Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?  (Gelesen 29837 mal)

Kallisti

  • Gast
Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #30 am: 28 April 2012, 13:26:46 »

Doch, das tun sie...soll ich Dir nochmal nen Link zu diesem Forum da raussuchen? *.*

lass ma steckn. Ich meine mich dunkel auch so zu erinnern ...
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Kallisti

  • Gast
Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #31 am: 28 April 2012, 13:41:45 »

Dass FAS keine psychische Störung ist, is mir auch klar ;) - was ich aber sage, ist, dass statt/anstelle FAS zu diagnostizieren, zu benennen, den Leuten häufig eben "psychische Störungen" "diagnostiziert" werden - bspw. Persönlichkeitsstörung, ADHS, Angststörung, Borderline, Depression ...

Und ich meine, dass ein Leben mit FAS einhergehen kann (wohl oft geht) mit einigen dieser "Störungen" - eben WEIL die Betroffenen und die Menschen, die mit ihnen "zu tun" haben (Job, Privatleben), davon (FAS) nichts wissen - oder auch: nichts wissen sollen. Und das Verhalten dann "missinterpretiert" wird (als bspw. Charakterschwäche ...).

Und weil diese Menschen ja nicht abgeschottet in einem Schutzraum leben (können und wollen), sondern sich "draußen in der Welt" bewegen, verhalten ... . Durch die Probleme, die das dann allerdings nicht selten mit sich bringt (weil sie sich dort ja nicht so gut "zurechtfinden" ... können wie "Menschen ohne FAS"), entwickeln sie dann auch die ein oder andere "Störung". Ursache wäre hier also dann aber doch schon FAS, Auslöser wiederum jedoch das feedback der Umwelt, der anderen Menschen. ?



Das mit der Schuld im Zusammenhang oder in Abgrenzung oder als Teil (? ? ?) von Auslöser-Ursache bzw. einer "Störung" selbst, ist mir allerdings noch nicht ganz klar geworden. ?
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messie

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #32 am: 28 April 2012, 13:59:20 »

Inwieweit Leute mit FAS falsch diagnostiziert werden, bzw. wie häufig, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Dass jene Leute allerdings

Zitat
nichts wissen sollen

das kann ich mir nicht vorstellen.
Denn das Argument "Ärzte überbringen ungern schlechte, endgültige Nachrichten" zieht nicht so recht, denn das begegnet ihnen in ihrem Berufsleben eh immer wieder! Ich würde jetzt nicht sagen "ständig", aber "praktisch überhaupt nicht" wäre ja wohl auch gelogen.

Wenn es nach dieser Logik ginge, dürften Ärzte ja auch so gut wie irgend etwas als chronisch diagnostizieren. Tun sie aber. Laut deiner Aussage ja auch sogar zu oft (die eigenen Beiträge nicht gelesen? ;) ). Passt also nicht so recht zusammen.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #33 am: 28 April 2012, 14:50:13 »

Inwieweit Leute mit FAS falsch diagnostiziert werden, bzw. wie häufig, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Dass jene Leute allerdings

Zitat
nichts wissen sollen

das kann ich mir nicht vorstellen.
Denn das Argument "Ärzte überbringen ungern schlechte, endgültige Nachrichten" zieht nicht so recht, denn das begegnet ihnen in ihrem Berufsleben eh immer wieder! Ich würde jetzt nicht sagen "ständig", aber "praktisch überhaupt nicht" wäre ja wohl auch gelogen



Wieder Missverständnis: Einerseits ja, denke ich durchaus, dass Ärzte sich mit der Diagnose "FAS" schwertun. Denn es is ja dann nichts, das auch nur irgendwie "therapiert" werden könnte, im Sinne von also "heilbar". Allerdings gehen damit oft halt Verhaltensweisen einher, die man sehr wohl "diagnostizieren" kann und will - weil man da wenigstens immerhin die Symptome "behandeln" kann - also wie oben aufgezählt (ADHS, Depression etc. - s.o.).

Andererseits bzw. mit "nicht wissen sollen" meinte ich: andere Menschen. Die FAS-Betroffenen selber wollen das oft nicht so gerne ("wahrhaben" oder/und also auch anderen so mitteilen/eröffnen, dass sie das haben ...). Es sind also "andere Menschen", vor denen das verborgen wird - wie das ja so auch bei (anderen) "geistigen Krankheiten", überhaupt bei einigen Krankheiten nicht selten der Fall ist - dass fremde Menschen (Job, aber auch Bekanntenkreis ...) das nicht unbedingt wissen sollen.

