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Autor Thema: Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?  (Gelesen 11791 mal)

Der Uhu

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« am: 15 August 2006, 11:57:33 »

20% der unter 20-jährigen in Sachsen hat NPD gewählt, und in diverse Landesparlamente sind sie schon eingezogen, die wirtschaftliche Lage sieht auch nicht gerade rosig aus, die Gesellschaft verroht zusehens, der Hass auf Fremde wächst...hm, da stellt sich mir eine Frage: Ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, von der ich immer annahm, das nach dem Schock des Holocaust das Entstehen von auf breiter Basis akzeptiertem Faschismus nicht möglich sei. Ich war immer stolz darauf sagen zu können "Deutschland ist wohl eine der liberalsten Demokratien der Welt und davon kann Amerika sich eine Scheibe abschneiden, denn deren politisches System fußt noch im 19ten Jahrhundert." Es gibt viele Formen eines positiven Patriotismus, wie erlebt bei kürzlicher Fußball-WM, warum also fühlen sich nun plötzlich so viele Deutsche von diesem primitiven Stechschrittnationalismus angezogen? Warum fangen die Leute plötzlich an mit solchen Blutsäufern zu sympatisieren? Wenn sich jemand für das Kaiserreich begeistert, damit kann ich leben...aber mit den Nazis, Hitler, Goebbels und Himmler? Damit nicht...

Denkt ihr, eine Diktatur auf deutschem Boden ist wieder möglich geworden?
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~noise~druide~

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #1 am: 15 August 2006, 13:37:58 »

wenn die allgemeine verdummung der jugend so weiter wächst, dann ja!

meine mutter arbeitet bei der agentur vür arbeit und ist für den sektor jugendliche bis 26 zuständig.
es ist traurig was dort aufläuft.
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Der Uhu

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #2 am: 15 August 2006, 13:41:03 »

Zitat von: "~noise~druide~"
wenn die allgemeine verdummung der jugend so weiter wächst, dann ja!

meine mutter arbeitet bei der agentur vür arbeit und ist für den sektor jugendliche bis 26 zuständig.
es ist traurig was dort aufläuft.


Erzähl doch mal!
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~noise~druide~

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #3 am: 15 August 2006, 13:50:21 »

Zitat von: "Der Uhu"
Zitat von: "~noise~druide~"
wenn die allgemeine verdummung der jugend so weiter wächst, dann ja!

meine mutter arbeitet bei der agentur vür arbeit und ist für den sektor jugendliche bis 26 zuständig.
es ist traurig was dort aufläuft.


Erzähl doch mal!


es kommen welche, die schaffen mit müh und not ihren namen zu schreiben, haben aber einen schulabschluss. dann sind welche dabei, die nicht in der lage sind die uhr zu lesen oO(also die mit zeigern), mir persönlich ist eine begegnet, die bei der diskussion über heinz rühmann folgendes einwarf: "denn kenn ich nicht, aber ich schau ja auch nur mtv und kein viva!" die junge dame war zu dem zeitpunkt 21 und lernte bürokauffrau.
desweiteren, ist die fähigkeit sich in ganzen sätzen, die nicht wörter wie digger, weist du oder check das enthalten, ein flächenproblem.
ich hole meine mutter in meinem urlaub öfter mal zum mittagessen aus dem amt ab und aus lauter langer weile, sitze ich im warteraum und lese, das ist besser als jede talkschow, wenn zwei kommen die sich kennen und dann ihre wochenendproblematiken ausdiskutieren.

wenn einer urlaub hat und nicht weiß was er machen soll, kann ich diese reise in die tiefen der deutschen gessellschaft nur empfehlen. aber meidet sozialämter, denn dort ist es richtig grausig.
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Lilyanar

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Re: Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #4 am: 15 August 2006, 14:48:45 »

Zitat von: "Der Uhu"

Denkt ihr, eine Diktatur auf deutschem Boden ist wieder möglich geworden?


