Vielleicht gib es da auch noch das winzig kleine Problem, daß der philosophische Diskurs von Laienwarte aus häufig so aussieht wie, na, wie die hier im Forum verstreuten (ich sag mal) Schwurbeleien - die sind nicht nur formal nicht jedem zugänglich, sondern auch inhaltlich; und soweit ich ihnen in beidem zu folgen bereit bin, ist mein Urteil "hu, ist ja ganz lustig, was Ihr da macht" - aber bedeutet mir nichts, hat für mich keine Anwendungsmöglichkeiten.
Der hüpfende Fleck is, dass Philosophie gerade nicht 1:1 "nützlich", verwertbar, benutzbar is - nicht unmittelbar alltagsanwendbar
Auch hier ist die 68er-Bewegung ein gutes Beispiel: Männer wie Rudi Dutschke waren ja nicht doof, sie kannten häufig den philosophischen Überbau ihrer Überzeugungen. Ihnen aber gelang es die Massen zu mobilisieren, weil sie sich nicht in irgendwelchen fremdwortartigen Glossen verhedderten, sondern die Grundidee massentauglich zugänglich zu machen verstanden.
(...) zu Jahrzehnten mit zig Millionen Toten, zu Leid und Unterdrückung führte. Nicht jede Idee ist es wert, umgesetzt zu werden.
Und die 68er Revolte nur auf Adorno und nicht auch und vor allem vorwiegend auf ganz klassische Ursachen (wirtschaftliche und menschlicher Freiheitsdrang) zurückzuführen, halte ich für sehr blauäugig.
kommen wir wirklich mal auf ein Basisniveau: erkläre mir bitte, was mir persönlich in meinem Alltag und meiner Lebenswelt die Existenz von Philosophen bringt!
Notwendig sind: Essen, Schlafen, warme Kleidung im Winter, Luft zum Atmen sowie eine gesunde Verdauung. Für den Erhalt der Species noch das Ficken.Im weiteren Sinne notwendig sind ein Dach über dem Kopf und idealer Weise ein Schutz gegen Übergriffe.Alles andere ist natürlich nicht notwendig. Je nach persönlichen Wertvorstellungen gibt es folglich Menschen die Behauptungen aufstellen wie- "auf Drogen kann man verzichten. Es wäre besser, wenn es sie nicht gäbe."- "auf die GEMA kann man verzichten. Es wäre besser, wenn es sie nicht gäbe."- "auf Philosophen kann man verzichten. Es wäre besser, wenn es sie nicht gäbe."
...und nur, weil ich glaube, auf etwas verzichten zu können, bin ich nicht notwendigerweise der Ansicht, es sei besser, wenn es das nicht gäbe.
Der Nutzen der Beschäftigung des Einzelnen mit jeder Wissenschaft ist die Horizonterweiterung. Der Blick über den eigenen Tellerrand. Verbesserung und Veränderung des eigenen Weltbilds. Das Erkennen von Graustufen im Schwarz-Weiß-Denken. Das Erlangen von Wissen und vielleicht sogar der einen oder anderen Erkenntnis oder Lösung.All das halte ich persönlich für ausgesprochen nutzbringend und praktisch, wenn auch für den Einzelnen nicht immer sofort erkenn- und messbar. (Zumindest, lieber Eisbär, habe ich die rein persönliche Erfahrung gemacht, dass Wissen und Horizonterweiterung meinen eigenen Alltag deutlich erleichtern können.) Aber nicht nur sofort Messbares ist real oder wichtig, der gesellschaftliche Fortschritt ergibt sich aus der Gesamtheit von Wissen, Verhalten etc. und besonders aus der Verknüpfung von Wissen aus verschiedensten Bereichen.
Für den Einzelnen ist die Philosophie so sinnvoll wie ein Kropf, für die Gesellschaft aber kann sie dennoch wegweisend sein.
Philosophen können dazu beitragen, die Phänomene der heutigen Zeit zu durchdringen und zu begreifen, warum dies geschieht. Und wenn nun einer dabei ist der nicht nur erkennt wie hier der Hase läuft sondern auch Lösungsmöglichkeiten anbietet die zufälligerweise praxistauglich sein könnten, dann erhält dies sehr schnell sehr reales Praxiserleben.
Da Philosophie also weit tiefgreifender im menschlichen Leben, Denken verankert und weitreichender ist als Äpfel, die GEMA oder Drogen, ...
Kallisti fängt gleich an zu greinen ---