Schwarzes Hamburg

  • 24 Dezember 2024, 01:39:12
  • Willkommen Gast
Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Scheidung?  (Gelesen 8507 mal)

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Scheidung?
« am: 16 August 2010, 16:10:01 »

Bei einer Scheidung leiden die Kinder am meisten, heißt es. Aber wenn die Eltern nur der Kinder wegen zusammenbleiben - leiden die Kinder darunter nicht auch - vielleicht sogar mehr?

Ich wünsche das echt keinem Kind - aber was tun, wenn die Beziehung der Eltern nun mal zuende ist? In meinem Bekanntenkreis ist gerade so ein Fall vorgekommen. Die Eltern sind jahrelang "wegen der Kinder" zusammen geblieben, obwohl ihre Beziehung vollkommen kaputt war.

Ich hatte meiner Bekannten seit Jahren geraten, sich endgültig zu trennen, da sie sehr unter der Situation litt und immer gehofft hatte, dass die Kinder nichts merken. Ich bin aber der Ansicht, dass Kinder so etwas sehr wohl mitkriegen! Meine Sorge war, dass den Kindern ein schlechtes Beispiel für Familienleben und Partnerschaft vorgelebt wird - voller versteckter Aggressionen, geflüsterter Streitereien und geheuchelter Eintracht. Ich meine, was für ein Familienleben ist denn das? Und später werden die Kinder es der Mutter doch sowieso nicht danken, dass sie ihretwegen ihr Leben "aufgeopfert" hat... vielleicht sogar das Gegenteil, weil sie ihnen nämlich ein ganz verheerendes Rollenbild vorgelebt hat?

Obwohl ich - damals 4- oder 5jährig - unter der Scheidung meiner Eltern sehr gelitten habe (es war eine wirklich traumatische Erfahrung) - trotzdem bin ich unschlüssig, ob so ein konsequentes Ende, also Scheidung oder Trennung der Eltern, nicht doch besser ist. Oder sollte man doch lieber zusammen bleiben? Gibt es evtl. noch andere Lösungen? Mich würden eure Erfahrungen und Meinungen interessieren, ob als Kind oder Elternteil.
Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

messie

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 15377
  • hrhrhr
Re: Scheidung?
« Antwort #1 am: 16 August 2010, 16:32:10 »

Wenn die Streitereien dauerhafter Natur sind: Auf keinen Fall zusammenbleiben. Denn dann ist es exakt so wie du es beschreibst, den Kindern wird ein Beziehungsbild vorgelebt, das sie nur negativ prägen kann. Schlimmstenfalls begeben sie sich dann später ebenfalls in eine unglückliche Beziehung, lösen diese aber nicht auf, da sie Streitereien am laufenden Band innerhalb einer Beziehung für völlig normal halten.

Wenn es "nur" zwischendurch immer wieder Knatsch gibt, wird's komplizierter ...
Denn dann wird den Kindern ja auch vorgelebt, dass man sich auch wieder zusammenraufen kann und man nicht bei den erstbesten Schwierigkeiten die Brocken hinwirft. Nicht das Schlechteste, wird so doch gezeigt, dass sich Probleme auch innerhalb einer Beziehung lösen lassen - so beide es denn wollen.
Aber auch hier kann es zuviel werden. Da muss man dann eben im Einzelfall gucken, wie's real aussieht.

Tja, letztlich läuft es auf die Gretchenfrage hinaus: Sind die Unstimmigkeiten dauerhafter oder doch nur vorübergehender Natur?
Ich möchte nicht Teil des Pärchens sein, das diese Entscheidung zu fällen hat. Denn selbst wenn man davon überzeugt ist, dass das nix mehr wird und man die Kinder so dauerhaft mit seinen eigenen Problemen belastet, ist es doch schwer, sich zu trennen. Denn die Kinder leiden unter der Scheidung garantiert auch! Aber wenn die Beziehung wirklich absolut im Eimer ist, da bin ich derselben Meinung wie du, CV, weniger.
Erst recht, wenn die Eltern eine neue Beziehung eingehen und die Kinder sehen, wie Mama und Papa auf einmal viiiiel entspannter durchs Leben gehen als zuvor.

