Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: NPD-Verbotsverfahren  (Gelesen 35049 mal)

Schattenwurf

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #60 am: 02 Januar 2013, 07:53:03 »

es wird entweder eine neue Partei geben oder die Anhänger der NP verteilen sich auf andere Parteien am rechten Rand.
Ich will die politische Rechte nicht bagatellisieren, aber was gibt es denn ausser der NPD noch am rechten Rand, also innerhalb des parlamentarischen Spektrums?
Vieles was hier vermutlich als rechts gilt, erfüllt nach meinem persönlichen Maßstab nicht den Grad dessen, was ich als "rechtsradikal" bezeichnen würde oder ist so verschwindend klein, dass es nicht ernst zu nehmen ist.
CDU/CSU? ^^

Wobei man einräumen muss das die meisten Altnazis bei der FDP unter gekrochen sind. =)
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- Dafür habe ich später auch noch Zeit.
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RaoulDuke

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #61 am: 02 Januar 2013, 10:55:30 »

Ich will die politische Rechte nicht bagatellisieren, aber was gibt es denn ausser der NPD noch am rechten Rand, also innerhalb des parlamentarischen Spektrums?
Vieles was hier vermutlich als rechts gilt, erfüllt nach meinem persönlichen Maßstab nicht den Grad dessen, was ich als "rechtsradikal" bezeichnen würde oder ist so verschwindend klein, dass es nicht ernst zu nehmen ist.
CDU/CSU? ^^

Wobei man einräumen muss das die meisten Altnazis bei der FDP unter gekrochen sind. =)

Also man kann von der Komödiantentruppe, die derzeit die Geschicke der FDP lenkt, halten, was man mag - aber ernsthafte "Rechtsradikale" würden mich dort doch sehr überraschen. Und auch Anhänger von CSU und CDU schätze ich eher so ein, daß sie sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen...
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Mishima

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #62 am: 02 Januar 2013, 11:01:24 »

Ich denke mal, das sollte nur ein Scherz sein, sonst würde das ja genau das linke Klischee erfüllen, auf das ich mit meinem Beitrag versucht habe anzuspielen.
Ja ja, CDU und FDP sind ganz schlimme Finger. :P
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RaoulDuke

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #63 am: 02 Januar 2013, 12:00:33 »

Ehm, Herr colourize war schneller, danke.
Es gibt rechtliche Grundlagen für Parteienverbote in diesem Land (und die gibt es aufgrund einschlägiger Erfahrungen in der Vergangenheit). Ich sehe keinen Grund dafür, die nicht anzuwenden (ob sie auf die NPD anwendbar wären, ist ja immer noch nicht erwiesen) - "Ich glaube, daß alles viel schlimmer wird, wenn wir die verbieten" überzeugt mich da nicht.

Aber warum denn nur? Wenn die Gesellschaft den inhaltlichen Konflikt auf die außerparlamentarische Bühne zieht, ist das doch eine Einladung für solche Leute, mit ihren Aktionen auch auf die außerparlamentarische Bühne zu ziehen. Mir kommt es besser vor, wenn man für solchen Blödsinn stimmen kann, wie ihn die NPD propagiert, weil dann deutlich wird, wieviele Leute dagegen sind und auch dagegen stimmen...

Ich denke mal, das sollte nur ein Scherz sein, sonst würde das ja genau das linke Klischee erfüllen, auf das ich mit meinem Beitrag versucht habe anzuspielen.
Ja ja, CDU und FDP sind ganz schlimme Finger. :P

Das weiß man ja nie mittlerweile. :)

Vielleicht trügt mich ja mein Gefühl, aber ich habe manchmal den Eindruck, daß sich der gesellschaftliche Konsens immer mehr dahin verschiebt, daß eigentlich erstrebenswert sowas wie der Sozialismus sei (Kommunismus haben viele wohl noch als latent nicht so gut im Hinterkopf), also Banken böse seien und die Leute darin erst recht, die Großunternehmen alle schlimm und unmoralisch, die Globalisierung der Grund allen Übels, der Welthandel schlimm und WTO, IWF, Weltbank und G8 an allem schuld... Und die USA erst recht!
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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #64 am: 02 Januar 2013, 13:01:23 »

Herr Schattenwurf spricht da von der Frühzeit der FDP, die tatsächlich  streckenweise ziemlich bräunlich anmutet, bitte selbst mal bei Wikipedia anzufangen, nachzuschlagen. Das ist aber nun Jahrzehnte her und Altnazis sind in der heutigen politischen Landschaft wirklich kaum noch vertreten.