Ich denke, dass die mentalen Voraussetzungen bereits vorhanden sind. Erschreckend - aber ja.
An allen Ecken und in allen sozialen Gesellschaftsetagen scheint sich ein diffuser tief verankerter Rassismus zunehmend zu manifestieren (na gut, fast überall, aber die Tendenz steigt). Alle wettern sie über unsere Gesetze, die Menschen mit Migrationshintergrund (wie der politisch korrekte Deutsche zu sagen pflegt) angeblich zu sehr begünstigen würden(so dass Ausländer mehr Rechte haben würden als Inländer), ferner wird über ausländische Schwarzarbeiter gewettert, die den Deutschen die Kunden wegschnappen würden, über die Einwohner von Wilhelmsburg und Veddel (z.B.) gibt es die haarsträubendsten Vorurteile und Schauermärchen überhaupt...,dann ist man unzufrieden mit dem unpolitischen kleinstmöglichen Nenner-Gehampel der großen Koalition, man sehnt sich nach radikaleren Lösungen..-und dass dies vor allem junge Leute sind (siehe Uhus Post) scheint kaum zu verwundern, in Zeiten in denen man ohne universitären Abschluss kaum noch einen Job findet. Was machen da die Haupt- und Realschüler - die kriegen keine Ausbildungsplätze - es gibt nämlich viel zu wenige. Wundert Euch also vor diesem Hintergrund der Aufschwung, den die NPD erfährt?
Und ich denke keineswegs, dass der Schrecken des Holocaust den Leuten noch so tief in den Knochen sitzt - sonst würden sicherlich nicht 20% die NPD wählen und man (auch die gebildeteren Schichten) fordern, die Grenzen dicht zu machen. Das verdrängt man schnell, was in der Vergangenheit so war. Wir sind doch viiiel zu vernünftig für eine Wiederholung dessen.  :roll:
Deswegen finden wir auch besonders interessant, wenn man Sprengungspläne von 6 Flugzeugen findet, die von vermeintlich islamischen Terroristen in die Luft gesprengt werden sollen. Dann können wir uns in unserem dumpfen patriotischen Staatssystembeliebäugeln und die Augen verschliessen auf die Schultern klopfen und uns zu den neuen Computerchips in useren Pässen beglückwünschen.

Nun aber zurück zum Thema - selbst wenn die geistigen Voraussetzungen bereits an vielen ecken vorhanden sind, denke ich, dass der Staat  auch noch ein Wörtchen mitzureden haben wird, wenn die NPD auch noch in den Bundestag einziehen sollte. Vielleicht erinnert sich Jemand an die Debatte, die NPD (/DVU/Rest von dem Geschmeiss) zu verbieten, weil man sich über deren Verfassungskonformität nicht im Klaren war.
Trotzdem, eine zutiefst besorgniserregende Entwicklung! :shock:


Nachtrag:
Und noise druide, Dir würde ich vehement widersprechen wollen - es gibt auch hochgebildete, z.B. promovierte, gesellschaftsinteressierte Menschen, die einem drögen Rassismus verfallen sind. (Na gut, ich halte allerdings auch nicht alle promovierten Menschen automatisch für intelligent oder weitsichtig)
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~noise~druide~

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Re: Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #5 am: 15 August 2006, 15:21:43 »

Zitat von: "Lilyanar"
Nachtrag:
Und noise druide, Dir würde ich vehement widersprechen wollen - es gibt auch hochgebildete, z.B. promovierte, gesellschaftsinteressierte Menschen, die einem drögen Rassismus verfallen sind. (Na gut, ich halte allerdings auch nicht alle promovierten Menschen automatisch für intelligent oder weitsichtig)


ich habe in der ersten aussage auch nur von der allgemeinen jugend gesprochen, nicht von einer gruppe mit geringer bildung.

das es unter gebildten mode ist, rechtspopulistische parolen beim stammtisch wiederzugeben, weiß ich selber. ich war zu meiner schande in einer studentischen burschenschaft und kann nur eins sagen, egal was sie erzählen und wieviele kränze sie auch immer irgendwo niederlegen. ein starkes rechtes gefüge ist dort vorhanden, unter dem deckmantel der christlich, abendländischen kulturordnung.

ich finde es erschreckend in welchen positionen ich einige der "kameraden" wiedersehe.
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Kenaz

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #6 am: 15 August 2006, 15:23:26 »

Zitat von: "Lilyanar"
[...] selbst wenn die geistigen Voraussetzungen bereits an vielen ecken vorhanden sind, denke ich, dass der Staat auch noch ein Wörtchen mitzureden haben wird, wenn die NPD auch noch in den Bundestag einziehen sollte. Vielleicht erinnert sich Jemand an die Debatte, die NPD (/DVU/Rest von dem Geschmeiss) zu verbieten, weil man sich über deren Verfassungskonformität nicht im Klaren war.