Ich selbst bin kein Scheidungskind, hatte aber ziemlich heftige Auseinandersetzungen mit "Ersatzpapas", wenn ich der Meinung war, dass sie meiner Mutter nicht gut tun. In einem Fall machte ich dann auch drei Kreuze, als die Trennung dann soweit war, da sich die Situation zuhause sofort entspannte.
Allerdings war ich da bereits Jugendlicher und nicht mehr Kind, insofern ist das nicht wirklich repräsentativ.
Gespeichert
Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

Simia

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 2049
  • I'm so Neofolk, I shit embers and charred logs.
Re: Scheidung?
« Antwort #2 am: 16 August 2010, 16:48:30 »

Beziehungen aus Vernunft sind immer blöd. Kinder lassen sich nicht verarschen, sie spüren genau, was los ist. Und wenn man als Eltern miteinander noch gut klarkommt (nur eben an der Beziehung absolut nix mehr zu machen ist), dann sollte man rechtzeitig die Notbremse ziehen (bevor man sich doch irgendwann im Schlechten trennt). Und wenn man sich viel streitet, dann ist die Antwort sowieso klar. Traumatisch ist eine Scheidung sicherlich, aber es kommt auch darauf an, wie man danach miteinander umgeht.
Gespeichert
Wenn du feststellst, dass das Pferd das du reitest tot ist, steig ab.

vivere militare est
(Seneca) 8)

Nordlicht

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1294
Re: Scheidung?
« Antwort #3 am: 16 August 2010, 16:55:26 »

Meine Eltern sind auch eine ganze Weile wegen meiner Schwester und mir zusammengeblieben. Während dieser Zeit habe ich anfangs nicht gelitten. Ich hab es ehrlich gesagt aber auch gar nicht verstanden, bzw. bewußt mitbekommen, daß sich meine Eltern getrennt hatten. Mein Vater lebte halt wie immer mit uns in der Wohnung... nur in einem eigenen Zimmer, weil er nachts immer so laut schnarchen würde ::)
Ich fing mich nur irgendwann an zu wundern, warum wir ohne ihn in den Urlaub fahren...

Dann sind ein paar sehr unschöne Dinge geschehen, und wir haben eigentlich alle nur noch gelitten.

Die Scheidung war für alle das Beste, und meine Eltern haben es trotz allem geschafft, uns Kinder vor ihre Gefühle zu stellen und für uns alle die beste und fairste Lösung zu finden.

Im Nachhinein kann ich nicht sagen, daß ich wirklich massiv während dieser Zeit darunter gelitten habe, daß meine Eltern zusammengeblieben sind, aber unterbewußt haben meine Schwester und ich eben doch viel mitbekommen, was uns auf die ein oder andere Weise noch sehr lange verfolgt hat, auch in unsere Beziehungen, u.a. auch, weil uns niemand die Wahrheit gesagt hat.
Ich denke also nicht, daß man den Kindern einen Gefallen tut, wenn man auf heile Welt macht. Irgendwas bekommen sie immer mit.

Man sollte auch betrachten und den Kindern klarmachen, daß, nur, weil sich die Eltern trennen, das nicht heißt, daß sich die Eltern auch von den Kindern trennen. Meine Eltern haben trotz ihrer Differenzen die beste Lösung für uns gefunden, so daß da kein großer Unterschied zu vorher war, und letztendlich war die Scheidung für uns alle die beste Lösung. Ich wollte immer nur, daß beide glücklich sind. Meine größte Angst damals war, daß mein Vater alleine sein würde... aber er hat die perfekte Frau für sich gefunden und nun sind sie seit über 20 Jahren glücklich  :)
Gespeichert
"The good Lord gave us two eyebrows for a reason… to separate us from the apes."
- Emmett

K-Ninchen

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 11025
  • broken creature
Re: Scheidung?
« Antwort #4 am: 16 August 2010, 17:14:05 »

Ich bin halt auch Scheidungskind und kenne hauptsächlich Scheidungskinder und habe viele Scheidungen miterlebt. So bin ich eigentlich der festen Überzeugung, dass Menschen für längere Beziehungen nicht geeignet sind. Also warum soll ich es dann überhaupt versuchen, denk ich mir dann, wenn es eh immer in Streit und Leid usw. endet.
Gespeichert
Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

Nordlicht

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1294
Re: Scheidung?
« Antwort #5 am: 16 August 2010, 17:25:52 »