Jedenfalls ist es bei FAS eben einfach so, dass die Leute ja überhaupt keine Chance auf "Veränderung"/Verbesserung haben - eben deshalb ist es wohl einfach/nachvollziehbar schwer, sich mit einer solchen Diagnose abfinden zu sollen und das auch noch Fremden gegenüber zu "vertreten": ich bin halt "geistig zurückgeblieben" - ich kann dies und jenes nicht/nie, weil ich ein geschädigtes Gehirn habe - von Geburt an.

DAS allerdings kann diesen Menschen durchaus nämlich bewusst sein/verständlich gemacht/von ihnen verstanden werden! Denn so stark geistig behindert sind sie dann eben doch nicht. Das ist im Grunde das Fatale daran: je nach individueller Ausprägung halt, erscheinen die Leute auf den ersten (und auch nicht selten noch zweiten ;) ) "Blick" (im Umgang ...) als "ganz normal. Die Schädigung zeigt sich oft erst, wenn man länger mit ihnen zu tun hat und dann eben wird da viel fehlinterpretiert - als eben "psychische Störung" ...

Zitat
Wenn es nach dieser Logik ginge, dürften Ärzte ja auch so gut wie irgend etwas als chronisch diagnostizieren. Tun sie aber. Laut deiner Aussage ja auch sogar zu oft (die eigenen Beiträge nicht gelesen? ;) ). Passt also nicht so recht zusammen.
messie


Wie gesagt: Diagnostiziert wird ja durchaus - nur eben das Falsche (bei FAS z.B. häufig). Dieses "Falsche" lässt sich dann aber immerhin ja "behandeln" - FAS nicht. Und somit is das für Ärzte schon einfach "angenehmer" - vor allem sicherer - denn die "Äußerungen"/Manifestationen von FAS ähneln ja diversen psychischen Störungen bzw. sind die dann u.U. auch vorhanden, nur dass halt die eigentlich URSACHE dafür nicht erkannt und/oder genannt wird oder werden will (von Ärzteseite).
« Letzte Änderung: 28 April 2012, 14:52:51 von Kallisti »
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #34 am: 28 April 2012, 21:18:28 »

Dass FAS keine psychische Störung ist, is mir auch klar ;) - was ich aber sage, ist, dass statt/anstelle FAS zu diagnostizieren, zu benennen, den Leuten häufig eben "psychische Störungen" "diagnostiziert" werden - bspw. Persönlichkeitsstörung, ADHS, Angststörung, Borderline, Depression ...

Wie kommst du denn zu dieser Annahme? Die Kriterien für FAS sind 1. Wachstumsstörung 2. FAS Gesichtsmerkmale 3. Schaden am ZNS (oft mit Intelligenzminderung) 4. Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, Zusätzlich werden manchmal noch Einschränkungen in der Feinmotorik und Tremor genannt. Ein Psychiater, der diese Kriterien wahrnimmt und mit einer der von dir genannten Achse-1 oder Achse-2 Störung verwechselt, sollte sich vielleicht einen neuen Job suchen.
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #35 am: 29 April 2012, 10:38:19 »

Zu dieser "Annahme" komme ich, weil ich auf jeden Fall eine Person kenne (mir zumindest bei dieser ganz sicher bin), dass da FAS "zugrunde liegt" und das auch bestätigt wurde von einer "FAS-Beratung", nicht jedoch von "Ärzten" (Ochsenzoll z.B.), dort wurde von einer Persönlichkeitsstörung, ADHS und Suchterkrankung (Alkohol, "Mischkonsum") gesprochen.

Und natürlich entsprechend diese "Symptome" "behandelt" - ohne Erfolg - wie abzusehen war.

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #36 am: 29 April 2012, 10:51:06 »

Zu dieser "Annahme" komme ich, weil ich auf jeden Fall eine Person kenne (mir zumindest bei dieser ganz sicher bin), dass da FAS "zugrunde liegt" und das auch bestätigt wurde von einer "FAS-Beratung", nicht jedoch von "Ärzten" (Ochsenzoll z.B.), dort wurde von einer Persönlichkeitsstörung, ADHS und Suchterkrankung (Alkohol, "Mischkonsum") gesprochen.