Ehm, Herr colourize war schneller, danke.
Es gibt rechtliche Grundlagen für Parteienverbote in diesem Land (und die gibt es aufgrund einschlägiger Erfahrungen in der Vergangenheit). Ich sehe keinen Grund dafür, die nicht anzuwenden (ob sie auf die NPD anwendbar wären, ist ja immer noch nicht erwiesen) - "Ich glaube, daß alles viel schlimmer wird, wenn wir die verbieten" überzeugt mich da nicht.

Aber warum denn nur? Wenn die Gesellschaft den inhaltlichen Konflikt auf die außerparlamentarische Bühne zieht, ist das doch eine Einladung für solche Leute, mit ihren Aktionen auch auf die außerparlamentarische Bühne zu ziehen. Mir kommt es besser vor, wenn man für solchen Blödsinn stimmen kann, wie ihn die NPD propagiert, weil dann deutlich wird, wieviele Leute dagegen sind und auch dagegen stimmen...

Ich weiss nicht, ob ich Dir folgen kann: Wenn diskutiert wird, ob eine Partei die gesetzlich bestimmten Grundlagen für ein Parteienverbot erfüllt, ist das die "außerparlamentarische Bühne"?
Wie auch immer, wir stehen da vor der Frage, wozu wir denn wohl Gesetze haben, wenn sie dann nicht umgesetzt werden.
Wobei ich bestimmt nicht Law & Order das Wort reden will, aber ...in ausgewählten Fällen schon (im Falle der NPD könnte es ja auch wieder zutage kommen, daß sie auf der Grundlage von Recht & Gesetz nicht verboten werden kann - das wäre dann nicht schön, aber damit müsste man leben).

Die "außerparlamentarische Bühne" versteht die NPD und verstehen verschiedene nazieske Gruppierungen eh schon gut zu nutzen. Das muss ja gar nicht der bewaffnete Kampf  ::) sein, Kinderfeste und Zeltlager sind für die Breitenwirkung viel wirksamer, das wissen "die" auch durchaus.
Der Umstand, daß die NPD noch immer eine zugelassene Partei ist, wird auch von vielen als Rechtfertigung angesehen - "wenn die solche Nazis wären, wären die doch schon längst verboten, kann also so schlimm nicht sein!", noch nie gehört?
Es steht auch zu befürchten, daß diese Deine Begründung von den gescheitelten Existenzen als Zeichen von Angst interpretiert würde - "höhö, die haben Schiss, daß wir zu den Waffen greifen, deshalb verbieten sie die NPD nicht". Da könnte man dann spekulieren, daß das den Nimbus der Starken Männer hebt und zu weiterem Zulauf führt.
Gehupft wie gesprungen.

Die Entscheidung jedenfalls, sich zu bewaffnen und / oder gewalttätig zu werden, halte ich für unabhängig von der Existenz einer zur Wahl stehenden Partei und die Befürchtung, es könnten der Gewalttätigen noch mehr werden, ist zwar verständlich, aber durch nichts untermauert (meinste, die RAF hätte es nie gegeben, wenn die bei einer Partei ihres Gustos hätten Kreuzchen machen können? Ich weiss ja nicht).
Und deshalb halte ich sie nicht für einen hinreichenden Grund, auf die Durchführung von Gesetzen zu verzichten (so sie denn anwendbar sind).
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RaoulDuke

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #65 am: 02 Januar 2013, 14:01:06 »

Herr Schattenwurf spricht da von der Frühzeit der FDP, die tatsächlich  streckenweise ziemlich bräunlich anmutet, bitte selbst mal bei Wikipedia anzufangen, nachzuschlagen. Das ist aber nun Jahrzehnte her und Altnazis sind in der heutigen politischen Landschaft wirklich kaum noch vertreten.