Bei mir ist es das komplette Gegenteil... ich glaube, daß wirkliche Liebe sehr selten ist, und kann nicht wirklich nachvollziehen wie einige Menschen ihre Partner dauernd wechseln. Und, daß viele Menschen Liebe mit etwas anderem verwechseln, auch oft aus den falschen Beweggründen eine Beziehung eingehen. Das kann ja nur in Streit oder Leid enden.
Es geht aber auch anders. Definitiv. Ich glaube an die Liebe  :)
Gespeichert
"The good Lord gave us two eyebrows for a reason… to separate us from the apes."
- Emmett

snakepit

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1786
Re: Scheidung?
« Antwort #6 am: 16 August 2010, 17:48:21 »

Bei mir ist es das komplette Gegenteil... ich glaube, daß wirkliche Liebe sehr selten ist, und kann nicht wirklich nachvollziehen wie einige Menschen ihre Partner dauernd wechseln. Und, daß viele Menschen Liebe mit etwas anderem verwechseln, auch oft aus den falschen Beweggründen eine Beziehung eingehen. Das kann ja nur in Streit oder Leid enden.
Es geht aber auch anders. Definitiv. Ich glaube an die Liebe  :)

kitschig, aber schön! Ich auch!  :)
Gespeichert

Eisbär

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 11836
  • Moin!
    • Schwarzes-Stade
Re: Scheidung?
« Antwort #7 am: 16 August 2010, 18:28:48 »

Hm, ich bin jetzt kein Scheidungskind (und glaube eben auch an die Liebe ;) ), aber ich denke, daß eine saubere Scheidung besser ist, als eine schmutzige Beziehung.
Gespeichert
2024- No F*cking Bands Festival XIII

Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de

TimuЯ

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 546
  • lülü
    • Über mich
Re: Scheidung?
« Antwort #8 am: 16 August 2010, 18:34:53 »

Meine Eltern haben sich, wie ist erst vor Kurzem erfahren habe, seit meiner Geburt immer und immer wieder gestritten, mein Vater war plötzlich wie ein anderer Mensch und litt an diversen Tob-Anfällen und Aggressionen, die sich erst im Laufe der Jahre überhaupt bei mir und meinen 4 jüngeren Brüdern bemerkbar machten. Vor etwa 10 Jahre war es dann so schlimm, dass meine Mutter mit 3 Kindern ins Frauenhaus flüchtet und ich und mein nächst-jüngerer Bruder bei Bekannten unterkamen, bis sich mein Vater wieder beruhigt hatte. Natürlich hatte das ein ewig langes Nachspiel mit Gerüchten, unwahren Behauptungen, Beschuldigungen usw. Trotzdem hat sich meine Mutter bis 2009 zusammen gerissen und ist meinem Vater soweit aus dem Weg gegangen, dass er kaum noch Grund hatte, mit ihr zu streiten.

Dummerweise haben beide einen kleinen Quelle-Laden auf dem Dorf betrieben, was das gegenseitige Aus-dem-Weg-Gehen nicht gerade sehr einfach machte. Noch dazu kam dann noch der "Dorf-Faktor", also das ständige Tratschen untereinander, wer was macht und was bei wem los ist usw.

Naja, letztes Jahr ist meine Mutter dann nochmal ins Frauenhaus geflüchtet, hat sich nach 2 Wochen nach einer eigenen Wohnung umgesehen und ist seitdem meinem Vater nicht mehr näher als 50m gekommen. Dieser Schritt war schwer, aber nötig und längst überfällig, denn meine Brüder und ich haben schon ziemlich darunter gelitten. Oft haben sich unsere Eltern so leise wie möglich heimlich im Schlafzimmer gestritten, wir haben es aber so gut wie jedes Mal mitbekommen. Mein jüngster Bruder ist jetzt 15 und wird seit ca. 3 Jahren immer wieder psychologisch betreut, die jüngeren beiden wollen von unserem Vater nichts mehr wissen und mein ältester Bruder und ich versuchen dem Ganzen neutral gegenüber zu bleiben, auch wenn es immer noch nicht leicht ist. Die Ursache des Ganzen hat die verschiedensten Gründe: mangelhafte Kommunikation untereinander, kaum Konfliktbewältigung sondern einfaches Ignorieren der Probleme, Intoleranz, Missverständnisse usw.

