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Autor Thema: Die Sexismus-Debatte  (Gelesen 31919 mal)

Kaffeebohne

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #60 am: 30 Januar 2013, 22:12:48 »

Ist zwar schon von Seite 1, aber ich möchte hierzu gern noch was sagen:

Zitat
- Ich in der Straßenbahn. ...
So laut, dass es andere Fahrgäste hören, sagen: "Behalten Sie gefälligst Ihre Finger bei sich!"

1. Ich war jung, verschüchtert, in schlechter Verfassung und hätte mir wohl eher die Zunge abgebissen, als etwas laut zu rufen oder zu sagen.
Heute, von einer erwachsenen, selbstbewußten Frau, würde ich erwarten, dass Du ihm eine scheuerst und ihn so lautstark zurückweist, dass es der ganze Bus hört.
Ich habe auch mal so eine ähnliche Situation erlebt, S-Bahn, Berufsverkehr, 4 vollbesetzte Sitze (also noch 2 unbeteiligte Fahrgäste). Ich HABE dem betreffenden Typen laut gesagt, er solle seine Finger bei sich behalten (und so laut zu werden hat mich seinerzeit Überwindung gekostet). Hat ihn nicht interessiert. Ebenso wenig wie die anderen, die über die Störung ihrer Ruhe nur genervt waren. Ich bin dann aufgestanden (habe am Fenster gesessen). Von den unbeteiligten Fahrgästen kam KEINE Reaktion. Mir wurde auch nur so wenig Platz wie nötig gemacht. Sowas fühlt sich ganz schön beschissen an. Einerseits, belästigt zu werden. Andererseits aber auch, damit total allein dazustehen. Und diese Situation ist auch nur EIN Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung.
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Schattenwurf

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #61 am: 30 Januar 2013, 23:19:08 »

Vielleicht sollte wir von "sexuelle Übergriffe und deren Spielarten" zurück zum Sexismus kommen.
Ich denke es ist Konsens das sexuelle, oder andere, Übergriffe gar nicht stattzufinden haben.

Auf dem 29C3 gab es einen interessanten Talk zum Sexismus in der Sprache ... *klick*

Edith meint: Sexismus und Konsum ist auch ganz witzig ...
*klick*, *klick* und *klick*
aber hey ... im Sinne der kapitalistischen Marktwirtschaft ist Sexismus schon in Ordnung, oder wie? ::)

Und ich möchte nochmal darauf hinweisen ... wer kennt den Spruch nicht?
"Männer denken immer mit ihrem Schwanz!!!11elf"
Wer kennt eine Frau die diesen Spruch noch nie so, oder so ähnlich, gebracht hat?
Selbst hier ... in einem Thread über Sexismus ... klingt es bei einigen, zwischen den Zeilen, an. ^^
« Letzte Änderung: 31 Januar 2013, 17:31:14 von Schattenwurf »
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an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein.
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nightnurse

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #62 am: 31 Januar 2013, 19:31:13 »

[Bitte fügen Sie an dieser Stelle den notwendigen Disclaimer ein, daß es einem nicht im Traum einfiele, sexistische Armleuchter_innen verteidigen zu wollen]

Banquo hat da einen Link zu Frau Meike gepostet, aus dem ich mal zitieren möchte:

Zitat
...denn hier kommt der Riesenbrüller: Ihr seid die Gesellschaft. Wir sind die Gesellschaft. Jeder Einzelne von uns allen ist die Gesellschaft und jede [sic!] Einzelne von uns kann und muss dazu beitragen, dass die Gesellschaft besser wird.
Das ist nicht die Aufgabe von Männern, das ist unser aller Aufgabe.

Ich hatte nämlich gestern Gelegenheit, die ersten zwei Absätze des Artikels über "Den Herrenwitz" zu lesen und mir fiel auf, daß ein anderer Artikel etwa so beginnen könnte:

" Für mich ist es nicht immer angenehm, 67 Jahre alt und Politiker zu sein.
Das liegt an Journalist_innen wie Laura Himmelreich.
Junge Leute unter 30, für die ich mit meinen 67 Jahren offenbar schon als mindestens vertrotteltes, wenn nicht scheintotes Freiwild anzusehen bin, dem man am Abend eines anstrengenden langen Tages in einer Hotelbar noch Fragen stellen darf wie "Wie fühlt es sich an, in Ihrem hohen Alter noch zum Hoffnungsträger zu werden?". Und die dann eine ernsthafte Antwort auf diese Frage erwarten."


