeiten für ALLE Kinder!)  geht - und somit nicht nur um´s Geld, aber es geht eben auch um´s Geld!


@uriel

Auf deine Mutter-Verdientskreuz-Nummer geh ich nicht weiter ein - fällt unter infantile Provokation - völlig überflüssig für diese Diskussion. (Selbst dir ist klar, dass es mir um solche "Anerkennung" nicht geht, also was soll der Schwachsinn?)


@Simpli

- jaja, du simplifizierst gerne, ne? Als ob es mit einem Bibliotheksausweis getan wäre!??? Also mir fällt bald nix mehr ein - ich habe oben ausführlich geschildert, worauf es ankommt, dass Bildung vermitteln eben weit mehr ist als die Kinder regelmäßig in die Schule schicken und sie Bücher aus der Bibliothek ausleihen zu lassen. Bücher lesen ist EIN Aspekt unter vielen anderen (siehe meine Beiträge oben)!
Es fängt schon mit der Einstellung an und wofür man sich zu Hause interessiert, worüber man miteinander spricht, ob man die natürliche Neugier der Kinder fördert, darauf eingeht, ihre Interessen fördert bzw. unterstützt: so man dies kann - und genau DAFÜR braucht man GELD, denn all das KOSTET GELD. Ich hatte es in den anderen Beiträgen schon erklärt. Werde mich nicht endlos wiederholen.

Ansonsten zur Erziehung grundsätzlich:
Du meintest weiter oben auch mal, dass die Leute das früher auch schon machten und es deshalb heute nicht schwerer sein kann (oder so ähnlich) - auch das ist Unsinn, der mir klar zeigt, dass Leute, die selbst keine Kinder erziehen, eben doch keine Ahnung davon haben. Denn:
Kinder wurden früher gar nicht "erzogen" (im heutigen Verständnis des Begriffs), sondern sie liefen neben her, hatten nichts zu melden, wurden wie kleine Erwachsene und/oder billige Arbeitskräfte behandelt, galten nichts (und hier sprechen wir nun NICHT von der sogen. Dritten Welt, sondern von Deutschland...)!
Pädagogik kannten die Leute früher nicht - das, was wir heute unter Erziehung verstehen und den Kindern angedeihen lassen, hat (wie fast alles) eine lange Entwicklung durchlaufen.

Also kannst du nicht den Vergleich anstellen zwischen der "Erziehung damals" und der Erziehung "heute"! Heute geht man (so man seine Kinder erzieht) ganz anders und weit mehr auf diese ein - ihre Bedürfnisse, ihre Interessen, ihre Rechte, ihre Persönlichkeit und Individualität...!


Zur Fremdbetreuung:

Auch hier, Simpli, schmeißt du der Einfachheit halber wieder alles durcheinander:
Richtig ist, ich bin gegen so frühe Fremdbetreuung (wie von der von der Leier *g* (von der Leyen) eingeführt), aber nicht gegen Fremdbetreuung per se, sondern - auch das schrieb ich bereits: ich möchte mehr und bessere Fremdbetreuung für Schulkinder!!! Und hier wird gerade gestrichen und gespart!
Wahrscheinlich denken sie sich: Die ganz Kleinen können die Mütter (sind ja fast nur Mütter und kaum Väter, die zu Hause bleiben!) noch nicht alleine zu Hause lassen, also müssen wir hier Fremdbetreuung einführen, damit diese Mütter arbeiten gehen und nicht der Staat das Geld für die Kinder einsetzen muss.
Aber die größeren/älteren Kinder können die Mütter ja einfach zu Hause sich selbst überlassen, also die Mütter sollen arbeiten gehen und die kids bleiben halt alleine zu Hause und kriegen keine Aufmerksamkeit, keine warme Mahlzeit, wenn sie nach der Schule hungrig und mit Kummer und Sorgen oder Mitteilungsbedürfnis und müde nach Hause kommen. Ist ja egal. Hauptsache die Muddis arbeiten und der Staat muss nix investieren: in die Kinder die er aber will! Wenn den Muddis das nicht passt, sollen sie entweder ihre eigene Familie (sprich ihre eigenen Eltern oder Geschwister) einsetzen (zur Betreuung) und wenn sie das nicht haben, sollen sie halt einfach keine Kinder kriegen. Ferddich.

