Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...  (Gelesen 12056 mal)

Candide

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« am: 24 August 2004, 10:13:15 »

Sagt mal, wie steht ihr eigentlich zu Heppner's "Wir sind wir"?

Ich muss vorweg gestehen, das ich das heppnersche Geheule nie mochte, Wolfsheim aber unabhängig von meinem Geschmack durchaus Respekt zolle. Diesen Titel, insbesondere das Video, finde ich aber doch arg merkwürdig.

Das Video kommt daher wie eine Persil-gewaschene Version einer Guido Knopp Doku - Deutschland als armes Opferland, das besiegt wurde, und sich jetzt Phoenix-artig wieder erhebt. Wirtschaftswundernostalgie als neuer Stolz auf's Vaterland, die armen Deutschen, die ganz unschuldig besiegt wurden, und es spätestens in Bern der bösen Welt gezeigt haben - kann so man machen...

Ich will hier Heppner und van Dyk auf keinen Fall mit der Nazi-Keule drohen, ich bin mir sicher, das die beiden es nicht so gemeint haben, aber ich bin doch der Ansicht, das man als Künstler auch Veranwortung für das trägt, was man absondert, und sich gerade bei solchen Themen gut überlegen sollte, ob man nicht vielleicht lieber einen Gang zurückschaltet...
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Jinx

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #1 am: 24 August 2004, 10:23:44 »

@Candide: ich denke, es ist für uns Konsumenten manchmal schwierig, zwischen Naivität, Provokation, Dreistigkeit oder Merkbefreiung zu unterscheiden. Ich stehe dieser Sichtweise generell eher distanziert gegenüber, da meine eine ganz andere ist, die sich eher auf einer Linie mit Deiner befinden dürfte.
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Candide

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #2 am: 24 August 2004, 10:27:25 »

Zitat von: "Jinx"
@Candide: ich denke, es ist für uns Konsumenten manchmal schwierig, zwischen Naivität, Provokation, Dreistigkeit oder Merkbefreiung zu unterscheiden. Ich stehe dieser Sichtweise generell eher distanziert gegenüber, da meine eine ganz andere ist, die sich eher auf einer Linie mit Deiner befinden dürfte.


Frage ist... in wie weit darf ein Künstler "tun was er will", wenn er mit seiner Kunst an die Öffentlichkeit geht, und in wie weit muss sich zumindest ein Pop(ulärer)-Künstler wie Heppner darüber bewußt sein, das er mit seinem Einfluss auch Verantwortung übernimmt und sich daher besser zweimal überlegen sollte, ob und wie er sich zu politisch gefärbten Äußerungen hinreissen läßt.
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Bombe

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #3 am: 24 August 2004, 10:28:04 »

Da ich die Neigung habe, gewisse Dinge einfach los gelöst von anderen zu betrachten, sag ich dazu einfach mal nur: Ich mag den Song. (Und das Video kenn ich überhaupt nicht.)
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Jinx

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #4 am: 24 August 2004, 11:05:42 »

Ich denke, im Rahmen der Freiheit, die Kunst berechtigterweise genießt (abgesehen von Gesetzesverstößen) ist das o.k. Nur sollte dann auch das märtyrerhafte Gebaren mancher Künstler unterbleiben, wenn Beschwerden eintrudeln und es zu Mißverständnissen kommt. Es sind erwachsene Menschen, die wissen müssen, was sie tun und auch mit den Konsequenzen zu leben haben. :)
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kb

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #5 am: 24 August 2004, 11:14:50 »

Obligatorischer Link zu dem Thema:

http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,314452,00.html

(ich hab bei dem Wort "Teetassenhaftigkeit" aufgehört zu lesen... mannmann, wenn DAS die linken Intellektuellen sind, dann wundert mich es nicht, wenn unser Land demnext von rechts überrollt werden sollte. Alles, was dagegengesetzt wird, sind ja entweder abgestandene Parolen oder autistische Hirngespinste abgedrehter Schöngeyster. Kann denn links keiner sinnvolle Worte mehr?)

