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Autor Thema: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...  (Gelesen 24236 mal)

Eisbär

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #30 am: 09 Mai 2012, 16:50:11 »

Kenaz:
Du hast aber schon gelesen, daß Red Janet extra erwähnte, aus Zeitmangel nur kurz darauf einzugehen?
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #31 am: 09 Mai 2012, 17:00:21 »

Kenaz:
Du hast aber schon gelesen, daß Red Janet extra erwähnte, aus Zeitmangel nur kurz darauf einzugehen?

- Klar hab' ich das gelesen. Das ändert aber nichts daran, dass sie Punkte am fraglichen Text kritisiert, die dieser nicht hergibt. Und das lässt sich selbst durch den schönste Zeitmangel nicht rechtfertigen, denn: Wenn man nicht über die nötige Zeit verfügt, einen Text richtig zu lesen und/oder seine Kritik daran adäquat zu formulieren, sollte man es besser bleiben lassen. Sonst kommt eben genau das heraus, was man anderen so gerne ankreidet: BILD-Zeitungs-Niveau.
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #32 am: 09 Mai 2012, 18:30:12 »

Dem Text von Kenaz habe ich nicht viel hinzuzufügen.

Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. [...] Dass ich diese Verschwörungstheorie nicht ernst nehme, hat nichts damit zu tun, dass ich Redakteurin bin. Im Gegenteil - ich arbeite weder für Bertelsmann noch für Springer und war bisher immer in kleinen, unabhängigen Verlagen tätig. Aber Bertelsmann ist nun wirklich nicht der einzige Konzern, der politische Macht hat. Und davon hat er längst nicht so viel, wie der Autor uns glauben lassen möchte.

Ich nehme mal ganz arglos an, dein "Befassen" mit Bertelsmann geschah im Zuge deiner Bewerbungen und somit - nimm's mir bitte nicht übel - unter gänzlich anderer Schwerpunktsetzung als der in dem (von dir zwar nicht vollständig gelesenen, aber trotzdem vehement kritisierten) Text. Ich finde es sehr verständlich, wenn man sich dann eher auf die positiven Aspekte konzentriert.

Ich meine ja auch gar nicht, dass alles Blödsinn ist, was in diesem Text steht - aber man sollte ihn vielleicht mit ein wenig Vorsicht genießen.

Da gebe ich dir recht; das sollte grundsätzlich für jeden Text gelten. ;)
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #33 am: 18 Mai 2012, 13:55:35 »

Der Publizist Albrecht Müller hat den Entwurf seiner Rede vom 5. Mai d. J. auf den Nachdenkseiten eingestellt:

"Für einen Pakt aller Demokraten gegen Finanz-Zyniker und Spekulanten"

Er versucht, Gemeinsamkeiten zwischen der demokratischen Linken und den Konservativen darzustellen, die angesichts der seit einigen Jahrzehnten eingeschlagenen Richtung der herrschenden Politik, die er als Bedrohung der Demokratie begreift, wichtiger sein sollten als die angeblich unüberbrückbaren Unterschiede.

Ich wollte den Link zunächst nicht posten, da mir die anmaßende Wortwahl überhaupt nicht gefällt ("Ein kluger Konservativer weiß...", "In konservativen Kreisen müsste eigentlich weit verbreitet sein...", "Anständige Konservative..." etc.), aber davon abgesehen finde ich den Text und die Grundidee der Rede lesenswert: Abkehrung von ideologischen "Alternativlosigkeiten", zurück zu Inhalten und Sachlichkeit. Klingt doch simpel, oder? ;)

Zitate aus der Rede:
"Ein Pakt aller Werte schaffenden und an Werten orientierten Bürgerinnen und Bürger ist vonnöten. Er reicht von Wertkonservativen bis zur demokratischen Linken. Manch Konservativer fragt da ziemlich empört: Was soll ich mit Linken? Was soll ich mit den roten Socken? So ist die Welt heute. Geprägt von aggressiven Schlagworten und Kampagnen. – Linke fragen: Was wollen wir mit Konservativen anfangen? Ihnen verdanken wir doch die unsoziale Entwicklung in unserem Land.

Die Berührungsängste sind verständlich. Aber die Auffassungsunterschiede zwischen anständigen Wertkonservativen und demokratischen Linken sind angesichts der gegenwärtigen Bedrohung gering. Wir kommen mit der jetzigen politischen Konstellation nicht weiter. [...]