Oh, das war mir in der Tat gar nicht so bewußt. Liest sich schon etwas gruselig, zum Glück scheint das ja keine Früchte getragen zu haben.

Aber warum denn nur? Wenn die Gesellschaft den inhaltlichen Konflikt auf die außerparlamentarische Bühne zieht, ist das doch eine Einladung für solche Leute, mit ihren Aktionen auch auf die außerparlamentarische Bühne zu ziehen. Mir kommt es besser vor, wenn man für solchen Blödsinn stimmen kann, wie ihn die NPD propagiert, weil dann deutlich wird, wieviele Leute dagegen sind und auch dagegen stimmen...

Ich weiss nicht, ob ich Dir folgen kann: Wenn diskutiert wird, ob eine Partei die gesetzlich bestimmten Grundlagen für ein Parteienverbot erfüllt, ist das die "außerparlamentarische Bühne"?
Wie auch immer, wir stehen da vor der Frage, wozu wir denn wohl Gesetze haben, wenn sie dann nicht umgesetzt werden.
Wobei ich bestimmt nicht Law & Order das Wort reden will, aber ...in ausgewählten Fällen schon (im Falle der NPD könnte es ja auch wieder zutage kommen, daß sie auf der Grundlage von Recht & Gesetz nicht verboten werden kann - das wäre dann nicht schön, aber damit müsste man leben).

Naja, dass solche Gesetze bestehen, könnte man ja auch, wenn man mal von spezifischen Inhalten abstrahiert, als einen Versuch der Mehrheit sehen, ihre Macht per Gesetz zu zementieren - und deswegen ist das Konzept grundlegend problematisch, wie ich finde. Für Rechts, für Links und für allerlei obskure Splitterparteien mit ihren Ideen.

Die "außerparlamentarische Bühne" versteht die NPD und verstehen verschiedene nazieske Gruppierungen eh schon gut zu nutzen. Das muss ja gar nicht der bewaffnete Kampf  ::) sein, Kinderfeste und Zeltlager sind für die Breitenwirkung viel wirksamer, das wissen "die" auch durchaus.
Der Umstand, daß die NPD noch immer eine zugelassene Partei ist, wird auch von vielen als Rechtfertigung angesehen - "wenn die solche Nazis wären, wären die doch schon längst verboten, kann also so schlimm nicht sein!", noch nie gehört?

Vielleicht ist es ja komplett utopisch und würde nie funktionieren - aber warum traut sich die politische Landschaft nicht zu sagen: "Ja, das sind sie. Es sind Nazis, und Ihr könnt sie wählen. Wenn Ihr wirklich für Hass, Streit, Krieg und tumbe Sprüche statt Argumenten seid. Aber seid Ihr das?"

... Wer im demokratischen Spiel mitspielt, der muss offenlegen, wofür er steht, und wenn das nun einmal totaler Quatsch ist, dann kommt er sowie nicht weit damit. Und wenn doch - hat es dann nicht das Volk gewollt? Wenn sich das Volk entscheiden sollte, irgendeinem Führer hinterher in den nächsten Krieg und den nächsten Untergang zu folgen, dann würde es doch seinen Willen bekommen, ob nun irgendwelche Parteien verboten sind oder nicht. Das Volk wird seinen Willen schon kundtun - und wenn man sich die allermeisten Revolutionen anguckt, dann steht glücklicherweise eher "Freiheit" hoch im Kurs...

Die Entscheidung jedenfalls, sich zu bewaffnen und / oder gewalttätig zu werden, halte ich für unabhängig von der Existenz einer zur Wahl stehenden Partei und die Befürchtung, es könnten der Gewalttätigen noch mehr werden, ist zwar verständlich, aber durch nichts untermauert (meinste, die RAF hätte es nie gegeben, wenn die bei einer Partei ihres Gustos hätten Kreuzchen machen können? Ich weiss ja nicht).

