Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Scheidung?  (Gelesen 8255 mal)

Philomel

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Re: Scheidung?
« Antwort #30 am: 19 August 2010, 11:39:37 »

Die Wenigsten werde heutzutage wirklich den Bund fürs Leben schließen, es ist meist doch eher ein Bund für mal sehen wie lange das gut geht. Oder kommt da wieder das Scheidungskind in mir hoch?
Ich für meinen Teil finde, du siehst das in diesem Punkt n bissl argh negativ. ^^" Ich für meinen Teil muss nicht alle jubel Jahre den Partner auswechseln. Mir reicht einer für den Rest. Dafür brauch ich auch nicht zwingend nen Ring um den Finger. Das finde ich heutzutage ja so praktisch. "Früher" scheint es ja oft "dazu" gehört zu haben - so als Pflicht-Ziel im gemeinsamen Leben.

Es klingt wahrscheinlich negativer als es gemeint war. Ich wollte damit nicht implizieren, dass man bei jedem kleinen Streit gleich die Beziehung beendet. Es ist aber so, dass ich, auch wenn ich noch so sehr möchte, nicht an "glücklich bis ans Ende unserer Tage" glauben kann. Aber hoffen kann man trotzdem ;)
Stimmt, verheiratet sein als Lebensziel ist nicht mehr so präsent. Zum Glück, finde ich. Vielleicht liegt es an diesem nachlassenden sozialen Druck, dass wieder vermehrt geheiratet wird?

Zitat
Andererseits verlernen Leute dadurch auch, sich auf Kompromisse einzulassen, denn es besteht ja kein Zwang mehr, die Beziehung zu kitten und am Laufen zu halten. Ich vermute, dass einige geschiedene Ehen durch mehr Arbeit der Ehegatten wieder glücklich geworden wären. Wieviel Aufwand einem das wert ist, muss nun jeder für sich selbst entscheiden.
Diese Entwicklung finde ich doch schon etwas bedenklich. Es zeigt, das früher nicht alles schlecht war. ^^"
Es war aber früher halt auch nicht alles besser ^^ Manchmal hab ich das Gefühl, dass die nachgewiesene sinkende Aufmerksamkeitsspanne bei Menschen sich auch auf Beziehungen erstreckt... Für einige Entwicklungen ist einfach keine Geduld mehr da, man langweilt sich schnell miteinander.

Was das Leiden von Scheidungskindern angeht: auch wenn die Eltern ihre Entscheidung "egoistisch" treffen und dem Kind nicht vorhalten, es sei nur zu seinem Besten (das hört man häufiger beim Zusammenbleiben), gibt sich häufig das Kind die Schuld. Meine Schwester war lange der Überzeugung, hätte sie abends nur immer aufgegessen, dass unsere Eltern sich nicht hätten scheiden lassen. Sie war damals fünf. Die meisten Beziehungen, die sie hatte, gingen nur bis zum ersten Streit, weil sie das gemeinsame Bewältigen von Konflikten nie erlebt hatte. Zum Glück hat sich das inzwischen geändert.
Ich selbst bin zu lange in einer eigentlich schon lange beendeten Beziehung geblieben, weil mir eine Trennung wie ein persönliches Versagen vorkam, als müsste ich es besser wissen.

Schlüsselkind war ich auch. Mein (damals etwas konservativer) Vater fand es furchtbar und beschimpfte meine Mutter als Rabenmutter, ich fand es super. Damals war das für die Mitschüler meist ein Grund für Mitleid, weil deren Mamis alle mit dem Essen auf sie warteten. Ich hatte vorher einen Kochkurs im Kindergarten gemacht und fand es wunderbar, endlich mal selbst bestimmen zu können, was es gab. Ungestört fernsehen war natürlich auch ein großes Plus ^^