Und natürlich entsprechend diese "Symptome" "behandelt" - ohne Erfolg - wie abzusehen war.

Hmm - damit hebelst du gerade deine gesamte Argumentationslinie auf, die du in zahlreichen Threads hier vertrittst, dass man nicht von einem einzelnen, persönlich bekannten Fall auf die Allgemeinheit schließen sollte, sondern man sich doch lieber objektiven Quellen zuwenden sollte (deine Worte).

Dazu kann ich nur sagen: Mich stört das nicht, keineswegs! Ich finde dass du gerade selbst ausgezeichnet bewiesen hast, warum es nicht eine Wahrheit geben kann: Die Wissenschaft sagt A, in der Realität geschieht B. Das kann passieren, das passiert auch immer wieder. Die Diskrepanz zwischen "so sollte es sein" und "so beobachte ich es" ist mitunter recht groß.

Einzig einen Fehler darf man dabei nicht machen: Zu glauben, dass sich das Beobachtete verallgemeinern lässt. Man kann nur sagen "ich habe es anders erlebt" und sagen "das gibt es auch, das passiert auch". Das kann dann auch niemand in Abrede stellen, denn was jemand selbst erlebt ist nun einmal wahr (sollte man jedenfalls als wahr annehmen, denn sonst bringen Diskussionen in Foren nichts, wenn immer alle sich gegenseitig des Lügens unterstellen).

Dass FASlern psychische Störungen untergejubelt werden, davon ist dann ja jetzt auszugehen, du hast es also erlebt, zumindest in jenem einen Fall. Ob den Leuten dies häufig unterstellt wird, kannst du dennoch nicht wissen. Lediglich vermuten.

Auch wenn ich an deiner Stelle selbiges wahrscheinlich selbst vermuten würde - wissen kannst du es nicht. Also ein wenig Vorsicht walten mit Verallgemeinerungen. Was nicht einfach ist, denn in diese Falle tappe ich selbst öfters mal, zu glauben von meinen Beobachtungen her etwas allgemeiner zu formulieren. Wissen kann auch ich es aber halt ebenfalls nicht.
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #37 am: 29 April 2012, 10:58:19 »

Da hast du vollkommen Recht, messie. :)

Allerdings glaube/meine (!) und fürchte ich, dass es eben viele "unbekannte" FAS-Betroffene gibt und denen eben mehrheitlich andere "Krankheiten" diagnostiziert werden, aber halt nicht ihr eigentlich "ursächliches" Problem. Wenn dann "Therapien" "nicht anschlagen" - und das wiederholt - ist das für die Betroffenen eine Katastrophe (irgendwann mal ...), weil ihnen ja nicht wirklich mit solchen Therapien geholfen werden kann, was sie aber selbst dann gar nicht wissen (wenn sie von ihrem FAS nichts wissen).

Insofern ist das vonseiten der Ärzte eigentlich fahrlässig.

Und ich bin halt ziemlich sicher, dass gerade unter den Alkoholikern es viele FAS-Betroffene gibt - also vor allem (wie schon gesagt) unter den obdachlosen Alkoholikern. Und da ist es dann natürlich umso schwieriger und unwahrscheinlicher, dass diese eine richtige Diagnose (dann noch) erhalten oder in irgendeiner Weise "angemessen" "therapiert" werden - man sieht nur die Sucht (als Hauptursache für die Probleme, die Obdachlosigkeit ...), nicht aber, die eigentliche dahinterstehende Problematik: FAS.

Also wer das genauer wissen will, kann sich hier informieren (ich hab das irgendwann früher schon mal wo anders im Forum eingestellt):

http://www.fasworld.de/
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Kallisti

  • Gast
Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #38 am: 29 April 2012, 11:10:16 »

Wenn man sowas liest

Zitat
Mögliche Anzeichen für FASD

   Haben sie folgendes Verhalten bei Ihrem Kind gesehen oder bemerkt?

·        Scheint aufgedreht zu sein und hat Schwierigkeiten, sich zu beruhigen.