Im Interesse der Finanzwirtschaft sind wichtige gesellschaftliche Einrichtungen zerstört worden bzw. werden noch zerstört:
Öffentliche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen werden privatisiert; Wasserwerke, Kliniken, kommunale Wohnungen, Eisenbahnen, immer mehr auch Schulen und Universitäten – über all lässt man Aktionäre mit verdienen. Zulasten der Allgemeinheit, zulasten der Kommunen, der Mieter und zulasten der Arbeitnehmerschaft.

Die öffentlich organisierte Altersvorsorge wird stückweise durch private Vorsorge ergänzt und entwertet – weil die Versicherungswirtschaft und die Banken das so wollen, nicht aus sachlichen Gründen. Der Ruf der Gesetzlichen Rente wurde absichtlich ruiniert, um den Verkäufern der Privatvorsorge das Feld zu bereiten. Zudem werden die privaten Versicherungsprodukte, die Riester-Rente und die Rürup-Rente auch noch mit Steuergeldern subventioniert. [...]

Ob ein Produkt oder eine Dienstleistung öffentlich oder privat produziert wird, ist eine Frage sachlicher Abwägung und nicht eine ideologisch zu beantwortende Frage. Dabei gibt es ein paar hilfreiche Kriterien: Welche Art der Produktion ist effizienter? Ist Wettbewerb bei Privatisierung wirklich möglich? Es macht ja keinen Sinn, ein öffentliches Oligopol oder Monopol durch ein privates zu ersetzen. Das geschieht aber am laufenden Band. Diese Tendenz müsste auch an der Sache orientierten Konservativen die Haare zu Berge stehen lassen."
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #34 am: 01 Juni 2012, 09:37:19 »

Ein interessantes Gespräch mit dem frankfurter Soziologieprofessor Sighard Neckel über den in den letzten Jahren entstandenen Geldadel und die zunehmende Undurchlässigkeit der sozialen Schichtung:

Die Herkunft spielt eine immer größere Rolle beim sozialen Aufstieg - auch als DRadio-Audiodatei.

Mit Feudalisierung ist hier die Übernahme der politischen Entscheidungen durch den Wirtschafts- und Geldadel gemeint. Dass dieser "Adel" gern unter sich bleibt, ist nicht neu, neu ist aber die zunehmende Ausrichtung der Politik nach den Bedürfnissen vor allem der Hochfinanz (unschlagbares Stichwort: "marktkonforme Demokratie") - zu Lasten der Demokratie, wie man kürzlich beispielsweise in Frankfurt betrachten konnte.

Die Medien spielten dabei auch mal wieder ihre unrühmliche Rolle. Bei n-tv hieß es sinngemäß: "Die Polizei konnte viele Busse voller gewaltbereiter Demonstranten bereits vorher abfangen." Da wird man schnell wieder daran erinnert, dass die meisten Medien den Nutznießern dieses Systems gehören. (Im Fall n-tv siehe zum Beispiel RTL-Group: Bertelsmann.) Klar, dass lieber pauschal sämtliche systemkritischen Demonstranten kriminalisiert wurden als über die Gründe zu berichten, warum eigentlich die Polizei die Bänker vor dem Volk, diesem gemeinen Mob, schützen muss... ::)
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #35 am: 10 September 2012, 14:03:40 »

Heute Abend um 21.45 Uhr zeigt die ARD einen Bericht über Lobbyismus und Parteienfinanzierung:

"Die Einflüsterer - Wie Geld Politik macht"
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #36 am: 16 Januar 2013, 17:55:49 »

Die EU-Kommission plant offensichtlich, die Privatisierung voran zu treiben: jetzt ist also das Wasser dran.

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/1213/wasser.php5

Wenn ihr wollt, könnt ihr hier eure Unterschrift dagegen leisten:
http://www.right2water.eu/de

Lasst euch bitte nicht von der Datenabfragerei abschrecken; was ich dazu hier im Monitor-Forum fand:

"dabei Achtung: nur identische Angaben wie im Personalausweis werden als gültig gewertet,
falsche Angaben können andere Stimmen ungültig machen,
wenn Sie in die Stichprobe (Amt für Statistik) fallen
(damit wird die Fehlerquote bestimmt),
und anschließend als Fehlerquote hochgerechnet werden."
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #37 am: 16 Januar 2013, 19:12:07 »

Die EU-Kommission plant offensichtlich, die Privatisierung voran zu treiben: jetzt ist also das Wasser dran.