SO IST ES! Und natürlich unterstütz (wie ich auch schon erwähnte) bereist das neue Elterngeld (zum 01.01.2007 eingeführt) die Besserverdienenden und die Geringverdienenden oder Arbeitslosen (Eltern) haben Pech gehabt!


Was die Kohle angeht: Mutterschaftsgeld erhält nur, wer vorher berufstätig war - also haben Arbeitslose hier auch schon mal keinen Vorteil und keine Möglichkeit "sich zu bereichern" (@Simpli und Thomas).
Und was Mutterschutzzeiten angeht: die gelten ab 8 Wochen vor bis 6 Wochen nach der Geburt - dann is Schluss! Wenn eine Mutter dann in Erziehungsurlaub gehen will, muss sie sich das genau überlegen: denn sie hat dann sehr viel weniger Geld und kann sehr wahrscheinlich später auch nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren, weil man ihr nahelegt bzw. suggeriert, dass sie jetzt zu lange draußen war etc. (es finden sich mannigfaltigen Ausreden wenn ein Chef eine Mutter nicht mehr haben will).
Vielleicht hat sie aber eben auch erst gar keinen solchen Job gefunden (bei dem sie ihre Rechte geltend machen kann), weil sie als Frau und potentielle Mutter eben einen solch sicheren Job gar nicht erst kriegt (darauf hat colourize schon hingewiesen).

Und Alleinerziehende KÖNNEN NICHT von einem 400-Euro-Job und auch nicht von einem Halbtagsjob leben!!! Sie MÜSSEN vollzeit arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen (grade eben so)!!


Was die niedrigen Löhne angeht: da stimme ich vollkommen zu: es ist eine Sauerei, wie unterbezahlt so viele Jobs sind, und was die Zeitarbeitsfirmen betreiben, grenzt sowieso an Sklaventreiberei (-> ist Ausbeutung)!

Aber nur weil der Staat (auch) hier versagt, kann es nicht angehen, dass Kinder darunter zu leiden haben (bzw. Familien mit geringem Einkommen oder Alg II)!


Ja klar, wer mehr als zwei Kinder hat (oder alleinerziehend ist oder Kinder von verschiedenen Partnern hat oder am besten alles zusammen) wird in unserer Gesellschaft schon als Assi abgestempelt - eben: weil man dann (in dieser Situation) einfach verdammt wenig Geld zur Verfügung hat und weil man DANN auch nur noch dementsprechend leben kann.


Und ich wiederhole es noch einmal:
BILDUNG IST TEUER! Und zwar nicht nur für den Staat, sondern für die einzelne Familie! Und nicht alle haben gleich guten Zugang zu Bildung/nicht gleiche Bildungschancen!

Ohne Bildung aber: keine Aussicht aus der Armut und der "Assi-Ecke" herauszukommen!

@Simpli

... und komm mir jetzt nicht wieder mit dem Bibliotheksausweis - du machst dich ja lächerlich!




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Kallisti

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #129 am: 05 Juli 2007, 10:01:55 »

... und by the way - diese mail erhielt ich heute von den "Uni-Eltern" (Hervorhebungen von mir):


"Der Stiftungsgründer der Novalis Stiftung von 2001,
Rappstraße 16, 20146 Hamburg, stellt ein Haus in der
Bachstraße 123 zur Verfügung für die Errichtung eines
Mehrgenerationenhauses. Die Wohnungen sind ca. 60qm
groß. In diesem Haus sind momentan ca. 15 Wohnungen
frei. Das Haus verfügt über einen Garten und im
Erdgeschoss über eine sogenannte Ladenwohnung, die für
gemeinschaftliche Zwecke genutzt werden könnte.
Gesucht werden Familien, Leute unterschiedlicher
Generationen, die Lust auf ein solches Projekt haben.
Ein Rohkonzept, hier unten angefügt, wurde dem
Stiftungegründer bereits unterbreitet.
Um ein solches Projekt realisieren zu können muss ein
fester Arbeitskreis von Leuten zusammengestellt
werden, die dieses Rohkonzept in Kommunikation mit dem
Stiftungsgründer konkretisieren.
Wer Interesse hat in einem Mehrgenerationenhaus zu
leben melde sich bitte bei:
Birgit Steinke (Ehrenamtliche Mitarbeiterin der
Novalis Stiftung): birgit_steinke@yahoo.de

