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Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
messie:
--- Zitat ---Aber das müssen wir nun nicht ausführen... denn all die Inhalte die Du vorgeschlagen hast, wirst Du nicht in die paar Stunden Religions- und Musikunterricht mit reinquetschen können, die an den Schulen gelehrt werden. Jedenfalls keinen türkischen Sprachunterricht, der wirkliche Sprachkompetenz vermittelt.
--- Ende Zitat ---
Stimmt, müssen wir nicht.
Was Musik und Religion angeht, bin ich da schlicht anderer Meinung. Ich bin davon überzeugt, dass eine Anpassung der Lehrpläne möglich ist - so man es denn auch wirklich will.
Eine andere Sprache ist immer schwierig zu integrieren. Dennoch, warum nicht spezialisierte Schulen für neuzeitliche Sprachen eröffnen, bzw. dorthin umgestalten? Bei altsprachlichen Gymnasien klappt das doch schließlich auch. Wenn man Latein, Griechisch und Hebräisch lehren kann, ist doch stattdessen auch Platz für Türkisch, Spanisch und Russisch: Sprachen, die hierzulande nicht eben selten gesprochen werden. Und da Sprachunterricht auch immer gleichzeitig ein kultureller Unterricht ist, fördert es kulturelle Toleranz und Akzeptanz.
Dasselbe gilt für, damit sind wir wieder ontopic, fremde Religionen. Ein Religionsunterricht ohne den kulturellen Hintergrund dieser Religion zu lehren machte keinen Sinn.
Eisbär:
Wenn jemand in bereits dritter Generation in einem Land lebt, geh ich eigentlich davon aus, dass er sich dem Land zugehörig fühlt.
Die USA sind durch die Masse an Einwohnern mit den verschiedensten Herkünften ihrer Familien ein gutes Beispiel. Die sind dort eben nicht Polen, Italiener, Iren, Briten oder Deutsche (letztere sind übrigens die größte Gruppe in den USA!), sondern sie sind Amerikaner.
Und auch in Deutschland gibt es Menschen mit Herkunft aus allen möglichen Ecken der Welt. Man bedenke die Mengen von Menschen aus Polen, die hier mal einwanderten Jahrhunderte früher die Hugenotten oder auch relativ aktuell Vietnamesen, die mit den neuen Bundesländern übernommen wurden. Die sprechen von sich selbst ganz selbstverständlich als Deutsche, ebenso die Nachfahren italienischer Gastarbeiter aus den 50er und 60er Jahren.
Die sind nicht nur integriert, die sind inzwischen assimiliert und das ist wirklich nichts schlechtes.
Die Probleme der Parallelgesellschaften liegt nun darin, dass auf der einen Seite die Gastarbeiter kamen, und auch selbst vorhatten, nach relativ kurzer Zeit wieder zu gehen. Warum also sollte sie sich um Integration bemühen? Das war ja auch von der Bevölkerung nicht wirklich erwartet. Sie wurden hier zwar willkommen geheißen, waren sie doch dringend benötigte Arbeitskräfte, es war aber auch jedem klar, die gehen wieder. Sie gingen aber eben nicht alle wieder. Ein großer Teil blieb.
Dass die Nachkommen dieses großen Teils aber immer noch türkische Namen tragen, nur untereinander heiraten etc., liegt daran, dass man sich in seiner Parallelgesellschaft bereits eingerichtet hat. Man kann hier inzwischen in einer solchen leben.
Überlegt mal, wie das in den USA zur Zeit der großen Einwanderungswellen ablief. Die Menschen kamen an, bekamen als erstes ihren Namen auf einen amerikanischen geändert und mussten englisch lernen.
Das Aufbrechen dieser Parallelgesellschaften in Deutschland erfordert die Bereitschaft der Bevölkerung, die Menschen in ihrer Mitte aufzunehmen. Der größte Teil der Bevölkerung ist durchaus bereit dazu. Die Bereitschaft auf der anderen Seite, eben in dieser Mitte der Bevölkerung aufzugehen, ist hingegen kaum vorhanden. Sie ist von dieser Seite unerwünscht; sie wurde sogar bei seinem letzten Staatsbesuch vom türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan verteufelt.
Es funktioniert eben nicht, seine eigene Kultur zu 100% zu bewahren und gleichzeitig Teil einer neuen Kultur zu werden. Dieser Spagat ist nicht machbar, nicht wenn große Teile der Kulturen so unterschiedlich sind. Es müssen auf der einen oder anderen Seite Abstriche gemacht werden. Und wenn Integration funktionieren soll, müssen die Abstriche bei der eingewanderten Kultur gemacht werden.