·        Kann sich nicht selber beschäftigen

·        Zeigt kein angemessenes Sozialverhalten

·        Hat Probleme, Freunde zu bekommen bzw. zu behalten

·        Spielt nur mit Kindern, die 3-4 Jahre jünger sind

·        Benötigt konstante Beaufsichtigung

·        Lernt nicht aus Fehlern

·        Redet zu viel

·        Mag keine Veränderungen (Schule, Umzug usw.)

·        Regt sich schnell auf

·        Handelt ohne nachzudenken

·        Ist leicht ablenkbar

·        Ist unfähig, lange still zu sitzen

·        Muss an wiederkehrende Routine erinnert werden

·        Vergisst, was vor Kurzem gelernt worden ist

·        Hat Schwierigkeiten, Neues zu lernen

·        Schlafprobleme

·        Ungewöhnliche körperliche Merkmale

·        Essprobleme

·        Ist oft aggressiv

·        Kann Forderungen wiederholen, ist aber unfähig, sie auch durchzuführen

·         unter- oder überschmerzempfindlich

Solche Verhaltensweisen- bzw. Auffälligkeiten findet man häufig bei Kindern mit FASD

zurück

FASworld e.V. Deutschland
fasd@fasworld.de
www.fasworld.de

http://www.fasworld.de/zeichen.html


denkt man durchaus auch an ADHS ... - zum Beispiel. Und halt nicht nur "man", sondern offensichtlich auch Ärzte. Und offenbar gibt es also nur wenige Ärzte, die FAS "richtig erkennen" und "diagnostizieren.


http://www.fasworld.de/doctorsJuli2010.pdf


Dann siehe auch hier:

Zitat
Die Diagnose FASD bei Kindern und bei Adoleszenten
zu stellen, ist für viele Ärzte in der Praxis offensichtlich
noch schwierig, sodass zahlreiche Betroffene unentdeckt
bleiben. Die Schwierigkeit der Diagnosestellung
liegt unter anderem daran, dass dem Syndrom ein richtungsweisendes,
pathognomonisches Symptom wie zum
Beispiel eine Dysmelie oder Phokomelie bei der Thalidomid-
Embryopathie fehlt und weder die Mütter noch
die Umgebung in den Familien den chronischen Alkoholmissbrauch
und seine Gefährdung für den Fetus erkennen
(11). Darüber hinaus ist Alkoholgenuss in der
Öffentlichkeit und auch bei Ärzten oft noch zu stark tabuisiert,
sodass die entsprechenden Verdachtsmomente
auf eine Störung durch Alkohol ausbleiben. In der Regel
werden nur ausgeprägte Formen des FAS erkannt, unter
anderem weil die Mütter häufig schon in der Geburtsklinik
als chronische Alkoholikerinnen diagnostiziert werden.
Sehr viel größere Schwierigkeiten stellt die Diagnose
der häufiger vorkommenden betroffenen Kinder mit
geringeren phänotypischen Merkmalen dar, bei denen
ein partiales FAS oder sogenannte Fetale Alkohol-Effekte
(FAE, „fetal alcohol-effects“) vorliegen. Leitsymptome
sind Kleinwuchs, verschiedene Fehlbildungssymptome
im Bereich von Kopf und Gesicht (sogenannte kraniofaziale
Dysmorphie), unterschiedlich stark ausgeprägte
Zeichen einer Entwicklungsbeeinträchtigung mit
psychopathologischen Symptomen sowie eine positive
Anamnese für einen Alkoholmissbrauch durch die Mutter
während der Schwangerschaft.
[...]



http://www.fasworld.de/aerzteblatt101008.pdf
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messie

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #39 am: 29 April 2012, 11:22:18 »

Zitat
(...) denkt man durchaus auch an ADHS ... - zum Beispiel. Und halt nicht nur "man", sondern offensichtlich auch Ärzte. Und offenbar gibt es also nur wenige Ärzte, die FAS "richtig erkennen" und "diagnostizieren.