Mehrgenerationenhaus

Die Errichtung eines Mehrgenerationenhauses in der
Bachstraße fügt sich ein in den sozialen Charakter
dieser Wohngegend. Dieser spiegelt sich wieder im
Vorhanden-sein verschiedener Einrichtungen wie z.B.
eines Kindertagesheimes, einem Mädchen- und
Frauentreff, einem Kinderladen, einer Kita und einer
Einrichtung zur Unterstützung von Arbeits- und
Obdachlosen.

In einem Mehrgenerationenhaus lebt das Familien
übergreifende Konzept des „ganzen Hauses“ ( Begriff
geprägt von Wilhelm Heinrich Riehl in „Die Familie"
1854) in einer modernisierten Fassung wieder auf. Die
schrumpfenden familiären Netzwerke werden durch die
Hausgemeinschaft ersetzt.
Ein solches Haus lebt von der Gemeinschaft der Mieter,
die sich aus mehreren Generationen zusammensetzt. Zum
einen gibt es hier Familien mit Kindern, implizit auch
alleinerziehende Mütter oder Väter. Zum anderen wohnen
hier Mieter einer älteren Generation, die mit ihrer
Lebenserfahrungen eine Bereicherung der
Hausgemeinschaft darstellen und in dieser den sozialen
Rückhalt erfahren der in unserer heutigen Gesellschaft
nicht mehr selbstverständlich ist.
Des Weiteren soll in Form von ein oder zwei Wohnungen,
besonders preiswerter Wohnraum für sehr junge Mütter
bereitgestellt werden, welche integriert in die
Haus-gemeinschaft, auf Unterstützung, in der
Bewältigung, ihres Alltags bauen können. Dies eröffnet
ihnen die Möglichkeit eigene Entscheidungen für ihr
Leben mit ihrem Kind in geborgener Umgebung treffen zu
können.
Die Gute gegenseitige Kenntnis der Individuen der
Hausgemeinschaft, bietet besondere Möglichkeiten
sozialer Zuwendung. Dadurch wird besonders Kindern ein
unbeschwertes Aufwachsen ermöglicht. Aufgrund des
kinderfreundlichen Milieus erscheinen Kinder wieder
als Bereicherung des Alltags und nicht länger als
lärmende und Zeit stehlende Stressfaktoren.
Fortgesetzter Überforderung, verbunden mit
voranschreitender sozialer Isolation von Familien kann
in diesem Rahmen vorgebeugt werden. Familien haben
hier die Möglichkeit im ständigen Dialog miteinander
zu leben.

Die Familien unterstützen sich gegenseitig auf
unterschiedliche Weise. Hervor-zuheben sind hier die
Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Hilfe und
Unter-stützung im Krankheitsfall, sowie bei
Reparaturarbeiten oder Renovierungen inner-halb der
Wohnungen.
Weiter besteht die Möglichkeit, durch regen Austausch
untereinander, Netzwerke in unterschiedlichen
Bereichen aufzubauen, wie z.B. in beruflicher
Hinsicht. Dies spielt eine große Rolle, wenn Frauen /
Mütter den Wiedereinstieg oder Einstieg ins
Berufsleben bewältigen wollen.


Die Selbstverwaltung des Mehrgenerationenhauses wird
auf zwei Ebenen organisiert.
I. Die organisatorische Selbstverwaltung beinhaltet
zum einen die Einnahme und Verwaltung der monatlichen
Mietzahlungen und zum anderen die Anfertigung von
Betriebskostenabrechnungen. Dazu kommt die
Kommunikation zum Eigentümer dieses Wohnhauses.
II. Die praktische Selbstverwaltung beinhaltet
Renovierungs- und Reparaturhilfen vor Ort, vorrangig
durch die gegenseitige Unterstützung der Mieter
unter-einander. Weiter werden Treppenreinigung,
Gartenpflege sowie Dachboden- und Kellerreinigung von
den Mietern selbst übernommen. Im Winter impliziert
dies auch das Schneeschieben und Sand streuen vor dem
Haus.

