.. ach so? Jetzt, wo´s eng wird, hast du keinen Bock mehr?
Und selbst die Strenggläubigen sollten doch daran interessiert sein, dass das, woran sie glauben, die Vernunft nicht völlig ignoriert...!?
ja wie, der papst ist tot?
(...)Zu diesem Umstand kann man sich nur in zwei Weisen positionieren: entweder man akzeptiert ihn oder man läßt es bleiben, dazwischen gibt es keine Vermittlung. - Und weil das so ist, bedürfen religiöse Gebote gerade keiner rationalen Legitimation. Sie finden ihre Legitimation im Glauben selbst.
Zitat von: "olli"ja wie, der papst ist tot?Nein. Ehr isst Tod.
Der Mensch ist doch nun mal (eigentlich - lol) ein "vernunftbegabtes" Wesen (->Kant, hihi)...!!
Du kannst natürlich naturalistisch argumentieren und sagen, gewisse (religiöse) Regelungen widersprächen der menschlichen Natur, aber offensichtlich ist es auch die menschliche Natur (wie Kenaz schon anhand des "Hutsi vs. Tutsi"-Themas ausführte) sich gegenseitig den Kopf einzuschlagen und sowohl die Bibel ("Du sollst nicht töten") als auch unser Rechtssystem verbieten es.
"Moral" und "Ethik" sind keine rein religiösen "Spielfelder" (um noch mal den Ausdruck von Kenaz zu verwenden), sondern durchaus auch philosophische!!!Es gibt auch "nicht-christliche" Moral(theorien) und Normen!!!!!!!!!!!!!!!
Äh, wieso setzt Du eigentlich Religion automatisch mit Christentum gleich?
Aber Du hast Dich auf das religiöse Spielfeld begeben und versuchst nun den Spielern dort zu sagen, sie sollen die Sportart wechseln.
"Moral" und "Ethik" sind keine rein religiösen "Spielfelder" [...], sondern durchaus auch philosophische!!!Es gibt auch "nicht-christliche" Moral(theorien) und Normen!!!!!!!!!!!!!!!
Mir geht´s nicht darum, dass Mensch sich nicht moralisch verhalten könne oder soll(te) [...], das behauptete ich auch nicht; sondern mir geht es um eine einigermaßen realitätsbezogene [...] und "lebbare" Moral, die den Menschen in seinem "Menschsein" [...] sieht, akzeptiert, einbezieht!
"Gott" dabei aussen vor lassend - und dies wirft Kenaz mir vor (dass das nicht geht: Gott draußen zu lassen: jedenfalls nicht für Gläubige).
Es geht nicht völlig ohne Vernunft und Verstand - auch beim Glauben nicht, weil letztlich auch immer Sprache zu Grunde liegt (dem Denken, dem Beten oder was auch immer...) und Sprache funktioniert nicht wirklich ohne "Verstand" bzw. Vernunft, Regeln...
Aber sprichst Du damit nicht implizit der Scholastik (zumindest in der Ausprägung von Albertus Magnus und Thomas von Aquin) ihre Positionierung in der Geschichte der Philosophie ab?
- Zweifelsohne. Wir reden hier aber gerade über das christliche - und insofern dezidiert religiöse - Verbot vor- und außerehelichen GVs und befinden uns insofern auf dem Felde der christlichen Ethik. Da änderst Du auch nix dran, wenn Du noch 25 weitere Ausrufungszeichen in die Tasten kloppst.
Mir ging´s um die Normenlegitimierung (eben der christlich-religiösen Normen) - und das aus philosophischer Sicht,
- Und Ich sag' es noch mal: es ist keineswegs ausgemacht, was "Realität" und wie beschaffen sie ist, vom "Wesen" des Menschen mal ganz zu schweigen!
Und "lebbar" ist so manches, was Du Dir in Deinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen vermagst, meine liebe Kallisti,
warum also nicht auch ein zölibatäres Dasein für den, der an die tiefere Bedeutung desselben glaubt ...
Und weißt Du übrigens, was mir an Deinem Beharren auf solch schwammigen Postulaten am allermeisten zuwider ist? - Ich will es Dir sagen: Du machst den Menschen klein mit all Deinen ach-so-menschlichen Beurteilungen, was man ihm noch zumuten kann und was schon über seine schwachen Kräfte geht. Du versuchst Grenzen seiner Expansionsmöglichkeit zu bestimmen und ihn darauf zu reduzieren. - Die katholische Kirche hingegen traut dem Menschen eben noch etwas mehr zu, als alleine seinen niedersten Instinkten gemäß zu funktionieren. Das ist ja eben das Dilemma des Menschen in einer ausschließlich rationalistisch-materialistisch strukturierten Welt: Ihm gehen die kühnen Visonen und der kreative "Wahnsinn" verloren.
Der gläubige Hindu fragt genausowenig nach der "rationalen" Legitimation des religiös-moralischen Gebotes, nach dem ihm der Rindfleischverzehr untersagt ist, wie der gläubige Moslem nach der rationalen Begründung des Gebotes, das ihm den Verzehr von Schweinefleisch verbietet, oder der orthodoxe Jude nach der "vernünftigen" Begründung des Gebotes, das ihm nur den Verzehr von koscherem Fleisch erlaubt (ungeachtet des Umstandes, daß es solche Begründungen durchaus geben mag). Diese Gebote sind religiös fundiert und insofern durch die Autorität Gottes legitimiert, da ist die kleine menschliche Vernunft völlig fehl am Platze: der Gläubige kann Gott nirgends "draußen [...] lassen"
- Da bist Du schief gewickelt: Religiöser Glaube wird durch Sprache zwar vermittelt, erschöpft sein Wesen aber keineswegs im Bereich des Sprachlichen
Und wenn ich mich also an einer Stelle der Möglichkeiten, Leistungen, Früchte des Verstandes bediene, warum dann nicht auch an weiteren ("Stellen" -> innerhalb des Glaubens)?? Ist das nicht eigentlich total inkonsequent und eben inkonsistent?!
Es verhält sich mit der sprachlichen Vermittlung von Religion ein bißchen so wie mit Wittgensteins berühmter Leiter: "Meine Sätze erläutern dadurch, daß sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie - auf ihnen - über sie hinausgestiegen ist. (Er muß sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist.)" ("Tractatus", §6.54)
colourize hat folgendes geschrieben:Aber sprichst Du damit nicht implizit der Scholastik (zumindest in der Ausprägung von Albertus Magnus und Thomas von Aquin) ihre Positionierung in der Geschichte der Philosophie ab?- Guter Einwand, aber: Der Umstand, daß sich die Scholastik um Gottesbeweise und dergleichen mehr bemüht hat,
Allerdings ist die Frage nach Gottesbeweisen in der Philosophie spätestens mit Kants Erweis ihrer prinzipiellen Unmöglichkeit obsolet geworden
...spricht ja nicht per se gegen ihre Positionierung innerhalb des großen Gebäudes der Philosophie bzw. Philosophiegeschichte. Der Umstand, daß das Atommodell des Demokrit so, wie dieser es sich vorgestellt hat, hinfällig ist, ändert ja auch nichts daran, daß er nach wie vor eine feste Größe der (vorsokratischen) Philosophie darstellt.