Wir alle sind nämlich Die Gesellschaft, auch die arme [hier nochmal Disclaimer einfügen] Frau Himmelreich, die mit ihrer Eröffnungsfrage an Herrn Brüderle einen lupenreinen Akt der Altersdiskriminierung begangen hat, was ihr (und auch sonst den meisten Leuten) aber nicht im Geringsten bewusst zu sein scheint.

Wollte ich nur mal zu den Themen "-ismen" und "mit Steinen werfen" loswerden.
« Letzte Änderung: 31 Januar 2013, 19:36:56 von nightnurse »
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RaoulDuke

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #63 am: 31 Januar 2013, 20:30:47 »

Ganz großes Problem ist jedoch meiner Meinung nach, das erstaunlich oft die plattesten und dümmsten anmachen sogar zum Ziel führen. Der charmante, empathische, freundliche Durchschnittsmann schneidet leider all zu oft schlechter ab, als der platte, eingebildete Oberproll mit Mut, Dreistigkeit, Selbstüberschätzung und nem dicken Auto. Also ein Fazit was ich daraus ziehe ist, Frauen bekommen nun einmal was Frauen wollen.

Ganz tolles Beispiel dazu finde ich, ist auch dieser spotted Trend. Da liest man dann erstaunlich oft von Frauen die es hinterher bereuen, dem niedlichen, schüchternen Typen einen blöden Spruch rein gedrückt zu haben, anstatt ihm ihre Nummer zu geben.
Klar, es fühlt sich gut an, wenn man mal der große, böse, starke und mächtige sein kann. Einfach weil man es geschafft hat jemanden nieder zu machen, der gerade seinen ganzen Mut zusammen genommen hat um einen vorsichtig anzusprechen.
Wenn jetzt der Sonnenbank gebräunte Fitness Macho zur Frau seiner Wahl sagt: "Nummer her!" wird sie sich kaum trauen ihm Paroli zu bieten. Ja, es grenzt an belästigung/ nötigung. Aber der Erfolg gibt ihm letztendlich recht.

Puh, kompliziertes Thema.

Eine verlockend naheliegende Antwort wäre, zu sagen "Frauen, die auf eingebildete Oberprolls stehen, sind gar nicht meine Zielgruppe und selbst schuld, wenn sie sich einen dummen Fitness-Macho angeln".

Andererseits kann es aber auch möglich sein, dass es irgendwie gar keine bewußte Entscheidung ist, sondern viele Frauen unbewußt eben auf der Suche nach einem Partner mit bestimmten Eigenschaften sind. Und getreu dem Motto "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" fallen eben bei der Suche nach einem Mann, der weiß was er will, Drive und Durchsetzungsvermögen hat, mutig und entschlossen ist, erstmal diejenigen ins Blickfeld, die so tun, als sei es so. Und ein dickes Auto, lockere Sprüche und Dreistigkeit sind ja (wenn es es nicht zu platt wird) oftmals als Anzeichen zu deuten, es handele sich um jemand mit solchen Eigenschaften.

Ich habe mich eine ganze Weile gefragt, warum - denn so ziemlich jeder kann sich auf Kredit einen dicken Schlitten holen, anfangen zu röhren wie ein Hirsch und immer pseudolustige Sprüche im Stil von Terence Hill und Bud Spencer raushauen. Die Antwort könnte sein, dass die relativen Kosten für ein dickes Auto für einen wohlhabenderen Menschen eben niedriger sind als für jemand, der dafür in einen Kreditshop in der Fußgängerzone gehen muss, und lockere Sprüche für Leute, die Situationen und Menschen gut einschätzen können eine niedrigere "Katastrophenwahrscheinlichkeit" haben als für unerfahrenere und unsichere Leute (es handelt sich ja quasi um ein absichtliches Spiel mit dem Feuer, das bei Fehlern hohe soziale Kosten auslösen kann - da platzt dann halt einfach das Date oder man macht sich zum Affen). Wenn dem aber so ist, dann sind es für Leute, die wirklich die gesuchten Eigenschaften haben, brauchbare Signale, weil es eben den richtigen Leuten leichter fällt, solche Signale abzugeben. Das Signal ist allerdings alles andere als perfekt: Es können massenhaft Idioten auf den Zug aufspringen und sich wie Don Geilo gerieren - der Informationsgehalt des Signals sinkt damit zwar, aber nicht auf Null, weil die unterschiedlichen Kosten bleiben.