Der Raum im Erdgeschoss wird als Gemeinschaftsareal
genutzt für, in regelmäßigen Abständen, stattfindende
Hausversammlungen, wie auch als
Kinderbetreuungs-areal.

Dieses Rohgerüst eines Konzeptes wird in Kommunikation
mit dem Stiftungsgründer der Novalis Stiftung von 2001
und Eigentümer des Wohnhauses konkretisiert."



Wenn sowas wirklich funktioniert (was natürlich davon abhängt, wie gut die Leute "zusammenpassen", wie sie miteinander umgehen, wie gut sie sich verstehen, ob sie sich sympathisch sind...), dann wäre es ein gutes und zukunftsfähiges Modell (hatte anderswo schon mal Mehrgenerationenhäuser angeführt).
Denn: Tatsache ist, dass es immer weniger "klassische" Familien gibt, vor allem solche, in denen mehrere Generationen zusammenleben (-> gibt es kaum noch). Und Tatsache ist ebenfalls, dass es aber immer mehr ältere und alte Menschen und immer mehr Alleinerziehende wie auch immer mehr fremdbetreute Kinder gibt (da eben die Eltern -beide- vollzeit arbeiten gehen wollen oder müssen!).
Da wäre doch eine solch eher familiäre Fremdbetreuung in einem Mehrgenerationenhaus klasse! (Wenn´s denn funktioniert.)

Dass dafür (Alleinerziehende) allerdings "ein, zwei Wohnungen" nicht ausreichen, ist klar und auch, dass es in Zukunft dann natürlich noch sehr viel mehr solche Mehrgenerationenhäuser geben müsste.

Und was in obiger mail auch ganz klar zum Ausdruck kommt, ist, was ich die ganze Zeit sage:
Zur Zeit ist eben jenes oben genannte "unbeschwerte Aufwachsen" vielen Kindern nicht möglich, sondern in unserer Gesellschaft gelten Kinder als Last, als Stressfaktor, als Armutsrisiko, dass sie eben zur Zeit nicht in "kinderfreundlichem Milieu" und mit "sozialer Zuwendung" aufwachsen und dass Familien eben in soziale Isolation geraten etc.  - das kann´s ja wohl nicht sein!
Es muss sich also auf gesellschaftlicher und politischer Ebene einiges ändern - und eben nicht jede Familie nur für sich alleine kämpfen - das verändert ja eben gerade nichts (für "alle" anderen Familien/Kinder mit/auch)!
« Letzte Änderung: 05 Juli 2007, 10:08:00 von Kallisti »
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Killerqueen

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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #130 am: 05 Juli 2007, 11:18:53 »

Generell halte ich solche Mehrfamilienhäuser für eine gute Idee. Die Frage ist nur: Kann ein solches Unterfangen in der heutigen Gesellschaftsstruktur überhaupt noch existieren? Wünschenswert wäre es natürlich.

Ein Problem der heutigen Zeit ist die Unbeständigkeit, welche ganz schnell auch eine solche theoretisch tolle Einrichtung zunichte machen kann. Früher war es eben normal, dass mehrere Generationen unter einem Dach lebten, weil das Leben insgesamt beständiger, gleichförmiger und vorausplanbarer war. Der Sohn übernahm häufig den Beruf des Vaters und damit auch oft dessen Stellung in der ihn umgebenden Gemeinschaft.