Ich denke, hätten sich meine Eltern schon vor 10 Jahren getrennt, würde es uns allen besser gehen. Niemand mit Depressionen oder Phobien, keine Herz-Rythmus-Störungen, heile Türen und Wände, weniger graue Haare und sehr viel weniger unnötiges Geschrei und Gebrüll =/

Darum befürworte ich auf jeden Fall eine Trennung, wenn die Eltern der Kinder ihre Differenzen nicht mehr gelöst bekommen. Egal wie heimlich man dann streitet oder es nur unterdrückt, Kinder bekommen viel mehr mit als man glaubt. Selbst unterschwellige Botschaften wie kaum Reden beim Abendessen versetzen kleine Kinder in Alarmbereitschaft. Selbst wenn es, nicht wie in meinem Fall, nicht so heftig zugeht und die Grenzen zwischen Streit und Gewalt noch klar erkennbar sind, selbst bei "ab und zu mal ein bisschen Krachen lassen" würde ich auf jeden Fall über eine Trennung nachdenken, den Kindern zuliebe. Die kommen mit getrennten Elternteilen sehr viel besser zurecht als mit beispielsweise meinen beschriebenen Folgen.
« Letzte Änderung: 16 August 2010, 18:39:12 von TimuЯ »
Gespeichert
No F*cking Bands Festival
http://nofuba.de

K-Ninchen

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 11025
  • broken creature
Re: Scheidung?
« Antwort #9 am: 16 August 2010, 18:49:21 »

Bei mir ist es das komplette Gegenteil... ich glaube, daß wirkliche Liebe sehr selten ist, und kann nicht wirklich nachvollziehen wie einige Menschen ihre Partner dauernd wechseln. Und, daß viele Menschen Liebe mit etwas anderem verwechseln, auch oft aus den falschen Beweggründen eine Beziehung eingehen. Das kann ja nur in Streit oder Leid enden.
Es geht aber auch anders. Definitiv. Ich glaube an die Liebe  :)

kitschig, aber schön! Ich auch!  :)

Das ist ja eben das Problem. Das eben die Wahrscheinlichkeit unglaublich gering ist und wenn es dann mal passiert, wird man weggeschmissen, weil man nicht richtig "funktioniert" hat, wie es den Erwartungen entsprach. Und da zwischen richtiger und falscher Liebe zu unterscheiden ist nicht immer einfach. Ich glaube schon an Liebe zwischen Menschen, aber eher an die zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Geschwistern oder eben sehr sehr guten Freunden, die nicht auf Bedingungen oder Erwartungen basiert und dass man eben auch die Macken nicht nur toleriert, sondern sie genauso als Teil des Anderen liebt.
Gespeichert
Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

messie

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 15377
  • hrhrhr
Re: Scheidung?
« Antwort #10 am: 16 August 2010, 19:08:15 »

Kleine Ergänzung meinerseits: Mir fällt noch ein, dass ich in meinem Leben Kontakt zu zwei "Scheidungs"kindern hatte, deren Eltern sich nicht getrennt hatten.

Die eine Person flüchtete ins Internat (wo ich sie antraf) und bereute keine Minute, dem Elternhaus mit fröstelnd kalter Stimmung entkommen zu sein.
Die zweite hatte leider nicht so viel Glück: Sie verrannte sich vor lauter Desorientierung in Zeiten voller Drogenmixe.
Diese Zeit hat sie leider nicht überlebt.

Ich wüsste nicht, ob ich mich als Kind irgendwann in die Streitereien meiner Eltern eingemischt hätte, wenn es sie gegeben hätte. Später tat ich es (beginnend mit 11 Jahren), aber da es ja nie leibliche Väter waren mit denen ich mich anlegte, lässt sich das nicht direkt vergleichen. Schließlich war er in dem Fall ja sozusagen der "Feind" der den Zusammenhalt der eigenen Familie bedroht und, für mich, nicht Teil derselben.
Gespeichert
Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

Nastassja

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 142
Re: Scheidung?
« Antwort #11 am: 16 August 2010, 23:45:50 »

Meine Eltern haben sich endgültig scheiden lassen als ich 12 war. Allerdings kann ich mich nicht wirklich erinnern, dass wir je ein einigermaßen freundliches Familienleben hatten. Meine Mutter hat, soweit ich mich erinnere 1-2 Mal die Scheidung eingereicht (das war noch als wir in Russland gelebt haben), allerdings hat mein vater vor Gericht jedes Mal protestiert und irgendwie wurde die Ehe dann immer nicht gelöst. Mein Bruder ist ausgezogen als er 16 war (ich war etwa 8 ) und so habe ich die ganzen Streitigkeiten sehr gut mitbekommen. Es ging teilweise soweit (Anmerkung: mein Vater war/ist alkoholkrank), dass sie mit Messern aufeinander losgingen, ich schrie und keiner reagierte auf mich... bis die Nachbarn irgendwann kamen...diese Erfahrung verfolgt mich immer noch..diese Machtlosigkeit und Panik.