Klingt vielleicht abgefahren, aber es ist eigentlich nur eine Anwendung der Signaling-Theorie asymmetrischer Informationen, Abschnitt "Beseitigung der Informationsasymmetrie". Passt irgendwie, denn auch eine Person, die nach einem kurzen Flirt ihre Nummer weitergibt, hat ja unvollständige Information und angelt sich gewissermaßen erstmal die Katze im Sack. Zu Signaling als Spezialfall der Prinzipal-Agenten Theorie gibt es auch noch bessere Quellen als Wikipedia, das sei nebenbei angemerkt.

Aber mal um-die-Ecke-denkiges Geschwurbel beiseite - wenn man also erfolgreich flirten möchte und dabei ggf. Fehlzünder wie die Fitness-Machos ausstechen, wäre einem im Sinne dieser Theorie geholfen, indem man ohne einen großen Umweg über Signale seine Eigenschaften kundtut, also offen und aufrecht spricht, lustig ist wenn man das eben ist, meinetwegen interessiert, höflich und respektvoll, aber vor allem eben authentisch. Und damit schließt sich der Kreis: Man ist dann eben nicht sexistisch, weil man nicht Schema F-Platitüden rausfeuert, weil sie bei einem Bratmaxe-Typen vom Sonnenstudio funktioniert haben, sondern zeigt, dass man das Rückgrat hat, mit dem loszulaufen, was man hat und ist, und dass das auch gut so ist. Ich würde wetten, das beeindruckt nicht nur mehr, sondern es ist auch ein effizienteres Signal als die obigen Umwege zu beschreiten. Aber es ist natürlich schade für die Autoindustrie. :)

edit: Nach Hinweis von Frau Julya ein fehlendes "s" ergänzt. :)
« Letzte Änderung: 31 Januar 2013, 20:49:32 von RaoulDuke »
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messie

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #64 am: 31 Januar 2013, 20:35:49 »

Ach, das Thema selbst verkommt zumindest in den Mainstream-Medien mittlerweile ja eh mehr zur Farce. So gab es auf Spiegel Online einen höchst investigativen (*hust*) Bericht darüber, wie sich denn nun Frau Himmelreich und Herr Brüderle bei ihrer ersten offiziellen Begegnung (einer komplett unwichtigen wöchentlichen Themenschau in irgend so nem Zimmer) verhalten hätten. Ergebnis: Frau kommt mit zwei männlichen "Bodyguards" ihrer Redaktion, Brüderle sagt zu allem, was diese Dame betrifft, "kein Kommentar". Ja, was auch sonst. ;)

Was mich aber dann doch eher verwunderte oder eher gesagt: Erschreckte waren die Kommentare dazu. Da schreibt doch tatsächlich jeder Fünfte, dass er nun aus Protest gegen diese Himmelreich nun die FDP wählen würde ...
Ähh, hallooo? Dazu fällt mir dann auch nix mehr ein.  :o

Auch wenn die Debatte selbst, wo Sexismus losgeht und wo nicht, gar nicht mal so unwichtig ist, den Fall selbst, weswegen sie losgetreten wurde, finde ich nach wie vor höchst zweifelhaft, um ausgerechnet Sexismus als Thema zu haben. Rohrkrepierer-Komplimente gibt es haufenweise, immer wieder, aber dass diese alle von vorneherein sexistischer Natur wären, da habe ich dann doch starke Zweifel. ;)
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RaoulDuke

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #65 am: 31 Januar 2013, 20:42:52 »

Erschreckte waren die Kommentare dazu. Da schreibt doch tatsächlich jeder Fünfte, dass er nun aus Protest gegen diese Himmelreich nun die FDP wählen würde ...

Nachher war das sogar der eigentliche Plan :)

Ach, das Thema selbst verkommt zumindest in den Mainstream-Medien mittlerweile ja eh mehr zur Farce. So gab es auf Spiegel Online einen höchst investigativen (*hust*) Bericht darüber, wie sich denn nun Frau Himmelreich und Herr Brüderle bei ihrer ersten offiziellen Begegnung (einer komplett unwichtigen wöchentlichen Themenschau in irgend so nem Zimmer) verhalten hätten. Ergebnis: Frau kommt mit zwei männlichen "Bodyguards" ihrer Redaktion[...]