- Na, da bin ich aber schon mal mächtig gespannt, inwieweit der "Staat [...] noch ein Wörtchen mitzureden hat", insbesondere dann, wenn das Potential rechtsradikaler Wähler weiter anwächst. "Der Staat" besitzt schließlich keine absolute Existenz an sich, sondern ruht - wie die vielbeschworenen "demokratischen Werte" auch - auf den Schultern der Bevölkerung. Wenn tatsächlich 20% dieser Bevölkerung - ich übernehme diese Zahl jetzt einfach mal - rechtsradikal wählten, dann - das erscheint mir doch recht evident - ist es wohl nur begrenzt sinnvoll, wenn "der Staat" diesen 20% ihre Meinung einfach per Dekret verbietet.

Und je mehr dieser Anteil wächst, desto fragwürdiger erschiene solches Vorgehen, denn: mit welcher Legitimation bitteschön verböte in diesem Fall wer was? - Eine Demokratie, hinter der - ich treibe den Gedanken jetzt mal ganz bewusst ins unwahrscheinliche Extrem -  nur noch 30% der Bevölkerung steht und die sich gegen die "restlichen" 70% nur mittels staatlicher Gewalt durchzusetzen vermag, ist wohl kaum mehr als Demokratie zu bezeichnen.
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colourize

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #7 am: 15 August 2006, 15:29:11 »

Ich vermute nicht, dass 20% Wählerschaft von rechtsradikalen Parteien mit einer 20%igen Zustimmung zu einer Diktatur gleichzusetzen ist.
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Thomas

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #8 am: 15 August 2006, 15:40:01 »

Zitat von: "colourize"
Ich vermute nicht, dass 20% Wählerschaft von rechtsradikalen Parteien mit einer 20%igen Zustimmung zu einer Diktatur gleichzusetzen ist.

Denke ich auch.Zumal bezog sich das auf eine Umfrage in Sachsen.Und es ist wohl bekannt, das aufgrund des BrainDrain in weiten Teilen Ostdeutschlands nur noch der Gesellschaftsschrott übrig ist, weil fast alle jüngeren Leute, die noch ein wenig Motivation und Gehirn besaßen, längst in den Westen gegangen sind.
Vor diesem Hintergrund ist so ein Wahlergebniss also wenig verwunderlich.
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Kenaz

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« Antwort #9 am: 15 August 2006, 16:07:07 »

Zitat von: "colourize"
Ich vermute nicht, dass 20% Wählerschaft von rechtsradikalen Parteien mit einer 20%igen Zustimmung zu einer Diktatur gleichzusetzen ist.

- Nun, ich bin mit dieser Zahl lediglich so umgegangen, wie es in dieser Diskussion von Anfang an Usus ist: Ich denke nämlich genausowenig, dass diese 20% ohne wenn und aber einem "drögen Rassismus" fröhnen. Und wie ich schon sagte: In erster Linie wollte ich das Ganze mal ein bisschen ins Extrem treiben, um deutlich zu machen, wie empfindlich die Demokratie - aber auch Begriffe wie Vernunft, Dummheit, Menschlich- oder Gerechtigkeit - vom jeweiligen gesellschaftlichen Konsens abhängig ist. Es ist bedauerlicherweise ein Faktum, dass die Mehrheit - oder der-/die-/dasjenige, der/die/das qua Machtfülle diese Mehrheit manipuliert - bestimmt, was richtig und was falsch ist.

Zitat von: "Thomas"
Und es ist wohl bekannt, das aufgrund des BrainDrain in weiten Teilen Ostdeutschlands nur noch der Gesellschaftsschrott übrig ist, weil fast alle jüngeren Leute, die noch ein wenig Motivation und Gehirn besaßen, längst in den Westen gegangen sind.