Mein Fall ist sicherlich kein Paradebeispiel, zumindest hoffe ich, dass es bei den meisten doch etwas zivilisierter zuging. Ich hätte mir gewünscht, dass meine Eltern sich viel früher hätten scheiden lassen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass meine Mutter sich davon wohl nicht richtig normalisiert hat und dann immer den Streit mit mir gesucht hat. Wir haben nach der Scheidung alleine gelebt. Auch keine schöne Zeit unbedingt, aber letztlich doch besser als wenn beide noch zusammen gewesen wären. Vielleicht wäre meine Mutter auch nicht mehr ganz so schlimm drauf, wenn der Schlussstrich nicht erst nach 19 Jahren Ehe gezogen worden wäre.

Ich halte eine Scheidung in solchen Fällen immer für das Beste. Auch wenn sich die Eltern nicht so krass streiten, Kinder haben Antennen für so etwas und fühlen sich arg unwohl zu Hause.
Gespeichert
Unfertig kommen wir auf die Welt und werden dann fertig gemacht

olli

  • > 5000 Posts
  • *****
  • Beiträge: 6918
  • can't we piss off a fuzzy planet?
Re: Scheidung?
« Antwort #12 am: 17 August 2010, 00:34:32 »

Mich würden eure Erfahrungen und Meinungen interessieren, ob als Kind oder Elternteil.

ich als scheidungskind rate: sich um gottes willen nicht einmischen. sowas ist verdammt privat, und das sollen die eltern verdammt noch mal selbst entscheiden.
Gespeichert

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Re: Scheidung?
« Antwort #13 am: 17 August 2010, 09:46:30 »

Vielen Dank, dass ihr eure doch sehr persönlichen Erfahrungen und Meinungen hier aufgeschrieben habt! Teilweise musste ich ganz schön schlucken bei dem, was ich gelesen habe, und einiges davon habe ich wiedererkannt. Es ist schon erschreckend, was Eltern ihren Kindern antun können, auch wenn sie ja meistens nur das Beste für sie wollen! Wie es aussieht, schadet es den Kindern in jedem Falle, wenn die Beziehungen der Eltern zerbricht... Und es ist dann Sache der Eltern, Schlimmeres zu verhüten. Leider können das wohl nicht alle, oder?

Mich selbst hat allerdings nicht nur die Scheidung meiner Eltern stark negativ geprägt, sondern auch die nachfolgenden Beziehungen meiner Eltern. Die Scheidung hat mir sinnbildlich den Boden unter den Füßen weggerissen, und ich habe - im Nachhinein gesehen - bis heute auch immer das Gefühl gehabt, in der Luft zu hängen. Ich hatte in den ersten Jahren extrem starke Verlustängste, die aber niemand als solche erkannte und die dementsprechend nicht aufgefangen wurden. Dazu kamen schlimme psychosomatische Schmerzen/Beschwerden, die leider nur als Versuch zur Schulschwänzerei aufgefasst wurden. :-\

Es half auch nicht gerade, dass sich mein erster Stiefvater als alkoholsüchtiger schizophrener Psychopath herausstellte, der uns alle in immer kürzeren Abständen mit Gewaltausbrüchen und später auch Mordversuchen tyrannisierte - an die er sich hinterher meistens nicht mehr erinnerte. Er versuchte sogar meine geliebte Katze mit Benzin zu töten. Nach unserer Flucht und der 2. Scheidung hatte meine Mutter noch wenige weitere langjährige Beziehungen, von denen die erste für mich ziemlich unerträglich war, aus verschiedenen Gründen, u. a. weil er besonders mich, die Älteste, als Konkurrenz um die Liebe meiner Mutter ansah.

