Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Studiengebühren???  (Gelesen 55079 mal)

messie

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Studiengebühren???
« Antwort #465 am: 14 Dezember 2006, 13:19:29 »

Zitat
Keinen Anspruch auf Sozialhilfe ist übrigens falsch.Jeder Bürger in D hat Anspruch auf Sozialhilfe, wenn seine Lebensumstände beschissen genug sind.Und lebensunfähige Langzeitstudis kommen sicherlich auch des öfteren an diesen Punkt.

Nein, definitiv nicht  :evil:

Als Student hast du diesbezüglich keinerlei Ansprüche gegenüber dem Staat (bis auf das Wohngeld und Bafög eben). Erst wenn sie keine Studenten mehr sind haben sie Anspruch auf HartzIV, keinen Tag vorher.

Und deine Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung, Thomas: Kein Langzeitstudent hat vor, Langzeitstudent zu werden. Und deine sogenannten Faulpelze würden bereits die ersten 2 Jahre nicht überstehen, da gibts nämlich sowas wie ein Grundstudium, und das muss in dieser Zeit abgeleistet werden. Wer das nicht schafft der fliegt nämlich dann ohnehin.

@sober: An der gesamten Menge der Leistungsnachweise ändert sich aber nichts. Neben der Tatsache dass diejenigen erst recht keinem auf der Tasche mehr liegen da kein Bafög-Anspruch mehr ab dem 2. Fach  :wink:
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Thomas

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« Antwort #466 am: 14 Dezember 2006, 13:30:10 »

Zitat von: "messie"
Zitat
Keinen Anspruch auf Sozialhilfe ist übrigens falsch.Jeder Bürger in D hat Anspruch auf Sozialhilfe, wenn seine Lebensumstände beschissen genug sind.Und lebensunfähige Langzeitstudis kommen sicherlich auch des öfteren an diesen Punkt.

Nein, definitiv nicht  :evil:

Als Student hast du diesbezüglich keinerlei Ansprüche gegenüber dem Staat (bis auf das Wohngeld und Bafög eben). Erst wenn sie keine Studenten mehr sind haben sie Anspruch auf HartzIV, keinen Tag vorher.

Das ist Haarspalterei.Es ging darum, das jemand ewig auf einer Uni rumgammelt, um danach doch nur dem Staat auf der Tasche zu liegen.Welchen Status der dabei hat, ist doch für's Prinzip unerheblich.

Zitat von: "messie"
Und deine Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung, Thomas: Kein Langzeitstudent hat vor, Langzeitstudent zu werden.
Da bin ich mir nicht so sicher.Gibt sicherlich einige, Typ "Student aus Berufung&Überzeugung", die sich mit dem gesamten Studentenleben sehr gut arrangieren können.
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Svendra

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« Antwort #467 am: 14 Dezember 2006, 13:46:20 »

Zitat von: "messie"

Sie finanzieren zudem die Krankenkasse selbst und entlasten somit das Gesundheitssystem noch.


Naaaja.. das kommt wohl darauf an, aus welcher Perspektive man das sieht. Da ein Student seine Krankenkassenbeiträge selbst trägt, kommt er dem Gesundheitssystem sicher nicht so teuer zu stehen wie z.B. ein HartzIV-Empfänger. Soweit richtig.

Verglichen mit den Beiträgen, die ein gut ausgebildeter und seiner Qualifikation entsprechend beschäftigter Arbeitnehmer an die Krankenkassen abführt, zahlt ein Student jedoch eher geringe Beiträge. Meine Milchmädchenrechnung: Je mehr Studenten langfristig nur geringe Beiträge zahlen, desto mehr Geld fehlt den Krankenkassen und desto mehr holen sie sich dann von den Arbeitnehmern. ;)

Gleiches gilt für andere Sozialversicherungen, Steuern, Kaufkraft: Sicher, wenn Studenten arbeiten, zahlen sie Versicherungen, Steuern, all sowas. Aber doch in weit geringerem Maße, als wenn sie ihr Studium bereits abgeschlossen hätten und einen gutbezahlten Vollzeitjob nachgingen.