Ist doch irgendwie diskriminierend für uns Männer, dass wir zwar Sexisten sein sollen, aber wenn es drauf abkommt, sollen die Männer die Frauen dann wieder "raushauen" (hier im Wortsinne).

(und man weiß außerdem nie, wie sehr 67jähriger Berufspolitiker wirklich ausrasten können! *g*)
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #66 am: 31 Januar 2013, 20:53:32 »

Erschreckte waren die Kommentare dazu. Da schreibt doch tatsächlich jeder Fünfte, dass er nun aus Protest gegen diese Himmelreich nun die FDP wählen würde ...

Nachher war das sogar der eigentliche Plan :)

Ich denke nicht, Tim.  ;D

Ach, das Thema selbst verkommt zumindest in den Mainstream-Medien mittlerweile ja eh mehr zur Farce. So gab es auf Spiegel Online einen höchst investigativen (*hust*) Bericht darüber, wie sich denn nun Frau Himmelreich und Herr Brüderle bei ihrer ersten offiziellen Begegnung (einer komplett unwichtigen wöchentlichen Themenschau in irgend so nem Zimmer) verhalten hätten. Ergebnis: Frau kommt mit zwei männlichen "Bodyguards" ihrer Redaktion[...]

Ist doch irgendwie diskriminierend für uns Männer, dass wir zwar Sexisten sein sollen, aber wenn es drauf abkommt, sollen die Männer die Frauen dann wieder "raushauen" (hier im Wortsinne).

Genau deswegen kam Brüderle in jener Situation wohl für viele so sympathisch rüber: Sie traut sich ohne zwei Männer (!) nicht zu dem Termin, er kommt alleine und bleibt dabei halt komplett gelassen. Ja, was denn bitte auch sonst? Wenn die "Gegenseite" zwei Bodyguards benötigt, dann hat man doch automatisch schon gewonnen, wenn man einfach mal gar nicht drauf eingeht und damit die männliche Schutzbegleitung zu kompletter Überflüssigkeit degradiert. ;)

Die genannte Szenerie macht jedenfalls eines klar: Brüderle hat diesen Wettstreit eindeutig gewonnen. Denn wenn es denn für sie so schlimm gewesen wäre, wäre sie erst gar nicht auf solchen Terminen aufgekreuzt. Und wenn doch, dann hätte die Dame deutlich mehr Rückgrat bewiesen wenn sie alleine aufgetaucht wäre, so nach dem Motto "von DEM lasse ich mich doch nicht kleinkriegen".
Tja, grandios verpatzt. Sechs, setzen. ;)

---

Zurück zum Thema: Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Komplimente für Frau auch stark vom Alter des Mannes abhängen, ob sie für sie "schmierig" oder "freundlich" daherkommen. Sagt einer 20jährigen etwa ein gutaussehender 22jähriger "wow, in dem Outfit siehst du rattenscharf aus!" wird es ja wohl anders aufgefasst, als wenn es ein 50jähriger sagt. ;)

Es ist und bleibt eine Sache der Wahrnehmung.
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banquo

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #67 am: 31 Januar 2013, 20:54:34 »

Ganz großes Problem ist jedoch meiner Meinung nach, das erstaunlich oft die plattesten und dümmsten anmachen sogar zum Ziel führen. Der charmante, empathische, freundliche Durchschnittsmann schneidet leider all zu oft schlechter ab, als der platte, eingebildete Oberproll mit Mut, Dreistigkeit, Selbstüberschätzung und nem dicken Auto. Also ein Fazit was ich daraus ziehe ist, Frauen bekommen nun einmal was Frauen wollen.

Ganz tolles Beispiel dazu finde ich, ist auch dieser spotted Trend. Da liest man dann erstaunlich oft von Frauen die es hinterher bereuen, dem niedlichen, schüchternen Typen einen blöden Spruch rein gedrückt zu haben, anstatt ihm ihre Nummer zu geben.
Klar, es fühlt sich gut an, wenn man mal der große, böse, starke und mächtige sein kann. Einfach weil man es geschafft hat jemanden nieder zu machen, der gerade seinen ganzen Mut zusammen genommen hat um einen vorsichtig anzusprechen.
Wenn jetzt der Sonnenbank gebräunte Fitness Macho zur Frau seiner Wahl sagt: "Nummer her!" wird sie sich kaum trauen ihm Paroli zu bieten. Ja, es grenzt an belästigung/ nötigung. Aber der Erfolg gibt ihm letztendlich recht.