Auch wenn ich inzwischen - u. a. dank langjähriger Analyse - immerhin weiß, warum mich Begriffe wie Familie und Liebe eher misstrauisch und vorsichtig werden lassen, ändert es wenig an der Tatsache, dass es so ist. Ich denke, dass die kaputten Beziehungen meiner Eltern (auch meines Vaters) sich tief in mich eingegraben haben.

Eine dramatische Wendung nahm die Beziehung meiner leiblichen Eltern aber danach noch: Einige Jahre nach der Scheidung, als beide noch in ihren 2. Ehen steckten, gestanden sie sich gegenseitig ein, dass die Scheidung ein Riesenfehler gewesen war und sie besser zusammen geblieben wären. Das hat mir meine Mutter viel später mal erzählt, und sie meinte, das hätte uns allen viel Leid erspart. Aber wer weiß?? ???


Die Scheidung meiner Eltern war Mitte der Siebziger - da war man als Kind sowieso nur Beiwerk in einem Rechtsstreit und wurde nicht viel anders behandelt als eine Sache, über die halt irgendwie verfügt wurde. Diese Sicht hat sich doch ziemlich geändert, und jetzt wird mehr auf das Wohl der Kinder geachtet als früher, hoffe ich...?
Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Re: Scheidung?
« Antwort #14 am: 17 August 2010, 09:49:00 »

Mich würden eure Erfahrungen und Meinungen interessieren, ob als Kind oder Elternteil.

ich als scheidungskind rate: sich um gottes willen nicht einmischen. sowas ist verdammt privat, und das sollen die eltern verdammt noch mal selbst entscheiden.

Gut, dass du das ansprichst. Du hast recht, Familie, Kindererziehung etc. ist normalerweise absolute Privatsache, und wer sich bei anderen in die Gestaltung des Familienlebens einmischt, erreicht oft nur das genaue Gegenteil und provoziert nur Streit! Aber in diesem Fall wurde ich explizit um meine Meinung (und Erfahrungen als Scheidungskind) gebeten, das war also ein wenig anders. Ungefragt hätte ich meine Ansicht auch für mich behalten.

Inzwischen ist die betreffende Freundin zum Glück getrennt und hat sogar schon einen neuen Freund. Ob es das jetzt ist, was ich wollte - ? Meine eigenen Erfahrungen mit den neuen Partnern bzw. Ehegatten meiner Eltern waren nämlich - kurz ausgedrückt - katastrophal... (s. o.)

Aber manchmal sollte man sich trotz allem einmischen, finde ich, denn irgendwo hört die Freiheit der Familiengestaltung auf - wenn nämlich das Kind offensichtlich vernachlässigt (oder gar geschlagen) wird. Es ist von außen unheimlich schwierig abzuschätzen, wo diese Grenze überschritten wird. Ich habe so einen Grenzfall in der direkten Verwandtschaft - mein Neffe, seit Kurzem 3 Jahre alt. Er lebt in einer vermüllten, dreckigen Wohnung, in die deswegen niemand mehr reingelassen wird, seine Kleidung wird nicht regelmäßig gewaschen, und ihm sind schon mehrere Unfälle passiert.

Für den Kleinen gab es zu seinem 3. Geburtstag gar nichts - keine Feier, keinen Kuchen, keine Geschenke, keinen "Geburtstagstisch", nicht mal eine Kerze zum Auspusten - weil er ja laut der eigenen Mutter "eh nichts davon mitkriegt". 3 Jahre, normal entwickelt wohlgemerkt! Erst auf massiven Druck der einen Oma schleppte die Mutter den Knirps noch am späten Nachmittag zu Verwandten, um ihn eine Kerze ausblasen zu lassen, aber es gab nicht mal Kuchen oder Kekse, sondern nur ein paar Bierchen für die Erwachsenen! Ein Teil der Verwandtschaft hat die kleine Familie inzwischen auf dem Kieker, und beim nächsten "Unfall" ist das Jugendamt da. *lufthol*

Vielleicht etwas weit hergeholt, aber ich weiß ja, wie der Vater (mein Bruder) aufgewachsen ist - und unser Familienleben war nicht so wirklich von Liebe und Geborgenheit geprägt, sondern von Misstrauen, Unbeständigkeit, Angst und Gewalt.

Vielleicht stimmt es also doch, und Kinder von schlechten Eltern werden selbst schlechte Eltern... :-[
Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)