Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
messie:
--- Zitat ---Btw. sage ich nicht, dass es so sein *sollte*, sondern dass es so *ist*.
--- Ende Zitat ---
Exakt.
Ich hingegen rede vom "sein sollte". Wer Fremdenhass abschaffen will, der sorgt dafür, dass sich die einander so Fremden auf einmal nicht mehr so fremd sind. Am besten funktioniert dies, indem man schon früh damit beginnt, das angeblich so Fremde bekannt zu machen.
Gerade im Bezug auf die Religionen hilft es auch, Gläubige von Fanatikern zu unterscheiden. Dann kanalisiert sich die Ablehnung rein auf die Fanatiker - genau dort gehört sie auch hin.
--- Zitat ---Die Lehrpläne sind schon jetzt rappelvoll, Schüler wie Lehrer klagen darüber dass sie nicht genügend Zeit haben den Stoff wirklich eingehend zu behandeln.
--- Ende Zitat ---
Ich wüsste nicht dass die Beschwerden bezüglich der Fächer Religion und Musik kommen ;)
Im Gegenteil, in Religion wird vieles haufenweise wiederholt. Vermutlich gewollt, um den Kleinen das Ganze einzuimpfen damit sie da verdammnichnochmal endlich selbst mal an den Kram glauben 8)
Da ist definitiv noch viel, sehr viel Platz für neue Inhalte.
Was den Musikunterricht angeht, habe ich ja oben schon genug zu gesagt. Man kann. Wenn man denn will.
colourize:
Ich hingegen halte den Musikunterricht für wichtig. Ich stimme zwar zu, dass er seine Relevanz nicht deutlich macht. Aber durch einen sich anbiedernden Hiphop-Culture-Musikunterricht (btw. ein Gegenstand, bei dem die Schüler vermutlich ohnehin immer mehr wissen als die Lehrperson) wird die Relevanz nicht deutlicher. Der Musikunterricht wird einfach nur noch lächerlicher.
Aber das müssen wir nun nicht ausführen... denn all die Inhalte die Du vorgeschlagen hast, wirst Du nicht in die paar Stunden Religions- und Musikunterricht mit reinquetschen können, die an den Schulen gelehrt werden. Jedenfalls keinen türkischen Sprachunterricht, der wirkliche Sprachkompetenz vermittelt.
Mishima:
Ich will keine Paranoia schüren, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass fachliche Kompetenzen in dem Bereich gar nicht überall erwünscht sind. Komischer Weise sind es grade türkischstämmige Kollegen von mir, die immer wieder versucht haben, mir die Idee der zweisprachigen Verständigung auszureden.
Das lässt in mir das ungute Gefühl zurück, dass die Abgrenzung und Ausgrenzung der Kulturen keine einseitige Sache ist, sondern von verschiedenen Gruppen "erwünscht" ist. Es herrscht immer noch eine Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens. Und ich dachte das Thema sei langsam mal gegessen.
colourize:
--- Zitat von: Mishima am 28 Dezember 2012, 12:18:34 ---Ich will keine Paranoia schüren, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass fachliche Kompetenzen in dem Bereich gar nicht überall erwünscht sind. Komischer Weise sind es grade türkischstämmige Kollegen von mir, die immer wieder versucht haben, mir die Idee der zweisprachigen Verständigung auszureden.
Das lässt in mir das ungute Gefühl zurück, dass die Abgrenzung und Ausgrenzung der Kulturen keine einseitige Sache ist, sondern von verschiedenen Gruppen "erwünscht" ist. Es herrscht immer noch eine Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens. Und ich dachte das Thema sei langsam mal gegessen.
--- Ende Zitat ---
Ich finde das kein Stück erstaunlich. Die meisten in Deutschland lebenden Menschen labeln aufgrund eines ganz normalen und akzeptierten Alltagsrassismus Menschen als "türkisch" (== "nicht zum Volksblut dazugehörig") obwohl diese Menschen nie in der Türkei gelebt haben, ihre Eltern nie in der Türkei gelebt haben und ihre Großeltern die Türkei zuletzt als junge Erwachsene für länger als einen Ferienaufenthalt gesehen haben. Da sich das ganze faktisch hart an der Realität reibt (es sind eben keine Türken, wenn sie keinen türkischen Pass haben!) erfinden wir so etwas wie "Migrationshintergrund" - eine weitere Mumpitzkategorie, denn die letzten Vorfahren, die selbst migriert sind, waren die Großeltern... Und die Alltagserfahrung der Betroffenen in dieser völlig absurden Situation: man kann sich anstrengen wie man will - aufgrund des Nachnamens und der Herkunft wird man benachteiligt, bekommt viel schwerer eine Wohnung, gilt schon vor der Einschulung als Schulversager, wird im Kaufhaus kritisch von den Verkäufern beäugt und gilt immer und nahezu überall gleich als Assiproll oder Islamist, wahlweise als islamistischer Assi, in jedem Fall aber als Typ der seine Frau schlägt (oder bei Frauen: als unterdrücktes Heimchen).
Dass es dann zu einer auch inneren Abschottung nach dem Muster "Wir, die Ausgegrenzten die hier nicht richtig dazugehören" kommt - das ist doch kein Wunder. Das letzte was man dann will ist, dass man sich der allgegenwärtigen Überwachung durch Verkäufer im Kaufhaus, Polizeistreife auf dem Kiez, Omas in der U-Bahn gar nicht mehr entziehen kann weil die alle auch türkisch verstehen.
Mishima:
Besser hätte ich es nicht formulieren können.
Dies ist auch meine Auffassung. Rassismus und Ausgrenzung hat weitere Formen des Rassismus und der Ausgrenzung auf allen Seiten geschaffen.
Der Ausdruck "Migrationshintergrund" ist der reinste Euphemismus und im Grunde viel Rassistischer als der Ausdruck Ausländer. Migrationshintergrund ging mir schon immer auf den Sack.
Meine Freundin hat schon einige zynische Witze über ihren "Migrationshintergund" rausgehauen, die müsste ich mal niederschreiben.
Was soll das eigentlich heissen "Migrationshintergrund"? Das bedeutet doch nichts anderes als: "Du bist Deutscher, aber eigentlich nicht wirklich."
Das ist fast schon unverschämt.
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