Puh, kompliziertes Thema.

Eine verlockend naheliegende Antwort wäre, zu sagen "Frauen, die auf eingebildete Oberprolls stehen, sind gar nicht meine Zielgruppe und selbst schuld, wenn sie sich einen dummen Fitness-Macho angeln".

Andererseits kann es aber auch möglich sein, dass es irgendwie gar keine bewußte Entscheidung ist, sondern viele Frauen unbewußt eben auf der Suche nach einem Partner mit bestimmten Eigenschaften sind. Und getreu dem Motto "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" fallen eben bei der Suche nach einem Mann, der weiß was er will, Drive und Durchsetzungsvermögen hat, mutig und entschlossen ist, erstmal diejenigen ins Blickfeld, die so tun, als sei es so. Und ein dickes Auto, lockere Sprüche und Dreistigkeit sind ja (wenn es es nicht zu platt wird) oftmals als Anzeichen zu deuten, es handele sich um jemand mit solchen Eigenschaften.

Ich habe mich eine ganze Weile gefragt, warum - denn so ziemlich jeder kann sich auf Kredit einen dicken Schlitten holen, anfangen zu röhren wie ein Hirsch und immer pseudolustige Sprüche im Stil von Terence Hill und Bud Spencer raushauen. Die Antwort könnte sein, dass die relativen Kosten für ein dickes Auto für einen wohlhabenderen Menschen eben niedriger sind als für jemand, der dafür in einen Kreditshop in der Fußgängerzone gehen muss, und lockere Sprüche für Leute, die Situationen und Menschen gut einschätzen können eine niedrigere "Katastrophenwahrscheinlichkeit" haben als für unerfahrenere und unsichere Leute (es handelt sich ja quasi um ein absichtliches Spiel mit dem Feuer, das bei Fehlern hohe soziale Kosten auslösen kann - da platzt dann halt einfach das Date oder man macht sich zum Affen). Wenn dem aber so ist, dann sind es für Leute, die wirklich die gesuchten Eigenschaften haben, brauchbare Signale, weil es eben den richtigen Leuten leichter fällt, solche Signale abzugeben. Das Signal ist allerdings alles andere als perfekt: Es können massenhaft Idioten auf den Zug aufspringen und sich wie Don Geilo gerieren - der Informationsgehalt des Signals sinkt damit zwar, aber nicht auf Null, weil die unterschiedlichen Kosten bleiben.

Klingt vielleicht abgefahren, aber es ist eigentlich nur eine Anwendung der Signaling-Theorie asymmetrischer Informationen, Abschnitt "Beseitigung der Informationsasymmetrie". Passt irgendwie, denn auch eine Person, die nach einem kurzen Flirt ihre Nummer weitergibt, hat ja unvollständige Information und angelt sich gewissermaßen erstmal die Katze im Sack. Zu Signaling als Spezialfall der Prinzipal-Agenten Theorie gibt es auch noch bessere Quellen als Wikipedia, das sei nebenbei angemerkt.

Aber mal um-die-Ecke-denkiges Geschwurbel beiseite - wenn man also erfolgreich flirten möchte und dabei ggf. Fehlzünder wie die Fitness-Machos ausstechen, wäre einem im Sinne dieser Theorie geholfen, indem man ohne einen großen Umweg über Signale seine Eigenschaften kundtut, also offen und aufrecht spricht, lustig ist wenn man das eben ist, meinetwegen interessiert, höflich und respektvoll, aber vor allem eben authentisch. Und damit schließt sich der Kreis: Man ist dann eben nicht sexistisch, weil man nicht Schema F-Platitüden rausfeuert, weil sie bei einem Bratmaxe-Typen vom Sonnenstudio funktioniert haben, sondern zeigt, dass man das Rückgrat hat, mit dem loszulaufen, was man hat und ist, und das das auch gut so ist. Ich würde wetten, das beeindruckt nicht nur mehr, sondern es ist auch ein effizienteres Signal als die obigen Umwege zu beschreiten. Aber es ist natürlich schade für die Autoindustrie. :)


Das alles, und:

http://www.heartless-bitches.com/rants/niceguys/datejerk.shtml
"When she does date nice guys, they turn into jerks anyway, so why not save time and go for the jerk in the first place?"
Nur weil jemand keine Prollsprüche reisst, ist diese Person ja noch nicht zwangsläufig ein guter Mensch.
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It is concluded: Banquo, thy Soules flight,
If it finde Heauen, must finde it out to Night."