Natürlich alles unter der Prämisse, dass es genug gutbezahlte Vollzeitjobs für Akademiker gibt. Aber das ist ja der Fall, wenn man nicht so'n Träumerfach studiert, sondern was "Handfestes" macht, ums mal mit Thomas Worten zu sagen.  :lol:
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colourize

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« Antwort #468 am: 14 Dezember 2006, 14:34:34 »

Mag ja alles sein, läuft aber trotzdem darauf hinaus, dass eine "Normalbiographie" für alle propagiert wird. Auf der einen Seite stehen die "braven Steuerzahler" (hier: sober, svendra, Thomas), auf der anderen die "weniger Steuern zahlenden Langzeitstudenten".

Die Steuerzahler zeichen sich kurz gesagt dadurch aus, dass sie eine höhere Abgabenlast als die Studis haben, dafür aber auch mehr Geld in der Tasche. Außerdem haben sie weniger frei disponible Zeit, weil der Arbeitgeber in der Regel erwartet, dass man auch auf der Arbeit erscheint. 8)

Nun ist es aber so, dass die Steuerzahler von Niemandem gezwungen sind, nicht in das Lager der Langzeitstudenten zu wechseln (und sie ein vorgeblich leichtes Leben zu machen). Frage also an die Steuerzahler: Warum macht ihr es nicht genauso wie die Langzeitstudis?

(Ich gebe an dieser Stelle mal die Antwort für mich selbst: Weil ich ein bisschen Karriere machen will und es eigentlich auch recht befriedigend finde, wenn ich nicht jeden Cent rumdrehen muss. Dafür ofpere ich eben auch einiges von meiner Zeit.)

Soweit, sogut. Jeder wie er/sie mag.
Was ich nicht verstehe: Warum sollte es nicht verschiedene Möglichkeiten zur Wahl geben (Modell 1: Kaum Zeit, aber viel Geld. Modell 2: kaum Geld, aber viel Zeit)? Warum wollen die "braven Steuerzahler" unbedingt ihr Lebensmodell als das allein heilbringende darstellen?
Wenn das Langzeitstudi-Modell so viel bequemer ist - warum lebt ihr das nicht auch einfach?
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SoylentHolger

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« Antwort #469 am: 14 Dezember 2006, 14:49:18 »

Zitat von: "Svendra"
Meine Milchmädchenrechnung: Je mehr Studenten langfristig nur geringe Beiträge zahlen, desto mehr Geld fehlt den Krankenkassen und desto mehr holen sie sich dann von den Arbeitnehmern. ;)


Ich mag auch! Ich mag auch Milchmädchen rechnen: Der Durchschnittsarbeitnehmer nutzt aber den Ärztefreizeitservice "Gelber Schein" wesentlich ausgiebiger als ein Vergleichsstudent und belastet damit das Steuersäckel um so mehr.
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sober

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« Antwort #470 am: 14 Dezember 2006, 15:01:34 »

Zitat von: "colourize"
Mag ja alles sein, läuft aber trotzdem darauf hinaus, dass eine "Normalbiographie" für alle propagiert wird. Auf der einen Seite stehen die "braven Steuerzahler" (hier: sober, svendra, Thomas), auf der anderen die "weniger Steuern zahlenden Langzeitstudenten".

Die Steuerzahler zeichen sich kurz gesagt dadurch aus, dass sie eine höhere Abgabenlast als die Studis haben, dafür aber auch mehr Geld in der Tasche. Außerdem haben sie weniger frei disponible Zeit, weil der Arbeitgeber in der Regel erwartet, dass man auch auf der Arbeit erscheint. 8)

Nun ist es aber so, dass die Steuerzahler von Niemandem gezwungen sind, nicht in das Lager der Langzeitstudenten zu wechseln (und sie ein vorgeblich leichtes Leben zu machen). Frage also an die Steuerzahler: Warum macht ihr es nicht genauso wie die Langzeitstudis?

(Ich gebe an dieser Stelle mal die Antwort für mich selbst: Weil ich ein bisschen Karriere machen will und es eigentlich auch recht befriedigend finde, wenn ich nicht jeden Cent rumdrehen muss. Dafür ofpere ich eben auch einiges von meiner Zeit.)