- Nicht dass mich dieser Satz von Deinen Fingerchen getippt sonderlich wundern würde, aber Dir ist schon bewusst, dass diese Perspektive so ziemlich gar nichts mit einem aufgeklärten demokratischen Bewusstsein zu tun hat, sondern dass vielmehr genau so Faschismus funktioniert: Deklassierung einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, um ihr elementare Rechte abzusprechen?! - Denn: Willst Du diesem "Gesellschaftsschrott" das Recht absprechen, seine Regierung selbst zu wählen, weil Du ihn für minderbemittelt hältst? - Nun: die radikale Rechte will gewissen Menschen eben dasselbe Recht aus diversen anderen Motiven absprechen ... - was unterscheidet Euch bitteschön? Wer hat recht? Und wer ist die Instanz, die darüber richten soll?
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Thomas

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #10 am: 15 August 2006, 16:12:59 »

Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "Thomas"
Und es ist wohl bekannt, das aufgrund des BrainDrain in weiten Teilen Ostdeutschlands nur noch der Gesellschaftsschrott übrig ist, weil fast alle jüngeren Leute, die noch ein wenig Motivation und Gehirn besaßen, längst in den Westen gegangen sind.

- Nicht dass mich dieser Satz von Deinen Fingerchen getippt sonderlich wundern würde, aber Dir ist schon bewusst, dass diese Perspektive so ziemlich gar nichts mit einem aufgeklärten demokratischen Bewusstsein zu tun hat, sondern dass vielmehr genau so Faschismus funktioniert: Deklassierung einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, um ihr elementare Rechte abzusprechen?! - Denn: Willst Du diesem "Gesellschaftsschrott" das Recht absprechen, seine Regierung selbst zu wählen, weil Du ihn für minderbemittelt hältst? - Nun: die radikale Rechte will gewissen Menschen eben dasselbe Recht aus diversen anderen Motiven absprechen ... - was unterscheidet Euch bitteschön? Wer hat recht? Und wer ist die Instanz, die darüber richten soll?

Wer hat denn hier jemandem das Wahlrecht abgesprochen ? Ich habe nur erläutert, das man sich bei der Verdichtung entsprechender Gesellschaftsgruppen in einer bestimmten Region über derartige Wahlergebnisse nicht zu wundern braucht.

Oder willst du die von mir dargestellten Zusammenhänge bezweifeln ?
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Kenaz

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #11 am: 15 August 2006, 16:51:30 »

Zitat von: "Thomas"
Wer hat denn hier jemandem das Wahlrecht abgesprochen ? Ich habe nur erläutert, das man sich bei der Verdichtung entsprechender Gesellschaftsgruppen in einer bestimmten Region über derartige Wahlergebnisse nicht zu wundern braucht.

- Oh, explizit hast Du das natürlich nicht getan und ich traue Dir auch durchaus zu, dass Du nicht einmal so recht bemerkst, was Du da vom Stapel lässt, aber bitte, wenn Du es wünschst, dann erläutere ich es Dir gerne noch einmal etwas kleinschrittiger; zuerst darf ich das entsprechende Posting noch mal in seiner vollen Pracht zitieren:

Zitat von: "Thomas"
Denke ich auch.Zumal bezog sich das auf eine Umfrage in Sachsen.Und es ist wohl bekannt, das aufgrund des BrainDrain in weiten Teilen Ostdeutschlands nur noch der Gesellschaftsschrott übrig ist, weil fast alle jüngeren Leute, die noch ein wenig Motivation und Gehirn besaßen, längst in den Westen gegangen sind.
Vor diesem Hintergrund ist so ein Wahlergebniss also wenig verwunderlich.

- Fassen wir zusammen: Als "Erklärung" für das hohe Wahlergebnis der NPD in Sachsen führst Du eine Abwanderung der "Intelligenz" - oder was Du dafür hältst - an, die nur noch "Gesellschaftsschrott" übrig ließe. Diese "Erklärung", zusätzlich gepfeffert durch den gleichermaßen bildkräftigen wie deklassierenden Terminus "Gesellschaftsschrott", will letztlich doch nichts anderes besagen als: Da drüben sammelt sich das minderbemittelte, debile Idiotentum, denn nur minderbemittelte Idioten sorgen für ein solches Ergebnis; da es sich jedoch um die Wahl minderbemittelter Idioten handelt, ist dieses Ergebnis auch nicht ernstzunehmen, respektive: zu respektieren.