Anyway, zum Thema:
Ich seh den Song von der Aussage ein wenig anders - meiner Meinung nach ist die Quintessenz des Textes "Hört auf zu heulen und macht endlich mal was" ... wobei sich definitiv die Frage stellt, ob Heppner-Geheule für diese Aussage das richtige Transportmedium ist, aber egall ;)

Es geht nicht mal darum, dass Deutschland das arme unschuldige Opfer ist. Unschuldig auf gar keinen Fall (sorry, dass man über diese Zeit "berichtet", ohne hundertmal zu erwähnen, wie schlecht wir damals doch waren und wie verdient wir das haben, halte ich nicht für Geschchtsverdrehung), und Opfer höchstens von uns selbst und unserer eigenen Lethargie, nichts gegen die Nationalsozialisten unternommen zu haben.

Worum es in dem Stück IMHO geht, sind zwei einfache Fakten:
a) das deutsche Volk hat nach dem Krieg bis hin zur Einheit in unangenehm kurzer Zeit sehr großes vollbracht und ein völlig zerstörtes Land wieder zu einer blühenden Nation aufgebaut.
b) die Leute, die das damals waren, sind jetzt alt und fett und die Jugend sinn- und zuelentleert und letztendlich sind alle nur am jammern und keiner tut was dagegen, dass .de wirtschaftlich und sozial vor die Hunde geht.

Wobei mich dieses politische Klima inzwischen wirklich erschreckt. Das Naziregime ist jetzt 50 Jahre her, und noch immer wird einem nicht erlaubt, auch nur irgendetwas positives an diesem Land zu finden. Deutschland empfängt seit zig Jahren mit offenen Armen jegliche andere Kultur und gibt sich damit auch völlig ungeschützt dem Kulturimperialismus von Länder wie  den USA oder neuerdings Japan preis - aber sobald Musiker versuchen, ein  wenig nach einer nationalen Identität zu forschen (ich rede hier nicht einmal von Stolz, nur von irgendetwas, das diese Nation besser auszeichnet als Lederhosen), wird sofort draufgehauen und ja, mit der Nazi-Keule geschwungen. Björn, ob man mit dieser Keule vor sich rumfuchtelt oder sie in der Hand hinterm Rücken aber immer noch deutlich sichtbar hält, ist ganz schön egal, oder?

Ihr könnt mich gerne für naiv oder für rechts halten, aber ich finde an "Wir sind wir" wenig problematisches. Da draußen rennt eine ganze Jugend auf der Suche nach einem Sinn herum, und da ist es wesentlich besser, wenn sie auf einen heulenden Heppner treffen, als auf einen wirklichen rechten Demagogen. Die Linke scheint auf jeden Fall erst einmal weitgehend ausgedient zu haben, weil niemand mehr das ständige Dagegen-Genöle hören will - nicht ohne Alternativen vorzuschlagen.
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Candide

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #6 am: 24 August 2004, 11:16:49 »

@kb: Interessante Interpretation des Songs, so habe ich das nie gesehen. Stellt sich aber in der Tat die Frage, ob ausgerechnet Heppner der richtige für so eine Message ist, aber ich glaube da bin ich "biased", weil ich ihn und Wolfsheim schon immer grottig fand (nicht ihn als Person, seine Musik).
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Gleipnir

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Re: Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #7 am: 24 August 2004, 14:22:00 »

also ich kennen das video leider nicht, aber denke auch nicht das heppner da irgendeine radikale msg. rüberbringen will.

ich muss auch sagen- selbst wenn das ganze bewusst rechte tendenzen haben sollte, würd ich es nicht schlimmer finden als die andere seite. das heisst mit irgendeiner form von berichterstattung mal wieder das schuldbewusstsein zu schüren. vielleicht will heppner darstellen das nicht alles was "made in germany" ist auch schlecht ist.

ich denke das die meisten europäischen lander mehr rechtes potenzial haben als deutschland und das hier keine größere gefahr besteht als in irgendeinem anderen land. almödi a.h. hätte wahrscheinlich in jedem land mit den gleichen problemen fuss gefasst und sein ding durchgezogen.
daher verstehe ich auch immer noch so ganz warum gleich alles entsetzt dreinblickt wenn sich irgendein künster mal das thema "deutschland" vornimmt.

deutschland hatten nun mal dieses sog. wirtschaftswunder, bern und konnte sich recht schnell, recht gut wieder in die sog. weltengemeinschaft integrieren.

vielleicht hat heppner auch den ehrgeiz dem deutschen irgendeine form von identität zu geben.

aber über kunst kann man spekulieren wie man will- da hat wohl jeder, besonders der künster ne eigene auffassung. daher find ich  es immer sehr gefährlich hier seine bewertete meinung zu propagandieren. ich hatte irgendwie nicht den ehrgeiz mit den spiegelbericht durchzulesen, aber ich könnte mir vorstellen das genau das in ihm geschehen ist, oder ?

gleipnir
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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #8 am: 24 August 2004, 18:39:15 »

Also mir kam es gar nicht in dem Sinn dem Video/Lied irgendetwas rechtes zu entnehmen.