Ja, das weiß man wirklich leider nicht. Vielleicht ist es ja komplett naiv so zu denken, aber möglicherweise hätte eine frühere Integration von Personen aus dem Dunstkreis des SDS in die Politik dazu beigetragen, das Gefühl abzuschwächen, man müsse nun zu den Waffen greifen. Statt mit der Notstandsgesetzgebung hart durchzugreifen, hätte man vielleicht auf die Studenten zugehen können und ihre Ideen anhören, insbesondere ihre Angst, es handele sich um ein neues "Ermächtigungsgesetz". So stimmte nur die FDP dagegen, und die hatte schon damals nicht gerade die Tendenz zur absoluten Mehrheit. Hätte Dutschke nicht als Weg den "Marsch durch die Institutionen" ausgerufen und damit implizit zur Achtung dieser Institutionen aufgefordert, wer weiß wie die Lage noch eskaliert wäre.

edit: typo.
« Letzte Änderung: 02 Januar 2013, 14:36:42 von RaoulDuke »
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Schattenwurf

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #66 am: 02 Januar 2013, 18:00:08 »

Herr Schattenwurf spricht da von der Frühzeit der FDP, die tatsächlich  streckenweise ziemlich bräunlich anmutet, bitte selbst mal bei Wikipedia anzufangen, nachzuschlagen. Das ist aber nun Jahrzehnte her und Altnazis sind in der heutigen politischen Landschaft wirklich kaum noch vertreten.
Oh, das war mir in der Tat gar nicht so bewußt. Liest sich schon etwas gruselig, zum Glück scheint das ja keine Früchte getragen zu haben.
Ich glaube ja nicht, das mit Möllemann die letzte "faule Frucht" zu Boden viel. ^^

Anyway ...
ich bin halt (immer noch) der Meinung man sollte den Diskurs über ein mögliches NPD-Verbot dazu nutzen
die Gründe die man dafür zu haben glaubt zu hinterfragen ...
und dann auch die gleichen Gründe unvoreingenommen auf alle anderen Parteien anzuwenden.

Ich hab mich ja 1-2 Seiten vorher mit viking gekabbelt ... wegen Grundrechten und so ...
und das sie ja von Rotgrünschwarzgelb verletzt werden ... und das es ja, in meinen Augen, ebenfalls verfassungswidrig sei.

Ich bin halt der Meinung das man, bevor man irgendetwas verbieten will, erst mal vor der eigenen Tür kehren sollte ...
den Artikel über Menschenrechte auf Wiki durchlesen,
und dann mal darüber reflektieren wie die Realität aussieht, könnte ein richtiger "Augenöffner" werden.
Vielleicht kommt man auf die Idee das der Misthaufen vor der eigenen Tür so riesig ist,
das der Versuch des Verbotes einer winzigen Splitterpartei, eher wie eine Nebelkerze oder Ersatzhandlung daherkommt. ^^
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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #67 am: 02 Januar 2013, 18:06:48 »

Zitat
Ich glaube ja nicht, das mit Möllemann die letzte "faule Frucht" zu Boden viel. ^^

Genau das glaube ich nicht ... er mag ein karrieregeiler Egoman gewesen sein, dass er aber rechts gewesen wäre - nee. Im Gegenteil. Er setzte sich mehr für Muslime und freiheitliches Denken ein als so ziemlich alle anderen Politiker zusammen.
Aber anyway, Schnee von gestern ...
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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #68 am: 02 Januar 2013, 19:31:10 »

Ich hab gerade nochmal nachlese betrieben ...
wenn es wahr ist das Möllemann als Antisemit bezeichnet wurde,
nur weil er anstrebte das die Israelis die Finger von Palästina lassen, muss ich wohl Abbitte leisten.
Bei einem Toten o.O

Die Analogie mit den fallenden Früchten war einfach zu verlockend. xD
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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #69 am: 02 Januar 2013, 20:53:09 »

Vielleicht ist es ja komplett utopisch und würde nie funktionieren - aber warum traut sich die politische Landschaft nicht zu sagen: "Ja, das sind sie. Es sind Nazis, und Ihr könnt sie wählen. Wenn Ihr wirklich für Hass, Streit, Krieg und tumbe Sprüche statt Argumenten seid. Aber seid Ihr das?"