Soweit, sogut. Jeder wie er/sie mag.
Was ich nicht verstehe: Warum sollte es nicht verschiedene Möglichkeiten zur Wahl geben (Modell 1: Kaum Zeit, aber viel Geld. Modell 2: kaum Geld, aber viel Zeit)? Warum wollen die "braven Steuerzahler" unbedingt ihr Lebensmodell als das allein heilbringende darstellen?
Wenn das Langzeitstudi-Modell so viel bequemer ist - warum lebt ihr das nicht auch einfach?


In meinen Augen ein netter Ansatz, er funktioniert so aber nicht...
Sie haben zwar weniger Geld und mehr Zeit, finanzieren sich aber nicht selber, sondern lassen sich Finanzieren. Und genau hier liegt das Problem.
"Könntest du ja auch machen" ist genauso ein Totschlagargument, wie du vorher selbst anprangerst.
Ich seh in deiner Aussage genauso "Studentenpropaganda" wie du den anderen Aussagen "Steuerzahlerpropaganda" unterstellst. Du baust bewust (denk ich mal) ein Konstrukt auf, in dem du die ein oder andere schlecht kommende Sache untern Tisch fallen lässt und das hervorhebst, was als Kelle gut ankommt.

Edit:
Achso vergessen:
Zitat
Nun ist es aber so, dass die Steuerzahler von Niemandem gezwungen sind, nicht in das Lager der Langzeitstudenten zu wechseln (und sie ein vorgeblich leichtes Leben zu machen). Frage also an die Steuerzahler: Warum macht ihr es nicht genauso wie die Langzeitstudis?

Auch da liegst du, und das weisst du sicherlich selber, auch ein wenig falsch. Denn im Endeffekt zwingt das System, wie es zur Zeit läuft sehr wohl einen Teil der Bevölkerung Geld zu verdienen. Ich würde behaupten das System ist sogar als "Erst kostest du Geld, dann kannst du was und bringst es wieder rein" erdacht. Daß es dann noch Leute gibt, die durch einen unersättlich drang an wissen, mehr Zeit mit dem Aufsaugen von
Geschrieben und Ausprobieren neuer Ideen verbringen als mit dem aktiven Geldverdienen nennt sich Forschung und finanziert sich im Grunde ja doch schon wieder.) Rumlungern und Studieren (ich sage bewusst nicht lernen) weil man kein Bock hat was anderes zu machen, Harz4 aber vorallem viel schlechter bei Oma ankommt, die ja monatlich noch was abdrückt, als Studieren, ist nunmal nicht das, wie das ganze Gedacht war (denk ich mir so). Und genau von dieser Art von Student, kannte ich so einige.
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Svendra

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« Antwort #471 am: 14 Dezember 2006, 15:24:57 »

Zitat von: "SoylentHolger"
Zitat von: "Svendra"
Meine Milchmädchenrechnung: Je mehr Studenten langfristig nur geringe Beiträge zahlen, desto mehr Geld fehlt den Krankenkassen und desto mehr holen sie sich dann von den Arbeitnehmern. ;)


Ich mag auch! Ich mag auch Milchmädchen rechnen: Der Durchschnittsarbeitnehmer nutzt aber den Ärztefreizeitservice "Gelber Schein" wesentlich ausgiebiger als ein Vergleichsstudent und belastet damit das Steuersäckel um so mehr.


Ach was. Der Student trägt sowieso nichts zum Steuersäckel, Bruttoinlandsprodukt usw. bei - der Arbeitnehmer immerhin noch an den Tagen, an denen er nicht den Ärztefreizeitservice in Anspruch nimmt. Ausserdem schafft er durch ausgiebige Nutzung desselben zahlreiche Arbeitsplätze im medizinischen Gewerbe. :crazy:

*scnr*

@Colourize:
Das Problem lässt sich nicht auf die Frage "Warum macht ihr es nicht wie die Langzeitstudis" reduzieren. Für mich persönlich fällt die Antwort genauso aus wie für dich: Ich hab keine Lust, ewig jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen und will das, was ich gelernt habe, auch mal produktiv einsetzen.
Die "gesellschaftliche" Antwort sieht aber anders aus: unser Staat mit seinen Sozialsystemen funktioniert nur, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt. Und das tut der gemeine Langzeitstudent halt nicht.

