... Em ... ich habe leider wieder nur die Hälfte verstanden.
Wie ich es verstehe (?), erwähntest du nun aber nicht drei, sondern nur zwei Personen?
Einmal deinen Mann, mit dem du mehr als 15 Jahre zusammenlebst bzw. lebtest und einen anderen Mann, den du über das Internet kennenlerntest und bei dem dich vor allem oder zuerst seine ungewöhnlichen sexuellen Vorlieben ... faszinierten?
Und mit diesem Mann besteht aber der Kontakt nicht so wie du es dir wünschst?
Auf wen bezieht sich aber die "neue Vertrautheit" (?), die du am Ende erwähnst?
Und wen lieben zu können, bist du dir unsicher?
Also so von dem her, das ich verstanden habe (
wenn so richtig), kann ich nur sagen:
Es ist wie es eigentlich ja doch immer ist.
Man geht von romantischer Liebe aus.
Menschen wünschen sich im Grunde eben einen Gefährten, mit dem sie die "Höhen und Tiefen", aber eben auch die Härten des Lebens besser - weil: gemeinsam - meistern können. Menschen wollen sich verbunden, zugehörig fühlen, andererseits aber nicht eingeengt, nicht in ihrer Entfaltung, ihrer "Freiheit" beschnitten, begrenzt.
Und das ist per se schon mal ein Problem, denn wie wir wissen, hört die Freiheit des Einen dort auf, wo die des Anderen anfängt ...
Und wie wir auch wissen, sind Menschen verschieden (auch wenn sie Gemeinsamkeiten haben/teilen ...) und haben somit - schon weil sie zwei (reden wir hier mal nur von zweien) Individuen, also auch zwei Organismen sind und nicht ein einziger! - zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bedürfnisse, Gedanken, Gefühle, Interessen, Verpflichtungen usw.
Dieser Wunsch nach "Symbiose" kann also im Grunde sowieso niemals wirklich realisiert werden, sondern - wenn! - immer nur zeitweise und das eigentlich auch NUR im subjektiven Empfinden der Personen (nicht aber in Wirklichkeit: man verschmilzt ja weder geistig/seelisch noch körperlich zu einem "Organismus"
).
Es stehen sich also zwei sehr starke Wünsche, Bedürfnisse gegenüber: der nach Gemeinsamkeit/Geborgenheit/Sicherheit/Verbundenheit (fasse ich alles unter einem Wunsch also zusammen) sowie der nach Individualität, Freiheit/Freiraum/Selbstbestimmtheit/Unabhängigkeit.
Sobald man es aber also mit anderen Menschen zu tun hat (und das hat man im Leben und im Alltag nun mal fast immer, wenn auch nicht rund um die Uhr
), ist man gezwungen, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Anderen "Rücksicht zu nehmen" ... ... ... (anders funktionieren Gemeinschaften einfach nicht).
Natürlich in unterschiedlicher Ausprägung ...
Und dann kommt halt diese Vorstellung von romantischer Liebe, die heute einfach ja die am weitesten verbreitete, die gängige/übliche ist.
Und da wird erwartet, dass eben ein einziger Mensch die eigenen Wünsche, Bedürfnisse ... ALLE ALLEINE nicht nur kennen (können) soll, sondern auch noch möglichst (viele) erfüllen soll. Und umgekehrt:
Der Andere soll für einen selbst "ALLES" sein ... - und man selbst will auch für den Anderen "ALLES" sein (also auch: der/die
Einzige! ).
Auch wenn das unrealistisch ist (totally completely
) und Menschen das im Grunde eigentlich auch wissen (zumindest, wenn sie eine gewisse Reife erlangt haben, also nicht mehr pubertierend sind ...
), streiten sie das ja oft auch ab!
Im Grunde "ihres Herzens" bzw.: ihres Kopfes (also: ihrer Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte) ist es aber genau das, was sie wollen, was sie sich zumindest erträumen oder erhoffen. - Also: sehr viele Menschen!
Und genau auf der Basis "funktionieren" daher ja auch sämtliche Liebesgeschichten (Romane, Filme, Musiktexte ...). Genau diese Wünsche ... werden da angesprochen und "bedient".