Treibt man solche Perspektiven ins Extrem (und das tu' ich nun mal für mein Leben gern :mrgreen: ), so ergeben sich daraus für das demokratische Gemüt zwangsläufig höchst fragwürdige Konsequenzen, denn was genau tut man, wenn man Menschen die Fähigkeit abspricht, klar zu denken? Man spricht Ihnen eben jene Mündigkeit ab, die sie recht eigentlich erst zu Menschen, nämlich zu selbständigen Menschen macht, deren Entscheidungen zu respektieren sind. Und spricht man Menschen diese Mündigkeit ab, so heißt das im Klartext nichts anderes als: Die sind zu dumm zum Wählen. - Und indem man dieses behauptet, spricht man ihnen das Recht zu wählen ab bzw. stellt es zum mindesten extrem in Frage. (Kompetenz und Mündigkeit des jeweiligen politischen Gegners in Frage zu stellen, gehört bekanntlich zu den elementaren Fingerübungen jedes totalitären Systems.)

Kleine Anmerkung am Rande: Nicht, dass ich persönlich ein Problem damit hätte, bestimmten Menschen und Bevölkerungsgruppen das Recht zu wählen abzusprechen, jedoch: ich geriere mich auch nicht als dermaßen lupenreiner und verfassungskonformer Demokrat, wie ich das bei so manchem Forumsteilnehmer zu beobachten schon das zweifelhafte Vergnügen hatte.
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colourize

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« Antwort #12 am: 15 August 2006, 16:53:18 »

"Nicht zu wundern" und "nicht zu respektieren" ist aber nicht dasselbe.
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Kenaz

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Och Nö! Schon wieder 'ne Diktatur?
« Antwort #13 am: 15 August 2006, 16:57:50 »

Zitat von: "colourize"
"Nicht zu wundern" und "nicht zu respektieren" ist aber nicht dasselbe.

- Das ist zweifelsohne richtig, wird von mir aber auch an keiner Stelle behauptet.
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Lilyanar

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« Antwort #14 am: 15 August 2006, 17:00:58 »

Zitat von: "Kenaz"
[...]"Der Staat" besitzt schließlich keine absolute Existenz an sich, sondern ruht - wie die vielbeschworenen "demokratischen Werte" auch - auf den Schultern der Bevölkerung. Wenn tatsächlich 20% dieser Bevölkerung - ich übernehme diese Zahl jetzt einfach mal - rechtsradikal wählten, dann - das erscheint mir doch recht evident - ist es wohl nur begrenzt sinnvoll, wenn "der Staat" diesen 20% ihre Meinung einfach per Dekret verbietet.

Und je mehr dieser Anteil wächst, desto fragwürdiger erschiene solches Vorgehen, denn: mit welcher Legitimation bitteschön verböte in diesem Fall wer was? - Eine Demokratie, hinter der - ich treibe den Gedanken jetzt mal ganz bewusst ins unwahrscheinliche Extrem -  nur noch 30% der Bevölkerung steht und die sich gegen die "restlichen" 70% nur mittels staatlicher Gewalt durchzusetzen vermag, ist wohl kaum mehr als Demokratie zu bezeichnen.


Die „Demokratie“ führt sich selbst ad absurdum, wenn sie an ihren Grundfesten rüttelt. Wenn ein Großteil der Bevölkerung die NPD wählen würde, und damit allerdings der Gefährdung eben dieser(=Demokratie) Tür und Tor geöffnet wird, stellt sich anschließend die Frage nach der Demokratie nicht mehr.
Und dieser Logik folgend stellt sich dann auch die Frage nach verfassungskonformen Lösungen im Zweifelsfalle auch nicht mehr ( für den oppositionellen Rest der 30%).
Aber gut, soweit sollte es nicht kommen.
Es sollte die Verfassungsverträglichkeit der Partei überprüft werden und die entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen werden.
Ich sehe auch nicht die Lösung in dem Verbot einer solchen Partei, man sollte grundlegender anfangen  und die vorherrschenden Probleme beheben, die zu der Protest-Wahl einer solchen Partei geführt haben  – und das ist nicht mit einem Parteiverbot getan.
Und da braucht man nicht zu warten bis 70% erreicht werden.
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