Inzwischen weiß man ja viel mehr über die "Spätfolgen" der Scheidungen bei Kindern, und insofern gelten Scheidungskinder heute bei vielen als besonders betreuungsbedürftig, emotional geschädigt und schlechthin "lebensuntüchtig". Dazu kommt, dass viele Alleinerziehende von Hartz 4 leben, die Kinder also, da arm, vorn vornherein als bildungsfern etc. abgestempelt werden.
Da fällt mir ein, dass "Bist du ein Scheidungskind?" eine der drei Fragen eines Bekannten ist, mit denen er klärt, ob eine Beziehung mit einer Person infrage kommt. Bei "ja" verliert er sofort das Interesse. Es gibt also immer noch ein Stigma, aber mehr für die Kinder als die geschiedenen Eheleute.
Was nun die Quote von Alleinerziehenden in den verschiedenen Einkommensschichten angeht, kenne ich keine Zahlen. Ich persönlich kenne zwei alleinerziehende Akademikerinnen, aber das könnte eine Minderheit sein. Ein Problem mit Hartz IV: Wenn Hausfrauen verlassen werden und das Sorgerecht behalten, wird ihnen der (Wieder)Einstieg ins Berufsleben mehr als schwer gemacht. Für viele Arbeitgeber sind Kinder ein Hinderungsgrund, auch wenn sie das wegen möglicher Diskriminierungsklagen nie als Ablehnungsgrund angeben würden.
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Re: Scheidung?
« Antwort #31 am: 19 August 2010, 13:29:36 »


Schlüsselkind war ich auch. Mein (damals etwas konservativer) Vater fand es furchtbar und beschimpfte meine Mutter als Rabenmutter, ich fand es super. Damals war das für die Mitschüler meist ein Grund für Mitleid, weil deren Mamis alle mit dem Essen auf sie warteten. Ich hatte vorher einen Kochkurs im Kindergarten gemacht und fand es wunderbar, endlich mal selbst bestimmen zu können, was es gab. Ungestört fernsehen war natürlich auch ein großes Plus ^^

Hm. Das zeigt mir ein weiteres Mal, welche Distanzen da doch zwischen Ost und West liegen. Bzw. lagen: das ist ja nun auch schon alles ne Weile her und eh nicht repräsentativ. Meine persönliche Erinnerung sagt mir aber eben, dass das da wo ich herkomme genau anders rum war, nämlich sinngemäß "wie, deine Mutter arbeitet gar nicht? Warum nicht?"

Und mit Scheidungskindern hatte man eher Mitleid als Abneigung. Das war halt so. Kann sein, dass ich mir das nur einbilde, aber ich glaube, das Familienbild war einfach ein anderes. Vielleicht auch, weil da üblicherweise Gott und Kirche einfach mal rausgelassen wurden.
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Re: Scheidung?
« Antwort #32 am: 19 August 2010, 13:58:23 »

gibt sich häufig das Kind die Schuld.
Stimmt, das ist auch ganz schlimm. Deine arme Schwester! Das kommt, glaube ich, ziemlich oft vor, dass das Kind denkt, es hätte irgendwie den Streit/die Trennung/die Gewalt usw. verhindern können oder müssen...

Da fällt mir ein, dass "Bist du ein Scheidungskind?" eine der drei Fragen eines Bekannten ist, mit denen er klärt, ob eine Beziehung mit einer Person infrage kommt. Bei "ja" verliert er sofort das Interesse.
Hm, was sind denn die anderen zwei Fragen? Ich fürchte, unterschwellig denken viele so. Wenn ich jetzt auch gerne schreien würde, wie oberflächlich, diskriminierend, idiotisch das doch ist - aber könnte es nicht sein, dass ehemalige Scheidungskinder tatsächlich später "schwierigere" Partner sind? Also Kinder, die einmal oder mehrfach Trennungen und den ganzen Scheiß, der damit zusammen hängt, erleben mussten? Für mich selber trifft das wahrscheinlich zu, aber ich kann und will natürlich nicht sämtliche Probleme, die im Laufe meines Lebens auftraten, auf die Eltern schieben.