Da muss ich aber sagen, dass das in dem Fall dann aber auch außerordentlich schwierig ist. Du hast recht, die Symptomatik ähnelt der, die man bei ADHSlern abklopft, schon sehr. Dass da Ärzte "in die Falle tappen" kann ich mir schon gut vorstellen.
Die Frage ist, wie sie drauf reagieren wenn man sie auf FAS anspricht. Kann ja auch sein dass sie davon gar nichts wissen! Ja, Ärzte sind nicht allwissend ;)

Da wiederum glaube ich, dass es solche und solche gibt: Die einen haben ihren (unangebrachten) Stolz und bügeln es schroff ab (so nach dem Motto "was ich diagnostiziert habe muss stimmen, was anderes kommt garnicht in Frage"), andere sind da aufgeschlossener.

Ich glaube aber auch bei FAS, dass da etwas machbar ist: Denn auch hier ist es ja durchaus möglich, der Person die es hat zu vermitteln, dass sie deswegen kein schlechter Mensch ist, "nur" weil sie diese angeborene Krankheit hat. Auch hier kann das Selbstbewusstsein gestärkt werden, sollte es auch.
Das kann durch Freunde, Partner, etc. pp. geschehen. Wenn dies aber nicht gelingt, halte ich auch hier einen Profi für nicht verkehrt - einen, der nichts anderes als die Aufgabe hat, dass die Person damit umgehen lernt.
Lohnt sich natürlich nur dann, wenn die Person auch drunter leidet. Wenn sie ihr Schicksal ohnehin angenommen hat und damit lebt, dann ist auch eine Therapie Unsinn. ;)
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Kallisti

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #40 am: 29 April 2012, 11:42:41 »


Da muss ich aber sagen, dass das in dem Fall dann aber auch außerordentlich schwierig ist. Du hast recht, die Symptomatik ähnelt der, die man bei ADHSlern abklopft, schon sehr. Dass da Ärzte "in die Falle tappen" kann ich mir schon gut vorstellen.
Die Frage ist, wie sie drauf reagieren wenn man sie auf FAS anspricht. Kann ja auch sein dass sie davon gar nichts wissen! Ja, Ärzte sind nicht allwissend ;)


Nun ja - da kann ich dann aber doch eigentlich nur Spambot zitieren:

Zitat
Ein Psychiater, der diese Kriterien wahrnimmt und mit einer der von dir genannten Achse-1 oder Achse-2 Störung verwechselt, sollte sich vielleicht einen neuen Job suchen.


Wie gesagt: Ich denke, Ärzte wiegeln da oft ab - es ist also dann eher immer was anderes als FAS. Und das liegt vielleicht auch daran, dass nicht wenige Ärzte sich damit zu wenig auskennen, aber vor allem - meiner Ansicht nach - eben daran, dass man die URSACHE nicht "beheben" kann (bei FAS). Und dass aber sich FAS in diversen Symptomen ja zeigt, die nicht gleich unbedingt offensichtlich sind: für eine geistige Behinderung! Es is also sozusagen mehr "Deutungsspielraum" als bei anderen geistigen Behinderungen.

Zitat
Ich glaube aber auch bei FAS, dass da etwas machbar ist: Denn auch hier ist es ja durchaus möglich, der Person die es hat zu vermitteln, dass sie deswegen kein schlechter Mensch ist, "nur" weil sie diese angeborene Krankheit hat. Auch hier kann das Selbstbewusstsein gestärkt werden, sollte es auch.
Das kann durch Freunde, Partner, etc. pp. geschehen. Wenn dies aber nicht gelingt, halte ich auch hier einen Profi für nicht verkehrt - einen, der nichts anderes als die Aufgabe hat, dass die Person damit umgehen lernt.
messie


Voraussetzung dafür ist aber: dass FAS überhaupt erst erkannt, festgestellt und benannt wird - also: diagnostiziert. ! ;)

Und dann kann ich nur sagen, ist das Leben mit einer FAS-betroffenen Person extrem anstrengend ... - aufgrund eben des Verhaltens ... ... ... und man ja im Grunde das alles nur "hinnehmen" und niemals verändern kann. Man muss sich absolut darüber klar werden, dass dieser Mensch eben "geistig behindert" ist - was aber nicht selten schwerfällt, eben dann, wenn die "Symptome" nicht so ganz offensichtlich für FAS sind, wenn man also selber erst mal denkt, es könnte ADHS sein und Depression und Angststörung, es könnte an der Sucht liegen (weil eben nicht wenige dieser Menschen selbst alkoholkrank (geworden) sind) ... ... ... Und weil diese Menschen nicht alle auf den ersten Blick/Kontakt als "geitig behindert" erscheinen!