...und das Volk stand auf und brüllte "JAAAAAAAAAAAAAAAAAA", weil keiner richtig zugehört hatte...

... Wer im demokratischen Spiel mitspielt, der muss offenlegen, wofür er steht, und wenn das nun einmal totaler Quatsch ist, dann kommt er sowie nicht weit damit. Und wenn doch - hat es dann nicht das Volk gewollt?

Ich denke zwar auch manchmal "lass die Idioten doch mitspielen, eine Demokratie solllte das abkönnen etc".
Dann holt mich aber immer die Misanthropie ein: Ich habe viel zu oft den Eindruck, daß der sogenannte mündige Bürger vielleicht nicht grade eine mythologische, aber jedenfalls eine ziemlich seltene Kreatur ist.
Mit totalem Quatsch kann man, wie wir täglich sehen, in der Politik ziemlich weit kommen, weil unheimlich viele Menschen entweder nicht richtig zuhören oder das Gehörte nicht richtig verstehen können (irgendwo hatten wir uns im SHH schonmal darüber unterhalten, wer alles aus was für verfehlten Gründen 2009 FDP wählte) - und dann hat man (= alle) den Salat.
Diesen Salat dann als "Volkswillen" zu bezeichnen, täte ich mich aus genannten Gründen ziemlich schwer.


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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #70 am: 03 Januar 2013, 07:53:37 »

Eigenverantwortung ist aber auch etwas das man lernen muss ...
also nicht etwa "kann" ... sondern tatsächlich "muss"
das gehört zum "Mensch sein" dazu.

In diesem Kontext finde ich es kontraproduktiv Menschen wie unmündige Kinder zu behandeln.
Sprüche/Gedanken wie "Vox populi, vox Rindvieh" finde ich wenig hilfreich.

Wie wäre es an dieser Stelle mal konsequent vorzugehen?
Wo soll man da ansetzen? ... in meinen Augen in der Schule bei den Kindern. ^^

1-4 Klasse 5 Wochenstunden ... also jeden Tag eine Stunde ... Thema "Menschenrechte"
bis sie es auswendig singen können. ^^

5-7 Klasse 5 Wochenstunden Thema "Grundgesetz"
inkl. Reflektion darüber wo und warum die Menschenrechte und das GG nicht deckungsgleich sind

8 Klasse aufwärts ... Thema "angewendetes/gelebtes Recht"
inkl. Reflektion darüber warum wir in einer Doppelmoral leben wollen/müssen/zu blöd sind es anders zu machen

Wenn die Jugendlichen gerade in der "Strum- und Drangphase" sind,
gibt man ihnen halt "Empört auch" von Stephan Hessel ...
sind nur 13 Seiten in einem kleinen Heft ... das schafft jeder zu lesen ;)

Aber zu was würde das führen?

Was wäre, wenn sie dann sagen ...
"NEIN Mama und Papa, NEIN Herr Lehrer und ihr hohen Herren,
was ihr hier tut verstößt gegen mein Recht."
Was wäre, wenn wir den Kindern/anderen Mitmenschen die Menschenrechte bewusst verweigern müssten,
weil sie bewusst danach verlangen ...
Was bliebe da noch von unserem Selbstbild? ^^

Aber NPD würde wohl keiner mehr wählen in einer solchen Welt. =)
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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #71 am: 03 Januar 2013, 14:46:26 »