Aber wie ich auch schon beim Thema Kindererziehung weiter oben geschrieben hatte, für mich persönlich finde bzw. fand ich es sehr schwierig, mich in puncto Beziehung von den früheren negativen Erfahrungen frei zu machen. Naja, trotzdem finde ich es ziemlich daneben, andere Menschen nach solchen Kriterien zu bewerten und zu verurteilen. Nicht nur, dass man unter der Trennung leidet, nein, es wird einem dann auch noch vorgeworfen. ::)

Meine persönliche Erinnerung sagt mir aber eben, dass das da wo ich herkomme genau anders rum war, nämlich sinngemäß "wie, deine Mutter arbeitet gar nicht? Warum nicht?"
Im Moment kann man als Mutter in Deutschland nur alles falsch machen. Geht sie arbeiten, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rabenmutter. Bleibt sie zu Hause, ist sie eine egoistische antriebslose Glucke. Kriegt eine Frau gar keine Kinder, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rentenschmarotzerin... ;)

edit: Ich fand es übrigens damals auch nicht so schlecht, Schlüsselkind zu sein. Fehlende Überwachung... :)
« Letzte Änderung: 19 August 2010, 14:02:24 von CubistVowel »
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SoylentHolger

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Re: Scheidung?
« Antwort #33 am: 19 August 2010, 14:10:12 »

Warum nicht?
Weil wir uns das leisten konnte.  ;D

Meine Mutter hat auch gearbeitet btw. Zum Topic: Meine Eltern sind ein Paar, seit sie 16 Jahre alt waren. Solche Beispiele gibts auch!
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Philomel

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Re: Scheidung?
« Antwort #34 am: 19 August 2010, 14:24:39 »

Da fällt mir ein, dass "Bist du ein Scheidungskind?" eine der drei Fragen eines Bekannten ist, mit denen er klärt, ob eine Beziehung mit einer Person infrage kommt. Bei "ja" verliert er sofort das Interesse.
Hm, was sind denn die anderen zwei Fragen?
Eine war "Bist du Vegetarier?" und die andere, wenn ich mich richtig erinnere, "Bist du arbeitslos?". Die waren aus mehrfachen schlechten Erfahrungen entstanden, die geläufige Vorurteile bestärkt hatten.

Ich hab letztens irgendwo ein Dossier über Scheidungskinder und deren spätere Beziehungen gelesen. Irgendwie gab es aber kein Resultat, denn jedes Kind reagiert anders auf ein solches Erlebnis. Außerdem ist eine Scheidung der Eltern auch nicht schädlicher für die Psyche als z.B. Eltern, die ihrem Kind zuwenig Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Im Moment kann man als Mutter in Deutschland nur alles falsch machen. Geht sie arbeiten, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rabenmutter. Bleibt sie zu Hause, ist sie eine egoistische antriebslose Glucke. Kriegt eine Frau gar keine Kinder, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rentenschmarotzerin... ;)
Da muss ich dir leider zustimmen.
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kellakind

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Re: Scheidung?
« Antwort #35 am: 19 August 2010, 14:28:10 »

Meine persönliche Erinnerung sagt mir aber eben, dass das da wo ich herkomme genau anders rum war, nämlich sinngemäß "wie, deine Mutter arbeitet gar nicht? Warum nicht?"
Im Moment kann man als Mutter in Deutschland nur alles falsch machen. Geht sie arbeiten, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rabenmutter. Bleibt sie zu Hause, ist sie eine egoistische antriebslose Glucke. Kriegt eine Frau gar keine Kinder, ist sie eine egoistische karrieresüchtige Rentenschmarotzerin... ;)