Heute muss sich natürlich erst mal jeder selbstverwirklichen; und je weiter diese Selbstverwirklichung von den Vorstellungen der Eltern entfernt ist, desto besser, denn Rebell sein ist schick. ;)
Dazu kommt, dass keiner mehr mit 15 Jahren eine Lehre beginnt und dann bis zu seinem Lebensende beim gleichen Betrieb arbeitet. Die Arbeitswelt in Zeiten der Globalisierung verlangt Flexibilität, und damit ist nicht mehr gewährleistet, dass man auf längere Zeit in einem solchen Mehrgenerationenhaus als "tragender Pfeiler" erhalten bleibt. Ein ständiger Wechsel der Bezugspersonen tut keinem Kind gut.

Ich möchte nicht sagen, dass ein MGH nicht mehr möglich wäre; aber ich kann guten Gewissens behaupten, dass es heutzutage wesentlich aufwändiger ist, ein solches Projekt effektiv am Leben zu halten. Einen Versuch ist es aber auf jeden Fall wert.
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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #131 am: 05 Juli 2007, 11:20:48 »

Zitat
@Simpli

- jaja, du simplifizierst gerne, ne? Als ob es mit einem Bibliotheksausweis getan wäre!??? Also mir fällt bald nix mehr ein - ich habe oben ausführlich geschildert, worauf es ankommt, dass Bildung vermitteln eben weit mehr ist als die Kinder regelmäßig in die Schule schicken und sie Bücher aus der Bibliothek ausleihen zu lassen. Bücher lesen ist EIN Aspekt unter vielen anderen (siehe meine Beiträge oben)!
Es fängt schon mit der Einstellung an und wofür man sich zu Hause interessiert, worüber man miteinander spricht, ob man die natürliche Neugier der Kinder fördert, darauf eingeht, ihre Interessen fördert bzw. unterstützt: so man dies kann - und genau DAFÜR braucht man GELD, denn all das KOSTET GELD. Ich hatte es in den anderen Beiträgen schon erklärt. Werde mich nicht endlos wiederholen.

Ich habe niemals behauptet, dass es mit einem Bibliotheksausweis getan wäre, aber das ist eine Möglichkeit unter vielen. (Jaja, ich mag meinen Bibliotheksausweis.)

Also nochmal anders:

Erziehung sind für mich primär zwei Dinge: das eine ist, ein Kind dazu zu bringen Wert und Normen zu erlernen und zu verinnerlichen. Dazu bedarf es keinerlei finanzieller Mittel. Diese Dinge lernen Kinder durch direkte Ansprache und die Vorbildfunktion ihrer Umgebung. Das andere ist Wissensvermittlung und diese kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Die Schule wird dabei aber wahrscheinlich die Hauptrolle spielen. Und im Prinzip kann jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft seinen Weg durch das Schulsystem bis zum Abitur nehmen, auch wenn es da praktische Probleme gibt. Als Elternteil sein Kind für diesen Teil der Erziehung zu begeistern dürfte aber schon einen großen Unterschied machen. Aber auch dafür ist kein Geld nötig. Alles weitere kostet Geld. Ist mir klar. Ebenso ist es sicherlich wunderbar, wenn man mit seinem Kind in den Louvre in Paris oder ins Deutsche Museum in München gehen kann. Aber es ist nicht essentiell nötig. Die Neugier seiner Kinder fördern ist super und mit Geld sicher einfacher aber auch mit wenig Geld möglich. (Zum Beispiel gab es an meiner Schule ein umfangreiches Angebot an Nachmittagssport quasi als alternative zu Vereinen die Beiträge kosten.)

Ich stimme dir zu, dass man mit mehr Geld einfacher Sachen realisieren kann und sein Kind wahrscheinlich auch einfacher fördern kann. Aber eine völlig gleiche Verteilung an Einfluss, Geld ... ist utopisch. Und somit muss man das beste aus dem machen, was man hat.