Mit dem Sprachunterricht ist das ganz einfach: natürlich könnte man Türkisch zum Pflichtfach in Schulen machen. Aber warum sollte man? Wir haben auch nicht Polnisch, Italienisch, Vietnamesich, Russisch oder Griechisch zum Pflichtfach gemacht. Ein Land kann Integration vieler verschiedener Bevölkerungsgruppen nur leisten, wenn diese Bevölkerungsgruppen sich dem Land anpassen, nicht umgekehrt.
Mishima:
@Eisbär
Im Grunde hast du Recht,
aber seien wir realistisch, diese Anpassung wird nicht passieren, schon gar nicht auf Initiative derer, die in diese Parallelgesellschaften eingebunden sind.
"Wir" müssen von Aussen diese Strukturen und Barrieren aufbrechen,
in dem wir in diese eindringen, ob nun mit oder ohne Einladung.
Wenn man alles über die jeweils andere Kultur weiss, ist es nicht mehr möglich irgendwelche Gründe zur Abgrenzung vorzuschieben. Dann wird der blanke gegenseitige völkische Rassismus bloßgelegt und dann muss Klartext geredet werden, um noch zu einem Dialog zu finden, was ich befürworte.
Falsche Toleranz auf der Basis von Unwissenheit und romantischer Verklärung bringt gar nichts.
messie:
--- Zitat ---Mit dem Sprachunterricht ist das ganz einfach: natürlich könnte man Türkisch zum Pflichtfach in Schulen machen. Aber warum sollte man?
--- Ende Zitat ---
Ganz einfach - um in Kontakt mit jenen zu treten, um die es Richtung Integration geht.
Jugendliche sind noch sehr gut zu erreichen, erwischt man sie doch schließlich in einem Alter, in dem sie sich selbst von den eigenen Eltern abgrenzen möchten (nennt sich Pubertät, sowas ;) ). Wenn die Eltern also die Parallelgesellschaft predigen und vielleicht die Deutschen als Feindbild installieren möchten, dann gelingt es ihnen umso schwerer, umso besser die Migrationshintergründler mit den Nichtmigrationierten - sprich die "Ausländer" mit den "Deutschen" - klarkommen.
Und wenn dann die "Deutschen" selbst ihre Vorurteile gegenüber den "Ausländern" abbauen, dann läuft auch die Predigt der Eltern etc. ins Leere, dass sie ja voll unerwünscht wären und es sich deswegen erst gar nicht lohne, sich zu integrieren.
Bei Fanatikern gelingt das natürlich nicht, aber da ist eh Hopfen und Malz verloren. Ich glaube aber, dass der Anteil der Fanatiker sehr klein ist, viel kleiner als es uns die Massenmedien immer weis machen wollen.
Momentan jedenfalls wird dank der Medien ein echtes Feindbild aufgebaut, Muslime sind sicher schon in vielen Köpfen durch die Bank potenzielle Terroristen und der Koran ein wahres Teufelswerk.
Und das, obwohl der Gott des Koran sehr viel gütiger ist als der Gott der Bibel und auch lange nicht so widersprüchlich. Nur, weiß halt kaum jemand. Warum wohl - es gab ja niemals Unterricht darüber.
Schon komisch, dass wir über die Kultur der Römer mehr wissen, die sind immerhin fast schon über 1500 Jahre lang tot, als über die Kultur unserer Nachbarn.
Mishima:
--- Zitat von: messie am 28 Dezember 2012, 16:25:02 ---Und das, obwohl der Gott des Koran sehr viel gütiger ist als der Gott der Bibel und auch lange nicht so widersprüchlich.
--- Ende Zitat ---
Mich fasziniert deine Schwärmerei, aber wenn ich mal in deine Welt eindringen dürfte, genau das meinte ich mit romantischer Verklärung.
Der Gott des Qur´an ist gütiger als der Gott der Bibel?
Welchen Qur´an und welche Bibel hast du gelesen? (rhetorische Frage, es gibt nur eine Schrift)
Widerspruchsfreier stimmt, Allah subhanahu wa ta'ala ist mit Sicherheit konsequenter, das muss ich zugeben,
aber gütiger?
Soll ich dir ein paar Verse aus dem heiligen Qur´an zitieren?
Gerne auch auf Deutsch. ;)
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