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Verbot von religiösen Beschneidungen?
Kallisti:
--- Zitat von: Eisbär am 30 Juni 2012, 17:28:11 ---
Im übrigen geht es ja hier nicht um hygienische Gründe (heutzutage komplett albern) oder gar um medizinische (die Entscheidung zur Beschneidung wird auch auch da gerne mal zu früh getroffen, hätte ich mich als Kind nicht mit Händen und Füßen gewehrt, wäre ich auch nicht mehr vollständig), sondern rein um die religiösen Motive.
Mag ja sein, daß die männliche Beschneidung ein verhältnismäßig harmloser Eingriff ist. Aber schwerwiegend muss ein Eingriff sein, damit er dann verboten wird. Wo zieht man die Grenze?
--- Ende Zitat ---
Was is an dem Hygiene-Argument albern?
Und aus medizinischen Gründen wird "die Entscheidung gern mal" gar nicht zu früh getroffen, sondern hingewartet - meine Erfahrung. Wenn es nicht wirklich dringend notwendig ist, wartet man mindestens, bis der Knabe fünf, eher sechs Jahre "alt" ist - und versucht es dann also "anders" zu lösen - bspw. bei "nur" Verklebung, bei wirklicher Verengung wird da kaum eine Alternative sein.
Alleine "vollständig". Ich sehe beschnittene Männer keineswegs als "unvollständig" an. Im Gegenteil - mir ist das sehr sympathisch (aus mehreren Gründen) - also würde das direkt mal jedem erwachsenen Mann sogar empfehlen. 8) ;D
Und ich bin da offenbar nicht die einzige Frau, die demgegenüber so eingestellt ist. ;)
Aus rein nur religiösen Gründen wie gesagt - lehne ich es ab. Aber es gibt wie auch bereits gesagt genug andere Gründe, die eine Zirkumzision durchaus wünschens-/empfehlenswert machen.
messie
ja, wiki sagt, es gibt Männer, die bei Masturbation dann Schwierigkeiten haben bzw. Hilfsmittel nehmen müssen, es gibt aber auch andere. 8) Und wiki sagt nicht: die meisten beschnittenen Männer haben damit Probleme, sondern: das gibt es, kann vorkommen. Wie ich auch bereits sagte: hängt das davon ab, nach welcher Methode/auf welche Art beschnitten wird (also was alles/wieviel).
Wenn es so dermaßen negative Auswirkungen (sexuell z.B.) hätte, würden sich wohl kaum zunehmend erwachsene Männer freiwillig dazu entschließen - ich gehe davon aus, dass die sich vorher informieren - nein: ich bin mir absolut SICHER! Schließlich geht es doch um ihr "bestes Stück". ::)
banquo:
http://www.tagesschau.de/inland/beschneidung114.html
jetzt muss ich wieder an Homer Simpson bei der Zulassungsstelle denken. "und sie, Sir, sie sind schlimmer als Hitler!"
Black Ronin:
Du meinst, das Kölner Gericht schafft nun, das was der seltsame Herr mit dem Bärtchen nicht geschafft hat ? :-X
Das dieses Urteil für Menschen mit jüdischem Glauben, solch eine Zäsur darstellt, hätte ich nicht gedacht. Was daran liegt, das ich keiner bin und von daher nicht nachvollziehn kann, welche Bedeutung sie hat.
Sonst können Juden ja machen was sie wollen, im Rahmen ihres Glaubens. Das ist ja auch gut so. Ist Schächten eigentlich erlaubt? da muss ich gleich mal nachsehen.
Hm. Wirklich eine mächtig vertrackte Sache das! Einerseits Religionsfreiheit in diesem unseren Lande, andererseits beschneidung selbiger.
Was für ein Glück, das wir hier keine Religion haben, die das opfern des erstgeborenen beinhaltet, so als wichtigen Bestandteil !
Kallisti:
Nee, is doch ganz einfach: Solange etwas eine Körperverletzung darstellt, mit der der Verletzte nicht einverstanden ist, der er nicht bewusst und freiwillig zustimmt/zustimmen kann, die außerdem noch schmerzhaft und ggf. traumatisierend ist/sein kann und/oder irreversibel und/oder auch Langzeit-/Spätfolgen hat (wie weibliche Genitalverstümmelung z.B.), kann eine solche Praxis, die zu einer solchen Körperverletzung/Vesehrtheit führt, nur verboten sein, da sie andernfalls einem Grundrecht (in Deutschland) - dem Recht auf körperliche Unversehrtheit - zuwiderläuft.
Da wir ein säkularer (wenn auch nicht laizistischer) Staat sind. So gesehen, ist es legitim, gesetzlich hier die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen zu verbieten (und nur aus medizinischen Gründen zu erlauben).
Ob das taktisch und taktvoll der richtige Weg war (übers Strafrecht zu gehn), ist eine andere Frage ...
Wer weiß, in welchen und wievielen anderen Staaten die Beschneidung (von Jungen oder auch von Männern) aus welchen Gründen (auch) gesetztlich verboten ist und seit wann?
Das Problem ist halt, dass es durchaus nicht so einfach ist, zu sagen: wart halt mit der Beschneidung, bis sie alt genug sind, das selber und wirklich freiwillig zu entscheiden - selbst wenn es so Tradition wäre bzw. würde und also kein sozialer Druck in der Kindheit bestünde (weil alle Jungs bis zu einem bestimmten Alter noch nicht beschnitten wären - dann), so stellt es offenbar aber für die jüdischen Gläubigen ein großes (Denk-/Akzeptanz-/Selbstverständnis-)Problem dar. Und man würde natürlich Gefahr laufen (unter Umständen), dass vor allem solche jüdisch-gläubigen Jungs, die in anderen Kulturen aufwachsen, sich im Laufe der Zeit dann immer mehr vielleicht dagegen entscheiden könnten. Das allerdings weiß man halt nicht. Offenbar stellte es aber ja schon ein großes Problem (für die "jüdische Gemeinschaft") dar, wenn selbst nur einige wenige Männer nicht beschnitten wären.
Im Grunde isses wie so oft: Es gibt Gebote, Verbote, die zu Dogmen geworden sind, die irgendwie auch Sinn machen (können), aber es is halt immer das Problem, dass da nix verhandelbar ist, dass es eben Dogmen und Rituale sind, dass die halt eingehalten werden MÜSSEN usw. - Religion eben. -.- Was erwartet man da?!
Und dann isses halt auch eine patriarchale Religion (wie alle monotheistischen Religionen) - der Mann steht im Mittelpunk und damit "natürlich" sein Geschlecht(steil) - und das wird da ja dann auch gefeiert, zelebriert (die Beschneidung, der Penis, der Junge).
Oder gibt´s irgendwas Vergleichbares im Judentum und Islam auch für Mädchen - irgendeine Feier für die Mädchen, einfach nur, weil sie Mädchen sind bzw. Frauen werden? ??
Black Ronin:
:o Ähm. Brilliant geschrieben und analysiert. Kann hier nur zustimmen !
Aber ich bin ja auch kein orthodoxer oder dogmatischer Jode !
Religion sucks.
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