Was politische Entscheidung zur Förderung von Kindern angeht gibt es viele Dinge die ich gut heißen würde. Dazu gehört eine Umfangreiches Angebot an recht früher Betreuung, aber auch an Betreuung bis ins Grundschulalter. Aber wie man das Problem lösen soll, dass sich Kind und Karriere vereinbaren lassen ist mir einfach schleierhaft und sich über dieses Problem aufzuregen ohne eine (funktionierende) Lösung anzubieten ist wenig hilfreich. Die Benachteiligung von Müttern kommt eben daher, dass ein Kind Zeit in Anspruch nimmt, die man dann seiner Karriere nicht mehr widmen kann. Daher sehe ich es als eine persönliche Entscheidung an, was man haben möchte. Sicher kann man nach Wegen suchen die Vereinbarkeit von Kind und Job zu verbessern, aber ganz wird man das Problem nicht beheben können. Kinder sind und bleiben eine Entscheidungssache die jeder für sich individuell entscheiden muss, um anschließend mit den Folgen seiner Entscheidung zu leben. (Es ist ja nicht so, dass die Entscheidung keine Kinder zu bekommen nicht später im Leben auch bereut werden kann, z.B. wenn man alt wird und gerne eine Familie hätte, die einen unterstützen könnte.)
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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #132 am: 05 Juli 2007, 11:46:12 »

Ich stimme dir zu, dass man mit mehr Geld einfacher Sachen realisieren kann und sein Kind wahrscheinlich auch einfacher fördern kann. Aber eine völlig gleiche Verteilung an Einfluss, Geld ... ist utopisch. Und somit muss man das beste aus dem machen, was man hat.

Dem stimme ich zu.

Meine Geschwister und ich konnten als Kinder sehr gut damit leben, vieles nicht haben zu können. Manchmal fragte ich mich zwar schon, warum die anderen jedes Jahr in den Urlaub fahren und wir nicht, oder warum andere Kinder Reit-, Sport- oder teuren Musikunterricht haben konnten und ich und meine Geschwister nicht, aber letztendlich hat es mir nicht geschadet. Ich würde sogar behaupten, dass ich eine ausgezeichnete Bildung genossen habe und auf mein Wissen doppelt stolz sein kann, weil ich es mir selbst erarbeiten musste und es nicht einfach in den Allerwertesten geschoben bekam. Zudem weiß ich den Wert vieler Dinge, die andere als selbstverständlich sehen, viel besser zu schätzen, als diejenigen, die nie damit konfrontiert wurden, dass man nicht alles einfach so geschenkt bekommt.

Die "Defizite" haben meine Eltern eben mit anderen schönen (kostenlosen/ -günstigeren) Dingen wettgemacht. Während andere Kinder am Mittelmeerstrand dem Hautkrebs eine Chance gaben, rannte ich mit meinen Geschwistern durch die heimischen Wälder und ließ mir von meinem Vater die Pflanzen und Tiere erklären; während andere Kinder im Salzwasser halb ertranken oder auf Pferden saßen, schulte ich meine Geschicklichkeit auf dem nächstbesten Baum; und während andere Kinder erste Begegnungen mit fremden Spachen machten, las ich bei Vogelgezwitscher im Garten ein englisches Buch und konnte in der nächsten Schularbeit weit mehr Grammatikkenntnisse vorweisen, als jeder andere. Das Beste ist immer, was man selbst daraus macht! ;)
« Letzte Änderung: 05 Juli 2007, 12:02:32 von Killerqueen »
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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #133 am: 05 Juli 2007, 12:09:09 »

@Killerqueen

Also ich denke nicht, dass man zu den alten Familiengegebenheiten zurückkehren muss, wenn Mehrgenerationenhäuser funktionieren sollen.
Was die von dir angesprochene Dauerhaftigkeit/Beständigkeit angeht: die ist in den MGH´s (so kürz ich sie jetzt halt einfach mal ab) doch schon alleine durch die älteren Bewohner und die Familien (also mit Kindern) gegeben, da beide "Gruppen" sicher nicht so viel, so häufig umziehen (schon aus praktischen Gründen, aber auch aus finanziellen).


@Simpli

Bei dir klingt es immer so, als seien Kinder Automaten, in die man (Eltern) was reinsteckt und dann kommt irgendwo das entsprechende Ergebnis raus.