Im Gegensatz zu Thomas halte ich ein Studium aber für generell gut und wichtig: Allerdings nicht als Lebensaufgabe, sondern zur Erlangung von Bildung, die den Studenten für seine späteren Aufgaben qualifiziert. Im Idealfall ist das Geld, das in die Bildung gesteckt wird, eine Investition in die Zukunft: für den Studenten rentiert sie sich durch spätere, gut bezahlte Berufe, für den Staat durch daraus resultierende höhere Steuereinnahmen   etc.  Angesichts der Tatsache, dass Studenten von dieser Investition stark profitieren (sollten), mag der Gedanke, dass sie sich in Form von Studiengebühren beteiligen, nicht verkehrt sein - das Problem ist die Umsetzung. Meiner Meinung nach würde eine nachträgliche Zahlung nach Abschluss des Studiums, vergleichbar dem Darlehensanteil des Bafögs, besser sein, denn sie hätte nicht die Nachteile, dass potenzielle Studenten aus finanziellen Gründen kein Studium aufnehmen, es abbrechen oder die Studienleistungen durch zahlreiche(re) Nebenjobs leiden.

[Edit: Sober, du sprichst mir aus der Seele. ;) ]
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colourize

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Studiengebühren???
« Antwort #472 am: 14 Dezember 2006, 15:47:57 »

Ich glaube auch, dass unser Sozialsystem nur funktioniert, wenn sich alle nach ihren Kräften beteiligen. Ich glaube aber, dass diese in den Medien aufgebauschte Debatte um die schmarotzenden Langzeitstudenten von dem eigentlichen Problem unseres Solidarsystems ablenkt: Wer sich hier in unserem Lande unterproportional an der Finanzierung des Sozialsystems beteiligt, sind nicht einige Langzeitstudis, die vermutlich eh größtenteils arbeitslos wären und dann wirklich Kohle kosteten.
Unterproportional an der Finanzierung beteiligen sich diejenigen, die die Chance haben, sich vor dem Finanzamt künstlich arm zu rechnen. Und die springen nunmal nicht auf Gruftiparties oder hier im Forum rum.

Die Diskussion um die Langzeitstudis ist eine Scheindebatte. Meine (und Eure vermutlich auch) Steuerlast ist nicht so hoch, weil einige langzeitstudierende Exotenfächler ihre Magisterprüfung in prähistorischer Geschichte der Nord-Ost-Anden herauszögern, sondern weil diejenigen, die wirklich in der Lage wären etwas in unser Solidarsystem einzuzahlen, dies nur unzureichend tun. Das ist der große Hammer und führt dazu, dass wir "Mittelverdiener" so viel blechen müssen.
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Thomas

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« Antwort #473 am: 14 Dezember 2006, 16:51:03 »

Zitat von: "Svendra"
@Colourize:
Das Problem lässt sich nicht auf die Frage "Warum macht ihr es nicht wie die Langzeitstudis" reduzieren. Für mich persönlich fällt die Antwort genauso aus wie für dich: Ich hab keine Lust, ewig jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen und will das, was ich gelernt habe, auch mal produktiv einsetzen.
Die "gesellschaftliche" Antwort sieht aber anders aus: unser Staat mit seinen Sozialsystemen funktioniert nur, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt. Und das tut der gemeine Langzeitstudent halt nicht.

Genau das ist es.

Zitat von: "colourize"
Die Diskussion um die Langzeitstudis ist eine Scheindebatte. Meine (und Eure vermutlich auch) Steuerlast ist nicht so hoch, weil einige langzeitstudierende Exotenfächler ihre Magisterprüfung in prähistorischer Geschichte der Nord-Ost-Anden herauszögern, sondern weil diejenigen, die wirklich in der Lage wären etwas in unser Solidarsystem einzuzahlen, dies nur unzureichend tun. Das ist der große Hammer und führt dazu, dass wir "Mittelverdiener" so viel blechen müssen

Es hat auch niemand behauptet, das Langzeitstudenten (selbst deren das Klischee voll und ganz erfüllende Vertreter) nun das Übel Nr.1 unserer Zeit wären.Da gibt es gesamtgesellschaftlich betrachtet sicherlich größere Probleme.