Eben WEIL so viele Menschen diese Wünsche, Sehnsüchte einfach haben - so irrational sie auch sind.
Und da kommen wir zum eigentlichen Kern der Sache
:
Alleine, sich dies bewusst zu machen: dass solche Wünsche, Träume unrealistisch und faktisch nicht (dauerhaft, langfristig: mit ein und demselben Menschen!) erfüllbar sind - ist für viele Menschen einfach schon schmerzlich, sich darüber also WIRKLICH "kompromisslos" und "ohne Hintertür" klarzuwerden.
Ganz vor allem ist das schwer, wenn man verliebt ist. Der Witz is halt, dass in der Verliebtseinsphase es ja zumeist erfüllt wird! Nur dass man nicht ewig verliebt bleibt, bleiben kann! Auch gar nicht muss oder soll.
Und wenn das vorbei ist (das Verliebtsein - das glückliche/gegenseitige meine ich hier), dann kommt die "große Ernüchterung", Leere usw. usf.
Dann aber: fängt die REALITÄT ja im Grunde erst an: die Realität des Paares -
als Paar! (Wenn die ILLUSION (romantischer Liebe) der Verliebtheitszeit vorüber ist.)
Und genau da müssten Menschen sich also bewusstmachen/-werden,
dass ihre (bisherigen, romantischen) Vorstellungen unrealistisch, nicht erfüllbar, nicht realisierbar, nicht (dauerhaft!) lebbar SIND!
Wenn das einmal geschafft ist
- ergibt sich alles andere im Grunde von selbst, wenn man Folgendes beachtet:
1. Es kann also niemals EINER für den Anderen ALLES sein (langfristig, beständig, kontinuierlich) UND UMGEKEHRT!
2. Lieben heißt im Grunde vor allem: wirkliche, richtige FREUNDE zu sein. Echte Freundschaft ist die Basis, der Kern, das Fundament, aber eigentlich auch das Sahnehäubchen jeder ("funktionierenden") (Paar-) Beziehung.
3.
Wenn ich den Anderen
liebe (und nicht nur eingennützige Gedanken und Gefühle habe - auf ihn bezogen, leider verwechseln viele Menschen das), ist es in
meinem (!) Interesse, dass es dem Anderen "gut geht" ... ! Und ich werde somit nicht wirklich, nicht absichtlich (!) etwas tun, um das zu vermeiden, zu unterbinden, zu behindern (dass es dem Anderen gut geht, gut gehen kann).
Und damit kommen wir zum Fazit:
Da ich niemals alles sein, geben kann, das ein Anderer braucht, will, wünscht und umgekehrt der Andere das auch mir gegenüber nicht leisten, nicht sein kann, folgt daraus, dass Menschen MEHRERE verschiedene Menschen "brauchen" und "wollen" - und das in jeder Hinsicht! Denn Menschen tragen selbst jeweils verschiedene "Aspekte" (ihre Persönlichkeit betreffend) in sich und daher sprechen verschiedene andere Menschen verschiedene eigene Aspekte an.
Daraus wiederum folgt, dass also auch niemals ein Einziger, Einzelner für einen Anderen "ALLES" sein
muss.
Und nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich beziehe mich hiermit nicht ausschließlich auf Sex, aber auch auf diesen.
Und ich plädiere auch nicht dafür, dass jeder einfach völlig egomanisch seine (augenblicklichen) sämtlichen Wünsche und Bedürfnisse rücksichtslos ausleben kann oder soll.
Ich meine nur: Man sollte erst einmal eben mit/zu sich selbst und dann dem Anderen gegenüber ehrlicher sein, wahrhaftiger, realistischer.
(Ja es tut mir leid: das alles findet sich so längst in "Promiskuität, Treue, Fremdgehen ...", aber es gab hier keine andere Reaktion, Antwort als eben all das nochmal zu wiederholen.
)
EL - was nun den Umgang zwischen dir und diesem einen Mann betrifft, kann man schlecht Rat geben - denn zum Einen weiß man dann doch zu wenig darüber, zum Anderen kennt man euch beide nicht (wirklich), zum Dritten verstehe ich zu schlecht Englisch
und über die eigenen Gefühle kann man sich so wirklich letztlich doch immer nur selbst klar werden.
Oder?