Ich hatte das ganzer eher so interpretiert das die Menschen angesprochen werden und nicht das Land. Ich hatte es so verstanden das das Volk eine schwere Zeit hinter sich hatte. Dem kann ich nachdem was ich in meinem Politikunterricht gelernt habe eigentlich nicht groß wiedersprechen. Ich finde den Menschen die in Deutschland leben wurde viel Unrecht getan, aber dieses Unrecht kam weniger von anderen Ländern eher aus ihrem eigenen Land.
Mit dem Lied soll vielleicht Mut gemacht werden, dafür das wir darauf hoffen können das uns in Zukunft bessere Zeiten erwarten können in denen wir nicht von unserer eigenen Regierung ausgenutzt, manipuliert und betrogen werden. Auch dafür das wir als Volk zusammen halten und uns gegen Ungerechtigkeit wehren und nicht mehr als Mitläufer die Lügen stützen. Heppner wirkt auf mich nachdenklich und melancholisch, so klingt das ganze für mich auch wie eine Träumerei: Ob jemals die Zeit kommen wird wo wir uns nicht mehr wehren brauchen weil keiner mehr versuchen will uns auszunutzen?

....kann aber auch sein das ich das ganze falsch aufgefasst habe.
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Nachtmensch

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #9 am: 24 August 2004, 23:29:32 »

Sowohl Text als auch Video haben für mich nichts politisch Unkorrektes. Nur weil teilweise historisches Material verarbeitet worden ist, heißt das ja noch nichts. Von der Aussage wohl eher, dass man über die Identität als Deutscher nachdenken sollte. Das kann wohl kaum schaden.

Achja, für diejenigen, die das Video nicht kennen, aber den Realplayer installiert haben:

>> hier klicken ! nekcilk reih <<

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/edit: selbst als Wolfsheim-Fan finde ich die Tatsache, dass am Ende des Songs das ganze noch mal nen Ganzton höher widerholt wird allerübelstes Schlagerniveau... :-/
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SuperTorus

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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #10 am: 25 August 2004, 00:50:01 »

So. Jetzt hab ich's auch mal gesehen und kann mal meinen Senf zum Thema abgeben.


Nein, Mir ist schon klar in welche Richtung das Video/der Song gehen sollte.

Zum Einen währe das die Problematik der nicht existenten deutschen Identität. Durchaus ein Thema, was man mal aufgreifen kann. Das Wunder von Bern und die Wirtschaftswunderzeit als Stilmittel zu benutzen - warum nicht. Das ist durchaus redlich.

Zum Anderen wird auch die Aufbruchszeit der 50'er und 60'er Jahre herraufbeschworen. Politisch Inkorrekt? Nein. Kann man durchaus machen. Imho ist es eine Gute Idee einiges dieser Zeit mal wieder zu Thematisieren. Wir sind ja nicht nur Weltspitze beim Export, sondern auch Weltmeister im Sich-Selber-Schlechtreden und Meckern. Ein kleines bischen Aufbruchsstimmung würd diesem Land mal ganz gut tun.

Aber da kommen wir zu dem Problem des Songs: Den Heppner-Texten.

Die sind so wie Heppner-Texte immer sind: Schwammig und in Ihrer Aussage subtil. (Ja - ich weis... Heppner Texte sind ganz toll und tief und philosophisch und so weiter, und ich sollte besser mein Lästermaul halten). Punkt ist aber das ich in die Texte hinneininterpretieren kann was ich will. Mag sein das man als langjähriger Wolfsheim Fan das anders sieht - ich jedoch habe um diese Musik immer einen Bogen gemacht.


Die Form ist zu subtil für Themen, die auf der Grenze zwischen Identitäts-Problematik und National-Stolz stehen. Das die FAS das sehr kritisch sieht wird wohl daran liegen, das sie einfach keine Heppner-Fans sondern eben kritische Journalisten sind. Im übrigen find ich den Artikel gar nicht mal so schlecht. 'n bischen übereiffrig, aber sonst ok.