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #68 am: 31 Januar 2013, 21:40:59 »

http://www.heartless-bitches.com/rants/niceguys/datejerk.shtml
"When she does date nice guys, they turn into jerks anyway, so why not save time and go for the jerk in the first place?"

Boah ist das gut!  8)

"All the other women want them, so they must be worth having." :)

Nur weil jemand keine Prollsprüche reisst, ist diese Person ja noch nicht zwangsläufig ein guter Mensch.

Wohl wahr...
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #69 am: 31 Januar 2013, 22:11:37 »

pseudolustige Sprüche im Stil von Terence Hill und Bud Spencer
Hey! Nichts gegen Bud Spencer und Terence Hill, sonst bekommen wir hier echt Ärger miteinander!


Um mal die gesamte Diskussion zusammenzufassen:
Alle sind sich einig, dass übergriffiges Verhalten gar nicht geht. Das findet jeder hier mehr als nur daneben.

Uneinig ist man sich hingegen, wo sexistisches Verhalten anfängt. Ein klare Grenze kann da offensichtlich niemand ziehen.
Oder hab ich da irgendwas übersehen...
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #70 am: 01 Februar 2013, 10:15:21 »

Die Frage ist doch nicht wo sexistisches Verhalten anfängt ... sondern was Sexismus ist. ^^
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #71 am: 01 Februar 2013, 12:50:57 »

In einer Hamburger Lokalzeitung steht heute ein Bericht über eine Frau, die ein Buch über ihre Erfahrungen mit Online-Dating geschrieben hat. Das las sich schon fast, als würden viele Männer das als günstigere Alternative zum Puff betrachten.

Und selbst in dieser Art von Kennlernsituation, wo es doch eine Transparenz hinsichtlich der Motive gibt und die klare Option auf Sex besteht, gibt es grenzwertige bis grenzüberschreitende Äußerungen und Verhaltensweisen (beim 1. Date:"Könntest du dir vorstellen, mit mehreren Männern Sex zu haben? Du siehst so aus, als ob du gut damit klarkommst").

Gerade diese Grenzüberschreitung hat was Beängstigendes, auch Zwanghaftes und manchmal direkt Realitätsfernes. Wie gesagt, nicht nur hinsichtlich Sexualität. Das beginnt schon damit, dass manche Leute sich das Recht herausnehmen, einen zu duzen.

Wie sind denn Eure Erfahrungen mit Kontaktforen? Selbst im Schwarzen Glück (dem Forum der sich für das gelebte Niveau haltenden Subkultur) soll es ja nicht immer so ganz kultiviert und kreativ zugehen, was man so liest. Klar sind die Frauen da auch sicherlich nicht alle die züchtigen Pastorentöchter auf der Suche nach der großen platonischen Liebe, das wird schon mal ganz deutlich kommuniziert. Aber mir scheint das, auch wenn der Mann tatsächlich zielgerichteter sein sollte (unsere Vorfahren und Mammutjagd und so), insgesamt weniger verzweifelt rüberzukommen, geduldiger irgendwie (mir fehlen die richtigen Worte) und es werden weniger oft gleich die Vorlieben ausgepackt. Sind Männer und Frauen wirklich so unterschiedlich? Haben wir Männer sexuelles Asperger oder trauen sich die Frauen nur nicht, gleich im Vorfeld offener und direkter zu sein, weil irgendwelche Hirnteile selbst dem versautesten Luder die "gute Kleinmädchenerziehung" dazwischenschalten?

Gegen Sex hat wohl kaum einer was. Aber wer "ficken" auf der Stirn stehen hat, na ja (und BTW denke ich, so werden auch Einstiegs-Äußerungen über das Outfit etc. in den meisten Fällen interpretiert, egal wie "objektiv" sie gemeint sind).