Neue..., wie nennt ihr das, ...Stigmatisierung? So wird die Frau erneut beeinflusst, und das in einer Zeit wo jeder ueber Heirat und Scheidrung drueber weg schaut, als waer es nicht besonderes? Das Bild nach aussen schoen schick machen und Jedem gefallen wollen funktioniert eben nicht. Oder liegt es am zu grossen Geltungsbeduerfnis, die Jagd nach Anerkennung?

z.T.:

Das Problem bei allen Kindern, ungeachtet des Verhaeltnisses der Eltern untereinander ist doch eher: Wie sich die Elternteile um das Kind kuemmern und es erziehen. Ich bin kein Scheidungskind und kann mich deswegen nicht in diese Situation reinversetzen oder es annaehernd nachvollziehen. Meine Ellies haben es nun auch schon das 38ste Jahr geschafft, auch wenn sie sich derbe gezofft haben. ^^

Jedenfalls, die Erziehung der Familie ist doch das eigentliche Thema, um das es gehen sollte. Geben die Eltern schnell auf oder biegen die so lange bis echt nichts mehr geht und vermitteln sie das ihren "Kid's"? Das persoenliche Umfeld praegt da mindestens genauso stark wie die Eltern. Sind soziale Kompetenz und das geistige Vermoegen da die entscheidenderen Faktoren? ^^

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CubistVowel

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Re: Scheidung?
« Antwort #36 am: 19 August 2010, 15:28:16 »

Jedenfalls, die Erziehung der Familie ist doch das eigentliche Thema, um das es gehen sollte. Geben die Eltern schnell auf oder biegen die so lange bis echt nichts mehr geht und vermitteln sie das ihren "Kid's"?
Klar ist Erziehung das eigentliche Thema. Die Frage ist doch, ist es für die Kinder sinnvoll, wenn die Eltern so lange "biegen", bis "nichts mehr geht"? Es geht bei einer Scheidung/Trennung meistens nicht ums Aufgeben, sondern ums Erkennen, wann Schluss ist. Durchhalten um jeden Preis? Ich denke nicht. Es könnte für die Kinder viel besser sein, wenn die Eltern einen sinnvollen Schlussstrich ziehen, statt unbedingt ein Familienleben vorzutäuschen, also "das Bild nach aussen schoen schick machen" oder sich selbst zu betrügen.^^
« Letzte Änderung: 19 August 2010, 15:34:44 von CubistVowel »
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kellakind

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Re: Scheidung?
« Antwort #37 am: 19 August 2010, 15:44:29 »

Jedenfalls, die Erziehung der Familie ist doch das eigentliche Thema, um das es gehen sollte. Geben die Eltern schnell auf oder biegen die so lange bis echt nichts mehr geht und vermitteln sie das ihren "Kid's"?
Klar ist Erziehung das eigentliche Thema. Die Frage ist doch, ist es für die Kinder sinnvoll, wenn die Eltern so lange "biegen", bis "nichts mehr geht"? Es geht bei einer Scheidung/Trennung meistens nicht ums Aufgeben, sondern ums Erkennen, wann Schluss ist. Durchhalten um jeden Preis? Ich denke nicht. Es könnte für die Kinder viel besser sein, wenn die Eltern einen sinnvollen Schlussstrich ziehen, statt unbedingt ein Familienleben vorzutäuschen, also "das Bild nach aussen schoen schick machen" oder sich selbst zu betrügen.^^


Awww, ich glaub da hab ich mich missverstaendlich ausgedrueckt. Ich meinte nicht, dass die Scheidung auf biegen und brechen hinausgeschoben werden soll. Was die Entscheidung der Trennung zw der Eltern anbelangt, dass muessen die schon fuer sich entscheiden. Was ich damit meinte ich, dass die dem Kind nicht beibringen sollen oder es als Erziehung so rueberbringen sollen, dass beim kleinsten Gegenwind alles hingeworfen wird. Man muss sich schon bemuehen um ein Problem aus der Welt zu schaffen. ;>
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