Und vor allem: Wenn die Leute es selbst von sich gar nicht wissen, ist es noch schwerer oder aber auch, wenn sie es wissen, aber nicht wahrhaben wollen. Weil sie sich dann so verhalten, als wäre "nichts los" mit ihnen und weil sie dann eben auch einen Umgang (von anderen mit ihnen) erwarten, als sei eben "nix los" ...


Naja. Schwierige Sache jedenfalls.
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schwarze Katze

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #41 am: 30 April 2012, 10:25:25 »

wenn man das hier liest, dann kann man schon ziemlich deutliche Unterschiede von FAS zu ADHS (und insbesondere zu ADS) sehen:
Zitat
    allgemeine Entwicklungsretardierung bis zur Unselbstständigkeit
    Konzentrationsschwäche, Lernschwäche, kognitive Behinderung
    Schwierigkeit im Verstehen von abstrakten Dingen und logischen Zusammenhängen
    Probleme mit der Erfassung von Begriffen wie z. B. bald, vorher, nachher, demnächst, übermorgen usw.
    Probleme im mathematischen Bereich, z. B. Schätzen von Zahlen, Verständnis der Uhrzeit und Umgang mit Geldwerten

    Krampfanfälle, Epilepsie
    emotionale Instabilität, Schwankungen von Ausgeglichenheit, Stimmungen und Gefühlsäußerungen
    häufig lang anhaltende Temperamentsausbrüche
    Hyperaktivität
    Hyperexzitabilität (Übererregbarkeit des zentralen Nervensystems)
    Über- oder Untersensibilität bezogen auf oft selbst leichte Schmerz-, Temperatur-, Berührungsreize usw.
    Unter- oder Überreaktionen auf taktile Reize
   Vertrauensseligkeit (z. B. mit fremden Personen mitgehen)
    erhöhte Risikobereitschaft, Waghalsigkeit, dadurch erhöhte Unfallneigung
    Aggressivität und Destruktivität
    überdurchschnittlich lange Reaktionszeiten
    Unaufmerksamkeit, leichte Ablenkbarkeit bis hin zur Reizüberflutung durch diverse Umgebungsreize (Lichter, Farben, Geräusche, Bewegungen, Menschen usw.)

man muss die Symptomatik komplett betrachten und nicht nur eine kleine Teil davon, derade die fett von mir unterstrichene Sypmtome sind für ADHS/ADS untypisch.





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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #42 am: 30 April 2012, 10:38:02 »

Naja, das Problem ist, dass in beiden Fällen nicht alles zwingend auftreten muss. Wenn die fettgedruckten Sachen nun nicht auftreten, kann's halt trotzdem beides sein, je nachdem wie stark sich die Symptome halt ausprägen ...

Wenn jetzt natürlich jemand alle Symptome zeigt, dann ist's wiederum eindeutiger.
Aber was ist, wenn's um Menschen geht, schon immer eindeutig. ;)
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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #43 am: 30 April 2012, 10:41:44 »

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... ja eben: insgesamt sehen. Und bei den Leuten sind die Symptome nun mal unterschiedlich ausgeprägt. In den Fällen, da es offensichtlich ist, kommt wohl auch kaum ein Arzt an der Diagnose vorbei - es geht aber doch um die weniger offensichtlichen - und da kommen genau die Symptome in den Vordergrund (werden angeguckt), die halt auch für z.B. ADHS stehen können.

Denn Lernprobleme werden dann auch gerne mal als Legasthenie und Dyskalkulie fehldiagnostiziert! Und Konzentrationsschwäche passt halt zu AD(H)S ...

Wie gesagt: es gibt meiner Ansicht nach viele gerade solche "Fälle", in denen es nicht offensichtlich auf der Hand liegt (dass es sich um FAS handelt).

Und vergessen darf man auch nicht, dass es wie gesagt nicht nur deshalb eine "unbequeme" Diagnose (für Ärzte) ist, weil: nicht heilbar, sondern auch, weil Alkohol immer noch verharmlost wird, immer noch als "normales Genussmittel" gilt ... ! "In Maßen" un so - is klar ...  ::)


Grade als ich noch mit meinem Sohn schwanger war, war die Meinung unter Gynäkologen noch sehr verbreitet, dass mal ein Gläschen Sekt für den Kreislauf ganz gut sei. Und auch gegen ein Glas Wein sei nichts einzuwenden - wenn es nicht täglich getrunken wird, sondern halt "mal".