Heppner war schlecht beraten den Text und die Refrains nicht zu überarbeiten. Vermutlich hat er niemand außenstehenden gefragt sondern nur Menschen, die seine Musik und seine Art zu Texten bereits kennen.  Für diesen Song war das unklug.


Und btw, irre ich mich, oder ist das tatsächlich der Reichstag am Anfang des Videos - mir drängt sich da der Verdacht auf jemand legt es auf Teufel komm raus darauf an den Song in die Medien zu bekommen.

Gruß,
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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #11 am: 25 August 2004, 01:10:43 »

Schwammig trifft leider in der Tat auf die Texte zu. Dass man daraus immer philosophisch ableiten muss, nunja, ich würde es nicht tun. Bei Songtexten schon gar nicht, wirklich Gutes in der Hinsicht hab ich leider noch nicht gesehen, wobei ich mich zugegebenerweise meist nicht besonders mit den Texten beschäftige. Das allgemein vorherrschende Boy-meets-girl oder was-sind-wir-wieder-alle-traurig - Geseier muss ich nicht auch noch aktiv denkend übersetzen, Musiker sind in der Regel nun mal keine Philosophen. Solange es emotional oder halt irgendwie wild rüberkommt, reicht mir das für nen Sänger eigentlich.. ,)

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Achja, ja. Ist der Reichstag. Provokativ? naja... weiß nicht.. vielleicht schon ein wenig...
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« Antwort #12 am: 25 August 2004, 01:20:27 »

achja. Wen das Thema noch interessiert - ich hab hier einen interessanten Link gefunden, der sich kritisch mit dem Spiegel-Artikel auseinandersetzt.

Durchaus lesenwert.


http://www.shesaiddestroy.org/archives/2004/08/23/deutsche-momente-oder-wenn-popmusik-angst-macht
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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #13 am: 25 August 2004, 01:28:54 »

... und noch 'n Link, allerdings sehr, sehr ärmlich vom Spiegelartikel abgeschreiben und wie immer 10x schwammiger als Heppner es jemals hinbekommen könnte:

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/18185/1.html
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Heppner/ van Dyk und die deutsche Gesichte...
« Antwort #14 am: 25 August 2004, 01:40:15 »

Ich persönlich finde Song und Video in Sachen "Nationalstolz" oder "Patriotismus" wenig problematisch und interpretiere den Text ähnlich wie kb als Aufbruchsermunterung für eine lethargische, sich selbst bemitleidende Gesellschaft. Was die öffnetliche Reaktion auf den Song betrifft, schließe mich aber in der Bewertung SuperTorus an: Wer Wolfsheim nicht kennt, kriegt das mit schnell in den falschen Hals - zumindest wenn man eine etwas überdurchnittliche Political Correctness an den Tag legt.

Aber auch bei der Interpretation des Textes in meinem persönlichen Sinne ("Aufbruchsermunterung für eine lethargische, sich selbst bemitleidende Gesellschaft") ist mir persönlich etwas unwohl. Weniger wegen der Kiste mit der "Nationalen Identitätsfindung", sondern eher weil die Phase des Wiederaufbaus in den 50er und 60er Jahren als ersterbenswerte Zeit dargestellt wird. "So eine Stimmung wie in den 50ern brauchen wir wieder in diesem Land" sagt der Song aus - und kommt damit der "Ruck-Rede" des ehemaligen Bundespräsidenten Herzog ziemlich nahe.

Schon die Ruck-Rede fand ich reaktionär. Auf den Heppner/van Dyk Song trifft diese Diagnose ebenfalls zu. In wertkonservativer Manier wird die spießige Nachkriegsgesellschaft der brd glorifiziert... eine Epoche, die durch strikte  Rollenmuster, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Familienideal mit Röhrendem Hirsch und Sonntagsbraten, individuelle Unfreiheit und ein enges Korsett aus kleinbürgerlichen Normen gekennzeichnet ist.

Von diesem Zeitgeist will ich nichts "wiederhaben", in einer solche Gesellschaft will ich nicht leben. Ich finde an den 50ern und 60ern nichts erstrebenswertes... und ich finde es verdammt gut, dass ich heute lebe und nicht 40 Jahre früher geboren bin.
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