Nochmal, extra für dich, der du keine Kinder hast (ich aber seit 14 Jahren mit einem Sohn lebe und nun auch seit 18 Monaten mit einer Tochter):
Kinder erziehen heißt nicht nur, ihnen Werte und Wissen zu vermitteln, sondern sie haben darüber hinaus auch und in erster Linie körperliche und emotionale Bedürfnisse, denen gerechtzuwerden viel Zeit, Geduld, Verständnis, gute Nerven und Einfühlungsvermögen vonnöten ist!
Man muss mit Kindern spielen (können -> alleine zeitlich schon mal), denn dabei lernen sie! Man muss mit ihnen "an die frische Luft", in die Natur - und dabei vermittelt man den ganz Kleinen schon Werte und "Wissen" (über die Welt, über die Natur, also Physik, Biologie, Chemie -> ganz handfest, zum Begreifen, im wahrsten Wortsinn), aber dafür braucht mal Natur (in der Nähe - ansonsten: Auto oder Bahn und Bus: was Geld kostet, sowieso bei regelmäßiger/häufiger Nutzung) und wieder ZEIT (die man nicht hat, wenn man täglich vollzeit arbeiten muss).
Man muss dem Bewegungsdrang der Kinder nachkommen (können), also mit ihnen toben, Fahrradfahren, schwimmen gehen, sie müssen die Möglichkeit haben, sich zu bewegen (aber auch Inliner oder Rollschuhe muss man erst mal anschaffen und wenn´s secondhand ist - ebenso wie Fahrräder, Dreirad, Roller...) und Sportvereine oder Reit-, Tanz- oder Gesangs-, Schauspiel- oder Musik-/Instrumente-Unterricht etc. KOSTEN GELD!
Und hier haben wir also schon mal die "kulturelle/musische Bildung", die auch wichtig ist (heute aber sehr vernachlässigt wird).

Und nein, diese kostenlosen Nachmittagsangebote an Schulen gibt es heute nicht mehr - eben WEIL hier überall in den letzten Jahren massiv eingespart wurde!!! (Was rede ich eigentlich die ganze Zeit!?!)


So. Und gegen frühe und langdauernde Fremdbetreuung bin ich, weil es entwicklungspsychologisch für unter Dreijährige einfach nicht das Richtige ist (so früh und täglich und für 5 bis 8 Stunden fremdbetreut zu werden - sowieso nicht unter den Bedingungen wie sie bei uns gegeben sind!! Was also die Qualtiät der Fremdbetreuung angeht - auch das habe ich oben schon alles erklärt.). Zum anderen sehe ich nicht ein, warum ich meine Kinder die meiste Zeit (!) für teures Geld (das ich erst mal erarbeiten muss!!) fremdbetreuen lassen soll, wenn ich oben genannte Unternehmungen und Erziehungstätigkeiten lieber selbst mit meinen Kindern machen möchte! Wozu habe ich Kinder, wenn ich sie nur zum Wecken morgens und abends ins Bett bringen und dann noch am Wochenende sehe!?? Das hat doch mit Familie nichts mehr zu tun, das ist doch dann eher eine Art "Hobby", das viel Geld kostet, neben bei läuft und dennoch anstrengend ist!

Ich bin für: qualitativ hochwertige Fremdbetreuung, für bestimmte, geregelte Zeiten und Dauer für Kinder ab drei Jahre und vor allem für Schulkinder bis etwa 14 Jahre. Das soll kein Zwang sein, aber es muss ein solches Angebot flächendeckend geben! Und es muss auch ein gutes kostengünstiges bis kostenloses Freizeitangebot für Kinder geben (siehe oben: Kultur, Sport, Naturwissenschaft etc.: je nach Interessen der Kinder: das ließe sich in die Fremdbetreuung, gerade für Schulkinder, hervorragend integrieren und würde Arbeitsplätze schaffen!).
DANN ließen sich Familie und Beruf auch für (alleinerziehende) Mütter vereinbaren.

Und übrigens:
Mir geht es in der Diskussion ja gar nicht um "Karriere", sondern ich rede davon, dass es extrem schwer, anstrengend, zermürbend ist: Kinder und Beruf: zum Überleben (!) unter einen Hut zu bekommen, also beidem adäquat gerecht zu werden (insbesondere, wenn man alleinerziehend ist und keine familiäre Unterstützung hat)!
Es geht hier um ganz normale Berufstätigkeit (ich sage doch: man muss als Alleinerziehende vollzeit arbeiten, wenn man denn arbeitet - mit halbtags geht es gar nicht!) und überhaupt nicht um "Karriere"!!