Aber der allgemeine Jammertenor der Studentenschaft, hier gerade bezüglich Studiengebühren, bringt mich irgendwie immer wieder auf das Thema  :wink:
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sober

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Studiengebühren???
« Antwort #474 am: 14 Dezember 2006, 17:02:19 »

@Thomas: Ich kann das Gejammer zum großen Teil schon nachvollziehen.
Meine Freundin studiert Physik und ich denke schon mit überdurchschnittlichen Einsatz (Immer am Lernen, wenn sie nicht auf Arbeit ist). Die Kosten, die da jetzt pro Semester anfallen sind für nen Studenten ohne große finanzielle Hilfe anfallen, echt heavy. Vorallem, wo sie gerade in einem Stadium ist, in dem sie entweder zuhause oder in der Bibliothek sitzt und lernt. Da fallen die von colourize erwähnten Betriebskosten wie Heizung und so an, nicht aber irgendwelche weiteren. Das Ergebniss ist, daß sie mehr arbeitet und somit weniger Zeit zum Lernen für die anstehenden Diplomprüfungen hat. Weniger Zeit fürs Studium == Mehr Semester studieren == mehr Zahlen == mehr arbeiten == weniger Zeit fürs Studium .....
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DarkestMatter

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Studiengebühren???
« Antwort #475 am: 14 Dezember 2006, 19:56:56 »

mein chef sagte vor ein paar wochen (als wieder mal die Studenten am Gänsemarkt vorbeizogen [ich war nicht dabei *schäm*])

"500 Euro? 5000! dann werden die auch endlich mal schneller fertig. Im wievielten Semester sind sie eigentlich?"

 :erschiess:


die Diskussion um Studiengebühren führt (in meinen Augen) zu nichts. Das hat angefangen mit Langzeit-studiengebühren, dann mit "Verwaltungskostenzuschlag", dann werden die Studiengebühren kommen.
alles immer schön Scheibchenweise. erst 500,- dann 700,- dann 1.000,-

nur wird kein Politiker im Vorfeld zugeben, dass 500,- nur unterste geplante Stufe ist.

die Fronten zwischen beiden Lagern sind "geklärt" und es ist ein Grabenkrieg, bei dem immer mit den gleichen Argumenten um sich geworfen wird. Aber es werden sich die Gebührenbefürworter durchsetzen. Und die kommenden Jahre werden zeigen, was es bringt/schadet.
Ich bin gegen diese unsäglichen Studiengebühren. zum einen, weil ich jetzt schon von weniger Lebe als ein ALG2-Empfänger und zum anderen, weil mich jede Art von "Zwangsmaßnahme" einfach ankotzt. Es gibt ja keine Alternative. Ok, in Polen studieren vielleicht...
entweder du zahlst - oder du machst eine Ausbildung (bzw stehst ohne Abschluss da, wenn mitten im Studium).

Ich hätte kein Problem damit, einen zinsLOSEN Kredit aufzunehmen und den abzuzahlen, wenn ich geld verdiene. quasi wie BaföG. Aber das wird vermutlich auch bald zusammengestrichen...
schönes Deutschland.

Mag nicht jemand in ein paar Jahren mit nach Finnland auswandern?
sooo viel Land, sooo wenig Leute  :D
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(http://www.world-of-smilies.com/wos_Schilder2/imsmilin.gif)Aus der "Lingener Tagespost": "Auch im aktuellen Fall führt eine Spur in die deutsch-bayerische Grenzregion."

messie

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Studiengebühren???
« Antwort #476 am: 14 Dezember 2006, 20:38:50 »

Darf ich nochmal milchmädchenrechnen?  :biglaugh:

Die Studis zahlen weniger in die Krankenkasse ein, erhalten aber auch weniger Leistungen von selbiger. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibts nur wenn der Arbeitgeber das auch ausdrücklich vertraglich garantiert, ansonsten gübts nüscht, weder vom Arbeitgeber noch von der Krankenkasse. Da rechne man mal schnell nach wieviel ein Arbeitgeber, der, sagen wir mal: 5 Tage krank ist und das von der Krankenkasse bezahlt bekommt, da kommt auch schon kräftig was zusammen :wink:

Ich mag nun aber auch nicht konkret fett rumjammern, selbst wenn ich (noch) ein Langzeitstudi bin. Das einzige was mich an Thomas' Aussagen immer wieder von Neuem irritiert, sind die zwei Aussagen

1) die liegen mir als Steuerzahler auf der Tasche und
2) die sind Langzeitstudis weil sie faul sind.