- Soeben unterzeichnet. :)

Einmal mehr sehe mich vollumfänglich in meiner Einschätzung bestätigt, dass die EU der institutionelle Antichrist schlechthin ist. Ich begrüße wirklich alles, was dieses widerwärtige Konstrukt zu Fall bringt.
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #38 am: 16 Januar 2013, 20:10:07 »

Zitat
Wenn ihr wollt, könnt ihr hier eure Unterschrift dagegen leisten
Done
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #39 am: 17 Januar 2013, 10:40:33 »

Einmal mehr sehe mich vollumfänglich in meiner Einschätzung bestätigt, dass die EU der institutionelle Antichrist schlechthin ist. Ich begrüße wirklich alles, was dieses widerwärtige Konstrukt zu Fall bringt.

Eine Europäische Zentralregierung, die funktioniert, könnte soooo viele Vorteile haben.

So wie es ist erscheint sie maximal so halb demokratisch legitimiert und als ein zahnloser bürokratischer Moloch mit einer Tendenz zu absurden Entscheidungen.

Die USA haben es doch auch hinbekommen mit einer zentralen Regierung auf Bundesebene und einzelnen Staaten, warum schaffen wir das nicht?
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #40 am: 17 Januar 2013, 11:19:12 »

Die USA haben es doch auch hinbekommen mit einer zentralen Regierung auf Bundesebene und einzelnen Staaten, warum schaffen wir das nicht?
Weil wir es "besser" machen wollen und daher so viel daran rumbasteln bis alles kaputt ist.
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #41 am: 17 Januar 2013, 12:15:39 »

Die USA haben es doch auch hinbekommen mit einer zentralen Regierung auf Bundesebene und einzelnen Staaten, warum schaffen wir das nicht?

- Weil die USA ein vergleichweise "junges" staatliches Konstrukt sind, wohingegen die europäischen Völker auf eine deutlich längere, gewachsene Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sich nun mal sehr unterschiedliche Identitäten herausgebildet haben. Und die lassen sich nicht innerhalb von zwanzig Jahren gleichschalten.
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #42 am: 17 Januar 2013, 13:46:31 »

Zitat
Eine Europäische Zentralregierung, die funktioniert, könnte soooo viele Vorteile haben.
Krieg nur ich eine Gänsehaut, wenn Worte mit "Zentral-" fallen?
Zitat
Und die lassen sich nicht innerhalb von zwanzig Jahren gleichschalten.
"gleichschalten" finde ich auch äußerst gruselig. :-/
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #43 am: 17 Januar 2013, 14:14:30 »

Zitat
Eine Europäische Zentralregierung, die funktioniert, könnte soooo viele Vorteile haben.
Krieg nur ich eine Gänsehaut, wenn Worte mit "Zentral-" fallen?

Also wenn man einen Binnenmarkt mit einer gemeinsamen Währung und allseitiger Freizügigkeit (natürlich hier im Sinne einer freien Wahl des Wohnsitzes) möchte, dann erscheint es sinnvoll. Sonst könnte es einen Wettlauf nach unten um Sozialstandards geben, wenn Staaten um die Ansiedelung von Unternehmen konkurrieren, eine hohe Verschuldung einiger Mitgliedsstaaten im Vertrauen darauf, dass die anderen sie schon irgendwie "raushauen" werden, wenn es ernst wird, eine problematische Situation, wenn ein Mitgliedsstaat in einen militärischen Konflikt gerät, Chaos beim Verhalten gegenüber Flüchtlingen oder anderen Zuzugswilligen... Was wir alles jetzt schon sehen.

Würde man die Europäische Union konsequent als einen Bundesstaat organisieren, würde es besser funktionieren. Die Ansichten gehen hier sicherlich auseinander, aber ich glaube, dass es dazu nicht nötig ist, nationale und kulturelle Identitäten aufzugeben - im Gegenteil würde es den ökonomischen und politischen Druck abbauen helfen, der diese Identitäten in den Konflikt treiben könnte.

Oder man könnte natürlich komplett souveräne Nationalstaaten schaffen. Dieses Mischmasch-Hinundher mit Zuständigkeitsgerangel und Bürokratiewahn ist ja offensichtlich nicht so zielführend.
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Eisbär

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #44 am: 17 Januar 2013, 14:40:23 »

Ich denke, dieses Mischmasch, was Du kritisierst, ist einfach nur der Zwischenschritt zwischen den einzelnen, komplett souveränen Nationalstaaten und dem Bundesstaat.

Es läuft doch nach und nach alles auf diesen hinaus. Das Mischmasch ist nur der Weg dahin, damit man sich langsam dran gewöhnen kann.
Ich finde eine derartige europäische Einigung übrigens ziemlich großartig. Bis vor ca. 70 Jahren war an ein derartig intensives Miteinander ja in keinster Weise zu denken. Man schlug sich lieber wegen jeder Kleinigkeit gegenseitig die Köpfe ein.
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