Und dass man Kinder später als Unterstützung im Alter hat, von solch romantischer Vorstellung  kannst du dich auch verabschieden, das ist heute kaum noch der Fall! Eben auch deshalb braucht´s solche Mehrgenerationenhäuser, damit ältere Menschen nicht in ihren Wohnungen allein oder im Altenheim vor sich hinvegetieren! Wenn man die Generationen auf sinnvolle Weise wieder zusammenbringen könnte, wären ja "zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen"!

Und da hätte man dann ja eine familiäre Betreuung für Kinder und nicht eine Aufbewahrung in Kindergarten bzw. Kinderhort/Kindertagesstätte (wo man eben NICHT die Zeit, das Geld und genug Personal hat, um Kinder angemessen wirklich zu erziehen!).
Wenn aber die Kinder die meiste Zeit (nämlich jeden Tag der Woche für ca. 8 Stunden, teils sogar länger -  lediglich das Wochenende ausgenommen) mit Fremden zusammensind (in Schule und Kinderkrippe, Kinderhort...), dann kann man nicht mehr behaupten, dass die Eltern ihre Kinder erziehen (können)!
Und wenn ich das auch noch bezahlen muss: diese Fremdbetreuung, die viel Geld kostet, dann frag ich mich, wofür ich arbeiten gehe: dafür, dass ich die Fremdbetreuung bezahlen kann und meine Kinder nicht bei mir haben/nicht genug Zeit mit ihnen verbringen kann! ??? Also wie gesagt: so macht es definitiv keinen Sinn, Kinder zu bekommen! Aber genau das ist die Realität.

Man muss Beruf und Familie vereinbaren können! Aber man muss dabei den Kindern wirklich gerecht werden und auch den Müttern entgegenkommen, sonst läuft es eben nicht "rund" - und zur Zeit läuft es alles andere als rund: weder für die Kinder, noch für die Mütter/Eltern.

Und hier muss der Staat einfach Kohle richtig investieren (für meine oben gemachten Vorschläge)!



Ach und @messie

zurück zum Thema: in der WDR-Sendung (siehe mein link) wurde ein Film gezeigt, in dem man den Schulweg eines Grundschülers mitverfolgen kann - und wieviel "Sex" auf diesem Weg er "ausgesetzt"... ist! Erst diese Sendung mit diesem Beitrag hat mich überhaupt selbst darauf aufmerksam gemacht, dass schon Kinder dem so ausgesetzt sind! Es ist also - ich sag´s nochmal - nicht meine Erfindung oder prüde Phantasie, sondern durch "Hart, aber fair" bin ich erst darauf gekommen, habe ich das erst erkannt (die Wirkung auf schon Kinder)!
Weiß nicht, ob das im Web-TV zu sehen ist, habe es nicht überprüft, aber in der Sendung lief jedenfalls dieser kleine Film.
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Re: Sex-Zensur?
« Antwort #134 am: 05 Juli 2007, 12:17:08 »

Was die von dir angesprochene Dauerhaftigkeit/Beständigkeit angeht: die ist in den MGH´s (so kürz ich sie jetzt halt einfach mal ab) doch schon alleine durch die älteren Bewohner und die Familien (also mit Kindern) gegeben, da beide "Gruppen" sicher nicht so viel, so häufig umziehen (schon aus praktischen Gründen, aber auch aus finanziellen).

Bleibt zu hoffen!

Dass man zu alten Familiengegebenheiten zurückkehren muss, habe ich auch nicht behauptet, sondern dass es heutzutage schwieriger ist, sich auf den störempfindlichen Mikrokosmos des Hauses einzustellen. Aber vermutlich hast Du recht, dass es bei Familien und alten Leuten wohl schon funktionieren wird.

Hast Du Dir denn überlegt, in das Haus einzuziehen? Bietet sich ja an, wo es doch schon in HH ist. ;)

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