Und die wichtigste Frage: Darf ich als MOPO-Leser überhaupt von Niveau reden? ;)
« Letzte Änderung: 01 Februar 2013, 12:56:32 von Simia »
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #72 am: 01 Februar 2013, 15:04:33 »

Haben wir Männer sexuelles Asperger oder trauen sich die Frauen nur nicht, gleich im Vorfeld offener und direkter zu sein, weil irgendwelche Hirnteile selbst dem versautesten Luder die "gute Kleinmädchenerziehung" dazwischenschalten?
Nach allem was ich so mitbekomme, stimmt beides und das etwa zu gleichen Teilen.

Zitat
Darf ich als MOPO-Leser überhaupt von Niveau reden? ;)
Grenzwertig! Aber ich gestehe es Dir zu, da ich Dich schon lange in der Prä-MOPO-Phase kannte und da mehr als Niveau vorhanden war. Ich geh davon aus, dass noch nicht alles durch die MOPO abgestorben ist. ;)
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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #73 am: 01 Februar 2013, 19:56:55 »

Haben wir Männer sexuelles Asperger oder trauen sich die Frauen nur nicht, gleich im Vorfeld offener und direkter zu sein, weil irgendwelche Hirnteile selbst dem versautesten Luder die "gute Kleinmädchenerziehung" dazwischenschalten?
Nach allem was ich so mitbekomme, stimmt beides und das etwa zu gleichen Teilen.

Vielleicht hat das auch alles rein biologische Gründe. Im Tierreich muss sich das Männchen trotz vorhandener Paarungsbereitschaft des Weibchens auch ordentlich ins Zeug legen. Dann muss er eben erstmal sein Liedchen trillern. Sagt er ihr stattdessen, noch vor dem ersten zaghaften Schnäbeln auf dem Lindenzweig, dass seine Lieblingsstellung die doppelt eingesprungene Budapester Beinschere ist, war es das mit dem, äh, Vögeln.

Wobei, ernsthaft, wenn man das Totschlagargument der allmächtigen und nicht beeinflussbaren Biologie ins Feld führt, muss man in nächster Konsequenz eine Reihe von Zugeständnissen machen, z.B. hinsichtlich der Treue vieler Männer. Auf scheinbar deterministischen Faktoren kann man sich eben auch prima ausruhen ...

Zitat
Darf ich als MOPO-Leser überhaupt von Niveau reden? ;)
Grenzwertig! Aber ich gestehe es Dir zu, da ich Dich schon lange in der Prä-MOPO-Phase kannte und da mehr als Niveau vorhanden war. Ich geh davon aus, dass noch nicht alles durch die MOPO abgestorben ist. ;)

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Re: Die Sexismus-Debatte
« Antwort #74 am: 04 Februar 2013, 08:12:08 »

Ich wollte noch mal nen anderen Punkt reinbringen:
Sexismus ist ein massives Problem (vor allem unter Jugendlichen)... und eben auch vorallem gegenüber Frauen.

Allerdings eben auch gegen Männer. Und da gibt es besonders einenPunkt, der mich nervt:
Sexismus gegenüber typen ist ebenfalls ziemlich verbreitet, man darf sich bloß nicht drüber beschweren...
Betrachtet man jetzt mal den Sexismus gegenüber nicht-heterosexuellen Männern, so haben die es teilweise nicht leichter als Frauen (auch hier gilt v.a. unter Jugendlichen). Klar, diese Anzüglichkeiten von Typen sind eigentlich ziemlich alle scherzhaft gemeint, sind aber ebenfalls komplett unangenehm. Und kommen genauso viel vor (was jetzt meine Empfindung ist... das muss nicht mit den Beobachtungen anderer Menschen zusammmenpassen)

Meiner Meinung nach läuft hier in Deutschland wieder eine Diskussion, die ein Thema nur in Bruchteilen behandelt...

Was das Grundthema angeht:
Das diese Diskussion aufgekommen ist, ist sehr gut, nicht allerdings der wenig seriös wirkende Auslöser. Das Thema hätte, unter anderen Umständen schon viel früher aufkommen sollen...

LG Politikverdrossener Jugendlicher (Ja, es wurde in den Medien Jugendlichen ein absolutes Desinteresse an dieser Diskussion vorgeworfen... Man hat das Gefühl das in Philosophie-Unterricht konstruktiver diskutiert als auf diesen ganzen Fernsehsendern ;) )



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