Jaja, schon richtig, man müsste es irgendwie anstellen, jungen Menschen die Sache mit der Eigenverantwortung und dem kritischen Denken beizubringen (im Lehrplan meines Gymnasiums gab es damals™ sogar Ansätze zu sowas, keine Ahnung, wie das heute aussieht) und auch über den exzessiv drögen Staatsbürgerkundeunterricht meiner Zeit™ hinwegzukommen.
Das Problem wird aber eher da liegen, wo es auch bei einigen originellen Ideen des Religionsunterrichts-Threads zu finden sein dürfte: Daß Lehrpläne eh schon gestopft sind und daß Eltern jetzt schon dazu neigen, Dinge zu fragen wie "warum muss ein zukünftiger Ingenieur den Faust lesen und gar interpretieren"; auch von "der Wirtschaft" wird immer wieder kolportiert, daß sie sich "nützlichere" Unterrichtsfächer für ihre zukünftigen Angestellten wünscht und am Ende würde sowas an viel banaleren Widerständen scheitern als an denen, die Du Dir hier so romantisch ausmalst.
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RaoulDuke

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #72 am: 03 Januar 2013, 15:02:09 »

[...] daß Eltern jetzt schon dazu neigen, Dinge zu fragen wie "warum muss ein zukünftiger Ingenieur den Faust lesen und gar interpretieren"; auch von "der Wirtschaft" wird immer wieder kolportiert, daß sie sich "nützlichere" Unterrichtsfächer für ihre zukünftigen Angestellten wünscht und am Ende würde sowas an viel banaleren Widerständen scheitern als an denen, die Du Dir hier so romantisch ausmalst.

Ja, es ist offtopic, aber:

Das wird sowieso noch zum Problem. Irgendwann gibt es nur noch Ingenieure und Betriebswirte mit Bachelor, die mit 22 Jahren aus der Uni kommen und sich um die Rollen als Verschleißteilchen raufen. Alle mit gradlinigen, mustergültigen Lebensläufen, mit gradlinigen, leistungsbereiten Charaktären mit "Commitment" und "Drive"...

Ich finde das total gruselig und hoffe, das kippt nochmal, denn wird die Welt nicht eher geformt von den Nonkonformisten?

Als Unterrichtsfächer wären viel sinnvoller als die 14. Vorlesung mit bunten Folien, auf denen steht, wie man besser Joghurt verkauft:

- Philosophie
- Angewandte Ethik (sowas gibt's! *g*)
- Geschichte, wobei Geschichte von Kunst und Kultur nicht zu kurz kommen darf

Das schafft einen weiten Horizont, und das ist es, was man braucht, um Großes zu leisten... Ich wäre nicht überrascht, wenn das auch viele Leute aus der Wirtschaft so sehen würden.

Und wieder zurück zum Thema: Schattenwurf, ich glaube, so eine Schule würde schon auf Nachfrage treffen...
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Eisbär

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #73 am: 03 Januar 2013, 15:17:25 »

Natürlich braucht es die Geisteswissenschaften, die Philosophie, die Kunst, die Musik und die braucht es auch an Schulen.
Aber ich verstehe auch "die Wirtschaft" sehr gut, denn leider haben wir an oben genannten einen absoluten Überfluss, während besagte Ingenieure Mangelware sind.
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Infos: www.nofuba.de

RaoulDuke

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Re: NPD-Verbotsverfahren
« Antwort #74 am: 03 Januar 2013, 15:27:51 »

Natürlich braucht es die Geisteswissenschaften, die Philosophie, die Kunst, die Musik und die braucht es auch an Schulen.
Aber ich verstehe auch "die Wirtschaft" sehr gut, denn leider haben wir an oben genannten einen absoluten Überfluss, während besagte Ingenieure Mangelware sind.

Hm, ich meinte das eher so, dass ja gerne alle Ingenieurwissenschaften (oder wie das dann so heisst) studieren können sollen, aber vielleicht nicht nur so schmalspur-zielfokussiert, sondern eben auch andere Themen mitnehmen, so viele wie es eben braucht, um ein mündiger Bürger zu sein und mehr als ein Verschleißteilchen.

Aber vermutlich bin ich einfach mal wieder Pessimist, was die aktuelle Situation angeht. :)
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