Stimmt halt beides nicht so wirklich. Zu 1) wurde schon einiges gesagt, da heben sich pro und contra ungefähr auf.
Ich könnte es mir jetzt einfach machen und zu 2) rufen "ja, stimmt!", denn damit wäre die Steuerzahlerkiste endgültig vom Tisch, da solche Leute (Faulpelze) ja auch im Arbeitsleben faul wären, also die allerersten Kandidaten für Hartz4. Und Hartz4 fällt höher aus als Bafög, insofern ...  :wink:

Mache ich mir aber nicht. Denn: Der Anteil der faulen Langzeitstudis ist extremst klein. Ich kann mir z.B. auch gut vorstellen dass (neben colourize' völlig richtigen Vermutung dass das ein Scheinmanöver war) nach Berücksichtigung aller Ausnahmeregelungen staunenderweise viel weniger an Langzeitstudigebühren in die Kasse kam als gedacht, da darunter eben auch Alleinerziehende, in den Semesterferien erzwungenermaßen Vollzeitarbeitende, sich in Auslandspraktika weiterbildende, Pflegefälle versorgende usw. usw. fallen - mal ganz zu schweigen von all jenen die aufgrund verfehlter Studienordnungen gezwungen sind länger zu studieren (in der Tat musste ich auf einen Kurs der verpflichtend in der Prüfungsordnung vorgesehen ist 1 1/2 Jahre warten - weil er schlicht nicht angeboten wurde ...).

Und das ist nun kein Gejammer, sondern blanke Tatsache.

Verknüpft mit einem von Staates wegen vernünftigen Finanzierungsmodell könnte ich im übrigen Studiengebühren durchaus als vorstellbar ansehen. Also dass der Staat das Studium vorfinanziert und der Student nach dem Studium die angefallenen Gebühren zurückzahlt inklusive einer moderaten Verzinsung. Zur Hälfte geschieht das ja ohnehin im Bafög-System bereits, und die Juristen wissen auch ein Lied davon zu singen. Nur: Dieses Modell gibt es nicht (zumindest bis dato nicht). Und so können viele ein Studium erst garnicht aufnehmen weil ihnen rein das Geld fehlt und nicht etwa weil sie nicht qualifiziert wären. Das ist der Kernpunkt des Widerstands: Dass sozial schlechter gestellte Familien automatisch schlechtergestellt werden und Menschen Berufschancen verwehrt alleine anhand ihres Geldbeutels. Sozial ist 'was anderes.
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Thomas

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« Antwort #477 am: 14 Dezember 2006, 21:45:01 »

Zitat von: "DarkestMatter"
Es gibt ja keine Alternative.
Doch.Nicht studieren und eine Ausbildung machen.Liegt zwar für viel Studenten außerhalb des erfaßbaren, sollen aber schon einige Leute hinbekommen haben.

Das ist natürlich keine Pauschallösung für alle Studenten, aber die Darstellung, es gäbe im Leben nur die Möglichkeiten Studium oder Untergang ist eben nicht richtig.

Zitat von: "messie"
Das einzige was mich an Thomas' Aussagen immer wieder von Neuem irritiert, sind die zwei Aussagen

1) die liegen mir als Steuerzahler auf der Tasche und
2) die sind Langzeitstudis weil sie faul sind.

Stimmt halt beides nicht so wirklich.

"stimmt nicht so wirklich" vieleicht in sofern, das es nicht für absolut alle Langezeitstudenten gilt.Aber so völlig aus der Luft gegriffen sind solche Vorurteile scheinbar auch nicht.