Ich denke und hoffe, das wird heute zumindest größtenteils anders gesehen! ?

Auch wenn sicher nicht alle Kinder durch sehr sehr sehr moderaten Alkoholkonsum der (schwangeren) Mutter geschädigt werden, so ist doch Vorsicht die Mutter der Porzellankiste und ich meine: Während der gesamten Schwangerschaft sollte man auf jeglichen Alkohol einfach verzichten - können bzw.: wollen! Das kann man doch für sein Kind tun - ist meiner Ansicht nach wohl kaum zu viel verlangt! ?

(Es sei denn natürlich, es besteht bereits eine Alkoholabhängigkeit - auch, wenn diese nicht unbedingt zu diesem Zeitpunkt bereits offensichtlich sein muss ... ... ...)


Sowieso, aber nicht nur in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten ist der Embryo sehr "empfindlich" - und geht dann auch in dieser Zeit leicht ab (nicht selten unbemerkt: ist die Schwangerschaft "zu Ende").

Und daher: Je nach Stadium des Embryos bzw. Fötus´ verursacht der Alkoholkonsum (je nach also Phase der Schwangerschaft bzw. Entwicklungsstadium des Fötus!) unterschiedliche Schäden beim Ungeborenen!!
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schwarze Katze

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Re: Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
« Antwort #44 am: 30 April 2012, 10:49:50 »



Denn Lernprobleme werden dann auch gerne mal als Legasthenie und Dyskalkulie fehldiagnostiziert! Und Konzentrationsschwäche passt halt zu AD(H)S ...

Sorry, aber mein Bruder hat Legastenie, Legastenie beeinträchtigt nicht das logisches Denken, gerade im mathematischen und natur-wissenschaftlichen Bereich konnen Menschen mit Legasthenie erstaunlich gute Erfolge vorweisen (mein Bruder musste zwar sein Abi auf dem zweiten Bildungsweg machen, aber erhat sein Studium erfolgreich abgeschlossen).

Kinder mit ADHS sind auch gesitig nicht beeinträchtigt, sie versagen in die Schule aufgrund von fehlende Aufmerksamkeit und nicht aufgrund von geistige Rethardierung.
Zitat
Kognitive Störungen

Zu den Merkmalen von FAS und partiellem FAS gehören die teils erheblichen kognitiven Defizite der betroffenen Kinder. Die Intelligenz ist vermindert. Festzustellen ist dabei in gängigen Testverfahren eine sehr homogene Senkung von Handlungs- und Verbal-IQ. Insgesamt liegt der IQ unserer Münsteraner Stichprobe bei 75 (Normwert 100 ± 15), was bereits den ersten Beobachtungen von Lemoine entspricht. Die intellektuellen Leistungseinbußen zeigen sich vor allem im logischen Denken und beim Lösen komplexer Aufgaben, beim Rechnen und kombinatorischen Denken. Abstraktionen, das Erlernen von Regeln und Erfassen von Sinnzusammenhängen sind erschwert oder sogar ganz unmöglich. Eigene Spielideen entwickeln die Kinder meist nicht, sondern ahmen die Spiele anderer Kinder nach. Wenn Kinder oder Jugendliche mit FAS erzählen sollen, was sie erlebt haben, was andere Personen gemacht haben oder auch, wie es zu diesem Unfall oder jenem Konflikt kam, weichen sie oft aus, erzählen widersprechende oder der Fantasie entsprungene Versionen. Sie tun das nicht, um etwas zu verbergen, sondern, weil sie tatsächlich nicht verstanden haben, was geschehen ist und auch der Ablauf des Geschehens ihnen unklar blieb.


http://www.fetales-alkoholsyndrom.de/definition_einteilung.html

Ich stimme dem Spambot zu, ein Psychiater, der zwischen FAS und ADHS nicht unterscheiden kann, soll sich einen neuen Job suchen

« Letzte Änderung: 30 April 2012, 10:55:18 von Black Russian »
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