Zitat von: "messie"
Und so können viele ein Studium erst garnicht aufnehmen weil ihnen rein das Geld fehlt und nicht etwa weil sie nicht qualifiziert wären. Das ist der Kernpunkt des Widerstands: Dass sozial schlechter gestellte Familien automatisch schlechtergestellt werden und Menschen Berufschancen verwehrt alleine anhand ihres Geldbeutels. Sozial ist 'was anderes.
Mag sein, aber das ist die Realität.Wenn du im falschen Stadtteil wohnst oder nur 'nen mittelmäßigen Hauptschulabschluß hast, hast du auch beschissene Chancen im Leben.Und das liegt nicht am Geldbeutel.Diese art von (vermeintlicher) Ungerechtigkeit gibt es auch in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft, und es hängt nicht immer nur vom Geld ab.Überall müssen Leute erkennen, das halt gewisse Wunschvorstellungen für sie nicht realisierbar sind.Warum sollte es da für Studenten eine Sonderbehandlung geben ?

Denn es ist rein rechnerisch doch so : Selbst mit allen Gebühren, die ein Student zahlt, arbeitet der Unibetrieb sicherlich nicht kostendeckend, also muß der Staat ordentlich beisteuern, was ja auch erst mal O.K. ist, dafür ist der Staat ja (unter anderem) auch da.Er subventioniert jeden Studenten also bereits.Warum sollten die Studenten nun durch weniger Gebühren noch mehr Subventioniert werden ? Gibt es nicht genügend andere Bildungs- und Erzeihungseinrichtungen, die ebenso eine Berechtigung auf mehr finanzielle Förderung hätten ? Mehr kostenlose Kindergartenplätze, mehr qualifizierte Lehrer (ich weiß, auch die müssen erst studieren) an den Schulen, mehr Sozialarbeiter und -pädagogen an Problemschulen, etc.Warum also gerade die Studentenschaft fördern ?
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Killerqueen

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« Antwort #478 am: 14 Dezember 2006, 22:07:43 »

Zitat von: "Thomas"
(...) mehr qualifizierte Lehrer (ich weiß, auch die müssen erst studieren) an den Schulen, mehr Sozialarbeiter und -pädagogen an Problemschulen, etc.Warum also gerade die Studentenschaft fördern ?

Woher willst Du denn die vielen Lehrer, SozPäds und Psychologen nehmen, wenn sich das Studium keiner mehr leisten kann? =)

Für jemanden, der nunmal die geistigen Möglichkeiten zum Studium besitzt, der ehrgeizig ist und etwas verändern will, ist eine Ausbildung eben keine Alternative. Als einfach nur Ausgebildeter hast Du kaum Handlungsspielraum und bist immer der Honk von irgendwem. Wer selbstverantwortlich und auch für andere handeln will, kann eben nicht mit einer stinknormalen dualen betrieblichen Ausbildung auskommen. Der Horizont dort ist viel zu klein.[/color]
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Thomas

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« Antwort #479 am: 14 Dezember 2006, 22:18:31 »

Zitat von: "Killerqueen"
Woher willst Du denn die vielen Lehrer, SozPäds und Psychologen nehmen, wenn sich das Studium keiner mehr leisten kann?  =)
"Keiner" stimmt ja nicht.Es wird immernoch genug geben, die so oder so das Studium erfolgreich hinter sich bringen werden.Und das sind nicht zwangsläufig nur die schlechtesten.

Zitat von: "Killerqueen"
Als einfach nur Ausgebildeter hast Du kaum Handlungsspielraum und bist immer der Honk von irgendwem. Wer selbstverantwortlich und auch für andere handeln will, kann eben nicht mit einer stinknormalen dualen betrieblichen Ausbildung auskommen. Der Horizont dort ist viel zu klein.

Sehe ich anders.Was ist mit den ganzen Unternehmern alten Schlages, Erfindern, etc. ? Wie ich schon sagte, wer Power, Elan und Ideen hat, der kommt auch ohne Studium nach oben.

Ich bin absolut nicht der Ansicht, das man alles was man ist und was einen ausmacht erst lernen bzw. studieren muß.

Wer kann, der kann.Und wer nicht kann, kann eben nicht.Die Trennlinie dazwischen verläuft aber eben nicht nur anhand eines erfolgreich absolvierten Studiums, auch wenn einem einige das immer wieder Einreden wollen.
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